edition nordost – Werkstattbericht (2)

Am kommenden Montag kommt Raoul Thalheims Roman Hirnhunde aus der Druckerei, subskribieren kann man noch bis morgen für 19 €...

Götz Kubitschek

Götz Kubitschek leitet den Verlag Antaios

Bis­her haben drei Leu­te die­ses Buch gele­sen: Ellen Kositza, Mar­tin Licht­mesz (hier sein Bericht) und ich. Wir sind alle drei der Mei­nung, daß dem Autor eine eben­so sub­ti­le wie rea­lis­ti­sche Dar­stel­lung des Milieus rund um eine kon­ser­va­ti­ve Wochen­zei­tung geglückt ist und daß dies auch noch stim­mig ein­ge­bet­tet ist in die deut­sche Lebens­wirk­lich­keit des Jah­res 2014.

Hirn­hun­de ist inso­fern ein Glücks­fall für unse­ren Ver­lag, als der­lei nicht plan­bar ist. Man kann Lite­ra­tur nicht in Auf­trag geben, allen­falls Sach­bü­cher oder lan­ge Essays – letz­te­re erschei­nen dann in der rei­he kapla­ken. Aber Roma­ne und Erzäh­lun­gen? Von zwan­zig Manu­skrip­ten, die uns in der Spar­te “Schö­ne Lite­ra­tur” seit dem Beginn unse­rer Ver­lags­aus­wei­tung in die­se Rich­tung erreich­ten, haben nur zwei die ers­te Hür­de genom­men: Hirn­hun­de liegt in ein paar Tagen vor, ein zwei­tes Manu­skript (nicht vom sel­ben Autor!) harrt der letz­ten Prü­fung. Alles ande­re muß­ten wir ableh­nen, zum Teil waren das sehr red­li­che, gute Ansätze.

Indes: Im Bereich der Kunst lie­gen die Maß­stä­be anders als beim Sach­buch. Es gibt kei­ne “Annä­he­rung”, son­dern ein über­zeu­gen­des Gan­zes oder eben nichts.

Wenn also in drei Wochen nun auch die 2. Hälf­te der auf vier Bän­de ange­leg­ten, lite­ra­ri­schen Rei­he bei nord­ost vor­liegt (Wer gegen uns? und Die Leucht­ku­geln sind seit ges­tern im Druck) und ab Mon­tag Hirn­hun­de ver­sen­det wird, beginnt die Suche nach guten Manu­skrip­ten: Bis­her liegt noch nichts neu­es auf unse­ren Schreibtischen.

 

 

 

 

Götz Kubitschek

Götz Kubitschek leitet den Verlag Antaios

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Kommentare (7)

Inselbauer

15. Mai 2014 14:57

Was ich bisher an Belletristik so gesehen habe im "rechten Milieu" steht eben dieses Milieu ungefähr dort, wo die UdSSR 1923 war: Der Bäcker berichtet vom Backen und will ernst genommen werden; und der lesende Arbeiter gibt auch an der Schreibmaschine sein Bestes.
Herr Kubitschek, ich hoffe, Sie notieren Ihre Lektüreerlebnisse aus dem frühen neurechten Realismus! Das darf der Nachwelt nicht verloren gehen.

In den 80er-Jahren hat es so einen Frühling in Österreich schon mal gegeben: Der kürzlich geschasste EU-Kandidat Mölzer wollte aber mit dem Realismus so gar nicht, und er verbrach einen surrealen Roman, in dem irgendwelche SM-Weiber mit (wörtlich) "brennenden Brüsten" in die Hauptstadt eines esoterischen Reichs einfuhren.

Hirnhunde: ein rechter Gesellschaftsroman!? Das ich so was noch erleben darf!

Ein Fremder aus Elea

15. Mai 2014 18:06

Keine Annäherung in der Kunst?

Nur Annäherung, würde ich sagen. Zum Beispiel John Boorman's Film ZARDOZ. Aber auch Wagners Ring-Zyklus.

