Bisher haben drei Leute dieses Buch gelesen: Ellen Kositza, Martin Lichtmesz (hier sein Bericht) und ich. Wir sind alle drei der Meinung, daß dem Autor eine ebenso subtile wie realistische Darstellung des Milieus rund um eine konservative Wochenzeitung geglückt ist und daß dies auch noch stimmig eingebettet ist in die deutsche Lebenswirklichkeit des Jahres 2014.
Hirnhunde ist insofern ein Glücksfall für unseren Verlag, als derlei nicht planbar ist. Man kann Literatur nicht in Auftrag geben, allenfalls Sachbücher oder lange Essays – letztere erscheinen dann in der reihe kaplaken. Aber Romane und Erzählungen? Von zwanzig Manuskripten, die uns in der Sparte “Schöne Literatur” seit dem Beginn unserer Verlagsausweitung in diese Richtung erreichten, haben nur zwei die erste Hürde genommen: Hirnhunde liegt in ein paar Tagen vor, ein zweites Manuskript (nicht vom selben Autor!) harrt der letzten Prüfung. Alles andere mußten wir ablehnen, zum Teil waren das sehr redliche, gute Ansätze.
Indes: Im Bereich der Kunst liegen die Maßstäbe anders als beim Sachbuch. Es gibt keine “Annäherung”, sondern ein überzeugendes Ganzes oder eben nichts.
Wenn also in drei Wochen nun auch die 2. Hälfte der auf vier Bände angelegten, literarischen Reihe bei nordost vorliegt (Wer gegen uns? und Die Leuchtkugeln sind seit gestern im Druck) und ab Montag Hirnhunde versendet wird, beginnt die Suche nach guten Manuskripten: Bisher liegt noch nichts neues auf unseren Schreibtischen.
Inselbauer
Was ich bisher an Belletristik so gesehen habe im "rechten Milieu" steht eben dieses Milieu ungefähr dort, wo die UdSSR 1923 war: Der Bäcker berichtet vom Backen und will ernst genommen werden; und der lesende Arbeiter gibt auch an der Schreibmaschine sein Bestes.
Herr Kubitschek, ich hoffe, Sie notieren Ihre Lektüreerlebnisse aus dem frühen neurechten Realismus! Das darf der Nachwelt nicht verloren gehen.
In den 80er-Jahren hat es so einen Frühling in Österreich schon mal gegeben: Der kürzlich geschasste EU-Kandidat Mölzer wollte aber mit dem Realismus so gar nicht, und er verbrach einen surrealen Roman, in dem irgendwelche SM-Weiber mit (wörtlich) "brennenden Brüsten" in die Hauptstadt eines esoterischen Reichs einfuhren.
Hirnhunde: ein rechter Gesellschaftsroman!? Das ich so was noch erleben darf!