Aufgekündigt wird darin die eigene Rolle als Weltpolizist. Mit einer Rückkehr zur Monroe-Doktrin und zum Selective Engagement mäßigen die USA den Tonfall gegenüber Rußland und China. Der „Pivot to Asia“ wird deutlich abgeschwächt.
Die USA sprechen zunächst offen über interne Probleme. Demographie, Zensur und kulturelle Spaltung werden als innenpolitische Themen zu außenpolitischen Risiken. Die USA will sich auf sich selbst konzentrieren. Weltpolitisch wird sie über „Selective Engagement“ dort aktiv werden, wo sie ihre Einflußsphäre oder ihre finanziellen Interessen schützen. Dazu gehört natürlich nach wie vor die Verhinderung anderer regionaler Hegemonen. Das wird aber nicht mehr mit universaler Moral à la „making the world Safe for democracy“ garniert.
Wo das Papier auf Europa zu sprechen kommt, ist es besonders bemerkenswert. Die Region wird nicht mehr als Partner zur Stabilisierung einer liberalen Weltordnung betrachtet. Die Selbstzerstörung der europäischen Völker durch Massenmigration wird scharf kritisiert. Die Meinungseinschränkungen der Bürger ebenso.
Europa erscheint als Einflußzone, in die die USA direkt einwirken wollen. Nicht, um „liberale Werte“, oder Minderheitenrechte zu verteidigen, sondern zum Schutz der einheimischen Mehrheit vor Bevölkerungsaustausch und linker Meinungszensur. Das ist eine dramatische Wende, die noch vor wenigen Jahren niemand, mich eingeschlossen, für möglich gehalten hätte.
Dieser Fokus auf Europa ist zweischneidig. Bereits vor einigen Monaten präsentierten die USA eine „geopolitischen Ampel“ und teilen die Welt in grüne befreundete, gelbe neutrale und rote feindselige Staaten ein. Auch Europa wird nun entsprechend gegliedert. Die USA werden gezielt Staaten suchen, um Brückenköpfe gegen die EU zu bilden. Die alte Politik Englands, sich einen „Festlandsdegen“ zu suchen, wird damit fortgesetzt. Wer darüber empört oder überrascht ist, verrät, daß er sich nicht auskennt.
Es ist ein ehernes Gesetz der Geopolitik, daß fremde Mächte die Oppositionsbewegungen im gegnerischen Großraum unterstützen. Ebenso, wie viele im Westen China und Rußland gerne voneinander trennen würden, sehen fremde Mächte Europa am liebsten als bunte „Herde kleiner Nationalstaaten“, die man munter gegeneinander ausspielen kann. Das ist natürlich gegen die Interessen des Großraums. Wie Deutschland im Dreißigjährigen Krieg, würde der Kontinent ein „Glasperlenspiel“ fremder Mächte (Clausewitz).
Neu und entscheidend ist, daß die weltanschauliche Begründung interventionistischer Politik nicht mehr auf linksliberalen Fortschritt und Menschenrechte setzt. Nein, Rußland und nun auch die USA begründen ihre Kritik an der EU mit der Zensur und dem Bevölkerungsaustausch. Das ist ein Dilemma.
Manche Freunde aus dem Ausland stellen mir oft eine berechtigte Frage: Warum nehmen insbesondere deutsche Rechte in wirtschaftlichen oder militärischen Konflikten so oft die Seite fremder Mächte ein? Warum sind sie gar offen für Rußland oder die Vereinigten Staaten statt für die BRD und die EU? Die einfachste Antwort darauf ist vielleicht eine Gegenfrage: Auf wessen Seite stand die antikommunistische Opposition in der DDR während des Afghanistan-Krieges? Haben sie den Taliban oder den Sowjets „die Daumen gedrückt“?
In extremeren Fällen kommt es hier zu trotzigen Überreaktion, doch die Tatsache ist unumstößlich: Gerade jene Bevölkerungsgruppe, die im echten Ernstfall bereit wäre, für ihr Deutschland und Europa zu kämpfen und zu sterben, verachtet die eigenen Eliten mehr als ausländische Potentaten. Dieses Gefühl ist nicht unberechtigt.
