Nordöstliche Vorweihnacht

von Heino Bosselmann

Entscheidend für eine Nation dürfte nicht nur sein, wie sie regiert wird, sondern welche Diskrepanzen sie in sich aushält.

Ich stel­le unmaß­geb­lich fest, daß sich über Sozi­al­pro­ble­me inner­halb der Rech­ten immer schwie­ri­ger reden läßt. Denn wer wäre leis­tungs­ori­en­tier­ter und eigen­ver­ant­wort­li­cher als ein ®ech­ter Rech­ter? Gera­de zu Weih­nach­ten die­se Anmer­kung: Mir begeg­nen ten­den­zi­ell liber­tä­re Auf­fas­sun­gen, die allein den Ein­zel­nen inner­halb sei­ner Rechts­si­cher­heit, alles wer­den zu kön­nen, in der Ver­ant­wor­tung sehen. Wohl wahr! Um mich frei­be­ruf­lich zu mel­den, dazu bedurf­te es nur des Per­so­nal­aus­wei­ses und ca. fünf Minu­ten im Gewer­be­amt. Ich hal­te das für eine enor­me Errun­gen­schaft: Willst du etwas leis­ten und nimmst dafür ein exis­ten­ti­el­les Risi­ko auf dich, so darfst du das tun! Wie jeder ande­re eben­so: Gewer­be­frei­heit! Offen­bar wünscht sich die Poli­tik alle Arbeit­neh­mer in “out­ges­ourc­ter” Selbständigkeit.

Aber ob Frei­be­ruf­ler, Ange­stell­ter oder Arbeits­lo­ser: „Deutsch­land war noch nie so gespal­ten wie heu­te.“ So kon­sta­tiert es der Geschäfts­füh­rer des Pari­tä­ti­schen Wohl­fahrts­ver­ban­des Ulrich Schnei­der mit Blick auf den gemein­sam mit der Natio­na­len Armuts­kon­fe­renz vor­ge­leg­ten Armuts­be­richt. Ins Auge fal­len nicht nur die Zah­len, son­dern eine star­ke regio­na­le Zer­ris­sen­heit zwi­schen den Bun­des­län­dern und Regio­nen. Die alte Bun­des­re­gie­rung hat­te in ihrem vor der Wahl vor­ge­leg­ten 4. Armuts­be­richt behaup­tet, die Ein­kom­mens­sche­re schlie­ße sich. Sie öff­net sich indes­sen wei­ter, es droht, so der Prä­si­dent des Sozi­al­ver­ban­des Deutsch­land in der “Zeit”, ein Ach­sen­bruch. – Der Öko­nom Dierk Hir­schel, pro­mo­viert über die Ursa­chen hoher Ein­kom­men, meint mit Blick auf die öffent­li­che Armut – gera­de der Kom­mu­nen – in der “SZ”: “Noch heu­te kos­tet Schrö­ders und Mer­kels steu­er­po­li­ti­sche Reich­tums­pfle­ge die öffent­li­chen Haus­hal­te jähr­lich 50 Mil­li­ar­den Euro. (…) Die öffent­li­che Inves­ti­ti­ons­quo­te liegt bei mage­ren 1,5 Pro­zent. Unse­re Nach­barn inves­tie­ren dop­pelt soviel.(…) Eine gro­ße Koali­ti­on, die nicht mehr auf Ver­schleiß fah­ren will, muß die Steu­ern erhöhen.”

Als armuts­ge­fähr­det gilt hier­zu­lan­de, wer weni­ger als 60 Pro­zent des mitt­le­ren Ein­kom­mens zur Ver­fü­gung hat. 2012 waren das für einen Ein­zel­haus­halt 869 Euro, für Fami­li­en mit zwei Erwach­se­nen und zwei Kin­dern unter 14 Jah­ren 1826 Euro. Das sind für mich selbst kom­for­ta­ble Beträ­ge! Erlö­se ich die­se jäh und wie­der, kom­me ich gut zurecht. Ich erzie­le sie frei­lich sel­ten, und tat­säch­lich suche ich die Grün­de bei mir. Den­noch stört mich das Hohn­la­chen der Sol­ven­ten, wenn sie die­se Zah­len hören, aller­dings kaum je mit die­sem Salär – und häu­fig viel, viel weni­ger – aus­kom­men muß­ten. Ja, heißt es oft, als Stu­dent, da hat­te ich nur … (Und selbst da waren die meis­ten der Erben­ge­nera­ti­on eher von Papa ali­men­tiert, als daß sie sich ihren Lebens­un­ter­halt errin­gen mußten.)

Dort, wo ich lebe, im deut­schen Nord­os­ten, sind bei einem Bun­des­durch­schnitt von 15,2 Pro­zent (Baden Würt­tem­berg 11,1) der­zeit 22,9 Pro­zent der Men­schen arm oder von Armut bedroht. Es gilt hier als völ­lig nor­mal, daß die gemein­nüt­zi­gen „Tafeln“ preis­wer­te Lebens­mit­tel ver­tei­len; und seit Wochen läu­tet der NDR mit vor­weih­nacht­li­cher Über­sü­ßung für sei­ne Spen­den­in­itia­ti­ve „Hand in Hand für Nord­deutsch­land“. Klei­der­kam­mern und Sup­pen­kü­chen sind in Meck­len­burg-Vor­pom­mern – je öst­li­cher, je auf­fal­len­der – eine gewohn­te All­täg­lich­keit, die kaum jeman­dem zu den­ken gibt. Im Gegen­teil, davon wird sehr lau­nig berich­tet, als wäre das nicht nur ganz in Ord­nung so, son­dern ein net­tes Event. – Die meck­len­bur­gi­sche Minis­te­rin für Arbeit, Gleich­stel­lung und Sozia­les, Manue­la Schwe­sig – attrak­tiv, beredt und mit einem küh­len tele­ge­nen Lächeln geseg­net – wird übri­gens gera­de Bundesministerin.

The­ma­ti­sie­re ich die ins Auge sprin­gen­de Armut, begeg­net mir selbst hier die kalt­her­zi­ge Ant­wort: Selbst schuld! – Ich habe hier nichts zu bewei­sen und gehe frei­lich von mei­nen Ein­drü­cken aus, wenn ich erle­be, zu wel­chen Bedin­gun­gen „gejobbt“ wird, durch­aus von früh bis spä­te, aber daß es den­noch nicht reicht und „auf­ge­stockt“ wer­den muß. Sicher, es gibt den gut unter­hal­te­nen adi­pö­sen „Hart­zer“, der nicht mehr will und des­we­gen nicht mehr kann, denn auf der Couch droht jedem die Entro­pie. Wer auf die­se Wei­se gern nimmt, der ist kein Tra­gö­de, der kommt klar. Mich dau­ern aber jene, die ihren Kin­dern ein­fa­che Weih­nachts­wün­sche nicht erfül­len kön­nen. Schwimm­hal­le, Kino, selbst Weih­nachts­markt – alles schon Luxus.

Das Wort Volks­ge­mein­schaft gilt nicht nur als ver­pönt, es scheint über­haupt das mit die­sem Begriff einst Ver­bun­de­ne irrever­si­bel ver­lo­ren. Die Spen­der, die Lebens­mit­tel­samm­ler und –ver­tei­ler in allen Ehren! Aber selbst sie schei­nen sich in guten Wer­ken zu üben, mit denen sich die Gesell­schaft der Ver­sorg­ten bil­lig freikauft.

Das Foto oben nahm ich nur neben­her auf dem Wall um die Neu­bran­den­bur­ger Alt­stadt her­um auf. Nach ein paar Metern erst stutz­te ich: Es han­delt sich um Kro­nen­ver­schlüs­se von Bier­fla­schen, mit denen der gan­ze Weg gepflas­tert ist – meist Oet­tin­ger und Stern­burg, die preis­wer­te Dröh­nung, ca. fünf Euro der Kas­ten. Schon klar: Armut und Sau­fe­rei ste­hen in kei­nem linea­ren Ver­hält­nis. Nur zeugt die­se Impres­si­on von einer pro­ble­ma­ti­schen „Sozio­kul­tur“ und inne­rer Ver­ödung. Stern­ta­ler aus Blech.

Nichts schreibt sich
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Kommentare (71)

Luise Werner

23. Dezember 2013 10:54

Ein frohes und gesegnetes Fest wünsche ich Ihnen, verehrter Herr Bosselmann.
Und nun die Frage, ob Sie libertäre Auffassungen zum Kernbestand der Rechten zählen bzw. den Libertären unisono der Rechten zuordnen? Den Schluss könnte man ziehen, wenn man Ihren ersten Absatz liesst.
Ich halte es für den Krebsschaden in den Köpfen unserer Landsleute, dass sie den nackten und globalisierten Kapitalismus und alles was damit an Assoziationen zusammen hängt (Schlagworte: Bonzen, Großkopferte, Ausbeutung, Hungerlohn etc.) nach wie vor mehrheitlich mit Rechts verbinden; - und demzufolge die Gegenbewegung mit Links. Sollte dies auf dieser Seite noch genährt werden, dann würde mich das enttäuschen.

Stevanovic

23. Dezember 2013 11:10

Tut mir leid, ich musste bittere Tränen lachen: Volksgemeinschaft ist dann, wenn der Pöbel mit der Mütze in der Hand dem großen Auto des standesbewussten Alten Herren auf dem Weg zur Burschen-Feier platz macht. Volk, weil wir die gleiche Straße benutzen, Gemeinschaft deswegen, weil der Pöbel in einer idealen Welt immerhin Deutsch spricht. Ich kann mich noch an die „Eure Armut kotzt mich an“-Aufkleber in den 80ern erinnern. 30 Jahre später wurde aus kaltherzigem Hochmut, der wirklich nur in seinem brillantesten Momenten elitär wirkt, ein hilfloses, kulturpessimistisches Gejammer. Die Menschen sind vielleicht dumm, aber nicht blöd. Die Opfer für Volk, Kultur und Vaterland werden nicht die akademischen Kammeraden mit Netzwerk, Erbe und informellen Zugang bringen. Denn genau das ist die Pointe der elitären Kaltherzigkeit, und die versteht auch jemand, der 48 Stunden am Stück RTL2 guckt.

Genau das macht die westdeutsche Rechte seit Jahrzehnten zu einem Erfolgsmodell. Nicht mal die hessische CDU will sie noch haben. Womit auch das Rätsel gelöst wäre, wie links-engagierte Kindergärtnerinnen die Deutungshoheit in der Republik erringen konnten. Die Linken waren nicht mal so geschickt, die Rechten waren einfach nur versnobte Trottel.

Flaneur

23. Dezember 2013 11:15

Warum ist das allen egal? Weil es jeder selbst in der Hand hat. Es ist massig Arbeit da, wir importieren Arbeitskräfte aus Osteuropa. Wer schlau ist, kann Ingenieur werden, wer fleißig ist, kann sich als Krankenpfleger oder in der Gastronomie durchschlagen; wer nicht schlau oder fleißig ist, kann immer noch Unternehmensberater oder Makler werden. Die Wirtschaft brummt und spuckt Kohle aus. Wenn der Kapitalismus je funktioniert hat, dann jetzt in Deutschland.
Wer lieber saufend in einem Totraum namens Ostdeutschland bleibt, der kann das ja machen, aber warum sollte man Mitleid mit ihm haben? Es ist ja nicht 1923.

Und am Rande, nach der obigen Definition ist immer jemand arm, es sei denn alle verdienen genau gleich.

gerdb

23. Dezember 2013 12:06

In dieser Überflussgesellschaft von "Armut" zu reden ist schon recht obszön.
Möglicherweise werden uns die ab 2014 einstömenden "Südosteuropäer"
den Begriff neu definieren helfen.

Heino Bosselmann

23. Dezember 2013 12:10

@Flaneur: Vielen Dank! Nur zu zweien Ihrer Aspekte: 1.) Daß es in Deutschland so viele Abiturienten gibt wie noch nie, ja daß außerdem die "Schnitte" der Abiturprüfungen noch nie so hoch waren, es aber dennoch (auch in Relationen) zu wenige Ingenieure, Naturwissenschaftler, Mediziner, Informatiker gibt, das steht in einem bedeutungsvollen Zusammenhang, der erkennen läßt, inwiefern sich die Bildungspolitik selbst belügt. In den sog. MINT-Fächern zeigt sich der Etikettenschwindel der Abschlüsse per Dekret am deutlichsten. 2.) Totraum Ostdeutschland: Gerade hier täten "Gründungen" not. Es gibt sie! Und freilich müht sich mancher redlich. Nur mußten über zwanzig Jahre neue Marktsegmente erst angestrengt erschlossen werden, nachdem das Gebiet landwirtschaftlich wie industriell zunächst von den Großunternehmen akkumuliert wurde.

