Den Ruf als Hauptfigur der »Matthes-und-Seitz-Faschisten« (Die Zeit) verdankt Bergfleth allerdings seiner Kritik der palavernden Aufklärung (1984), einer scharf rationalismusfeindlichen Schrift, die ihn für Augenblicke der Existenz als einsamer Denker entriß und in Kontakt mit der politischen Gegenseite brachte. Sein Beitrag in dem Sammelband Die selbstbewußte Nation über »Erde und Heimat« zeigte die Fruchtbarkeit der neuen Verbindung. Nach Auskunft seines Verlages arbeitet er momentan an einem Buch über Ernst Jünger. (KHW)
Hellmut Diwald wurde 1924 in einem kleinen Ort in Mähren geboren, 1938 zog die Familie nach Nürnberg. Als Soldat machte er das Notabitur und belegte einige Semester Maschinenbau. Nach dem Krieg schloß er das Studium als Ingenieur ab und studierte anschließend Philosophie, Germanistik und Geschichte in Hamburg und Erlangen. 1952 wurde er bei Hans-Joachim Schoeps in Erlangen promoviert, war dort Assistent und habilitierte sich ebenfalls in Erlangen 1958 in Geistesgeschichte. Auf Anregung von Schoeps gab er eine Auswahl aus dem Nachlaß von Ernst Ludwig von Gerlach heraus und lehrte von 1965 bis 1989 in Erlangen Mittlere und Neuere Geschichte. Noch vor Golo Manns berühmten Buch konnte Diwald mit einer Wallenstein-Biographie (1969) einen ersten, großen Bucherfolg feiern. Bis zum Ende der siebziger Jahre galt Diwald als hervorragender Historiker, der es verstand, dem breiten Publikum Geschichte auf hohem Niveau zu vermitteln. Daran änderte auch seine konservative Haltung nichts (Die Anerkennung, 1970). Zahlreiche Publikationen in Zeitungen und Zeitschriften sowie regelmäßige Fernsehauftritte zeugen davon. Das änderte sich 1978 mit Erscheinen seiner Geschichte der Deutschen, in der er die Ausbeutung eines der »grauenhaftesten Geschehnisse der Moderne durch bewußte Irreführungen, Täuschungen, Übertreibungen« zur »totalen Disqualifikation eines Volkes« beklagte. Das wurde als Tabubruch wahrgenommen und als Beginn einer »Re-Nationalisierung« bezeichnet. Die Passagen wurden bereits in der zweiten Auflage geändert. Diwald galt seitdem als Revisionist und damit als Außenseiter in der Geschichtswissenschaft. In der Folge begann er sich politisch stärker zu engagieren und bald kaum noch Rücksichten zu nehmen. Er war Mitbegründer der Zeitgeschichtlichen Forschungsstelle Ingolstadt (1981) und des Deutschlandrates in Bad Homburg (1983), dem außerdem noch Hans-Joachim Arndt, Robert Hepp, Armin Mohler, Franz Schönhuber, Wolfgang Seiffert und Bernard Willms angehörten, und er unterstützte die Republikaner als Berater. Bei seinem Eintreten für die deutsche Einheit konnte sich noch auf ein recht intaktes Netzwerk von Verlagen stützen, das es ihm ermöglichte, auch in den achtziger Jahren noch historische Bestseller zu schreiben. Sein Ziel war es, die deutsche Identität und Einheit über den Weg des historischen Zusammengehörigkeitsgefühls zu retten (Mut zur Geschichte, 1983). Unmittelbar nach dem Zusammenbruch der DDR unternahm er mit Deutschland einig Vaterland (1990) seinen letzten Versuch, Geschichte im Sinne einer selbstbewußten Nation zu schreiben und der Wiedervereinigung so einen nationalen Stempel aufzudrücken. Diwald starb 1993 in Würzburg. (EL)
Hans Domizlaff, ein »Mann wie ein Ozeanriese« (Armin Mohler), geboren 1892 in Frankfurt a.M., machte sich schon in jungen Jahren einen Namen als Kunstmaler. Nach dem Ersten Weltkrieg wandte Domizlaff sich allerdings dem Industriedesign und der Werbeberatung zu und entwarf ein Konzept der »Markentechnik« zuerst für die Firma Reemtsma, dann für Siemens, das in vielem bis heute Geltung beanspruchen kann. Den Grundgedanken solcher Markentechnik hielt Domizlaff auch im politischen Bereich für anwendbar und schrieb 1932 ein Buch Propagandamittel der Staatsidee, das dazu helfen sollte, der Weimarer Republik im Kampf gegen ihre totalitären Feinde jenes Ansehen zu verschaffen, das sie benötigte, um in den Köpfen und Herzen ihrer Bürger einen Platz zu finden. Nach Domizlaffs Aussage soll sich Brüning lebhaft für seinen Plan interessiert haben, aber der rasche Zusammenbruch der Demokratie machte jede praktische Umsetzung unmöglich.