Fremde Machthaber haben fremde Interessen; sie mögen heute Gegner und morgen Verbündete sein. Völker haben keine ewigen Feinde, nur ewige Interessen. Man kann einen Feind respektieren. Keiner respektiert aber einen Verräter. Die deutschen und europäischen Eliten verdienen diese Bezeichnung. Sie verfolgen die patriotische Opposition und ersetzen ihre Völker in atemberaubender Geschwindigkeit mit Migranten aus der Dritten Welt.
Auf dem Spiel stehen sechstausend Jahre kultureller Kontinuität auf europäischem Boden. Kein fremder Politiker, weder Putin, noch Trump, Xi Jinping, oder Erdoğan, bedroht derzeit dieses Erbe paradoxerweise mehr als unsere herrschende Klasse. Sie hat uns verraten. Und sie hat keine Antwort auf die neue Welt, die die NSS25 einläutet.
Europa wird aus dem Dämmerschlaf geweckt. Jahrzehntelang lebte der Kontinent in der Illusion, die Geschichte sei überwunden und „Geopolitik Tam Tam“ (Jürgen Habermas). Der Neocon Robert Kagan wußte es besser:
Wir mögen kantianisch in unserem Dorf sein, doch im Dschungel ringsum müssen wir hobbesianisch handeln.
Unter dem Schutz der Pax Americana dämmerten die Europäer, allen voran Deutschland, in „kantianischer“ Moralduselei. Die Vereinigten Staaten sicherten die Handelswege mit ihrem Militär und den „postwar consensus“ mit ihrer Propaganda.
Deutschland wurde zur „postpolitischen Insel“ (Sieferle) und zum Export-Eunuch. Militärisch und geopolitisch entmannt, blähte man sich wirtschaftlich auf:
Die Wirtschaft wurde zur unpolitisch-legitimen Aktivität par excellence. Sie gestattete einerseits ein weltweites Ausgreifen in Form des Waren- und Kapitalexports. (…) Der Universalismus des Warentauschs und die Eindeutigkeit technischer Rationalität schufen den Deutschen eine Nische, innerhalb deren sie eine ungeahnte Prosperität entfalten konnten.
Die eingesparten Verteidigungsausgaben flossen in Konsum, Umverteilung und soziale Befriedung des beginnenden Vielvölkerstaats. Während man den amerikanischen Patriotismus und Kriegerethos verspottete, lebte man komfortabel und entmachtet unter dem amerikanischen Schutzschirm.
Dieses Zeitalter ist vorbei. Die Explosion der Nord Stream-Leitungen war eine Lektion in Geopolitik: Es gibt keine wirtschaftliche Expansion ohne militärische Absicherung.
Die Vereinigten Staaten sind nicht mehr in der Lage, nicht mehr gewillt und nicht mehr dazu veranlaßt, die Rolle des Weltpolizisten zu übernehmen. Schon mit dem Ende des Kalten Krieges entfiel die strategische Notwendigkeit dazu. Wir sind mitten im „hobbesianischen Dschungel“, indem sich die Staaten wie Gladiatoren belagern. Eine multipolare Ordnung samt neoimperialer Politik wird die kommenden Jahre bestimmen.
Die Europäische Union ist für den Kampf in diesem Dschungel ungeeignet. Sie ist ein Friedensprojekt, aber nicht in dem Sinne, daß sie den Frieden schafft, sondern insofern, als sie nur im amerikanisch gesicherten Weltfrieden und Weltmarkt überleben konnte.
Besonders in den Verhandlungen zum Ukrainekrieg zeigt sich das deutlich. Die EU ist strukturell indisponiert zur geopolitischen und militärischen Kraft – also genau wie die USA sie damals haben wollte. Sie war eine Versuchsanstalt für den humanistischen Weltstaat, nichts weiter.
Das zeigt sich vor allem beim jüngsten Säbelgerassel. Das Interesse der europäischen Elite ist nicht die Verteidigung Europas. Sie verteidigen sogenannte „europäische Werte“. Moralisch trunken brüstet sich die Kaste in Brüssel nun damit, daß sie die Rolle des Weltpolizisten einnehmen wolle, obwohl dazu natürlich alle militärischen, wirtschaftlichen und vor allem geistigen Ressourcen fehlen. Voll im naiven Lebensgefühl des unipolaren Moments vertraut man auf die metaphysische Übermacht der eigenen Werte. Dabei verkennt man, daß sie schon damals nur durch die Feuerkraft der US Army wirksam wurden.
