Deutscher Verlagspreis? Will ich nicht.

Das Magazin FREILICH hat sich die Preisträgerliste des zum siebten Mal ausgeschütteten Deutschen Verlagspreises vorgenommen und nachgeschaut, welchen Inhalten man da 80x 18000 Euro gönne. Herausgekommen ist erwartbar dies: Neben bemühten und rührenden Projekten haben auch Verlage Staatsgeld eingeheimst, die offen Antifa-Inhalte in Buchform transportieren.

Götz Kubitschek

Götz Kubitschek leitet den Verlag Antaios

Soll­te das ein Ende fin­den? Ja. Ist es von Rele­vanz? Jein. Soll­te man rech­te Ver­la­ge staat­lich för­dern? Nein. Das ist die Kurz­fas­sung mei­ner Ant­wor­ten auf FREI­LICH-Fra­gen. Hier ist die FREI­LICH-Recher­che, und unten ist die Lang­ver­si­on des Interviews:

– –

FREILICH: Herr Kubit­schek, wie bewer­ten Sie den Deut­schen Ver­lags­preis grund­sätz­lich? Ist er ein wich­ti­ges Signal für die Bran­che oder eher Symbolpolitik?

KUBITSCHEK: Mir per­sön­lich ist die­ser Preis egal, ich neh­me ihn kaum wahr. Das liegt zum einen dar­an, dass mein Ver­lag bis auf Wei­te­res kei­ner­lei Chan­ce hat, zu den „aus­ge­zeich­ne­ten“ Ver­la­gen zu gehö­ren. Zum ande­ren gießt die­se Gieß­kan­ne zu breit: 80 Prä­mi­en, 80 Güte­sie­gel? Das klingt nach För­der­an­trag, nach Coro­na-Bei­hil­fe, oder? Also: Der Deut­sche Ver­lags­preis ist nur inner­halb der Sze­ne und ein biss­chen im Feuil­le­ton ein The­ma. Er ist eine wei­te­re Infu­si­on für eine krän­keln­de Bran­che. Für den ein oder ande­ren Ver­lag mag es hübsch sein, mit einem zusätz­li­chen Sümm­chen in den Herbst zu gehen. Wer jedoch nur des­halb über­le­ben wür­de, ist sowie­so am Ende.

FREILICH: Der CDU-Kul­tur­staats­mi­nis­ter Wei­mer bezeich­ne­te die unab­hän­gi­gen Ver­la­ge als „Rück­grat unse­rer lite­ra­ri­schen Viel­falt“. Stim­men Sie dem zu oder hal­ten Sie das für Schönfärberei?

KUBITSCHEK: Irgend­et­was muss er ja sagen, um die­se „unab­hän­gi­gen“ Ver­la­ge und ihre Selbst­be­zeich­nung zu loben. Aber dem Herrn Wei­mer fällt ja nicht viel ein: „Viel­falt“ ist einer der tot­ge­quatsch­ten Begrif­fe unse­rer Zeit. Waren Sie zuletzt mal auf der Buch­mes­se in Frank­furt am Main oder Leip­zig? Die Viel­falt der Unab­hän­gi­gen ist gleich­för­mig, strom­li­ni­en­för­mig, selbst­ge­fäl­lig, und ohne die­se dut­zen­den För­der­töp­fe wäre die Hälf­te der Bücher und Ver­la­ge nicht vorhanden.

FREILICH: Wie sehen Sie die Rol­le des Staa­tes bei der För­de­rung von Ver­la­gen? Soll Kul­tur­po­li­tik neu­tral sein oder darf sie „poli­ti­sche Viel­falt“ auch aktiv steuern?

KUBITSCHEK: Es ist wie mit so vie­lem, das gut wäre, hät­te der Staat Qua­li­täts­maß­stä­be ober- und außer­halb von Par­tei- und Kli­en­tel­po­li­tik. Ich bin unbe­dingt für guten öffent­lich-recht­li­chen Rund­funk, denn der freie Markt wür­de Hoch­kul­tur zum eli­tä­ren Kon­sum machen und nicht in die Brei­te tra­gen. Aber in sei­nem der­zei­ti­gen Zustand ist, das muss ich nicht aus­füh­ren, der mit Zwangs­ge­büh­ren finan­zier­te Rund­funk eine okku­pier­te Ange­le­gen­heit. Das bedeu­tet: Der Staat soll­te Qua­li­tät för­dern, außer­dem welt­an­schau­lich und über­ge­ord­net das, was ihn und die Nati­on in ihrem Bestand stützt.

Auch an den Deut­schen Ver­lags­preis soll­ten die­se Maß­stä­be ange­legt wer­den: Aber unter sei­nen Preis­trä­gern fin­det sich eine Häu­fung von Ver­la­gen, die exakt in die Stoß­rich­tung des links-woken Gesell­schafts­um­baus pas­sen und sonst nicht beson­ders viel kön­nen, vor allem nicht gegen den Wind segeln. Die von Ihnen in Ihrer Recher­che her­aus­ge­ho­be­ne Edi­ti­on Nau­ti­lus bei­spiels­wei­se erhält, soweit ich das im raschen Durch­gang sah, zum drit­ten Mal in sie­ben Jah­ren 18 000 €. Ich bin mir sicher, dass außer­dem in die Hälf­te der Bücher die­ses Ver­lags bereits Über­set­zungs- und ande­re Publi­ka­ti­ons­för­de­run­gen geflos­sen sind. Berei­chert er die „poli­ti­sche Viel­falt“? Da fal­len mir ganz ande­re ein …

FREILICH: Wel­che Gefahr sehen Sie dar­in, dass sol­che Ver­la­ge mit „staat­li­chen Güte­sie­geln“ aus­ge­zeich­net werden?

