Mehr Spaß am Sexismus (Schlampenmarsch #2)

Noch ein paar Ergänzungen zu Ellen Kositzas Beitrag über die bundesweiten "Schlampenmärsche" von letzter Woche.

Martin Lichtmesz

Martin Lichtmesz ist freier Publizist und Übersetzer.

Für Con­nois­seu­re der fort­schrei­ten­den gesell­schaft­li­chen Demenz und sons­ti­ge Kaba­rett­lieb­ha­ber  und Fremd­schä­menthu­si­as­ten waren die­se Mas­sen­wahn­ex­zes­se wie­der ein beson­ders dicker Lecker­bis­sen. Beson­ders pein­lich berührt dar­an vor allem die offen­sicht­li­che Spie­gel­fech­te­rei, die für der­glei­chen Auf­trit­te so cha­rak­te­ris­tisch ist.

Im Prin­zip geschieht hier das­sel­be, wie wenn ein paar hun­dert Anti­fan­ten­au­to­no­me in Kreuz­berg “Genua” spie­len gehen,und dabei “poli­zia ass­as­si­ni” skan­die­ren, in dem Wis­sen, daß deut­sche Poli­zis­ten eben kei­ne “Mör­der” sind, und ihnen ohne­hin nichts Grö­be­res pas­sie­ren kann. Ein ähn­lich demo­folk­lo­ris­ti­sches Schat­ten­bo­xen ereig­net sich, wenn in Ber­lin 3500 schlich­te Gemü­ter den US-ame­ri­ka­ni­schen “Slut­walk” (übri­gens eine aus­ge­spro­che­ne Les­ben­num­mer) nach­spie­len, inklu­si­ve vor­wie­gend eng­lisch­spra­chi­ger Trans­pa­ren­te. Aber an wen etwa sol­len die sich nun rich­ten? Wer soll davon beein­druckt sein? Glau­ben die Betrei­ber denn allen Erns­tes, daß ech­te Ver­ge­wal­ti­ger mit Sprü­chen und Demos abzu­schre­cken sind? Oder auch nur ein schlech­tes Gewis­sen bekommen?

Vor ein paar Jah­ren hat­te ich ein Gespräch mit einer jun­gen Frau ira­nisch-fran­zö­si­scher Abstam­mung. Die erzähl­te mir, daß in Eng­land die Män­ner so zuge­knöpft sei­en, daß es schon wie­der frus­trie­rend sei. Ähn­lich sei das mit deut­schen Män­nern, die trau­en sich im Schnitt eher zuwe­nig als zuviel. Das kras­se Gegen­teil habe sie dann aber in Paris erlebt. Das sei unglaub­lich, wie “die Leu­te dort” mit Frau­en umsprän­gen, ver­bal und tät­lich. Empö­rung blitz­te in ihrer Stim­me auf. Da wur­de ich hell­hö­rig, denn im all­ge­mei­nen haben Fran­zo­sen ja ein eher posi­ti­ves “Image”, was amou­rö­se Din­ge angeht. “Was für Leu­te meinst du?”, frag­te ich. Da platz­te es aus ihr her­aus: “Wenn ich nicht sel­ber Halb-Ira­ne­rin wäre, ich wür­de zur Ras­sis­tin wer­den!! Die­se Ara­ber sind so wider­lich und her­ab­las­send zu Frau­en, jede, die nur einen kür­ze­ren Rock anhat, wird als Hure und der letz­te Dreck beschimpft oder mies angemacht!”

Anders ist es bekannt­lich auch in Deutsch­land nicht. Jeder Mensch weiß, daß, wie Kositza schreibt, “sexu­el­le Beläs­ti­gung zuvör­derst ein Phä­no­men von Ein­wan­de­rer­ge­sell­schaf­ten ist”. Daß eine Frau “sexis­tisch” ange­macht oder ange­tatscht wird, wenn sie sich haut­be­tont oder sonst­wie auf­rei­zend klei­det,  ist nicht das zivi­li­sa­to­ri­sche Stan­dard­ver­hal­ten deut­scher Män­ner, son­dern eben eher das von soge­nann­ten “Süd­län­dern” aller Schat­tie­run­gen. Das kann man auch an den Ver­ge­wal­ti­gungs­sta­tis­ti­ken able­sen, in denen sich bestimm­te Bevöl­ke­rungs­grup­pen beson­ders emsig her­vor­tun. Das wagen unse­re wacke­ren Demons­tran­ten aber nicht anzu­spre­chen, denn so weit reicht der Mut wohl nicht. Das Schwel­gen in der Pose soll aus­rei­chen, nicht anders als bei ihren anti­fan­to­no­men KollegInnen.

Vor deut­schen Poli­zis­ten, die ohne­hin kaum noch Akti­ons­spiel­raum haben, kos­tet es wenig, den mili­tan­ten “Wider­ständ­ler” zu spie­len.  Ana­log witz­los ist es, ein paar deut­sche Sof­tie­män­ner per Trans­pa­rent auf­zu­for­dern, Ver­ge­wal­ti­gun­gen doch bit­te zu unter­las­sen.  Was wer­den die schon machen, als kopf­ni­ckend zustim­men und brav Din­ge sagen wie: “Ja, dein Kör­per gehört dir, Schatz, nie­mals wür­de ich mich an dir ohne dei­ne Zustim­mung ver­grei­fen!”. Die besag­ten “Süd­län­der” aber wer­den sich kaum von ein paar poli­tisch kor­rek­ten Paro­len auf den T‑Shirts von säu­er­li­chen Kampf­les­ben von ihrem Tun abhal­ten lassen.

