Wir haben es mit einer Comicfigur im Anime-Stil zu tun. Luce ist ein kleines Mädchen mit blauen Haaren, sie trägt eine gelbe Regenjacke, schlammige Stiefel (“schmutzig von der weiten Reise”, wie es heißt) und einen Wanderstab. Ihre großen Augen wirken glasig-alkoholisiert oder wie unter Tränen. Dieser Effekt rührt daher, daß auf manchen Bildern unterhalb der „Pupillen“ ein Emblem eingeführt wurde – eine Art Jakobsmuschel?
Kreiert wurde „Luce“ im Auftrag des Vatikans vom 47jährigen italienischen Popkünstler Simone Legno. Er hatte zuvor etliche Produkte für die Schwulenstolz-Bewegung entworfen und unter anderem eine Sexspielzeug-Linie “künstlerisch” begleitet.
„Luce“ wurde Ende Oktober 2024 von Erzbischof Fisichella „enthüllt“. Er sagte, daß Luce von dem Wunsch der katholischen Kirche inspiriert wurde, “sogar in der Popkultur zu leben, die von unserer Jugend so geliebt wird”.
Nun wird es bekanntlich immer peinlich, wenn Progressisten innerhalb einer eigentlich konservativen Institution mit “peppigen” Ideen um die Ecke kommen. Beispiele sind die CDU-Wahlwerbungskondome (“sicher l(i)eben”) und das jüngste Filmchen des FDP- Fraktionsgeschäftsführers Christian Dürr (Achtung, nichts für sensible Gemüter!).
Es paßt mit “Luce” also wieder einmal alles zusammen, und man könnte darüber den Mantel des Schweigens ausbreiten. Wir wissen ja, wie sehr die Kirche „des Westens“ in ihrer Form als Ecclesia militans auf den Hund gekommen ist. (Als ich Kubitschek von diesem Animefigürchen erzählte und den Namen korrekt, “Lutsche”, aussprach, brach er in Lachen aus: „Pädomäßiger geht es wohl nicht!“ – „Nein! Natürlich L‑U-C‑E geschrieben.“ – “Jaja, schon klar.”)
Das wirklich Komische an der Sache aber ist, daß nicht nur katholische Libkons, sondern auch Rechtskatholiken (diese Etiketten mögen ungenau sein) diese Figur ernsthaft feiern:
Den Auftakt machte der Philosoph Sebastian Ostritsch in der katholischen Tagespost. Ostritsch ist fraglos ein kluger Mann mit Durchblick, aber hier schwärmte er tatsächlich von der „niedlichen Figur“ und ihrer „unglaublichen Meme-Fähigkeit“.
„Damit gewinnen wir den Meme-War“, frohlockte auch Lukas Steinwandter, Chefredakteur des christlich-konservativen Magazins Corrigenda auf Twitter. Damit wollte er auch auf einen längeren Text aufmerksam machen, den ein sechzigjähriger Theologe für „Corrigenda“ verfaßt hat.
Der Mann freut sich sehr über die „putzige kleine Gestalt“ mit den „Kulleraugen“ und weist Kritik an dem Maskottchen zurück. Christliche Kultur stünde eben schon „immer im Wechselspiel verschiedenster Einflüsse”. Daß man einen Gay-Pride-Designer mit der Erschaffung der Figur beauftragt hatte – nun ja, Künstler entsprächen eben „nicht immer gesellschaftlichen Konventionen“, und große Meister wie Carlo Gesualda und Caravaggio, die mit ihren Werken zur Verherrlichung Gottes begetragen haben, seien bekanntlich auch Sünder gewesen.
„Luce“ entspräche dem, was die moderne katholische Kirche mit Beginn des Zweiten Vatikanischen Konzils als „Aggiornamento“ (etwa: „Anpassung an die heutige Zeit“) angestrebt habe:
Innerhalb kurzer Zeit wurde Luce zum Meme und ging viral. Zahllose Beispiele von Fanart fluteten die sozialen Netzwerke, von X bis TikTok hunderttausendfach geliked.
Peinlich genug, daß „hunderttausendfache Likes“ einem Theologen Genugtuung spenden, es kommt noch besser: Man findet „Luce“ natürlich längst hundertfach transponiert in die Cosplayer-Szene, und zwar in deren nicht jugendfreiem Bereich: Junge Huren mit Luce-Frisur, geschminkten „Kulleraugen“ und Rosenkranz – mit lasziv geöffnetem Luce-Regenmantel und nichts als nackter Haut darunter.
Daß Manga/Anime das limbische System von Pädophilen triggert, sollte als alter Hut gelten. Die Verbindung zwischen Kindchenschema und Pädohirn ist mittlerweile wissenschaftlich erforscht.
Steinwandter wunderte sich (auf Twitter) über mein Kopfschütteln gegen „Luce“ und fragte interessiert, wie Martin Lichtmesz das denn sähe. Von ihm kamen nur Hohn und Spott:
Ich frage mich die ganze Zeit, wo die Spanische Inquisition steckt, wenn man sie mal wieder braucht.
Ein gebuertiger Hesse
"Beispiele sind die CDU-Wahlwerbungskondome (“sicher l(i)eben”) und das jüngste Filmchen des FDP- Fraktionsgeschäftsführers Christian Dürr (Achtung, nichts für sensible Gemüter!)."
Was ist nun schlimmer, Lutsche oder Dürr? Das ist hier die Frage.
Straight out of hell, dieses Zeug.