Als Heranwachsende war mir das peinlich.
Zusätzlich zum Thema sensibilisiert wurde ich nun, als mir meine Tochter das kostenlose Schülermagazin Spießer hinhielt und mich zur dort plakatierten aktuellen „Aids-Werbung“ befragte.
„Guck mal, ein Wettbewerb! Was ist noch mal diese BzgA?“ Wir schauen uns einen dunklen Strand mit Spuren eines sogenannten Liebesabenteuers an. Sie liest vor: „‘Damit der Urlaub perfekt wird, Kondome am besten noch vor der Abreise einkaufen.’ – Aha, und bis zum 29.12. soll man da eigene Liebesort-Motive einreichen. Wie machen das solche Leute eigentlich, photografieren die da sozusagen live? Können oder sollen wir Sechstkläßler und da auch beteiligen? Und was gäbs dabei eigentlich zu gewinnen?“ Braves Mädchen, gute Fragen, ja.
Letztere zumindest ist mit einem klick auf die bundesfamilienministerielle Seite leicht zu beantworten:
Und das könnt ihr gewinnen:
1. – 3. Preis: Ihr seid live beim Fotoshooting eines mach’s mit-Liebesortes dabei – inklusive Anreise mit der Bahn sowie Übernachtung und Frühstück für 2 Personen. Ort und Datum des Fotoshootings werden noch bekanntgegeben.
4–10. Preis: Freut euch auf ein tolles Überraschungspaket.
Ja, das sind in der Tat verdammt coole Preise. Beim Verhütungswettbewerb eingereicht haben bislang ein paar hundert „Mitmacher“. Live ist da natürlich nichts, wo kämen wir hin, lebensnah gleichwohl, und natürlich superwitzig und frech. („R(h)einstecken“ etc., siehe auch Bild). Dadurch zeichnen sich ja bereits die offiziellen Bilder der „Liebesort“-Kampagne aus: Vollgerotzte (?) Taschentücher neben der Matratze, ein Schlüpfer im used-Look neben einem Apfelgriebsch auf dem Frühstückstisch, usw, usf. Im Kommentarbereich der mach´s mit – Seite begründen die jungen Leute (in der Überzahl offenkundig aus diversen sog. LRS-Gruppen rekrutiert) auch mutig, wie sie “Kondome ins Spiel bringen” und wie sie das ihrem „Partner“ so kommunizieren. Das ist vernünftig. Es muß und sollte auch gar nicht jeder Kinder zeugen.
Und nebenbei, aber doch dazu: Ich habe allergrößte Sympathien zu jener Familie Dudek aus Nordhessen, die soeben eine Vorstrafe kassiert hat, weil sie ihren Kindern den Schulbesuch vorenthält. Man lese: Diese (siebenfachen) Eltern (die ihr Recht auf Hartz IV ganz konsequent nicht in Anspruch nehmen) haben den Hausunterricht ihrer Kinder minutiös dokumentiert (was die Obrigkeit nicht interessiert), die Kinder sind meßbar hervorragende Schüler – und nun gilt das Ehepaar als „Eiferer“ und wird mit Gefängnishaft bedroht.
Die durchs Familienministerium gesponserte Aidswerbung, mit der wir Schulkindeltern uns auseinandersetzen müssen und das Urteil gegen jene Familie zusammen ergeben ein Bild von Absurdistan.