Zu einigen Gründen:
Jede geschichtliche Darstellung folgt – mindestens pädagogisch – dem Bedürfnis nach politischer Einordnung und moralischer Wertung, mit Blick auf die DDR geschieht dies jedoch in besonderer Unmittelbarkeit, weil die DDR-Geschichte nach wie vor, sogar gesteigert und emotionalisiert, das Selbstverständnis der aus der Wiedervereinigung hervorgegangenen Berliner Republik betrifft.
Obgleich seit bald vierzig Jahren vergangen, die Zeitspanne ihrer eigenen Existenz, scheint die historische DDR gerade mehr denn je zum Politikum zu avancieren.
Das führt zu Verkürzungen und Projektionen wie zu Verklärungen und Romantisierungen. In der politischen Bildung wird mit Blick auf das untergegangene Land meist dem verengten Anspruch gefolgt, Diktaturgeschichte erklären zu wollen. Der Osten soll als kontaminiert gezeigt werden, um so ein Narrativ für den dortigen Erfolg der AfD zu entwickeln.
Je spürbarer die Rest-Demokratie in Turbulenzen gerät, umso dringlicher bedarf sie offenbar eines didaktisch motivierten Diktaturvergleichs, für den einerseits die Geschichte des Nationalsozialismus, andererseits jene der DDR das Material liefern soll, mit dem Ziel sogenannter Demokratiebildung – an Kontrastbeispielen.
Der Blick politischer Deutungsbehörden auf die DDR ist also per se ein nicht nur kritischer, sondern primär negativer. Selbst wenn man das gutheißt, erwächst daraus ein Problem, insbesondere gegenüber jungen Adressaten, die im Unterricht vertretene Vorstellungen mit dem vergleichen, was über ihre Elternhäuser und Lebensumwelt tradiert wird.
Selbst wenn die DDR nach demokratischen Maßstäben als Unrechtsstaat zu gelten hat, empfinden dies ihre Zeitgenossen als Abwertung, sogar kurzschlüssig als Diskreditierung ihrer persönlichen Lebensleistung – und verweigern sich gekränkt Interpretationen, selbst wenn die unabweisbar richtig sein mögen.
Für die Vermittlung der DDR-Geschichte erscheint die Darstellung ihres komplexen geschichtlichen und politischen Bedingungsgefüges besonders anspruchsvoll. So ist sie etwa ohne ihre Staatsideologie, eine heutigen Schülern höchst befremdlich erscheinende Variante des stalinisierten Marxismus-Leninismus, ebenso wenig zu verstehen wie ohne Kenntnisse zur Geschichte der Arbeiterbewegung, insbesondere ihres auf die kommunistische Partei bzw. die SED zulaufenden Zweiges.
Beides jedoch, Marxismus-Leninismus und Geschichte der Arbeiterbewegung, gehört nicht mehr zum Erfahrungsraum der gegenwärtigen Schülerschaft, so wie ihr gleichfalls die staatsozialistische Produktionsweise mit all ihren Auswirkungen auf Arbeitswelt, Konsumverhalten und Lebensweise fremd sein dürfte. Ansonsten wäre sogar mit Gewinn zu fragen, woraus, historisch teils nachvollziehbar und guten Gründen folgend, überhaupt das Bedürfnis entstand, eine solche Produktionsweise zu etablieren – zumal mit dem Ergebnis ihres Scheiterns.
Die DDR begann eher als problematische Utopie denn als bewußt geplantes Unrecht. Philosophisch angeschaut ist jedoch gerade die Utopie das Problem. Anschließend durchaus an das Erbe der Aufklärung, wollte die DDR „volksbildend“ und moralisch in mancherlei Hinsicht das Beste (Man vergegenwärtige sich Bertolt Brechts „Kinderhymne“.), konnte dies jedoch mit ihren Mitteln und Herrschaftsmethoden und in ungünstigen Rahmenbedingungen gerade nicht erreichen. Andererseits ist sogar die Frage relevant, worum manch Entscheidendes zeitweise nicht nur trotzdem funktionierte, sondern sogar als sinngebend und inspirierend empfunden wurde.
Ferner dürfte die Geschichte der die DDR dominierenden Sowjetunion Schülern ebenso schwer faßlich sein wie die Hintergrundstrahlung des Kalten Krieges mit seiner um die Supermächte herum erfolgenden Blockbildung in einer heute gleichfalls kaum mehr vorstellbaren bipolaren Welt.