Rumpelstilzchen

23. Dezember 2013 12:18

So wie die Linke Probleme mit der nationalen Frage hatte, so hat die Rechte Probleme mit der sozialen Frage.
Und eine Verbindung beider war und ist auch keine Lösung.
Selbst die Linke hat keine Antwort mehr auf die soziale Frage und sogar ein Oskar Lafontaine muß auf Papst Franziskus zurückgreifen.
Und der Kapitalismus macht die Armut zur Marktlücke:
https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/debatten/shareconomy-der-terror-des-teilens-12722202.html

Wer mit der wenig originellen Idee des Umverteilens ("Wohlstand für alle!") seine Probleme hat, sollte sich über Weihnachten mit Pasolini, Nikolai Berdjajew oder der katholischen Soziallehre beschäftigen.
Meinen grünlinken Nichten und Neffen schenke ich heuer
"die frohe Botschaft Jesu" , das apostolische Schreiben "Evangelii Gaudium".
Das wird ein Gaudi, wo früher ein Scheinchen rübergereicht wurde. "Sammelt eure Schätze im Himmel", werde ich der verwöhnten Jugend sagen, und "das eingesparte Geld spende ich an Lampedusa Flüchtling oder für verfolgte Christen."
Bleibt mir nur, allen hier ein frohes und friedvolles Weihnachtsfest zu wünschen und die modernen Kommunikationsmittel über die Feiertage mal auszulassen.
Bis zum neuen Jahr!
Rumpelstilzchen

Zwischenruf

23. Dezember 2013 12:21

Lieber Herr Bosselmann,
vielen Dank für diesen nachdenklich stimmenden Beitrag! Ich wünsche mir viel mehr davon - gerade hier. Sie werfen eine große Frage auf: Wie hältst du es mit deinem Nächsten? Oder präziser für die echten Rechten: Wie hältst du es mit deinen Volksgenossen?
Mir nötigen die Respekt ab, die einfach etwas aus innerer Verantwortung heraus tun - und zwar ganz konkret in der sozialen Wirklichkeit. Da lobe ich mir die verpönten und verhöhnten Gutmenschen. Und da verachte ich die kalten Zyniker mit ihren Zitatorgien... Es gibt nichts Gutes, außer man tut es.

Heino Bosselmann

23. Dezember 2013 12:59

@Zwischenruf: Danke. Es geht m. E. ja nicht immer gleich um Regelungen oder gar um eine politische Wende. Ich fände es nur hilfreich, würden die sozialen Probleme, insbesondere die Verarmungstendenz breiter Bevölkerungs- und Regionalbereiche, wenigstens sprachlich thematisiert und diskutiert, als daß sie hinter der Propaganda von der zurückgehenden Arbeitslosigkeit und der brummenden Wirtschaft verschwänden. Zum Thema findet kaum intellektueller Stoffwechsel statt. Allenfalls im Thünen-Institut Bollewick. (Leider sind die gerade ohne Netzseite.) Für mich liegt das Problem gerade darin, daß einerseits die Arbeitslosigkeit rein statistisch zurückgeht und die Wirtschaft offenbar tatsächlich brummt, aber andererseits genau dies an der Verarmung – und damit an der reduzierten kulturellen und politischen Teilhabe – nichts ändert. Mir wird schnell mal Nationalbolschewismus unterstellt und gar eine zonendödlige DDR-Nostalgie; aber ich sehe im Bereich der Konservativen oder der Rechten eigentlich kaum eine Stimme, die Exklusionsprozesse thematisiert. Die sog. politische Mitte ist saturiert, also zufrieden; wir hier bleiben meist im Ideellen und bei den gängigen politischen Themen, während fatalerweise allein die Radikalen – ob links ob rechts – das Problem der Unterprivilegierten auf ihre Weise artikulieren.

derherold

23. Dezember 2013 13:38

"Ich kann mich noch an die „Eure Armut kotzt mich an“-Aufkleber in den 80ern erinnern..."

Daran kann ich mich nicht erinnern. Ich kann mich daran erinnern, daß in den 80igern Leute wie Stevanovic "alles mit der 3. Welt teilen" und in "alternativen Wohnprojekten mit Roma und Sinti wohnen" wollten. In den 80igern waren Privatschulen völlig bedetungslos und sind erst ab Mitte der 90iger durch "Generation Stevanovic" zum Massenphänomen geworden.

"Womit auch das Rätsel gelöst wäre, wie links-engagierte Kindergärtnerinnen die Deutungshoheit in der Republik erringen konnten. Die Linken waren nicht mal so geschickt, die Rechten waren einfach nur versnobte Trottel."

Die "Links-Engagierten" haben die Deutungshoheit erringen können, weil sie so schön nützlich für unsere Oligarchie sind. Niemand kann so schön Kriegsverbrechen mitttragen wie die Linke und niemand ist so schön nützlich, wenn man das staatliche Schulsystem und den Sozialstaat zerschlagen will.
Die sog. Rechte ist erfolglos, weil man sie nicht braucht: Sie generiert keinen poltiischen "Mehrwert".

Kleiner Tip: In DU-Marxloh oder E-Altenessen oder OB-Osterfeld ist der Anteil "links-engagierter" Beamter an der Wohnbevölkerung eher gering. ;-)

Druide

23. Dezember 2013 13:51

@ Flaneur

Totraum namens Ostdeutschland

Das Problem ihrer Analyse liegt darin, dass sie keine ist.
"Ostdeutschland" ist kein monolithischer Block. Weder ethnografisch, geographisch, noch vom Dialekt oder der unternehmerischen Situation her. Wahrscheinlich kennen sie den Osten nur von Landkarten aus dem Kalten Krieg.

Das ist das eine.
Das andere ist, dass es schon fast unglaublich ist, dass Sie unserem Wirtschaftsgefüge Gesundheit attestieren.
Dieser Kapitalismus funktioniert doch nicht plötzlich, nur weil momentan die günstige Gelegenheit besteht, mal wieder ein paar mehr Talerchen einzustreichen. Die Wirtschaftsweise zerstört nach wie vor regionale Wirtschaftskreisläufe und lebt auf Pump (Target-2-Schulden steigen nach wie vor). Er bringt weiterhin massenhaft seelische Krüppel hervor, weil er das geistige Ordnungsgefüge abträgt, auf dem Deutschland aufgebaut war. Die Reduktion aller Dinge auf Geldfunktionen gehört dazu.
Den Import von Lohndrückern als Erfolg zu feiern, ist dann wirklich der Gipfel.

Aber das eigentliche Problem ist Ihre Prämisse:

Es hat jeder selbst in der Hand

Denn das ist schlicht unwahr. Wahr ist, dass jeder, der Beziehungen hat, irgendwo rein- bzw. unterkommen kann. Es gibt aber genügend Leute, die solche Beziehungen nicht haben. Deren Bewerbungen bleiben - mal vorausgesetzt sie weisen keine anderen Mängel auf - ohnehin unberücksichtigt. Integrierende intermediäre Körperschaften werden, da regelmäßig ortsgebunden, eher abgebaut denn aufgebaut. Ein Individuum mit wenigen sozialen Kontakten kommt aus dieser Situation kaum heraus. Jedenfalls verlaufen neue Kontaktaufnahmen grundsätzlich auf horizontaler Ebene. Mit dieser Vom-Tellerwäscher-zum-Millionär-Scheiße betreiben sie hingegen Augenwischerei und adaptieren .

Noch etwas: In vielen Bereichen - insbesondere aber in Leitungsfunktionen - gehört mittlerweile der Erwerb einer Arschlochmentalität zur beruflichen Kernkompetenz. International dominierte Konzerne verwalten sich mittlerweile mit ihren reports und headquarters tot und betreiben ein hire and fire, sodass bei den vorort Arbeitenden gar keiner mehr weiß, wie man vernünftig planen soll, weil der Europa-Chef für Irgendwas nächste Woche schon wieder weg sein kann. Das ist alles so lächerlich.

Das, was sie als Ideal anpreisen, ist nur das Aufblitzen von Goldgräberstimmung. Und wer nicht zur nächsten Goldgrube pilgert, der ist selber schuld. Typisch ist, dass bei Ihnen Leute, die zuhause bei ihren kranken Eltern oder ihren Freunden oder einfach auf ihrem Grund und Boden bleiben möchten, anstatt 500 km entfernt ins Ungewisse zu gehen, nicht vorkommen können.
Haben Sie sich eigentlich mal gefragt, warum Kubitscheks Verlag Edition Antaios heißt?

Ferdinand

23. Dezember 2013 15:24

Vielleicht sollte man mal daran erinnern, dass in Deutschland jährlich 800 Milliarden Euro für Soziales ausgegeben werden. 42 Prozent des Bundeshaushalts gehen an den Etat für Arbeit und Soziales. Der Staatsanteil in Deutschland beträgt heute über 50 Prozent. Zum Vergleich: Der Staatsanteil im alten Preußen lag bei 10 Prozent. Wenn man die Steuer und Abgabenlast, die Mehrwertsteuer und den Arbeitgeberanteil dazu rechnet, dann kommt man zu dem Ergebnis, dass ein Arbeitnehmer inzwischen 60 Prozent Steuern und Abgaben zahlt, um den ganzen Spaß zu finanzieren. Der Westen Deutschland hat für den Osten seit der Wiedervereinigung eine Billion Euro aufgebracht, um die Infrastruktur wieder aufzubauen, die Innenstädte vor dem Verall zu retten, die Umweltschäden zu beseitigen, die Renten und die Sozialleistungen auf Westnievau zu bringen, die Löhne auf 90 Prozent des Westniveaus zu bringen – und das bei einer anfänglichen Produktivität von kaum 10 Prozent des Westniveaus. Den Länderfinanzausgleich schultern derzeit allein Bayern, Baden-Württemberg und Hessen. Irgendwo gibt es eben auch eine Grenze für das, was eine Volkswirtschaft schultern kann. Das hat mit Kapitalismus nichts zu tun, sondern mit ganz traditioneller Kameralistik.

Gutmensch

23. Dezember 2013 15:34

Oh, so langsam aber sicher langweilen mich die Etiketten "links" und "rechts". Die größten Dummköpfe fühlen sich mittlerweile bemüßigt, sie einem (anderen) anzukleben, um zumindest dessen Argumente "totschlagen" zu dürfen. Das ist ein ganz und gar unspannendes Spiel; und inmitten dieses Irrsinns nach noch mehr Themen zu stochern, die dann wechselweise links und rechts vereinnahmt werden können, setzt dem noch die Krone auf! Ich stelle lieber die alten Fragen danach, was wem wann und warum nützt. Und wenn mein Gegenüber danach eine irgendwie widersinnige Position einnimmt, halte ich mich nicht lange daran auf, über der Ausrichtung seiner inneren "Überzeugungen" zu brüten (die derjenige erfahrungsgemäß sowieso nicht hat, weil das "Meinen" einfach viel zu populär ist), sondern setzte ihn auf die Idiotenliste; das spart Energie. Und wer jetzt einwenden möchte, dass mir auf diese Weise höhere Erkenntnisse von weisen Menschen entgehen, dem entgegne ich mit großer Ruhe, dass ich schon ein Weilchen erwachsen bin und im übrigen noch nicht so viele Weise getroffen habe, die sich nicht klar ausdrücken konnten.

Gruß,

der Gutmensch.

KW

23. Dezember 2013 16:02

Ich bahaupte mal, daß Armut von Faulheit und Dummheit kommt. Was hindert Geringverdienende, sich saisonal und regional zu ernähren? Kein Fertigprodukt zu kaufen, in zweite-Hand Läden einzukaufen, wo selbst Kleidung hochwertiger ist als welche aus kik. Man hat die Leute ins Hamsterrad getrieben, sie arbeiten, um das Geld anschließend an globale Großkonzerne zu verschwenden. Ich sehe es hier beim Hundespaziergang, wieviel McDonald-Abfall herumliegt. Statt Cola gibts bei mir selbstgemachten Apfel- und Holundersaft, beides umsonst gepflückt oder selbstgesammelten Tee (Empfehlung des Buches: "Selbstversorgung aus der Natur mit eßbaren Wildpflanzen"). Den ganzen Herbst sind wir mit nachgesammelten Kartoffeln ausgekommen. Bücken will sich aber niemand und nachdenken wohl auch keiner.
Ansonsten gefällt mir der Beitrag von Druide, Goldgräberstimmung durch Globalisierung, das ist wirklich keine Lösung!

