Er wirkte unter anderem in den UN-Ausschüssen gegen Folter und gegen Rassendiskriminierung mit; heute ist er UNO-Sonderberichtserstatter und Professor an der Geneva School of Diplomacy.
De Zayas sitzt im Beirat des Zentrums gegen Vertreibungen und zählte zu den Unterzeichnern des skandalträchtigen »Appel de Blois« (Sezession 27/2008).
In den siebziger Jahren war de Zayas nach Göttingen gekommen, wo er in Geschichte promoviert wurde. Seine Promotionsarbeit, Nemesis at Potsdam (1977), gilt als Standardwerk zu den Vertreibungen der Deutschen nach dem Zweiten Weltkrieg, die deutsche Übersetzung erfuhr 14 Auflagen. 2008 veröffentlichte er in so pointierter wie grundlegender Form seine 50 Thesen zu Vertreibung. Hierin präsentierte er 17 historische und 18 völkerrechtliche Thesen, die gewisse Schlußfolgerungen zwangsläufig nach sich ziehen. De Zayas betrachtet die Vertreibung der Deutschen nicht nur historisch in ihren umfassenden Zusammenhängen (Verträge von Versailles, St. Germain, Trianon, Ribbentrop-Molotow-Pakt, Generalplan Ost), sondern vor allem in ihrer menschenrechtlichen Dimension.
Für de Zayas ist der Zweite Weltkrieg zwar der Anlaß, nicht aber die Ursache der Vertreibung gewesen. Seine Thesen beziehen vehement Stellung gegen die Bagatellisierung der Vertreibung, gegen Aufrechnungen, gegen Kollektivschuld, gegen die Täter/Opfer-Dichotomie. Weil dergleichen historisch gerecht, aber nicht unbedingt zeitgeistig korrekt ist, kam es im vergangenen Jahr zu einem kleinen Sturm im Wasserglas, als das hessische Sozialministerium seine Broschüre in einigen hundert Exemplaren unter anderem an Abendschulen und Studienseminare verteilte.
Das geschah in kluger Absicht: Die Broschüre ist auch eine in didaktischer Hinsicht hervorragende Zusammenstellung, die sich für Schulunterricht und Erwachsenenbildung bestens eignet. Soeben ist das formidable Büchlein im gleichen Verlag auch in englischer Sprache (50 Theses on the Expulsion of the Germans from Central and Eastern Europe 1944–1948, Berlin/London: Verlag Inspiration Un Ltd. 2012, 72 S., 8 €) erschienen: www.viul.de.
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Daß unsere Nationalelf durch »Polen« wie Klose und Podolski bereichert wird, ist längst ebenso trauriges Gemeingut wie die statistisch relevante Zählweise, wonach Vertriebene unter »Menschen mit Migrationshintergrund« gerechnet werden. Was dürfen wir eigentlich unter der Ortsangabe »Schlesien« verstehen?
Der Historiker und Slawist Helmut Neubach, geboren 1933 in Grottkau/Oberschlesien, hat bereits vor Jahrzehnten die Broschüre Kleine Geschichte Schlesiens erarbeitet, die immer wieder rasch vergriffen war und neu aufgelegt werden mußte. Nun ist eine überarbeitete Fassung über die Geschichte (und Gegenwart) des einst reichen Grenz- und Brückenlandes in der 9. Auflage erschienen. Die knappe, doch profunde Darstellung besticht auch deshalb, weil sie inhaltlich sachgerecht ist und sprachlich poetisch dort, wo es kaum anders geht, etwa bei der Nennung der Nebenflüsse der Oder, die das Land eichenblatt-ähnlich durchädern: »Rechts flossen und fließen ihr zu: Ostrawitza, Olsa, Ruda, Malapane, Stoder, Weide und Bartsch, von links: Oppa, Zinna, Hotzenplotz, Ohle, Lohe …« Man sollte sie kennen, und sei es den Namen nach, die schimmern, als sei dies Land unberührt.
Das 45seitige Büchlein mit Karte, Register und ausführlichem Literaturverzeichnis ist für 2.90€ zu beziehen über den Senfkorn Verlag, Brüderstraße 13, 02826 Görlitz, senfkornverlag.de.