Die “Mischlinge” des Marc Erwin Babej

Letzte Woche publizierte der Spiegel eine Fotoserie des 1970 geborenen Fotografen Marc Erwin Babej, deren Teile auf drei Filme anspielen,...

Martin Lichtmesz

Martin Lichtmesz ist freier Publizist und Übersetzer.

die Leni Rie­fen­stahl im Auf­trag des NS-Regimes dreh­te: die Bild­stre­cke „Tag der Frei­heit“ basiert auf einem gleich­na­mi­gen Kurz­film, der Schau­ma­nö­ver der Wehr­macht zeigt, „Tri­umph“ auf dem all­seits bekann­ten Reichs­par­tei­tags­schin­ken „Tri­umph des Wil­lens“ und „Olym­pia“ auf dem Zwei­tei­ler zur Olym­pia­de in Ber­lin 1936.

Die schwarz-wei­ße Serie zeigt diver­se deut­sche Paß­trä­ger in zumeist monu­men­ta­len Posen vor dem Hin­ter­grund NS-affi­ner Bau­wer­ke und Orte: ein „Lebensborn“-Sprößling hockt auf dem Fuß­bo­den der Wewels­burg mit der „schwar­zen Son­ne“; schlan­ke jun­ge Frau­en mit blon­den Zöp­fen recken ihre Glie­der, ent­zün­den olym­pi­sche Feu­er oder ver­schrän­ken in der Ehren­hal­le des ehe­ma­li­gen Flug­ha­fens Ber­lin-Tem­pel­hof stramm die Arme; Rai­ner Höß, der Enkel des Ausch­witz­kom­man­dan­ten Rudolf Höß, posiert mit Büßer­mie­ne vor dem Sta­chel­draht von Buchen­wald; und Cem Özd­emir, Mit­glied des Bun­des­ta­ges für die Grü­nen, darf auf der Ehren­tri­bü­ne des Ber­li­ner Olym­pia­sta­di­ons ein wenig wie der Füh­rer gucken.

All dies ist übt einen ähn­li­chen Reiz aus wie gewis­se Fotos von Hel­mut New­ton oder Vide­os von Ramm­stein und Lai­bach,  von den Plat­ten­co­vern und Pro­mo­ti­on­fo­tos diver­ser Neo­folk- und Mar­ti­al Indus­tri­al-Bands ganz zu schwei­gen  –  man hat der­glei­chen mit ande­ren Wor­ten schon oft genug gese­hen. Da stellt sich nun die Fra­ge: aha, was soll’s? Mit ein bis­sel “fasci­na­ting fascism” kann man immer Auf­merk­sam­keit erre­gen, vor­aus­ge­setzt aller­dings, man federt sich poli­tisch kor­rekt ab.

Genau das tut Babej, und mehr noch: er ver­folgt mit sei­ner Foto­se­rie eine poli­ti­sche Absicht. Er hat sie näm­lich „Misch­lin­ge“ getauft, und sei­ne Model­le einem DNA-Test unter­zo­gen, des­sen Ergeb­nis­se in den Bild­le­gen­den mit­ge­teilt wer­den: Höß etwa ist „zu 35 Pro­zent west­eu­ro­päi­scher Her­kunft, zu 33 Pro­zent ost­eu­ro­päi­scher, zu 21 Pro­zent nord­eu­ro­päi­scher, zu sie­ben Pro­zent ita­lie­nisch-grie­chi­scher, zu vier Pro­zent ibe­ri­scher“, Özd­emir „84 Pro­zent Kau­ka­sus, 13 Pro­zent Italien/Griechenland, ein Pro­zent Mitt­le­rer Osten“; das Model Kata­ri­na Lack­ovico­va ist „86 Pro­zent Ost­eu­ro­pa, sie­ben Pro­zent Nord­eu­ro­pa, ein Pro­zent West­eu­ro­pa, ein Pro­zent euro­pä­isch-jüdisch, ein Pro­zent Mitt­le­rer Osten.“

Mit sol­chen Spie­le­rei­en will Babej die Fra­ge „Wer ist Deut­scher?“ auf­wer­fen und zugleich dekon­stru­ie­ren, vor allem aber jeg­li­che eth­ni­sche oder „ras­si­sche“ Kom­po­nen­te, die in ihr ent­hal­ten sein mag, ad absur­dum füh­ren. Sei­ne Serie soll expli­zit die Augen öff­nen für den „Ele­phan­ten im Raum“ der natio­na­len Iden­ti­täts­de­bat­ten, also für „etwas Unüber­seh­ba­res, das aber kei­ner bemerkt haben will“: näm­lich die unse­li­gen und hart­nä­cki­gen „Über­bleib­sel völ­ki­schen Den­kens“. Da wir doch aber, wie die Gen­tests zei­gen, alle­samt „Misch­lin­ge“ sei­en, habe kein deut­scher Paß­trä­ger das Recht, einem ande­ren Paß­trä­ger in Abre­de zu stel­len, er sei weni­ger deut­scher Deut­scher als er selbst.

Der ein­fluss­rei­che Poli­tik­wis­sen­schaft­ler Dolf Stern­ber­ger hat den Begriff “Ver­fas­sungs­pa­trio­tis­mus” geschaf­fen, Jür­gen Haber­mas mach­te das Kon­zept wäh­rend des His­to­ri­ker­streits der spä­ten Acht­zi­ger­jah­re bekannt. Bis heu­te ist die­se Idee einer auf dem Grund­ge­setz begrün­de­ten Iden­ti­tät rele­vant – aber nicht real. Staats­an­ge­hö­rig­keit und Volks­zu­ge­hö­rig­keit sind in unse­ren Köp­fen nicht gleich­be­deu­tend, wie etwa in den USA. Denn was mei­nen die Men­schen wohl, wenn sie sagen, jemand sehe “deutsch aus”? Und was mei­nen deut­sche Staats­bür­ger mit einem soge­nann­ten Migra­ti­ons­hin­ter­grund, wenn sie, viel­leicht ohne es über­haupt zu mer­ken, in gewis­sen Zusam­men­hän­gen über “die Deut­schen” sprechen?

„Die Begrif­fe ‚deut­scher Staats­bür­ger‘ und ‚Deut­scher‘ decken sich heut­zu­ta­ge mehr denn je“, so wei­ter Babej. „Aber sie sind eben noch immer nicht ein und das­sel­be.“ Um dem Abhil­fe zu schaf­fen, plä­diert er für eine Art Repu­blik der Misch­lin­ge, in dem die Gemisch­ten in ihrem Gemischt­sein den gemein­sa­men Nen­ner fin­den, daher für die Allein­herr­schaft des „Ver­fas­sungs­pa­trio­tis­mus“, in des­sen Rah­men die Vie­len „nur eines ver­eint: daß sie die Wer­te des Grund­ge­set­zes ken­nen, schät­zen und tei­len.“ Als End­ergeb­nis wünscht sich Babej einen Deut­schen, „dem beim Anblick unse­rer Natio­nal­elf nicht ein­mal mehr auf­fällt, wie ‘bunt die­se Trup­pe’ ist – son­dern der selbst­ver­ständ­lich in ihnen deut­sche Misch­lin­ge sieht, so wie er selbst einer ist.“ Nach dem Mot­to also: je „bun­ter“, umso far­ben­blin­der soll man sich stellen.

Argu­men­ta­tio­nen die­ser Art basie­ren auf einer Viel­zahl von Stroh­män­nern und Kurz­schlüs­sen. Der Haupt­stroh­mann ist die Behaup­tung oder in die­sem Fall Insi­nua­ti­on, daß das Abstam­mungs­prin­zip („ius san­gui­nis“), eine klas­si­sche, inzwi­schen unter dem Druck der Zuwan­de­rung weit­ge­hend geschwäch­te Säu­le des Staats­bür­ger­rechts, gleich­zu­set­zen sei mit „Unver­mischt­heit“ oder gar mit „Ras­sen­rein­heit“, was natür­lich gro­ber Unfug ist.

Der nächs­te Kurz­schluß ist die Vor­stel­lung, daß Mischung gleich Mischung sei, und damit hät­te sich die Sache erle­digt. Dabei inter­es­siert die Men­schen bekannt­lich weni­ger die Tat­sa­che des Gemischt­seins an sich als die Ingre­di­en­zen des Cock­tails, die erst sei­nen Cha­rak­ter und Geschmack ausmachen.

Ver­ein­fa­chend und kli­schee­be­la­den sind auch die Vor­stel­lun­gen über den Ras­se­be­griff im Natio­nal­so­zia­lis­mus, von denen Babej aus­geht. Die strengs­ten Bestim­mun­gen rich­te­ten sich gegen jüdi­sche Bei­mi­schun­gen, wobei selbst die SS-Eli­ten wuß­ten, daß sich Stamm­bäu­me, die wei­ter als 190 Jah­re zurück­rei­chen, in der Geschich­te ver­läp­pern. Ansons­ten kur­sier­ten aller­lei Vor­stel­lun­gen über die Bedeu­tung und Zukunft von „Ras­se“, aber was sich abge­se­hen von den Juden unter dem Gum­mi­be­griff „Ari­er“ tum­meln konn­te, war „bunt“ und „viel­fäl­tig“ genug – die Nor­di­zis­ten und Sla­wen­ver­äch­ter waren nicht die ein­zi­ge Stim­me in die­sem Zeitgeistgemenge.

Der His­to­ri­ker Ste­fan Scheil wies dar­auf hin, daß der natio­nal­so­zia­lis­ti­sche Ahnenpaß unter „Ari­ern“ aus­drück­lich fol­gen­de Per­so­nen ver­stand, ganz egal wo sie auf der Welt leben wür­den: „z.B. ein Eng­län­der oder Schwe­de, ein Fran­zo­se oder Tsche­che, ein Pole oder Ita­lie­ner“. Zuwei­len stand der Begriff „Ras­ser­ein­heit“ eher für eine Art Züch­tungs­uto­pie als für einen rea­len Zustand. Zu kei­nem Zeit­punkt haben die Ras­se­theo­re­ti­ker des Drit­ten Reichs behaup­tet, die Deut­schen wären so etwas eine „unver­misch­te“ Rasse.

Dazu braucht man nur die Bücher von etwa Hans F.K. Gün­ther auf­zu­schla­gen, in denen der Ver­such unter­nom­men wird, die deut­schen, euro­päi­schen und sogar jüdi­schen „Typen“ in unzäh­li­gen ermü­den­den Kate­go­rien und Sub­ka­te­go­rien zu fas­sen, bis sich einem der Kopf dreht. Die ein­zi­gen unver­misch­ten Ras­se­ty­pen, die Leni Rie­fen­stahl jemals foto­gra­fiert hat, waren also ver­mut­lich die Nuba und nicht die Nürnberger.

