Wochen. So ist das meistens: daß alle Autoren zugleich der Neigung nachgeben, einmal nichts zu sagen, sondern zu grübeln, zu planen und Substanz anzusammeln. Womit waren sie, womit sind sie beschäftigt, die Federn der Sezession, die sich nun zurück zum Dienst melden?
Heino Bosselmann (er trug das Tagebuch gewissermaßen durch die stumme Hitze) sichtete Manuskripte für seinen noch taufrischen Moränenland-Verlag und freut sich darüber, wie er mir berichtete, daß er täglich Bestellungen zur Post tragen kann, obwohl es sich bei dem bisher einzigen Titel seines Verlags um den Lyrik-Band Urstrom von Martin Mollnitz handelt.
Ich kann diese schöne Erfahrung mit der bisher nur vermuteten, nun näher ergründeten, belletristischen Lektüre-Ebene unserer Leser nur bestätigen: Meine Arbeit während der stillen Hitze war es, die seit langem geplante edition nordost aus der Taufe zu heben und ein erstes Paket aus Romanen und Erzählungen zusammenzustellen. Der Setzer hat bei der Gestaltung der Einbände ganze Arbeit geleistet, und der Zuspruch der Leser überrascht mich trotz mittlerweile langjähriger Verlegererfahrung: An den Romanen von Jean Raspail und Domenico di Tullio, der Erzählung Horst Langes und der Novelle Joachim Fernau herrscht großes Interesse – es ist gerade so, als wollte die Leserschaft zeigen, daß sie nicht auf historische und politische Bücher fixiert sei, sondern ein zweites, schönes Bücherzimmer besitze.
Nebenbei konnten wir – daran war Benedikt Kaiser maßgeblich beteiligt – die 13. Staffel der kaplaken in den Druck geben (mit Titeln von Norbert Borrmann, Stefan Scheil und Armin Mohler) und natürlich die erste Palette des neuen Buchs von Manfred Kleine-Hartlage in den Versand geben.
Manfred Kleine-Hartlage: Er hat versprochen, ab kommendem Montag ein bis zwei Beiträgen pro Woche zum Netz-Tagebuch beizusteuern. Ich habe den Eindruck, daß er Auseinandersetzungen sucht, gerüstet durch seine intensive Beschäftigung mit der Kanalisierung des Politischen durch die politische Mitte. Außerdem besprechen wir bereits ein nächstes Buchprojekt.
Ellen Kositza: Sie arbeitete intensiv am August-Heft der Sezession mit (ihr eigener Beitrag über die ziemlich verrückten Mitford-Schwestern ist nur der sichtbarste Teil) und schloß das Lektorat am neuen Buch von Andreas Vonderach ab, das die Völkerpsychologie zum Thema haben wird.
Auch Martin Lichtmesz sitzt über einem Werk (anders möchte ich das nicht bezeichnen), Arbeitstitel: “Warum ich die Bibel lese”. Lichtmesz versucht darin die Frage zu beantworten, ob das (mittlerweile in seiner Verfallsform beschreibbare) Christentum uns eher das Mark aus den Knochen saugt oder doch in der Verteidigung des Eigenen stützt. Selten habe ich Lichtmesz so ernsthaft und beinahe bang den Denkprozesses vorantreiben sehen.
Währenddessen hat sich Felix Menzel mit drei Mitarbeitern in Dresden festgesetzt – auch er eine Zeigerpflanze, an der deutlich wird, in welchem Untergrund zu wurzeln hat, wer so denkt wie wir. Philip Stein hat über die ersten Vorfälle in Dresden gestern einen Gastbeitrag verfaßt. Menzel sebst hat mit seinem Büro große Teile der Planungen für den 2. zwischentag übernommen, und dieser zwischentag wird um einiges reichhaltiger, internationaler und dichter besetzt sein als der vom Vorjahr, das kann man sich hier anschauen. Die Arbeit an dieser 2. Freien Messe wird uns alle in den nächsten Wochen beschäftigen, bevor sie am 5. Oktober über die Bühne geht.
Zwei Wochen vorher hält Erik Lehnert die Sommerakademie des Instituts für Staatspolitik zum Thema “Heimat” ab – diesmal wieder in Schnellroda. Soweit ich weiß, sind fast alle Hörerplätze belegt, aber wer unbedingt dabei sein will, kann hier sein Glück versuchen. Lehnert arbeitet außerdem am 4. Band des Staatspolitischen Handbuchs: Deutsche Orte lautet der Titel – man kann sich eine Art wissenschaftlichen und identitätsstiftenden Reiseführer darunter vorstellen. Wir peilen den November für die Veröffentlichung an.
Auch von Thomas Schmidt haben wir lange nichts mehr lesen dürfen. Dies ist umso bedauerlicher, als seine faktensatten Analysen stets zu den meistgelesenen Beiträgen unseres Netz-Tagebuchs gehören. Ich kenne den Grund, warum er sich rar macht: Auch er schreibt an einem Antaios-Buch, wir haben uns auf den Arbeitstitel “Deutschland 2020. Eine Prognose” geeinigt.
War die Sommerpause überhaupt eine? Bot sie Gelegenheit zur seelischen, geistigen und körperlichen Substanz-Anreicherung? Nicht immer, nicht für jeden: Dazu sind die Bedingungen zu wenig ausbalanciert, ist die Zeit zu prekär. Manchmal wünschte ich mir einen Film über die Umstände, unter denen unsere Autoren und Mitarbeiter das formen, was am Ende bleibt.
Inselbauer
Sauber! Um die filmische Umsetzung muss man sich nicht sorgen; auf Basis der dokumentarischen Arbeit unserer Freunde von der Abteilung Horch und Guck (or "Hear and Look", K.H. Hoffmann) wird sich dieser Entwicklungsprozess später gut verfilmen lassen.
Die gepflegten Grausbirnen, die dem Gegner angesichts der munteren Aktivitäten eures Kreises aufsteigen, sind nicht zu unterschätzen. Ich hätte nicht damit gerechnet, dass sich das wirtschaftlich durchhalten lässt. Auch die innere Festigkeit, die man braucht, um eine Kellerwohnung als "Zentrum" mit Leben zu füllen, ist beeindruckend.
Und das alles ohne Jammern.