Schon in Propagandamittel kam ein ausgesprochen konservatives – im Hinblick auf massenpsychologische Erwägungen könnte man sagen: zynisches – Menschenbild zum Tragen, das bei Domizlaff allerdings ein Widerlager fand in seiner ausgeprägten Christlichkeit und einem paternalistischen Verständnis der sozialen Ordnung. Beide Aspekte spielten auch nach 1945 eine wichtige Rolle in seinem Denken und mehreren Schriften, die nie für eine breitere Öffentlichkeit gedacht waren, sondern als Privatdrucke erschienen. Der esoterische Charakter kam vor allem zum Ausdruck im Hinblick auf das Brevier für Könige (1950) und Die Seele des Staates. Ein Regelbuch der Elite (1957). Das Regelbuch war im Grunde ein Versuch, die arcana imperii zu klären und die junge Bundesrepublik vor dem Schicksal Weimars zu bewahren, das nach Meinung von Domizlaff an einem naiven Staats- und Politikverständnis zu Grunde gegangen war. Die Offenlegung von arcana ist allerdings immer ein Problem und in ganz besonderem Maß, wenn es um so heikle Wahrheiten wie die ging, die Domizlaff vorzustellen hatte.
Nach heftigen Protesten mußte das Regelbuch schließlich zurückgezogen werden, und Domizlaff hat sich später nicht mehr explizit zu politischen Fragen geäußert. Sein subkutaner Einfluß darf allerdings nicht unterschätzt werden. Er starb 1971 in Hamburg. (KHW)
Henning Eichberg wurde 1942 im schlesischen Schweidnitz geboren, verbrachte seine Kindheit nach der Flucht in der DDR, bevor seine Familie nach Hamburg übersiedelte. Er kam ursprünglich aus dem Lager der Neutralisten und geriet dann an parteipolitisch »ungebundene Zirkel der Rechten« um die Zeitschrift Nation Europa, während die Mitgliedschaft in der CDU zwischen 1964 und 1968 eher als Ausgangspunkt einer Unterwanderungsstrategie diente. Die hatte auch mit Eichbergs Plan zu tun, die Ideologiefeindschaft und Rückwärtsgewandtheit der deutschen Rechten hinter sich zu lassen. Er setzte auf Terminologie und Konzepte, die sonst bevorzugt von der Linken verwendet worden waren, zitierte in der Auseinandersetzung Lenin oder Mao und übernahm bestimmte Argumente – »Demokratisierung«, Kritik des »Establishments« – nicht aus taktischen Gründen, sondern weil sie ihm zeitgemäß erschienen. Was Eichberg in den unruhigen Jahren 1967/68 anstrebte, war eine »Alternativpartei «, weder bürgerlich noch marxistisch, die die Dynamik der jugendlichen Revolte in sich aufnehmen und sinnvoll umlenken sollte. Er selbst wollte nicht Führer, sondern Theoretiker einer solchen Bewegung sein.
Deutlicher als in den Veröffentlichungen, die damals unter seinem Namen erschienen, wird das an jenen Texten, die er als »Hartwig Singer« schrieb. Seit dem Frühjahr 1967 hatte er unter diesem Pseudonym in der Zeitschrift Junges Forum eine Reihe von Aufsätzen veröffentlicht, die die Möglichkeiten eines »progressiven Nationalismus« ausloteten. Eichberg interessierte sich zwar auch für verschiedene neokonservative Bewegungen, aber sein Hauptaugenmerk galt damals den »europäischen Nationalisten« und dem Versuch, eine geschlossene rechte Ideologie zu schaffen. Die sollte auf einer »neuen Rationalität« beruhen, die sich später an der Erkenntnistheorie des »Wiener Kreises« orientierte und Ergebnisse der Sozial- wie Naturwissenschaften nutzen, um mit dem unbrauchbar gewordenen Traditionsbestand – unter Einschluß des Christentums – aufzuräumen.
Eichberg betonte das »Futuristische« seines Entwurfs, den er als Ergebnis der Entwicklung eines spezifischen »okzidentalen Syndroms« betrachtete. »Nationalismus« war insofern weder Nostalgie noch »Blut und Boden«, sondern eine revolutionäre Kraft, die erst in der Industriegesellschaft vollständig zur Durchsetzung kam und »nationale Identität« zum Bezugspunkt einer neuen Ordnung machte. Vieles von dem, was er vortrug, war inspiriert durch das französische Vorbild einer neuen rechten Intelligenz, da der »betonte Irrationalismus des deutschen Nationalismus« seiner Meinung nach verhinderte, eine adäquate Weltanschauung zu begründen.
