Singularität und Holocaust

Geschichtspolitisch ist die Lage unübersichtlich geworden. Während die Dritte Welt um ihren Platz in die Opferhierarchie kämpft (und dabei keinesfalls hinter den Juden landen möchte), wird hierzulande immer wieder das Stöckchen „Singulariät“ hingehalten, über das man (in dem Fall Ulrich Siegmund) springen muß.

Erik Lehnert

Erik Lehnert ist promovierter Philosoph.

Für die Welt ist „die Sache inhalt­lich eigent­lich geklärt“. „Eigent­lich“ bedeu­tet zwar immer, daß eine Sache eben nicht voll­stän­dig geklärt ist, davon läßt sich die Welt aber nicht beirren:

Der Holo­caust ist und bleibt ein sin­gu­lä­res Mensch­heits­ver­bre­chen, und das noch mehr für uns Deut­sche. Der mil­lio­nen­fa­che, indus­tri­el­le Mord an den Juden kennt kei­nen Vergleich.

Über der­ar­ti­gen seman­ti­schen und logi­schen Unsinn hat sei­ner­zeit (2007 in der Zeit­schrift Mer­kur) Egon Flaig das Not­wen­di­ge gesagt:

Rein logisch ist alles Exis­tie­ren­de sin­gu­lär, weil die Bedin­gun­gen des Exis­tie­rens für zwei Din­ge unmög­lich die­sel­ben sein kön­nen, ja weil die­se Bedin­gun­gen sich für ein und das­sel­be Ding bereits geän­dert haben, wäh­rend ich die­sen Satz schrei­be. Doch wenn ich wis­sen will, in wel­cher Hin­sicht etwas sin­gu­lär ist, dann kom­me ich nicht umhin zu ver­glei­chen. Wer wird bestrei­ten, daß das War­schau­er Ghet­to ‚sin­gu­lär‘ war? Aber jede ein­zel­ne Krank­heit mei­nes Groß­va­ters war es eben­so. Sogar der Rotz in mei­nem Taschen­tuch ist singulär.

„Sin­gu­la­ri­tät“ ist also kei­ne his­to­ri­sche, son­dern eine zivil­re­li­giö­se Kate­go­rie, was deren Ver­tre­ter in lich­ten Momen­ten auch zuge­ben. Inso­fern paßt eine Neu­erschei­nung aus unver­däch­ti­ger Feder ganz gut, um die­sen media­len Sturm um eine wei­te­re Ebe­ne zu erweitern.

Denn der Phi­lo­soph Luca di Bla­si (geb. 1967) behaup­tet in sei­nem Buch Die Poli­tik der Schuld. Eine Durch­que­rung (Ber­lin: Matthes & Seitz 2025, 462 Sei­ten, 34 Euro) nicht weni­ger, als daß die Rech­ten die eigent­li­chen Pro­fi­teu­re der „Poli­tik der Schuld“ seien.

Das heißt: Irgend­wo muß etwas schief­ge­lau­fen sein. Denn ein Aspekt der Schuld­po­li­tik war (und ist!) jahr­zehn­te­lang, daß man mit ihrer Hil­fe die Wie­der­kehr der Rech­ten ver­hin­dern woll­te. Aus der Schuld lei­te­te sich ein „Nie Wie­der!“ ab, und die­ses rich­te­te sich als „Weh­ret den Anfän­gen“ gegen die ver­meint­li­chen rech­ten Wie­der­gän­ger der Täter. Aber: Die­se hei­le Welt hat die Mas­sen­ein­wan­de­rung zerstört.

Di Bla­si sieht das Pro­blem, daß die Poli­tik der Schuld in Deutsch­land an gewis­se Vor­aus­set­zun­gen geknüpft ist, die es Migran­ten, gera­de aus außer­eu­ro­päi­schen, isla­mi­schen Her­kunfts­län­dern schwer macht, sich dar­in zu inte­grie­ren. Da di Bla­si, unaus­ge­spro­chen, Deutsch­land in ein mul­ti­kul­tu­rel­les Sied­lungs­ge­biet umge­wan­delt sehen möch­te, kann er die Schuld für die­ses Pro­blem nur bei den Deut­schen fin­den, nicht bei den­je­ni­gen, die einwandern.

Unse­re Schuld besteht im Fest­hal­ten an der „Poli­tik der Schuld“. Denn die­se wei­se den Juden einen vor ande­ren her­aus­ge­ho­be­nen Opfer­sta­tus zu und impli­zie­re eine beson­de­re Ver­ant­wor­tung gegen­über dem Staat Isra­el. Das sei­en Din­ge, die man einem ara­bi­schen Migran­ten nicht zumu­ten kön­ne, weil deren kolo­nia­les Opfer nicht hin­rei­chend gewür­digt wür­de und Isra­el in ihren Augen Teil der kolo­nia­len Unter­drü­ckung durch den wei­ßen Mann ist.

Hin­zu kom­me erschwe­rend, daß Rechts­po­pu­lis­ten dadurch in der kom­for­ta­blen Lage sei­en, mus­li­mi­sche Ein­wan­de­rung mit dem Hin­weis auf deren Nicht­ak­zep­tanz der Schuld­po­li­tik abzu­leh­nen. Die Poli­tik der Schuld sei Grund­la­ge einer eth­no­zen­tris­ti­schen Identität.

In die­ser ver­zwick­ten Lage tut di Bla­si nicht das Nahe­lie­gen­de und appel­liert an die Deut­schen, sich end­lich von der Schuld frei­zu­ma­chen und selbst­be­wußt ihre Din­ge zu regeln. Im Gegen­teil: er sieht in der deut­schen Iden­ti­tät selbst das Pro­blem, die durch die Schuld am NS-Regime nicht etwa zer­stört, son­dern im Gegen­teil gefes­tigt wor­den sei.

In sei­nen Augen ist die Annah­me einer „deut­schen Schuld“ der Trick gewe­sen, mit dem „die“ Deut­schen ihre Volks­ge­mein­schaft über die Stun­de Null hin­über­ge­ret­tet haben. Um dafür den Nach­weis zu füh­ren, walzt er zunächst einen Gedan­ken von Paul Til­lich aus, der Luther für die Ent­ste­hung eines „trans­mo­ra­li­schen Gewis­sens“ ver­ant­wort­lich und dies bei Nietz­sche, Heid­eg­ger und der Psy­cho­ana­ly­se als Ent­kop­pe­lung von Moral und Gewis­sen (bzw. Schuld­be­wußt­sein) ding­fest mach­te. Durch die Amo­ra­li­sie­rung und Ent­theo­lo­gi­sie­rung von Schuld sei­en säku­la­re Schuld­po­li­ti­ken erst mög­lich geworden.

Als Quint­essenz nimmt Di Bla­si in den zwei­ten, his­to­ri­schen Teil sei­nes Buches die Erkennt­nis mit, daß Schuld gemein­schafts­stif­tend und exklu­siv sein kann. Ent­schei­dend sei his­to­risch der Über­gang von einer „kol­lu­si­ven“ Schuld­ge­mein­schaft, die auf einer unein­ge­stan­de­nen Schuld basiert, hin zu einer, die ihre Gemein­schaft aus dem Schuld­be­kennt­nis (kon­fes­sio­nal) selbst konstituiert.

Völ­kisch Den­ken­de hat­ten dem­nach nach 1945 nur zwei Mög­lich­kei­ten ihre Iden­ti­tät auf­recht­zu­er­hal­ten: Leug­nung der Schuld oder kol­lek­ti­ves Schuld­ein­ge­ständ­nis. Ers­te­res ist straf­be­wehrt, für letz­te­res sorg­te der Natio­nal­pro­tes­tan­tis­mus, dem damit bei der Bewah­rung der Iden­ti­tät eine wich­ti­ge Rol­le zukommt.

Inter­es­sant ist in der Dar­stel­lung di Blas­is, wie die Neu­en Lin­ken und die 1968er mit die­ser nega­ti­ven Iden­ti­täts­po­li­tik umge­gan­gen sind. Wal­ser habe die Iden­ti­tät gegen die durch die For­schung dro­hen­de Ent­so­li­da­ri­sie­rung mit den Tätern betont und eine Täter­volks­ge­mein­schaft konstituiert.

Die 68er stell­ten die Soli­da­ri­tät mit Isra­el in Fra­ge und ver­ab­schie­de­ten sich von der Väter­ge­nera­ti­on und damit von Nati­on und Schuld. Erst im Zuge des His­to­ri­ker­streits sei es gelun­gen, die 68er wie­der in die (jetzt) deut­sche Geständ­nis­ge­mein­schaft zu inte­grie­ren, weil Leug­nung der Schuld eine gemein­sa­me Abgren­zung not­wen­dig gemacht habe.

