daß der sich beim Zeitschriftenversand »selbst die Hände dreckig macht«: Pünktlich zum Monatsanfang sind in einem Kraftakt sämtliche Abonnenten beschickt worden. Die neue Ausgabe der Sezession ist da und vereint als offenes Heft auf 62 Seiten ein breites Spektrum an Themen.
+ Den Anfang macht Götz Kubitscheks Gespräch mit André Lichtschlag von eigentümlich frei. Die Ereignisse rund um die Hayek-Gesellschaft und ihre personelle Positivauslese stehen symptomatisch für einen aufkeimenden Widerwillen: Es muß und soll nicht mehr über jedes hingehaltene Stöckchen gesprungen werden, was Lippenbekenntnisse und eilfertige Distanzierungen angeht. Vor knapp zwei Monaten sprach bereits Dr. Dr. Thor v. Waldstein (auch) darüber.
+ Es folgt ein Autorenporträt des “Transzendentalbelletristen” Odo Marquard, der im Mai dieses Jahres verstorben ist. Julius Möllenbach spürt dem Denkstil des Gießener Sozialphilosophen nach, der sich insbesondere auch kritisch mit der Geschichtsphilosophie seiner Zeit auseinandersetzte und als Angehöriger der Ritter-Schule eine deutliche Gegenposition zum kunterbunt-wohlfühllinken Einheitsbrei der Fortschrittsdenker einnahm.
+ In den 1960er Jahren war es – noch – kein großes Problem, als dissidenter Denker seinesgleichen zu unterstützen und einen Funktionärsclub wie die CSU nachgerade zu kapern: Das kurzweilige Zusammenwirken von Armin Mohler, Franz Josef Strauß und dem jungen, antikommunistischen Heißsporn Marcel Hepp ist Betrachtungsgegenstand des Beitrags »Alter Rechter, junger Rechter, kein Rechter« aus der Feder meiner Wenigkeit.
+ Nicht nur kann man bei Facebook (ganz im Sinne der »genderfeministischen Psychopathologie«) frei aus allen nur irgend denkbaren Spielarten geschlechtlichen Rollenspiels wählen: Schon lange vorher war es dem geneigten Selbstdarsteller möglich, neben Ehe oder Verlobung auch eine ggf. vorhandene “offene Beziehung” bekanntzugeben. Was der auch von Spiegel und NEON rege beförderten Scheinnormalität der Polyamorie zugrundeliegt, hat Ellen Kositza erforscht und dabei festgestellt, wie anstrengend das Laissez-faire tatsächlich ist:
Unter Polyamoren muß viel geredet, geklärt und verbindlich geregelt werden: mit dem aktuellen Hauptgegenüber, mit Dritten und sich selbst (»sexuelle Selbstfindung«), so daß viele Polyamore eingestehen, ihre Erwerbstätigkeit zugunsten der Feilung ihres Liebesprofils zurückgesteckt zu haben.
+ Dr. Erik Lehnert beschäftigt sich mit einer Art Ahnenreihe der Metapolitik, die weit hinter Aufklärung und Moderne zurückgreift sowie einer selbstbewußten »Beurteilung der Lage« das Wort redet.
+ Martin Lichtmesz hat an Pfingsten die jährliche Wallfahrt von Notre Dame nach Chartres mitgemacht und einen nachdenklich-auratischen Reisebericht darüber verfaßt. Seine Fahrtenlektüre umfaßte Houellebecq, Péguy, Huysmans und – natürlich – Jean Raspail.
+ Thomas Schmidts Lageanalyse »Bevölkerungsaustausch in Europa: Ursachen – Stand – Perspektiven« ist in erweiterter Form und um einen Bildteil zur diesbezüglichen Kampagne der Identitären Bewegung Österreich ergänzt im Heft enthalten.
+ Felix Menzel hat »Die Profiteure der Masseneinwanderung« unter die Lupe genommen und anhand einschlägiger Statistiken deren Geschäftsmodell Asyl demaskiert.
+ Siegfried Gerlich hat sich eingehend mit einer der schillerndsten Persönlichkeiten des rechten Lagers seit der Wende befaßt: Dr. Reinhold Oberlercher, Nationalmarxist, »Hamburgs Dutschke« (so der Spiegel 1967) und Vollender des Marxschen Kapitals. Außerdem Verfasser des berüchtigten 100-Tage-Programms der nationalen Notstandsregierung sowie der Kanonischen Erklärung zur Bewegung von 1968. Wie dies alles in einem einzigen Denker zusammengeht – Gerlich versucht, den »letzten Hegelianer« zu fassen.
+ Am 6. und 9. August jähren sich die US-amerikanischen Atombombenabwürfe auf Hiroshima und Nagasaki zum siebzigsten Mal. Aus diesem Anlaß hat Prof. Dr. Yoshitaka Fukui von der Tokioter Aoyama-Gakuin-Universität einen Artikel über die volkspsychologische Wirkung dieser Städtevernichtungen verfaßt – und sie passenderweise in einen Sinnzusammenhang mit der Auslöschung Dresdens vor ebenfalls 70 Jahren gebracht.
+ Daß taz-Chefin Ines Pohl im vergangenen Monat ihren Wechsel zur Deutschen Welle bekanntgab, wird vielleicht noch einige Leser verwundert haben. Daß zur Verwirrung keinerlei Anlaß besteht, weist Benedikt Kaiser in seinem Text über »Linksliberales Stühlerücken« nach: Linke bis antideutsche Medien wie Jungle World oder eben die taz tauschen fröhlich ihr Personal mit der nur scheinbar verhaßten Springer-Presse und den Öffentlich-Rechtlichen aus. Das Bindeglied über alle ideologischen Grenzen hinweg stellt hierbei die transatlantische Gesinnung dar. In unserer mainstream-Medienlandschaft findet sich damit eine direkte Perpetuierung der Nachkriegs-Marionettenberichterstattung, der Dr. Stefan Scheil ein kundiges Buch gewidmet hat.
+ Zuletzt hat sich Dr. Michael Rieger mit den »Weimarer Schützengräben« befaßt, das heißt einem Überblick über literarische Stimmen zum und aus dem Ersten Weltkrieg. Seine literaturwissenschaftliche Herangehensweise ergänzt dabei hervorragend Günter Scholdts Studie über die »große Autorenschlacht« und stellt die Bedeutung des Dichters für die Etablierung eines Geschichtsbilds heraus.
+ Rezensionen und Vermischtes runden die Ausgabe ab; besprochen werden etwa Giorgio Agambens Das Geheimnis des Bösen. Benedikt XVI. und das Ende der Zeiten und Macht in der Mitte. Die neuen Aufgaben Deutschlands in Europa von Herfried Münkler.
Abonnenten sollten das Heft dieser Tage erhalten; Einzelbestellungen und die Einsicht in das Inhaltsverzeichnis sind hier möglich. Ein Jahresabonnement innerhalb Deutschlands und Österreichs kostet 50 Euro, ermäßigt für Nichtverdiener 35 Euro (jeweils inkl. Porto). Drei ältere Hefte gibt es zudem als Prämie.
Andrenio
Ist angekommen! Schon auf den ersten Blick ein weiteres Qualitätsprodukt.