Diese hatte sich in Offenbach mindestens einem jungen Mann (dem Täter) entgegengestellt, der auf einer Restauranttoilette zwei junge Mädchen belästigte – den Berichten zufolge waren diese blond und zwischen 13 und 16 Jahren alt. Für ihren Mut hat sie mit dem Leben bezahlt und wird dafür nun in den Medien gefeiert.
Tugçe A. starb am 28.11., ihrem 23. Geburtstag, an den Folgen der Gewalteinwirkung. Vor dem Krankenhaus hatten sich etwa 1,500 Menschen zu einer Mahnwache versammelt. Ebensoviele fanden sich zu ihrem Begräbnis ein. Inzwischen hat sich sogar Bundespräsident Gauck eingeschaltet und seiner tiefen Betroffenheit Ausdruck verliehen:
Bundespräsident Joachim Gauck hat den Eltern der verstorbenen Studentin Tugçe A. sein Beileid ausgesprochen. “Niemand kann den Schmerz ermessen, den Sie, Ihre Familie und die Freundinnen und Freunde Ihrer Tochter jetzt erleiden”, schrieb Gauck am Samstag in einem Kondolenzbrief.
“Wo andere Menschen wegschauten, hat Tugçe in beispielhafter Weise Mut und Zivilcourage bewiesen und stand den Opfern einer Gewalttat bei.” Dabei sei sie “selbst zum Opfer eines brutalen Verbrechens geworden”.
Gauck schrieb weiter, er sei “entsetzt und erschüttert” über die Tat. “Ich bin wie ungezählte Bürgerinnen und Bürger entsetzt und erschüttert über diese schreckliche Tat”, schrieb er. “Tugçe hat unser aller Dankbarkeit und Respekt verdient. Sie wird immer ein Vorbild bleiben. Unser ganzes Land trauert mit Ihnen.”
Gauck hat außerdem in Aussicht gestellt, Tugce postum mit dem Bundesverdienstkreuz zu ehren. Dies geht auf eine Initiative der Internetplattform change.org zurück, die zu diesem Zweck eine Online-Petition ins Leben gerufen hat und bisher rund 167 500 Unterschriften gesammelt hat; auch der hessische Ministerpräsident Volker Bouffier (CDU) unterstützt sie (siehe hier):
“Wir sind tief betroffen von der Gewalttat und dem sinnlosen Ende dieser jungen Frau”, heißt es in einer Erklärung der Landesregierung.
Angehängt an den Zug haben sich auch die üblichen Kriechtiere wie BILD-Kolumnist Franz Josef Wagner, der die wehrlose Verstorbene mit zuckrigem Schleim übergossen hat.
Warum diese große Anteilnahme? Die dpa hat die gelehrte Einlassung eines Psychologen verbreiten lassen, in der es heißt:
Mahnwachen, Kerzen, Blumen – die Trauer um Tugce A. scheint grenzenlos. Das Schicksal der Studentin ruft starke Gefühle hervor. Die große öffentliche Trauer zeigt für den Offenbacher Psychologen Werner Gross den starken Wunsch nach einer Heldin.
“Jemand verhält sich so, wie es viele eben nicht tun.” Diese Erkenntnis löse starke Emotionen aus, multipliziert durch die Verbreitung in den sozialen Netzwerken, sagte der Offenbacher Psychologe der Deutschen Presseagentur. (…)
Die öffentlich geweinten Tränen – für den Psychologen sind sie ein Ventil. “Wir sind alle voller Emotionen”, sagt Gross. In den Trauerbekundungen vieler Menschen, die Tugce nie begegnet sind, sieht der Psychologe auch eine Kulturveränderung. Sei in der deutschen Tradition eigentlich eher stilles Gedenken üblich, stehe in anderen Kulturen öffentliches und sichtbares Trauern im Vordergrund.
Das klingt natürlich alles wenig befriedigend. Die genannte angebliche “Kulturveränderung” etwa hat wohl weniger mit einem Bewußtseinswandel der Deutschen zu tun, als damit, daß unter den Trauernden naturgemäß sehr viele Türken sind, wie man auf den kursierenden Fotos exponiert sehen kann. In jedem Fall erscheint das als ein eher irrelevanter Hinweis, der nichts klärt oder erklärt. (Die inniger ausgedrückte Trauer kann aber auch noch einen anderen Grund haben – doch davon später.)
