Neben einem Bändchen von Baal Müller über den Vorsprung der Besiegten und einem von Karlheinz Weißmann über Post-Demokratie sind Felix Menzels bebilderte Überlegungen zu Medienritualen und politischen Ikonen erschienen.
Menzels Band über Verfahren der modernen Ikonographie und Ikonologie ist hochkomprimiert. Man könnte, ja, man müßte ihn zu einem Wälzer erweitern, um das Gebiet in all seinen Facetten abzuschreiten. Das ginge leicht, ohne den Inhalt zu überdehnen oder je zu langweilen. Fragen zu einer „neurechten” corporate identity konnten von Menzel nur angerissen werden – es gäbe dazu noch eine Menge zu sagen.
Menzel schließt gerade ein Studium der Medienwissenschaftler. Die Grundlagen dieses jungen Ausbildungsganges hat Herbert Marshall McLuhan geliefert, auf den sich Menzel verschiedentlich bezieht. McLuhan, Amerikaner des Jahrgangs 1911, jung zum Katholizismus konvertiert und 1980 verstorben, reiht sich ein in die Autoren, denen wir heute rückblickend prophetische Kraft diagnostizieren. Mit seinen Büchern zum Ende der Gutenberg Galaxy und zu den Bedingungen des Globale Village, seinen Prognosen zu zukünftigen Kriegen als „Informationskriegen” darf er als Vordenker unseres Zeitalters gelten.
Das bei youtube eingestellte Video einer TV-Diskussion zwischen McLuhan und dem Schriftsteller Norman Mailer ist aus vielfältigen Gründen – inhaltlich, aber auch aufgrund einer mittlerweile überkommenen Gesprächskultur – dringend sehenswert.
Menzel nun beschreibt anhand McLuhans Theorien, wie Emotionalität und Irrationalität im Netz-Zeitalter Oberhand gewinnen vor dem Durchdachten und Vernünftigen. Und: Wie kommt es, daß in unserer säkularisierten Zeit Ikonen (man denke nur an die Pop-Ikone Che Guevara), ein aus der sakralen Welt entlehnter Begriff, wirksam werden?
Um 19.30 Uhr sendet heute Deutschlandradio Kultur einen halbstündigen Beitrag über Marshall McLuhan und seine Vision des Global Village.