Die Wie­der­ver­ei­ni­gung schien das wie­der in Fra­ge zu stel­len, was mit der Sakra­li­sie­rung von Schuld, und damit dem Schuld­kult der Sin­gu­la­ri­tät beant­wor­tet wur­de. Bei di Bla­si wur­de in Deutsch­land die Erin­ne­rungs­ge­mein­schaft der Schuld durch die „erin­ne­rungs­po­li­ti­sche Quer­front“ von anti­deut­schen Lin­ken und Rechts­po­pu­lis­ten „zuneh­mend hegemonial“.

In wei­ten Tei­len deckt sich der Befund di Blas­is mit dem der IfS-Stu­die Mei­ne Ehre heißt Reue (2007), nur daß das Ziel der Argu­men­ta­ti­on ein ganz ande­res war. Der Schuld­stolz war dort die lebens­feind­li­che Kon­se­quenz aus der Nie­der­la­ge von 1945, bei di Bla­si ist natio­na­le Iden­ti­tät grund­sätz­lich eine frag­wür­di­ge, wenn nicht per­ver­se Angelegenheit.

Di Bla­si will die Schuld nicht leug­nen, die Schuld­po­li­tik nicht kom­plett ver­wer­fen, aber erhal­ten, wie sie ist, auch nicht, weil sie Ein­wan­de­rung erschwert. Durch die Auf­klä­rung über die theo­lo­gi­schen und natio­nal­pro­tes­tan­ti­schen Grund­la­gen der Schuld­po­li­tik will er zei­gen, daß Schuld nicht zwin­gend in eine natio­na­le Iden­ti­tät mün­den müs­se, son­dern auch als Mit­tel zur Auf­lö­sung jeg­li­cher natio­na­ler Gemein­schaft bei­tra­gen kön­ne. Wie das aus­se­hen soll, bleibt aller­dings völ­lig nebulös.

Um auf die Auf­re­gung rund um die Aus­sa­gen von Ulrich Sieg­mund zurück­zu­kom­men: Ganz offen­sicht­lich ist die Lage noch kom­ple­xer, als sich das der Welt-Autor Gor­don Repin­ski und der Phi­lo­soph Luca di Bla­si vor­stel­len kön­nen. Die „Poli­tik der Schuld“ und die „Sin­gu­la­ri­tät“ kön­nen für alle mög­li­chen Zwe­cke in Anspruch genom­men werden.

Man kann damit eben­so AfD-Poli­ti­ker dif­fa­mie­ren, wie Ein­wan­de­rung bekämp­fen. Doch unfrei­wil­lig wird hier zumin­dest eines deut­lich: Die „Poli­tik der Schuld“ kann nicht die Grund­la­ge der Zukunft unse­rer Nati­on sein, wenn man dar­un­ter die his­to­risch gewach­se­ne Schick­sals­ge­mein­schaft der Deut­schen ver­steht. Es ist ein hoff­nungs­vol­les Zei­chen, daß eine Gene­ra­ti­on poli­ti­sche ihre Stim­me erhebt, die in die­sen Kate­go­rien nicht mehr gefan­gen ist.

Erik Lehnert

Erik Lehnert ist promovierter Philosoph.

Nichts schreibt sich
von allein!

Das Blog der Zeitschrift Sezession ist die wichtigste rechtsintellektuelle Stimme im Netz. Es lebt vom Fleiß, von der Lesewut und von der Sprachkraft seiner Autoren. Wenn Sie diesen Federn Zeit und Ruhe verschaffen möchten, können Sie das mit einem Betrag Ihrer Wahl tun.

Sezession
DE58 8005 3762 1894 1405 98
NOLADE21HAL

Kommentare (62)

Martha

25. November 2025 19:35

Kann dem nur zustimmen. Da eine Diskussion über den Holocaust an sich unmöglich ist, sollte man sich auf die Einforderung der Meinungsfreiheit beschränken. Darüberhinaus kann man sich mit dem Phänomen Genozid grundsätzlich und weltweit beschäftigen. Beim Thymosmagazin ist dazu gerade ein Artikel online erschienen, der sich mit Armenien beschäftigt. Bekanntlich war der Genozid an den Armeniern der Anlaß für eine weltweit anerkannte Definition des Begriffes durch die UNO. 

RMH

25. November 2025 19:44

"Denn ein Aspekt der Schuldpolitik war (und ist!) jahrzehntelang, daß man mit ihrer Hilfe die Wiederkehr der Rechten verhindern wollte. Aus der Schuld leitete sich ein „Nie Wieder!“ ab, und dieses richtete sich als „Wehret den Anfängen“ gegen die vermeintlichen rechten Wiedergänger der Täter."
Die Betonung muss hier eindeutig auf dem Wort "vermeintlichen" liegen. Ich habe die Rechte in Deutschland & das, was man unter neue Rechte versteht, nie in der Tradition des NS & dessen Antisemitismus & Judenverfolgungs- & Vernichtungswahn gesehen, sie sind nicht mal ansatzweise vergleichbar (Rechte und NS). Und als Wiedergänger gleich gar nicht. Unabhängig davon war die Frage an Siegmund zwar anmaßend gegenüber jedem anderen Volk, jede andere Nation, seine Antwort darauf aber auch nicht besonders clever, was aber nachzulassen ist, da es eher menschlich ist, dass man nicht spontan die besten Antworten hat. Genau darauf legen es die "Frage-Steller" ja auch an. Dass sich da einer "entlarvt" etc. & das man ihn irgendwie vorführen kann. Ich habe es im Übrigen auch noch nie verstanden, warum man überall so eine Art Top 10 bilden muss & meint, Unvergleichbares einzordnen, vergleichen, kategorisieren und in eine Hierarchie bringen muss.

tearjerker

25. November 2025 19:47

Dass Abermillionen Deutsche und deren Anhang, die auf vielfältigste Art und Weise in den "sozialen" Organisationen die Einwanderung forcieren die Hauptprofiteure des Treibens sind, steht ausser Frage. Gleiches gilt für die Leute, die ihr Leben auf die Verfolgung von Verstoessen von Pg130 begruenden. Zusammengenommen dürften das weit mehr als die Hanseln sein, die damit grundsätzlich ein Problem haben. Der Rahmen für Debatten lässt sich auch ändern ohne die Debatte zu führen.

Majestyk

25. November 2025 20:17

"über das man (in dem Fall Ulrich Siegmund) springen muß."
Muß man doch nicht. Man kann auch konkret Gesprächsgrenzen ziehen oder noch besser solche Inquisitionssituationen besser ganz vermeiden. Ich finde zwar, daß Ulrich Siegmund klarer Punktsieger ist, aber in solchen Gesprächen wo eh nur Fallen gestellt werden überwiegen die Risiken klar die Gewinnchancen, zumal bei so einem Nischenformat (3.578 Aufrufe auf YouTube). Das ist Sparring unter Ausschluß der Öffentlichkeit, die nur davon erfährt, wenn der Vorgeführte stolpert. 

gluecklichetage

25. November 2025 22:30

Dank für den beitrag, Herr Lehnert, bin immer wieder überrascht, was Sie alles ausgraben, jetzt di Blasi (kannte ich nicht). Was den einwand von RMH betrifft, Siegmunds "Antwort" auf Repinskis 'Fangfrage' sei "nicht besonders clever" gewesen, möchte ich widersprechen. Auf die frage, ob der 'Holocaust' "das schlimmste Menschheitsverbrechen" sei, antwortet er: "Das maß ich mir nicht an zu bewerten, weil ich die gesamte Menschheit nicht aufarbeiten kann." (Er meint natürlich "die gesamte Menschheitsgeschichte", aber das nur nebenbei, aus dem kontext ist es verständlich). Vielleicht ist die antwort nicht "clever" im sinne von "taktisch schlau und gewandt", aber ich finde sie irgendwie unschlagbar und aus dem bauch heraus ehrlich - und somit tausendmal besser als "clever": er verweigert die über-position, die das ganze gequake von Singularität (mit großem S!) etc. ja voraussetzt, und die schon für sich genommen eine ungeheuerliche anmaßung ist: man spielt Gott. Und genau dieses spiel macht Siegmund nicht mit. Sympathischer kerl übrigens: wach, kraftvoll, fast jugendlich noch. Drücken wir ihm die daumen für die landtagswahl im nächsten jahr! 