Immerhin verweist der dpa-Artikel auf einen ähnlichen, länger zurückliegenden ähnlichen Fall, der ebenfalls mit staatlichen Würdigungen bedacht wurde:
Auch nach dem gewaltsamen Tod des Geschäftsmanns Dominik Brunner, der sich 2009 in München schützend vor vier Schüler gestellt hatte und von zwei Angreifern zu Tode geprügelt worden war, hatte es bundesweite Trauer und heftige Debatten um Jugendgewalt gegeben. Posthum erhielt Brunner das Bundesverdienstkreuz, eine Münchner Straße wurde nach ihm benannt.
Die Täter im Falle Brunner waren zwei semmelblonde Deutsche, was einen willkommenen Anlaß bot, die Debatten um Migrantengewalt auf das Schlagwort “Jugendgewalt” zu reduzieren und ihren ethnisch-kulturellen Hintergrund abzuschwächen. Wären die Täter etwa Türken oder Kurden gewesen, hätte es dann auch noch staatliche Weihen für den Helden gegeben?
Nur die sehr Naiven und wenig Orientierten werden eine solche Frage zynisch finden. Andere Fälle, in denen Menschen ähnlich gehandelt haben wie Brunner, sind kaum bekannt geworden. In Fürth hat im August 2013 ein 26jähriger Mann versucht, eine Frau vor sexueller Belästigung durch eine Bande junger Türken zu schützen, woraufhin er bewußtlos geschlagen und schwer verletzt wurde. In Bremen attackierten im Dezember 2012 vier “Südländer” eine Frau und traten sie und einen hinzueilenden Helfer beinahe tot. In Berlin prügelten im August 2011 vier Jugendliche mit “Migrationshintergrund” einen Familienvater ins Krankenhaus, der seine Tochter vor Pöbeleien schützen wollte. Ein ähnlicher Vorfall ereignete sich in Villingen-Schwenningen im Dezember 2013. In Hamburg bezahlte im Juni 2010 Pascal E. mit dem Leben dafür, daß er seine Freundin vor einem pöbelnden Türken in Schutz nahm.
Nun könnte man einwenden, daß in diesen Fällen mit Ausnahme Pascals die Opfer die Angriffe überlebt hätten, und darum der Schweregrad geringer sei. Über den Ausgang hat jedoch lediglich der bloße Zufall entschieden. Als der Serbe Sanel M. mit explodierender Wut auf Tugçe losging, hatte er wohl auch nicht vor, sie zu töten. Die meisten dieser Täter agieren blindwütig, ohne die Folgen ihres Handelns zu bedenken.
Wahrscheinlich ahnte auch Tugçe selbst nicht, wieviel sie durch ihr Einschreiten riskierte. Es ist unwahrscheinlich, daß sie auf der Toilette von McDonald’s mitten in eine versuchte Vergewaltigung geplatzt ist; wahrscheinlicher werden Pöbeleien und anzügliche Bemerkungen gewesen sein. Von Ellen Kositza, die in Offenbach aufgewachsen ist, vernehme ich, daß dort sexuelle Belästigungen und Übergriffe dank des mittlerweile exorbitant hohen Südländer-Anteils auf der Tagesordnung stehen. Wer sich dort als Frau behaupten will, muß sich ein dickes Fell zulegen. Wie die meisten Türkinnen wird auch Tugçe diesbezüglich tough und nicht auf den Mund gefallen sein.
Der Täter attackierte sie nicht unmittelbar nach dem Zusammenstoß, sondern lauerte ihr auf dem Parkplatz vor dem McDonald’s‑Restaurant auf, in dem sich die Auseinandersetzung abgespielt hatte. Ein Freund versuchte vergeblich, ihn zurückzuhalten. Im Gegensatz zu anderen hat Tugçe fatales Pech gehabt; wie viele andere auch war sie “zur falschen Zeit am falschen Ort”. Die beiden bedrängten Mädchen hatten Berichten zufolge übrigens lange Zeit keine Ahnung, wie sich der Abend fortgesetzt hatte. Erst Tage später erfuhren sie es aus der Zeitung.
Tugçe A. ist übrigens nicht die erste Migrationshintergründige, die ihr Leben auf diese Weise verloren hat. Die BILD-Zeitung hat eine kleine Liste von getöteten “Helden” veröffentlicht, die bunt durchmischt ist: neben Dominik Brunner finden sich der Nigerianer Emeka Okoronkwo, dann Fabian Salar-Saremi und Darius Ekbatani. Auch hier vor allem: sexuelle Übergriffe, Gewalt von “Jugendlichen”. In vier von fünf genannten Fällen waren die Täter ausländischer Herkunft (offenbar auch im Fall Salar-Saremi, wo sich einer der Täter der Verurteilung durch Flucht in die Türkei entzog.)
