weil ich als böser Diversant enttarnt und ausgesondert wurde. Der Herrgott jedoch ist gütig und gerecht, und bringt unerbittlich das Verborgene ans Licht:
Sein Segen begleitet die konterrevolutionären Agenten der Bourgeoisie, denn unter den etwa 20–30 Eingebunkerten befand sich auch FAZ-Autor Martin Otto, der die antifaschistische Lehrstunde in der heutigen Ausgabe der Zeitung genüßlich auseinandernimmt.
Otto erwähnt auch meinen kurzen Auftritt, womit ich endlich meine fünf Minuten Ruhm bekommen habe. Sonst habe ich dabei offenbar allerhand verpaßt. Hier die Highlights:
* Nachdem ich, nebenbei unter Androhung seitens eines Antifanten “eins in die Fresse” zu bekommen, den Raum verlassen hatte, erklärte einer der Sekundanten Wölks, der Politologe Friedhelm Burschel, daß heute eben nicht jeder kommen könne, auch – trotz seines Angebotes – Brodkorb nicht, denn (und nun festhalten)
ein “herrschaftsfreier Diskurs” wäre mit diesem nicht möglich gewesen.
Weil das mit denen nicht geht, über die man Herrschaft ausüben will? Diesen vor Meta-Ironie triefenden Schenkelklopfer muß ich wohl nicht weiter kommentieren. Jetzt wissen wir wenigstens endlich, was mit der Phrase gemeint ist.
Analog dazu wurde ich übrigens von demselben Herrn aufgefordert, den Raum zu verlassen, weil meine Anwesenheit “die freie Meinungsäußerung behindern könne”. Angesichts der entblößenden Ergebnisse dieser freien Äußerungen wundert mich das nicht…
* … denn es kommt noch viel besser, mit einer herrlichen Pointe:
Wölk bündelt seine Vorwürfe in einem Satz, der manchem konservativen Revolutionär gefallen hätte: “Brodkorb kann Freund und Feind nicht unterscheiden”, ein unfreiwilliges Beispiel linker Carl-Schmitt-Rezeption.
Allein daraus ließe sich eine prima Antifa-Denunziation stricken: “Wölk zitiert offen den Nazi-Juristen Carl Schmitt, betreibt also Querfront”.
Ein anderer Teilnehmer beschreibt treuherzig sein Problem mit Brodkorb: “Der will ja immer diskutieren, man kann zum ihm ‘A.…loch’ sagen, und er will dann darüber reden.” Hier hält man es offenbar wirklich eher mit Schmitt als mit Habermas.
Diskutieren will die Kanaille!
* Daß die ganze Runde von einer etwas verklemmten Humorlosigkeit erfüllt war, ist nicht nur mir aufgefallen:
Sonst wird hier wenig gelacht; niemand hat Lust, mit Brodkorb zu reden, doch wie man mit ihm umgehen soll, weiß trotzdem keiner so recht.
Daß nun die Genossen einander lieber verdächtigen, und wie in guten alten Münzenburg-Luxemberg-Zeiten bekämpfen, als miteinander zu reden, hat mich übrigens auch schon gewundert. Aber das liegt wohl daran, daß ich naiverweise unheilbar “diskursorientiert” bin. Nun könnte ich hier durchaus Schadenfreude empfinden, da ER zu 80% immer noch eine stinknormale und jämmerliche NPD-Watching- und Berufsdenunziantenseite ist. Diese verkneife ich mir aber, da es hier um prinzipielle Dinge geht, unter der die politischen Diskussionen nicht nur innerhalb der Linken, sondern überhaupt in diesem Lande leiden.
Pünktlich zum FAZ-Artikel hat auch das linksradikale Intelligenz- und Aufklärungsportal Indymedia die wölkische Saat aufgehen lassen, und Brodkorb mit einem atemberaubend scharfsinnigen Artikel attackiert, der wie alles aus dieser Ecke, haarscharf an der Kante zur unfreiwilligen Selbstsatire entlangschrammt.
Da heißt es also mysteriöserweise, Brodkorb vertrete “krude biologistisch-politische Ideen”, vermutlich weil ein semi-alphabetisierter Antifant mal schnell den Begriff “Mimikry”, der irgendwo bei Brodkorb vorkommt, auf Wikipedia nachgeschlagen hat. (Ich gehe jede Wette ein, daß es wirklich ganz genauso ablief.)