Babej glaubt, der Füh­rer hät­te den Lebens­born­ge­bo­re­nen Patrick Lasch “vor Schreck fal­len­ge­las­sen”, hät­te er von sei­nem 1% Asch­ke­na­sen-Anteil erfah­ren, ganz so, als hät­te es in der Par­tei und Wehr­macht nicht eine erheb­li­che Anzahl jüdisch­stäm­mi­ger „Ehrenari­er“ gege­ben. In der Tat kämpf­ten im 2. Welt­krieg bis zu 150,000 Män­ner jüdi­scher Abstam­mung auf deut­scher Sei­te. Die rest­li­chen 99% von Laschs Abstam­mung sind jeden­falls voll­kom­men „arisch“ und in ihren Haupt­an­tei­len genau­so­we­nig über­ra­schend wie jene Özd­emirs, der qua­si ein Vollblut-“Kaukasier“ ist.

Rai­ner Höß, der nun wirk­lich eine bedau­erns­wer­te und tra­gi­sche Gestalt ist, hat lei­der nicht soviel Glück gehabt wie Lasch, er ist offen­bar 100% arisch, davon 11% Mit­tel­meer­ein­schlag, was viel­leicht ein klei­nes Hoff­nungs­tür­chen offen­läßt. Daß ihm nicht ein­mal ein Pro­zent jüdi­sches Gen­ma­te­ri­al gegönnt war, hat wohl eine wei­te­re Kum­mer­fal­te in sei­ne Stirn als ger­ma­ni­scher Schmer­zens­mann gefurcht.

Wie auch immer:  Rein gene­tisch gese­hen hät­ten die meis­ten Natio­nal­so­zia­lis­ten zu Lenis Zei­ten nicht das gerings­te an den kna­cki­gen ost­eu­ro­päi­schen Models aus­zu­set­zen gehabt, die sich für Babej in Pose gewor­fen haben. Und auch sonst ist es eher witz­los bis absurd, die olym­pi­schen Insze­nie­run­gen Rie­fen­stahls mit aktu­el­len blon­den, hell­äu­gi­gen, “arisch” aus­se­hen­den Damen nach­zu­stel­len, um damit bewei­sen zu wol­len, daß “wir alle Misch­lin­ge” sind – was ja nicht ein­mal stimmt: das Model Agnieszka Artych ist also angeb­lich 100% “ost­eu­ro­päi­scher” Her­kunft. Macht das nun eine “Super­po­lin” aus ihr? Und was hät­te das für natio­na­le Kon­se­quen­zen, wenn man fest­stel­len wür­de, daß die Mischun­gen in ihrem Hei­mat­land gene­rell ins domi­nant bis unver­mischt “Ost­eu­ro­päi­sche” ten­die­ren? Was mich ja nicht wun­dern würde.

Genug davon: In Wirk­lich­keit stellt Babe­js Pro­jekt viel grö­ße­re und auch viel lus­ti­ge­re Ele­fan­ten in den Raum, als er sel­ber glaubt: da wäre etwa die auf­fal­len­de Tatsache,daß sei­ne „ras­ser­eins­ten“ Model­le jüdi­scher Abstam­mung sind: Asi Mes­kin, deutsch-israe­li­scher Musi­ker: 93% „euro­pä­isch-jüdi­scher Her­kunft“, der Schau­spie­ler Robert Döl­le: 94 Pro­zent, wäh­rend der Cham­pi­on der Nor­man­die­lan­dungs-Vete­ran Wer­ner Klee­mann mit gar 100% jüdi­schem Anteil ist.

Das lädt zu aller­lei Spe­ku­la­tio­nen ein und weckt fröh­li­che Erin­ne­run­gen an die wochen­lan­ge Medi­en­hatz auf Thi­lo Sar­ra­zin im Jah­re 2010, weil er es gewagt hat­te zu behaup­ten, es gäbe so etwas wie ein „Judengen“ (SiN-Kom­men­ta­re sie­he hier und hier). Erin­nern wir uns außer­dem dar­an, daß das Abstam­mungs­prin­zip eines der wesent­li­chen Bau­stei­ne des israe­li­schen Staats­bür­ger­ge­set­zes ist, wobei eine jüdi­sche Mut­ter aus­reicht, um die Kri­te­ri­en zu erfül­len. War­um also eigent­lich immer Deutsch­land? Soll doch einer mal vor­schla­gen, aus Isra­el einen rei­nen “Grund­ge­setz­staat” zu machen, und schau­en wir, was pas­siert

Genau­er betrach­tet, ist es eher ein bestimm­ter anti­ras­sis­ti­scher „Dis­kurs“, der von Babe­js Gen­tests sub­ver­siv in Fra­ge gestellt wird, näm­lich jener Strang, der behaup­tet, daß Ras­sen nichts wei­ter als ein „sozia­les Kon­strukt“ wären. Nun, offen­bar las­sen sich die Antei­le die­ser Kon­struk­te pro­zent­ge­nau bestim­men und schla­gen sich phä­no­ty­pisch deut­lich nie­der, und natür­lich gibt es hier Phä­no­ty­pen, die den Deut­schen der Ver­gan­gen­heit in kei­ner Wei­se mehr ähn­lich sehen.

Wenn man so will, dann ist Babe­js Insze­nie­rung ein Stück sei­ten­ver­kehr­ter NS-Pro­pa­gan­da: die Ras­sen­kla­mü­se­rei des Natio­nal­so­zia­lis­mus soll wie­der ein­mal als fins­te­rer Hin­ter­grund erschei­nen, vor dem sich die Aus­sicht auf die tota­le Ver­mi­schung umso glän­zen­der abhebt, damit wir end­lich das tota­le Grund­ge­setz bekommen.

Dies wird so prä­sen­tiert, als gäbe es zwi­schen bei­den extre­men Polen – die bei­de das Leben einem abs­trak­ten Prin­zip unter­wer­fen wol­len – kei­ne Alter­na­ti­ve, und man erkennt dar­in unschwer eine lau­fen­de Agen­da, die alles als „völ­kisch“ dis­kre­diert, was noch eine his­to­ri­sche gewach­se­ne Sub­stanz kennt. Der­lei höre ich inzwi­schen auch schon von man­chen Kon­ser­va­ti­ven, die glau­ben, es genügt, “kon­ser­va­tiv” und “patrio­tisch” zu sein, wäh­rend die Abstam­mung inzwi­schen völ­lig egal wäre. Genau­so­gut könn­te man sagen, die eige­ne Fami­lie und die eige­ne Fami­li­en­ge­schich­te wären unbe­deu­tend und zweit­ran­gig für die eige­ne Iden­ti­tät und damit auch eth­ni­sche Idenität.

Da weiß man nun wirk­lich nicht mehr, wo man anfan­gen soll mit dem Erklä­ren und Erläu­tern. Der Sinn für kom­ple­xe Gebil­de, wie es Völ­ker sind, scheint der­art abhan­den gekom­men zu sein, daß man nicht mehr fähig ist, die Bestand­tei­le als ein Gan­zes zu den­ken, oder sich Kon­stan­ten in der Dyna­mik vor­zu­stel­len. All die­se wird in schwarz-wei­ße Schlag­wor­te auf­ge­spal­ten: ent­we­der Nazi­bio­lo­gis­mus oder Men­schen­rechts­mul­ti­kul­tu­ra­lis­mus und nichts dazwischen.

Letz­te­rer kann sich iro­ni­scher­wei­se aber nur durch eine Art von Ras­sen­kampf und Ras­sen­po­li­tik durch­set­zen; nie­mand ist heu­te so von “Ras­se” beses­sen wie die Anti­ras­sis­ten und die Mul­ti­kul­tu­ra­lis­ten, beson­ders in der Vor­rei­ter­na­ti­on USA, wo die einst­mals bestim­men­de weiße/europäischstämmige Bevöl­ke­rungs­schicht gera­de dabei ist, demo­gra­phisch den Löf­fel abzugeben.

Doch von all dem ein ander­mal – Tat­sa­che bleibt, daß der Dis­kurs über die­se Din­ge so lan­ge ver­lo­gen und ver­ne­belt bleibt, als man nicht zugibt, daß die lau­fen­de Einwanderungs‑, Iden­ti­täts- und Demo­gra­phie-Poli­tik auf einen Bevöl­ke­rungs­aus­tausch hin­aus­läuft, der in der Geschich­te kein Bei­spiel hat.

Die NS-Ras­sen­po­li­tik wur­de übri­gens schon von Mar­tin Heid­eg­ger von „rechts“ als eine sub­stanz­feind­li­che „Machen­schaft“ kri­ti­siert: „Die Ein­rich­tung der ras­si­schen Auf­zucht ent­stammt nicht dem ›Leben‹ selbst, son­dern der Über­mäch­ti­gung des Lebens durch die Machenschaft.Was die­se mit sol­cher Pla­nung betreibt, ist eine voll­stän­di­ge Ent­ras­sung der Völ­ker durch die Ein­span­nung der­sel­ben in die gleich­ge­bau­te und gleich­schnit­ti­ge Ein­rich­tung alles Sei­en­den.“ (Nach­zu­le­sen in den so miß­ver­stan­de­nen “Schwar­zen Hef­ten”). Inzwi­schen ver­sucht man, das­sel­be Ziel auf direk­te­rem Wege zu erreichen.

Babe­js Pro­pa­gan­da-Anlie­gen wird durch höhe­ren Quatsch ver­stärkt, den ein His­to­ri­ker namens Tho­mas Küh­ne apro­pos der “Mischlings”-Serie für den Spie­gel ver­faßt hat:

Was also ist typisch deutsch?

Nicht viel, wird man sagen wol­len. Gewiss, gleich ob man Deut­sche oder Nicht­deut­sche inner­halb oder außer­halb Deutsch­lands fragt, ergibt sich ein klei­ner Kanon von ste­reo­ty­pen Zuschrei­bun­gen: Gründ­lich­keit, Per­fek­ti­on, Sau­ber­keit in posi­ti­ven Urtei­len, Pin­ge­lig­keit, Über­heb­lich­keit, Klein­ka­riert­heit in negativen.