KUBITSCHEK: Ach, wis­sen Sie: Gefahr ist ein viel zu gro­ßes Wort. Wenn man so etwas mor­gen streicht, was pas­siert dann? Es gibt ein paar Bücher weni­ger, die nie­mand braucht und die sowie­so kei­ne Wir­kung haben, wenn man davon absieht, dass ein paar Ver­lags­men­schen ihr Leben davon fris­ten. Es ist ein­fach so: Ein Milieu hat einen För­der­zir­kel kon­stru­iert und kreist um sich. Damit muss vor allem die­ser Zir­kel selbst zurecht­kom­men, also mit der Fra­ge: Tue ich irgend­et­was von Rele­vanz? Ich hal­te das alles also nicht für eine rie­si­ge Gefahr, son­dern für eine Ver­schwen­dung, die den lesen­den Teil eines gefähr­li­chen Milieus stützt. inso­fern: ein Unding!

FREILICH: Was bedeu­tet es für kon­ser­va­ti­ve oder patrio­ti­sche Ver­la­ge, wenn lin­ke Ver­la­ge staat­li­che Aus­zeich­nun­gen und Preis­gel­der erhal­ten, wäh­rend sie selbst häu­fig aus­ge­grenzt, igno­riert oder sogar kri­mi­na­li­siert werden?

KUBITSCHEK: Es bedeu­tet, dass bei uns, in unse­rer Sze­ne, der­zeit noch immer nur das­je­ni­ge erscheint und Bestand hat, was soli­de ist und Gegen­wind erträgt. Wir alle machen gute Bücher, müs­sen hart kal­ku­lie­ren, zit­tern ein wenig, wenn vol­le Palet­ten nach Wochen immer noch recht voll sind, und gera­ten in eupho­ri­sche Zustän­de, wenn plötz­lich Bewe­gung in den Bücher­berg kommt. Das ist bei mir bis heu­te so, nach fünf­und­zwan­zig Jah­ren noch immer: Genug­tu­ung dar­über und Stolz dar­auf, dass man nicht für die Katz arbeitete.

FREILICH: Wel­che Bot­schaft sen­det es an Autoren, Leser und die Gesell­schaft, wenn das Staats­mi­nis­te­ri­um für Kul­tur und Medi­en radi­ka­le, lin­ke Ver­la­ge auszeichnet?

KUBITSCHEK: Die Bot­schaft lau­tet: Die­se Leu­te sind ange­kom­men, das lin­ke Den­ken und Publi­zie­ren ist staat­lich geför­der­te Mit­te, der Anti­fa-Duk­tus ist Radi­kal­ver­ba­lis­mus, bezu­schuss­ter Über­trag vom Den­ken ins Han­deln, und die­ses Han­deln ist als Struk­tur zumin­dest in den USA gera­de kurz davor, als das ein­ge­stuft zu wer­den, was es ist: eine ter­ro­ris­ti­sche Vereinigung.

Wir spre­chen also über ein Milieu, das sich selbst für rele­vant und für die gro­ße Infra­ge­stel­lung der herr­schen­den Ver­hält­nis­se hält. Aber die Gret­chen­fra­ge war­tet abends nach dem ers­ten Schluck Wein auf ihre Pap­pen­hei­mer: Wie fühlt sich der Spa­gat an, wenn man sich selbst für radi­kal, revo­lu­tio­när und inde­pen­dent hält, aber von Staats­koh­le lebt?

FREILICH: Was bedeu­tet das für jun­ge Autoren, die jen­seits des lin­ken Main­streams schrei­ben? Müs­sen sie sich zwi­schen Anpas­sung und Aus­schluss entscheiden?

KUBITSCHEK: Wenn die­se Autoren Autoren sind, dann schrei­ben sie, was sie schrei­ben wol­len und müs­sen, also von innen her­aus schrei­ben müs­sen. Es gibt mitt­ler­wei­le genü­gend gute Ver­la­ge, die das mit mehr Aus­sicht auf Wahr­neh­mung und Rele­vanz ver­öf­fent­li­chen kön­nen als die­se lin­ken Buden. Und mein Rat ist sowie­so immer der: Wer Inter­es­se dar­an hat, die Gren­zen sei­ner Per­sön­lich­keit ken­nen­zu­ler­nen und ein Pro­fil zu ent­wi­ckeln, kan­ten­scharf, model­liert, der darf sich nicht in die lau­war­me Bade­wan­ne der För­der­sze­ne legen.

FREILICH: Glau­ben Sie, dass kon­ser­va­ti­ve und rech­te Ver­la­ge in Zukunft bes­se­re Chan­cen haben wer­den, sol­che Prei­se zu erhal­ten? Oder bleibt es ein Kampf gegen Windmühlen?

KUBITSCHEK: Ich will sol­che Prei­se nicht. Wer will schon ein Güte­sie­gel, das jedes Jahr an acht­zig Ver­la­ge ver­ge­ben wird? Mein Zer­ti­fi­kat sind aus­ver­kauf­te Titel, Leser­an­ru­fe, die nach ver­steck­ten Rest­ex­em­pla­ren fra­gen, empör­te Debat­ten, in denen gefragt wird, wie man es wagen kön­ne, so zu den­ken, Antritts­vor­le­sun­gen von Lite­ra­tur­pro­fes­so­ren, die Antai­os zum Gegen­stand haben, dem­nächst eine über­vol­le Bücher­mes­se in Hal­le, und so wei­ter. Mei­nen Sie, rech­te Ver­la­ge wären so, wie sie sind, wenn jedes Jahr der Kul­tur­staats­mi­nis­ter mit einer Lohn­tü­te vorbeikäme?

FREILICH: Wenn der Staat Kul­tur för­dern soll: Was wären in Ihren Augen sinn­vol­le Kri­te­ri­en? Qua­li­tät? Tra­di­ti­ons­pfle­ge? Markt­stär­ke? Oder soll­te Kul­tur auch einen Bei­trag zur natio­na­len Iden­ti­tät leis­ten? Sie spra­chen bereits davon, dass staat­li­che För­de­rung das stüt­zen müs­se, „was die Nati­on im Bestand trägt“. Kön­nen Sie das bit­te ausführen?

