In memoriam Kurt Krenn

Heute findet die Beisetzung des Bischofs von St. Pölten (Niederösterreich) Kurt Krenn statt.

Martin Lichtmesz

Martin Lichtmesz ist freier Publizist und Übersetzer.

Krenn ist letz­te Woche im Alter von 77 Jah­ren gestor­ben; aus der Öffent­lich­keit hat­te er sich krank­heits­be­dingt schon lan­ge zurück­ge­zo­gen. Zu sei­nen Glanz­zei­ten als Weih­bi­schof von Wien (1987–91) wie über­haupt in den frü­hen Neun­zi­ger Jah­ren war er neben Jörg Hai­der eine der belieb­tes­ten Haß­fi­gu­ren der links­li­be­ra­len Pres­se Österreichs.

Krenn war ein außer­or­dent­lich wohl­be­leib­ter, nahe­zu unbe­weg­lich wir­ken­der Mann, der auch in sei­nen theo­lo­gi­schen Posi­tio­nen kaum von der Stel­le zu rücken war. Am meis­ten nahm man ihm sei­nen uner­schüt­ter­li­chen Dog­ma­tis­mus und Kon­ser­va­tis­mus übel – er wei­ger­te sich stand­haft, den Wahr­heits­an­spruch der römi­schen Kir­che in irgend­ei­ner Wei­se zu rela­ti­vie­ren, und hat­te dar­über hin­aus auch kei­ne Hem­mun­gen, die­sen gera­de­her­aus und ohne Umschwei­fe und Ent­schul­di­gun­gen zu ver­kün­den. Ein Buch­ti­tel nann­te ihn“Got­tes eher­ne Faust”, ein ande­rer “Die Gei­ßel Got­tes”,  und ich gehe jede Wet­te ein, daß ihm sol­che Bezeich­nun­gen auch noch gefal­len haben, wenn sie nicht über­haupt auf ihn selbst zurück­ge­hen (kei­ne Ahnung, ich ken­ne die Bücher nicht).

Ich habe ihn stets respek­tiert, ja ich war in den Tagen sei­nes Medi­en­ruhms bei­nah soet­was wie sein “Fan”, ohne damals im min­des­ten sei­ne Posi­tio­nen zu tei­len. In mei­ner Gym­na­si­al­zeit hat­te ich weit­ge­hend die übli­chen libe­ra­len Glau­bens­ar­ti­kel ver­in­ner­licht, und dach­te, daß die Femi­nis­tIn­nen, Grü­nen, Sozi­al­de­mo­kra­ten, “kri­ti­schen” Chris­ten, Kir­chen­kri­ti­ker und so wei­ter prin­zi­pi­ell “die Guten” sind. Aller­dings schlug damals schon ein ande­res Herz in mei­ner Brust.

Denn gleich­zei­tig hat­te ich schon im Alter von 14, 15 Jah­ren einen erheb­li­chen ästhe­ti­schen und emo­tio­na­len Wider­wil­len gegen das pro­gres­si­ve Kir­chen­volk, das auch unter mei­nen Reli­gi­ons­leh­rern reich­lich ver­tre­ten war (hier habe ich ein­mal ein paar Anek­do­ten dazu mit­ge­teilt). Mir erschie­nen die Gestal­ten, die sich gegen Krenn und den zuge­ge­be­ner­ma­ßen in jeder Hin­sicht jen­sei­ti­gen, halb­seni­len Erz­bi­schof Groer erei­fer­ten, als wich­tig­tue­risch, tri­vi­al, schrei­häl­sig, selbst­ge­recht und vor allem: langweilig.

Die Auf­fas­sung von Reli­gi­on als Sam­mel­su­ri­um tages­ak­tu­el­ler ethi­scher Bana­li­tä­ten öde­te mich zutiefst an. Umso mehr beweg­te mich der hei­li­ge Wahn­sinn von Carl Drey­ers Jean­ne d’Arc, wäh­rend mich die berüch­tig­te Men­schen­op­fer­sze­ne aus Paso­li­nis “Medea” in hel­le Begeis­te­rung ver­setz­te, und mir mehr über das Wesen von Reli­gi­on bei­brach­te, als alle öku­me­ni­schen Schul­got­tes­diens­te und san­da­len­tra­gen­den Müs­li­leh­rer zusammen.