donnerruf

26. November 2025 03:31

Die Singularität (Einmalig- und Einzigartigkeit) des Opfers leitet sich aus Hebräer 9 und 10 in Umkehrung der Aussage von Johannes 11 ab.
Hier die entsprechenden Zitate aus der Bibel: "... so ist auch Christus einmal geopfert worden, die Sünden vieler wegzunehmen; zum zweitenmal wird er nicht der Sünde wegen erscheinen, sondern denen, die auf ihn warten, zum Heil." (Hebr. 9: 28) "Dieser aber hat ein Opfer für die Sünden dargebracht, und sitzt nun für immer zur Rechten Gottes und wartet hinfort, bis seine Feinde zum Schemel seiner Füße gemacht werden. Denn mit einem Opfer hat er für immer die vollendet, die geheiligt werden." (Hebr. 10: 12-14) "Einer aber von ihnen, Kaiphas, der jenes Jahr Hoherprieser war, sprach zu ihnen: Ihr wißt nichts und überlegt auch nicht, daß es euch nützlicher ist, daß ein Mensch für das Volk sterbe und nicht die ganze Nation umkomme. Dies aber sagte er nicht aus sich selbst, sondern da er jenes Jahr Hoherpriester war, weissagte er, daß Jesus für die Nation sterben sollte; und nicht für die Nation allein, sondern daß er auch die zerstreuten Kinder Gottes in eins versammelte." (Joh. 11: 49-52)
Juden, die das einmalige und einzigartige Opfer Jesu für ihre Erlösung ablehnen, haben ihr gesamtes Volk an dessen Stelle gesetzt und gingen von ihrem Sterben als Opfer (Holocaust - das Wort gibt es etwa 200 Mal im Alten Testament) und Auferstehung in Form der Wiederherstellung des Staates Israel aus.

Friedrich Lagerfeld

26. November 2025 08:01

Für die Optimisten der industriell/kulturellen Moderne war "Der industrielle Massenmord der Nazis" tatsächlich ihr singulärer Tiefschlag ins Kontor.
In der "Dialektik der Aufklärung" machte man hierfür zeitnah eine "instrumentelle Vernunft" dingfest. Vermittels "institutionalisierter Herrschaft" seien alle Schrecken von gewöhnlicher "Klassenherrschaft" in den Schatten gestellt worden. "Das Gestell" schlug zurück, hätte man mit Heidegger ergänzen mögen.
Doch vor jeder kritischen Querverstrebung von allgemeinem Gestell und gewissen Institutionen stand und steht: auch so eine Brandmauer. Vielleicht sogar die eigentliche.
Die Westliche Hochkultur hätte solch' dem exterminatorischen Wüten seiner (für menschheitlich Höheres gesalbten) ultra-modernen industriellen Produktivkräfte doch entgegenstehen müssen.
Hat sie aber nicht. Und das ist "deren" (subjektiv-legitimes) Trauma, auf dessen universelle Vergesellschaftung in alle Ewigkeit sie bestehen. Vielleicht müssen - psychologisch.
 

Le Chasseur

26. November 2025 08:44

Sehe gerade, dass der Brandenburger BSW-Fraktionsvize Christian Dorst zurückgetreten wurde, weil er Siegmund beigesprungen ist.

Friedrich Lagerfeld

26. November 2025 08:52

„Politik der Schuld“ - als Pleite der speziellen deutschen Integrationswütigkeit.
Integration, in einen extra zu universeller Permissivität heruntergedampften Berliner Sühne-Liberalismus, scheitert ausgerechnet an dem bescheidenen Maximal-Anspuch der wiedergut gewordenen Deutschen. Nämlich sich im sittlichen Unterbietungsrennen (race to the bottom) eines selbstkritischen Westens (aka "strukturelles Weißsein") singulär die Platin-Medaille verdient zu haben.
Paradoxe superbia/Hybris - German Mad Pride. Dagegen klingt "Sündenstolz" doch so harmlos, wie wenn Prinz Karneval mal einen über den Durst getrunken hat.
 

Artabanus

26. November 2025 10:42

Die Hypothek des Schuldkultes ist ein wesentlicher Grund für das absehbare Scheitern der Berliner Republik. Man hat eine geradezu perverse Lust entwickelt sich in der Schuld zu suhlen, was zu einer ewigen Rückwärtsgewandtheit geführt hat. Ein solcher Staat kann auf Dauer nicht überleben. Der Begriff Singularität ist doch in erster Linie ein mathematischer Begriff. Diesen Begriff auf ein historisches Ereignis anzuwenden bedeutet dessen bewusste Mystifizierung. Genau wie eine Funktion bei der Singularität nicht definiert ist, so wird eine historische Einordnung des H. nicht zugelassen. Das Thema ist toxisch und sollte soweit wie möglich gemieden werden. Egal was man dazu sagt, es wird immer mehr schaden als nützen.

Dr Stoermer

26. November 2025 11:04

1/2
Der Hass auf das deutsche Volk ist eine so tiefschürfende Obsession, dass einige von ihm Befallene die entlarvende Lächerlichkeit ihrer Bemühungen, eine nächste, weiterhin den Deutschen zum Schaden gereichende Konstruktion zu ersinnen, gar nicht mehr interessiert, da sie im Glauben handeln, aufgrund ihrer Hoheit nicht am Kriterium der Lächerlichkeit gemessen zu werden. Wie anders soll man sonst die argumentativen Verrenkungen eines di Blasi einordnen, der krampfhaft versucht, den Zielkonflikt seiner Interessensgemeinschaft zu lösen? Deren Zielkonflikt lautet: Vernichte das Deutsche ohne es so zu vernichten, dass es sich nicht länger vernichten lässt. So wie ein perverser Tyrann stets darauf achten wird, dass sein Opfer auch morgen noch gefoltert werden kann, suchen sie ihr Optimum in einem Schwebezustand zwischen Auflösung und „Erhalt“ des deutschen Volkes, d.h. so dicht an der Auflösung wie möglich, ohne dass es ganz verschwindet. Denn dann wäre der Spaß vorbei. Kulturelles Waterboarding.
So galt zunächst klassische Sippenhaft. Alle mussten zahlen. Da war die Welt noch einfach. Keiner durfte seiner kollektiven Identität entkommen, alle mussten sich gegenseitig verachten, „an sich arbeiten““. In der nächsten Stufe durfte keiner etwas gegen die Auflösung der Sippe durch Hinzufügung Fremder einwenden. Tat auch kaum einer. War ja logisch.

Dr Stoermer

26. November 2025 11:06

2/2
Da die Fremden – ganz wie angestrebt – nicht die deutsche Kollektividentität annahmen, blühte der der Zielkonflikt zunächst in der Restsippe auf: Wie dem Schuldkult durch Aufnahme Fremder weiter dienen, wenn die Fremden da nicht nur nicht mitmachen, sondern - gemäß Zielsetzung – die eigene Schuldsippe dominieren? Man kann sich doch nur vor einem Herren bücken – was soll ein Schuldiger aus der Restsippe also tun, um weiterhin auch einem Di Blasio erträglich zu sein?
Hier nun di Blasis Lösung: Jetzt, Deutsche, hört endlich auf, Euch als Kollektivschuldsippe zu verstehen. Ich spreche Euch heute ein letztes Mal als Deutsche an, danach werdet Ihr wissen, dass Ihr gemeint seid, ohne dass ich Euch benenne. Denn Ihr seid die einzige Nichtsippe in einer Welt voller Sippen, die Ihr zu achten und vor Euch selbst zu bevorzugen habt.  Doch keine Angst, meinesgleichen steuert Euch einzeln durch den Sippenwald, damit Ihr nicht vergesst, Euch auch und zuerst vor mir zu bücken! Alles andere wäre Euer Ende, dann ginget Ihr auf in irgendeiner Sippe, die aber doch nicht Eure sein kann. Deutscher, Dich gibt es nur noch im Einzelpack, mit eingebauter Schuld, aber inkompatibel zueinander. Und nun vergiss, dass es außer Dir Deutsche gab.
So hätten sie es gerne, die di Blasis.