Ohne ein Grundverständnis für dieses längst zusammengebrochene politische Gravitationsfeld ist die Gründung der DDR jedoch so unverständlich wie die vier Jahrzehnte ihrer eigenwilligen Geschichte.
Pointiert formuliert: Selbst Stoffeinheiten zur älteren Geschichte dürfte Lehrer geschichtsdidaktisch vor weniger Herausforderungen stellen als eine gründliche Vermittlung zur DDR. Sie liegt zeitlich noch so nah, wie sie wiederum Nachgeborenen bereits fremd bleiben dürfte, vermutlich gar fremder als Themen aus Mittelalter und Neuzeit.
Daß die DDR-Geschichte wohl oder übel also ein terra incognita ist und so zu einem Projektionsraum wird, ermöglicht umso mehr Mythen und Fehlinterpretationen, allerdings nicht nur auf Seiten der Schüler und Studenten, sondern ebenso ihrer Lehrer, die sich freilich auf wissenschaftliche Autoritätsbeweise berufen werden. Nur folgen geschichtswissenschaftliche Erkenntnisse und mehr noch politisch diktierte Unterrichtsziele gleichfalls zweifelhaft subjektiven Widerspieglungen.
Bisher scheint sich der Geschichtsunterricht zur DDR auf Phänomene zu beschränken, die, ziemlich isoliert, von ihrer bloßen Erscheinung her beschrieben werden: vorzugsweise SED-Diktatur bzw. Unrechtsstaat, Unfreiheit, Mauer und Stasi, Indoktrinierung und Bevormundung, Versorgungsprobleme, bürgerbewegter Widerstand. – Nur kennzeichnete die DDR nun mal entschieden mehr als die Verengungen auf einerseits den 17. Juni 1953 und andererseits das Stasi-Gefängnis in Berlin-Hohenschönhausen.
Bleiben die oben erwähnten Beziehungsgefüge und kausalen Zusammenhänge unberücksichtigt, so finden sich Land und Leute – wiederum verkürzt – als Fälle einer politischen Pathologie dargestellt, die spontan eingetreten wäre, insofern unterstellt wird, daß Machthaber und willfährige Anpasser nicht über die persönliche Reife oder die ethische Kompetenz verfügt hätten, aus sich heraus „gute Demokraten“ zu werden.
Es wird zuweilen der Eindruck erweckt, dies wäre mit nur richtigem Nachdenken, gesteigerter politischer Reife und mutigem Engagement doch möglich gewesen – so „zivilcouragiert“ wie heute, da sich jeder gratismutig als guter Demokrat bezeichnen kann, allerdings nun mal in einer Demokratie, die die DDR eben nicht sein konnte. Mit dem Wort Zivilcourage wird dort ein allzu leichter Umgang gepflegt, wo sie risikofrei möglich ist und juristischen Schutz genießt. Das war so in der DDR nicht der Fall.
Vielmehr als auf solche Kurzschlüssigkeiten käme es, schwierigerweise anspruchsvoll, darauf an, Ursachen aufzuzeigen, die aus der DDR eine Art verwachsenes Kind des Kalten Krieges werden und den eigenwilligen Typus des „gelernten DDR-Bürgers“ entstehen ließen, der sich vom „homo sovieticus“ zwar unterschied, aber ähnlichen Prägungen folgte.
Der Kalte Krieg scheint bislang allzu wenig in Analysen der deutsch-deutschen Frage einbezogen, da nach Maßgabe der Deutungsbehörden politischer Bildung gelten mag: Auf der einen Seite die reifen Demokraten West, auf der anderen – abgesehen von auffallend wenigen Oppositionellen – die politisch Defekten Ost, deformiert in einem System, das besser nicht gewesen wäre und dann der Chronik eines angekündigten Todes folgte.
Würden der Kalte Krieg und die Rolle seiner Supermächte genauer einbezogen, so sollte das jedoch weder die Schuld der Herrschenden relativieren noch die Dramatik der besonderen Konflikte dämpfen, in denen DDR-Bürger bestanden oder scheiterten. Selbstverständlich oblag ihnen die Verantwortung für ihr Handeln, nur ist ihr Dasein mit dem Leben in freiheitlich-demokratischer Grundordnung nicht simpel zu vergleichen.