Leb­haft im Gedächt­nis geblie­ben sind mir die Fern­seh­dis­kus­sio­nen zwi­schen Krenn und der femi­nis­ti­schen Theo­lo­gin Uta Ran­ke-Hei­ne­mann. Die bei­den wur­den damals häu­fig als Traum­ge­spann in die Mane­ge gewor­fen, denn dann flo­gen zuver­läs­sig und mit Unter­hal­tungs­wert­ga­ran­tie die Fet­zen, als wür­de man zwei explo­si­ve Sub­stan­zen mischen. Auf You­tube fand ich eine ORF-Sen­dung aus dem Jah­re 1990, an die ich mich sogar noch gut erin­nern kann.

Zu The­ma “Was sol­len wir glau­ben?” dis­ku­tier­ten neben Krenn und Ran­ke-Hei­ne­mann noch der Dra­ma­ti­ker Fried­rich Dür­ren­matt und Franz Alt, ein theo­lo­gi­sie­ren­der Jour­na­list, auf des­sen Kon­to Bücher mit Titeln wie “Jesus – der ers­te neue Mann” gin­gen. Die­se Sen­dung zeigt auf lus­ti­ge Wei­se die typi­sche Dyna­mik zwi­schen dem “fun­da­men­ta­lis­ti­schen” Bischof und der abtrün­ni­gen Pro­fes­so­rin für katho­li­sche Theo­lo­gie, der von kirch­li­cher Sei­te die Lehr­be­fug­nis ent­zo­gen wurde.

Ich will nicht all­zu­sehr auf den Inhalt die­ser amü­san­ten und immer noch sehens­wer­ten Sen­dung ein­ge­hen. Das Ent­schei­den­de und Über­zeu­gen­de war für mich damals wie heu­te vor allem der Habi­tus der Kom­bat­tan­ten. Ich kann mich an die ein­zel­nen Streit­punk­te die­ser Dis­kus­sio­nen viel weni­ger erin­nern, als an bestimm­te Ges­ten und Tonlagen.

Unge­fähr um die­sel­be Zeit sah ich auch zum ers­ten Mal die von Ellen Kositza und mir so hoch­ge­schätz­te Camil­le Paglia im Fern­se­hen. Auch sie war in die­sen Jah­ren auf der Höhe ihres Ruhms, und hat­te sich eben das gesam­te femi­nis­ti­sche Estab­lish­ment der USA zum Feind gemacht. Eines Tages wur­de sie im Rah­men einer Euro­pa-Tour­nee als Star­gast in die legen­dä­re ORF-Schwa­fel­run­de “Club 2” gela­den, wo sie mit einer Hand­voll öster­rei­chi­scher Pro­vin­zeman­zen kon­fron­tiert wur­de, die kei­nen blas­sen Schim­mer davon hat­ten, was da auf sie zukam.

Nach etwa der drit­ten Wort­mel­dung riß sich Paglia zorn­ent­brannt die Simul­tan­über­set­zungs-Ohr­stöp­sel her­un­ter und ver­ab­schie­de­te sich Knall auf Fall von der Run­de: ein solch nied­ri­ges und lächer­li­ches Niveau habe sie nicht nötig, don­ner­wet­ter­te sie, wobei die Tische und Stüh­le wackel­ten. Fort­an war ich von die­ser Frau schlicht­weg begeistert.

Wäh­rend mich Paglia als erfri­schend arro­gan­te Cho­le­ri­ke­rin über­zeug­te, wirk­te Krenn eher durch sei­nen Phleg­ma­tis­mus, der ihn aller­dings nicht dar­an hin­der­te, zugleich wach und scharf­sin­nig zu blei­ben. Die­se Eigen­schaft kam vor allem im Kon­trast zu sei­ner Neme­sis Ran­ke-Hei­ne­mann zur komi­schen Gel­tung. Die­se wirk­te fana­tisch, über­spannt, fast schon hys­te­risch. Ihr Niveau ging kaum über das der bemüh­ten Damen hin­aus, die Camil­le Paglia so erbost hatten.

