Die Serie ist mir wie jedermann natürlich seit den späten neunziger Jahren geläufig, als Fernsehverweigerer bin ich dem ganzen Kult bisher aber beharrlich ausgewichen. Dazu kommt, daß ich einen gewissen Vorbehalt gegenüber allzu krassem, beleidigendem bis obszönem Humor habe. Aber wenn schon totale Respektlosigkeit, dann bitte auch wirklich in alle Richtungen, und zu den Markenzeichen von South Park gehört eben auch das beständige Austesten der politisch korrekten Geschmacksgrenzen.
Dabei wird nicht selten zum Frontalangriff übergegangen, wie in der Folge The Death Camp of Tolerance, an die ich immer denken muß, wenn ich mal wieder mit einer Rassismussexismushomophobie-Debatte konfrontiert bin. Da ging es um einen schwulen Lehrer, der es darauf anlegt, von seiner Schule gefeuert zu werden, um dann auf Antidiskriminierungs-Schmerzensgeld klagen zu können. Zu diesem Zweck treibt er es vor den Augen der Schüler mit einem S/M‑Ledermann, und als diese sich beschweren, werden sie von den entsetzten Eltern zuerst durch ein “Museum of Tolerance” geschleift, und anschließend wegen anhaltender Resistenz in ein PC-Umerziehungs-KZ gesteckt, wo sie ein Heinrich-Himmler-Lookalike zwingt, mit Fingerfarben Multikulti-“Diversity”-Bildchen zu malen. Der Lehrer schockt inzwischen die Eltern weiter mit super-tuntigen Exzessen, aber aus Angst, als “homophob” zu gelten, wagen diese keinen Einspruch. Bis es aus dem genervten Lehrer herausplatzt: “Etwas tolerieren, heißt doch nicht, daß man es auch noch mögen muß!!” Für diese offensichtliche “Intoleranz gegenüber seinem eigenen Verhalten” wird er schließlich auch ins Lager gesteckt.
Derlei treffende Attacken auf die PC-Dikatur ziehen sich wie ein roter Faden durch South Park, und zu meiner allgemeinen Verblüffung und Freude meinte eine befreundete linke Amerikanerin mir gegenüber, die Serie sei in der Tat eine Art von “intelligent conservatism”. Tatsächlich gibt es inzwischen sogar schon den Begriff des “South Park Republican” oder gar des “South Park Conservative”. Die beiden Macher der Serie Trey Parker und Matt Stone sehen sich selbst allerdings eher als “Libertäre”. Stone etwa wird mit dem Satz zitiert “I hate conservatives, but I fucking hate liberals”, was mich natürlich an das berühmte Mohler-Diktum erinnert, daß der Hauptfeind des Rechten weniger der Linke als der Liberale ist, und daß es authentische Linke heute eigentlich nicht mehr gibt, sondern nur mehr Rosarote, also “Linksliberale” – und diese Sorte meint eben auch Matt Stone.
Freilich ist eine derart hemmungslose Satire wie South Park allerdings auch nur in einem “liberalen” Klima möglich, in dem ohnehin eh schon alles egal ist und anything goes. Satiriker, die heute noch verletzten wollen, werden eher fündig, wenn sie die Sensibiliäten der Linken attackieren, als wenn sie auf die wenigen verbliebenen Konservativen eindreschen. Die Titanic ist heute auf der sicheren Seite und riskiert im Gegensatz zu den diversen Anti-Islam-Karikaturisten keine kleine Zehe, wenn sie zotig-blasphemische Cartoons abdruckt.
Selbst in den USA, in denen die “Religious Right” immer noch sehr stark ist, und die entsprechenden Pietäten noch mehr Gültigkeit haben, verhält es sich nicht viel anders. South Park hat sich bisher unzählige Male über Jesus und das Christentum lustig gemacht, ohne zurückstecken zu müssen. Der Spaß hatte nun ein Ende, als in der letzten Folge der Prophet Mohammed zur Zielscheibe des Spotts wurde, und auf der Seite Revolutionmuslim.com eine “Warnung” an “Matt und Trey” ging, sie sollten aufpassen, daß sie nicht einmal wie Theo van Gogh enden. Daraufhin entschloß sich der Sender zu abmildernden Änderungen und nahm die Folge schließlich vollständig vom Netz.
Inzwischen führen die Macher von “Islamrevolution” ihre eigenen “Cartoon-Kriege” und beschweren sich im muslim-üblichen, selbstgerechten Heuchlerton lautstark darüber, wie die “Nazi-Juden” in Israel es wagen können, die “freedom of speech” zu unterdrücken, weil sich die “Mainstream”-Presse dort nicht gerade erfreut über einen Propaganda-Trickfilm der Hamas zeigt.
Diese Episode zeigt nicht nur, wie erschreckend wirkmächtig die Gewaltandrohung von islamischer Seite inzwischen ist, sie zeigt auch die große Schwäche sowohl der Liberalen als auch der “Libertären”: wenn es hart auf hart kommt, würden diese Leute (mit wenigen imponierenden Ausnahmen) trotz ihrer notorischen Großmäuligkeit niemals für ihre Überzeugungen Nachteile in Kauf nehmen, geschweige denn ihr Leben riskieren. Das wäre in Ordnung, wenn die liberale Agenda nicht gleichzeitig ständig von den anderen verlangen würde, quasi “die Waffen nieder” zu legen. Dagegen reicht ein bloßer Wink mit der Pistole von der Feindesseite, und sie sind auf der Stelle zu Kompromissen und zum Rückweichen bereit. Von diesem Geist ist heute fast der ganze Westen infiziert. Wer das Schwert niederlegt, wird sich früher oder später dem unterwerfen müssen, der es aufhebt.