Adler und Drache

26. November 2025 11:17

Eine überraschende und durchaus erfrischende Sichtweise! Auf der Bauchgefühlsebene überzeugt sie mich sofort. Welche Bauernschläue steckt darin, den Schuldkult unter der Hand, ohne je ein Wort darüber zu verlieren, zu benutzen, damit das besiegte und gedemütigte Volk sich wenigstens - vorerst - als Volk erhalte, im Überwinterungsmodus sozusagen, in der Kältestarre, in der Hoffnung auf bessere Zeiten. 
Jetzt, da der Druck zur rituellen Bußübung langsam nachlässt, wäre es vielleicht an der Zeit, von unserer Seite her die Frage nach der Schuld nicht einfach kategorisch und autiomatisch abzuweisen, sondern eigene produktive Überlegungen anzustellen. (Dass man damit im Bereich der Zivilreligion bleibt, muss klar sein, das lässt sich nicht "sachlich", "historisch", "vernünftig" lösen.) 
Was ich nicht verstehe: Die 68er hätten die Schuld geleugnet und wären erst durch den Historikerstreit wieder eingenordet worden? Ist da was dran? 
 

Adler und Drache

26. November 2025 11:32

@ RMH
seine Antwort darauf aber auch nicht besonders clever
Au contraire, werter Kamerad! Ich halte Siegmunds Antwort geradezu für ein Musterbeispiel. Er verweigert das formale Bekenntnis und stellt gleichzeitig jene bloß, denen es nur ums formale Bekenntnis geht. Er erkennt an, dass es eine Schuld gibt, entzieht sich aber dennoch dem Schuldkult. Er öffnet damit einen Raum des Sagbaren zwischen zwei Extrempositionen, zwischen die bisher kein Blatt Papier passte, und mehr als das: Seine Antwort ist die sittlich wertvollere (ich tue mich mit den Begriffen "Moral" und "Ethik" immer schwerer, weil sie so missbraucht und ihres Sinnes beraubt sind). Und das alles noch mit dieser positiven Energie!
Wir haben hier, ohne noch viel davon zu bemerken, vielleicht so etwas wie eine Sternstunde erlebt. Das wird sich noch zeigen müssen, aber wenn Siegmund damit "durchkommt", dann wurde eine entscheidende Schwelle überschritten. Seit Gaulands "Fliegenschiss" galt in der AfD ja grundsätzlich "nie über sowas reden, damit können wir nur verlieren". Das Verdrängte drängt jedoch immer nach oben, und man muss wirklich froh sein, dass es durch den Sieg-Mund einen Weg ins Freie gefunden hat. Nomen est omen!  

Klaus Kunde

26. November 2025 12:13

NS-Genozid oder sow. Autogenozid, was war schrecklicher? Die Exekutoren des Roten Terrors (Tscheka/GPU) töteten ihre politischen Gegner zunächst wegen ihres Tuns, später wegen ihres gesellschaftlichen Seins (Klassenzugehörigkeit). Aber es boten sich Möglichkeiten dem Schicksal der Extermination zu entgehen. Der Bourgeois, der Kapitalist konnte sich als einfacher Prolet in den Produktionsprozeß einreihen, erwies er sich als nützlich, gar Mitglied der KPdSU werden und es zu bescheidenem Einfluß bringen. Er konnte also sein Leben retten.
Das konnte der Jude im deutschen Einflußgebiet nicht. Die physische Vernichtung war ihm sicher, selbst als nützlicher Sklavenarbeiter. Konnte er der NSDAP oder gar der SS beitreten? Nein. Sein Verhängnis blieb ausweglos.
Insoweit könnte man meinen, der NS-Genozid war noch um Einiges radikaler und unbarmherziger als sein Pendant in der SU. Genau das ist Teil seiner Singularität.

fw87

26. November 2025 13:05

Ulrich Siegmund muss man für seine Ehrlichkeit dankbar sein. Es war ein Sieg der Aufrichtigkeit über den Opportunismus. Das hat sicher Seltenheitswert in der Politik. Linken geht es nicht um Wahrheit, sondern um Wirkung. Das muss man bedenken. Wenn hier Menschen auf bestimmte Aussagen fixiert werden sollen, dann dient es lediglich dazu, den Antifaschismus bei uns für immer als Staatsreligion festzuschreiben - und zwar für alle politischen Richtungen. Das würde bedeuten, dass Politik immer unter einer Grundsatzentscheidung für die Linke stattfindet. Genau das gilt es doch zu durchbrechen. Denn "Antifaschismus" und "gewalttätiger Linksextremismus" sind letztlich austauschbare Begriffe. Das denke ich mir nicht aus, das beweist die Geschichte bis auf den heutigen Tag.
 

Majestyk

26. November 2025 13:27

@ Martha:
Die New York Times nannte bereits 1885 Massenmorde an Armeniern im Osmanischen Reich Holocaust. Der Begriff wurde auch von anderen Autoren aufgegriffen, siehe u.a. hier. Ursprünglich war Holocaust das Brandopfer.
In seiner alles beherrschenden Bedeutungsauslegung wurde der Begriff Holocaust in Deutschland vor allem durch die gleichnamige Fernsehserie populär. Diese war aber wie auch das Holocaust Memorial Museum bereits Teil eines politischen Ablaßhandels. In Israel spricht man ohnehin bevorzugt von Shoa oder Churban. Holocaust ist eher die amerikanisierte Definition. Allein schon mit der Übernahme des Begriffs in den eigenen Sprachgebrauch läßt man sich auf eine bestimmte Art der Begriffs- und damit auch Geschichtsinterpretation ein. Wo man nicht frei reden darf, schweigt man lieber. Das ist meist wirksamer. 
Beim Begriff Genozid geht es ja auch nicht um Gerechtigkeit, sondern darum politisch abstrafen zu können. Die UNO ist dabei ohnehin nur der Ring, sie zu knechten, sie alle zu finden, Ins Dunkel zu treiben und ewig zu binden..

Majestyk

26. November 2025 13:33

Die Schuldigen von vor 80 Jahren sind längst tot sind. Damit ist jegliche Schuldfrage beendet. Man kann zwar Schulden erben, aber keine "Schuld". Es gibt keine kollektive Schuld, außer in den Köpfen von Leuten die unfähig sind Menschen als Individuen zu betrachten. Ich bin schuldfrei, alle anderen könnten es auch sein, so sie denn wollen. 

RMH

26. November 2025 14:57

@Adler und Drache,
ich hatte es in einem Beitrag heute morgen näher ausgeführt, was ich nicht "clever" empfand. Dieser Beitrag wurde aber nicht freigeschaltet. Warum auch immer, weshalb auch immer, letztlich egal. Ich äußere mich dazu nicht weiter, sehe aber selbst mit meinen Ausführungen, ob freigeschaltet oder nicht, Herrn Siegmunds Wahlchancen in ungefähr so viel beeinträchtigt, als ob der berühmte Sack Reis in China umfällt. Das einzige, was die AfD noch stoppen kann, ist das Verbotsverfahren und die perfide SPD wird alles daran setzen, es weiter in Gang zu bringen. Die Aussage von Herrn Siegmund fällt dafür ebenfalls nicht ins Gewicht.
PS: Ich kaufe ab sofort nicht mehr bei Rossmann. Und die Vorwerk-Vertreter wurden ohnehin schon immer nach Hause geschickt.

Kositza: Von Ihnen wurde kein Beitrag gelöscht!

Plus Ultra

26. November 2025 21:26

Aktuell sehen wir, wie die "Singulariät" im "Kampf gegen Rechts" (in Form der AfD) routiniert eingesetzt wird. Gleichzeitig kann man aber auch beobachten, wie bspw. Westextreme vom Schlage eines Reichelt gegen Einwanderung, zumindest bestimmte Formen ungesteuerter und zu "islamlastiger" Einwanderung, mit dem Argument agitieren, daß dadurch die "Politik der Schuld" unterminiert und allgemein die bedingungslose Solidarität mit Israel gefährdet würde. Das wiederum scheint einem Herrn di Blasi nicht zu gefallen, der die Fortsetzung der Überfremdung zwecks Auflösung der deutschen Ethnie vor der Instrumentalisierung des Schuldkults im Interesse einer wertemäßigen Westbindung Deutschlands (Liberalismus) priorisiert. Letztenflich führt ein konsequent zuende geführter universalistischer Liberalismus auch zu einer Auflösung ethnischer und kultureller Identitäten, die hart Linken wollen dieses Ziel aber lieber auf dem "biologischen" Weg, also mit möglichst hohen Migrantenzahlen erreichen. Insofern eine Fortsetzung der Schuldpolitik dem im Wege steht, plädiert ein di Blasi für deren Aufgabe bzw. genauer: deren Modifizierung (die ewige deutsche Schuld ist dann doch ein zu beliebtes linkes Topos, als dass man es so einfach fahren lassen würde). Die ganze verquere historische Abbleitung, warum die Schuldpolitik angeblich ein rechtes Projekt gewesen sein soll, dient nur der Rechtfertigung vor dem linken Publikum, dass man das "sakrale" Schuldnarrativ anzutasten wagt. So würde ich mir die ganze Angelegenheit zumindest zusammenreimen. 