KUBITSCHEK: Immer muss die Qua­li­tät aus­schlag­ge­bend sein. Ich will das mal am Bei­spiel von Hör­spie­len zei­gen, bin ja ein pas­sio­nier­ter Hör­spiel-Hörer, Hör­buch auch, aber noch lie­ber eben die Über­tra­gung eines Romans in eine Art Hör­thea­ter. Aus der ARD-Media­thek, also finan­ziert mit Zwangs­ge­büh­ren, hör­te ich zuletzt in zwölf Tei­len „Früch­te des Zorns“ von John Stein­beck und „Unter­leu­ten“ von Julie Zeh. Bei­de Pro­duk­tio­nen sind erst­klas­sig, wirk­lich her­aus­ra­gend, und dafür sind Staats­gel­der gut angelegt.

Eben­so ist es nach wie vor mög­lich, im Leip­zi­ger Gewand­haus als Stu­dent ein Sin­fo­nie-Kon­zert zu besu­chen, denn die Kar­te ist erschwing­lich. Und auch der För­de­rung von Über­set­zun­gen und Illus­trie­run­gen guter Bücher kann ich viel abge­win­nen. Das alles berei­chert die Kul­tur, das kul­tu­rel­le Leben unse­rer Nati­on, und trägt Kön­nen und Hoch­kul­tur in die Brei­te. Für alles das und für noch viel mehr aus die­sem Bereich wäre Geld genug vor­han­den, wenn ich etwas zu sagen hätte.

Aber Les­ben sind die bes­se­ren Väter, Nau­ti­lus 2025 oder der Anti­fa-Kalen­der 2026, Unrast 2025  – die­se Bücher dür­fen nicht geför­dert wer­den. Sie haben sich am Markt zu bewäh­ren, punk­tum, und ich bin mir sicher, daß das vie­le ech­te Kön­ner und Künst­ler ins­ge­heim auch so sehen.

FREILICH: Sie sag­ten, dass Antai­os ohne­hin kei­ne Chan­ce habe. Wor­an liegt das Ihrer Mei­nung nach? An poli­ti­schen Vor­ur­tei­len, Aus­schluss­me­cha­nis­men oder einer geziel­ten Kul­tur­po­li­tik gegen kon­ser­va­ti­ve Verlage?

KUBITSCHEK: Antai­os hat kei­ne Chan­ce, weil Antai­os wirk­lich unab­hän­gig, nicht bloß Atti­tü­de ist, son­dern eine ech­te Herausforderung.

FREILICH: Wenn Sie die Jury direkt adres­sie­ren könn­ten, was wür­den Sie den Preis­ver­ge­bern ins Stamm­buch schreiben?

KUBITSCHEK: Wir brau­chen euch nicht.

Götz Kubitschek

Götz Kubitschek leitet den Verlag Antaios

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Kommentare (29)

Laurenz

5. Oktober 2025 09:52

Ein Jahr (2017) war ich auf Kandishügels Hatebook. Man lernt da durchaus illustre Gestalten kennen. ZB kleine Hobby-Verlage, die (100en Hobby-Roman-Autoren eine Plattform bieten, ihre Bücher kostengünstig (die Autoren tragen alle Kosten selbst) publizieren zu können. Es gibt halt gefühlt mehr Autoren als Leser. Autoren, die sich kümmern, tragen mit Lesungen in Altersheimen & ähnlichen Einrichtungen etwas Verantwortliches bei. Aber die Kosten solcher Lesungen (Anreise, vielleicht sogar Übernachtung) überschreitet den Ertrag an verkauften Büchern bei solchen Veranstaltungen. Warum soll der Staat überhaupt Bücher finanzieren, die niemand lesen will? Superstruct Entertainment (veranstaltet das Wacken-Festival) unterstützt die Gemeinde Wacken & nicht umgekehrt. Als ich in jungen Jahren ein Independent-Label fand, daß an den Produktions-Kosten meiner Rock-CD fast pleite gegangen wäre, wurden die Produktionen der Jazzer, diese Griffbrett-Onanisten wollte so gut wie niemand hören, aus dem Kultur-Etat der Stadt Frankfurt bezahlt, weil damals die Freundin vom SPD-Glotz Kulturdezernentin in Frankfurt war & Jazz mochte. Der Staat soll das Geld der Bürger den Bürgern lassen, dann können diese selbst über ihre Kultur bestimmen.

RMH

5. Oktober 2025 11:48

Der unabhängige Standpunkt ist konsequent. Diese Konsequenz hat eine minimale Delle bekommen durch diesen Satz:
"Das liegt zum einen daran, dass mein Verlag bis auf Weiteres keinerlei Chance hat, zu den „ausgezeichneten“ Verlagen zu gehören."
Dies nur als kleine Auffälligkeit. Die Verlags- Zeitschriften- Printförderung sollte mit dem niedrigeren Umsatzsteuersatz von 7% zu recht kommen. Dieser hat den Vorteil, dass er wirklich neutral alle Verlagshäuser bedient. Alles darüber hinaus, trägt das Hautgout des "Wer zahlt, schafft an ..." 
Man bekommt auch als Kunde bei Antaios das gute Gefühl, wenn man hier etwas kauft, dann ist das staatsfrei, von Persönlichkeiten in ihrer freien, unternehmerischen Entscheidung ins Programm genommen und nicht, um hier oder da noch etwas abzugreifen. Dafür an dieser Stelle ganz klar noch einmal Danke für die 25 Jahre zum Glück erfolgreichen Unternehmertums.
PS: Die als Preisträger zu findenden, erzlinken Verlage haben früher immerhin einen mit Quellentexten jenseits des klassischen Marxismus bedienen können, ich müsste jetzt nachsehen, aber ich denke, dass einige Bücher von Kropotkin, Emma Goldman u.a, die ich in meinem Fundus habe, von Nautilus etc. sind.
PPS: Kubitschek als Befürworter eines ÖRR! Na das sollte jetzt aber bei X "trenden" ... Aber ohne Idealismus wird man auch kein Verleger.