Warum also bekommt gerade Tugçe A. eine solche Aufmerksamkeit? Ein Grund ist gewiß, daß eine junge, hübsche, noch dazu migrantische Frau als Opfer und Heldin emotional gesehen für die Medienverwertung mehr hergibt, als ein fünfzigjähriger deutscher Mann. Dazu kommt, daß Gewalt, die von Männern gegen Frauen ausgeübt wird, erheblich schockierender und brutaler wirkt als Gewalt von Männern gegen Männer.
Allerdings scheinen hier auch gewisse Instrumentalisierungstendenzen vorzuliegen. Sie sind nicht allzu offensichtlich, schwingen eher “subtextuell” mit. Der oben genannte dpa-Psychologe sieht wie gesagt in der Welle der Anteilnahme, die momentan durch das Land geht, einen “Wunsch nach einer Heldin” am Werk. Meint er das wirklich so: “Heldin”? Oder hat er nur korrekt gegendert, und generell “Helden” gemeint? Welcher Art? Wozu? Dazu hat er nichts zu sagen.
“Unglücklich das Land, das Helden nötig hat”, heißt es bei Bertolt Brecht. Unglücklich ist Deutschland heute auf jeden Fall, und Helden sind ihm schon lange verboten. In den Fall Tugçe A. scheint sich mir eine Art von Versöhnungsphantasie hineinzuprojizieren, die einen Anlaß bietet, das strukturelle Problem der Migrantengewalt unscharf werden zu lassen und zu sentimentalisieren. Denn es handelt sich hier um einen Komplex, der mehr ist als eine Summe von sich zufälligerweise häufenden Einzelfällen.
Über die gesellschaftlichen Bruchlinien, die der Multikulturalismus in Deutschland verursacht hat, weiß jeder Bescheid, der sich nicht ganz blind und dumm stellt. Viele möchten die Dinge lieber einfacher haben, möchten, daß die Bruchlinien zwischen Friedlichen und Gewalttätigen, Anständigen und Kriminellen, Integrierten und Aufsässigen verlaufen, dabei tief drinnen ahnend, daß die Lage viel komplizierter ist. Man möchte wie immer ein ausländischstämmiges Opfer umarmen, um sich als guter Deutscher zu fühlen, vielleicht auch, um damit endlich mal mit gutem Gewissen seinem Unbehagen über die kriminellen und gewalttätigen Folgen einer fehlgeleiteten Einwanderungspolitik Ausdruck verleihen zu dürfen. Vielleicht ist das ein Grund, warum heute alle “Tugçe sein” wollen, warum sie zur “Heldin der Nation” ernannt wird. Sie ist nun ein “Vorbild für uns alle”, damit wir wieder “wir” sagen können.
Wie ein Kommentar von Henning Hoffgaard in der Jungen Freiheit zu dem Fall zeigt, sind es gerade bestimmte Konservative, die diesem illusorischen Köder auf den Leim gehen. Hoffgaard bezeichnet Tugçe A. als “vorbildlich integrierte türkischstämmige Studentin”. Warum eigentlich? Die Tatsache ihres Eingreifens allein sagt noch rein gar nichts über den Grad oder die “Vorbildlichkeit” ihrer Integration aus, denn Integration besteht ja nicht allein in anständigem Verhalten, was eine Selbstverständlichkeit sein sollte. Mangel an “Integration” ist nicht primär eine Frage von Asozialität, sondern eher von einer kulturellen und nationalen Identifikation, der man den Vorzug gibt.
Wie ein paar Spürnasen herausgefunden haben, scheint Tugçe firm in ihrer türkischen und muslimischen Identität verankert gewesen zu sein (ihr Leichnam wurde übrigens in der Moschee des notorischen Kulturkampfvereins DITIB aufgebahrt), inklusive türkischsprachigen Einträgen und stolz präsentierten Bildern von Türkeifahnen. Für eine Familie, die seit den sechziger Jahren in Deutschland ansässig ist und “deren Männer damals bei Opel in Rüsselsheim zum Wirtschaftswunder beitrugen” scheint mir das kein allzu großer “Integrations”-Erfolg zu sein, sofern man damit eine ausreichende Identifikation mit den Einwanderungsland versteht.
Durchaus im Mainstream der muslimischen Milieus in Deutschland liegt auch Tugçes leidenschaftliche Israel-Feindlichkeit, der sie auf ihrer Facebook-Seite mit militanten pro-palästinensischen Slogans lautstarken Ausdruck verlieh. Im Gegensatz zu manchen Genossen von pi-news halte ich das allein nicht für einen schrecklich häßlichen und grundlos-bösen “Judenhaß”. Aber es sagt doch einiges über Tugçes primäre Identifikationen aus. Für eine Stilisierung zur Märtyrerin der geglückten Integration eignet sie sich angesichts dieses Materials nicht wirklich, aber ich vermute, daß genau diese Vorstellung ihren derzeitigen Appeal wesentlich befördert.