Eichbergs Versuche, die französischen Ansätze auf Deutschland zu übertragen, scheiterten in den siebziger Jahren ebenso wie seine Bemühungen, eine akademische Laufbahn einzuschlagen. Daraus zog er zwei Konsequenzen: die Umdeutung des nationalrevolutionären zu einem linken Ansatz und die Übersiedlung nach Dänemark, wo er als Sportsoziologe an verschiedenen Universitäten arbeitete. Obwohl das von Gegnern aus dem antifaschistischen Milieu immer wieder in Abrede gestellt wird, hat sich Eichberg mit seiner »volklichen«, an den skandinavischen Basisnationalismus anknüpfenden Weltanschauung und mit seiner theoretischen Materialismus-Konzeption eindeutig auf die Seite der Linken geschlagen. (KHW)
Johannes Gross wurde 1932 in einer kleinen rheinischen Ortschaft geboren, studierte nach dem Abitur Jura und Philosophie, um sich dann dem Journalismus zuzuwenden. In jungen Jahren hatte er über Rüdiger Altmann Kontakt zu Carl Schmitt gefunden und gehörte schon Ende der fünfziger Jahre zu dessen »Hof« (Dirk van Laak). Die Wertschätzung des Meisters wurde nicht dadurch beeinträchtigt, daß Gross einer liberalen Umdeutung Schmitts zuneigte, die es ihm einerseits ermöglichte, als Berater von Ludwig Erhard (zusammen mit Altmann) den Begriff der »formierten Gesellschaft« zu lancieren, andererseits den Ruch des »Rechten« stets zu meiden. Entsprechend steil verlief seine Karriere (trotz ’68), vom Ressortchef Politik der Deutschen Zeitung über die Leitung der politischen Abteilung des Deutschlandfunks bis zur Chefredaktion des Wirtschaftsmagazins Impulse und Vorstandsmitgliedschaft bei Gruner + Jahr. Daneben moderierte Gross zwischen 1977 und 1984 die Bonner Runde des ZDF. Auf ernsthaften Widerstand traf er eigentlich nur, als er 1983 zusammen mit Peter Scholl-Latour die Chefredaktion des Stern übernehmen sollte und dieser Schritt am Widerstand der Belegschaft gegen den »Rechtsruck« scheiterte.
Zu diesem Zeitpunkt hatte Gross unter Konservativen vor allem einen Namen wegen seines im FAZ-Magazin erscheinenden Notizbuchs und dessen glänzenden Aphorismen. Franz-Josef Strauß meinte, Gross küsse alle seine Worte. Darin lag auch die Feststellung eines besonders hohen Maßes an Eitelkeit eines sehr begabten Mannes, der allerdings früh – in seinem Buch Die Deutschen (1967) – hatte erkennen lassen, daß die entscheidenden politischen Fragen erledigt, jedenfalls keine Anstrengung von seiner Seite mehr wert seien. Gross starb überraschend 1999. (KHW)
Robert Hepp wurde 1938 in Langenenslingen, einem kleinen Ort in Oberschwaben, geboren, kam als Student in Kontakt zu Armin Mohler, der ihn in den Kreis Carl Schmitts einführte und unter dessen Einfluß er mit seinem Bruder eine »Katholische«, dann »Konservative Front« bildete. Hepp hatte von früh an eine aktivistische Neigung, wurde nach einem Eklat im Oberseminar von Theodor Eschenburg der Universität Tübingen verwiesen und nährte seinen Widerwillen gegen eine konservative als defensive Programmatik. Schon in einem Text von 1962 äußerte er, daß es nötig sei, eine »neue Rechte« zu formieren, die den Kampf gegen das liberale Establishment genauso führen sollte wie den gegen die Linke. Danach ist Hepp in den sechziger Jahren nicht weiter politisch hervorgetreten, sondern konzentrierte sich auf den Abschluß seiner Dissertation (1967 über »Politische Theologie« in der Weimarer Republik bei Hans-Joachim Schoeps) und seine akademische Laufbahn. 1977 erhielt er einen Ruf an die Universität Osnabrück als Ordinarius für Soziologie. Zu diesem Zeitpunkt hatte Hepp seine publizistische Tätigkeit schon wieder aufgenommen, vor allem im Umfeld von Criticón. Dabei fiel neben der Brillanz seiner Argumentation vor allem die Tendenz zur Zuspitzung auf. Beide Eigenschaften traten auch an seinem Hauptwerk, dem 1988 erschienenen Buch Die Endlösung der Deutschen Frage, hervor. Hepp entwickelte hier die Grundzüge einer »politischen Demographie«für Deutsche mit dem Ziel, die absehbar katastrophalen Folgen des Geburtendefizits und der verstärkten Einwanderung zu thematisieren.
