7.30 Uhr – Rasche, konzentrierte Arbeit an jenem Fall, der das Nachdenken über den Wert des Publizierens erst auslöste: Vor zwei Tagen ist Kirchweyhe, einem Ort kurz vor Bremen, ein fünfundzwanzigjähriger Deutscher von einer Horde türkischer Schläger ins Koma gedroschen worden. Es gibt keine Hoffnung auf Genesung mehr, das Gehirn ist zerstört, die lebenserhaltenden Maschinen sollen heute abgestellt werden.
Der Fall ist lückenlos dokumentiert: Daniel S. war mit ein paar Freunden unterwegs von einer Disco zur nächsten und hatte für diesen Ortswechsel einen Bus bestellt. Weils pro Mann billiger kommt, je mehr Fahrgäste an Bord sind, machte man auch fünf angetrunkenen Türken die Türe auf. Die fingen an zu pöbeln, dann zu schlagen. Über ihre Mobiltelefone riefen sie Verstärkung, und als der Bus in Kirchweyhe vor der Disco hielt, wartete draußen der Mob. Daniel S. trat schlichtend vor die Tür und wurde so lange traktiert, bis er mit zerschmettertem Kopf liegenblieb. Von den sechs mutmaßlichen Haupttätern war am Morgen nur noch einer in Gewahrsam.
Was angesichts dieses Mords mit Ansage unbegreiflich ist: Neben der Lokalausgabe der Bildzeitung und dem Weserkurier hat keine einzige andere Zeitung diesen lupenreinen Fall von deutschenfeindlicher Ausländergewalt zum Thema gemacht. Alles spielt sich auf den Internetseiten von politically incorrect, Junger Freiheit und Sezession ab, und Felix Menzel hat diesen Mord natürlich in die Chronik unseres Netz-Projekts deutscheopfer.de aufgenommen.
11.50 Uhr – Kurz vor Mittag der Anruf eines befreundeten Redakteurs: Wie diese neue Partei einzuschätzen sei, die „Alternative für Deutschland“ um die Publizisten Konrad Adam und Alexander Gauland und die Euro-Kritiker Bernd Lucke und Joachim Starbatty? Meine Antwort ist so konservativ, daß ich mir selbst ein bißchen fremd werde, während ich sie gebe: daß es nämlich völlig egal sei, ob sich diese Leute vor ihrem Ruhestand (nur Lucke ist jünger) je ein Bein ausgerissen hätten für unser Land, egal also etwa Gaulands Null-Engagement für rechte Themen, während er Chefredakteur der Märkischen Allgemeinen war – egal dies alles: wenn es ihnen nur jetzt gelänge, unser Land ein wenig vor dem zu bewahren, was der Komplex „Euro“ noch alles anrichten könnte
Sollen sie also machen, sollen sie sich ruhig ein bißchen von uns und unseren Kirchweyhe-Themen distanzieren, wenn es ihnen dabei hilft, bis zur Bundestagswahl durchzuhalten und ein Thema in den Focus zu rücken, das auf etablierter Seite schon als abgehakt galt.
13.00 Uhr – In die letzten Feilarbeiten an der 53. Sezession platzt die Nachricht, daß Markus Beisicht, Chef von PRO-NRW, nur knapp einem Mordanschlag entkommen sei: Die Polizei hat gestern Abend die möglichen Täter – Salafisten, unter ihnen zwei konvertierte Deutsche – auf der Fahrt zur Wohnung Beisichts stoppen können, sie seinen durch eine Abhöraktion aufgeflogen. Beisicht steht ab sofort unter Personenschutz und will jetzt erst recht weitermachen.
16.10 Uhr – Druckfreigabe für die Bildinnenseiten und den Umschlag erteilt. „Wer ist der Gral?“ – vielleicht reicht es dieses Jahr wieder nach Mannheim zur Parzival-Inszenierung, die seit 1953 stets an Karfreitag und Fronleichnam gegeben wird und jenes Mysterium hervorzubringen vermag, das auch in den endlosen Liturgien traditioneller Gottesdienste aufscheinen kann. Lanze, Opfer und Kelch – dort sind wir noch unter uns.
19.30 Uhr – Weißer Rauch in Rom – ein Argentinier ist erwählt, Franziskus I. Gilt als „interessiert an ökologischen Fragen“. Man hört, daß aufgeatmet, man spürt, daß angeknüpft wird: Ökologie ist eine Art Weltreligion, der Glaubenskern der Zivilgesellschaft. Von hier ist’s nur ein kleiner Schritt zur Ökumene und zu jenen Pappkarton-Gottesdiensten, die Parzival in einer modernen Inszenierung auf seiner Suche nach dem Gral durchreiten müßte.
23.05 Uhr – Der Beitrag über Daniel S. ist im Netz-Tagebuch seit zehn Uhr online und wurde bis zum Abend vierundzwanzigtausend Mal gelesen. Das ist sehr viel. Das ist gar nichts.
Hartwig
Die Macht des Wortes ... was bleibt sonst? Die Macht des Schwertes, oder wie wir sehen, der Faust, des Stiefels ...? Nicht meins.
Soll jeder ein paar mächtige Worte zu Papier bringen. Ausdrucken, 100mal, 300mal. Zusammenfalten und unter die Leute bringen. Unter die Scheibenwischer der Autos, in zugängliche Briefkästen, an den Pack-Tischen der Supermärkte auslegen. Es gehört nicht viel dazu, kein Mut, kein offenes Visier ...