Die heutige Lage ähnelt der Perestroika: Das ideologische Zentrum (Washington) ändert die Ideologie, was in den Satellitenstaaten in Europa Befehlschaos und Panik auslöst. Die alten Euro-Eliten klammern sich mit einer Art Cargo-Kult verzweifelt an die alte Herrschaftsideologie.
Wehrpflicht und Aufrüstung betreiben diese Eliten nicht für Europa, sondern für die universalistische Aufklärungsmission des „Wertewestens“, die sie fortsetzen wollen. Wir haben es nicht mit rationalen Individuen, sondern mit verbohrten Ideologen zu tun, die ähnlich wie die alte DDR-Elite einer toten Idee und einer vergangenen Zeit nachtrauern.
Die leitenden Ideen heißen nach wie vor: Universalismus, konvergenter Menschheitsfortschritt, Weltrepublik, „rule based Order“ und egalitärer Humanismus – kurz der abgeschmackteste Sud des Linkliberalismus. Diese abstrakten Werte, nicht die Völker Europas will man gegen Putin und nun auch Trump „verteidigen“. Der aggressive Bevölkerungsaustausch und die Vernichtung der eigenen industriellen und demografischen Substanz geht dabei natürlich ungebrochen weiter.
Wie soll man sich als Europäer verhalten, wenn eine raumfremde Macht diese verräterische und suizidale Kaste angreift? Die EU, obgleich von antieuropäischen Eliten beherrscht, ist immer noch die größte politische Organisationsform unseres Großraums. Trotz aller Inkompetenz verteidigt sie in sekundären Punkten gelegentlich seine wirtschaftspolitische Interessen. Interventionen raumfremder Mächte könnten auch zu einer wirtschaftspolitischen Schwächung führen.
In kommenden Wirtschaftskriegen zwischen den USA und Europa könnte auch der Honeymoon zwischen amerikanischen und europäischen Rechten enden. Sollen Patrioten gegen unsere woke-multikulturelle Elite opponieren und dabei im schlimmsten Fall dem Kalkül fremder Mächte dienen? Klar ist, daß man sich als Patriot zum Handlanger fremder Interessen machen kann.
Wir müssen diese Lage streng analytisch und ohne jede ideologische Voreingenommenheit betrachten. Der einzige Kompaß, der uns sicher durch dieses Geflecht aus Pflicht und Loyalität führt, ist die Priorität der Remigration. Geopolitische Abhängigkeiten und kontinentale Unordnung sind Probleme, die umkehrbar und überwindbar sind.
Der Bevölkerungsaustausch hingegen überschreitet in den nächsten 20 Jahren die Linie der Unumkehrbarkeit. Sobald ein Drittel des Elektorats aus nicht-assimilierten, tendenziell anti-europäischen Migranten besteht, kann es keine politische Mehrheit für eine Migrationswende mehr geben.
Fernziel muß stets die europäische Einheit und das Interventionsverbot raumfremder Mächte in unserem Großraum sein. Aber wenn die Völker Europas demografisch verschwinden, ist es vollkommen gleichgültig, ob sich das zukünftige islamische Europa geopolitisch eher mit Rußland oder mit Amerika verbündet oder souverän sein wird.
Wahrscheinlicher ist es in diesem Szenario sogar, daß der Einfluß arabischer und islamischer Staaten durch den Faktor Demografie ins Unermeßliche wächst. Vor dieser Gefahr warnt auch die Sicherheitsstrategie der Vereinigten Staaten zu Recht.
Eine wichtige Frage ist, ob Länder unter US-Einfluß eine höhere Chance hätten, den Bevölkerungsaustausch zu beenden, als unter dem derzeitigen Einfluß der EU. Länder wie Weißrußland und Japan zeigen, daß es durchaus möglich ist, in russischer oder amerikanischer Einflußsphäre ihre Homogenitätzu erhalten. Aber hier gibt es keine Gewißheit. Kein fremder Potentat und auch kein Unternehmer hat uneigennützig das Wohl Europas im Sinn. Alles andere wäre ihrerseits Verrat. Sie sind ihren Völkern und Shareholdern verpflichtet.