Viel ist das nicht. Aber der Man­gel hat Metho­de, sowohl für die “ein­ge­bo­re­nen” Deut­schen, die ler­nen sol­len, Viel­falt zu akzep­tie­ren, aber es nicht so recht wol­len, und für die in Deutsch­land leben­den Aus­län­der und “Ein­zu­bür­gern­den”, die den Schutz die­ser Viel­falt brau­chen, um sich selbst, und sei es nur ein wenig, als Deut­sche füh­len zu können.

Denn was es schwie­rig macht, die­se Viel­falt in Deutsch­land zu ver­an­kern und viel­leicht sogar zu genie­ßen, ist die 250 Jah­re lan­ge Erfah­rung der Brü­chig­keit, der Unsi­cher­heit, der Erschüt­te­run­gen des­sen, was als deutsch gel­ten könnte.

Da kann man nur sagen: die­se “Brü­chig­keit” und “Unsi­cher­heit” wird heu­te eben im Namen der soge­nann­ten “Viel­falt” (die, wie ich auf­ge­zeigt habe, übri­gens meis­tens ras­si­sche Viel­falt meint, und als End­ziel das Gegen­teil von Viel­falt hat) sys­te­ma­tisch brü­chig und unsi­cher gehal­ten, weil die Abschaf­fung und Dekon­struk­ti­on des Deut­schen und der Deut­schen der eigent­li­che Sub­text der mul­ti­kul­tu­ra­lis­ti­schen Poli­tik ist.

Damit wird aller­dings die Mög­lich­keit zur Inte­gra­ti­on und Iden­ti­fi­ka­ti­on mit der deut­schen Nati­on zuneh­mend erschwert. Und das scheint Küh­ne anzu­deu­ten, etwas kryp­tisch, mit selt­sa­men Theweleit-Anleihen:

Deutsch­sein exis­tiert nur im Modus der Gebro­chen­heit. Dies zumin­dest ist die beklem­men­de Wahr­neh­mung der Nicht-Deut­schen oder Noch-Nicht-Deut­schen in Deutsch­land. Deutsch­sein und Deutsch­land stel­len sich ihnen dar wie die “Misch­lin­ge” von Marc Erwin Babej: nach außen hin stäh­lern, unan­tast­bar, schein­bar uner­schüt­ter­lich. Im Innern ein gären­des Misch­masch, von dem nie­mand weiß, was es ist und wohin es treibt.

Zum einen ist das lächer­lich und kon­tra­fak­tisch: das heu­ti­ge Deutsch­land, die heu­ti­gen Deut­schen erschei­nen irgend­je­man­dem “stäh­lern, unan­tast­bar, schein­bar uner­schüt­ter­lich”? In irgend­ei­nem links­extre­men Par­al­lel­uni­ver­sum viel­leicht. Und was das “gären­de Misch­masch” betrifft, kann ich nur sagen: ein Narr ist, wer glaubt, daß “Ver­fas­sungs­pa­trio­tis­mus” und Grund­ge­setz­be­kennt­nis­se allein die­sem explo­si­ven Stoff eine Rich­tung und ein Faß geben können.

Martin Lichtmesz

Martin Lichtmesz ist freier Publizist und Übersetzer.

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Kommentare (45)

Ein Fremder aus Elea

19. November 2014 10:08

Ja, Zustimmung zu all dem, nur das hier:

Nun, offenbar lassen sich die Anteile dieser Konstrukte prozentgenau bestimmen und schlagen sich phänotypisch deutlich nieder, und natürlich gibt es hier Phänotypen, die den Deutschen der Vergangenheit in keiner Weise mehr ähnlich sehen.

ist natürlich eine mathematische Fiktion. Da werden irgendwelche "Cluster" mit irgendwelchen "Labels" versehen - et voilà.

Freilich, je endogener Gruppen sind, desto eindeutiger geht das. Was jetzt aber Polen im besonderen angeht... der betreffende Dienst (ich vermute: DNA-Tribes) hat schlicht eine Gruppe von Polen getestet und das für sie Typische "osteuropäisch" genannt, weshalb Polen anschließend eine höhere Reinheit aufweisen als ihre Nachbarn, welche man nicht zur Definition eines "rassischen Pols" herangezogen hat.

So viel zur technischen Seite.

Gesellschaftlich gesehen... sicher, Rassenbewußtsein schafft Rassen in gewisser Weise ab, wie Heidegger meinte, da es das natürliche Fortpflanzungsverhalten stört - "stört" allerdings im Sinne einer "Aufmischung".

Freilich, man kann fragen, ob der historische Zustand nicht auch ein kultureller sei. Sehr schwierig das klar abzugrenzen. Indes, höchstwahrscheinlich begünstigt Rassenbewußtsein einen oberflächlichen Narzißmus. Deshalb haben Amerikaner ja auch keinen Charakter.

Indes, was nicht ist, kann ja noch werden. Es würde mich gar nicht wundern, wenn es in der Geschichte immer wieder einmal zu Phasen der Charaktervertiefung und der Charakteraufhebung gekommen ist.

Bedenklich dbzgl. sind wiederum erzwungene, sachfremde Synchronismen - der Alte macht sich lächerlich, wenn er die Jugend imitiert.

Nun ja, Gott sei Dank beginnt der Alte das langsam zu verstehen. Die Besinnung auf das, was wir selbst sind, tut auch not.

Karl

19. November 2014 10:26

Das passende hierzu hat schon Michael Klonovsky gesagt:

"Wenn man sämtliche Schöpfungen des weißen Mannes von diesem Planeten entfernte, besäßen seine Ankläger weder Zeit noch Mittel, ja nicht einmal Begriffe, um ihn mit Vorwürfen zu überhäufen. "

"Anscheinend ist keine Emanzipationsbewegung weise genug, um kurz vor dem Überspannen des Bogens innezuhalten."

Simon

19. November 2014 11:15

Mein Eindruck ist, dass es linken "Künstlern" vor allem darum geht, "Rechte" zu ärgern und ihnen die Laune zu vermiesen. Da ist dann keine Aktion zu platt. Das merkwürdige dabei ist, dass sie damit meistens Erfolg haben. Von vielen linken Aktionen weiß ich überhaupt nur deshalb, weil ich konservative Blogs lese.

M.L.: Hä? Also, meine Laune ist super... sieht doch schmuck aus die Serie, und ist sowohl ästhetisch als auch in der ideologischen Tendenz ein Eigentor.

Andreas Vonderach

19. November 2014 11:15

Die hier vorgebrachten DNS-Ergebnissen stehen in keinem Widerspruch zur klassischen Anthropologie, sondern bestätigen sie auf's beste. Die europäischen Völker sind stark untereinander gemischt, zeigen aber charakteristische Häufigkeitsunterschiede. Die Deutschen haben eine typisch mitteleuropäische Merkmalskombination, aber mit höheren nordeuropäischen Anteiln als ihre romanischen und slawischen Nachbarn. Am bemerkenswertesten ist noch der große Unterschied der Juden zu den übrigen Europäern, was in den letzten Jahrzehnten auch schon durch viele Untersuchungen bestätigt wurde.

Man muß ergänzen, dass alle diese Differenzierungen wahrscheinlich hochgradig mit psychologischen Merkmalen korreliert sind. Einige Gene dafür sind schon gut bekannt (DRD4, SERT, MAOA). Daniel Freedman fand bei seinen Untersuchungen an Neugeborenen in den ersten 24 Stunden nach ihrer Geburt zwischen den Großrassen des Menschen (Europide, Negride, Mongolide) genauso große Unterschiede wie zwischen Hunderassen, die er auch untersucht hat.

Weiteres siehe in meiner "Völkerpsychologie", erschienen bei Antaios

Carsten

19. November 2014 12:14

Da schau her, erzählt dasselbe Milieu nicht dauernd, Gene seien nur eine Erfindung von bösen Tomatenkonzernen und dem schlümmen Thilo? Linkes Denken ist wie ein schief zugeknöpftes Hemd. Der Widerspruch in dieser verschwurbelten Bildkampagne ist genauso wie bei Unisex-Toiletten zu Lesben-Friedhöfen. In Wahrheit sind die Linken vom Rassenwahn befallen und ihr sogenannter Antirassismus ist nur ein Codewort für antiweißen Rassismus.

Arkanthus

19. November 2014 12:38

@Lichtmesz,

Sie wissen doch, die leibliche Familiengeschichte WIRD MITTLERWEILE als unbedeutend angesehen. Woher kommt sonst der Hype um Patchwork-Familien ? Zusammen mit dem Kult um Homosexualität und "Gender", den Conchita-Würsten, der Multikulti-Propaganda, dem Katholiken- und sonst-irgedwie-"rechts"-Bashing und allgemeinen "Bunt"-Schund ergibt das doch ein in sich stimmiges Mosaikbild. Alles was auch nur entfernt an Tradition und was damit zusammenhängt, nämlich Weitergabe, Vererbung, erinnert, wird bekämpft.

Über-individuelle Konzepte wie ethnisch definierte Nationalität darf es nicht geben, auch das ist alles frei wählbar, wie neuerdings das Geschlecht. Demnächst kann man vll entscheiden, ob man Mensch oder Tier sein will, ein Trans-Kreationist sozusagen. Mich würde es nicht mal mehr wundern !

Völlig irre ist auch diese Grundannahme, die da mitschwingt: daß nämlich der Mensch alles selbst in der Hand hat.

Hesperiolus

19. November 2014 13:01

Da "Rasse" als metabiologische Prägung, mindestens ebenso stark von Boden und Brauchtum wie von Blut/Genen bestimmt, nicht lebensstilinvariant ist, geben sowieso eher die anrührenden Fotografien der Lendvai-Dircksen das deutsche Volksgesicht wieder, als eine auch ohne Einwanderung und Vermischung längst verlorene Wirklichkeit. Womit die pornografischen Machenschaften weder einer Riefenstahl noch eines Newton überhaupt zu tun haben.

M.L.: Dieser Hinweis ist eine ausgezeichnete Ergänzung. Lendvai-Dircksens Fotografien sind in der Tat äußerst anrührend - und aufschlußreich.

Nordlaender

19. November 2014 13:16

Die Agenda der NWO baut auf einem ganzen Berg fauler Prämissen auf. Eine davon ist die Soziologieleugnung: Zu einem organisch gewachsenen Gebilde gehört nicht jeder in gleichem Maße dazu. Mikrokosmos: Rein formal ist man Mitglied in einem bestimmten Sportverein - oder aber nicht. Lebenswirklichkeit: Es gibt Einzelpersonen, von denen könnte man sagen, sie SIND dieser Verein, wegen ihres Einsatzes mit Haut und Haaren, andere sind nur Randfiguren, die hin und wieder vielleicht mal auftauchen und gar nicht voll mitzählen.
Makrokosmos: Wenn ich mir jetzt vorstelle, ich lebte mit meiner Familie schon länger in Japan und führte mich dort in der Form auf, daß ich lauthals die Zugehörigkeit des Japanerseins umdefinieren wollte. Eine Anspruchsunverschämtheit sondergleichen.