Wenngleich Geschichte insbesondere für einen wertebildenden Unterricht hauptsächlich als politische Geschichte aufgefaßt wird, darf darüber nicht vergessen werden, inwiefern Geistes- und Alltagsgeschichte sowie das Erlebnis zeitgenössischer Kunst und Literatur – einschließlich Rockmusik und Subkultur – die qualifizierte Kenntnis der Abläufe vervollständigen oder wenigstens illustrieren.
Mindestens die in die DDR Hineingeborenen waren für deren staatliche Gestalt nicht verantwortlich. Zu zeigen, wie sie sich dazu verhielten und welche – teils fragwürdigen, teils couragierten – Konsequenzen sie daraus zogen, erscheint besonders wertvoll, weil sich heutige Heranwachsende damit vergleichen könnten. Der Vergleich damaliger mit heutigen existentiellen Konflikten Jugendlicher ermöglichte eine gründlichere Auseinandersetzung als die bloße Erzeugung emotionaler Betroffenheit in Anschauung von Extremen wie Schießbefehl oder Stasigewalt.
Zu bedenken ist:
Klischees, Mythenbildungen und Fehlinterpretationen entstehen – ganz abgesehen von der Frage, wer nun je letztgültig darüber befinden könnte – nicht nur „von unten“, also etwa frustrationsbedingt im ostdeutschen Alltag, nein, sie werden, auf freilich andere Weise, auch „von oben“ genährt, insofern die sogenannte politische Bildung ihren eigenen Zielstellungen folgt, so daß kritisch stets zu fragen wäre:
Wer regiert politisch welche Auffassungen und Zuschreibungen? Inwiefern sind sie gegebenenfalls sogar mit Gewinn zu vergleichen – mit dem Ziel, sich einer möglichst realistischen und damit differenzierten Erkenntnis zu nähern.
Insbesondere Repressionsorgane, u. a. das Ministerium für Staatssicherheit oder die Grenztruppen der DDR, werden eher in der Draufsicht oder aus der Perspektive von Opfern vermittelt. Richtig so. Allerdings lohnte der Mut, sie gleichfalls von innen zu zeigen, indem nach ihrem problematischen Selbstverständnis gefragt würde, so daß man den Motiven oder Zwängen der Täter näherkäme und solcherart sogar eine übergreifende ethisch-moralische oder gar anthropologische Problematisierung anstoßen könnte.
Das „So war es!“ ist interessant zu behandeln, wäre aber zu erweitern um das „Wie kam es dazu?“ Weshalb ließen sich Menschen darauf ein, selbst um den Preis, schuldig zu werden? Was bewegte wiederum andere, sich mutig gerade nicht darauf einzulassen? Welchen Narrativen und Motiven folgen DDR-Bekenner einerseits, DDR-Kritiker andererseits? In welcher Weise veränderte und differenzierte sich das Frauenbild? Wie standen Frauen verschiedener Herkunft und sozialer Zugehörigkeit der SED-Herrschaft gegenüber? Welche genaue Rolle spielten die Kirchen?
Die tiefgründige Beschäftigung mit der Anatomie einer Diktatur mag sogar zur kritischen Widerspieglung des eigenen Selbst ermutigen, indem dessen dunkle Seite angeschaut wird, ausgelöst von der sich unwillkürlich erhebenden Frage:
Wie hätte ich mich selbst damals unter solchen Umständen verhalten? Wie verhielte ich mich heute, gelangte ich je in eine Position, die mir Machtausübung über andere erlaubte? Demokratie ist ja immerhin Herrschaft und übt – auch heute – Gewalt gegenüber Andersdenkenden aus, die sich auf Rechtsstaatlichkeit verlassen sollen. Unter anderem gegenwärtige Berufsverbote sind dafür nur ein eindrucksvolles Beispiel.
Der Beginn der DDR wie ihr Ende hingen weniger intern von den Bürgern ihres Territoriums ab als von externer Beeinflussung. So, wie die SBZ maßgeblich von der Siegermacht Sowjetunion zur DDR gewandelt wurde, begann der Weg in die vermeintliche Freiheit weniger über eine tatsächliche Revolution, so angenehm dieser Gedanke heute auch erscheinen mag, sondern vielmehr mit einer Implosion, die dadurch eintrat, daß wiederum die Sowjetunion auf ihre Einflußzone DDR verzichtete.