Aus dem kleins­ten Anlaß ging sie in die Luft, wäh­rend Krenn behä­big und gelas­sen in sei­nem Stuhl saß und in aller Ruhe einen roten Knopf nach dem ande­ren drück­te, was mit bur­les­ker Zuver­läs­sig­keit nie­mals sei­ne Wir­kung ver­fehl­te. Man hat­te mit­un­ter das Gefühl, daß es ihm auch noch einen unchrist­li­chen Hei­den­spaß mach­te, sei­ne Kon­tra­hen­tin zu der­art ärgern. Er war intel­li­gent, über­legt, selbst­si­cher und for­mu­lier­te prä­zi­se. Was immer man auch gegen ihn sagen woll­te: er war weder unge­bil­det noch humorlos.

Herr­lich etwa der Moment, wenn Krenn Franz Alt sou­ve­rän mit sei­nen eige­nen Waf­fen schlägt, indem er den von Alt ger­ne bemüh­ten C.G. Jung (das klingt wie ein Witz: Herr Alt, Sie schät­zen doch denn Herrn Jung) als Kron­zeu­gen für die Bedeu­tung von ratio­nal unauf­lös­ba­ren Para­do­xien in der Reli­gi­on ins Fel­de führt. Dage­gen muß­te ich schal­lend auf­la­chen, als ich Alts Deu­tung des Dog­mas von der Jung­frau­en­geburt hör­te. Er ver­ste­he sie (im Anschluß an Dre­wer­mann) als “Sym­bol”, das “die Teil­nah­me des Man­nes so zurück­nimmt an die­sem Akt, daß die Frau eine ganz ande­re Bedeu­tung hat”, und daß die­se “Zurück­nah­me des Man­nes” die “zen­tra­le Bedeu­tung der Frau” unter­strei­che und die “bio­lo­gis­ti­sche Betrach­tungs­wei­se” aus­schal­te, was natür­lich hoch­ak­tu­ell in einem Zeit­al­ter wäre, in dem die jahr­tau­sen­de­al­te patri­ar­cha­li­sche Ord­nung end­lich abtritt.

Das bringt etwas ein die Dis­kus­si­on, wo bei­de Sei­ten sagen kön­nen: Da fin­den wir uns.

Das ist natür­lich klas­si­scher Acht­zi­ger-Jah­re-Femi­nis­mus-Quatsch, der inzwi­schen etwas betu­lich und komisch wirkt. Nun ist Alt kei­nes­wegs ein Idi­ot, und ich wür­de ihm in vie­lem ja sogar recht geben, wenn in sei­ner Art, über Reli­gi­on zu reden nicht die­ser scha­le Bei­geschmack von ver­wäs­ser­tem Wein, von Aus­flucht, Aus­re­de und Ent­schul­di­gung wäre, wenn da nicht so ein läh­mend lau­war­mes Lüft­chen­ge­misch aus Ersatz­ideo­lo­gie, Sen­ti­men­ta­li­tät, Ratio­na­li­sie­re­rei und Reli­gi­ons­sub­sti­tut wehen würde.

Was etwa die­se enthu­si­as­ti­sche Exal­tie­rung von “sym­bo­li­schen” Deu­tun­gen betrifft, als hät­te man damit das ulti­ma­ti­ve Ei des Kolum­bus gefun­den, so muß ich an eine Sze­ne den­ken, die von der katho­li­schen Schrift­stel­le­rin Flan­nery O’Con­nor, einer äußerst rau­hen Hen­ne aus den ame­ri­ka­ni­schen Süd­staa­ten, über­lie­fert wird. Als ihre glau­bens­ab­trün­ni­ge Kol­le­gin Mary McCar­thy in einer klei­nen Run­de äußer­te, sie kön­ne mit der Eucha­ris­tie “als Sym­bol” durch­aus noch etwas anfan­gen, sag­te O’Connor:

Well, if it’s a sym­bol, then to hell with it!