Die Juden, die ich so im Laufe der Jahre kennen gelernt habe, waren eigentlich allesamt Juden in Deutschland, sehr an unserer Kultur interessiert, überaus international orientiert und somit keine Deutschen. Weil das Unterscheiden (lat. discriminare) verboten ist, sei explizit beigefügt: Das soll keine Auf- oder Abwertung sein, sondern nur ein Hinweis auf Andersartigkeit.

Stil-Blüte

19. November 2014 13:28

Unglaublich! Ein weit- und tiefgreifendes, wären es bessere Zeiten, mit Recht nach den Lorbeeren und den Sternen greifendes Essay!

Fragen, so simpel bzw. abwegig sie sein mögen:

- Die Römerinnen ließen, um sich damit zu schmücken, blondes Haar von den Barbarinnen importieren. Stimmt das?

- Persönlichkeiten, die es ganz nach oben geschafft haben, z. B. Condula Rice, die heutige First Lady der USA, u. a., lassen ihre Haare glätten und ihre Haut künstlich aufhellen. ???

- Warum besteht in den lateinamerikanischen Ländern die Ober- bzw. regierende Schicht ausschließlich aus Spanisch-/ Portugiesisch-/Europäischstämmigen?

-Die Völker im Ostblock nach 1945 durften sich offiziell nicht mischen, obwohl es doch hieß 'Proletarier aller Länder vereinigt Euch'. Warum?

- Wie bewertet Israel die DNA-Analysen der sog. Kasaren, die genetisch angeblich nichtjüdisch sein sollen?

- Gibt es heutige Forschungen über 'Wahlverwandtschaften' zwischen Populationen, unabhängig von der Nachbarschaft? Deutsche und Japaner sind sich oft näher als... (hier schweigt des Sängers Höflichkeit)?

- Schiller: 'Don Carlos', Spanien; 'Maria Stuart' England; 'Die Jungfrau von Orlens', Frankreich; 'Wilhelm Tell', Schweiz, Ehrenname 'Dramatiker der Nation'; 'Demetrius', Rußland; 'Die Braut von Messina', Balladen Griechenland; 'Die Verschwörung des Fiesco von Genua', Italien; 'Geschichte des Abfalls der Vereinigten Niederlande', 'Götz von Berlichingen',NL; 'Wallenstein',Schweden, Böhmen. 'Freude schöner Götterfunken'. Warum das Kerngehäuse EU weit darüber hinausgeht und Rußland ausspart...?

@ Andreas Vonderach
Ein erhellendes Buch in dunkler Zeit! Danke!

Hesperiolus

19. November 2014 13:54

Wer die Bände von Lendvai-Dirckesen nicht zur Hand hat, möge hier schauen:
https://www.youtube.com/watch?v=5Q2DvIELWFY
Unverdächtig eines fascinating fascism, aber aufschlußreich - Herzen wohlgemerkt, nicht Chromosomenzähler.

Nordlaender

19. November 2014 14:14

@ Stil-Blüte

"Wie bewertet Israel die DNA-Analysen der sog. Kasaren, die genetisch angeblich nichtjüdisch sein sollen?"

Diese merkwürdige Chasaren-Geschichte ist ja überaus langlebig. Nach dieser Theorie haben sich die Ashkenasim und die Sepharden weitgehend in Luft aufgelöst. Ein Turkvolk hingegen, dessen Königsfamilie nebst Oberschicht (der weitaus größte Teil des Volkes verblieb beim christlichen, moslemischen oder heidnisch-schamischen Glauben) im 8. Jahrhundert zum Judentum übergetreten ist, soll innerhalb dessen die Mehrheit bilden. Wobei es dann - einmalig in der Sprachgeschichte - sich des Jiddischen bedient, das neben den hebräischen sehr viele Wurzeln aus der deutschen Sprache enthält.

Empföhle hier zur Aufklärung: Andreas Vonderach - Anthropologie Europas (Völker, Typen und Gene vom Neandertaler bis zur Gegenwart), Ares Verlag, 2008; Seiten 354-359)

Guter Einstieg in das Thema, "Arthur Koestler debunked":

https://www.youtube.com/watch?v=MXFUkvqnk9c

Revolte

19. November 2014 14:17

O ja, das Geschrei möcht' ich hören, wenn ich einen Kulturbereicherer wie einen Deutschen behandeln würde. Dass die Rassen nicht mehr existent sind, heißt ja auch, dass keiner mehr die "Rasse"- und "Diskriminierungs"-Karte spielen kann. An einer Überwindung der Rassen kann den Nicht-Kaukasiern also gar nicht gelegen sein.

Zadok Allen

19. November 2014 14:23

Genauer betrachtet, ist es eher ein bestimmter antirassistischer „Diskurs“, der von Babejs Gentests subversiv in Frage gestellt wird, nämlich jener Strang, der behauptet, daß Rassen nichts weiter als ein „soziales Konstrukt“ wären. Nun, offenbar lassen sich die Anteile dieser Konstrukte prozentgenau bestimmen und schlagen sich phänotypisch deutlich nieder

Könnte sich hier - ich lese gerade wieder Hegel - so etwas wie die List der Vernunft ereignen? Die Inkonsistenzen der herrschenden Ideologeme spitzen sich immer weiter zu.

Die Irrelevanz bzw. Nichtexistenz biologisch fundierter Menschengruppen beweisen wollen und dafür als Argument DNS-Analysen anführen, die die Zugehörigkeit einzelner Individuen zu solchen Gruppen quasi bis in den Promillebereich aufschlüsseln - eine solche kognitive Fehlleistung muß man erst einmal erbringen!

Die Proponenten der herrschenden Ideologie bemerken ja nicht einmal mehr, daß ihr Argument logisch impliziert und voraussetzt, was es widerlegen soll. (Ganz ähnlich liegt der Fall bei dem sich in sich selbst verschlingenden Begriff der "gruppenbezogenen Menschenfeindlichkeit".)

Es fragt sich freilich, wohin das führen wird. Immer deutlicher offenbart sich, worauf Sie, Herr Lichtmesz, ja auch schon wiederholt hingewiesen haben, der "Antirassismus" als "Schatten" des "Rassismus", den Begriff des Schattens einmal im Sinne der Jungschen Psychoanalyse verstanden.

Muß man befürchten, daß der kognitive Leidensdruck, der sich aus inkonsistenten, jedoch gleichmäßig durch die Autorität des herrschenden "Diskurses" legitimierten Überzeugungen ergibt (womit ja deren schreiende Widersprüche zur Alltagsrealität noch gar nicht berührt sind!) sich in Gewalt gegen die als Projektionsfläche genutzten "Rassisten" entlädt?

Mir scheint es inzwischen nicht einmal mehr ausgeschlossen, daß die herrschende Ideologie sich invertieren könnte. Es scheint nur mehrere mögliche Resultat einer solchen Kippfigur zu geben.

Carabus violaceus

19. November 2014 14:33

@ Andreas Vonderach

Was halten Sie eigentlich vom "Rassenseelenkundler" Ludwig Ferdinand Clauss? Er hat ja schon in den 20ern/30ern festgestellt, dass der Begriff Rasse vor allem auch geistig determiniert ist. Hinzu kommt seine Ablehnung des Biologismus inklusive der Abwertung Fremder und des einseitigen Festhaltens an äußeren Merkmalen, wie es den "Schädelvermessern" teils eigen war. Ich habe seine Bücher wirklich gerne gelesen.

Nordlaender

19. November 2014 14:49

@ Carabus violaceus

"Hinzu kommt seine Ablehnung des Biologismus inklusive der Abwertung Fremder und des einseitigen Festhaltens an äußeren Merkmalen, wie es den „Schädelvermessern“ teils eigen war."

Die aktuelle Hirnforschung zeigt, daß biologisch Verwandte (unbewußt) präferiert werden, auch schon vom Säugling und daß im Mandelkern (Amygdala) negative Reaktionen erfolgen bei Begegnung mit biologisch überaus Fremden.
Solche körperlichen Vorschaltungen sind natürlich nicht
(allein-)bestimmend, um einen der zahllosen Pappkameraden zu entkräften, die so in der Gegend herumgeistern.

Äußere/physische Merkmale wie Gehirnvolumen korrelieren übrigens signifikant mit dem Durchschnitts-IQ. Beides ist bei den Fernasiaten größer/höher als bei uns Europiden.

Stil-Blüte

19. November 2014 15:06

@ Stil-Blüte

So geht es nicht:

'Götz von Berlichingen'

Spät, aber nicht zu spät, habe ich den Lapsus erkannt: Nicht Schiller, sondern Goethe!

@ Stilblüte

'Wahlverwandtschaften'

Trotzdem: Je mehr ich darüber nachdenke, auch zwischen Deutschen und Juden besteht eine außergewöhnliche Affinität.

Rumpelstilzchen

19. November 2014 16:41

Ehrlich gesagt, finde ich diese Diskussion ganz schön anstrengend .
Da kommt mein innerer Zensor gehörig ins Schleudern. Um es kurz zu machen: Wer Deutscher ist, bestimme ich !
Meine drei Lieblingsdeutschen: Wilhelm Busch, Friedrich Hölderlin, Theodor Storm sind leider schon tot.
Und die lebenden Deutschen ( Boris Becker, Gottschalk usw. ) finde ich unter ästhetischen Gesichtspunkten nicht so prickelnd :

https://www.google.de/search?q=boris+becker&client=safari&hl=de&tbm=isch&tbo=u&source=univ&sa=X&ei=qbRsVMKIPIm3OKf8gbAE&ved=0CD8QiR4&biw=1024&bih=672
Hätten Sie nicht ein paar attraktivere Deutsche anführen können, Herr Lichtmesz.
Die Österreicher haben ja auch ein paar eigenartige Gestalten. Ist Mörtel Lugner typisch für Österreich ?
Ach ja, die interessanteste Diskussion über Martin Heidegger hatte ich mit einem Kanadier.
Ein tiefschürfendes Gespräch über deutsche Mystik mit einem Halbtürken. (Nein, nicht im Sinne von Ludwig Uhland) .
Ob es da genetische Übereinstimmungen gibt, was philosophische Interessen betrifft, weiß ich nicht.
Und die schönste Frau, die ich je in meinem Leben gesehen habe, war rabenschwarz und saß mir in meinem Kaff im Bus gegenüber. Eine schwarze Königin zwischen tumben deutschen Landvolk.