Natürlich bilden diese Annäherungen überzeugende Ganze, aber so sollte es auch bei Sachbüchern sein. Ein Sachbuch, welches unter einem Heuhafen von Unsinn eine Nadel von Zutreffendem enthält, kann man schwerlich schätzen. Ich jedenfalls nicht. Es gibt sowohl in der Kunst als auch in der Wissenschaft Grenzen der zumutbaren Verfehlungen. Und wenn es irgendwo etwas wirklich makelloses gibt, dann in der Wissenschaft.

Ich bin hingegen erstaunt, wie weit ich mich im letzten Monat diesem Makellosen angenähert habe. Ich dachte, ich wäre schon recht nahe dran gewesen. Nicht, daß es unbedingt gut ist, Platon meinte ja, man solle alles nur andeuten. Der Unterschied zu damals ist freilich, daß wir heute Computer haben und es der Masse gar nichts nützt, wenn sie sich geschlossen dafür entscheidet, etwas zu ignorieren. Immerhin bin ich meinem Anspruch gerecht geworden, die menschliche Dimension der Struktur zu erfassen, was auch immer es ändert - die Büchse der Pandora steht schon lange offen.

Ansonsten, zur allgemeinen Situation. Es gibt keinen Begriff all der unterschiedlichen Lebenswirklichkeiten, aber halt ein Verständnis davon, was geht und was nicht. Man weiß nicht, welchen Weg ein Kieselstein nehmen wird, welchen man von der Spitze eines Berges wirft, aber daß er sich abwärts bewegen wird, das weiß man. Gute Literatur vermittelt Einsichten. Einsichten in die Lebenswirklichkeit einzelner oder auch in die von speziellen Gruppen in speziellen Situationen, wie es Ernst Jünger getan hat. Oder auch, bestenfalls, wie ich finde, in das Zusammengreifen der unterschiedlichen menschlichen Qualitäten in der Geschichte, wie es Antonio Lobo Antunes zuweilen schafft. Aber dafür ist die Lage heute zu unklar, dafür muß man entweder in die Vergangenheit blicken oder auf die Zukunft warten.

Future Man

15. Mai 2014 21:48

Leider ist die beste Gegenwarts-Belletristik aus unserer Richtung auf Englisch.

Ansonsten muß man leider grundsätzlich zustimmen, daß es zu wenig derartiger guter Bücher gibt, auch wenn es von Johannes Scharf, Thomas Barthélemy bis Michael Winkler immer wieder aktuelle Versuche gibt. Alexander Merows bisher fünf "Beutewelt"-Romane darf man hier nicht vergessen. Die sind nicht schlecht und auch irgendwie aktuell.

Strogoff

15. Mai 2014 23:46

Wenn die Ausbeute aus den aktuellen Manuskripten auf Kubitscheks Tisch so gering ist, dann muss wohl doch auf die alten Schätze zurück gegriffen werden. Ist nicht das schlechteste und stärkt zudem den Geduldsfaden. Letztlich sollte doch immer die Qualität entscheiden. Nichts laues bitte!

Heinrich Brück

16. Mai 2014 14:19

"... sondern ein überzeugendes Ganzes oder eben nichts."
So ist es. Zur Begabung muß sich in diesem Falle ein ordentlicher
Fleiß gesellen, schließlich hat Konrad Lorenz es doch ganz nett
ausgedrückt: "Wenn ein junger Mensch das geistige Erbe der Kultur,
in der er aufwuchs, verloren und keinen Ersatz in der Geistigkeit
einer anderen gefunden hat, ist es ihm verwehrt, sich mit irgend
etwas und irgend jemanden zu identifizieren, er ist tatsächlich
ein Nichts und ein Niemand, wie man heute in der verzweifelten
Leere vieler jugendlicher Gesichter deutlich lesen kann. Wer
das geistige der Kultur verloren hat, ist wahrhaft ein Enterbter."
Und wenn der Enterbte auch noch ein Entfremdeter ist, weil
falscher Ersatz die Traditionslinie vernichten möchte, dann
werden auch in Zukunft wohl einige Manuskripte nur "gute
Ansätze" bleiben. Dieser Kampf ist noch lange nicht vorbei.

RL

16. Mai 2014 23:15

Ein Roman kann manchmal mehr verändern, als hundert Sachbücher.

Reichsvogt

14. Juni 2014 00:52

Schmeiße mal 2 Namen als mögliche Autoren in den Raum: Tellkamp, Schacht.

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