Die regres­si­ve Rea­li­tät­ver­wei­ge­rung äußert sich auch an dem Anspruch, “sexy” sein zu wol­len, ohne dabei ein Risi­ko ein­zu­ge­hen, und sei es nur der Pfiff von der Bau­stel­le her­ab (übri­gens ein belieb­ter Schau­platz von unter Frau­en recht weit ver­brei­te­ten Phan­ta­sien).  Die “Slut­wal­ker” wol­len sich wie  “Schlam­pen” beneh­men dür­fen, aber nicht wie “Schlam­pen” behan­delt wer­den. Aus männ­li­cher Sicht ist all das eine gran­dio­se Heu­che­lei. Jede Frau weiß, daß sie durch geschick­te Prä­sen­ta­ti­on ihrer Rei­ze, mal mehr, mal weni­ger sub­til, erheb­li­che Macht auf Män­ner aus­üben kann. Fast jede Frau genießt die­se Auf­merk­sam­keit, fast jede weiß damit zu spie­len. Und “Locken und Blo­cken” ist eines der aller­be­lieb­tes­ten Spie­le. Wer hier hat, dem wird noch gege­ben wer­den, und wer nicht, dem wird noch genom­men.  Die Natur hat die Schlüs­sel der sexu­el­len Attrak­ti­vi­tät ungleich ver­teilt. Män­ner kön­nen kör­per­li­che Män­gel mit Geld, Macht, Erfolg und Intel­li­genz kom­pen­sie­ren und damit ihre Attrak­ti­vi­tät stei­gern. Aber nie­mand auf der Welt ist in die­ser Hin­sicht in einer ver­zwei­fel­te­ren Lage als eine kör­per­lich unat­trak­ti­ve Frau.

Auch wenn sich die Femi­nis­tin­nen, die Gen­der­ben­der und die sonst­wie Zukurz­ge­kom­me­nen win­den, bis sie schwarz wer­den, führt nichts an der Tat­sa­che vor­bei, daß Män­nern zu gefal­len, ein ganz zen­tra­les, vita­les Anlie­gen der meis­ten Frau­en ist, und sie wis­sen von früh auf, daß der gera­des­te Weg dort­hin der opti­sche ist. Gan­ze Indus­trie­zwei­ge leben davon, daß Frau­en Unsum­men an Geld und Zeit in Kos­me­tik, Klei­der, Unter­wä­sche, Abnehm­ku­ren, Schu­he und so wei­ter inves­tie­ren.  Nun wol­len unse­re “Slut­wal­ker” also bei­des haben: sexy sein und kit­zeln­de Macht über Män­ner haben, aber die­se sol­len gleich­zei­tig alle Ver­ant­wor­tung für die Fol­gen auf sich neh­men und hübsch an der poli­tisch kor­rek­ten Zucht­lei­ne hän­gen blei­ben, die indes­sen auf­grund der in unse­rer Kul­tur übli­chen zivi­li­sa­to­ri­schen Stan­dards ohne­hin völ­lig über­flüs­sig ist. Bei ande­ren Teil­neh­me­rIn­nen hat man wie­der­um eher den Ver­dacht, daß sie sich im Grun­de nichts sehn­li­cher wün­schen, als wenigs­tens ein­mal in ihrem Leben “sexis­tisch” ange­macht zu wer­den, wäh­rend wie­der ande­re ihre hete­ro­pho­ben Res­sen­ti­ments Gas­si füh­ren, um sie an jedem Eck Pipi machen zu lassen.

Daß das gan­ze Spek­ta­kel bis zu den eng­li­schen Trans­pa­ren­ten hin eine pene­tran­te Ami-Ein­fär­bung hat­te, kommt nicht von unge­fähr.  Dar­um zum Schluß noch eine Geschich­te, die letz­tes Monat die Som­mer­loch-Run­de durch die US-Blogo­sphä­re mach­te:  eine bebrill­te jun­ge Dame und Blog­ge­rin, die sich als auf­ge­klär­te Femi­nis­tin sieht, wur­de bei einem “Skeptiker”-Treffen von einem Nerd-Kol­le­gen zag­haft zu einem Kaf­fee in sei­nem Zim­mer ein­ge­la­den, um vier Uhr mor­gens im Fahr­stuhl.  “Skep­chick” gab dem Unglück­li­chen nicht nur einen Korb, son­dern blogg­te schnur­stracks über das Trau­ma, nun arg “sexua­li­siert” und “objek­ti­viert” wor­den zu sein. In nächs­ten Akt der Komö­die mach­te sich kein gerin­ge­rer als Athe­is­ten­papst Richard Daw­kins in einer bei­läu­fi­gen Bemer­kung dar­über lus­tig, wor­auf hin auch er von “Skep­chick” und ihrer “Com­mu­ni­ty” als mie­ser männ­li­cher Chau­vi­nist ange­grif­fen wur­de. Die Poin­te an der Geschich­te war aller­dings, daß “Skep­chick”  über­all im Netz Bil­der von sich selbst in “sexy” Posen hin­ter­las­sen hat­te, und sogar einen Kalen­der ver­öf­fent­licht hat­te, in dem sie und ihre Mit-“Skeptikerinnen” halb­nackt posie­ren. Offen­bar woll­ten die Damen nicht nur durch ihren (durch­aus mäßi­gen) Intel­lekt beein­dru­cken.  Hony soit qui mal y pense!
Test

Martin Lichtmesz

Martin Lichtmesz ist freier Publizist und Übersetzer.

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