Was mich allerdings wirklich verwundert, ist, dass die deutsche Werbung doch noch ziemlich rassistisch sein soll. Kosmetik verkauft sich mit hellhäutigen Modellen besser.
https://www.faz.net/aktuell/rhein-main/region/modelagentin-gabriele-falk-im-gespraech-schoene-menschen-von-nebenan-13164849.html

Auch scheint mir Helene Fischer überpräsent als typische Deutsche.
Im Stadtbild findet man den Helene Fischer Typ immer weniger.

H. M. Richter

19. November 2014 17:49

Die Juden, die ich so im Laufe der Jahre kennen gelernt habe, waren eigentlich allesamt Juden in Deutschland, sehr an unserer Kultur interessiert, überaus international orientiert und somit keine Deutschen.
[Nordlaender]

Haben Sie sich schon einmal die Frage gestellt, woran es liegen könnte, daß Sie bisher niemanden kennenlernten aus jenen Familien, die es einst in Deutschland in gar nicht so geringer Anzahl gab? Deutsche Juden, jüdische Deutsche, die Deutschland liebten wie ihren Augapfel?

P. S.
Dank an M. L.

eulenfurz

19. November 2014 18:01

Da kommt mir in den Sinn, daß der Mensch zu 98 % mit einem Schimpansen gleiches Genmaterial habe, mit einem Esel 90 % und mit einer Fruchtfliege immerhin noch 60 %. Nach biologistisch-antirassistischem Duktus dürfte der Racial-Mainstreaming-Überzeugungstäter seine enge Verwandtschaft mit Affen und Eseln demnach nicht leugnen, sondern müßte gesellschaftsförderliche Mischung betreiben - je entgrenzter, desto "herrschaftsfreier". Der Film "Die Fliege" zeigt, welche grandioser Lebewes_innentypus aus solch zukunftsweisenden Vermengungen entstehen kann.

... daß die laufende Einwanderungs-, Identitäts- und Demographie-Politik auf einen Bevölkerungsaustausch hinausläuft, der in der Geschichte kein Beispiel hat ...

Die Verdrängung der Indianer? Auch sie haben die Einwanderer freudig als Bereicherer (Alkohol, Glasperlen, Gewehre usw.) empfangen und schauen nun dumm aus ihren Reservaten (immerhin haben sie welche). Bleibt die Frage: War Sitting Bull ein Neonazi?

Irrlicht

19. November 2014 18:27

Im Zusammenhang mit der NS-Zeit sollte erwähnt werden, dass der Begriff der Rasse nicht als Kriterium in die Gesetzgebung einfloss. Im Reichsbürgergesetz von 1935 ist stattdessen von "deutschem und artverwandtem Blut" die Rede, wobei der Terminus "artverwandt" undefiniert bleibt. Ein in Bezug auf die Masseneinwanderung aus der Türkei interessanter Aspekt, der sowohl von Necla Kelek in in der FAZ als auch von Böckelmann in seinem "Jargon" aufgegriffen wurde, ist dabei, dass der türkischen Regierung versichert wurde, Türken in Deutschland würden als Träger artverwandten Blutes betrachtet werden. Im modernen Sinne des Begriffs des Rassismus, bei dem es vorrangig um den Gegensatz zwischen europäischstämmiger ("weiße Rasse") und nicht-europäischer Bevölkerung in den USA geht, war der NS-Staat folglich nicht rassistisch. Zumal der Begriff der "Weißen" oder der "weißen Rasse" im angloamerikanischen Raum sowieso politisch und kulturell gefärbt und nicht identisch mit dem Begriff der Europiden der alten auf einer phänotypischen Klassifizierung basierenden Rassetheorien ist.

Carsten

19. November 2014 18:55

Wenn Rassen nur ein soziologisches Konstrukt sind, kann sich doch auch eigentlich niemand rassistisch diskriminiert fühlen, das wäre reine Einbildung, oder?

Frederick van Portshoven

19. November 2014 19:05

@ Rumpelstilzchen: Ihre Beobachtung hinsichtlich des Typs einer Helene Fischer kann ich nur bestätigen (niedersächsische Großstadt). Hier dominieren ganz klar andere Typen.
Analog zur schwarzen Schönheit unter tumbem deutschen Landvolk möchte ich bemerken, dass ich mitunter Schüler außereuropäischer Herkunft habe - wohlgemerkt nicht aus dem Morgenland -, die ein besseres Deutsch als so manche Abstammungsdeutsche, von denen sich einige diese unsägliche Kanakksprache angeeignet haben, an den Tag legen und dazu noch verdammt ehrgeizig sind - ohne dabei ihre ursprüngliche Herkunftsgruppe gegen die hiesige (Noch-)Mehrheitsgesellschaft in Stellung zu bringen.

Waldgänger

19. November 2014 19:40

Ich möchte @ Rumpelstilzchen zustimmen:
Wer Deutscher ist, bestimme ich.

Das Ziel des Spiegels und Babeys ist Verunsicherung und Dekonstruktuion.
Das Selbstverständliche und bislang nicht Hinterfragte soll in seinen Grundfesten beschädigt werden.

Wenn man jetzt anfängt, sich Gedanken darüber zu machen, wer oder was deutsch ist - obwohl man es doch auf irgendeine intuitive Art längst weiß und spürt - tappt man genau in die Falle, die der Spiegel uns stellt.
Je mehr man womöglich darüber zu philosophieren beginnt, desto mehr Verunsicherung entsteht.
Und das will der Spiegel doch!

Ich weigere mich einfach, mich großartig mit der Frage zu beschäftigen.
Was deutsch ist, weiß ich.

Der Gutmensch

19. November 2014 20:22

Der Herr D. vom S. donnerte uns auch entgegen, dass die Nation schließlich nicht "völkisch" sondern "rechtsstaatlich" definiert sei. Deutsch sein, heißt demnach: Passinhaber, fertig und das wäre Ihnen vermutlich auch sehr genehm. Das ist auch nicht falsch! Auf keinen Fall! Aber es führt zu der Frage: Sind die ... ich bin echt um eine Bezeichnung verlegen ... also formuliere ich mal: Ist die Majorität der Bewohner der ehemaligen DDR zum Zeitpunkt der Wiedervereinigung erst zu Deutschen geworden? Weil´s dann einen bundesrepublikanischen Pass gab - und nicht bloß den Fangschuss vom Grenzer? Was waren sie vorher? Die "anderen Rechtsstaatler auf deutschem Boden ohne Pass" oder "potentiell in den Rechtsstaat Einzubürgernde" oder ganz einfach "potentiell flüchtende Unrechtsstaatler" oder was soll man nun in den Lebenslauf schreiben? Also, erklären Sie mal was, ich bin gespannt.

Der Gutmensch.

nino

19. November 2014 20:25

Der Nationalstaat ist die Verwiklichung der Idee, dass eine Nation (ein Volk) einen eigenen Staat haben sollte. Als Gegenteil des Nationalstaates könnte der Feudalstaat genannt werden, bei dem die Untertanen nicht zwingend der selben Nation angehören müssen, solange der Vasall dem Lehnsherren treu ist.
Das Konzept des Nationalstaates war so erfolgreich, dass man Nation heute oftmals mit Staat gleichsetzt, was aber schon alleine der Wortherkunft nach falsch ist. Nation kommt vom lateinischen "geboren werden". Will heissen, in eine Nation hinein wird man geboren, die kann man nicht annehmen wie eine Staatsbürgerschaft. Der Nationalstaat ist nun also ein Gebilde, bei dem sich die Gruppe, in die man hineingeboren wird, mit der man also eine enge genetische Verwandtschaft besitzt, auch die Gruppe ist, die über einen eigenen Staat verfügt. Im Ideal natürlich! Verwirklicht ist das so gut wie nirgends. Vielleicht in Portugal? Keine Ahnung - in Spanien, Frankreich, Belgien, der Schweiz oder Österreich ist das Ideal auf alle Fälle nicht voll verwirklicht. Lange Rede kurzer Sinn; Volk und Nation sind eigentlich das Selbe. Zu unterscheiden vielleicht höchstens dahingehend, dass Nation ein Volk ist, das sich eine politische "Konstitution" geschaffen hat. Etymologisch gesehen, wäre Nation eigentlich noch der "genetisch definiertere" Begriff als Volk.

Ich akzeptiere als Deutschen jeden, der sich zu Deutschland, seiner Kultur, Geschichte und Nation bekennt, und zwar vollen und aufrichtigen Herzens, aber nicht, um einer Gruppe, mit der er sich mehr identifziert, Vorteile zu verschaffen oder um die Gruppe, in die er aufgenommen wird oder aufgenommen zu werden wünscht, zu entkernen und umzudefinieren.

Das bezieht sich, so nehme ich an, nur auf Einzelfälle - also nicht auf jeden. (Es sei denn, man geht schlicht davon aus, dass diese Definition sowieso nur auf Einzelfälle zutrifft). Denn wenn sie Volk als eine Abstammungsgemeinschaft bezeichnen, welche wiederum Grundlage der Nation ist (Volk und Nation also nach ihrer Definition), dann kann natürlich nicht jeder mit seinem blossen Bekenntnis als Deutscher gelten, ansonsten wäre ja das Volk und somit auch die Nation in ihrem Fortbestand gefährdet, was, so nehme ich an, nicht in ihrem Interesse ist.

Kurzum, die Qualitäten die jemanden in ihren Augen zum Deutschen machen, dürften wohl sehr stark von der Quantität der Träger dieser Qualitäten abhängen.

Oder anders gesagt: Deutsch ist, wer deutscher Abstammung ist, mit einigen Ausnahmen.

Zum Artikel selbst: Wenn die Ostvertriebenen heute schon mit irgendwelchen syrischen oder subsaharischen Flüchtlingen gleichgesetzt werden, dann kann nichts mehr verwundern. Dass sich Babej widerspricht und implizit sogar rassistische Thesen vertritt, ist auch nicht weiter verwunderlich. Jeder Antirassist fällt früher oder später über einen Fallstrick - dieser nennt sich Realität.

Nemo Obligatur

19. November 2014 21:24

Hochspannende Debatte, die sich hier entwickelt. Vielen Dank für das Impulsreferat, Herr Lichtmesz.