Majestyk

5. Oktober 2025 13:50

Der Staat sollte gar keine Verlage staatlich fördern, auch keine anderweitigen Medien, erst recht nicht die Presse, insofern diese frei und unabhängig sein soll. Gleichfalls sollte dieser von den Westalliierten gegründete ÖRR nicht dank Gesetz mit Zwangsgebühren finanziert werden. Brot und Fleisch sind wichtiger als Rundfunk, trotzdem kommt keiner auf die Idee, Bäcker und Metzger staatlich zu subventionieren. 

Laurenz

5. Oktober 2025 15:12

@RMH ... „ausgezeichnete“ Verlage ... denke, GK meint hier weniger das Geld & mehr die Auszeichnung als solche. Ich denke, in solch einem Umfeld als Verlag zu überleben, bedeutet schon den Ritterschlag ... Öffentlich-Rechtlicher Schundfunk ... funktioniert nicht. Angenommen, man reduzierte den ÖRS auf Phoenix & ARTE. Dann ist der ÖRS in 30 Jahren wieder so gigantisch & destruktiv, wie heute, weil kein Politiker der Versuchung widerstehen könnte, auf Zwangs-Steuer-/Beitragszahlers Kosten die eigene Promo radikal auszudehnen.

ede

5. Oktober 2025 17:35

Interessantes Thema, sollte Kultur mit Steuergeld gefördert werden. 
Das hat mich schon in meiner Jugend beschäftigt, als ich mich, im Einklang mit meinen Altersgenossen und gegen den Willen der DDR Kulturbonzen, ausschließlich für amerikanisch/englische Popmusik interessiert habe.
Ich erinnere mich, 1 bis 2 Großzirkusse oder Opernhäuser etc., die schon vor 50 Jahren nicht von Eintrittsgeldern leben konnten, für förderwürdig zu halten. Also so in Richtung Denkmalerhalt.
Im Grundsatz denke ich wohl noch immer so. Kubitschecks Gedanken dazu teile ich praktisch völlig, denn, Hörspiel und klassische Konzerte für Studenten, Museen, intellektuell anspruchsvolles TV etc., was ist es sonst, wenn nicht eine Form von Denkmalschutz?
Auch ein Kubitschek als AfD Rundfunk Intendant würde wohl seine Literatursendung auf 23 Uhr legen. Oder? 

Beta Jas

5. Oktober 2025 19:36

Ein "tot gequatschte Begriff", gut gesagt, was aber auch für den Begriff  "unabhängig" gilt. Wer ist in Wahrheit unabhängig?! Der Verlag Antaios hängt von seinen Leserinnen und Leser ab und andere Verlage haben eine Abhängigkeit von der Leserschaft. Wenn damit gemeint ist, dass man nicht von jemand drittes abhängig ist, gut dann kann man das betonen. 
Die Thematik erinnert mich an die Meldung vor Jahren, dass ein Verlag eines alt 68ers bankrott ging, weil der Verlag keine Bestellungen mehr von Bibliotheken bekam. Wenn der ganze Betrieb seine Verlages "Stromfeld" von Bestellungen von Bibliotheken abhing oder hauptsächlich getragen wurde, Frage ich mich, wie viele "freie" Leser und Bestseller der Verlag überhaupt hatte.
https://www.deutschlandfunkkultur.de/fehlende-bestellungen-stroemfeld-verlag-meldet-insolvenz-an-100.html

psychonaut17

5. Oktober 2025 22:26

Endlich mal hier ein Plädoyer FÜR den ÖRR. 
Der Deutschlandfunk ist trotz allem immer noch mein Lieblingssender.
Warum hat man eigentlich nicht statt der Kulturwellen (HR2, SWR2 etc.) die ganzen Popwellen (die eigentlich austauschbar sind) zusammengelegt ? 

Laurenz

6. Oktober 2025 02:13

@Psychonaut17 ... es ist nichts dagegen einzuwenden, daß Sie den Deutschlandfunk mögen. Entscheidend ist dann, daß Sie & Ihresgleichen, wie private Werbeträger, den Sender alleine finanzieren. Sie besitzen, neben Ihrer persönlichen legitimen Investition, kein Argument, warum der Deutschlandfunk zwangsfinanziert werden muß. Wie der Teilnehmer @Majestyk schreibt, was ist denn mit den Öffentlich-Rechtlichen Staatsmetzgern? Die fände ich klasse, vor allem dann, wenn sie Fränkische Leberwurst im Angebot haben, kulturell mit Prädikat "wertvoll". @Ede ... wer Theater (zB Gerd Buurmann von der Achse), Sinfonie, Oper will/liebt, soll es bezahlen. Wenn ich mich recht erinnere, ließ die lokale Sparkasse Pavarotti mal in den 90ern in Wiesbaden an der Frischluft singen. Da kostete die Karte 500 Deutschmark, war ausverkauft. Kultur, die staatliche Unterstützung braucht, ist nicht existent. Um Leuten, wie EK (+ Rasselbande) gerecht zu werden, kann man Kinderreiche unterstützen, aber doch nicht die Produktion selbst. Theo Müller oder Susanne Klatten können sich 5 Orchester leisten. Das sind doch auch jene, die in Bayreuth aufschlagen. Warum finanziert der Staat Bayreuth? Wer Wagner leibhaftig will, soll Wagner leibhaftig bezahlen. Ludwig II von Bayern bezahlte die Nummer auch selbst.

kommentar kubitschek:
ich stelle diesen kommentar mal frei, obwohl ich ihn für lä+cherlich flach halte. ist der "markt" jetzt alles, ja?