Berend Rangstorff

23. Dezember 2013 17:03

"Als armutsgefährdet gilt hierzulande, wer weniger als 60 Prozent des mittleren Einkommens zur Verfügung hat. 2012 waren das für einen Einzelhaushalt 869 Euro, für Familien mit zwei Erwachsenen und zwei Kindern unter 14 Jahren 1826 Euro. Das sind für mich selbst komfortable Beträge! Erlöse ich diese jäh und wieder, komme ich gut zurecht. Ich erziele sie freilich selten, und tatsächlich suche ich die Gründe bei mir."
Das wirft doch die Frage auf, warum Sie, obwohl Sie bis vor kurzem ein Mehrfaches des Betrages verdient haben, trotzdem mit einem "Armutsbetrag" - und gar mit weniger - gut zurecht kommen, Andere aber nach amtlicher Festlegung schlecht. KW nannte vielleicht einen Grund: Sie vergeuden Ihr Geld nicht an den nächsten Reklameanreiz. Hier ist die Verelendung der Menschen eher zu suchen, auch die der Vielverdienenden übrigens. Dessen wird man sich gerade jetzt wieder bewusst, wo die Medien die "Kauflaune" bejubeln, die die Binnennachfrage steigert und - als ultimativen Wert - "Arbeitsplätze" schafft. —
Sie suchen die Gründe für Ihr geringes Einkommen bei sich? Ich fürchte, da werden Sie nicht fündig werden. Oder?

Heino Bosselmann

23. Dezember 2013 17:18

@Berend R.: Ich bewege mich in einem schwierigen Marktsegment. Indem ich wenigstens versuche, Anspruchsvolles zu liefern, bin ich ungünstig zu plazieren. Mit ihren Einlassungen oben haben Sie Recht: Bspw. fühle ich mich sicher, wenn ich schmale Gewinne gleich investiere, anstatt mir irgendwelche Fetische zu kaufen, mit denen ich mich behängen kann. Ein anständiger Rechner, Klamotten vom Bundeswehrversand, strapazierfähiges Zeug, zwei Laufschuhe im Jahr, das aufmerksame Leben mit den eigenen Sollbruchstellen (G. Benn: Erkenne die Lage, rechne mit deinen Defekten!). Die Ernährung bewusst und gehaltvoll, damit Hirn und Körper was verfeuern und sich warm einheizen können. Erforderte Bescheidenheit aus freien Stücken erzieht nach meinem Eindruck eher zur Konzentration, verleiht den paar wichtigen Dingen, die man hat, Wert und beinahe Würde (s. Günter Eichs Gedicht "Inventur") und befreit von zuviel "Anhaftung", wie die Buddhisten wohl sagen.

Rucki

23. Dezember 2013 17:52

Wohlstand entsteht durch Wertschöpfung,
Armut durch Geldschöpfung.

Dass arme Jesuskindlein im Stall von Betlehem, das die weihnachliche Phrasendrescherei staatlich finanzierter Wohlfahrtsindustrie befeuert, war allein begründet von der Tatsache, dass römische Steuereintreiber per Dekret eine Steuererfassung durchführten.

Zu was sollte sonst "alle Welt geschätzt werden."

Wo gab es was zu holen? Doch nicht bei Tagelöhnern, sondern bei Handwerksmeistern, z.B. dem Zimmermann Josef.

Der Wertschöpfer wird abgeschöpft, Weihnachtsgeschichten für jeden Tag.

Gesegnete Weihnachten.

ene

23. Dezember 2013 19:10

Das Problem liegt auch darin, daß ein großer Teil der lebenden Deutschen - selbst der mittleren Jahrgänge - Wohlstandskinder sind: Es wurde immer alles "besser und besser". Und Omi hat das Auto nach dem Abitur gekauft. Wo bitte sollten solche Menschen Mitgefühl oder mindestens eine wache soziale Wahrnehmung entwickeln?
Generationen, deren Bedürfnisse schon erfüllt wurden, bevor sie sie überhaupt artikulieren konnten??
Wenn ich hier in diesem Forum schon das besserwisserische Predigen lese, "Arme" sollten gefälligst nicht den Versuchungen von McDonalds oder der Werbung erliegen, dann ginge es schon. Als wenn es darum ginge! - Wo leben solche Leute eigentlich, frage ich mich dann. Fahren die auch mal mit den öffentlichen Verkehrmitteln, haben die mal die Preise von Schuhen verglichen, heute und vor 10 Jahren? Die Stromrechnung? Den Zahnersatz?
Ohne dies näher begründen zu wollen, bin ich davon überzeugt, daß "konservative Standpunkte" (oder wie auch immer man das nennen mag), solange ein marginales Dasein führen werden - ein kulturpessimistischer Debattierclub sozusagen - bis nicht jene oben genannte "soziale Wahrnehmung" zum Zuge kommt. - Wie auch immer.

Herr Bosselmann, ich hatte einen Professor - sehr konservativ in vielen Belangen - der mit größter Seelenruhe sagte, es gäbe eben Menschen, die paßten nun mal nicht in die vorgefertigten Lebensläufe und die vorgefertigten Wohnräume, jede Gesellschaft habe das zu tolerieren! Zumal genau aus dieser Ecke eben viele Impulse kämen -

Waren das noch Zeiten!

Flaneur

23. Dezember 2013 19:15

@Heino Bosselmann:
1) Ja, die Pseudobildung nimmt in der Tat Formen an. Und damit auch der Druck, sich von dem akademischen Proletariat abzusetzen. In den letzten zehn Jahren ist der Anteil der Doktoranden an den Akademikern um 60% angestiegen.
Das Erstaunliche ist aus meiner Sicht aber, dass auch die ganzen Grafikdesigner, Viererjuristen, Kommunikationswissenschaftler, Mediendingsbums, Soziologen etc. nicht auf der Straße stehen, sondern (oftmals staatliche) Brötchen verdienen. Und wer sich ein bißchen verkaufen kann, steigt mitunter tatsächlich in eine Unternehmensberatung ein, deren wucherndes Wachstum die Wertschöpfung immer noch nicht abgewürgt hat. Kenne eine Absolventin, die sich mit 24, direkt nach der Uni eine goldene Nase bei einer der großen Beratungen verdient hat, kein MINT, nichtmal BWL.
Ich sehe auch die Wand, auf die dieses System zufährt, aber bisher, hier und jetzt, ist es eben so, dass Arbeitslosigkeit in Deutschland kein Schicksalschlag ist.

2) Ebenfalls Zustimmung, vieles wurde nach der Wende regelrecht erbeutet. Parallelen zu dem derzeit gefeierten Mafioso Chodorkowski sind gegeben. Aber was soll denn im Osten heute gegründet werden? Verlage, die zu 95% Westkundschaft haben, gut. Aber sonst? Subventionsabgreifer? Windparks?

Waldgänger

23. Dezember 2013 19:20

Die Vorstellung, dass "rechts" heute in der Nähe von libertären und kapitalismusfreundlichen Positionen wohlhabender Menschen zu verorten sei, findet sich leider hier und da wirklich noch.

Zumeist sind es Menschen aus linken oder linksliberalen Zusammenhängen ohne direkten Kontakt zu jener Szene, die diesem Irrtum anhängen.

Wer heute reich ist, der (muss) liberal sein.
Wer heute konservativ ist, der kann allenfalls in Teilen liberal sein und befindet sich allein deswegen schon nicht (mehr) auf der Seite des Großen Geldes.

Dass auf Seiten der Nationalkonservativen und der Rechten dennoch die soziale Frage so wenig debattiert wird, die soziale Karte im Politpoker so wenig ausgespielt wird, ist in der Tat seltsam und bedauerlich.
Da hat Herr Bosselmann vollkommen recht.

Ohne Führerschein

23. Dezember 2013 19:23

Wir leben in Zeiten, in denen das Bündnis der Rechten mit den Wirtschaftsliberalen obsolet geworden ist, da dieses Wirtschaftskonzept nicht mehr in der Lage ist, das Volk in Lohn & Brot zu halten.

H4 ist ein Kokon gegen die Globalisierung. Dem deutschen H4'ler möchte man (vorgeblich) nicht mehr zumuten Spargel zu stechen oder sich Bauarbeiter zu verdingen. Die Lage ist gar so prekär, dass man H4'ler mitterweile offen vorschlägt, sich mit ihrer Situation abzufinden und ihre überschüssige Energie doch im Eherenamt abzubauen.

Die Löhndrücker sind politisch gewollt, man kann damit zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen: zum einen das Bonbon für die Wirtschaft über die Löhne - das lag ohnehin auf der Hand - zum anderen aber weiss man seit den ersten Gastarbeitern dass man damit indirekt die Wirtschaft in den Herkunftsländern fördert - die Finanzwirtschaft nennt diese Phänomen "Workers Remittance". Hier gibt es überaus eindrucksvolles Statistikmaterial. Kurzfassung: 2010 flossen unterm Strich 3 Milliarden Euro über diesen Weg aus Deutschland ins Ausland (0€ kamen zurück), 2/3 davon ausserhalb der EU. Das Hauptempfängerland ausserhalb der EU ist die Türkei mit 0,82 Milliarden Euro.

Was vor 10 Jahren noch die Polen waren, sind jetzt die Bulgaren oder Rumänen. Der Blick in den Osten des deutschen Hinterhofs (Polen, Tschechei, Baltikum) zeigt dass dieser Aderlass zumindest nicht sinnlos verpufft ist, wie ein Vergleich zum Süden der EU (frz. Sphäre übrigens) offenbar macht.

Wir haben aber durchaus etwas dafür erhalten - nämlich Sicherheit vor chaotischen Armenhäusern in direkter Nachbarschaft.

Es gibt keine glaubwürdige, auf Deutschland anwendbare Wirtschaftstheorie mehr, die ohne Staatskapitalismus auskäme. Nebenbei bemerkt, um Grundsatzvorträge zu vermeiden: Ich bin seit Jahren fleissiger ef-Leser, doch auch dort kürzt man den Denkvorgang gerne mal ab (siehe z.B. aktueller Rote-Flora Artikel, cui bono?).

Die Frage ist nicht ob, sondern wie der Staatskapitalismus gestaltet werden muss. Wir haben den Run der Polen überstanden, wir werden auch die Bulgaren und Rumänen überstehen (1.1.2014 Visafreiheit). Dann muss es aber auch mal gut sein - mit ein Grund, warum ich die Ukraine nicht in der EU haben will, auch nicht in einer "Light"-Variante.

Dass "Danach" wird im wesentlichen aus Aufstockertum bestehen. Im Dienstleistungssektor/Binnenmarkt wird man an der Lohnschraube drehen können, die Abnehmer können ja nicht anders. Im Export sieht die Sache anders aus - hier führt der Weg nur über Lohnsubventionen, um zumindest die Restrentabilität nicht ungenutzt verpuffen zu lassen.

Das führt dann zu Situationen wie aktuell bei Amazon. Wo gesamtgesellschaftlich eigentlich drei Kreuze gemacht sollten, dass ein gesundes, expandierendes Unternehmen freiwillig Einstiegslöhne deutlich über Mindestlohn zahlt, wird stattdessen in der veröffentlichten Meinung gejammert und gehetzt, obwohl sich sicherlich nicht wenige H4'ler für einen solchen Arbeitsplatz dankbar wären. Wer als Geringqualifizierter mehr erwartet, dem ist einfach nicht zu helfen.

Jobvermittlungen und Zeitarbeit, deren Einführung einzig dazu diente einen lukrativen Markt für Zwischenhändler zu schaffen, müssen ein Ende finden ("Riester"-Rente u.ä. Zuführungen von Schlachtvieh an die Finanzindustrie ebenso). Der Schaden bei jenen, die 10€ bekommen, obwohl sie 15€ kosten, ist grösser als der Nutzen, der durch Gewinne bei den Zwischenhändlern entsteht.

Soweit, so gut gebrüllt. Die Kehrseite wird in einem 3-Klassen Arbeitsmarkt bestehen. H4 die unterste Stufe, H4+ für Aufstocker und dem "echten", freien Arbeitsmarkt, der den Rest subventioniert... und ohne Lockerung des Kündigungsschutzes wird es auch nicht gehen, sonst wird wieder auf die Pufferfunktion der Zeitarbeit verwiesen werden.

Vor dem Hintergrund braucht man freilich über weitere Zuwanderung nicht diskutieren. Wer keine Arbeit auf dem freien Arbeitsmarkt bekommt, bezahlt hier keine Rente - auch nicht die eigene.

Durch die Hinterür haben wir das "Bedingungslose Grundeinkommen" bereits eingeführt, wir gestalten es nur noch aus.

Libertäre Phantasien scheitern daran, dass wir hierzulande niemanden auf der Strasse verhungern lassen, Darwin bis zur letzten Konsequenz findet nicht statt.

Hoffnung auf Besserung gibt es derzeit keine, wir sind bereits auf der Spirale abwärts, wir rutschen nur langsamer als die anderen. Man kann dem nur durch Genügsamkeit begenen. Je länger man die notwendige Bodenbildung ignoriert, desto tiefer der Fall.

Wer eine Positionierung ohne grossen Knall oder Darwin anzubieten hat, bitte.

Ohne Führerschein

23. Dezember 2013 19:45

Link ist verunglückt und zeigt auf ein einzelnes Bild der Statistik statt auf deren Index. Hier der korrekte Link.