Ich muß sagen, mich haben Prozentrechnereien des Genpools nie interessiert. Ich wusste gar nicht, daß so etwas geht. Was z.B. ist denn ein "osteuropäisches Gen"? Und wo genau fängt Nordeuropa an? Dänemark? Schweden? Oder doch schon Schleswig? Das mag fachwissenschaftlich von Interesse sein, erledigt sich aber politisch von selbst und wird auch durch scheinbar edle Motive fortschrittlicher Fotografen keineswegs besser. Es ist sozusagen - entgegen der Absicht der Fotografen - nicht einmal in persiflierender Absicht nutzbar. Das hat die Diskussion hier in meinen Augen herausgearbeitet.

Was mich dagegen schon lange umtreibt, ist die Frage, was aus Deutschland wird. Ganz im Sinne von: Woher komme ich und wohin gehe ich? Vielleicht ist ja allein schon diese Frage deutsch. In diesem Sinne sind all jene am dichtesten an der Anwort auf die Preisfrage "Wer ist deutsch" dran, die mit

(a) Wenn ich einen sehe, dann erkenne ich ihn,
(b) wer Deutscher ist, bestimme ich, oder
(c) Deutscher ist, wer Deutsches tut (frei nach Forrest Gump),

antworten.

Im Einklang mit den Sichteindrücken aus (west-)deutschen Großstädten, und durchaus nicht nur abhängig von der Zahl der ins Blickfeld geratenen Migranten, fällt die Summe der unter (c) erfassbaren Zeitgenossen Jahr um Jahr immer geringer aus. Volkszählung hin, Mikrozensus her.

Andreas Vonderach

19. November 2014 21:34

@ Carabus violaceus

Was halten Sie eigentlich vom „Rassenseelenkundler“ Ludwig Ferdinand Clauss? Er hat ja schon in den 20ern/30ern festgestellt, dass der Begriff Rasse vor allem auch geistig determiniert ist. Hinzu kommt seine Ablehnung des Biologismus inklusive der Abwertung Fremder und des einseitigen Festhaltens an äußeren Merkmalen, wie es den „Schädelvermessern“ teils eigen war. Ich habe seine Bücher wirklich gerne gelesen.

Ehrlich gesagt nicht so viel. Meiner Meinung nach sieht Clauss viel hinein, und die Festlegung der verschiedenen Rassen auf jeweils eine bestimmte Eigenschaft ist meiner Meinung nach nicht überzeugend. Die Fotos haben auf mich immer unnatürlich und gestellt gewirkt. Gerade seine Charakterisierung der Araber hat doch wenig mit unseren heutigen Erfahrungen zu tun.

Die - es heißt beim Menschen übrigens 'messen', nicht 'vermessen' - , d.h. die Fachanthropologen, kann man sicher nicht so pauschal beurteilen. Natürlich waren sie national und eurozentrisch eingestell, oft auch nordistisch. Und selbstverständlich geht es in der Anthropologie zuerst um äußere Merkmale und in zweiter Linie um die Korrelation von morphologischen und psychischen Merkmalen. Solche Korrelationen gibt es, aber rein geistige Rassen aufzustellen, wäre Unsinn. Günther war trotz seines ausgeprägten Nordismus alles in allem wesentlich wissenschaftlicher als Clauss. Die richtige Anthropologie fängt aber erst bei Egon von Eickstedt, Friedrich Keiter u.a. an.

Keats

19. November 2014 23:26

Erst in der letzten Woche habe ich in einem Youtube-Video über den fanatischen mexikanischen Rassisten George Lopez gesehen, wie er in seiner Talkshow auf TBS (Time Warner) Jessica Alba die Ergebnisse eines genetischen Rassetests vorliest, nach dem sie zu 13% von amerikanischen Ureinwohnern und zu 87% von Europäern abstammt. Peinlich berührt versucht sie sich herauszureden, daß ihre Vorfahren aus Spanien gekommen und also nicht zu den ganz bösen Europäern zu zählen seien. Es ging bei dieser Aktion ganz offensichtlich um rassistische Vorlieben (nicht-weiß) und Abneigungen (weiß), sie war schon einen Schritt weiter als die von Babej.

Das ganze Video - Saint George and The "White Whore" [S5DqTJz9zFk] - ist interessant [75 Min.; Alba bei 11:10], sehr desillusionierend für Sympathisanten Mexikos.
Es zeigt, in welchem Ausmaß sich weiße US-Amerikaner mittlerweile offen anti-weiße Hetze gefallen lassen.
Es zeigt, wie sehr Mexikaner die Gringos hassen, in deren Land sie zu Hunderttausenden strömen.
Es zeigt, wie der Komiker Lopez vor einem riesigen Auditorium primitivste anti-weiße Witze reißt, auf Englisch, und dafür frenetisch gefeiert wird. Welchem Nicht-Türken würde es auffallen, wenn türkische Komiker in Deutschland ähnliche Veranstaltungen abhielten?

Weißen wird eingeredet, daß sie gar nicht existieren, während bei Mexikanern, Türken, etc. das Gefühl rassischer Überlegenheit gezüchtet wird. Man sollte die Macht des Rassismus nie unterschätzen, der gegen uns Europäer mobilisiert wird. "Nazi" ist bald nicht mehr nur ein Schimpfwort für Deutsche, sondern für alle Weiße, die nicht die Überlegenheit anderer Rassen anerkennen - das wäre ja auch "rassistisch" ...

"Verfassungspatriotismus" ist eine bürokratische Schnapsidee. Wer könnte Unterschiede der Verfassungen von Dänemark, Holland und Deutschland nennen? Die meisten Deutschen kennen nicht einmal das Grundgesetz. In Artikel 3 ("Gleichheit vor den Gesetz") steht: "Niemand darf wegen seines Geschlechts, seiner Abstammung, seiner Rasse (...) benachteiligt oder bevorzugt werden". Wer solche gesetzlichen Diskriminierungen fordert, also Quoten, ist ein Verfassungsfeind - und in der Regel gleichzeitig jemand, der von "Verfassungspatriotismus" schwafelt.

Baal Müller

20. November 2014 01:27

So ziemlich alles zu dem Klamauk dieses Babej ist zwar schon von Martin Lichtmesz und anderen gesagt worden, aber auf zwei Punkte würde ich doch noch kurz hinweisen wollen:

Erstens bestätigt Babej seine Rassenkategorien ja sehr schön, wenn man sie bei seinen Misch-Models auf die krummste Zahl genau zuweisen kann: "11 Prozent osteuropäisch" heißt schließlich, daß es so etwas wie reinrassige Osteuropäer geben soll; sonst könnte man ihre genetischen Spezifika ja nicht von den 89 Prozent anderen Merkmalen abgrenzen.

Und zweitens wird dem dummen Spiegel-Leser leider völlig vorenthalten, wie man denn überhaupt zu diesen Zuordnungen kommt, welche genetischen Marker auf welche Herkunft verweisen sollen. Ich vermute, daß man, wie bei solchen Zuschreibungen üblich, die Haplogruppen der X- und Y-Chromosomen bestimmt hat, die man mit gewissen regionalen Gruppen und deren mutmaßlichen vorgeschichtlichen Wanderungsbewegungen verbindet. Freilich sind diese Zuschreibungen rein statistischer Art und assoziieren abstrakte Labor-Kategorien (z.B. R1a1a), die nichts mit dem phänotypischen Erscheinungsbild, etwa der Haut-, Haar- und Augenfarbe zu tun haben, mit historisch-kulturellen Begriffen ("Slawen", "Germanen" ...) oder - sehr groben - regionalen Häufigkeitsverteilungen ("osteuropäisch"). Da man sich dabei, aufgrund der unvermischten Weitergabe der Chromosomen in der männlichen und weiblichen Linie, auf diese beschränkt, kommt man dann auch nicht zu solchen krummen Zahlen wie 11 Prozent. Wenn keine Mutation auftritt, gehört man in der männlichen Linie zu 100 Prozent derselben Haplogruppe an wie der Vater, Großvater usw. (in der weiblichen ebenso), und anhand dieser Linien werden dann, aufgrund der genetischen Verteilung gewisser Markierungen, Zuordnungen zu Gruppen wie "Germanen" usw. vorgenommen. "Mischungen" ergeben sich erst, wenn wir gleichsam die Stammeslinien kreuzen und z.B. den Vater der Mutter oder die Mutter des Vaters einbeziehen, weil die Chromosomen ja "über Kreuz" nicht weitergegeben werden. Bezieht man diese "Kreuzungen" über mehrere Generationen mit ein, ist jeder bald sehr "vermischt", und aufgrund der ungeheuren Zahl von Vorfahren (z.B. bei dreißig Generationen also zwei hoch dreißig) und der viel geringeren Anzahl tatsächlich verfügbarer Ahnen stammen wir alle - je weiter man zurückgeht, desto mehr - von denselben Leuten ab, nur in unterschiedlichesten Linien und Überkreuzungen. Daher kommt es dann zu solchen regelmäßig durch die Medien geisternden Meldungen, die meisten Deutschen stammen z.B. von Karl dem Großen ab (das stimmt - aber eben auch mit ähnlicher Wahrscheinlichkeit von jedem anderen, der damals lebte und ähnlich viele Nachfahren hatte).

Im Übrigen haben Andreas Vonderach und andere Komentatoren schon darauf hingewiesen, daß kein "klassischer Rassenkundler" je behauptet hat, die Deutschen wären rein nordisch; man braucht bloß ihre Kategorien ("westisch", "nordisch" usw.) in die Sprache der heutigen Genetik übersetzen und findet erstaunliche Übereinstimmungen: Der "westische" Typus gehört unter den deutschen Männern wohl größtenteils zur Haplo-Gruppe R1b, die in Deutschland und Europa am stärksten verbreitet ist (vor allem in Westeuropa); relativ wenige Deutsche gehören zu genetischen Linien, die für Skandinavier typisch sind; 10 bis 20 Prozent der männlichen Deutschen sind R1a1a-Männer (die zweithäufigste Gruppe in Europa und häufigste in Osteuropa und Westasien), und anhand gewisser Untergruppen lassen sich teilweise noch genauere Eingrenzungen der möglichen Herkunft vornehmen (z.B. gilt meine R1a1a-Untergruppe L-260 als typisch "westslawisch" - wenn man sie hat, waren die Vorfahren vielleicht "eingedeutsche" Polen oder germanisierte Wenden in Mitteldeutschland). Interessant also, wenn sich solche Zuordnungen mit der tatsächlichen Herkunft der Vorfahren, soweit bekannt, decken.
Aber jetzt bin ich ziemlich abgeschweift; mit dem dusseligen "Künstler" und dem noch dusseligeren Spiegel-Artikel hat das wenig zu tun - dergleichen informiert einen, wie immer, über nichts (außer über multikulturalistische Wunsch- und Feindbilder), sondern deutet höchstens an, welche - weggelassenen - Informationen interessant sein könnten.

