South Park und die Cartoon-Kriege

Neulich habe ich in diesem Blog im Zusammenhang mit "antirassistischen Comics" en passant auf die satirische US-Trickserie-Serie South Park hingewiesen.

Martin Lichtmesz

Martin Lichtmesz ist freier Publizist und Übersetzer.

Die Serie ist mir wie jeder­mann natür­lich seit den spä­ten neun­zi­ger Jah­ren geläu­fig, als Fern­seh­ver­wei­ge­rer bin ich dem gan­zen Kult bis­her aber beharr­lich aus­ge­wi­chen. Dazu kommt, daß ich einen gewis­sen Vor­be­halt gegen­über all­zu kras­sem, belei­di­gen­dem bis obs­zö­nem Humor habe. Aber wenn schon tota­le Respekt­lo­sig­keit, dann bit­te auch wirk­lich in alle Rich­tun­gen, und zu den Mar­ken­zei­chen von South Park gehört eben auch das bestän­di­ge Aus­tes­ten der poli­tisch kor­rek­ten Geschmacksgrenzen.

Dabei wird nicht sel­ten zum Fron­tal­an­griff über­ge­gan­gen, wie in der Fol­ge The Death Camp of Tole­rance, an die ich immer den­ken muß, wenn ich mal wie­der mit einer Ras­sis­mus­s­e­xis­mus­ho­mo­pho­bie-Debat­te kon­fron­tiert bin. Da ging es um einen schwu­len Leh­rer, der es dar­auf anlegt, von sei­ner Schu­le gefeu­ert zu wer­den, um dann auf Anti­dis­kri­mi­nie­rungs-Schmer­zens­geld kla­gen zu kön­nen. Zu die­sem Zweck treibt er es vor den Augen der Schü­ler mit einem S/M‑Ledermann, und als die­se sich beschwe­ren, wer­den sie von den ent­setz­ten Eltern zuerst durch ein “Muse­um of Tole­rance” geschleift, und anschlie­ßend wegen anhal­ten­der Resis­tenz in ein PC-Umer­zie­hungs-KZ gesteckt, wo sie ein Hein­rich-Himm­ler-Loo­ka­li­ke zwingt, mit Fin­ger­far­ben Multikulti-“Diversity”-Bildchen zu malen. Der Leh­rer schockt inzwi­schen die Eltern wei­ter mit super-tun­ti­gen Exzes­sen, aber aus Angst, als “homo­phob” zu gel­ten, wagen die­se kei­nen Ein­spruch. Bis es aus dem generv­ten Leh­rer her­aus­platzt: “Etwas tole­rie­ren, heißt doch nicht, daß man es auch noch mögen muß!!” Für die­se offen­sicht­li­che “Into­le­ranz gegen­über sei­nem eige­nen Ver­hal­ten” wird er schließ­lich auch ins Lager gesteckt.

Der­lei tref­fen­de Atta­cken auf die PC-Dika­tur zie­hen sich wie ein roter Faden durch South Park, und zu mei­ner all­ge­mei­nen Ver­blüf­fung und Freu­de mein­te eine befreun­de­te lin­ke Ame­ri­ka­ne­rin mir gegen­über, die Serie sei in der Tat eine Art von “intel­li­gent con­ser­va­tism”.  Tat­säch­lich gibt es inzwi­schen sogar schon den Begriff des “South Park Repu­bli­can” oder gar des “South Park Con­ser­va­ti­ve”. Die bei­den Macher der Serie Trey Par­ker und Matt Stone sehen sich selbst aller­dings eher als “Liber­tä­re”. Stone etwa wird mit dem Satz zitiert “I hate con­ser­va­ti­ves, but I fuck­ing hate libe­rals”, was mich natür­lich an das berühm­te Moh­ler-Dik­tum erin­nert, daß der Haupt­feind des Rech­ten weni­ger der Lin­ke als der Libe­ra­le ist, und daß es authen­ti­sche Lin­ke heu­te eigent­lich nicht mehr gibt, son­dern nur mehr Rosa­ro­te, also “Links­li­be­ra­le” – und die­se Sor­te meint eben auch Matt Stone.