Weltversteher

23. Dezember 2013 20:17

In diese Zusammenhang, der Verortung eines rechten Standpunktes zum menschlichen Miteinander, fällt mir unweigerlich der verpönte Begriff der Volksgemeinschaft ein. (Ich frage mich gerade, ob das hier überhaupt noch geschrieben werden darf.)
Soweit ich das verstanden habe, ist sie der Angelpunkt eines Sozialismus, der mit dem sonst bekannten, schrankenlosen, allenfalls ein paar Buchstaben gemeinsam hat. Weshalb es tatsächlich irreführend und ohne Erklärungswert ist, einfach von "nationalem Sozialismus" zu sprechen. Denn in dem Begriff der Volksgemeinschaft liegt viel mehr als ein linkes Umverteilen und Köpfen, ob es nun über die Staatsgrenzen hinausreicht ("Grüne") oder nicht (NPD). Nämlich das, wonach Herr Bosselmann wohl sucht - leben und leben lassen; nach Erfolg und Besitz streben, aber sich mit dem Sinnvollen bescheiden.

In diesem Sinne eine gute Wende ins neue Jahr!

Albert

23. Dezember 2013 20:47

"Ich stelle unmaßgeblich fest, daß sich über Sozialprobleme innerhalb der Rechten immer schwieriger reden läßt."

Bravo, Herr Bosselmann - endlich sagt's mal einer. In der Tat, es schickt sich nicht unter Rechten. Und das führt zu allerlei seltsam-verlogenen Verrenkungen. Herr Bosselmann, das wäre doch ein gutes Thema für Sie...

Und Stevanovic hat recht: "Die Rechten waren einfach nur versnobte Trottel." Und sind es teilweise immer noch. Mit diesem ekelhaften Gesocks a la "von Beruf Sohn" will kein Schwein was zu tun haben. Mir ist es immer peinlich, wenn solche Leute als "rechts" tituliert werden...

Martin

23. Dezember 2013 21:15

Dass auf Seiten der Nationalkonservativen und der Rechten dennoch die soziale Frage so wenig debattiert wird, die soziale Karte im Politpoker so wenig ausgespielt wird, ist in der Tat seltsam und bedauerlich.
Da hat Herr Bosselmann vollkommen recht.

Das hat meiner Meinung nach auch damit zu tun, dass gerade in rechten und konservativen Kreisen Arbeit und daraus resultierender Erfolg geradezu Gralscharakter hat. Dabei ist das, wenn man es einmal radikal reduziert betrachtet, nur die Moral von Sklaven, die eben nur das, was ihre Existenz rechtfertigt, die Arbeit bzw. ihre Arbeits- und Leistungsfähigkeit, nun zum Mittelpunkt ihres Wertekanons machen. Darüber können die Sklavenhalter natürlich nur lachen ... in der Antike war man sich solcher Zusammenhänge ganz allgemein bewusst. Aber Obacht: Sklavenhalter ist jetzt nicht gleich jeder Arbeitgeber, die sind doch fast immer dann auch die Sklaven anderer, rein faktisch haben wir wohl den höchsten Grad der Versklavung oder Unfreiheit erreicht, den es rückblickend gesehen wohl jemals gegeben hat. Auch ein "Hartzer" ist ein Sklave, da er vollkommen unfrei ist, ebenso auch die meisten Unternehmer, da ihnen alle möglichen Leute im Nacken sitzen (Banken, Finanzamt, Partner etc.).

Vor diesem Hintergrund beinhaltet eine soziale Diskussion immer auch mit eine Diskussion über die Fragen der Freiheit.

Abschließend möchte ich noch anmerken, dass ich es schon erstaunlich finde, wie mancher hier genau zu wissen meint, warum es beim wem, welchen Gruppen etc. wohl hier und da hapert und natürlich auch noch Patentrezepte anbietet ...

Zadok Allen

23. Dezember 2013 21:48

Wer lieber saufend in einem Totraum namens Ostdeutschland bleibt, der kann das ja machen, aber warum sollte man Mitleid mit ihm haben?

Wer solche Standpunkte vertritt, sollte sich einmal ganz nüchtern fragen, was ihn noch hindert, sich in der entgrenzten, planierten Welt, die von den Herrschenden erstrebt und Zug um Zug herbeigeführt wird, wie der Zuckerwürfel im Tee aufzulösen.

Jede Diskussion um die Übel der Gegenwart wird eigentlich sinnlos, wenn nicht erkannt wird, daß der gegenwärtig sich vollziehende Verlust der Seßhaftigkeit des Menschen eine Katastrophe transhistorischen Ausmaßes darstellt, da sie die wesentliche Bedingung der Möglichkeit von Kultur selbst zerstört.

Der Mensch ist überhaupt nur Mensch, indem er seßhaft ist. Selbst alle Nomaden klassischen Zuschnitts waren weit seßhafter (da auf bestimmte Räume sich beschränkend) als der heutige Jetsetter. (Mir fehlt noch eine griffigere Bezeichnung.) Ich habe einige Leute dieses Typs erlebt und bin stets mit innerem Entsetzen vor ihnen zurückgewichen.

Einzig passiver Widerstand durch (nötigenfalls tragisches) Ausharren in der "Provinz", im "Ländle", scheint noch möglich. Immer hoffend, daß das Gestell über einen hinwegschwingt und -dröhnt.

Marc

23. Dezember 2013 22:26

Beim EU-Begriff der Armutsgrenze gilt es aber zu beachten, was dieser genau misst: Dies ist lediglich 60% des Medians (nicht der Mittelwert!) des Nettoäquivalenzeinkommens, also 60% desjenigen Einkommens, welches sozusagen die oberen 50% von den unteren 50% trennt. Damit handelt es sich um einen relativen Wert, der mitwächst, wenn auch das Einkommen bei den Oberen steigt und der theoretisch sinken würde, wenn man die oberen 10% einfach mal enteignen würde.
Kurz gesagt: Er misst nur den Abstand von Oben zu Unten, ohne eine Aussage darüber zu treffen, ob man mit dem Geld dann "leben" könnte oder nicht. 980€ mögen in Stuttgart nicht viel, in Vorpommern aber völlig ausreichend sein.

Zum Vergleich:

https://appsso.eurostat.ec.europa.eu/nui/show.do?dataset=ilc_li02&lang=en

Demnach hätte Tschechien ein niedrigeres Armutsproblem als Dänemark oder Luxemburg.

Also: "Armutsgefährdung" heißt nicht automatisch Tafel oder Flaschensammeln.

Eckesachs

23. Dezember 2013 23:08

Mich dauern aber jene, die ihren Kindern einfache Weihnachtswünsche nicht erfüllen können. Schwimmhalle, Kino, selbst Weihnachtsmarkt – alles schon Luxus.

Mich nicht.

Ich halte es für vorteilhaft und der gesunden Kindesentwicklung zuträglich, hält man seine Kinder von der Schwimmhalle, dem Kino und dem Weihnachtsmarkt fern.

Schwimmen ist ein Sommervergnügen, auf das man sich im Winter freuen kann. Im Kino läuft größtenteils Volkserziehung, produziert von einem kleinen ,einflußreichen Völkchen, auf der Konsumrennstrecke Weihnachtsmarkt herrscht sozialer Streß, den ein Nichtstädter nur schwer ertragen kann.

In den heutigen Wurstgewittern kann ein ,,Sich -nicht -leisten-können" ein Segen sein.

Frohe Weihnachten Ihnen allen.

Rumpelstilzchen

23. Dezember 2013 23:46

Über Sozialprobleme läßt sich innerhalb der Rechten schlecht reden.

Die soziale Bewegung der "forconi" in Italien ist weder links noch rechts, sondern spricht mit Volkes Stimme.

https://www.radio-utopie.de/2013/12/14/forconi-italien-wie-die-querfront-aus-etablierten-linken-rechten-versucht-eine-soziale-bewegung-zu-zerstoeren/
Soetwas gibt es in Deutschland nicht. Das Volk hat hier kein Selbstbewusstsein
Der abgeschlaffte Hartzer fühlt sich nicht als Volk, er ist längst abgehängt.
Die "Armen" meinen, sie seien selbst Schuld an ihrer Situation. Nehmen es hin oder haben mehrere Jobs. Sie werden von einer eher linken Sozialindustrie verwaltet. In Zeiten der Globalisierung ist es schwer, diese Gruppen in eine Solidargemeinschaft zurückzuführen.
Ich denke, es gib hier noch große Unterschiede zwischen Ost und West.

Die Idee von der Befreiung von der Anhaftung ist auch im Christentum zu finden. Man braucht nicht auf den Buddhismus zurückgreifen. Man lese auch "Haben oder Sein" von Erich Fromm. Konsumkritik gibt es im Westen schon lange. Sie konnte nur im Westen stattfinden ! !
In der DDR mit Mangelwirtschaft hätte das gar keinen Sinn gemacht.
Zunächst bestand Nachholbedarf an Konsum. Das hat die verwöhnte Linke im Westen nie verstanden. Sie hat sich für die Menschen im Osten nie interessiert. Und die Rechte, bis auf einige Ausnahmen, eigentlich auch nicht.
Die Geschichte der DDR ist nicht aufgearbeitet, dies verhindert ein Solidarbewußtsein als Volk.

Realist

24. Dezember 2013 00:28

@Heino Bosselmann

1. Um freiberuflich tätig zu sein reicht es - nun - einfach anzufangen zu arbeiten. Das Finanzamt freut sich dann über eine zeitnahe formlose Meldung über die Aufnahme der Tätigkeit. Das Gewerbeamt hat mit Freiberuflern nichts zu tun. Mußten Sie dahin? Würde mich sehr wundern.

2. Eine Armutsdefinition, die nicht in absoluten Werten festgeschrieben ist, sondern sich am Durchschnittseinkommen der Gesamtbevölkerung orientiert, ist doch nichts weiter als ein sozialistisches Instrument der Agitation, ein Treppenwitz. Hierzu nur mal ein kleines Rechenbeispiel: Haben von 100 Menschen 99 je EUR 500,- zur Verfügung und einer EUR 2000,-, so ist per Definition keiner arm. Haben aber die 99 Leute je EUR 1000,- zur Verfügung und der eine EUR 1.000.000, so sind auf einmal, bei doppeltem Einkommen, 99% arm. Die offiziellen Armutszahlen kann man doch nicht ernsthaft als Argumentationsgrundlage heranziehen. Den Menschen am unteren Ende der Einkommensschere geht es finanziell gut in Deutschland. Da wird nur gejammert, weil es ihnen schlechter geht als anderen. Das jedoch ist Neid, nicht Armut.

3. Sind Schwimmhalle, Kino und Weihnachtsmarkt einfachste Kinderwünsche? Wer in diesem Land arbeitslos und grundversorgt ist, kann seinen Kindern ganzjährig die schönsten Geschenke machen: Zeit, Aufmerksamkeit, Anteilnahme, Bildung. Wandern durch die Wälder, Baden im See, Malen, Basteln, Handwerken, Kochen, Bibliotheksbesuche, Lesen und Vorlesen, etc. - jeden Tag so lange man will. Ist das eine arme Kindheit? Vieles davon kostet gar nichts, der Rest sehr wenig.

Was ich erkenne ist keine Armut an materiellen Werten, sondern an Sekundärtugenden: Disziplin, Fleiß, Leistungsbereitschaft, Hingabe, Ehre.

Ich wünsche Ihnen und allen SiN-Autoren und Lesern ein gesegnetes Weihnachtsfest.

Stil-Blüte

24. Dezember 2013 09:08

Alle Jahre wieder! 'Ich verkünde Euch große Freude: 'Euch ist heut' der Heiland geboren! . Eine schöne Geschichte! Aus dem armen Kindelein von armen Eltern in einem armen Land wird ein reicher, guter König! Sterblich (Kreuz) unsterblich (in der Heilsgeschichte) zugleich!

In diesem Sinne! Gesegnete Weihnacht allen!

Noah

24. Dezember 2013 10:23

Danke Herr Bosselmann für den Anstoß und allen hier zu der anregenden Diskussion zu einem so ungemein wichtigen Thema. Im Zuge des Globalisierungsprozesses spitzen sich die Probleme zu und machen eine Erneuerung des eingeschränkten Kulturverständnisses innerhalb der Konservativen und Rechten mehr als dringlich, insbesondere unter den Aspekten von Solidarität, Frieden und Ökologie.

Yvonne

24. Dezember 2013 10:45

Das Wort Volksgemeinschaft gilt nicht nur als verpönt, es scheint überhaupt das mit diesem Begriff einst Verbundene irreversibel verloren.

Wo sich unser Volk und alte Werte langsam auflösen, wie fern klingt da Volksgemeinschaft. Es war ein sehr schönes Wort. Es beinhaltete die Wertschätzung und Mitnahme der „einfach“ Arbeitenden, der Nicht-Akademiker, der weniger Wohlhabenden.
Als Nationalist, der schließlich stolz auf sein Volk sein möchte, kommt man eigentlich nicht daran vorbei. Schon Hobbes wusste: Kein König kann reich und ruhmvoll sein, dessen Untertanen arm und verachtenswert sind. In unserer sog. Demokratie fehlt nun leider der Qualitätswächter...
Es ist vor allem eine moralisch-ästhetische Frage:Die Aufwertung des Einfachen steht für das Gesunde, das Zupackende, das tatkräftig Lebendige und den mutigen Geist. Gegen Dekadenz, Verweichlichung und reinen Materialismus. Darum sollten wir sie auf unsere Fahnen schreiben (aber hier teilen wir uns natürlich, viele wollen nur ihren Dünkel kultivieren bzw. sind gar keine Nationalisten, sondern nur allgemeine Chauvinisten).