Martin

20. November 2014 08:21

Aus demokratischer, egalitärer und höchstwahrscheinlich auch liberaler Sicht ergeben sich aus den ganzen Abstammungsthemen doch nur dann Probleme, wenn aus der Herkunft Rechte, Vorrechte, Legitimierungen, Privilegien, Abgrenzungs- und Sonderrechte hergeleitet werden, die, nationalistisch betrachtet, auch über die eigenen Landesgrenzen hinaus gelten und durchgesetzt werden sollen, also Weltgeltung haben sollen.

Wir wissen alle, aus welcher Ecke das erste größere Abstammungs- und damit faktisch auch "Rassensystem", welches nicht nur die Führer eines Stammes/Volkes erfasste, sondern eben den ganz Stamm/das ganze Volk, sich über Jahrtausende hinweg bis heute etabliert hat. Aber auch bei diesen gilt, wie der Fotograf mehr oder weniger mit seiner Arbeit bestätigt, der Spruch quod licet iovi non licet bovi ....

Nordlaender

20. November 2014 09:11

@ Waldgänger

"Je mehr man womöglich darüber zu philosophieren beginnt, desto mehr Verunsicherung entsteht.
Und das will der Spiegel doch!
Ich weigere mich einfach, mich großartig mit der Frage zu beschäftigen.
Was deutsch ist, weiß ich."

Dem kann ich mich nur anschließen.

Wieso, weshalb, warum? Wer alles hinterfragt, ist dumm. Was ist eine Frau. was ist ein Mann, was ist ein Tisch, was ist ein Stuhl, was ist ein Apfel, wer ist ein Deutscher?

Heimat ist immer nur dort, wo man sich nicht erklären muß. Nur dort, wo man Selbstverständliches miteinander teilt.

Heinrich

20. November 2014 09:19

Gomez Davila: "Der Rassist täuscht sich, wenn er glaubt, es gebe reine Rassen, der Antirassist wenn er glaubt, die Zutaten eines Getränks seien nicht von Belang."

Monika

20. November 2014 09:52

"Der Rassismus gehört in den Bereich der Mythologie und nicht der Wissenschaft. Selbst die Existenz einer arischen Rasse erkennt die heutige Wissenschaft nicht an. Es existieren keine reinen Rassen. "Rasse" ist eine zoologische Kategorie, keine anthropologische; eine prähistorische, keine historische. Die Geschichte kennt nur Nationalitäten, die das Resultat einer komplizierten Blutmischung darstellen. Die auserwählte arische Rasse ist ein Mythos, der von Gobineau geschaffen wurde."

"Aber wir leben in einem ganz und gar nicht humanen Jahrhundert, und die Ereignisse unserer Zeit lassen wenig Hoffnung auf eine Lösung der jüdischen Frage, indem man die Juden mit anderen Völkern verschmilzt und sie in ihnen auflöst. Dies würde auch das Verschwinden des Judentums bedeuten. Wenig Hoffnung auf die Lösung der jüdischen Frage besteht auch auf dem Wege der Bildung eines Selbständigen jüdischen Staates. Auch in ihrem eigenen alten Land erlebten die Juden Verfolgungen."

Beide Zitate stammen aus einem Aufsatz " Christentum und Antisemitismus" von Nikolj Berdjajew aus dem Jahre 1930.

Manchmal lohnt ein Blick in die Geistesgeschichte des frühen 20. ten Jahrhunderts.

Daraus ergeben sich Fragen an Erwin Babej.
1. Wenn wir alle Mischlinge sind, wann ist dann eine Kollektivschuld ausgemischt ?

2. wenn wir an einer Kollektivschuld festhalten , betrifft sie auch Menschen mit überwiegend kaukasischen Genen, die deutsche Staatsbürger sind ?

3. sind Babejs Ausführungen nicht rassistisch zu verstehen, da angedeutet wird, die deutsche Frage sei durch Verschmelzung der Deutschen mit anderen Völkern zu lösen ?
Manche gehen sogar noch weiter mit ihren deutschfeindlichen Äußerungen:

https://www.globalecho.org/augenoffnende-abhandlungen/deutschfeindliche-zitate/

Was ist überhaupt ein Deutscher ?
Gibt es da schon eine EU-Zertifizierung ?

Revolte

20. November 2014 12:32

Bin nach der Fotoserie noch auf einen aktuellen Beitrag von Jan Fleischhauer gestoßen. Es gibt Neues aus der Multikulti-Rassenkunde: Martin Gillos Einteilung in Herkunfts- und Zukunftsdeutsche ist schon wieder obsolet. Genuin Deutsche sollen künftig "Standard-Deutsche" geheißen werden.

Ein Vorschlag lautet jetzt "Standard-Deutsche" beziehungsweise "Copyright-Deutsche", um auf die "Norm-Vorstellungen" aufmerksam zu machen, von der Deutsche mit Migrationsgeschichte vermeintlich abweichen. Keine Ahnung, ob sich das durchsetzen wird. Ich könnte mir vorstellen, dass viele Chefredakteure erst einmal zurückzucken, weil sie Angst haben, die Leser denken, die Klon-Debatte habe jetzt die Integrationspolitik erreicht.

https://www.spiegel.de/politik/deutschland/fleischhauer-kolumne-ueber-toleranz-und-gleichberechtigung-a-1003603.html

Thuiskon

20. November 2014 12:53

Das deutsche Volk ist tot. Ist das zu provokant formuliert? Vielleicht. Aber es stimmt trotzdem. Derzeit sind 20% der Bevölkerung der Bunten Republik Migrantx. Die Zahl stimmt freilich nicht ganz, weil viele der 16 Mio. "Plusdeutschen" tatsächlich Volksdeutsche -- Niederländer, Österreicher, Rußlanddeutsche usw. -- sind, aber die Entwicklung ist doch klar ersichtlich.

Propaganda à la "es gibt ohnehin keine ethnischen Deutschen", wie sie auch der SPIEGEL-Artikel verbreitet, tragen das Ihrige dazu bei. Dabei ist sehr interessant, wie solche Schreiberlinge das Orwellsche Doppeldenk bis zur Perfektion treiben, indem sie einerseits ständig behaupten, es gebe keine ethnischen Völker, gleichzeitig aber die Ethnie anhand von Genanalysen bestimmen und freilich von Völkern wie den Kurden, den Tibetanern oder den Bantu sprechen, die es nach ihrer Volksdefinition ja eigentlich nicht gibt.

Gleichzeitig wird ständig die geschichtliche Unwahrheit verbreitet, Nationalitäten seien ohnehin etwas Neumodisches, das die Welschen 1789 entdeckt hätten, was nicht weiter weg von der Wahrheit sein könnte. Menschen wußten schon immer, welchem Volk sie angehörten. Schon im Mittelalter und der Frühen Neuzeit wurde darüber gesprochen und nachgedacht. Unvergessen sind Ulrich von Huttens Klagen darüber, daß Belgien verwelscht werde, und die Bemühungen Franzens I. und Karls V., ihr Deutschtum nachzuweisen, um Kaiser werden zu können.

Die ethnische Definition unseres Volkes ist keine 250, sondern mind. 1.000 Jahre alt. Das hat dann gleich einen ganz anderen Klang. Nur diese Definition hat einen Kant, der stets außerhalb des politischen Deutschlands lebte (Preußen war seinerzeit ein souveräner Staat), zu einem Deutschen gemacht, während ein Salieri, der aus Reichsitalien stammt, zu einem Nichtdeutschen gemacht.

Und heute sollen wir Deutschen akzeptieren, was kein nichtweißes Volk akzeptiert: keine Abstammungsgemeinschaft zu sein. Erst wenn ein blonder, blauäugiger Mann als Bantu, ein kohlschwarzer Jüngling als Chinese und eine mandeläugige Maid als Mexikanerin anerkannt wird, wäre es diskutabel, die ethnische Volksdefinition aufzugeben.

Freilich ist bei uns der Kuchen tatsächlich schon längst gegessen. Wir haben auf voller Linie verloren. Das deutsche Volk geht seinem Ende entgegen. Wenn das mein Namensvetter, unseres Volkes Stammvater, wüßte...

Zadok Allen

20. November 2014 14:11

@ Thuiskon

Menschen wußten schon immer, welchem Volk sie angehörten. Schon im Mittelalter und der Frühen Neuzeit wurde darüber gesprochen und nachgedacht.

Sehr richtig; man sollte darüber nachdenken, zu Illustrationszwecken entsprechende Belege zu sammeln. Hier ein schönes althochdeutsches Beispiel aus den Kasseler Glossen (um 820):

Spâher man.
toler.
Tole sint Uualhâ, spâhe sint Peigira;
luzîc ist spâhi in Uualhum,
mêra hapênt tolaheitî denne spâhi.

Kluger Mann.
Dummer.
Dumm sind die Welschen, klug sind die "Bayern";
klein ist die Klugheit der Welschen,
sie haben mehr Dummheit im Kopf als Klugheit.

Das Beispiel demonstriert auch die oben noch nicht thematisierte überragende Bedeutung der Sprache für die Ethnogenese. Ethnische Gruppen sind praktisch immer Gruppen, die eine spezifische sprachliche Varietät teilen, und die gemeinsame Sprache sichert die Endogamie.

Rainer

20. November 2014 16:42

Zu den Deutschen gehören auf jeden Fall alle, die Familienangehörige, Eltern, Großeltern, Urgroßeltern in den letzten beiden Kriegen verloren haben. Sie gehören damit einer Schicksalgemeinschaft an, der man eben nicht einfach beigetreten ist, weil es opportun war oder weil man sich dafür Vorteile erhofft hat, sondern für die man Opfer gebracht hat.

Der Kreis der Berechtigten für die deutsche Staatsangehörigkeit muss unbedingt wieder auf diejenigen Personen beschränkt werden, die uns sehr ähnlich sind, kulturell und phänotypisch, sowie auf diejenigen, die sich besondere Leistungen für Deutschland erworben haben. Dass eingebürgerte Salafisten mit deutschem Pass Kirchen ausplündern, um damit die Terrormiliz Isis zu unterstützen ist untragbar.