Die SED konnte das von ihr auf dem VIII. Parteitag 1971 gegebene Versprechen, das materielle und kulturelle Lebensniveau der Menschen zu heben, immer weniger einlösen. Während der Westen, als die Bedingungen nach dem OPEC-Ölpreisschock von 1973 schwieriger wurden, konsequent ökonomisch auf die Marktgesetze und die Eigenverantwortung der Einzelnen verwies, Einschnitte also rechtfertigen konnte, stand der SED keine Argumentation mehr zur Verfügung. Sie war mit ihren sozialistischen Verheißungen gescheitert. So blieb ihr nur der politmoralistische Impetus, die DDR gehöre zur besseren Seite der Welt, am Erfolg nur durch Bedrohungen und Blockaden gehindert.
Daß das Land schließlich mehr noch als an seiner ökonomischer Fehlstellung an ideologischen Lebenslügen zugrunde ging, zudem kühl im Stich gelassen durch Gorbatschows Sowjetunion, schmälert weniger die Verdienste der kleinen Bürgerbewegung, als es das Klischee relativiert, die DDR-Bürgern hätten sich ohne den beginnenden Zusammenbruch der UdSSR – beispielsweise in der „Heldenstadt“ Leipzig – ihre „Freiheit erkämpft“.
Die eigentliche Wucht kritischen Bürgersinns setzte erst ein, als das Regime spürbar und absehbar fiel. Als Zäsur dafür kann der späte Nachmittag des 9. Oktober 1989 in Leipzig gelten – im Moment der Akzeptanz der Erklärung der Leipziger Sechs um Kurt Masur.
Insbesondere die betont kritische Auseinandersetzung mit gängigen Phrasen und Legenden, ihr offensives Hinterfragen und Relativieren erscheint mindestens für den Geschichtsunterricht der Oberstufe produktiv, wenngleich dabei nachvollziehbar Empfindlichkeiten und Enttäuschungen zu erwarten sind – wie immer, wenn allzu gängige Selbstverständnisse und Legendenbildungen in Frage gestellt werden.
Daß namentlich aber Zeitzeugenschaft Objektivität in der Widerspieglung des Vergangenen erwarten läßt, erscheint naiv. Im Gegenteil: Zeitzeugen vermitteln sogar in ganz direktem Maße höchste Subjektivität, insofern sich für nahezu jede Ausdeutung Zeitzeugen aufrufen ließen. Quellenkritik ist leichter behauptet als differenziert betrieben.
Im naheliegenden Beispiel:
In der letzten Phase des Kalten Krieges, von 1982 bis 1985, absolvierte ich meinen dreijährigen Wehrdienst in einer „grenzsichernden“ Einheit der Grenztruppen der DDR. Auch als „Kommandeur Sicherungsabschnitt“ und als „Grenzaufklärer“ handelnd, verantwortete ich also, damals achtzehn- bis einundzwanzigjährig, ganz unmittelbar das Grenzregime mit, auch in riskanten Lagen.
Meine Erfahrungen stehen in wesentlichen Teilen Darstellungen entgegen, wie sie sich in der Gedenkstättenarbeit und in den Lehrbüchern finden. Der innere Konflikt von Angehörigen der Grenztruppen etwa wird nirgendwo gezeigt, auch nicht die Tatsache, daß für sie eher der Militärstaatsanwalt als der „Grenzverletzer“ ein Problem war.
Obwohl unmittelbar und langfristig Zeitzeuge, würde meine Zeitzeugenschaft – wenigstens in Teilen – als mißdienlich im Sinne politisch festgelegter Bildungsziele angesehen werden. Gleiches gilt übrigens für meine unmittelbaren Wahrnehmungen zu den Wendeereignissen in Leipzig von Sommer 1989 bis Herbst 1990.
Um Mißverständen vorzubeugen: Mir ginge es – aus eigener Zeitzeugenschaft heraus – nicht um eine Umwertung grundsätzlich richtiger Bewertungen, wohl aber um notwendige Erweiterungen im Sinne umfassenderer und multiperspektivischer Betrachtung.