RMH

6. Oktober 2025 08:32

"Der Verlag Antaios hängt von seinen Leserinnen und Leser ab und andere Verlage haben eine Abhängigkeit von der Leserschaft. Wenn damit gemeint ist, dass man nicht von jemand drittes abhängig ist, gut dann kann man das betonen." @Beta Jas, in dieser Branche muss man das betonen. Wobei es natürlich richtig ist, dass in unserem die Subventioneritis hass-liebenden, Schwerpunkt leider eher auf liebenden, Land sehr viele Branchen, auch außerhalb der Kulturszene nicht mehr in der Reinform von Unternehmer-Kundenbeziehung arbeiten.
@Majestyk spricht einen Kernpunkt an. Warum solte vermeintliche "Qualität", "Hochkultur" auf Kosten der Allgemeinheit mitfinanziert werden, wenn sich diese "Qualität" am Markt nicht in der Breite behaupten kann? Es kommt bei dieser Betrachtung dann immer noch der "Klassenstandpunkt" hinzu. Warum die Kultur von "Eliten" subventionieren, die eigentlich auch mehr bezahlen können, aber die breite Masse bezahlt für ihre Freizeitvergnügen fast alles direkt (indirekte Subventionen durch Kosten von Sicherheitskräften etc. einmal ausgenommen). @Edes Einwand, dass dies Denkmalschutz ist, geht in die richtige Richtung, aber auch "neue" Qualität muss entstehen können (gefördert??).
@psychonaut17, in Bayern lebend empfinde ich Bayern 2 klar besser oder besser "weniger schlecht". DFF war früher wirklich ein Maßstab, aber heutzutage ...

Le Chasseur

6. Oktober 2025 09:25

Mit dem ÖRR verhält es sich so wie mit der Demokratie, die bekanntlich die schlechteste aller Staatsformen ist, abgesehen von all den anderen, die von Zeit zu Zeit ausprobiert wurden. Gäbe es kein öffentlich-rechtliches Fernsehen, dann befänden sich alle TV-Sender in der Hand einiger weniger Superreicher, genauso wie die Social Media-Plattformen Facebook, Twitter und TikTok. Ein Multimilliardär kann natürlich theoretisch das Allgemeinwohl im Auge haben und dafür sorgen, dass auf seinem Sender ein ausgewogenes, auf Fakten basierendes Meinungsspektrum präsentiert wird - es nur eben sehr unwahrscheinlich.
Das der deutsche ÖRR in seiner jetzigen Form reformiert und auf Normalmaß zurechtgestutzt werden muss, steht außer Frage. Wenn ich mich allerdings für einen einzigen Sender entscheiden müsste, dann fiele meine Wahl sicherlich nicht auf einen Privatsender. Denn dort ist meiner Ansicht nach nicht nur das Informationsangebot, sondern auch das Unterhaltungsangebot unter aller Kanone.

Laurenz

6. Oktober 2025 09:38

@GK ... Ich nehme Ihnen Ihre Meinung nicht übel & denke, ich verstehe auch Ihre Kritik daran. Aber den Terminus "Kultur" als Markt zu bezeichnen, ist schon problematisch, oder? Ich zäume das Pferd jetzt mal von vorne auf. Aus I. Hand weiß ich, die wenigsten Vereine (egal, ob Sport, Heimat, Karneval, Theater, etc.) sind noch in der Lage sich selbst zu unterhalten. Die meisten benötigen finanzielle Mittel, Zuschüsse der Öffentlichen Hand, was alle Vereinsmeier in die politische Abhängigkeit derer bringt, welche die öffentlichen Gelder "verwalten". Wäre das auch so, wenn die Steuerschulden der Bürger bei max. 15% & inkl. Sozialversicherungsbeiträge bei 20% liegen würden? Wer bestimmt, welche kulturelle Aktivität subventioniert wird & welche nicht? Es ist ja nicht das Geld der Stadtkämmerer, welches hier ausgegeben wird, sondern das Geld der Bürger, von denen viele zB das Orchester des Hessischen Rundfunks https://www.hr-sinfonieorchester.de/orchester/musiker/index.html finanzieren müssen, ohne es jemals zu konsumieren. Ich kann Ihnen hier nur wenig optimale Lösungsansätze anbieten, aber so, wie es ist, taugt es nichts.

RMH

6. Oktober 2025 10:23

Im Zusammenhang mit der hier eröffneten Diskussion kann einmal wieder an Horkheimer/Adornos "Dialektik der Aufklärung" und das dort recht zentrale Thema der "Kulturindustrie" erinnert werden. Eine grundlegend rechte Rezension - und damit auch ein stückweit Vereinnahmung dieses Werks (aus meiner Sicht gut möglich) - steht noch aus.
Unabhängig von der "Kulturindustrie": Wie entstand denn vieles der sog. Hochkultur? Reiche Herrscher/Menschen bildeten damit ihr Pfauenrad, ihre Machtrepräsentation und schuffen damit die Lebensgrundlage für eben auch geniale Künstler. Es ist ein Zeichen von Wohlstand. Das Mäzenatentum gibt es nach wie vor. Bei uns können sich zu viele Wohlhabende hinter falschen, pseudo-asketischen Tugenden verbergen und schlechten Geschmack als "Ich kommme von unten, habe es mir erarbeitet" rechtfertigen und zudem, wie bei allen anderen Dingen, die der Staat so gerne an sich genommen hat, sagen, ist alles mit meinen Steuern bezahlt und eingepreist, warum sollte ich beim jungen Künstler xy etwas kaufen, auch wenn es mir evtl. sogar selber gefällt? Wenn bspw Industrielle früher Kunst gesammelt haben und diese Kunst dann in Stiftungen der Allgemeinheit zugänglich gemacht haben, dann kam sehr oft der linke Einwand "alles von "unserem Geld" bezahlt". Kurzum, das Thema ist enorm vielschichtig.

karl theodor

6. Oktober 2025 10:50

@Laurenz, "Wer Wagner leibhaftig will, soll Wagner leibhaftig bezahlen. Ludwig II von Bayern bezahlte die Nummer auch selbst." Dem ersten Satz stimme ich zu, beim zweiten Satz habe ich meine Zweifel. Ludwig II hat ein total verschuldetes Bayern,  hinterlassen. Er ließ sich auch die Zustimmung  zur Gründung des Deutschen Kaiserreiches durch Bismarck abkaufen.

ofeliaa

6. Oktober 2025 11:53

Somit würden dann, wenn man den ÖR selbst finanzieren müsste, weniger gut situierte Menschen (deren Kinder inkludiert) weniger bis gar keinen Zugang zu Kultur und Bildung haben. Der ÖR dient im besten Fall genau wie öffentliche Bäder und Bibliotheken dem Allgemeinwohl. Deswegen muss ein sagen wir mal anständiger Mensch schon verstehen, wieso ein ÖR nicht per se schlecht ist. Ich bin nun bei Folge 7/12 von Unterleuten. 