Einen praktischen Erfolg hatte diese Mahnung in vorletzter Stunde aber nicht, und in der Folgezeit trat Hepp zwar noch mehrfach mit ausgesprochen scharf formulierten Stellungnahmen zur politischen Entwicklung hervor (die auch langwierige juristische Auseinandersetzungen zur Konsequenz hatten), zog sich aber seit den neunziger Jahren mehr oder weniger skeptisch aus der aktiven Teilnahme an den Debatten zurück. (KHW)
Gerd-Klaus Kaltenbrunner wurde 1939 in Wien geboren, übersiedelte nach einem Studium der Rechtswissenschaft 1962 nach Deutschland und arbeitete zunächst für verschiedene Verlage als Lektor. Noch in dieser Eigenschaft gab er den Sammelband Rekonstruktion des Konservatismus (1972) heraus und konnte damit wenige Jahre nach ’68 die Grundlagen für einen möglichen politischen Gegenentwurf liefern. Kaltenbrunner ging dabei von der Einsicht aus, daß der Konservatismus zunächst die Hegemonie im Geistigen erlangen müsse, bevor politische Konsequenzen durchsetzbar seien. Im Hintergrund stand seine Überzeugung, daß die »ökonomischen Verhältnisse« nur den Rahmen für die entscheidenden Ereignisse abgeben: Ideen und Utopien siegen demnach einfach dadurch, »daß sich genügend ›Verrückte‹ finden, die bereit sind, dafür zu kämpfen und sich, wenn’s sein muß, auch töten zu lassen«. Kaltenbrunner sah seine Aufgabe im Bewahren der Tradition des Konservatismus sowie im gegenwartsbezogenen Weiterdenken. Die von ihm initiierte und herausgegebene Taschenbuchreihe Herderbücherei Initiative (1974–1988) diente diesem Ziel. Auf hohem Niveau wurden aktuelle Fragen von verschiedenen Autoren auf dem Hintergrund der konservativen Tradition bearbeitet. Kaltenbrunners Einleitungen wurden dabei lagerübergreifend als scharfsinnig und bedenkenswert gelobt. Die schönen, oft mehrdeutigen Titel der einzelnen Bände prägten sich ein: Die Zukunft der Vergangenheit (1975), Tragik der Abtrünnigen (1980), Unser Epigonen-Schicksal (1980). Bereits der erste Titel Plädoyer für die Vernunft: Signale einer Tendenzwende (1974) wurde als »Tendenzwende« zu einem Schlagwort unter Konservativen und Rechten. Parallel zu den aktuellen Analysen kümmerte sich Kaltenbrunner weiterhin um die Quellen des Konservatismus. Sein dreibändiges Werk Europa. Seine geistigen Quellen in Portraits aus zwei Jahrtausenden (1981–1985) und die Fortsetzung Vom Geist Europas (1987–1992) sind hier zu nennen. Mit dem Begriff Konservatismus war auch Kaltenbrunner nicht glücklich: Mit der Weltbewahrung allein wäre es nicht getan und geborene Konservative gebe es im Zeitalter des Fortschritts nicht mehr. Kaltenbrunner bemühte sich deshalb um eine konservative Theorie. Nach dem 75. Band wurde die Initiative-Reihe eingestellt. Kaltenbrunner beschäftigt sich seither mit Biographien zur Geschichte des frühen Christentums. Seine letzten Veröffentlichungen tragen esoterischen Charakter: Johannes ist sein Name (1993) Dionysius vom Areopag (1996). Kaltenbrunner lebt zurückgezogen im Schwarzwald und publiziert nicht mehr. (EL)
Hanno Kesting wurde 1925 in der Nähe von Gelsenkirchen geboren, erlebte die beiden letzten Kriegsjahre als Soldat; an den Folgen einer Verwundung litt er lebenslang. Nach der Entlassung aus britischer Kriegsgefangenschaft nahm er einStudium in Heidelberg auf und gehörte zum Umfeld des Soziologen Alfred Weber. Mit Reinhart Koselleck und Nicolaus Sombart bildete er die Basismannschaft des »Archivs für Raumplanung und Weltbürgerkrieg«, dessen Konzeption allerdings wesentlich stärker von Carl Schmitt als von Weber beeinflußt war. Unter den dreien hat Kesting sich der Lehre Schmitts am stärksten geöffnet, was vor allem an seinem magistralen Werk Geschichtsphilosophie und Weltbürgerkrieg (1959) ablesbar wurde, in dem er die These vertrat, daß seit der Französischen Revolution eine globale Auseinandersetzung zwischen ideologischen Lagern geführt werde, bei dem letztlich die feindlichen Brüder der linken Partei – kapitalistische Demokratie und Sowjetsystem – über die rechte Partei – zuletzt in Gestalt von Faschismus und Nationalsozialismus – gesiegt hätten.