Wesentlich zu zeigen wäre ferner, mit welchen spezifisch sachlichen wie psychologischen Schwierigkeiten einstige DDR-Bürger nach der Wiedervereinigung zu ringen hatten. Von tiefgreifenden Traumata zu sprechen ist angemessen. Viele einstige DDR-Bürger fühlten sich nicht nur zurückgesetzt, sondern sahen ihr Lebenswerk abgewertet, beileibe nicht nur solche, die als „Täter“ zu identifizieren wären, sondern Angehöriger aller Berufsgruppen und Schichten.
Die gegenwärtig allzu schnell behaupteten Demokratiedefizite Ost dürften eher von Brüchen der Post-DDR-Ära, also innerhalb der Nachwendezeit, verursacht sein als von Prägungen unter der SED-Herrschaft.
Sich darauf beziehende neuere Publikationen wie von Dirk Oschmann und Katja Hoyer mögen gleichfalls eigenen Brechungen folgen, erweitern das Spektrum an DDR-Darstellungen jedoch endlich entscheidend. Daß diese Veröffentlichungen – wie andere Publikationen ebenso – als Legitimationen von Wahrnehmungen und Meinungen herangezogen werden, gehört zu den Herausforderungen geschichtsorientierter Kommunikation.
Am wichtigsten erscheint es mir, dass im Bereich politische Bildung und Geschichte einer Tendenz entgegengewirkt wird, die kritische Urteilskraft von bloßem Bekenntnis für oder gegen etwas ersetzt wissen will.
Grundsätzlich geht es um die so wesentliche, aber nirgendwo formulierte Frage, inwieweit die Geschichte, im besten Sinne instrumentalisiert, geeignet ist, quasi kathartisch Läuterungs- und Reifungsprozesse in Richtung des Absolventenbildes „guter Demokrat“ zu inspirieren und zu begleiten. Dies, meine ich, kann sie nur bedingt leisten. Zudem wird ein solches Ansinnen, trotz guten Willens, stets Abwehrreflexe hervorrufen.
Aktuell empfinde ich insbesondere das Feststellen gesellschaftlicher Kipppunkte als vergleichsrelevant: Sie stellen sich ein, sobald die ursprüngliche Identität einer Gemeinschaft, etwa einer Nation, sich verwässert.
Die Krise wird dann wesentlich durch eine Kommunikationsstörung zwischen Gruppen ausgelöst, so daß Subkulturen und Sonderkulturen entstehen, zwischen denen ein konstruktiver Austausch nicht mehr möglich erscheint.
Gerade die forcierte Ideologisierung im Sinne der Wiederholung immer gleicher Phrasen ließ – entgegen der politischen Absicht – die politischen Lebenslügen der DDR noch deutlicher zu Tage treten. Dies scheint mir gegenwärtig in ähnlicher Weise deutlich zu werden. Beunruhigend jedenfalls, wie die propagandistisch forcierte Selbstbeschwörung der Demokratie auf die Tiefe ihrer Krise hindeutet.
Oliver Weber dazu kürzlich in der FAZ:
Womöglich ist die Politik der gebrochenen Versprechen nun auch im Westen an ihr Ende gekommen: Vielleicht lassen sich keine Wahlen mehr mit der Botschaft gewinnen, dass man den Gürtel enger schnallen muss, weil die Kreditlinien ausgeschöpft und die Steuern zu hoch sind, um substanzielle Versprechen auf ein besseres Leben einzulösen. Doch was dann?
Diogenes
Das Licht erfährt keine Selbstkenntnis ohne Abwesenheit/Dunkelheit. Es kann die Art seines Wesens nicht verstehen, wenn es keine Widersache, keinen Widerstand, nichts, außer der eigenen Anwesenheit in der Ewigkeit gibt. So ist es auch mit unserer dt. Gesamtgeschichte bzw. dessen Verfremdung/Entfremdung bzw. (erzwungenermaßen) Übernahme der Kriegs- u. Nachkriegsnarrative in die Lehrmeinung. Erst dessen Abwesenheit und der Schatten der Besatzermächte aus West und Ost darüber fordern Jahrzehnte später die Selbsterkennung von uns Deutschen und damit unsere Wiedererfahrung als Wesenheit heraus! Jetzt, wo Überfremdung/Umvolkung zum metaphorischen Denken/Bauen von "Zwingburgen" führen müssen.