Als nächstes wird die investigative Aufdeckungs-Routine (mit Fußnoten!) abgespult. Die Indymedia-Spürhunde förderten dabei wirklich unerhörte Verschwörungen zutage:
Sehr viel interessanter als seine kruden biologistisch-politischen Ideen ist aber seine neueste Veröffentlichung im obskuren Adebor Verlag unter dem Titel „Extremistenjäger!?“, die allerdings nur sehr schwer zu bekommen ist. (…)
Der Adebor Verlag existiert seit April 2008 und läuft auf den Pressesprecher des Mecklenburg-Vorpommerschen Finanzministerium Stephan Bliemel. Schon im November 2007 hatte der den Stephan Bliemel Verlag gegründet, der allerdings nie als eigenes Unternehmen, ganz im Gegensatz zum Adebor Verlag, angemeldet wurde. Eine gesonderte Homepage des Verlages existiert nicht. Der Adebor Verlag scheint identisch mit dem Horizonte Magazin zu sein.
Adebor ist im übrigen ein Mythenwesen aus der plattdeutschen Sagenwelt. Der Vogel kommt im mittelalterlichen „Plattdütsch Billerbauk“ (Plattdeutschen Bilderbuch) vor und wurde in einigen Versen gesondert erwähnt. Adebor ist in der Sage ein Storch mit langen Beinen. Die Verbindung zu Mathias Brodkorbs Endstation Rechts Merchandise Projekt Storch Heinar scheint mehr als nur zufällig.
Das kann kein Zufall sein! Was für eine lückenlose, schlagende Beweiskette! Da brat mir einer einen Storch! Da müssen ja waschechte Germanisten am Werk gewesen sein! Was schließen wir messerscharf daraus ? Na klar: der (nicht ein bissel ungeschickt getarnte?) “Adebor”-Verlag kann nichts anderes als ein geheimes Scharnier zum “Storch Heinar”-Projekt sein, Brodkorbs
vermeintliches Satire-Projekt (…), das allerdings immer offenen (sic) Nazi-Symbolik verwendet.
Ich möchte hinweisen, daß ich schon vor zwei Wochen vor der Gefahr dieser “gefinkelten Storchenmimikry” gewarnt habe,
die zur Zeit ein paar arglose Sozis zur fiesen totalitären Bewegung nach dem Muster von „Die Welle“ trimmt.
Gottseidank hat die Antifa nun endlich die Gefahr erkannt und wird hoffentlich etwas unternehmen, ehe es zu spät ist.
Weil es anstrengend ist, dauernd so brilliant zu sein, ist die Superrecherche an anderen Stellen leider fehlgeschlagen:
Vor allem war er nun als Gesprächspartner nicht nur in der „Jungen Freiheit“ und der Nazi-Postille „Sezession“ angekommen,…
Was leider gelogen ist, denn Brodkorb hat weder der JF noch einer “Nazipostille” namens Sezession jemals ein Interview gegeben, was mit dem Terminus “Gesprächspartner” wohl gemeint ist.
Drollig ist auch dieser Vorwurf ausgerechnet von Indymedia:
Sein Portal ist eine schlechte Zitate-Sammlung, oft ohne Quellennachweise.
It takes one to know one, Fußnoten hin oder her. Aber immerhin ist man so ehrlich, in Merkeldeutsch einzugestehen:
Seine Diskurse sind wenig hilfreich und lenken ab.
Fragt sich nur, von was. Diese lästigen Diskurse! Das Ganze mündet schließlich nicht gerade überraschend in der anheimelnden, szenebeliebten Kommando-Sprache, wohl für alle, die den Ukas bis dahin noch nicht ausreichend kapiert haben:
Keine Zusammenarbeit mit Brodkorb!
Endstation Rechts isolieren!
Da bleibt mir zuletzt nichts anderes übrig, als wie der FAZ-Autor auf die berühmte “Volksfront von Judäa” zu verweisen, an die man nicht oft genug erinnern kann, da sie lagerübergreifend ihr nimmermüdes Unwesen treibt.