Wie auch immer: All mein Respekt war seit die­ser Sen­dung bei Krenn, ganz im Gegen­satz zur zetern­den Uta, obwohl ich immer noch der Mei­nung war, daß sie gegen Krenn und die böse frau­en­feind­li­che Kir­che durch­aus recht hat­te. Ähn­lich ging es mir auch bei der spä­te­ren Aus­ein­an­der­set­zung zwi­schen Krenn und dem links­pro­gres­si­ven Pater Udo Fischer, in deren Ver­lauf sich die gan­ze “Wir sind Kirche”-Bagage mal wie­der in ihrer nerv­tö­ten­ds­ten Form in Sze­ne setzte.

Jah­re spä­ter stol­per­te Krenn über eine sehr häß­li­che Geschich­te, die sich im Pries­ter­se­mi­nar sei­ner Diö­ze­se ereig­ne­te.  Das war wohl ein spä­ter Tri­umph und ein Was­ser­schwall auf die Müh­len von Uta Ran­ke-Hei­ne­mann. Ich will nicht bestrei­ten, daß ihre Atta­cken teil­wei­se berech­tigt waren, und daß es in der Kir­che tat­säch­lich erheb­li­che Miß­stän­de gibt, vor allem was die Qua­li­tät ihres Per­so­nals betrifft.

Was auch immer sonst noch an Kri­ti­schem zu Krenn zu sagen ist, las­se ich außen vor. So ein­ge­hend wie heu­te habe ich mich mit seit min­des­tens fünf­zehn Jah­ren nicht mehr mit ihm beschäf­tigt, und ich habe nicht vor, mich wei­ter in das The­ma zu ver­tie­fen. Soweit es mich betrifft, hat Krenn ins­ge­samt einen guten Ein­druck hin­ter­las­sen, allein dadurch, daß er meis­tens die rich­ti­gen Leu­te geär­gert hat. Kir­chen­män­ner wie er sind jeden­falls weit­aus erträg­li­cher und respek­ta­bler als das gum­mi­ar­ti­ge, oppor­tu­nis­ti­sche, dau­er­la­vie­ren­de, tache­les­mei­den­de, dahins­ei­cherln­de Gesocks von Erz­pud­ding Schön­born abwärts, das heu­te den katho­li­schen Kle­rus nicht nur in Öster­reich beherrscht.

Hoch anzu­rech­nen ist Krenn außer­dem, daß er sich deut­lich gegen die Gefahr der Aus­brei­tung des Islams aus­ge­spro­chen hat. Auch die­ser Mut fehlt den meis­ten sei­ner har­mo­nie- und gefall­süch­ti­gen Kol­le­gen. Im Gegen­satz zu ihnen war er aus dem Holz geschnitzt, das auch von Geg­nern Respekt abver­langt: hier sei zum Abschluß also noch an eine glü­hen­de Hom­mage an Krenn von einer Athe­is­ten-Sei­te verwiesen.

Requies­cat in pace!

Martin Lichtmesz

Martin Lichtmesz ist freier Publizist und Übersetzer.

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Kommentare (16)

Inselbauer

8. Februar 2014 09:28

Danke für den Nachruf! Er war eine tolle Gestalt, ein Kerl, der lachen und mit seinen Gegnern literweise Weißwein trinken konnte. Ohne sich selbst zu ernst zu nehmen, hat er auf seine Weise gegen die Zerstörung der Kirche gekämpft. Wie andere "radikalkonservative" österreichische Bischöfe war er ein unfähiger Verwaltungsmensch und trotz seiner hohen Stellung ein ganz einfacher Seelsorger, der sich persönlich um die Unglücklichen gekümmert hat. Schlaf gut, kann ich ihm als Atheist sagen.