Zauberer von Oz

26. November 2025 22:40

Überall Indigene und Autochthone, nur in Deutschland nicht, außer es geht um eigene Schuld und um fremde Schulden?

Kurativ

26. November 2025 22:53

Ein einfaches Experiment beweist, das es sich um ein religiös-psychologisches, pathologisches Phänomen handeln muss:
Das im Kopf ausgesprochene Wort "33" setzt sofort das Gehirn in einen anderen speziellen Modus einer bestimmten Wachsamkeit und Stimmungslage.
Wir leben in einer kollektiven Psychose im Übergang zu einer Religion. Viele sagen, dass sie das wollen und das gut finden.
Der Nachteil ist, dass man dazu die historische Tatsache verfälscht um sie in einer religiösen Praxis mit Priestern und Ritualen verwandelt.
Das Aufgreifen dieses Vorgangs kann natürlich auch einen Nützlichkeitsvorwurf unterzogen werden, wenn diesmal andere Ziele angesteuert werden.

Speng

27. November 2025 00:43

@Majestyk
Für die übliche Geldschneiderei und dazu, um das Leben von ein paar hundertjährigen Wachmännern und Sekretärinnen zur Hölle zu machen, reicht's noch. Aber wir nähern uns langsam wirklich dem Ende der Fahnenstange, denn:
"Es ist ein hoffnungsvolles Zeichen, daß eine Generation politische ihre Stimme erhebt, die in diesen Kategorien nicht mehr gefangen ist."
Zeigt sich u.A. auch an der vorherrschenden Haltung im hiesigen Kommentariat bei solchen heißen Eisen. Dies war vor fünf, zehn Jahren noch anders! 
PS: Ich freue mich schon auf das Satyrenspiel um die mögliche Verurteilung der BRD vor dem ICJ wegen der völkerrechtswidrigen Unterstützung Israels mit Waffenexporten.

Maiordomus

27. November 2025 09:48

@Themawechsel im Gleichen: Mit grosser Bewegung las ich dieser Tage den 1 100 (elftausendeinhundertI)-Seiten Wälzer des amerikanischen Professors und Journalisten Gary J. Bass "Tribunal in Tokio - Die Kriegsverbrecherprozesse in Japan und die Neuordnung Asiens nach 1945" mit zentraler protokollartiger Dokumentation der damaligen Prozesse, für die übrigens Nürnberg das Modell war, freilich mit weit geringerem Einfluss der Russen und keinem der Franzosen, bei freilich wieder ganz anderen Persönlichkeiten auf der Anklagebank, im Detail konkret oft noch brutaler als die Deutschen, aber kulturell und religiös eher noch stärker von ihrer Basis geprägt, so dass mehrere Generäle und Politiker noch vor ihrer Hinrichtung durch den Strang Haikus dichteten, noch in der dt oder engl.. Übersetzung eindrücklicher als was heute subventionierte Literatur bei uns zu bieten hat. Indirekt kommt durch, dass nun mal die Richter halt ihre Machtsprüche fällten, wobei immerhin Kriegsverbrechen bei den Verurteilten selber wohl jenseits von Zwang oder Folter durchaus eingestanden wurden, die Urteile zum Teil mit stolzer Verbeugung entgegengenommen. Eben historisch einmalig in jeder Beziehung. Das Buch ist jenseits Moralisiererei lesenswert, wiewohl immer noch v. einem kompetenzbeeinträchtigten Ausländer und Siegervertreter geschrieben. Aber total lesenswert, weil andere Perspektiven eröffnend.  

Le Chasseur

27. November 2025 11:22

@Speng
"Aber wir nähern uns langsam wirklich dem Ende der Fahnenstange"
Das ist auch in den USA zu beobachten:
Sympathy for Israel Falls to Historic Low Among U.S. Voters
Insgesamt stehen noch 47% derjenigen Amerikaner, die sich als Republikaner bezeichnen, auf Seiten der israelischen Regierung. Aber in der Alterkohorte der 18 bis 29jährigen sind es nur noch knappe 28%. Besonders niedrig ist die Israel-Unterstützung in der "America First"-Bewegung.
“The only notable demographic that remains majority sympathetic to Israel is the Republican voter above 50 years old,” BIG DATA POLL Director Rich Baris, said in a statement. “Even among this subgroup, only those 65 years and older continued to report levels of sympathy roughly as high as they have in the past.”
 
 

nagini

27. November 2025 12:48

"Hinzu komme erschwerend, daß Rechtspopulisten dadurch in der komfortablen Lage seien, muslimische Einwanderung mit dem Hinweis auf deren Nichtakzeptanz der Schuldpolitik abzulehnen. Die Politik der Schuld sei Grundlage einer ethnozentristischen Identität."- Das hat der gute Mann also so formuliert. Schön für ihn! Nun, wieso nutzt ihr/nutzen wir das nicht einfach? Wenn er es so will, der gute Herr Blasi - ich würde es dankend annehmen und es genau so ausschlachten und umsetzen, wie er es postuliert. Geben wir ihm doch einfach sein gutes Recht. P.S. Ob es in Dantes Inferno nicht dieser Tage auch einen bestimmten Höllenabschnitt für Menschen geben sollte, die nonchalant und von oben herab, einem Volk das Recht auf Heimat absprechen wollen? 

RMH

27. November 2025 13:49

@EK, danke für die Aufklärung, dann lag das in meiner Sphäre. Ich bitte um Entschuldigung für den Eindruck, den mein Antwort- Beitrag auf @Adler u. Drache erweckt haben mag.

RMH

27. November 2025 15:58

@MD, danke für den Hinweis auf Asien & insbesondere den Umgang der Japmit "ihrer Schuld". Aus D wird daraus immer - völlig kulturunsensibel - ein Vorwurf an Jap gestrickt, ganz dem dt Wesen, an dem die Welt genesen soll, dass Japan ja nicht dem dt "Vorbild" folgt & eigentlich nichts "richtig" aufarbeiten würde etc. Für mich war ein wesentlicher Punkt, warum ich Siegmunds Antwort für ungeschickt gehalten habe, genau der Umstand, dass er den Ball der "Menschheit" aufgegriffen hat. Als dt Politiker kann man nur einen dt Standpunkt vertreten. M. M. n. kann man daher durchaus auf solcher Fragen antworten, dass aus dt Perspektive in der Zeit des NS unvergleichbare Verbrechen begangen wurde. Eine solche Antwort räumt klar ein, dass es Verbrechen gab, mantelt sich aber nicht zur Anmaßung des Titels "world leader war & human crimes since 1933" auf, was andere Nationen verletzten kann. Wenn man als Rechter &/oder Konservativer Ethnien & vor allem Nationen bejaht, dann kann man nicht mehr für die Welt sprechen, sondern erkennt an, dass jede Nation ein eigenes Subjekt in der Geschichte ist, mit entsprechend eigenem subjektivem Empfinden.  Ein Tutsi, ein Armenier, ein Mandschu-Chinese, Sinti &Roma etc. werden dadurch nicht in eine Hierarchie der Opfer gepresst & Linke können nicht behaupten, man leugne, "relativiere" oder versucht, um den heißen Brei zu reden.

Laurenz

27. November 2025 16:17

In meinen Augen ist das hier eine zeitverschwendende Debatte. Karl Marx & Friedrich Engels erfanden 1848/49 erstmals die Idee eines Holocausts, in der Theorie betroffen waren Völker, wie die Schotten oder Basken. https://youtu.be/PtgADzsgLqs Die noch wesentlich brutalere Massenmordung durch einen Holodomor existiert, seit es (See-) Blockaden & Boykotte gibt. Die Briten verusachten über 20 Holodomor in ihrer Seemachtgeschichte. Manche wurden auch vereitelt. Der Holodomor ist deswegen so brutal, weil man erst Alte & dann Kinder langsam verrecken sieht. Zwischen 1880 & 1920 verrusachten die Briten einen Holodomor von mindestens 140 Mio. Indischen Opfern, durch übermäßigen Nahrungsentzug aus der Indischen Agrarproduktion. Dagegen nehmen Sich die Deutschen 500k zivilen Hungertoten durch die Britische Blockade im I. Weltkrieg geradezu bescheiden aus. Niemand berücksichtigt in dieser Debatte, daß der II. Weltkrieg sich aus dem I. ergibt, wo mit dem Bruch des Berliner Abkommens von 1878 der für Europa desaströse Weltkrieg durch Briten & Franzosen aus niederen Beweggründen entfesselt wurde.