Deshalb sollte auch zusätzlich für alle Personen gelten, die eingebürgert werden möchten gelten: Wer sich für die Kulturschätze Deutschlands nicht interessiert oder sie sogar verachtet, kann niemals Deutscher werden.

Andrenio

20. November 2014 16:49

Überzeugungsmäßig betrachte ich mich als 100% Deutscher. Rassisch sieht das schon ganz anders aus, denn von den Chasarischen (litauischen Karaimen) Vorfahren stammt die dunkle Haut und eine in Deutschland extrem seltene Erythrozytenanomalie.
Als Fremdkörper scheine ich in der Umgebung aufgrund des hohen Wuchses und den blauen Augen nicht zu wirken, jedenfalls fragt mich niemand woher ich stamme (es sei denn wegen meines schwäbischen Einschlags)
In Israel leben ca. 25.000 Nachkommen der Chasaren. Ob ich wohl Aufnahme als Jude finden würde? In Indien bekam ich die Anwesenheit einer Kommission aus Israel mit, die tatsächlich durch Gennachweise eine jüdische Volksgruppe identifizierten, die unter den Indern als Arier galten.
Das macht doch die rassische Frage etwas obsolet.
Ansonsten gefiel mir von allen Beiträgen das kurze Zitat des großen Kolumbianers am besten, weil in wenigen Worten auf den Punkt gebracht.

jack

20. November 2014 18:39

Helene Fischer (* 5. August 1984 in Krasnojarsk, Russische SFSR) ist eine deutsche Schlagersängerin,...Helene Fischer wurde als zweites Kind des russlanddeutschen Ehepaares Maria und Peter Fischer in Sibirien geboren..
(wikipedia)

Wie deutsch ist die Künstlerin?

Neben der Sprache, dem Territorium ist wichtige Komponente der Definition des Deutschtums die gemeinsame historische Vergangenheit. Das deutsche Volk ist wie jedes Volk aus einem geschichtlichen Prozess hervorgegangen.

Gemeinsame materielle und spirituelle Kultur und die Pflege des Brauchtums, die Traditionspflege, nimmt einen wichtigen Platz in dem Bestand der Nationalität ein.

Innerhalb der Kultureinflüsse ist auch die Religion nicht unwichtig. Deutschland ist /war christlich geprägt.

Aus all den genannten Fakten ergibt sich das, was man Volkscharakter
nennt.

Zur Bestimmung der Volkszugehörigkeit gehören auch biologisch-konstitutionelle-rassische Elemente. Anhänger der nazistischen Rassentheorie haben diese in weit übertriebenem Maße in Betracht gezogen und politisch bis zum Genozid missbraucht.

Es ist jedoch nicht richtig, dass z.B. ein Vietnamese, Chinese oder ein Ghanese bei Besitz der deutschen Staatsbürgerschaft als Deutscher bezeichnet wird. Es ist eine Verwechslung oder Identifizierung des Volkstums mit der Staatszugehörigkeit.

Thuiskon

20. November 2014 18:56

Herr Allen, diese Belege sind gesammelt und werden geflissentlich ignoriert. Ich erkläre Ihnen, wie das in der Geschichtswissenschaft funktioniert. Dort gibt es zwei Fraktionen: die Mediävisten und die Modernisten.

Erstere gehen davon aus, daß die europäischen Völker im Mittelalter entstanden, und führen als Beweis entsprechende Belege an. Letztere kennen diese Quellen, ignorieren sie aber bewußt. Warum? Weil sie den Begriffen "Nation" und "Volk" einfach eine Definition gegeben haben, die "beweist", daß es vor dem 18. Jh. keine Nationen/Völker gegeben hat.

Beispielsweise müssen die Angehörigen eines Volkes dieser Definition nach eine gewisse soziale und regionale Mobilität aufweisen, einen gewissen Bildungsstandard haben und landesweit verfügbare Medien konsumieren und als Staatsbürger am Gemeinwesen partizipieren. Da das vor 1789 nicht der Fall war, gab es den Modernisten zufolge davor keine Völker. Punkt.

Und wenn man ihnen dann Quellenbelege bringt, die eindeutig beweisen, daß es auch im Mittelalter und der Frühen Neuzeit ein Nationalbewußtsein gab, wird das mit dem Verweis auf die "Forschungsergebnisse", also auf die ausgeschwitzten Theorien, "widerlegt". Das heißt, man paßt die Realität seinen Theorien an, anstatt die Theorien der Realität anzupassen.

Und da diese Sichtweise, die dem Großen Bruder größte Freude bereiten würde, sehr gut ins bundesrepublikanische Geschichtsbild paßt, wird sie in allen populärwissenschaftlichen Büchern und Fernsehsendungen gebetsmühlenartig wiederholt: "Vor 1789 gab es keine Nationen. Amen." Doppeldenk kommt ins Spiel, wenn man dann aber doch über die Zeit vor 1789 spricht, massenhaft Belege für ein Nationalbewußtsein anführt und gleichzeitig behauptet, es habe noch kein Nationalbewußtsein gegeben. Das finden Sie in so ziemlich jedem Buch über deutsche Geschichte.

Aber da wir keine Zukunft haben, ist es eigentlich recht konsequent, uns auch die Vergangenheit zu nehmen.

Nordlaender

20. November 2014 22:21

@ jack

"Anhänger der nazistischen Rassentheorie haben diese in weit übertriebenem Maße in Betracht gezogen und politisch bis zum Genozid missbraucht."

Mal als Gleichnis formuliert: Jemand findet Heidi Klum einfach wunderschön, bezaubernd, was ihr äußeres Erscheinungsbild anbelangt. Es sei nun eine Tyrannei gegeben, unter der es ein sehr schweres Gedankenverbrechen darstellt, die offenkundige Schönheit der Klum zu leugnen. Wer so ein Delikt begeht, kann mit langjähriger Haftstrafe rechnen.

Wie kann man unter diesen besonderen Bedingungen dann so charakterbefreit sein, so ein Schubiack, so ein Diederich Heßling 2.0, daß man öffentlich von der Schönheit der Klum lauthals schwärmt?

Nordlaender

20. November 2014 22:56

@ Andrenio

https://de.wikipedia.org/wiki/Kar%C3%A4er

Nicht gerade das unkomplizierteste Thema, die Anthropologie.

"In Israel leben ca. 25.000 Nachkommen der Chasaren."

Könnten Sie eventuell noch zusätzliche Empfehlungen weiterreichen, seriöse Quellen, die die Bevölkerungszusammensetzung Israels erläutern?

Turmkönig

21. November 2014 02:44

Auch Hannah Arendt macht einen Unterschied zwischen (ihrer jüdischen) Volkszugehörigkeit und (ihrer deutschen) Staatsangehörigkeit:

Gaus: Ich möchte gern das, was Sie das Besondere Ihres Elternhauses genannt haben, etwas erläutert bekommen. Sie sagen, daß es für Ihre Mutter nie eine Notwendigkeit gegeben hatte – bis Ihnen das auf der Straße widerfuhr –, Sie über Ihre Zugehörigkeit zum Judentum aufzuklären. War die Bewußtheit, Jude zu sein, die Sie für sich in dem Brief an Scholem reklamieren, Ihrer Mutter verloren gegangen? Spielte das für sie gar keine Rolle mehr? War hier eine Assimilation geglückt, oder gab sich Ihre Mutter jedenfalls der Täuschung hin, daß sie geglückt sei?

Arendt: Meine Mutter war nicht sehr theoretisch veranlagt. Daß sie da irgendwelche spezielle Vorstellungen gehabt hat, glaube ich nicht. Sie selber kam aus der sozialdemokratischen Bewegung, aus dem Kreis um die Sozialistischen Monatshefte; auch mein Vater, vor allen Dingen aber meine Mutter. Und die Frage hat keine Rolle für sie gespielt, sie war selbstverständlich Jüdin. Sie würde mich nie getauft haben! Ich nehme an, sie würde mich rechts und links geohrfeigt haben, wäre sie je dahintergekommen, daß ich etwa verleugnet hätte, Jüdin zu sein. Kam nicht auf die Platte sozusagen. Kam gar nicht in Frage!
Aber die Frage selber hat natürlich in den 20er Jahren, in denen ich jung war, eine viel größere Rolle gespielt als für meine Mutter. Und für meine Mutter spielte sie, als ich erwachsen war, auch eine viel größere Rolle als vorher in ihrem Leben. Das liegt aber an den äußeren Umständen. Ich, zum Beispiel, glaube nicht, daß ich mich je als Deutsche – im Sinne der Volkszugehörigkeit, nicht der Staatsangehörigkeit, wenn ich mal den Unterschied machen darf – betrachtet habe. Ich besinne mich darauf, daß ich so um das Jahr ‘30 herum Diskussionen darüber zum Beispiel mit Jaspers hatte. Er sagte: "Natürlich sind Sie Deutsche!" Ich sagte: "Das sieht man doch, ich bin keine!"

Artikel: https://www.rbb-online.de/zurperson/interview_archiv/arendt_hannah.html
Video: https://www.youtube.com/watch?v=dsoImQfVsO4 19:23-21:37

Als ich im Schulunterricht auf ebendiesen Unterschied aufmerksam machte, versicherte mir mein Lehrer, ich sei einer bitterbösen Nazitheorie auf den Leim gegangen. Volks- und Staatsangehörigkeit, darin bestehe kein Unterschied, und das Jüdischsein sei ja ohnehin nur eine Frage der Religionszugehörigkeit ...

Waldgänger

21. November 2014 16:21

@ Turmkönig

Ihr hoch interessanter Beitrag zu Hannah Arendt weist einmal mehr darauf hin, dass die jeweiligen Menschen in der Regel ziemlich genau wissen, wo sie sich zugehörig fühlen.
Der Deutscher ist, der weiß das eben.
Und wer sich nicht zugehörig fühlt, der weiß das auch.

So hörte ich beispielsweise auch von einem befreundeten Lehrer, dass seine türkisch- und arabischstämmigen Schüler mit deutscher Staatsangehörigkeit sich in der großen Mehrheit mitnichten selber als "deutsch" bezeichnen. Sie betrachten sich unabhängig von der Staatsangehörigkeit weiterhin als Araber oder Türken
Ja, sie sprechen sogar teilweise von sich selbst weiterhin als "Ausländer", obwohl sie den deutschen Pass haben (...)

Martin Lichtmesz

21. November 2014 16:28

Badeschluß, Dank an alle!

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