RL

8. Februar 2014 09:44

Vaticanum II war wahrscheinlich das schlimmste, was der katholischen Kirche passieren konnte. Johannes XXIII. wird dafür auch noch am 27. April heiliggesprochen. Kann man noch tiefer sinken? Die Verirrungen nehmen ein immer größeres Ausmaß an.

Harald de Azania

8. Februar 2014 10:03

Lieber Herr Lichtmesz,

Danke fuer diese geistvolle Wuerdigung.

"Aus Sumpf und Sand ein zaeher Brei' das wird nix und vor allem begeistert nicht. und ein Papst im Schlossergwandl toernt auch nicht wirklich an.

Rebellierende Dorfpfaffen unter Fuehrung des Praelaten Schueller sind hier in Suedafrika jedenfalls undenkbar.

Mein Ideal: eine katholische kirche, in der Bischof Krenn am linken Fluegel stuende ...

Beste Gruesse, Harald Sitta

Nordlaender

8. Februar 2014 11:04

"Denn gleichzeitig hatte ich schon im Alter von 14, 15 Jahren einen erheblichen ästhetischen und emotionalen Widerwillen gegen das progressive Kirchenvolk"

Das weckt eine Menge Erinnerungen an meine eigene Jugend, die allerdings in einem protestantischen Umfeld stattfand.
Von früh auf war ich immer mit all meinen Sinnen tief beeindruckt von der äußeren Form, dann aber trat der Fortschritt zunehmend in sandalenverschlurfter Form in das Bild, ein Päcklein Zigaretten war derzeit ja noch bezahlbar, und doch zeugte es damals von ganz besonderem und neuem Chic, wenn der Pastor sich als Mitglied der Gemeinde der Selbstdreher zu erkennen gab.

Lange Zeit eine Art Spaltung: manches liberales Gedankengut befürwortete ich durchaus, doch Netzhaut und "Kniegelenk" wollten sich einfach nicht überzeugen lassen.
Angeborenes und wohl nicht veränderbares Reaktionärstum, so wie z.B. auch mein Vorurteil, daß bunte Seemannsbilder, eingraviert z.B. auf den Armen, nur dann auch schicklich und zünftig sind, wenn es sich bei dem Träger um einen echten Seemann handelt.

Was als Ergebnis dieser Subtraktion - Ranke minus Heinemann - häufig im Fernsehen auftrat, berührte mich recht peinlich.
Viel zu sehr personifiziertes Klischee, "da sieht man es einmal wieder", könnte der Chauvinist genüßlich brummen, aber ich empfand damals aufrichtiges Mitleid, daß die Frauenheit so schlecht vertreten war durch diese Fürsprecherin.

Rumpelstilzchen

8. Februar 2014 14:22

Einen schönen Nachruf findet man auch auf kathnet. Dort schreibt Ignaz Steinwender u.a.

Dabei muss ich gleich vorausschicken. Ich habe mich immer für Leute interessiert, die medial angegriffen wurden, weil ich der Ansicht war und immer noch bin, dass es nicht immer die schlechtesten Früchte sind, an denen die Wespen nagen. Umgekehrt bin ich sehr misstrauisch, wenn Politiker oder kirchliche Leute von den Medien gelobt werden. Da ziehts mich überhaupt nicht hin.
In einer Zeit, als ich noch eher kirchenfern war, aber begonnen hatte, die Kirche wieder neu zu entdecken, da ist mir Bischof Krenn erstmals aufgefallen. Der Medienwirbel, die Angriffe auf ihn und die Gelassenheit, mit der er damit umging, haben mich neugierig gemacht.
Ich fuhr extra zu einem Vortrag von ihm und gewann einen Eindruck, der sich später bestätigte: Da ist ein echter Denker, selbstlos, wahrheits- und freiheitsliebend, anziehend für einen Suchenden.