Beta Jas

6. Oktober 2025 14:01

@Laurenz Staatlicher Rundfunk ("ÖRR") auflösen? Vielleicht sollte auch der Staat privatisiert werden und jeder bekommt Aktien an der AG Deutschland. Alles macht der Markt und wir sind nur noch Kundinnen und Kunden. Glaube die "Schattenmachers" fabulieren gerne von der Idee.
Das Problem ist vielmehr dass einige glauben dass der öffentlich-rechtliche Rundfunk ihr "Privateigentum" ist! Sie glauben auch Preise und "Förderungen" vergeben zu könnenum die Kulturhegemonie zu verteidigen und weiter zu festigen. Akteure aus den etablierten Parteien agieren in den Stellen dieses Staates und profitieren von Defekten in der Demokratie. Daher wäre es schön, wenn die AFD gemeinsam mit einer CDU eines Tages dafür sorgt, dass es anders wird.

fw87

6. Oktober 2025 14:24

Ein sehr gutes Interview! Tatsächlich könnte ein öffentlich-rechtlicher Rundfunk viel dazu beitragen, ein positives Geschichtsbild und Nationalbewusstsein zu vermitteln. Auch familiäre und religiöse Werte könnte man mit dem nötigen Fingerspitzengefühl fördern. Der ÖRR ist somit ein hocheffektives politisches Instrument, das man nicht einfach aus der Hand geben sollte. Es wäre jedenfalls politisch extrem unklug.
Allerdings sollte m.E. der positven Bewusstseinsbildung durch die Medien, ein anderer Schritt vorausgehen, nämlich die bewusste Pluralisierung des ÖRR. Will heißen, die verschiedenen politischen Strömungen arbeiten dann unter den gleichen Rahmenbedingungen. Der ÖRR bietet nur die Plattform und wirkt ausgleichend-moderierend, nicht wertend. Ich bin sicher, dass in einem solchen "herrschaftsfreien Diskurs" das Links-Woke ziemlich rasch in der Versenkung verschwinden würde. Denn es hält sich ja derzeit vor allem durch das Ausspielen der Machtkarte am Leben. Rechte Positionen würden sich hingegen klar durchsetzen, so meine Vermutung. Wenn wir eine rechte Kulturrevolution wollen, ist es wichtig, dass die entsprechenden Ideen vom Volk freiwillig angenommen werden, nicht durch irgendwelche Manipulationen. Denn es soll ja nachhaltig sein. Würde diese Akzeptanz durch eine faire Durchsetzung im öffentlichen Diksurs geschaffen, wäre das sicher ein guter Anfang.

Majestyk

6. Oktober 2025 14:46

@ RMH:
1/2
Mir geht es gar nicht darum, daß gar keine Kultur finanziert wird. Kulturdenkmäler bspw. erhalten sich schwerlich von selbst. Sinnvoller wäre immer eher kommunale, dezentrale Förderung und ehe man hinterher fördert, streicht man vorher lieber Steuern. Konkret bezog ich mich aber auf den ÖRR. Egal was Gerichte sagen, die Beitragspflicht ist ein Vertrag zu Lasten Dritter. Die angebliche Unabhängigkeit des Rundfunks ist doch eine Scheinkonstruktion. Warum sitzen in den Rundfunkräten Partei-, Kirchen- und sonstige Funktionäre und keine gewählten, unabhängigen Bürger? Wenn ich als Beispiel eine Theaterlandschaft habe, die nahezu ausschließlich über öffentliche Gelder finanziert wird, brauche ich mich doch nicht über staatliche Einflußnahme wundern. Wenn dann der Staat derzeit Klima, Vielfalt oder Kampf gegen Rechts fördert, steht auf dem Theaterspielplan eben Klima, Vielfalt oder Kampf gegen Rechts. Wer die Musik bezahlt bestimmt was sie spielt. Selbst wenn die Rechnung mit dem Geld anderer Leute bezahlt wird. Laurenz hat doch völlig recht, erst all die Abhängigkeiten liefern doch den Unterbau jener "Zivilgesellschaft". Will ich diese aufbrechen, ist die Finanzierung der Schlüssel.

Majestyk

6. Oktober 2025 14:58

@ RMH:
2/2
Es stimmt auch nicht, daß der Rundfunk erst vor einigen Jahren gekippt ist. Der WDR war z.B. bereits in den 70ern regelrechter Rotfunk. Wer Interesse hat, stöbere mal in alten Videos und schaue wie gerade der WDR gegen Strauß agitierte oder wie manipulativ dessen Kinderprogramm schon damals war. Auch wenn ich mit folgendem Hinweis wieder anecke. Schaut mit den Augen von heute mal Schimanski. Da wurde bereits "geframed" was das Zeug hielt, "arme Ausländer, böse reiche, deutsche Männer".. Nur vor 30 oder 40 Jahren hat sich die Mehrheit nicht daran gestört, da war die Diskrepanz zwischen Realität und medialer Berichterstattung noch nicht derart sichtbar. Im Rückblick kann man aber schon die Anfänge erkennen. Wer glaubt der ÖRR könne reformiert werden, gibt sich Illusionen hin. Derartige Strukturen kann man nur einreißen und falls gewollt neu aufbauen. Ich wüßte aber keinen nachvollziehbaren Grund, warum Rundfunkbeiträge nicht auf Freiwilligkeit beruhen können. Ist das Programm gut, verkauft es sich von selbst. Und der erwähnte Bäcker wird ja auch nicht per Brötchenzwangsabo finanziert. Den hat man ja auch nicht als systemrelevant eingestuft. Den ÖRR sehr wohl, warum wohl?