Marc

24. Dezember 2013 11:04

Zum Inhaltlichen:

Motive, warum konservatives mit libertärem Denken einhergehen könnte, gibt es theoretischerweise genug:

1) Übernahme einer angelsächsischen Tradition.

2) Vereinigung aufgrund des gemeinsamen Feindbildes der "Linken".

3) Die Position der besitzenden Klasse. Immerhin begründete sich der Konservatismus ja zu bedeutenden Teilen aus dem alten Adel, welcher befürchtete, seine Privilegien zu verlieren. Auf die Gegenwart umgemünzt wären dann die heutigen Reichen die besitzende Klasse und libertäres Denken wäre der Konservatismus von heute.

Ich nehme jedoch an, daß sich der Großteil der hiesigen "Konservativen/Rechten" eher im Mittelsegment zwischen Unter- und unterer Mittelschicht sowie den tatsächlichen besitzenden Eliten befindet, sich also sozioökonomisch eher auf einer Ebene mit all den Beamten/Journalisten weiß, die hier immer als typische linksdominierte Schicht begriffen werden. Als mögliches Erklärungsmotiv sollte es dennoch nicht außenvor gelassen werden.

Ich selbst habe jedoch bei sog. "Liberalkonservativen" häufig auch das Gefühl, daß sie sich tatsächlich relativ wenig Gedanken darüber machen, wie man denn die "soziale Frage" lösen könnte. Weltfremd ist es (leider), zu erwarten, daß gerade Ärmere mangelnde finanzielle Möglichkeiten durch umso größeres kulturelles Bestreben ausgleichen können, ihre Kinder mit Goethe aus dem Antiquariat versorgen und am Sonntag für 1€ Eintritt mit ihnen ins Museum gehen.

Für dieses Bewusstsein und Bestreben gegen den "Mainstream" benötigt es hinreichend eigenes kulturelles Kapital der Eltern, was diese aber nur haben, wenn sie bereits selbst höhere Bildung genossen haben.
Kurz gesagt: Das mag für "ausgestiegene" Akademiker realistisch sein; für Eltern, die selbst aus der Unterschicht kommen, eher nur in idealistischen Weihnachtsmärchen. Ob die Menschen vor 100 Jahren dabei "besser" waren, vermag ich nicht zu beurteilen, glaube aber auch nicht wirklich dran.

--

Andererseits muß ich jedoch auch sagen, daß ich größere Probleme habe, hier etwas von "Volksgenossen" oder "Volksgemeinschaft" zu lesen. Ja, da mag es auch wieder irgendeinen Vordenker aus dem 19. Jahrhundert geben, der diesen Begriff erfunden hat, aber am Ende ist die Primärassoziation doch eindeutig. So sprachlich kreativ werden hier die meisten sein, daß man nicht eine Begrifflichkeit verwenden muß, wo sofort an das Winterhilfswerk, den Eintopfsonntag, KdF und am Ende an Bomben, Vertreibung und Standgerichte gedacht wird. Aktuelle Sezession, S. 41, insb. II.

rautenklause

24. Dezember 2013 12:01

@ Eckesachs / Realist

Sie haben Kinder? Mehr als eines? Dann meinen Glückwunsch, wenn bei Ihnen alles so reibungslos läuft. Ich gebe offen zu, daß ich da mehr als einmal nicht nur ein Problem habe ...

derherold

24. Dezember 2013 12:13

"Die Löhndrücker sind politisch gewollt, man kann damit zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen: zum einen das Bonbon für die Wirtschaft über die Löhne"

*Die Wirtschaft* ...beschäftigt keine Lohndrücker. Und schon gar nicht *die Exportwirtschaft*".

Durch Masseneinwanderung wird der Anteil der Geringqualifizierten auf ein Niveau angehiben, daß von *der Wirtschafgt* nicht beschäftigt werden kann. HartzIV war nichts anderes als das klare Bekenntnis dazu, die Einwanderung als Lohndrücker dem Proletariat anzulasten.

So einfach ist da.

Ich will Herrn Bosselmann nicht zu nahe treten."Nordostdeutschland" ist ein singuläre Problem. Ein Problem, daß angesichts der kommunalen Katastrophen in Westdeutschland keinerlei "Solidarität" mehr zu erfahren hat.

Zu "Ostdeutschland": Zwischen Jena und Gera sind die Unterschiede so groß wie zwischen München und Bremen.
Jena= rd.7% Arbeitslosigkeit, Raum Eisenach rd. 5%. Kassel rd. 9%, Nürnberg 9%, Pforzheim ca. 8%, Duisburg und Dortmund rd. 12%.

P.S. Daß man "die Rechten" unter den Kinder der Wohlhabenden "verortet", erheitert mich. Offenbar fehlt es nicht nur an wirtschafts-, sondern auch an sozialwissenschaftlichen Kenntnnissen.

Sugus

24. Dezember 2013 12:18

@Realist
Jetzt wird mir in der Rücksicht auch klar, warum Großmutter und die Großcousine meiner Mutter Jammerlappen waren. Armut in der Weltwirtschaftskrise 1930? Es gab doch damals keine Hungertoten in Deutschland. Das war nur Neid, keine Armut.
Ihren Kindern viel Spaß beim ganzjährigen Baden im See.

Martin

24. Dezember 2013 12:21

Das Problem der rechten/konservativen und ein großer Teil ihrer Erfolglosigkeit liegt vor allem darin begründet, dass es zu viele beratungsresistente Welterklärer und Klugscheißer unter ihnen gibt und solche Leute mag keiner gerne (da mögen sie recht haben, wie sie wollen ...) ... ein gewisses Maß an Empathie, wie Bosselmann sie hier in seinem Artikel auch aufbringt, ist sicher mehr als von Nöten.

Frohes Fest auch von mir!

Inselbauer

24. Dezember 2013 12:25

An alle bourgeoisen Großmäuler, so es hier welche gibt! Meine Frau ist eben für drei Monate in einer Klinik verschwunden, jetzt steht der Freiberufler mit kleinen (behinderten) Kindern da. Die freiberufliche Herrlichkeit, die ich seit 15 Jahren mit sehr gutem Erfolg praktiziere, wird da kräftig in Frage gestellt. Schweißaus- und Umsatz-einbrüche, meine Freunde, und man muss sich gegen das materielle Unglück stemmen. Außerdem bekommt man eine andere Sicht auf die Hilflosigkeit von proletarischen jungen Müttern, die bei den Jungen Römern der neuen Rechten oft nicht so gut wegkommen.
Die Volksgemeinschaft ist für mich ein hoher Wert, sie beruht natürlich auf Leistung und Verantwortung, aber das sollte für einen Deutschen selbstverständlich sein, so lächerlich das auch immer klingen mag. Ich wünsch euch allen fröhliche Weihnachten.

Revolte

24. Dezember 2013 13:08

Die Armut in der BRD ist natürlich relativ. Relativ, wenn man mit dem Bus zum Einkaufen fahren muss, während der Nachbar im BMW fährt. Relativ, wenn man sich selbst gerade den Ausflug zum Rheinufer leisten kann, während der Nachbar in die Karibik fliegt. Das sind lediglich Begehrlichkeiten, die geweckt werden, wenn man in einem reichen Land lebt, aber ansonsten entbehrlicher Überfluss.
In der Soziologie spricht man deshalb von der relativen und der absoluten Armut. Absolute Armut findet man in den Slums von Indien, Brasilien, Kambodscha oder Afrika. Das sind Menschen, denen es wirklich dreckig geht.
Mit den 374€, die ein Hartz IV-Empfänger hier netto auf die Kralle erhält, ist man selbst im europäischen Osten noch König, von den oben erwähnten Gegenden ganz zu schweigen.
Tafeln und Bahnhofsmissionen sind m.E. kein Armutszeugnis (im wahrsten Sinne des Wortes), sondern ein Zeichen von Anteilnahme und Fürsorge.

Desweiteren Zustimmung zu Ihren Thesen, Herr Bosselmann. Es gäbe viele Themen, die von den Rechten besetzt werden könnten. Nicht nur die soziale Frage, auch die Ökologie ist Brachland, das unbedingt von uns bestellt werden sollte.

Abschließend kann ich allen Menschen in der BRD nur dringlich zu etwas mehr Bescheidenheit und Demut raten. Das tut in unserer vom Fortschritt besessenen Welt mehr denn je Not.

Und nun allen eine frohe und beschauliche Weihnacht und viel Kraft fürs neue Jahr.

Heino Bosselmann

24. Dezember 2013 13:13

@Realist: Nur zu 1.) und unmaßgeblich: Um einen Verlag zu betreiben, muß man zum Gewerbeamt. Dauert zehn Minuten. Das erklärt u. a. die sehr breite Verlagslandschaft.

Ferdinand

24. Dezember 2013 15:36

Der "Kapitalismus" ist einfach ein Popanz. Nirgendwo auf der Welt gibt es heute den Kapitalismus. Es gibt nur die gemischte Wirtschaft. Teile der Volkswirtschaft sind privatwirschaftlich organisiert und andere Teile staatlich. Und der schmale privatwirtschaftliche Teil finanziert den Rest. Eben in Deutschland: Der schwäbische Mittelständler den ganzen Rest. Wenn der Staat das ganze Geld für Umverteilung, Einwanderung, Energiewende, Eurorettung verprasst und die Hartz-IV-Familie nicht in die Karibik reisen kann, dann ist natürlich die Privatwirtschaft daran schuld und der schwäbische Mittelständler muss höher besteuert werden, weil es ja sonst so ungerecht im Land zu geht.

Rainer

24. Dezember 2013 18:02

Ich muß Ferdinand zustimmen, aber noch ergänzen, daß viele kleine Selbständige, die noch Mitarbeiter beschäftigen, heute weniger verdienen und eine viel geringere soziale Absicherung haben als ihre Mitarbeiter selbst. Im Krankheitsfall oder im Alter droht ihnen sofort Existenzverlust und Armut. Und das trotz ihres Risikos, das sie eingehen, ihrer Verantwortung, die sie tragen, und der Leistung, die sie erbringen, haben sie heute wirklich niemanden mehr, der ihre Interessen vertritt, weder politisch noch gesellschaftlich. Das unternehmer- und wirtschaftsfeindliche Klima im Land wird auch in den Medien geschürt und angeheizt, wo niemals die wirkliche Geschichte dieser Menschen gezeichnet wird, ihren ewigen Kampf gegen die ausufernde Bürokratie, Gesetzes- und Behördenschikanen, gegen das Regulierungsdickicht aus Paragraphen. Stattdessen wird zum x-ten mal im "Tatort" oder einem anderen Vorabendkrimi das Bild eines habgierigen Unternehmers (oder Selbständigen) gezeichnet, der seine Frau und das Finanzamt betrügt. Nur noch solche Unternehmer (oder Selbstständige), die nicht mehr für sich und ihre Familie sorgen, sondern als Wohltäter auftreten, werden heute noch in den Medien positiv dargestellt. Würde man es etwas pathetisch ausdrücken, sind sie eigentlich die verkannten und verachteten Helden dieser Gesellschaft.

Realist

24. Dezember 2013 23:21

@Eckesachs

Schwimmen ist ein Sommervergnügen, auf das man sich im Winter freuen kann. Im Kino läuft größtenteils Volkserziehung, produziert von einem kleinen ,einflußreichen Völkchen, auf der Konsumrennstrecke Weihnachtsmarkt herrscht sozialer Streß, den ein Nichtstädter nur schwer ertragen kann.

In den heutigen Wurstgewittern kann ein ,,Sich -nicht -leisten-können“ ein Segen sein.

Volle Zustimmung.

@Sugus

So ein See dient im Winter zum Schlittschuhlaufen (hervorragende gebrauchte Schlittschuhe gibt es für EUR 5,- in der Elektronikbucht), im Frühjahr und Herbst kann man Angeln oder selbstgebastelte Modellboote auf ihm fahren lassen (Materialkosten EUR 0,- bis 10,-). Von ganzjährigem Baden hat keiner gesprochen. Und warum kommen Sie hier mit 1930 um die Ecke?