Die ORF Sendung zeigt diese Überzeugende Gelassenheit Krenns sehr gut.
Franz Alt wirkt einfach nur komisch. Köstlich sein Versprecher: Frau Dr. Hanke Reinemann.
Seine verquast symbolische Deutung der Jungfrauengeburt erinnert stark an Komiker Otto
https://m.youtube.com/watch?v=_AXHzqGWPH4&desktop_uri=%2Fwatch%3Fv%3D_AXHzqGWPH4
und steht als zeitbedingter Erklärungsversuch auf der gleichen Ebene wie ein biologisches Missverständnis.
Dagegen vermochte Bischof Krenn das Bleibende im Vergänglichen wahrzunehmen. Bzw. im Vergänglichen nicht das Bleibende zu sehen.
Ein großer philosophisch denkender Theologe.

Sirius

8. Februar 2014 17:57

Es wäre sehr schön und motivierend für die Gläubigen , wenn wieder mal einer oder noch besser alle von den deutschen Bischöfen sich im deutschen Fernsehen für den Glauben der katholischen Kirche einsetzen würden. Bischof Krenn hat noch für seinen Glauben gekämpft und zwar dort, wo man heute den größten Einfluß hat, im Fernsehen.
Respekt und Ehre für den Verstorbenen aus Österreich.

Im deutschen TV ist nichts ist zu hören und zu sehen von den deutschen Bischöfen und Kardinälen. Sie vergraben sich in in ihren meist prachtvollen Gebäudekomplexen und schreiben ab und zu mal einen sogenannten Hirtenbrief, den dann die immer weniger werdenden Pfarrer an der Front vorlesen müssen. - Natürlich alles schön weich und glatt geschliffen, damit man bei den PC-Wächtern nicht aneckt und den kirchlichen Tiefschlaf ungestört weiter schnarchend fortführen kann.

Leider ist der der letzte "TV-Bischof" Dyba ( Fulda ) zu früh verstorben und der andere TV-Bischof aus Augsburg ( Mixa ), wurde durch innerkirchliche Intrigen von eigenen Kirchen-Leuten quasi von hinten erdolcht mit perfiden Veröffentlichungen von bischöflichen, ganz privaten Interna. Jetzt sitzt dort auf Mixas Bischofsstuhl sein Nachfolger, eingeigelt still und vergraben, als wäre er schon beerdigt.

Wie sagte Benedikt XVI mal, als er noch im Amt war ? die größten Feinde der Kirche sitzen nicht außerhalb, sondern in der Kirche. Da denke ich auch an die Konvertitin Ranke-Heinemann, die pädophilen Kirchenmänner, die vielen schweigenden, gut PC - angepaßten Kardinäle, Bischöfe und Pfarrer und so manche andere, die es sich in der Kirche sehr bequem gemacht haben, mit ihrem eigenen, zurecht gezimmerten Glauben.

Gott, seine Gesetze, der Bibeltext und die Kirche sind für diese Leute nur Medium das sie benötigen, um weiter ihre hohen Gehälter beziehen zu können, natürlich mit beamtenähnlicher Pensionsberechtigung. - Amen.

Martin

8. Februar 2014 20:20

Für mich waren es auch die Personen wie Krenn, die im TV vor 20 oder mehr Jahren das Salz in der Suppe waren ...

heutzutage würden solche Leute gar nicht erst mal mehr eingeladen werden - dafür sorgen die Gatekeeper schon rechtzeitig. Und wenn, dann werden Interviews gemacht, aus denen man ein paar Sätze aus dem Zusammenhang heraus schneidet, um so denjenigen vermeintlich "bloß zu stellen".

Möge Krenn dahin gegangen sein, woran er geglaubt hat und in Frieden ruhen.

Thomas Bargatzky

9. Februar 2014 12:24

Vielen Dank für diesen Nachruf, Herr Lichtmesz, der sicher das Wohlgefallen von Kurt Krenn gefunden hätte! Ist mir aus dem Herzen gesprochen. Leider gibt is in der katholischen Kirche - jedenfalls im deutschsprachigen Raum - immer weniger Persönlichkeiten seiner Art. Kardinal Meisner kommt mir in den Sinn, oder der zu früh verstorbene Erzbischof Dyba, auf den Kommentator Sirius hinweist.