Majestyk

6. Oktober 2025 15:28

@ Beta Jas:
"Daher wäre es schön, wenn die AFD gemeinsam mit einer CDU eines Tages dafür sorgt, dass es anders wird."
Das ist einer der naivsten Sätze, die ich hier je gelesen habe.
@ ofeliaa:
"Der ÖR dient im besten Fall genau wie öffentliche Bäder und Bibliotheken dem Allgemeinwohl."
Eben nicht. Weder hat Fernsehkonsum den Wert von Lesen oder der Fähigkeit schwimmen zu können, noch ist Fernsehen wirklich ein Kulturbetrieb. Was bitte haben Spielshows und Vorabendserien mit Kultur zu tun? Falls überhaupt kann Fernsehen Kultur lediglich ausstrahlen, das kann aber auch der Privatfunk oder Anbieter im Netz. Schauen Sie sich mal Zeitgeschichte in Bild und Ton auf YT an und vergleichen das mit der Gehirnwäsche beim ÖRR. Wachsen nach Ihrer Logik in Ländern ohne Staatsfunk Kinder etwa ohne Kultur auf? Ihre Argumentation krankt doch schon daran, daß es längst eine ganz andere Bandbreite an Medien gibt, die komplett frei zugänglich sind. Die letzte spannende und nicht manipulierende Dokumentarreihe, die ich im Fernsehen geschaut habe, war "Mein Traum vom Himalaya" und die lief bei Servus TV. Ihr könnt Euren ÖRR ja behalten, ich sehe nur nicht ein, warum ich mich daran beteiligen soll, der sich seit 25 Jahren eine eigene Mediathek aufgebaut hat. Wenn mich das zu einem unanständigen Menschen macht, soll mir das auch recht sein.

RMH

6. Oktober 2025 15:42

@karl theodor, sorry for klugschiss, aber Ludwig II griff nicht direkt in die bayerischen Staatskassen. Er finanzierte das Ganze zum großen Teil aus dem Privatvermögen (gute Frage: was ist bei einem König schon Privatvermögen?), der sog.  pivaten Kabinettskasse und der sog. Zivilliste. Die meisten Bauten waren auch erst nach 1870/71 fertig. Evtl. waren die 30 Mio Gulden, die Bayern für die Teilnahme am verlorenen 1866er Krieg als Entschädigung an Preußen zahlen musste, für den bayerischen Staat ein größerer Schaden (zumindest langfristig). Als König Ludwig II dann 1886 entmündigt wurde, hatte er - ich habs nicht genau geprüft, also Achtung, gefährliches Halbwissen - wohl eher Schulden beim Staat, als der Staat Schulden durch ihn. Wie auch immer: Es bleibt am Ende das saloppe Klassenressentiment, dass Bonzen ihre Kultur subventioniert bekommen und der "Arbeiter" seine Kultur, Fußball etc. nicht. Bei den Festspielen in Bayreuth hatte Wagner dereinst übrigens selber nicht gewollt, dass es eine reine haute volée Veranstaltung wird, er wollte alle Stände ansprechen und es ist mit seiner komplexeren Stiftungsstruktur mit angeschlossenen Förderkreisen, die viel privates Geld reinbringen, etc. sicher auch kein Beispiel in Reinkultur für die oben genannte These. 

Majestyk

6. Oktober 2025 16:53

@ RMH:
"Es kommt bei dieser Betrachtung dann immer noch der "Klassenstandpunkt" hinzu."
Was wollen Sie eigentlich bei mir immer mit dem "Klassenstandpunkt"? Nicht böse gemeint. Ich kenne niemanden "meiner" Klasse, der ansatzweise so argumentiert wie ich, zumindest nicht in Deutschland. Jene Arbeiterklasse ist auch längst nicht mehr existent bzw. überwiegend nicht mehr deutsch (vor allem im Westen), auch wenn das hier keiner hören will. Ich höre sogar sehr gerne klassische Musik, mag auch Opern, anders als Laurenz auch Swing oder Blues, gehe überhaupt nicht gerne ins Fußballstadion und habe auch kein Abo eines Sportkanals. Ich äußere mich zwar nie zu literarischen Themen, aber ein Blick auf meine Bücherwände würde den einen oder anderen Teilnehmer überraschen und was im Regal landet ist auch gelesen.
Es geht mir auch nicht ums Geld an sich, ich argumentiere nicht aus Geiz. Erstens geht es ums Prinzip. In einer angeblichen Demokratie kann man auch Pflicht-/Zwangsabgaben verhandeln, vor allem, wenn längst neue Medien erfunden wurden, aber vor allem sollte doch die politische Situation Anlaß genug geben, sich auch mal von rechts zu hinterfragen, ob ein Beharren auf derartige Strukturen strategisch der richtige Weg ist. Moralisierende Abwertung der ÖRR-Kritiker (damit meine ich nicht Sie) ist wenig zielführend. Das sollte man doch den Restles und Reschkes dieser Republik überlassen.

Majestyk

6. Oktober 2025 19:08

@ RMH:
Fußball war mal Arbeiter- und Männersport. Beides hat sich radikal verändert. Bei den "Ultras finden sich kaum noch Arbeiter. Welcher Arbeiter kann denn unter der Woche mal eben so zum Auswärtsspiel nach Mailand fliegen? Subventioniert wird Fußball, wie auch anderer Profisport sehr wohl. Eigentlich müßte gerade die Querverbindung Politik - Wirtschaft - Fußball mal intensiv untersucht werden. Sport als Manipulationswaffe. Der Ball muß rollen, auch und gerade während Corona, wo alle anderen zu Hause bleiben mußten. Der Steuerzahlerbund schätzte schon vor 10 Jahren, daß der 1.FCK eine Dekade lang mit über 120 Mio subventioniert wurde. Beim Fußball reden wir über Milliarden, dagegen sind die Millionen für Sinfonieorchester oder Opernhäuser Peanuts. Gut, die Elbphilharmonie verschlang fast eine Milliarde. Aber weiß man wirklich wo das Geld gelandet ist? Längst sind Sportstätten zu Kathedralen geworden, zum Schaden des Sports und der Allgemeinheit. Ohne Bürgschaften dank Steuerzahler würden Alemannie Aachen oder Schalke 04 heute auf irgend einem Bolzplatz kicken. 
 