Die tief pessimistische Weltsicht dieses Buches hat Kesting nicht gehindert, mit einem gewissen Geschick seine berufliche Laufbahn zu verfolgen. Nach einiger Zeit auf verschiedenen Universitätsstellen übernahm er kurzzeitig das Kulturressort der Frankfurter Rundschau und kam dann 1964 als Assistent Arnold Gehlens nach Speyer. Dort habilitierte er sich mit einer Arbeit über Öffentlichkeit und Propaganda (die erst posthum veröffentlicht wurde). 1968 erhielt er einen Ruf an die Universität Bochum und übernahm ein Ordinariat für Soziologie. Allerdings wandte sich Kesting mit großer Schärfe gegen die studentische Linke wie gegen den Opportunismus seiner Kollegen und isolierte sich im Lehrkörper vollständig. Wenige Jahre später, 1975, starb er an den Folgen einer Operation. (KHW)
Erik von Kuehnelt-Leddihn, eigentlich Erik Maria Ritter von Kuehnelt-Leddihn, nach seinem Selbstverständnis ein »katholischer rechtsradikaler Liberaler«, gewann seine politischen Überzeugungen aus der vitalen Tradition, in der er stand. 1909 geboren, hatte er den Untergang des Habsburgerreiches zwar nur als Kind erlebt, aber innerlich nie akzeptiert. Kuehnelt-Leddihn blieb zeitlebens Monarchist und – damit eng verbunden – Verfechter eines Katholizismus klassischer Prägung.
Aus dieser Orientierung resultierte seine Feindseligkeit gegenüber jeder Art von Gleichmacherei oder Gottlosigkeit, er bekämpfte den »Demoliberalismus« ebenso wie den Faschismus oder Kommunismus. Seine Sympathie gehörte der alteuropäischen societas civilis, einer aristokratischen, an den Glauben und die Geschichte gebundenen Ordnung. Das erklärte weiter die eigentümlich prowestliche Ausrichtung Kuehnelt-Leddihns, die nicht nur mit seinem lebenslangen Kampf gegen das sowjetische System, sondern auch mit der ursprünglichen Verfassung der USA zu tun hatte, in der er viel von dem verwirklicht sah, was seinem Gesellschaftsideal entsprach. Nach seinem Studium in Wien und Budapest (Jura, Theologie, Osteuropakunde; Promotion in Staatswissenschaft und Volkswirtschaftslehre) war er 1937 in die Vereinigten Staaten gegangen und hatte dort an verschiedenen katholischen Hochschulen gelehrt.
Erst nach dem Zusammenbruch der NSHerrschaft kam Kuehnelt-Leddihn in seine österreichische Heimat zurück und lebte ab 1947 als Privatgelehrter in Tirol. Neben mehreren Romanen und einzelnen Kampfschriften veröffentlichte er als Hauptwerk Freiheit oder Gleichheit (1953), eine scharfe Abrechnung mit den »Ideen von 1789«, vor allem dem Egalitarismus. Das Buch ist wie alle späteren politischen Arbeiten Kuehnelt-Leddihns charakterisiert durch außerordentlichen Kenntnisreichtum, einen sehr eigenwilligen Standpunkt und gnadenlose Urteile. Ernst Jünger sagte über ihn: »Eine einsame Stechpalme, die im Humus des alten Österreich verwurzelt ist. Ein Beleg dafür, daß es heute weder Schulen, noch Eliten, sondern nur noch Solitäre gibt.« Kuehnelt-Leddihn starb 1999. (KHW)
Winfried Martini wurde 1905 in Hannover geboren, war nach dem Abitur kurzzeitig in der väterlichen Fabrik beschäftigt und studierte dann Rechtwissenschaften in Frankfurt am Main und Berlin. Seine Promotion gab er zugunsten des Journalismus auf und war von 1935 bis 1937 Nahostkorrespondent der Deutschen Allgemeinen Zeitung in Jerusalem. Nach einer Tätigkeit beim Auswärtigen Amt arbeitete er als Korrespondent in Stockholm. 1943 erhielt er aus politischen Gründen Berufsverbot, wurde 1944 zur Wehrmacht eingezogen und geriet in amerikanische Kriegsgefangenschaft. Als Unbelasteter konnte er direkt nach Kriegsende wieder als Journalist, unter anderem für Die Welt und Christ und Welt, arbeiten und war Kommentator beim Bayerischen Rundfunk. Er schrieb aber auch für Die Zeit und behandelte dort vor allem die Themen Judentum und arabischer Nationalismus. Als Buchautor sorgte er mit zwei Publikationen für Aufsehen, in denen er die »beiden Grundprinzipien der Bundesrepublik: die unbedingte Westbindung und den ebenso unbedingten Antikommunismus« (Mohler) begründete.