@rautenklause

Ich habe zwei kleine Kinder. Meine Frau und ich sind nicht arbeitslos und glücklicherweise auch nicht davon bedroht. Trotzdem verzichten wir der Kinder wegen seit mehreren Jahren auf fast die Hälfte des vormaligen Haushaltseinkommens. Wir leben nicht von der Hand in den Mund, bilden allerdings im Moment auch keinerlei Rücklagen. Ich muß sicherlich nicht in dem Ausmaß eines H4-Empfängers Verzicht üben, dennoch hat die Notwendigkeit finanzieller Zurückhaltung bei mir in allererster Linie zu einer Nachjustierung meiner Wertehierarchie geführt. Die schönsten Momente, die ich mit meinern Kindern verlebe, kosten wenig, und haben viel mit gemeinsamem Erleben zu tun.

@Marc

Ich selbst habe jedoch bei sog. „Liberalkonservativen“ häufig auch das Gefühl, daß sie sich tatsächlich relativ wenig Gedanken darüber machen, wie man denn die „soziale Frage“ lösen könnte. Weltfremd ist es (leider), zu erwarten, daß gerade Ärmere mangelnde finanzielle Möglichkeiten durch umso größeres kulturelles Bestreben ausgleichen können, ihre Kinder mit Goethe aus dem Antiquariat versorgen und am Sonntag für 1€ Eintritt mit ihnen ins Museum gehen.

Ich gebe Ihnen in Teilen recht. Es scheinen mir jedoch sowohl genetisch als auch sozial evolutionäre Prozesse am Werk zu sein. Grundsätzlich gilt, daß man nicht gebildet oder besonders intelligent zu sein braucht, um für sich und seine Kinder ein selbstbestimmtes und würdevolles Leben zu gestalten. Goethe ist nicht der einzige Weg zum anständigen Menschen. Die Meisterschaft am Hobel, der Drehbank und dem Herd öffnet diese Türe ebenso. Warum wird diese nicht mehr angestrebt? Es sind die Tugenden, die verloren gegangen sind, Bildung ist da absolut zweitrangig.

Axel Wahlder

25. Dezember 2013 04:53

Da gefaellt mir Schweizer Modell sehr gut, und in ihm sehe ich die Loesung. Warum gewinnt die SVP die meisten von ihr angestrebten Referenden, obwohl sie selbst im Parlament keine Mehrheit hat? Weil sie die sozialen Errungschaften der Linken wie Sozialhilfe nicht in Frage stellt. Referendum als stetige Korrektur hat sich in der Eidgenossenschaft voellig bewiesen. Warum wollen wir dieses Erfolgsmodell nicht eins zu eins uebernehmen?

Hohenstaufer

25. Dezember 2013 11:19

Lieber Herr Bosselmann,

zwar danke ich Ihnen für die Thematisierung der "Sozialen Frage", doch ist es doch gerade in Ihrer Heimatregion die NPD, die als deutsche Partei gerade mit sozialen Belangen punktet und den "einfachen" Menschen vor Ort konkret hilft. Insbesondere das Themenfeld Landflucht und sozio-ökonomische Auswirkungen auf die ländlichen Regionen haben sich die Nationaldemokraten in Sachsen und Mecklenburg-Vorpommern angenommen.

Frohes Fest allerseits!

Revolte

25. Dezember 2013 13:31

Unterdessen hat der Obergauckler und Grüßaugust in seiner vorab lancierten Weihnachtsansprache den Deutschen wieder mal zu mehr Flüchtlingen geraten.

„Machen wir unser Herz nicht eng mit der Feststellung, dass wir nicht jeden, der kommt, in unserem Land aufnehmen können“, mahnte der Bundespräsident.

Was für eine noble Botschaft.
Und anschließend sitzt der Buprä - der für alle möglichen Interessen, nur nicht die der Deutschen streitet - nach seiner abgelesenen Schmalzrede bei viel Wein und einer dicken Weihnachtsgans im Kreise seiner Liebsten am Tische und stopft sich seinen verlogenen Wanst und freut sich hämisch aufs kommende Jahr, in dem die deutsche Mutter den Gürtel noch enger als ohnehin schon schnallen muss, damit es Lampedusa-Flüchtlinge bei uns schön gemütlich haben.

Prost Mahlzeit, Herr Gauck!

Gutmensch

25. Dezember 2013 15:01

Lieber Stevanovic,

nur nicht so bitter; lassen Sie halt den Schranzen ihren Dünkel und den Oberschranzen ihre Ignoranz; dafür brauchte es doch noch nie ein Adelsprädikat!

Lieber Inselbauer,

q.e.d. - ohne Herz ist jede Position wertlos; das hätte dem einen oder anderen ja durchaus mal an Weihnachten einfallen können! WIR jedenfalls saßen in einer halbleeren Kirche, in der uns der Pfarrer ermuntert hat, nur nicht den Mut zu verlieren. Ich kann nicht halb so gut trösten wie er, wünsche Ihnen aber von Herzen, dass Sie und Ihre Kinder die Durststrecke ohne schwere Verluste überstehen und Ihre Frau sehr bald wieder gesund wird. Frohe Weihnachten und ein fröhlicheres 2014!

Gruß,

der Gutmensch.

Hernan Cortex

25. Dezember 2013 15:01

Der wesentliche Unterschied besteht nicht zwischen links und rechts, sondern zwischen ideologisch und unideologisch. Als unideologisch Lebender hat man nicht die Tendenz, anderer Menschen Meinung auswendig zu lernen und sich darin zu üben, Gruppen ideologisch manipulieren zu wollen und mehr Schein als Sein zu erzeugen, sondern ist lieber wirklich produktiv. Das beginnt schon in der Schule. Die Mathematik und die Naturwissenschaften sind weitestgehend unideologisch. Wenn man sich auf diese Fächer frühzeitig konzentriert, kennt man später als Ingenieur, Arzt oder Naturwissenschaftler die Probleme von Deutschlehrern und ideologischen Schriftstellern nicht. Philosophische Bücher lesen und ideologisch produktiv sein kann man dann später übrigens immer noch, wenn man Spaß daran hat.

Herr Bosselmann, ich hoffe sehr, dass sich ihre Situation bessert, aber vor allem im Interesse der Jugend muss folgendes gesagt werden:

https://www.youtube.com/watch?v=xhgE5bfcFTU

Jede Ideologie führt zu schrecklichem Leid.

Neutralisiert Euch.

Waldgänger

25. Dezember 2013 19:22

@ Yvonne

Sie schreiben:

Wo sich unser Volk und alte Werte langsam auflösen, wie fern klingt da Volksgemeinschaft. Es war ein sehr schönes Wort.
Es beinhaltete die Wertschätzung und Mitnahme der „einfach“ Arbeitenden, der Nicht-Akademiker, der weniger Wohlhabenden.

Ja.
Der Gegenpol der Volksgemeinschaft ist die heute angestrebte Verfügungsmasse an entwurzelten Menschen im Zeitalter der liberalen Globalisierung.

Kein Begriff ist dem, was heute gewollt wird, so sehr entgegegengesetzt wie der der Volksgemeinschaft.
Kein Begriff wird einen Liberalen und Globalisten so sehr ärgern und provozieren.
Womöglich zu allem Möglichem provozieren.
Was nicht bedeuten soll, dass man den Begriff deswegen meiden sollte.

....

Ich möchte Herrn Bosselmann auch noch einmal ganz ausdrücklich darin bestätigen und bestärken, dass diese Problematik (die Haltung der Nationalkonservativen / Rechten gegenüber der sozialen Frage) ein außerordentlich wichtiges Feld ist.
Ein Feld, das noch wichtiger werden kann und das großes Potenzial beinhaltet.
DAS Feld, auf dem man der politischen Linken erfolgreich begegnen könnte, da hier Einbrüche in gegnerische Kernbereiche möglich werden.

Allerdings auch ein Feld, das innerhalb des nationalkonservativen und rechten Lagers wie kaum ein anderes die Gefahr von Spaltungen birgt.
Leider.

Hinter diesen sich schon hier da und dort abzeichnenden Spaltungen steht im Prinzip übrigens die immer noch nicht allen Zeitgenossen so klare Antwort auf die Frage, warum denn das rechtskonservative Lager mit trauriger Regelmäßigkeit geringe Erfolge hat. Es liegt ja nicht nur an der Stärke der Gegner.

Aber ganz sicher wird jegliches Verständnis von nationalkonservativ oder rechts weiterhin zum Scheitern verurteilt sein, wenn es nur um den Erhalt tradierter Formen (z.B. Burschenschaften, Adel, Staatsferne, Erfolg aus Leistung) geht, Dinge, die lediglich für Minderheiten relevant sind und bleiben.

Hartwig

25. Dezember 2013 20:34

Ich erinnere mich noch an Gerhard Schröder und seine Vokabel vom "Gedöns", als es um Familien- und Frauenpolitik ging. Was für ein Irrtum! Weitreichende und richtungsweisende Politik ist heute vor allem Gesellschaftspolitik. Die Linke hat das schon lange kapiert und interessiert sich einen Dreck um die deutsche Arbeiterklasse und ihre Belange. Falls die Rechte auf diesem Feld punkten will, dann geht das wohl nur über Begrifflichkeiten wie die schon erwähnte "Volksgemeinschaft" oder den "Stolz des Proletariers". Die Verteidigung des Sozialstaates bzw. dessen Bewahrung als nationales und national wirkendes Instrument ist letztlich eine Selbstverständlichkeit.
Das sollten auch die geschätzten jungen Leute der IB verinnerlichen.

Sara Tempel

25. Dezember 2013 20:45

Zur Zeit ist das Problem der materiellen Armut noch nicht das primäre Problem in unserem Land, wobei ich mich der Sicht der meisten Kommentatoren nur anschließen kann; das kann sich aber schnell ändern! Wenn das Finanzimperium der USA stürzen wird, reißt es die von ihm unterwanderte EU und ihren Büttel, die BRD, mit sich. -
Wehe uns, wenn uns dann noch Wirtschaftsflüchtlinge ausplündern! Ohne Souveränität und von - überwiegend- linker Ideologie erblindet, sind wir hilflos. - Vielleicht ist es Gottes Wille, uns erneut Demut zu lehren und unser Volk hat in den Kriegen des letzten Jahrhunderts noch nicht genug gelitten. Wer weiß?- Medien fügen der ohnehin hinkenden katholischen Kirche weiteren Schaden zu. Leere Kirchen zu Weihnachten!

So liegt wohl heute unser primäres Problem in der überall zunehmenden geistigen und spirituellen Armut, mit einer totalen Fixierung auf den Konsum! Das erweckt Neid bei denjenigen, die sich zu wenig unnötiger Konsumgüter leisten können und dies als Armut empfinden.-
In einer stark digitalisierten Welt - voller Hektik und Lärm - versteht der Eine die Sprache des Anderen nicht. Babylon!
Jedoch will ich nicht Kassandra sein!

Carl Sand

25. Dezember 2013 22:16

Das Prinzip der Linken ist das Hohelied der Gehässigkeit.

Das Prinzip der Rechten das Hohelied der Brutalität.

Und der biedere Konservative möchte Teilhabe. Seinen Platz. Nicht ganz unten, bitteschön. Imaginiert ganz oben, vielleicht. Aber einen Platz, gnä Herr.

Doch dieser Platz ist nun besetzt. Sie haben abgedankt, meine Herren.

Es war der Geniestreich der internationalen Oligarchie, die pseudorevolutionäre Generation zu bourgeoisieren.

-

Wir haben keinen Staat zu er-richten, sondern eine fremdgesteuerte Organisationsform unserer Ausrottung zu ver-nichten.

Wem die Teilhabe der höchste aller Werte ist, wird weder zur Erkenntnis unserer gesteuerten Auslöschung kommen, sondern auf seine hochgepriesene Virilität verweisen.

Wem das Recht des Stärkeren das Gesetz der Dinge ist, wird sich der sozialen Frage niemals stellen - der Frage der Herrschaftsverhältnisse über Statusrangverschaffungsgüter - sondern sich stets vorbewußt mit unseren Ausrottern identifizieren.

-

Wem die Leistung der Gott ist, wird niemals aus diesen zwei Voraussetzung den notwendigen Schluss ziehen:

Wir haben nichts zu leisten, nicht teilzuhaben und keine Obrigkeit anzuerkennen.

Der Obrigkeit ist in allen Dingen zu widersprechen.

Was heute Rang hat reißen wir herunter.

Was heute angesammelt ist, verteilen wir neu.

-

Nun sind wir die Revolution...
herrjeh.

waldgänger aus Schwaben

26. Dezember 2013 00:37

@Inselbauer
Ich wünsche Ihnen alles Gute und hoffe, dass es Ihrer Frau bald wieder besser geht. Gesegntes Weihnachten Ihnen und allen Lesern

Zum Thema:
Ein „rechter“ Ansatz zur Lösung sozialer Fragen wäre das Bedingungslose Grundeinkommen. Jeder Bürger erhält ab Geburt unabhängig von Vermögen und Einkommen vom Staat eine Summe, die knapp das Existenzminimum sichert, also ca. 800 Euro. Davon wird eine Pflicht-Krankenversicherung ca. 200 Euro abgezogen.