Völlig zu Recht aber weist Hoffgaard auf eine andere Problematik hin: nämlich auf die Frage, warum der 25jährige Daniel S., der im März 2013 von einer Türkengang ins Koma geprügelt wurde und schließlich verstarb, bedeutend weniger emotionsgeladene Publicity erhielt als heute Tugçe A. Weil er kein “Held” war? Daß er mutig war, ist eine allgemein anerkannte Tatsache: übereinstimmend wird berichtet, daß er sich den auf ihn wartenden Totschlägern stellte, um schlichtend in einen Streit zwischen und ihnen und einigen Deutschen einzugreifen. “Streitschlichter” also nicht gleich “Streitschlichter(in)”?
Indes hielt es damals, sofern ich es denn nicht verpaßt habe, kein Bundespräsident Gauck in irgendeiner Weise für nötig, sich zu der Sache zu äußern, von Entsetzen und Trauer und der Notwendigkeit des “Hinschauens” zu sprechen oder den Eltern des tragisch Verstorbenen zu kondolieren; kein Pieps kam über Franz Josef Wagners schmierige, dabei sonst sehr meinungsfreudige Lippen.
Während antifantisches Gelichter in Kirchweyhe am Tag des Begräbnisses höhnische Pamphlete mit Titeln wie “Wenn Deutsche heulen” verteilten, sahen es die Medien als ihre dringlichste Aufgabe an, daß die Mordtat nicht von “Rechtsextremisten” “mißbraucht” werde (Beispiel: hier und hier) , und manche begannen gar nach etwaigen rechten Umtrieben Daniels zu schnüffeln. Vermutlich waren die Spürhunde sehr enttäuscht, als sie nichts fanden; man kann sich ausmalen, was passiert wäre, hätten sie auf seiner Facebookseite ähnlich israelfeindliche Statements gefunden wie auf Tugçes. Die Stadt Kirchweyhe reagierte prompt auf den Druck und stellte die Mahnwache für Daniel S. unter das passende Motto „Weyhe ist bunt, nicht braun“.
Es ist offenbar leider so: es gibt in Deutschland faktisch tatsächlich Opfer erster, zweiter und dritter Klasse. Kirchweyhe hat die Nation an einige unbequeme Tatsachen erinnert, Angst vor einem “Pulverfaß” geweckt, weshalb die Berichterstattung einer mühevollen Schadensbegrenzung glich. Für Deutsche als Deutsche herrscht eben Klageverbot. Offenbach dagegen hat der Nation Gelegenheit gegeben, sich einer tröstlichen Illusion hinzugeben, und darum wird im Gegensatz zu Daniel S. dementsprechend hemmungslos in Gefühlen geschwelgt. In beiden Fällen werden sowohl die Täter als auch das strukturelle Problem, dessen Symptom sie sind, aus dem Blickfeld gedrängt.
Aber seien wir nüchtern, ohne den Respekt vor den Toten schmälern zu wollen: die “Zivilcourage” – um ein reichlich besudeltes Wort zu benutzen – von einzelnen Menschen allein, die mit ihrer Unversehrtheit oder gar ihrem Leben bezahlen, wird kein einziges größeres Problem lösen, egal wie viele noch für einen verrückten Mut oder Selbstüberschätzung oder eine unüberlegte Geste sterben müssen. Womöglich dient Tugçe A. bestimmten Politikern nun auch als Alibi, weiterhin über die tieferen Ursachen und Voraussetzungen der Gewalt zu schweigen.
Sie haben allen Grund dazu, denn sie sind im Großen und Ganzen gesehen mit all ihren Lügen und Gauckeleien die eigentlichen Verantwortlichen für Kirchweyhe und Offenbach – diese beiden pars pro toto genannt. Eine fortgesetzte falsche Einwanderungs- und Integrationspolitik wird weiterhin sinnlose Todesopfer fordern, Daniels oder Tugçes, denen Gauck dann kiloweise das Bundesverdienstblech ins Grab nachschmeißen kann soviel er will, als Eisernes Kreuz für den Tod an der Front der alternativlosen multikulturellen Kollateralschäden. Und dies natürlich nur insofern, als das Opferprofil in das Kalkül seiner Kaste paßt.
Waldmensch
Was hätte es wohl für "Reaktionen" gegeben, wenn der Täter deutscher Abstammung gewesen wäre? Da ist uns propagandistisch wohl einiges "erspart" geblieben.