In Das Ende aller Sicherheit. Eine Kritik des Westens (1954) stellte er die Frage nach der Krisenanfälligkeit der Demokratie. Demokratie sei kein Selbstzweck, sondern müsse am Kriterium der Wehrhaftigkeit (gegenüber der kommunistischen Bedrohung) gemessen werden. Martini bezweifelte, daß die westlichen Demokratien dem Kommunismus auf Dauer standhalten könnten. 1960 analysierte er unter dieser Maßgabe die Bundesrepublik: Freiheit auf Abruf. Darin attestierte er der Bundesrepublik nur eine geringe Lebenserwartung. Martini nannte diese Kritik »konstruktiven Pessimismus«, weil nur so die Mängel des Staates rechtzeitig erkannt und abgestellt werden könnten. Sein Pessimismus konnte sich nicht beweisen, weil der Ernstfall ausblieb. Martini galt seitdem als Etatist in der Nachfolge Carl Schmitts, mit dem er einen umfangreichen Briefwechsel führte. In seinem Buch Der Sieger schreibt die Geschichte. Anmerkungen zur Zeitgeschichte (1991), einer Geschichtsbetrachtung aus dem Blickwinkel des Augenzeugen, finden sich interessante Einblicke in die Wirklichkeit des Dritten Reiches. Martini hoffte wie viele andere, daß die Wiedervereinigung zu einer Normalisierung des Umgangs der Deutschen mit ihrer Geschichte führen würde. Martini starb 1991 in Bad Endorf. (EL)
Günter Maschke wurde 1943 in Erfurt geboren und kam 1949 als Adoptivkind mit seiner Familie nach Trier. Er verließ mit der mittleren Reife die Schule und absolvierte eine Lehre als Versicherungskaufmann, schloß sich der illegalen KPD an und besuchte Vorlesungen an der Technischen Hochschule in Stuttgart. Maschke kam dadurch in Kontakt mit der linken studentischen Szene, wechselte nach Tübingen und hörte Philosophie bei Ernst Bloch. Gleichzeitig arbeitete er als Redakteur einer marxistischen Studentenzeitung und beteiligte sich an der »Subversiven Aktion«, einem Vorläufer der legendären »Kommune 1«. 1965 desertierte Maschke aus der Bundeswehr und floh nach Paris, konnte dort allerdings keinen Unterschlupf finden und kam über Zürich nach Wien, wo er bald zu den Zentralfiguren der Neuen Linken gehörte. Nach einer Anti-Vietnam-Demonstration wurde er 1967 verhaftet. Ein Sitzstreik vor dem Polizeigefängnis verhinderte die geplante Auslieferung an die Bundesrepublik, und die österreichischen Behörden erlaubten Maschke die Abreise nach Kuba, dem einzigen Staat, der bereit war, ihm Asyl zu gewähren.
Die Armut und der totalitäre Charakter des dortigen Systems behagten ihm aber so wenig wie der kapitalistische Westdeutschlands. Wegen »konterrevolutionärer Verschwörung« erneut inhaftiert, schob ihn die kubanische Regierung nach Madrid ab. Schließlich kehrte Maschke in die Bundesrepublik zurück, trat die ausstehende Gefängnisstrafe an und arbeitete nach seiner Freilassung als Journalist. Viele seiner Arbeiten dienten der Selbstkritik, zuerst aus einer unorthodox-linken, dann aus einer liberalen, zuletzt aus einer konservativen Position. Sein Orientierungspunkt wurde Carl Schmitt, dessen Schriften er schon länger gekannt, aber als Äußerungen des Feindes wahrgenommen hatte. Das änderte sich dramatisch seit dem Ende der siebziger Jahre. Jedenfalls zeigten viele Texte, die er als Redakteur der Frankfurter Allgemeinen veröffentlichte, einen zunehmend schärferen Ton. Maschke bediente sich einer an Schmitt geschulten Begrifflichkeit und einer Lust, den Gegner zu reizen, die nur geduldet wurde, so lange ihm der Ruf anhing, ein seltsamer Linker, aber eben doch ein Linker zu sein. Das änderte sich nach einem Generalangriff auf Jürgen Habermas, der Maschkes Ausscheiden aus der FAZ erzwang.
Seitdem hat Maschke als »heimatloser Rechter«, Exeget und Fortsetzer Schmitts Außerordentliches geleistet und geholfen, die großen Konterrevolutionäre – allen voran Donoso Cortés – der Vergessenheit zu entreißen. Sein prägender Einfluß auf das Programm des Wiener Karolinger-Verlages oder die von ihm mit herausgegebene Zeitschrift Etappe sprechen für sich. (KHW)