Valjean72

27. November 2025 17:06

Majestyk @ Martha: "Ursprünglich war Holocaust das Brandopfer."
---
 
Tatsächlich kommt das Wort aus dem Griechischen ("holokauston") und bezeichnet eine vollständig (griechisch "holos") verbrannte ("kaustos") Opfergabe.
 
Im Alten Testament, im 1. Buch Mose 22 (Genesis) stellt Jahwe Abraham auf die Probe, in dem er von ihm verlangt seinen Sohn Isaak zu opfern. 
 
In der englischen Douay-Rheims Bibel von 1609 wird in diesem Zusammenhang dieses Wort für Brandopfer verwendet.
 
"Take thy only begotten son Isaac, whom thou lovest, and go into the land of vision: and there thou shalt offer him for a H0L0CAUST upon one of the mountains which I will show thee."
(Quelle: biblehub.com/drb/genesis/22)
 
Diese Art von Brandopfer-Darbringungen (Tieren) war - so wird angenommen - in der Antike bei den Israeliten sehr verbreitet.

Majestyk

27. November 2025 18:05

@ Speng:
Sie scheinen mich mißverstanden zu haben. Den IGH lehne ich genauso ab wie UNO,WHO, Klimarat oder EU. Dessen Rechtssprechung ist anmaßend und auch der IGH ist nur ein (links) globalistisches Werkzeug. Dieses ganze Völkerrecht ist etwas, daß man sich so drehen kann, wie man es gerade braucht. Naja, interpretierbare Beliebigkeit gilt ja eigentlich für fast die komplette Jurisprudenz. Insofern gibt es für mich auch keine völkerrechtswidrige Unterstützung Israels (weiß gar nicht was das sein soll), zumal die reale Unterstützung durch Deutschland und dessen Verläßlichkeit eh überschaubar sind. Ich freue mich also eher auf den Tag an dem keine ernstzunehmende Nation diesen IGH anerkennt und jener in die Bedeutungslosigkeit verschwindet, die ihm zusteht.

Majestyk

27. November 2025 18:20

@ RMH:
Ich hatte Sie verstanden, zumal Ihr Satz nach dem Komma ja weiter geht und man Ihnen schwerlich echte Kritik an Siegmund unterstellen kann. Die Antwort von Siegmund war schon gut, bedenkt man Anspannung und Gesprächssituation. Liest man mal die Kommentare bei YT ist der Tenor einhellig pro Siegmund und dieser Repinski wird von den meisten als das durchschaut, was er nun mal ist.
Was mir auffällt, Siegmund redet recht schnell. Man erinnere sich an die Denkpausen, die Schmidt einst einlegte, tiefer Zug an der Zigarette, Augen nach oben gerichtet. Sicher war der nie einer so aggressiven Gesprächssituation ausgesetzt, aber das erste, was man bei einem Sprechtraining lernt, ist Tempo rausnehmen,  auch mal Pausen einlegen. Spreche ich langsamer, so nimmt das Zeit von der Uhr, verschafft Gelegenheit nachzudenken, genau zu formulieren, auch mal mit einer Gegenfrage (Bsp: Oder wollen Sie etwa Verbrechen gegeneinander aufwiegen?) den Rhythmus des Gegenübers zu stören. Es ist gut ausgegangen, da ist in der Interviewkompetenz aber noch Luft nach oben.

Dietrichs Bern

27. November 2025 18:59

Was ist eigentlich so schwierig daran, einen industriell betriebenen Massenmord "Singulär" zu nennen? Und warum können AFD-Politiker darauf nicht vernünftig antworten, ohne jedesmal in ausgelegte Fettnäpfe zu trampeln?  Dadurch wird kein anderer Massenmörder von links sympathischer, seine Anhänger moralisch höher stehender. 

Le Chasseur

27. November 2025 20:50

@Majestyk 
"Dieses ganze Völkerrecht ist etwas, daß man sich so drehen kann, wie man es gerade braucht"
Sie lehnen die Haager Landkriegsordnung also auch ab?

anatol broder

27. November 2025 21:12

bernie mac (1957–2008) erläutert das problem.

ein mann besucht seinen bruder zu hause. die beiden spielen im keller billard. der neffe kommt herunter. «onkel, du bist doch so klug. was ist der unterschied zwischen einer hypothetischen und einer realistischen frage?»
der geschmeichelte onkel setzt ein. «im grunde genommen bedeuten sie dasselbe. aber manchmal sind sie unterschiedlich, so gott will.» er holt aus. «ich gebe dir ein beispiel. gehe hoch zu deiner mutter. frage sie, ob sie für 50000 dollar mit dem nachbarn von nebenan schlafen würde.»
der neffe kehrt nach einer weile zurück. «mutter sagte, für 50000 dollar würde sie mit dem nachbarn von nebenan, mit jedem nachbarn aus unserer strasse und dem ganzen viertel schlafen.»
der onkel legt nach. «tue mir bitte noch einen gefallen. gehe hoch zu deiner schwester. frage sie, ob sie für 50000 dollar mit dem postboten schlafen würde.»
der neffe kehrt bald zurück. «schwester sagte, für 50000 dollar würde sie mit dem postboten, mit dem pizzaboten und jedem anderen boten schlafen.»
der onkel holt sich eine stille zustimmung des bruders, bevor er spricht. «junge, setze dich hin. also hypothetisch betrachtet hättet ihr 100000 dollar. aber realistisch lebt ihr mit zwei hurren zusammen.»

Kurativ

27. November 2025 22:11

Vielleicht auch ein Problem des Monotheismus. Man sucht überall nach dem "Einen" und nach den "Größten".

Umlautkombinat

27. November 2025 22:24

@Dietrichs Bern
 
Was ist eigentlich so schwierig daran, Zweck und die Folgen dieses eingeforderten Kotaus zu erkennen? Krieg ist Frieden, Freiheit ist Sklaverei, Hierarchie ist keine Hierarchie. Bieg sie immer wieder, beginnend mit der Sprache bis die kognitiven Dissonanzen sie gefuegig machen. 
 
Ich teile auch die Meinung, dass der AfD-Mann bemerkenswert sensibel und differenziert geantwortet hat, auch noch ad hoc soweit ich gesehen habe. Das auch hier von einigen Teilnehmern vertretene engste Taktieren oeffnet gar nichts. Solche Reaktionen schon und das schon kurz- und mittelfristig.

Carsten Lucke

27. November 2025 23:21

Mann, @ broder, wie kann man dermaßen katastrophal unter seinem Niveau bleiben ?!!
Ansonsten : Klonovsky zum Thema lesen - wie immer genial !

SMHJanssen

27. November 2025 23:41

Wenn sogenannte Konservative die Singularität der Verbrechen des Nationalsozialismus nicht mehr anerkennen können - wie ein Teil der ForistInnen hier - dann haben sie aufgehört Konservative zu sein! They crossed the thin red line...
Herzliche Grüße und eine gesegnete Weihnachtszeit,
Siebo M. H. Janssen

Speng

28. November 2025 00:00

@Majestyk
So zynisch und abgebrüht kann und darf man die Sache schon sehen, soll sich folglich aber auch nicht beschweren, wenn dann wirklich noch die letzten zivilisatorischen Skrupel und Hemmungen fallen.
Ein guter Kompromiss wäre ein partikulares, differenziertes Moral- und Regelwerk, welches zwischen Binnenkonflikt (europ. Völkerfamilie) und zivilisatorischen Herausforderern unterscheiden kann. Aber beim weißen Europäer muss ja immer alles universalistisch sein....
Kennen Sie die Geschichte des antiken Griechenlands? Der Niedergang und der Weg in fremde Knechtschaft (erst mazedonisch, dann römisch) war genau dann besiegelt, als man anfing (im Krieg), seine griechischen Brüder genau so zu behandeln wie fremde Völkerschaften.
Deren Ende kam 335 v. Chr., unseres 1945 n. Chr.

Speng

28. November 2025 00:15

Wo wir gerade bei Zivilisationsbrüchen sind:
Danke, Herr Maiordomus für den Literaturtipp. Aber auch dies ist nur das x-te Beispiel, dass die Siegermächte bei den anderen Verlierern nur mit (bestenfalls) halbem Elan an die Sache der Dämonisierung/Verfolgung/Umerziehung gingen.
Weder Imperialismus ist das Hauptproblem, noch Militarismus und auch nicht Rassismus. Ja, nicht einmal Faschismus an sich. 
Aber Deutschland schon ... Warum eigentlich?

