des Widerstands zu formulieren. Der eine (Richard Millet) steht nicht ohne Stolz im Wind, der ihm seit einigen unbotmäßigen Äußerungen aus der intellektuellen Szene Frankreichs ins Gesicht bläst – Martin Lichtmesz berichtete darüber.
Der zweite (Sebastian Hennig) schreibt schon immer als Künstler – und muß zur Kenntnis nehmen, daß ihm einiges widerfährt, seit er nicht nur im Neuen Deutschland, sondern auch „bei den Rechten“ veröffentlicht. Harald Seubert schließlich sucht nach der Anschlußfähigkeit des nicht angepaßten Denkens. Er empfiehlt, den ganz eigenen Weg mit Geschick zu gehen und nicht ins Messer zu laufen
„Der Rechte in der Richte – ein Außenseiter“ schrieb Botho Strauß vor zwanzig Jahren im „Anschwellenden Bocksgesang“ (Karlheinz Weißmann erinnert im Heft daran), und das meint: in einer in die Schieflage geratenen Gesellschaft Gleichgewicht herzustellen und die Sache im Lot zu halten versuchen, indem man sich weit hinauslehnt. Inzwischen muß man sagen: Dieser Außenseiter, dieser Rechte in der Richte (der unter anderen Umständen diese Aufgabe nicht wahrnehmen müßte) ist seit Erscheinen des „Bocksgesangs“ vom Außenseiter zum Ausgestoßenen geworden – so sehr haben sich noch einmal die Gewichte verlagert.
Das ist für die Redaktion einer rechtsintellektuellen Zeitschrift eine zwiespältige Situation: Längst nicht jeder, der sympathisiert, möchte sich gedruckt sehen – zu groß sind wohl die Vorteile, noch nicht zu den ausgestoßenen Außenseitern zu gehören. Andererseits ist die Kartei der heimlichen Leser imposant, und man kann sich sicher sein: Diese Leser lesen wirklich und halten sich das Blatt nicht bloß, weil es sich so gehören könnte. Ein befreundeter Redakteur sprach gar von einer „doppelten Lektüre“, die nicht wenige seiner Kollegen absolvierten: Hinter der Maske ruhten die Augen nicht mehr auf dem, was sich schicke, sondern wanderten aus zu der Lektüre, die noch etwas verspräche – sprach’s und zeichnete ein weiteres Abonnement, diesmal für einen Kollegen, der sich selbst nicht traute. Uns solls recht sein.
Natürlich geht es auch weniger feuilletonistisch: Viel Spott ist ausgeschüttet worden über jene jungen Männer, die zuerst in Wien, dann auch in Frankfurt und in anderen Städten maskiert tanzten, um eine neue politische Bewegung bekannt zu machen. Der Impuls: politisches Gleichgewichtsgefühl. Diese „Identitären“ (Martin Lichtmesz stellte sie im bis auf wenige Exemplare vergriffenen Heft 51 der Sezession vor) wählen solche Formen der Störung durch Masken-Tanz, weil sie sich verbergen wollen: Wer will schon als Teilnehmer an einer zwar gewaltlosen, aber doch rechten Aktion enttarnt werden?
Bei allem Verständnis dafür aber darf man nicht verkennen, daß die Maske in der politischen Auseinandersetzung kein positiv besetztes Symbol ist. Ihre Verwendung erinnert ans Theater und an das Rollenspiel, das die Narren dieser Tage aufführen, bevor sie am Aschermittwoch hinter der Maske wieder hervortreten und ihr wahres Gesicht zeigen müssen. Die Politik erträgt Masken nur dann, wenn sie als solche nicht erkennbar, sondern mit ihrem Träger verschmolzen sind wie eine zweite Haut – wie sonst wären die Sympathiewerte zu erklären, die der knallharte Kommunist Jürgen Trittin hinter seiner Maske eines bürgerlich-sozialen Finanzexperten einfährt?
Authentizität ist ein Schlüsselwort politischer public relation. Die Affenmaske, der Schweinskopf und die Gespensterlarve der Identitären sind keine Sympathieträger und keine zweite Haut. Und so ist der maskierte Protest dieser Gruppe nur innerhalb ihrer eigenen Szene zu einem Symbol des Widerstands geworden. Dabei könnten die Fratzen weit darüber hinaus auf einen elenden Sachverhalt verweisen: So frei, wie das System sich präsentiert, kann es nicht sein, wenn es selbst maßvollen Protest zur Maskerade zwingt. Daß es diese Mimikry auch noch für den Beweis hält, hier habe jemand etwas zu verbergen und werde zurecht ins Abseits befördert, gehört zur ausdifferenzierten Form einer „Herrschaft des Verdachts“, über die bei Hegel schon das Wesentliche zu lesen war.
Der Rechte in der Richte – heute oft der Gerichtete! Und doch gibt es – das ist ein Glück – immer wieder solche, denen es plötzlich zu würdelos erscheint, weiterhin eine Maske zu tragen. Auf diese Gesichter kommt es an. Mit ihrem Auftritt steht und fällt die Frage, ob noch einmal etwas ins Lot kommen kann.
Holzfäller
z Meine Güte, was ist wohl von jemandem zu erwarten der sich noch nicht einmal traut ein Heft zu abonnieren. Liest es dann womöglich auch erst heimlich wenn Frau oder Mama fest schlafen. Die Reconquista der Männlichkeit muß derweil noch ein bisserl warten.