aus der linksanarchistischen Szene stammende Publizist Lutz Meyer (Jahrgang 1962) wird bis auf weiteres beitragen, Abonnenten der Druckausgabe unserer Zeitschrift kennen ihn seit Dezember 2014:
Da gab er seinen Einstand mit einer markentechnischen Analyse der PEGIDA-Bewegung. Wortgewandtheit, Stilsicherheit und ein eigener Ton fallen auf, und so hat Lutz Meyer gleich nachlegen können und für die beiden ersten Hefte des Jahrgangs 2015 die Autorenportraits verfaßt:
Für das Themenheft Martin Heidegger schrieb er über den südkoreanischen Kultur- und Medienphilosophen Byung-Chul Han. Und in der April-Ausgabe erinnert er an den Schriftsteller Friedrich Reck-Malleczewen, dessen historischer Roman Bockelson. Geschichte eines Massenwahns über die Münsteraner Wiedertäufer-Bewegung in wenigen Wochen bei Antaios erscheinen wird. Das Vorwort zu dieser Neuausgabe hat selbstredend Lutz Meyer beigesteuert.
Was erhoffen wir uns von den Beiträgen unseres neuen Autors? Anstiftungen zu einer an anderem Ort und unter anderen Umständen geschulten Schau auf die eigene Theorie. Nicht umsonst wirken Renegaten von Links fruchtbar in unserer Szene – man denke an Günther Maschke, Bernd Rabehl oder Hans-Dietrich Sander.
Morgen früh legt Lutz Meyer los.
Meier Pirmin
Friedrich Reck-Malleczewen, der Dandy, der einigermassen salopp gegen "Verniggerung, Amerikanisierung und Weiberherrschaft" anschrieb, nichtsdestotrotz und erst recht seine Tage kurz vor Kriegsende im KZ Dachau beschloss, war ein konservativer Revolutionär zwischen Stühlen und Bänken. Was er über den Massenwahn der Wiedertäufer schrieb, erinnerte mich einerseits an Paracelsus, der sich über das Phänomen auch äusserte und Friedrich Dürrenmatt, dessen Wiedertäuferdrama "Es steht geschrieben" in Zürich 1947 in Bearbeitung von Peter Lotar, einem Deutschprager, aufgeführt wurde. Reck-Malleczewen gehört zu denjenigen, die über den Anruf an die Geschichte die Gegenwart kritisieren wollten, wie dann zum Beispiel ab 1935 Reinhold Schneider. Dass Lutz Meyer auf diesem Gebiet geforscht hat, scheint mir anregend und für sein ferneres Wirken als Kolumnist noch einiges zu versprechen.