Speng

28. November 2025 00:24

@Le Chasseur
Ich glaube, die Ergebnisse sind nicht so weit weg von denen der hiesigen Rechten, vor allem den Leuten unter 40. 
Gibt es denn für Deutschland Untersuchungen, welche in Bezug auf Israel nach Alterskohorte UND! Parteibindung differenzieren?
Würde meine anekdotischen Erfahrungen gerne statistisch bestätigt sehen ;)

Majestyk

28. November 2025 02:06

@ Dietrichs Bern:
Vorab, was ich jetzt schreibe, trifft auf Ulrich Siegmund ausdrücklich nicht zu. Der ist einfach an einen perfiden Fragesteller geraten, der sich nicht schämt historische Morde zu instrumentalisieren, um den politischen Gegner zu diskreditieren.
Generell sind bei Hitler die Ablehnung von Kapitalismus und Demokratie eindeutig, das alles gekoppelt mit Rassenwahn. Hitler war also ein rassistischer Linker. Damit sollte die Abgrenzung eigentlich leicht fallen. Leider können manche Rechte nur im Kollektiv denken. Weil man kollektiv denkt und nicht Täter sein will (was man eh nicht wäre, würde man Mensch als singuläres Individuum denken können) relativiert man den Opferstatus ermordeter Juden oder reagiert sich an Israel ab. Betrachtet man Menschen als Individuen verbietet sich eh jeder Vergleich, da mit jedem Mord ein singulärer, nicht reproduzierbarer Mensch stirbt.
Im Grunde sind das Themen, die Normalbürger nicht die Bohne interessieren, sondern eher das akademische Milieu und Leute, die aus Vergangenheitsbewältigung einen Fetisch machen. Deswegen ist man in medialen Debatten längst auf dem Niveau von Naziploitation angekommen. Hitler kann heute jeder sein, Höcke, Trump, Putin, selbst ein Jude wie Netanjahu. Für einen anständigen Menschen verbieten sich zwei Dinge, Menschen wegen der Zugehörigkeit zu ihrer Art als Täter oder minderwertig abzustempeln und auf der anderen Seite vergangenes Unrecht zu bagatellisieren oder relativieren.

RMH

28. November 2025 08:24

@Deitrichs Bern, Sie haben grundsätzlich recht. Ein schlichtes Ja von Siegmund wäre aber einfach untergangen & hätte keine Diskussion breiterer Art herbeigeführt, nur die üblichen Heckenschützen aus dem eigenen Lager "getriggert", die bei so etwas immer eine Debatte vom Zaun brechen. Und da wären wir bei einem generellen Grundproblem vieler Rechten. Sei wollen frei werden vom sog. "Schuldkult", reagieren aber in aller Regel äußerst "unfrei", wenn irgendeiner der "ihren" einmal ansatzweise pragmatisch oder nicht dogmatisch bis ins Allerletzte in ihrem Sinne agiert. Es gehören immer 2 zu einem Tanz. Die einen, die ständig die Güllegruben dt Vergangenheit neu befeuchten & die anderen, die gerne dann mitten rein springen. Beide offenbaren sich damit als unfrei. Die Debatten um das Thema sind bei allen, die das Label Rechts tragen (wir wissen alle, wie weit dieses Feld mittlerweile ist), seit langem von einem höchstmaß an Unentspanntheit, Dogmatismus & Verkrampftheit geprägt. Wenn bspw. Siegmund einfach Ja gesagt hätte & man wäre zu den Themen übergangen, die heute wirklich brennen, dann wäre mir das Ja zum einen nicht aufgefallen & zum anderen "so what"? Aber bei den Gralshütern hätte er damit Jehova gesagt & das zeigt aufs Neue die Unfreiheit im selbstverschuldeten Geistesknast der Rechten.

karl theodor

28. November 2025 08:52

Mir geht als Rechter diese ständige Konfrontation mit unserer Vergangenheit gehörig auf den Senkel. Dieser Sündenstolz, dieser Schuldkult nervt nur noch, dabei geht es nicht in erster Linie um Trauer über die ermordeten Menschen, Trauer über die aufgezeigten und vollzogenen menschlichen Abgründe, über die Tragik des menschlichen Dasein sondern es geht um die Gründung einer linken Vormachtstellung. Ich sehe, dass sich heute Zustände enwickeln die nur mit einer mutigen und starken Rechte gebändigt werden können.

kikl

28. November 2025 09:29

"Rein logisch ist alles Existierende singulär,..." weil jedes Ereignis zu einem singulären Zeitpunkt und an einem singulären Ort stattfindet. 
Aber das ist nicht mit Singularität gemeint. Die „Singularität des Holocausts“ steht hier für den linken Sündenstolz: Die deutsche Schuld müsse einzigartig und unvergleichbar sein. Deutsche Schuld über alles!
Die Auferstehung Jesu von den Toten war in diesem Sinne ein singuläres Ereignis. Was singulär ist, ist a priori äußerst unwahrscheinlich. Deshalb kann nur das überirdische Wirken Gottes diese Singularität erklären. Der religiöse Begriff für Singularität ist das Wunder.
Ist den Anhängern der „Singularität“ eigentlich bewusst, welche Beweislast sie sich mit der Sakralisierung des Holocausts aufbürden?

Maiordomus

28. November 2025 09:46

@RMH. Gut, dass Sie auf die bei geistig nicht beschränkter Analyse echt lehrreiche japanische "Aufarbeitung" der Kriegsvergangenheit eingehen, weil in der Tat horizonterweiternd und über alles gesehen eine versuchte Bestätigung der Würde der japanischen Kultur und Nation, selbst wenn ein solcher Begriff von "Würde" auch nicht gerade überbewertet werden soll. Jedenfalls wurden Verbrechen nicht plump geleugnet. Aber das Gegenteil einer wie auch immer problematischen Würde, die Entwürdigung, scheint immer falsch. Das Buch hat tatsächlich elfhundert, nicht elftausend Seiten, wiewohl das im Minimum verlangte Aktenstudium einer solchen Forschung in die zweite Richtung verweist. Von der angeblichen "Banalität" des Bösen nach Arendt, schon von Eichmann-Aktenkenner Bach zurückgewiesen. bleibt in den Dokumenten über die Hinrichtung der jap. Kriegsverbrecher schlechthin nichts übrig, keiner stirbt so banal wie Arendt in Spiegelung ihrer eigenen Geistesverfasstheit schreibt. Grösse hätte es freilich anlässlich der letzten Dinge erfordert, das könnte man in einem Roman darstellen, wenn sich einer der amerikanischen Richter nach Abschluss der Prozesse noch freiwillig zum Erhängtwerden gemeldet hätte. Das hätte freilich, eine Banalität, auch keines der Opfer des "Atomtodes" wieder lebendig gemacht. Noch eindrucksvoll der Film v. Kurosawa über spirituelle Bewältigungsversuche v. Hiroshima, kein Vergleich zum eher snobistischen franz.  Film "Hiroshima mon amour".    

Adler und Drache

28. November 2025 10:35

@ Dietrichs Bern
Was ist eigentlich so schwierig daran, einen industriell betriebenen Massenmord "Singulär" zu nennen?
Zum1.: Warum muss geradezu mechanisch immer das Adjektiv "industriell" beigefügt werden? Das ist ähnlich verräterisch wie im Fall Brosius-Gersdorf, wo der Bezeichnung "Juristin" auch nie ohne das Adjektiv "hochangesehene" auskam. Adjektiv-Automatismen dienen der Befestigung eines Narrativs. Zum 2.: Das Wort "singulär" stand gar nicht zur Debatte. Zum 3.: Die Schwierigkeit besteht - das müsste auf unserer Seite mittlerweile jedem völlig klar sein - darin, dass historische Narrative für politische Zwecke instrumentalisiert werden. Es gibt keine "neutrale Bewertung" ohne Konsequenzen. Selbst wenn Sie innerlich im Grunde zustimmen, ist die öffentliche Bekundung Ihrer Zustimmung immer auch eine Zustimmung zu den politischen Schlussfolgerungen. Wie man diese rhetorische Leimrute neutralisieren könnte, weiß ich auch nicht recht, Siegmund hat sie allerdings geschickt umgangen.     

