Essaysammlung Blätter und Steine erstmals veröffentlicht und sein ganzes Leben lang weit über die Zeitgebundenheit hinaus bestätigt. Ich las diesen Satz stets so, daß dem eigentlichen Text nicht genügend Aufmerksamkeit geschenkt habe, wer sich im Nachgang erklären müsse. Ich könnte deshalb die Kritk an meinem Sezession-Beitrag Der romantische Dünger unkommentiert lassen, indes: Dieser Beitrag sticht augenscheinlich in zwei Wespennester zugleich, und so seien mir ein paar Anmerkungen erlaubt:
1. Mein Text trägt den Titel “Der romantische Dünger”. Er heißt nicht: “Das romantische Gesetz” oder “Romantische Politik” oder “Alles, auch jede außen- , finanz- oder agrarpolitische Entscheidung, muß romantisch sein”.
2. Ich bin der Überzeugung, daß jeder beruflich, geistig und privat geübte Widerstand gegen die zersetzende Generaltendenz unserer Zeit sich speisen muß aus Bereichen, die nichts mit dem Bereich des Politischen, dem nüchternen Realismus und dem Machbaren zu tun haben: Glaube, Literatur, Mentoren, Schlüsselerlebnisse, große Bilder, Pathos, das Ganze.
3. In dieser Überzeugung steckt kein antibürgerlicher Affekt. Sie bezieht nur mit ein, was Karlheinz Weißmann – ganz Mohler-Schüler – mit Blick auf das Scheitern eines neu-rechten Aufbruchs nach der Wiedervereinigung diagnostizierte: “Wir haben die Feigheit des Bürgertums unterschätzt.” Diese Erfahrung wird jeder bestätigen können, der mit Gesicht und Namen für die deutsche Sache einsteht und dafür der Unvernunft geziehen wird.
4. Ich sehe die Aufgabe der Sezession darin, die bürgerliche Ernsthaftigkeit jenseits der Beliebigkeit und des nice-to-know mit Kenntnissen und Entdeckungen zu unterfüttern und zugleich den Mut zum Standpunkt und zum einzig klaren Wort im zivilgesellschaftlichen Rede- und Akzeptanzbrei zu fördern. Nur dieser Mut beugt der fatalen Verwechslung von Realismus und Bequemlichkeit vor.
5. Derzeit bauen wir das 60. Heft zusammen: “Demokratie” lautet das Thema. 60x Sezession – nüchtern betrachtet war das 2003 eine Vision, und zwar eine sebstausbeuterische, von deren Umsetzung fast alle abrieten, die wir damals fragten. Die Junge Freiheit allerdings hat unser Projekt begrüßt und wohlwollend begleitet, und es hat an romantischem Dünger – ein Glück! – nicht gefehlt. Die Sezession, dieser fahrtüchtige Omnibus! – Welche Beiträge aus den vergangenen elf Jahren blieben Ihnen im Gedächtnis?
Albert
Der Sezessions-Beitrag, an den ich mich sofort erinnere, war der Bericht von GK und Ellen Kositza über ihr erstes Jahr auf dem Rittergut - eine Sicht auf Mitteldeutschland aus einer ganz eigenen Perspektive. Diesen Text habe ich mehrmals gelesen.
Und es stimmt: der Ton macht die Sezession zu etwas besonderem.