William S. Schlamm wurde 1904 unter dem Namen Wilhelm Siegmund Schlamm als Sohn eines wohlhabenden jüdischen Kaufmanns in Galizien geboren, geriet schon als Jugendlicher unter linksradikalen Einfluß und schloß sich am Ende des Ersten Weltkriegs der Kommunistischen Partei Deutschösterreichs an; als Funktionär der Jugendinternationale wurde der Sechzehnjährige von Lenin in Moskau empfangen. Nach dem Abitur arbeitete Schlamm als Redakteur der Parteizeitung Rote Fahne und gehörte zum revolutionären Flügel der KP. Trotzdem wurde er 1928 wegen »Rechtsabweichung« ausgeschlossen, kam in Kontakt zu Carl von Ossietzky und übernahm 1933 die Chefredaktion der von Berlin nach Wien übersiedelten Weltbühne. Kurz darauf ging er selbst nach Prag ins Exil, 1938 floh er angesichts der drohenden Besetzung durch die Wehrmacht in die USA. Hier brach er endgültig mit der Linken, kam in Kontakt mit einem anderen wichtigen Renegaten, James Burnham, außerdem mit dem geistigen Führer der amerikanischen Konservativen, Russell Kirk, und dem Finanzier der Bewegung, William S. Buckley. Schlamm veranlaßte Buckley, 1951 die bis heute einflußreiche konservative Zeitschrift National Review zu gründen und wandte sich selbst einer scharfen Agitation gegen die kommunistische Unterwanderung des Westens, aber auch gegen den fatalen Einfluß des linksliberalen Establishments, zu. 1959 kehrte Schlamm nach Europa zurück. Er glaubte, daß der alte Kontinent noch gefährdeter sei als die USA und setzte seinen publizistischen Kampf fort, verschärfte sogar den Tonfall. Die Wirkung seiner Deutschland-Analyse in dem Buch Die Grenzen des Wunders (1957) war erheblich, öffentliche Vorträge oder Debatten (mit Erich Kuby zum Beispiel) zogen ein großes Publikum an. Seine Forderung, daß die NATO kriegsfähig und kriegsbereit werden müsse, um dem Ostblock standzuhalten, machte Schlamm zu einem der bestgehaßten Männer der Progressiven; Rudolf Augstein rutschte der Satz heraus: »Ich wünschte, ich wäre Jude, damit ich Schlamm an den Pelz könnte.«
In der Folgezeit gehörte Schlamm zum Kern der konservativen Publizistik Westdeutschlands, ein ebenso gefürchteter wie bewunderter Polemiker, verfügte er über eine vielgelesene Kolumne im Stern, dann in der Welt am Sonntag und schrieb mehrere Bücher, in denen er sich kritisch mit dem Linkstrend der Gesellschaft auseinandersetzte. Obwohl er die Rückendeckung von Franz-Josef Strauß hatte, fiel Schlamm Anfang der siebziger Jahre einer ideologischen Frontbegradigung zum Opfer und verlor seine Stellung im Springer-Konzern. Er gründete daraufhin die Zeitschrift Zeitbühne – eine Art Weltbühne von rechts – die ohne Zweifel zu den einflußreichsten Organen des konservativen Flügels der Union gehörte, allerdings der Spitze der »grundsätzlich opportunistischen CDU« (Schlamm dixit) ein Dorn im Auge war, da Schlamm für eine bundesweite Ausdehnung der CSU als »vierter Partei« plädierte. Schlamm starb 1978 in Salzburg. (KHW)
Hans-Georg von Studnitz war »einer der letzten Vertreter des konservativen Journalismus in Deutschland« (Caspar von Schrenck-Notzing). Ob als Redakteur der Zeit oder von Christ und Welt, als Mitarbeiter von Welt und Welt am Sonntag: Seine Stellungnahmen hatten immer etwas Eindeutiges, Verteidigung der Überlieferung unter überlieferungsfeindlichen Bedingungen. Die Selbstverständlichkeit, mit der Studnitz seinen Standpunkt bezog, ging darauf zurück, daß er ein »geborener«, kein »gemachter « Konservativer war. Für Studnitz war in jungen Jahren keine andere Laufbahn als die des Offiziers denkbar, was damit zusammenhing, daß der 1907 Geborene aus einer preußischen Soldatenfamilie stammte, die sich selbstverständlich als Stütze der Hohenzollernmonarchie betrachtete.
Studnitz war aber kein Nostalgiker, sah sich unter den Bedingungen der Weimarer Republik klaglos nach einem zivilen Beruf um, erlernte den des Bankkaufmanns, wechselte dann jedoch in den Journalismus. Dabei kamen ihm Weltgewandtheit und Sprachenkenntnis besonders zugute. Er arbeitete als Auslandskorrespondent für den Scherl-Konzern (Hugenberg), unter anderem als Berichterstatter aus Spanien während des Bürgerkriegs.
Nach Beginn des Zweiten Weltkriegs hatte man Studnitz die »Aufsicht« über die Zeitungen im besetzten Holland übertragen. Diese Position verlor er rasch wieder, nachdem er dafür gesorgt hatte, daß jüdische Mitarbeiter gedeckt wurden, und weiter erlaubte, daß man den Lesern Mitteilung über die Zensurmaßnahmen der deutschen Behörden machte. Studnitz wurde in die Presseabteilung des Auswärtigen Amtes versetzt, wo er bis zum Kriegsende verblieb; seine Aufzeichnungen aus der Endphase des Krieges veröffentlichte er später unter dem Titel Als Berlin brannte. Er starb 1993.