Adler und Drache

28. November 2025 10:39

@ SMH Janssen
Auch Ihr Beitrag ist ärgerlich zweidimensional und simplifiziert/verengt das komplexe kommunikative Phänomen auf eine schlichte, gewollt oder ungewollt einfältige, treuherzige "Message" auf Grundschulniveau. 
Dasselbe wie @Dietrichs Bern. 

Dietrichs Bern

28. November 2025 11:33

@Umlautkombinat: Ich sehe nicht, warum eine böse Absicht beim Fragenden eine erwachsene Antwort ohne ausweichen verhindern soll. Auch von rechts nicht. Daraus folgt nur von links Hass und Selbstzerstörung auf unser Land.

Maiordomus

28. November 2025 12:24

Nachtrag: Der Meisterfilm der Erinnerung an Hiroshima und Nagasaki von Akira Kurosawa trägt den Titel "Rhapsodie im August" und wurde um die Zeit des 50. Jahrestages des wie oft gutgemeinten Verbrechens gedreht. Ein Film in dieser Qualität zum Beispiel über Dresden scheint heute in Deutschland, nicht nur aus Mangel vergleichbarer Begabungen in der Art von Kurosawa, bis auf weiteres undenkbar. 

RMH

28. November 2025 12:35

Nur einmal zur Klarstellung:
Herr Siegmund hat sich aus meiner Sicht angesichts der konkreten Situation wacker geschlagen. Ich hätte über seine Antwort, wie er sie gegeben hat und auch, wenn er einfach "Ja" oder sogar "Nein" gesagt hätte, keinen Anlass für Debatten gesehen. Da aber bei derartigen Themen leider immer Debatten folgen, habe ich mich eben auch daran beteiligt. Meine Beiträge sind daher bitte nicht als direkte Kritik ad hominem zu werten, sondern sind inhaltlich gemeint.
Wir alle können froh sein, dass wir Leute jüngeren Alters wie Siegmund haben, die sich ihre eigene Basis aufbauen und auch noch eine Breitenwirkung haben. Drücke ihm die Daumen (wählen kann ich ihn aufgrund anderen Wohnsitzes nicht) für die anstehenden Wahlen.

Dietrichs Bern

28. November 2025 13:06

@Adler und Drache: Es muss einfach so genannt werden, weil es so war. Klarheit und Wahrhaftigkeit. Sollte rechts selbstverständlich sein. Daraus folgen für den Einzelnen teils recht einfache Konsequenzen, z. B. Ablehnung von hysterischen Massenideologien, egal in welchem Gewand sie kommen und wenigstens Vermeidung von Kriegsbegeisterung. Damit wäre man bereits ausreichend gefordert, ohne mit den Linken zu kriechen.

Diogenes

28. November 2025 13:22

Kurz: So lange das eine bei Nichtachtung unter Strafe gestellt wird (es gibt dazu auch einen dt. Standpunkt den Höcke in seiner Dresdner Rede formulierte: 180° Wende in der Geschichtspolitik - hin zum Guten, Schönen, Erhabenen, Hohen dt. Denkens, Bauens und Kultivierens), aber das andere nicht (Völkermord und Vertreibung, Raub, Versklavung, d.h in Dienststellung Deutschen Lebens für Nichtdeutsche Interessen (moralisch-materialistische Schuldknechtschaft aller dt. Geschlechter/Generationen soll erstrebenswert sein? Nein? Dann darf man ihm keinen Raum geben in dem er sich als Antideutsches Gewächshaus virulent und von der Steuer finanziert in Ausbreitung bringt), muss man sich über die antideutschen Absichten der Feindmächte die bekannten Satellitenstaaten zu schaffen nicht wundern. BRD/DDR/RÖ wurden aus einen großen Ganzen geschlagen und gegeneinander aufgehetzt obwohl es sich um ein und das selbe Volk handelt. Deutsches Volk. Und wer immer Partei für dieses Volk ergreift, wird prompt mit der Nichtbeachtung durch antideutsche Agitatoren bestraft. „Aber wie kannst du nur für deutsche Menschen und deutsches Land, deutsche Kultur sein, im Angesicht des Absolutismus.

X41X

28. November 2025 13:30

@Dr Stoermer
Was für ein herausragender und brillianter Kommentar. 
"... kulturelles Waterboarding." werd ich mir merken!
 

Majestyk

28. November 2025 13:35

@ Speng:
Ihr wokes Moralisieren können Sie sich schenken. Leute wie Sie kann ich nicht ernst nehmen, über Fremdbestimmung jammern, aber jene supranationalen Institutionen, die Fremdbestimmung ermöglichen und nationale Souveränität aushebeln, mit aller Macht verteidigen. Ich kann nichts dafür, daß Sie nicht hinterfragen können, worin Sie hineingeboren wurden.
@ Le Chasseur:
Wenn es in Ihre Ressentimentschablone paßt und Sie so die übliche Agitationsleier abspulen können, sind Sie sich auch nicht zu schade, sich auf Spiegel oder YouGov zu berufen.
"80 Prozent der Deutschen fordern einen Stopp der Waffenlieferungen an Israel"
80 Prozent der Deutschen waren auch einst von Hitler begeistert, zumindest bis die Bomben fielen. 80 Prozent der Deutschen haben auch bei St. Corona mitgemacht. Mehrheit hat nicht zwangsläufig recht, auch wenn ein Kollektivist wie Sie das nie begreifen wird.
Erstens werden Umfragen gemacht um zu instrumentalisieren, zweitens ist nicht bewiesen, daß die Mehrheit Recht hätte, Die Mehrheit war angeblich auch mal für den Ausstieg aus der Kernernergie bis sie einen Blick auf die Stromrechnung warf. Ihr ungefilterter Konsum von linken Medien läßt tief blicken. 

Dietrichs Bern

28. November 2025 13:36

@Kikl: Ich würde Ihnen zu mehr Selbstbewusstsein gegen linkes Schuldgebahren raten. Die primitiven Massenmörder, die die Linken so verehrt haben, bleiben trotzdem primitive Massenmörder, deren Verehrung trotzdem Ekelerregend.

Valjean72

28. November 2025 13:53

Ulrich Siegmund hat klasse und schlagfertig reagiert und wie es aussieht, stumpft dieses "Schwert" für die Vertreter von "unserer Demokratie" immer mehr ab.
 
Bemerkenswert fand ich auch die Meldung des BSW-Abgeordneten Christian Dorst in den sozialen Medien. Dorst äusserte Verständnis für Siegmund, dass  dieser sich weigerte "den Gesslerhut zu grüssen".
 
Dorst musste tags darauf zurücktreten aber seine Formulierung trifft mE voll ins Schwarze.
 
Mit solchen Fragen wird dogmatisch ein Bekenntnis eingefordert. Und wer in seiner Antwort nur ein Mü von der eingeforderten Antwort abweicht, wird virtuell als Ketzer und Abweichler stigmatisiert. Das hat tatsächlich schon zivil-religiösen Charakter.
 
 
 
 

Dietrichs Bern

28. November 2025 13:57

@Adler und Drache: Es muss einfach so genannt werden, weil es so war. Klarheit und Wahrhaftigkeit. Sollte rechts selbstverständlich sein. Daraus folgen für den Einzelnen teils recht einfache Konsequenzen, z. B. Ablehnung von hysterischen Massenideologien, egal in welchem Gewand sie kommen und wenigstens Vermeidung von Kriegsbegeisterung. Damit wäre man bereits ausreichend gefordert, ohne mit den Linken zu kriechen.

Majestyk

28. November 2025 14:11

@ SMHJanssen:
Was jemand wie Sie nie begreifen wird und vermutlich nicht begreifen will. Die Verbrechen von anderen waren auch singulär. Wenn ein Verbrechen singulär ist, sind es die anderen ebenfalls. Wollen Sie etwa einem Opfer ins Gesicht sagen, "was man dir antat hat keine singuläre Bedeutung oder ist weniger wichtig"? Dieses "mein Verbrechen ist aber das Größte" ist erstens auf mehr als einer Ebene sinnfrei, zweitens geschmacklos. Es ist ohnehin komplett daneben von Menschen als Masse zu reden. 
Leute mit Schuldkult und Tätervolkgerede und jene mit pathologischem Opfermythos sind zwei Seiten derselben Medaille. Und solange jene mit Vergangenheitskomplex Wortführer im Land bleiben hat dieses keine Zukunft.

Le Chasseur

28. November 2025 14:14

@Majestyk
"Mehrheit hat nicht zwangsläufig recht"
Das habe ich auch nie behauptet.

Für diesen Beitrag ist die Diskussion geschlossen.