Mitarbeiter ging ich damals eine Liste möglicher Nachdrucke und Übersetzungen für eine Belletristik-Reihe bei Antaios durch. Nun, acht Jahre später, ist es soweit: Wir haben zwei Romane und zwei Erzählungen ausgewählt, am graphischen Stil der Bücher gefeilt und Illustratoren beschäftigt. Das Ergebnis steht:
Ab September erscheinen in loser Folge die Kriegserzählungen Hauptmann Pax von Joachim Fernau und Die Leuchtkugeln von Horst Lange und der CasaPound-Roman Wer gegen uns?, den wir derzeit aus dem Italienischen übersetzen lassen.
Zuerst erscheint aber im September Jean Raspails düsterer und hellsichtiger Roman Sieben Reiter verließen die Stadt. Aus dem französischen übersetzt hat ihn Horst Föhl, er war damit schon vor einem Jahr fertig, seither lagert der Text ab. Ich habe den Roman seither vielleicht fünf Mal gelesen, zwei Mal intensiv als Lektor. Ich meine: Sieben Reiter verließen die Stadt kann eines der literarischen Kultbücher der konservativen, rechten Szene werden.
Sezession-Leser wissen mit dem namen Raspail natürlich etwas anzufangen – erst im Juni-Heft war ein Autorenportrait über diesen seltsam reaktionären Schriftsteller abgedruckt. Legendär ist seine Dystopie Das Heerlager der Heiligen. Nun also erscheint Sieben Reiter verließen die Stadt bei uns, und ich meine, daß wir den besseren Übersetzer haben. Außerdem ist die Geschichte subtiler, Martin Lichtmesz hat schon früh darauf hingewiesen:
In einem Fürstentum bricht eine Art psychischer Epidemie aus, die in einen unflätigen, gewalttätigen Aufruhr mündet und dem geordneten, lebensfrohen und formschönen Land die Seele und den Traum raubt. Wer Widerstand leistet, wird niedergemacht, wer unentschieden war, schlägt sich auf die Seite der Marodeure – Haltlosigkeit aller Orten. Der Fürst empfängt die letzten sieben reiter seiner einst stolzen Kavallerie, in aller Form, und sendet sie mit dem Auftrag aus, den Zustand des Landes zu erkunden, die Tochter des Fürsten aufzusuchen und für einen Lagevortrag wiederzukehren.
Mir fiel bereits während der ersten Lektüre auf, daß es sich bei den Sieben Reitern um sieben rechte Typen handelte: der Kleriker reitet neben politischen Romantiker, der Preuße neben dem Freikorps-Kadetten, der loyale Soldat neben dem Veteran. Jeder hofft auf ein anderes Ziel, und der Ritt wird zu einem Ritt ohne Wiederkehr. Das Ende – ich las es am Vortag des zwischentags im vergangenen Oktober auf dem Verlagsabend vor – ist ebenso verblüffend wie desillusionierend, birgt aber einen Ausweg …
Illustriert hat den Roman eine russische Künstlerin, eine Probe ihrer Arbeit zeigt die sieben Reiter beim Ritt aus der Stadt. Ich bin auf dieses erste Buch der neuen Reihe sehr stolz und hofe darauf, daß wir die edition nordost nicht wegen Mangels an Interesse wieder einstellen müssen. Denn es ist – daraus mache ich keinen Hehl – ein Wagnis, einem konservativen, an politische und historische Literatur gewöhnten Lesepublikum nun plötzlich Romane nahezubringen (obwohl mir selbst nicht einleuchtet, daß es Leser gibt, die keine Schöne Literatur zur Hand nehmen).
Aus diesem Grund kann man die ersten vier Bände der edition nordost subskribieren, und zwar zu einem sehr anständigen Paketpreis.
Meine Kalkulation sagt, daß rund dreihundert solcher Subskriptionspakete das Experiment edition nordost kalkulierbar machen. Der Erfolg der ersten Präsentation macht mich zuversichtlich: Seit Donnerstag vergangener Woche haben rund 75 Kunden ein Paket bestellt, darunter natürlich etliche Leser, die ich in dieser neuen Antaios-Leseecke erwartete…
In zwei Wochen drucken wir Raspail und Fernau. Ich bin gespannt, wer bis dahin noch hinzustößt, um an diesem nächsten verlegerischen Gang teilzunehmen.
Die gesamte nordost-Planung kann man sich hier ansehen.