Frei­lich ist eine der­art hem­mungs­lo­se Sati­re wie South Park aller­dings auch nur in einem “libe­ra­len” Kli­ma mög­lich, in dem ohne­hin eh schon alles egal ist und any­thing goes.  Sati­ri­ker, die heu­te noch ver­letz­ten wol­len, wer­den eher fün­dig, wenn sie die Sen­si­bi­liä­ten der Lin­ken atta­ckie­ren, als wenn sie auf die weni­gen ver­blie­be­nen Kon­ser­va­ti­ven ein­dre­schen. Die Tita­nic ist heu­te auf der siche­ren Sei­te und ris­kiert im Gegen­satz zu den diver­sen Anti-Islam-Kari­ka­tu­ris­ten kei­ne klei­ne Zehe, wenn sie zotig-blas­phe­mi­sche Car­toons abdruckt.

Selbst in den USA, in denen die “Reli­gious Right” immer noch sehr stark ist, und die ent­spre­chen­den Pie­tä­ten noch mehr Gül­tig­keit haben, ver­hält es sich nicht viel anders. South Park hat sich bis­her unzäh­li­ge Male über Jesus und das Chris­ten­tum lus­tig gemacht, ohne zurück­ste­cken zu müs­sen.  Der Spaß hat­te nun ein Ende, als in der letz­ten Fol­ge der Pro­phet Moham­med zur Ziel­schei­be des Spotts wur­de, und auf der Sei­te Revolutionmuslim.com eine “War­nung” an “Matt und Trey” ging, sie  soll­ten auf­pas­sen, daß sie nicht ein­mal wie Theo van Gogh enden. Dar­auf­hin ent­schloß sich der Sen­der zu abmil­dern­den Ände­run­gen und nahm die Fol­ge schließ­lich voll­stän­dig vom Netz.

Inzwi­schen füh­ren die Macher von “Islam­re­vo­lu­ti­on” ihre eige­nen “Car­toon-Krie­ge” und beschwe­ren sich im mus­lim-übli­chen, selbst­ge­rech­ten Heuch­ler­ton laut­stark dar­über, wie die “Nazi-Juden” in Isra­el es wagen kön­nen, die “free­dom of speech” zu unter­drü­cken, weil sich die “Mainstream”-Presse dort nicht gera­de erfreut über einen Pro­pa­gan­da-Trick­film der Hamas zeigt.

Die­se Epi­so­de zeigt nicht nur, wie erschre­ckend wirk­mäch­tig die Gewalt­an­dro­hung von isla­mi­scher Sei­te inzwi­schen ist, sie zeigt auch die gro­ße Schwä­che sowohl der Libe­ra­len als auch der “Liber­tä­ren”: wenn es hart auf hart kommt, wür­den die­se Leu­te (mit weni­gen impo­nie­ren­den Aus­nah­men)  trotz ihrer noto­ri­schen Groß­mäu­lig­keit nie­mals für ihre Über­zeu­gun­gen Nach­tei­le in Kauf neh­men, geschwei­ge denn ihr Leben ris­kie­ren. Das wäre in Ord­nung, wenn die libe­ra­le Agen­da nicht gleich­zei­tig stän­dig von den ande­ren ver­lan­gen wür­de, qua­si “die Waf­fen nie­der” zu legen. Dage­gen reicht ein blo­ßer Wink mit der Pis­to­le von der Fein­des­sei­te, und sie sind auf der Stel­le zu Kom­pro­mis­sen und zum Rück­wei­chen bereit. Von die­sem Geist ist heu­te fast der gan­ze Wes­ten infi­ziert.  Wer das Schwert nie­der­legt, wird sich frü­her oder spä­ter dem unter­wer­fen müs­sen, der es aufhebt.

 

Martin Lichtmesz

Martin Lichtmesz ist freier Publizist und Übersetzer.

Nichts schreibt sich
von allein!

Das Blog der Zeitschrift Sezession ist die wichtigste rechtsintellektuelle Stimme im Netz. Es lebt vom Fleiß, von der Lesewut und von der Sprachkraft seiner Autoren. Wenn Sie diesen Federn Zeit und Ruhe verschaffen möchten, können Sie das mit einem Betrag Ihrer Wahl tun.

Sezession
DE58 8005 3762 1894 1405 98
NOLADE21HAL

Kommentare (0)

Für diesen Beitrag ist die Diskussion geschlossen.