Gegen diese Ungewißheit steht aber die Gewißheit, daß die derzeitigen europäischen Eliten und ihre nationalen Satrapen den Bevölkerungsaustausch und die Islamisierung bis zum Schluß vorantreiben und die Opposition immer brutaler unterdrücken werden. Daher müssen wir jede Chance nutzen, die sich uns bietet, um den Bevölkerungsaustausch aufzuhalten.
Wenn Musk und Trump patriotischen Kräften in Europa wirklich helfen wollen, dann ist aus meiner Sicht direkte Intervention und offene Unterstützung sogar eher schädlich. Wer sie annimmt, macht sich gegebenenfalls abhängig, und könnte ins Fadenkreuz der Repression geraten.
Es gibt ein viel einfacheres Mittel, mit dem Wohlgesinnte in den USA die außersystemische Opposition in Europa unterstützen können. Wir brauchen nur Meinungsfreiheit. Es braucht keine Intervention, es braucht einen freien Fluß der Information. Wenn die USA den Zensurbann über Silicon Valley beseitigen und allen Patrioten in Europa freien Zugriff auf Plattformen wie YouTube, Facebook, Instagram und Fintech wie PayPal und Stripe haben, wäre eine patriotische Wende in Europa nicht aufzuhalten.
Ironischerweise würden die USA damit dasselbe tun, was Europa damals beim Arabischen Frühling, der sogenannten „Arabellion“ tat. Gegen den Willen repressiver Potentaten stellte man der Bevölkerung die digitalen Werkzeuge zur Vernetzung, Meinungsäußerung und Selbstorganisation zur Verfügung.
Der Wind der Veränderung, eine patriotische Eurobellion wäre auch stark genug, die EU von Grund auf zu erneuern. Nicht als Vasall oder eine Art zersplitterter Rheinbund, der vom Ausland kontrolliert wird, sondern als souveräner und starker Akteur und Partner. Sobald wir unsere inkompetenten, naiven Eliten in Rente schicken und wieder nur realistische Erwachsene im Raum sind, werden uns USA und Rußland auch eher respektieren.
Die Situation ist so spannend wie seit der Wende nicht mehr. In meinem Buch Regime Change von Rechts zeigte ich, wie sich eine patriotischen Reconquista von einer westlich-liberalen Farbrevolution unterscheidet. Ein Faktor, der einer patriotischen Volksbewegung im Vergleich zu westlichen Liberalen Gruppen immer fehlte, schrieb ich 2023, ist der außenpolitische Druck von Großmächten auf das eigene Regime.
Das hat sich im Jahr 2025 gründlich geändert. Wir sind für alles vorbereitet.
Speng
Naja, ich kann Sellners Euphorie nicht teilen.
"Weltpolitisch wird sie über „Selective Engagement“ dort aktiv werden, wo sie ihre Einflußsphäre oder ihre finanziellen Interessen schützen. Dazu gehört natürlich nach wie vor die Verhinderung anderer regionaler Hegemonen." Ein besseres Schlagwort hier ist "Strategic Sequencing" bei dem die globale Vormachtstellung nur smarter unter schwierigeren Umständen weiter abgesichert werden muss. Ein Krisenherd wird eingefroren, um sich dann an einer anderen Front zu schlagen. Sind die Umstände später wieder vielversprechender, versucht man es erneut. Musterbeispiel: Syrien 2024 und jetzt gerade wird dasselbe mit dem Ukrainekonflikt versucht. Die Drecksarbeit (europ. Truppen in der Ukraine, "Befreundete" Terroristen in Syrien, Anti-China-Kräfte in Süd- und Ostasien) und Mehrkosten (Nato-Richtlinie 5 % BIP für Verteidigung/Hegseth diesen Feb. an die Nato-Staaten) werden weiterhin auf die Vasallen abgeschoben. Bei allem Theater wird auch in Brüssel weiterhin brav den amerikanischen Befehlen folgen.
"Europa erscheint als Einflußzone, in die die USA direkt einwirken wollen [...] sondern zum Schutz der einheimischen Mehrheit vor Bevölkerungsaustausch und linker Meinungszensur." Lustig, haltet den Dieb ruft er!
"Das ist eine dramatische Wende, die noch vor wenigen Jahren niemand, mich eingeschlossen, für möglich gehalten hätte." Ja, wirklich unglaublich und genau deswegen darf man äußerst skeptisch bleiben, sehr vorsichtig formuliert.