Ruhe in Frieden, Bischof Krenn.

Shuca

9. Februar 2014 21:40

Erzbischof Dyba, ja das war auch einer der vor Saladin auch in den Tod gegangen wäre und seinen Glauben nicht verraten hätte. Heute bestimmen Männer unser Leben die wie Frauen auf den Toiletten sitzen und sich besonders klug dabei vorkommen.
Per Mariam ad Christum.

Waldgänger aus Schwaben

9. Februar 2014 21:43

Die anarchistische Lust am Löcken wider den Stachel, einer der vielen Vorzüge die der katholische Glaube heute bietet.

Aber wenn kein echter Glaube dahinter steht kann diese Lust in lautes, menschenfeindliches, hasserfülltes Pöbeln umschlagen.
Doch bei Krenn war dies sicher nicht der Fall. Als guter Seelsorger hasste er die Sünde und liebte den Sünder.
Die Äusserung "Buben-Dummheiten" zu den Vorkommnissen in St. Pölten war keinesfalls eine billige Ausrede, er meinte das so.

Ruhe er in Frieden

Waldgänger aus Schwaben

9. Februar 2014 22:26

Habe mir gerade das Video angeschaut. Leider hat der Linksradikale, der es hoch geladen hat viel von dem was Krenn sagte raus geschnitten.
Aber allein schon was übrig bleibt genügt seine Überlegenheit zu zeigen.

Ranke-Heinemann und Franz Alt wollen das Geheimnis (lat. Mysterium) der Jungfräulichkeit Marias trivialisieren so dass kompatibel zu ihrer privaten Küchen-Philosopie ist .

Krenn hält dagegen, dass ein Mysterium eben ein Mysterium bleiben muss und nicht flach geklopft werden darf.

Reichsvogt

9. Februar 2014 23:30

Bischof Krenn hat mich für den Glauben, neben Bischof Dyba und Kardinal Ratzinger, begeistert. Dabei ist es bis heute geblieben. Ich konnte mich immer darauf verlassen: wenn ich nach Wien reiste und am Westbahnhof auf die Magazine schaute, dann war entweder Krenn oder Haider auf dem Titel und die Linke regte sich köstlich auf. Einmal konnte ich ihn vor der Messe in der Sakristei kurz sprechen und sein Buch signieren lassen. Er kam sofort interessiert und mit wachen Augen auf mich zu. Das recht neue Buch "Capax dei- die Gottfähigkeit des Menschen" mit Texten und Vorträgen des Theologen und Philosophen ist sehr empfehlenswert.

Julius

10. Februar 2014 09:42

Ein schöner Nachruf auf Bischof Kurt Krenn findet sich auch auf dieser Seite, die im übrigen immer wieder sehr gute Artikel - meist aus "traditionalistischer" Sicht - bringt:
https://www.katholisches.info/2014/01/31/vorbild-im-bekennermut-notwendiger-nachruf-auf-bischof-kurt-krenn/
Sein Leben und Wirken in der Hierarchie der römischen Kirche zeigt vor allem die grundsätzliche Schwierigkeit, nach der Katastrophe des II. Vatikanischen Konzils noch katholisch - also sowohl der höchsten kirchlichen Autorität als auch der Tradition treu zu sein - zu sein auf: "Tragisch beinahe im Sinne der griechischen Tragödie."
Eine "katholische Kirche, in der Bischof Krenn am linken Flügel stünde" (oben Harald de Azania) gab es ja bis 1958.

Greg

10. Februar 2014 10:42

Herrlich, der Verweis, auf die österreichischen Religionspädagogen! Obs wohl heut noch schlimmer ist?

Benedikt Kaiser

10. Februar 2014 12:46

Apropos Literaturempfehlung von Reichsvogt:
Eine äußerst ergiebige Festschrift - auch der mehrfach genannte Kardinal Meisner ist darin vertreten - erschien übrigens im Ares Verlag und ist noch lieferbar.

Martin Lichtmesz

10. Februar 2014 15:20

Badeschluß, Dank an alle!

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