Alle anderen Sozialleistungen werden gestrichen. Keine Rentenversicherung, keine Arbeitsagentur, kein Kindergeld, keine ALG1 und ALG2 mehr. Keine staatlichen KITA-Plätze. Freie, selbst verantwortliche Bürger.

Dies würde die „linke“ Wohlfahrtbürokratie die immer mit Bevormundung einhergeht, überflüssig machen. Es gibt Modellrechnungenen wie beim Modell des ehemaligen Ministerpräsidenten Althaus (CDU)

Bürgergeld

die zeigen, dass der Staat damit „nur“ 583 Milliarden Euro aufwenden müsste, wie 783 wie bisher für Transferleistungen.

Allerdings müsste dann die Zuwanderung in das BGE unterbunden werden und genau daran werde solche Überlegungen scheitern. Denn an der Zuwanderungn darf nicht gerüttelt werden.

Marc

26. Dezember 2013 11:54

Ein wenig bedenklich ist es ja schon, wenn eine doch sehr intelligente metapolitische Seite, bei der unter anderen auch häufig auf christliche Wertevorstellungen verwiesen wird, nun auch schon jenes Klientel anzieht, welches von "kleinen Völkchen" redet, das die Medien kontrolliert. Wenn dann in diesem Kontext auch noch von "Volksgemeinschaft" die Rede ist, möchte man lieber gar nicht wissen, wo die historischen Vorbilder liegen. Gibt es kein Altermedia oder so etwas mehr für diese Zielgruppe?

Das "neurechte" Spektrum um JF, SiN war für mich immer eines, welches durch das Geistesreichtum seiner Autoren geprägt ist und welches sich sowohl vom Mainstream, als AUCH von "völkischen Sozialisten", NPD'lern, etc. deutlich unterschieden hat. Es wäre schade, wenn Zweitere einen allzu großen Anteil der kommentierenden Leser ausmachen würden. Es konterkariert eben solche intelligenten Artikel wie den von Weißmann in der aktuellen Ausgabe.

Genau wegen den Gründen im Artikel macht man sich aber jegliche momentan ohnehin kaum vorhandene metapolitischen Einflußmöglichkeiten zunichte, wenn bei diesem "außergewöhnlichen" Politikfeld doch nur wieder romantische Lösungsmöglichkeiten der 20er/30er-Jahre genannt werden, welche nach ein paar Jahren beschaulicher Fahrten- und Lagerfeuerromantik am Ende in die Katastrophe gemündet sind. Man muß kein "Gutmensch" sein, um diese Zeit zu verdammen.

Da scheint es in der Tat sinnvoller, wenn sich über meinetwegen auf den ersten Blick ungewöhnliche Konzepte wie dem Grundeinkommen oder auch das ursprüngliche Modell des skandinavischen Wohlfahrtsstaates aus einer neuen Perspektive Gedanken macht.

Heino Bosselmann

26. Dezember 2013 13:07

@Marc: Ich muss Ihnen da etwas eingestehen: Mag sein, das Wort Volksgemeinschaft, das ich als "verpönt" kennzeichnete, geriet mir da mit mangelndem semantischen Feingefühl in den Text. Mea culpa. Ja, dieser Begriff ist nun mal (historisch) konnotiert und bedarf des achtsamen Gebrauchs oder mindestens der Apostrophierung. Und tatsächlich - zugestanden - schrieb ich ihn einigermaßen unwillkürlich hin, als ein Kompositum, für das ich im Schreibfluß sogleich kein anderes fand. Allerdings ist ja ebenso der Gebrauch von "Volk" (gerade in seiner adjektivischen Verwendung) und "Nation" verpönt. Wobei Sie bei mir persönlich sogar ungewöhnlicherweise darin sichergehen dürfen, daß ich die Immigranten gern dazuzähle, jene, die sich aus eigenem Selbstverständnis und Antrieb (des Herkommens) mit der Idee unserer Gesellschaft im Sinne des christlichen und ebenso aufklärerischen Erbes zu identifizieren vermögen. Nur löste genau dies, denke ich, gleich wieder anderen Unmut aus, für den man dann aber besser auch eine andere thematische Runde nötig hätte. Ich verstehe jedenfalls sehr gut, was Sie oben meinen. - Kurz zum Grundeinkommen: Ich fand diesen Ansatz immer vernünftig und naheliegend.

Marc

26. Dezember 2013 13:43

Sehr geehrter Herr Bosselmann,

der Vorwurf war auch keinesfalls an Sie gerichtet, da ich mir bei Ihnen und Ihren klugen und differenzierten Artikeln davon überzeugt bin, daß kein "U-Boot" dahinter steckt. Das war bei Artikeln über "kleine Völkchen" schon etwas anderes.

Natürlich ist auch der Begriff "Volksgemeinschaft" vom Klang des Wortes her nicht negativ und wäre wohl übersetzt in anderen Sprachen auch nichts, was nicht verwendet werden könnte (vergleiche eben auch das schwedische "Folkhemmet"). Aber spezielle Begrifflichkeiten funktionieren in der Kommunikation eben nicht ohne politisch-historische Einordnung bzw. machen die Kommunikation nicht mehr anschlußfähig.

Der sicherlich schöne Begriff "Volksgemeinschaft" hat eben leider seine Unschuld verloren. Das hat man dann eben den 12 Jahren zu verdanken. Aber ich verstehe durchaus, wie Sie es gemeint hatten und bin auch bei Ihnen damit.

Ihnen und allen anderen noch einen schönen letzten Weihnachtsfeiertag.

waldgänger aus Schwaben

26. Dezember 2013 13:48

@Marc
vor einem völkischen, nationalistischen, sozialistischen Staat haben ich mindestens genauso viel Horror wie vor einem realsozialistischen. Nur sieht es so aus, als bewegten wir uns auf eine DDR 2.0 zu, eingebunden in die EU-DSSR.
Mein Ideal wäre eine Schweiz mit bedingungslosem Grundeinkommen, und das dann auch gerne innerhalb der Vereinigten Staaten von Europa. Letzteres nur, wenn die Völker Europas sich dazu in Volksabstimmungen entscheiden.

Belsøe

26. Dezember 2013 14:06

Grundeinkommen nur bei starkem Staat, sonst wird das ganz schnell der Kombi(hunger)lohn für alle. Derzeit mogelt sich Corporate America via Freihandelsabkommen in die EU-Legislative, und solange so etwas nicht abgewehrt und ausgemerzt ist, sind solche Themen geradezu fahrlässig.

Zum Thema:

"In Deutschland gibt es keine Armen" ist tatsächlich ein oft gehörter Satz. Aber genauso wie eine prozentuale Festlegung des Armutsbegriffes etwas Willkürliches hat, scheint das Herumreiten auf Begriffen mir extrem korinthenkackerig. Selbst wenn man (mir bekannt ausnahmslos ohne eigene Erfahrung unterhalb des materiellen Durchschnitts) den billigen Triumph erringen kann, das Wort "Armut" zu streichen, kommt man nicht umhin zu begreifen, dass Deutschland strukturelle soziale Probleme hat, unter denen die Betroffenen ganz real leiden. Die Frage ist also: Kümmert mich dieses Leiden oder komme ich den Leuten mit Abwehrhaltung und Vorwürfen? Ja, die Verantwortung, sich innerlich trotzdem aufzurichten, jahrzehntelange Erziehung zum Konsumenten mal eben abzustreifen, am besten schon als Kind orientierungsloser Eltern mit Lied&Lächeln auf den Lippen stolz kik zu tragen und mit Goethe im Tornister die totale Abgrenzung von den Altersgenossen freudvoll zu betreiben. Natürlich obliegt das dem einzelnen, denn wer sollte es sonst richten? Aber dankbar ist das trotzdem nicht. Wie viele, die solche Erwartungen formulieren, waren denn selber schon mal so richtig der Arsch und mussten alle dies bergauf erringen? "Selbst schuld"? Nein danke, den Rahmen haben sich die Leute doch nicht selbst gegeben.

Naivität, das kann man vorwerfen, aber dann bitte nicht nur denen, die eh schon aussortiert sind. Das ganze Leistungsgebrabbel zum Beispiel dürfte wohl eher von einer relativ großen konservativen Schnittmenge mit einem bestimmten südwestdeutschen Milieu zusammenhängen. Ein tatkräftiges und sehr wertvolles Milieu, dem man aber aufgrund seines ungern thematisierten leistungsLOSEN Besitzvorsprunges manchmal etwas mehr hanseatisches Bewusstsein wünschen würde. Es macht nicht ein wenig, sondern teilweise ganze Lebensentwürfe aus, ob man mit Grundbesitz, Familienbetrieb aus subventionsstarken Zeiten, abbezahlten Immobilien, regionalen Beziehungen und Vertrauensvorschuss bei der Kreissparkasse bereits geboren ist oder das alles erst mal aufbauen muss und darüber selbst im besten Falle gut an die 50 Jahre alt wird. Ein Mecklenburger hat das alles aber nicht geschenkt bekommen, woher denn? Für bestimmte Regionen muss man leider sagen, dass selbst ein Aufwachsen und Entwickeln ohne Störung durch handlungsunfähige Eltern schon ein Luxus ist. Man sollte sehr genau hinsehen, was für Forderungen da sinnvoll zu stellen wären. Sonst wird ja auch gern beschworen, dass jeder das ihm Gemäße erhalten soll.

Da der Deutsche bekanntlich weniger frei als viel lieber Oberknecht werden möchte, wird er also auch tatkräftig leugnen dass manche wirklich gründlich davon abgeschnitten sind, Willen und Leistung freien Lauf zu lassen. Und Libertäre, ach je: Für mich sind das aus linker Wurzel Gewucherte, die irgendwann auf der Basis einer nichtlibertären Gesellschaft zu guten Einkünften gekommen sind und dabei gemerkt haben, dass sie lieber keine Steuern zahlen würden. Dürften überwiegend auch zu einem Milieu zählen, das durchaus die Einwanderungskriterien für Länder ihres Geschmacks erfüllt - könnten also auch rübergehen. ;)

Allen gemein, vom Hartzerkind bis zum libertären Millionär, ist ein Mentalitätsproblem. Dass der Mensch, auch der deutsche, sich bei echter gegenseitiger Zuwendung, gemeinsamen Zielen und natürlich auch angemessener Herausforderung am besten entwickelt, will vielen anscheinend nicht in den Quadratschädel. Es wird immer noch stur gelobt, was hart macht, oder aber gleich sich zu Tode geschont. All dem herzlosen Gequake unterschiedlicher Motivationen liegt zugrunde: Man merkt mal wieder gar nicht, dass man hier von Menschen mit gebeutelten Seelen spricht. Deutschland ist einfach unfreundlich.

Ferdinand

26. Dezember 2013 14:28

Ich empfehle zum Thema Sozialstaat einfach einmal das Kapitel "Armut und Ungleichheit" im Buch von Thilo Sarrazin "Deutschland schafft sich ab." Da räumt Sarrazin mit den meisten Mythen gründlich auf.

"Gerade die weniger Ehrgeizigen, weniger planvoll Handelnden werden durch die staatlichen Transfers zu einem bequemen Leben verführt, das ihnen allmählich ihren Stolz nimmt, ihre Kräfte lähmt, ihre Begabung verschmäht und an ihrem Selbstbewusstsein nagt. Das auszusprechen und auf Abhilfe zu sinnen, ist nicht paternalistisch und arrogant, wie viele meinen, sondern geboten - es sei denn, man hält es für verantwortungsvoll, Bedürftigen den Ausstieg aus ihren gesellschaftlichen Zusammenhängen möglichst bequem zu machen."

Axel Wahlder

26. Dezember 2013 16:57

Lieber Waldgänger, Sie schreiben "im Zeitalter der liberalen Globalisierung."

Aber wo haben Sie in Deutschland den Liberalismus gesehen?

Ich möchte nicht spottisch wirken, aber die Anwendung des § 130. StgB ist mit dem Liberalismus nicht gerade kompatibel.

Lieber Freund, die Metropolie, die USA, mag diesen Namen noch verdienen. Wir, unter dem Joch der Verbote ächzend, real politische Gefangene inhaftiert sehend, - wir erleben im unsrem kryptokolonialen Konstrukt namens BRD gar keinen Staat, sondern die aus den Kollaborateuren gestaltete Verwaltung im Auftrag des Kolonialherren.