Majestyk

6. Oktober 2025 19:11

@ fw87:
"Der ÖRR ist somit ein hocheffektives politisches Instrument, das man nicht einfach aus der Hand geben sollte."
versus
"Wenn wir eine rechte Kulturrevolution wollen, ist es wichtig, dass die entsprechenden Ideen vom Volk freiwillig angenommen werden, nicht durch irgendwelche Manipulationen."
Wenn Veränderungen durch freien Willen erfolgen sollen, braucht es dafür kein politisches Instrument, welches man vom politischen Gegner übernehmen will und dessen rechtliche Struktur darauf basiert, daß man kein Recht auf Wahlfreiheit anerkennt. Gerade visuelle Medien sind immer "manipulativ", was schon an der Art liegt wie das menschliche Gehirn Bilder verarbeitet. Genau deswegen unterliegt Rundfunk ja dem Rundfunkrecht und eben nicht dem Presserecht. Aber selbst die im Fernsehen halten sich ja für Presse und kennen nicht einmal den Unterschied. 

RMH

6. Oktober 2025 19:21

@Majestyk, ich sehe Sie auch nicht als Klassenkämpfer, nur passen manche ihrer Argumentationsstränge gut in das Thema Klassen & Klassenbewusstsein. Was ja beileibe kein Fehler ist. Wenn es etwas mehr "Klassenbewußtsein" gäbe & gerade in D sich endlich auch mal alle in die Klasse einsortieren, in der sie sich auch tatsächlich befinden & nicht nur in ihrer Einbildung, dann könnte es einer der Punkte sein, die mit zu einem Umdenken in breiteren Bevökerungsschichten führen könnten. In D will doch keiner ernsthaft mehr "Arbeiter" sein, also ist er mindestens Facharbeiter mit Zusatzqualifikation. Akademiker, obwohl von Form, Qualität, Inhalten & Bezahlung der Arbeit längst akademisches Proletariat, also Arbeiterklasse, denken immer noch, sie seien eine andere Klasse. Und, was das schlimme gerade in D ist, insgeheim damit verbunden immer auch, sie seien etwas "besseres", die patriachalisch Duzi Duzi Charity sich erlauben können. Das sind dann aber auch diese "gutbürgerlichen Kreise", die zur Quadratur ihrer eigenen Lebenslügen/Heuchelei, sich stets global, links-grün & woke geben & gerne subventionierte Kultur als Statussymbol konsumieren. Spätestens bei der eigenen Steuererklärung sind sie dann wieder Egoisten. Kognitive Dissonanz aller Orten, die zu keiner "Aufklärung" führt - und zu keiner Lösung.

Kurativ

6. Oktober 2025 21:07

"nius" berichtete, dass auch ein marxistischer namens "Manifest Verlag" gefördert wird. Die verkaufen u.a. verherrlichende Plakate von Massenmördern, wie Lenin und Trotzky. Wenn das der Verfassungsschutz erfährt...

Beta Jas

7. Oktober 2025 06:20

@Majestyk Naiv? Ihre Antwort offenbart eine Geisteshaltung die man gerne den Rechten vorwirft, auf ihre Art später Autoritär und somit verlogen zusein. Sie gehen also davon aus bzw. wünschen sich das, das es irgendwann eine AfD-Parteidiktatur gibt? Das wird es sicher nicht geben.
Die SPD ist heute das, was sie ist, weil die Grünen sie dorthin auch verstärkt gedreht haben. Die CDU ist dabei auch unter dem Einfluss linksextremer Ideologie geraten, die halt so "einfach" ohne eigene Schmerzen umzusetzen ist. So sollte es auch mit einer CDU wieder in die andere Richtung gehen können, Voraussetzung wäre aber eine Änderung des Bewusstseins der Gesellschaft. Ihre Antwort offenbart aber auch was anderes, dass viele in Wahrheit gar keine Veränderung wollen. Deshalb diese destruktiv falschen Analysen und Wertungen über das erreichen des Ziels, natürlich mit einem großen Schuss herablassender Arroganz. Naiv? Nein, ich hoffe bloß nur nicht von einem Krah-Virus irgendwann befallen zu werden.

Majestyk

7. Oktober 2025 11:21

@ Beta Jas:
"Sie gehen also davon aus bzw. wünschen sich das, das es irgendwann eine AfD-Parteidiktatur gibt?"
Bevor Sie weiter hyperventilieren, lesen Sie Ihren Kommentar und meine Replik noch einmal ganz in Ruhe. Vielleicht fällt Ihnen auf, was ich als naiv bezeichnet haben könnte. 
Erstens bin ich nicht autoritär, zweitens nach hiesiger Defintion nicht einmal rechts. IMit Ihrer Analyse über dei Schieflage von SPD und CDU liegen Sie übrigens komplett daneben, ist aber ein anderes Thema. 

Majestyk

7. Oktober 2025 13:29

@ RMH - 6. Oktober 2025 19:21:
Volle Zustimmung und sehr gut mit spitzer Feder geschrieben. Toll.

peregrinus

31. Oktober 2025 21:19

Nein, wie Benedikt Kaiser schon anmerkte, hat die CDU 5 von 7 Jahrzehnten regiert. Die muß weg. Was Deutschlandfunk betrifft, so ist das Niveau schon deswegen gesunken, weil hier nun Jungspunde am Werk sind. Ich verstehe zwar nicht -- und fand keine Erklärung -- wieso Lehnert, Kubitschek und Kaiser sich für diese unsägliche Sendung "Deutsches Denken" hergaben, merke hier daher nur an, daß dieser Beitrag historisch von Seiten Dradios   falsch und tendenziös war. Außerdem ist es unseriös zu sage, daß eine Aussage Mohlers Hielscher "auf die Palme brachte". Das geht hier nicht, ist nicht seriös.