Nach 1945 spielte Studnitz eine wichtige Rolle für den Wiederaufbau der westdeutschen Publizistik und berichtete schon für die Zeit über das Nürnberger Tribunal. Er schrieb außerdem während der sechziger Jahre mehrere Bücher (Bismarck in Bonn, 1964; Glanz und keine Gloria, 1965; Rettet die Bundeswehr!, 1967; Ist Gott Mitläufer?, 1969), in denen er sich nicht nur als konservativer Beobachter des Zeitgeschehens, sondern auch als scharfzüngiger Polemiker erwies. Studnitz starb 1993. (KHW)
Friedrich Tenbruck wurde 1919 geboren und verstarb 1994; seine Familie setzte in die Todesanzeige »Ein Leben für die Wissenschaft ist zu Ende gegangen«. Das traf den Kern, denn Tenbruck trat nur selten politisch hervor, sondern konzentrierte sich in erster Linie auf seine Disziplin, die Soziologie. Allerdings führte ihn deren Entwicklung – Tenbruck sprach von einem »beispiellosen Aufstieg« – zu einer Außenseiterposition. Er ging zwar nicht so weit wie sein Freund Helmut Schelsky – der »Anti-Soziologe« –, aber seine Kritik des Fachs hatte doch etwas Prinzipielles, ging über das Beklagen von Vereinnahmung oder Verfall des Niveaus in Forschung und Lehre hinaus. Was Tenbruck unter der Überschrift »Die unbewältigten Sozialwissenschaften oder die Abschaffung des Menschen« behandelte, war eine Zurückweisung des Anspruchs seiner Disziplin, mit Hilfe von Schematisierungen die gesellschaftliche Wirklichkeit zu erfassen, während es doch nur darum ging, durch Begriffe wie »Herrschaft«, »Schicht«, »Rolle«, die Wirklichkeit zu verstellen und der Soziologie einen Deutungsanspruch zu verschaffen, der mit Machtausübung viel, mit Wissenschaft sehr wenig zu tun hatte.
Das Ethos der Wissenschaft war es, das Tenbruck trieb, ein Widerwille gegen die Ideologisierung, jenen Prozeß, den er in seiner Zeit als Assistent Max Horkheimers in Frankfurt während der sechziger Jahre genau beobachtet hatte und für fatal hielt. Fatal auch deshalb, weil in allen »neuen Lagen … die alten Fragen« stecken, die die Linke erledigt geglaubt hatte, und die sich nicht erledigen lassen. Wahrscheinlich erklärt diese Einsicht, warum Tenbruck in seinen letzten Jahren immer deutlicher zur Verteidigung des Christentums oder doch der christlichen Tradition überging. Ein Weg, der sich schon angedeutet hatte, als er 1978 auf dem Kongreß »Mut zur Erziehung« sprach und dort erklärte: »Ohne erzogene Menschen ist kein Staat zu machen, und ohne die eingeübte Vertrautheit mit überlieferter Kultur ist nicht zu erziehen.« (KHW)
Günter Zehm wurde 1933 im sächsischen Crimmitschau (Sachsen) als Sohn eines Textilingenieurs geboren; der Vater fiel im Krieg. Nach dem Abitur begann er 1952 ein Studium zuerst der Journalistik, später der Philosophie in Leipzig. Zehm gehörte bald zum Umfeld Ernst Blochs, dessen Lieblingsschüler er wurde. 1956 ging er als Dozent für Philosophie an die Friedrich-Schiller-Universität Jena. Weil Zehm sich kritisch zur Niederschlagung des Ungarn-Aufstandes und über den Mangel an Meinungsfreiheit in der DDR äußerte, wurde er 1957 durch die Staatssicherheit verhaftet. Das Gericht verurteilte Zehm wegen »Boykotthetze« zu vier Jahren Zuchthaus (Waldheim, Torgau). Nach einer Amnestie 1960 entlassen, floh Zehm in den Westen, nahm das Studium der Philosophie (bei Theodor W. Adorno) und der Kunstgeschichte in Frankfurt a. M. und der Biologie in Bonn wieder auf. Die Dissertation befaßte sich mit Sartre.
Seit 1963 arbeitete Zehm für die Tageszeitung Die Welt, zuerst als Korrespondent (USA, Mexiko), danach als Feuilletonredakteur, schließlich als Leiter des Feuilletons und stellvertretender Chefredakteur. In diesen Jahren, zwischen 1977 und 1989, war es ihm möglich, in der Zeitung vielen Konservativen – gelegentlich sogar Carl Schmitt – ein Forum zu verschaffen. Dann wurde auch diese Bastion geschleift: Aufgrund seiner mittlerweile als inopportun betrachteten Haltung zur Vorherrschaft der Linken, zur deutschen Teilung und der kommunistischen Herrschaft im Ostblock wurde Zehm aus dem Springer-Verlag herausgedrängt.
Eine gewisse Genugtuung bedeutete demgegenüber, daß er nach der Wende an die Universität Jena als Professor für Philosophie zurückkehren konnte; seine Darstellung der Philosophie liegt seit 2004 in mittlerweile sechs Bänden vor. Daneben ist Zehm weiter publizistisch tätig und zeigt sich in seiner Pankraz-Kolumne (seit 1975 in der Welt, dann im Rheinischen Merkur und seit 1995 in der Jungen Freiheit) als der, der die Dinge »immer aus eigensinnigen, niemals konformistischen Blickwinkeln« (Lorenz Jäger) betrachtet. (KHW)