Hartwig

26. Dezember 2013 18:12

@ Marc
Ich verstehe ebenfalls Ihre Bedenken wegen des Begriffes der Volksgemeinschaft. Aber wer ist es denn, der festlegt, welche Begriffe verbrannt und belastet sind? Mittlerweile jedenfalls gibt es Bände von Begriffen, die "ihre Unschuld verloren" zu haben scheinen, die mit der von Ihnen suggerierten Zeit nichts zu tun haben, und die Liste wird immer länger. Ich versuche, jede diesbezügliche Einschränkung zu ignorieren. Manches spreche ich einfach in bestimmten Kontexten nicht aus, aber nicht, weil der BEGRIFF verbrannt und verbannt ist, sondern weil man nicht unnütz Wunden reissen oder auf jemanden herumtrampeln sollte, rein dadurch, weil manches nicht immer selbsterklärend ist.
Und die Volksgemeinschaft ist nun einmal die Quintessenz dessen, um das es geht. So verstehe ich das. Jeder sollte geborgen sein in jeweils seiner Volksgemeinschaft. Das diese ...gemeinschaften durch ihr Nebeneinander quasi automatisch in Feindschaft zu einander geraten, halte ich für eine üble Legende. Die großen Kriege des 20. Jh. haben jedenfalls andere Ursachen. Und die laufenden Kriege haben eben diese selbigen Ursachen.
Für das bedingungslose Grundeinkommen habe ich mich schon vor Jahren stark gemacht, und zwar genau in der Form, wie sie der "Waldgänger aus Schwaben" andeutet. "Volksgemeinschaft" sagen, und diese Form des Grundeinkommens verfechten ist für mich in sich stimmig.

Nordlaender

26. Dezember 2013 18:53

@ Marc

Zwar ist diese BUNTE Republik kein Staat, aber steht denn nicht im Grundgesetz "Alle Macht geht vom Volke aus."? Sowie "... zum
Wohle des deutschen Volkes" (Amtseid)?

Da gibt es auf der einen Seite hier in Mitteleuropa seßhafte Völker, auf der anderen Seite eine international orientierte ... öhmmh ... Gemeinschaft.
Genau diese Frage der Territorialität (Heimat oder Standort) deucht mir die zentrale Frage überhaupt zu sein.

Die Erzielung des Ewigen Friedens, die endgültige Beseitigung des Antagonismus "Krieg", indem man die scheinbaren (!) Antagonisten, die Völker, eliminiert, das ist eine so große Eselei, daß ich anders als bei Lektüre der Schildbürger nicht darüber lachen kann.

Schopi

26. Dezember 2013 20:21

Bedingungsloses Grundeinkommen wird zu dramatischen Lohneinbußen führen - heute schon dominieren in großen Teilen der Wirtschaft schon Leiharbeit, Minijob etc..

Es ist nicht verwunderlich, daß gerade bestimmte Unternehmer aus dem Drogeriesektor sich für dieses Grundeinkommen stark machen - diese Branche beschäftigt wohl über 90% Teilzeit, Minijob.

Es bestünde keine Notwendigkeit mehr dem Arbeiter so viel zu zahlen, daß er davon leben kann und das Leistungsprinzip würde zu Ungunsten der Arbeitenden unterlaufen.

Weiterhin favorisieren solche "Vordenker" etwa eine drastische Erhöhung der Mehrwertsteuer zur Mitfinanzierung solcher Pläne - schön für diejenigen, welche auf so etwas nicht achten müssen, schlecht für alle, wenn von den angepeilten 800,- minus 200,- für KV nochmals 200-250,- beim Staat landen würden.

Grundeinkommen zementiert bestehende soziale Strukturen bestenfalls, im ungünstigsten Fall führt es zum Staatsbankrott.

waldgänger aus Schwaben

26. Dezember 2013 20:26

@Belsøe

Eine interessante marxistische Analyse politischen Bewusstseins. Teilweise zutreffend, aber doch im Grunde zu sehr vereinfachend. Der Mensch ist nicht so einfach konstruiert, als dass ihn Gesellschaft-Ingenieure mit dem Werkzeugkasten der marxistischen Analyse verstehen könnten.

Waldgänger

27. Dezember 2013 15:25

@ Axel Wahlder

Vermutlich verstehen wir unter "Liberalismus" nicht dasselbe.

Sie scheinen darunter (etwas idealistisch) das Freiheitliche und nicht Gegängelte als gutes Prinzip zu verstehen.
Ja, das war es mal.
Den Liberalismus, den Sie meinen und schätzen - den gibts nicht mehr, den meine ich auch nicht.

Für mich ist "Liberalismus" heute - mit Betonung auf heute - fast nur noch eine Ideologie und Strategie zur freien wirtschaftlichen, vor allem finanzwirtschaftlichen Betätigung der Großen - der Konzerne, Fonds und Oligarchen. Wobei mit "frei" die Freiheit von jeglicher staatlicher Einflussnahme zu verstehen ist.

Diese neoliberale Ideologie kam - wie wir alle wissen - Anfang der 1980er Jahre unter Reagan und Thatcher auf und war anfangs noch eine teilweise nachvollziehbare und verständliche Reaktion auf die sozialistischen Tendenzen in den 1970er Jahren.

Die Forderungen nach Deregulierung, Privatisierung, der Beseitigung von "Handelshemmnissen" und schließlich die Forderung nach offenen Grenzen und allgemeiner Freizügigkeit erwiesen sich aber spätestens seit Mitte der 1990er Jahre als "Büchse der Pandora".

Die Entfesselung der Finanzmärkte führte in Verbindung mit den technischen Möglichkeiten des Internets zu jener massiven Verschiebung der Machtbalance zuzungunsten der Staaten, nationalen Regierungen, Bevölkerungen und kulturellen Traditionen, die wir auch hier beklagen.

Nichts anderes verstehe ich unter "Liberalismus heute".
Und nichts anderes würden jene, die sich heute im politischen Feld als "liberal" bezeichnen, auch selber sagen ... !

"Liberal", das ist heute die Kampfideologie des Großen Geldes gegen die Regierungen, Völker und Traditionen.
Wobei "liberal" mittlerweile fast synonym ist mit "linksliberal"; die Linken als die nützlichen Idioten des Kaitals, die eine "nützliche" Vorfeldarbeit leisten.

Ein "echter" Liberaler müsste heute in dem Sinne opponieren wie es die Liberalen im 19. Jahrhundert gegen den Absolutismus der Fürsten taten. Wobei der damalige (internationale) Absolutismus der Fürsten zu vergleichen ist mit dem heutigen (internationalen) Absolutismus der Märkte, Fonds und Banken.
Aber das tun Sie ja auch!

Der Rückgriff auf den das Wort "Liberalismus" (i. S. von 1860) ist heute nicht zu empfehlen, da der Begriff einen massiven Bedeutungswandel durchgemacht hat.
Der Begriff ist verdorben, unbrauchbar geworden.

Ferdinand

27. Dezember 2013 17:40

Weil ich hier wieder das Blabla von den entfesselten Finanzmärkten lese, die vom Staat besser kontrolliert werden sollen. Es gibt keinen Bereich der so sehr staatlich reguliert ist und kontrolliert wird, wie der Bereich der Finanzmärkte. Stichwort: Zentralbanken, Leitzinsen, Teilreservepolitik, Quantitative Lockerung, Geldmengensteuerung, Goldpreismanipulation, Basel 1-3, Devisenbewirtschaftung, Dollarprivileg etc.

Es gab keine bösen Finanzmärkte, die irgendetwas getan haben, was der gütige Staat nicht wollte. Die Banken haben genau das getan, was die Staaten wollten. Die USA wollten, dass die Banken jedem Hilfarbeiter zu seinem Eigenheim verhelfen. Das ist die spezifische Form der us-amerikanischen Sozialpolitik seit dem New Deal. Dazu kam, dass die USA ihre militärischen Abenteuer ja irgendwie finanzieren mussten. Deshalb wurde ja der Leitzins auf Rekordniveau gesenkt.

Dass die europäischen Banken den Süden Europas mit frischen Kapital versorgt haben, dass war ja so gewollt, weil sonst die Eurozone gleich nach der Gründung wie ein Kartenhaus zusammengefallen wäre. Die Kapitalexporte aus Deutschland nach Südeuropa waren die Bedingung dafür, dass der Umstand, dass der Süden in einer Hartwährungszone nicht wettbewerbsfähig ist ein Jahrzehnt lang verschleiert werden konnte. Das war politisch gewollt!

Darum wurden griechische Staatsanleihen von der EZB genauso behandelt wie Staatsanleihen der Bundesrepublik! Das Kapital sollte ja in den Süden gelenkt werden. Deshalb wurden die Eigenkapitalanforderungen für die Investitionen in Staatsanleihen auf Null gesenkt. Mit anderen Worten griechische Staatsanleihen wurden von der Bankenregulierung mit einem Ausfallrisiko von Null (!) bewertet. Früher haben die Privatbanken das Risiko selbst festgestellt, das macht heute die staatliche Regulierung, also die Politik.

Wer von irgendwelchen vom Staat und den staatlichen Vorgaben unabhängigen Finanzmärkten schwafelt, hat schlicht keine Ahnung. Die Großbanken sind die Komplizen staatlicher Politik, ob diese nun Fugger, Barings, Rothschild, Siemens, Warburgs, J. P Morgan oder Goldman Sachs heißen, ist nun vollkommen egal. Ausnahmen waren das Freebanking in Schottland im 19. Jahrhundert. Da hat es vielleicht einmal so etwas wie freie Finanzmärkte gegeben. Die Forderung einer stärkeren Kontrolle der Finanzmärkte durch die Politik ist so etwas wie die Forderung nach einer besseren Kontrolle des Rotlichtmilieus durch die Zuhälter.

Axel Wahlder

27. Dezember 2013 22:18

Sie scheinen darunter (etwas idealistisch) das Freiheitliche und nicht Gegängelte als gutes Prinzip zu verstehen.

Ganz genau, lieber Waldgänger, unter Liberalismus verstehe ich das Freiheitliche in der Politik, für den unseligen Zustand, den Sie geschildert haben, gibt es Begriff "Plutokratie", ein schönes Wort, obschon kontaminiert.

Sie haben sehr präzise aufgegriffen: "Ein „echter“ Liberaler müsste heute in dem Sinne opponieren wie es die Liberalen im 19. Jahrhundert gegen den Absolutismus der Fürsten taten. Wobei der damalige (internationale) Absolutismus der Fürsten zu vergleichen ist mit dem heutigen (internationalen) Absolutismus der Märkte, Fonds und Banken.
Aber das tun Sie ja auch!"

Das wollte ich aber ergänzen: um so viel Freiheit zu haben, wie die Amerikaner, brauchen wir die Emanzipation von den Amerikanern.

Risorgimento.

Dann ,hoffe ich, ist vieles wieder in Ordnung.

Freundlichst,
W.

derherold

28. Dezember 2013 09:44

!"Weil sie die sozialen Errungschaften der Linken wie Sozialhilfe nicht in Frage stellt. "

Na ja, zumindest in Deutschland sind die meisten sozialen Errungenschaften aber nicht von "links" gekommen ... zumindest ist das die offizielle Lesart.

Was glauben Sie, warum die Linke die Elendseinwanderung so schön ungebremst als Lohndrücker dem unteren Drittel der Bevölkerung anlastet und gar nichts tut, um das zu verhindern.

Was glauben Sie, warum Unternehmen und Konzerne ihre Angriffe gegen des Sozialstaat, am liebsten von linken Agitatoren installieren lassen, z.B. dem ehem. Bremer Professor Heinsohn oder dem Marxisten/Maoisten Götz Aly.

Axel Wahlder

28. Dezember 2013 20:06

Werter Derherold, die farbigen Siedler, gerne auch "Refugees" genannt, kommen nach Deutschland nicht um zu arbeiten, sondern um die Sozialrente zu beziehen, wie diese auch heissen mag - "Hartz", "Alg" oder "Grundsicherung". Das bin ich zutiefst ueberzeugt, weil es vor 100 Jahren keinen solchen Ansturm gab, obwohl viele afro-Laender unter deutscher Obhut standen.

Heinrich Brück

28. Dezember 2013 22:24

Und ich dachte die nationale Frage käme zuerst. Wohl falsch
gedacht.

"Volksleben, das Leben und Treiben des Volkes, die charakteristische
Art und Weise, wie es sich bewegt, welche Neigungen es hat, wie es
sich benimmt. Das Volksleben hängt mit dem Charakter des Volkes
genau zusammen."

https://www.kruenitz1.uni-trier.de/

"Volksführer ist derjenige, der das Volk zu leiten, seinen Handlungen,
seinem Streben, seiner Liebe und seinem Haß eine gewisse Richtung
zu geben versteht. Das griechische Wort Demagoge bedeutet
dasselbe, hat aber für die Ohren des jetzt lebenden Geschlechts
eine üble Nebenbedeutung. Man verbindet damit zugleich den Begriff
der Verführung, der leidenschaftlichen Aufregung, welcher kein
sittlicher Zweck zu Grunde liegt."
Die hatten schon damals ähnliche Probleme. Aber sie waren bei
weitem nicht so dämlich.
Und bevor ich es ganz vergesse: Der Staat ist immer der Feind.

Heino Bosselmann

29. Dezember 2013 07:52

Liebe Kommentatoren, ich bedanke mich sehr , erfreut darüber, daß Gedanken zur Sozialproblematik unserer Nation eine so rege Diskussion kompetenter und engagierter Beiträger auslösen. Hier schließen wir. Und ich wünsche ein zuversichtliches neues Jahr!

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