Szene-Kaleidoskop IX: Widerstandsmodi

Wenn die derzeitige Lage überhaupt irgend etwas Gutes hat, dann zumindest dies: Es gärt weiterhin allerorten, und Möglichkeiten – vor allem Gelegenheiten! – zum Handeln gibt es reichlich.

Nils Wegner

Nils Wegner ist studierter Historiker, lektorierte 2015–2017 bei Antaios, IfS und Sezession und arbeitet als Übersetzer.

Für eine Unter­wei­sung in Sachen Wider­stän­dig­keit hat man sich bei PI eines abso­lu­ten Klas­si­kers ange­nom­men: Ernst Jün­gers 1951 ver­öf­fent­lich­ter Essay Der Wald­gang ist natür­lich längst kano­ni­siert und gehört in jede “Biblio­thek der Selbst­be­haup­tung” – das hat man mitt­ler­wei­le auch in den USA erkannt, wo das Werk erst seit 2013 in eng­li­scher Über­set­zung vor­liegt. Für all jene aber, die durch die viel­fäl­ti­gen regie­rungs­sei­ti­gen Drang­sa­lie­run­gen nun lang­sam auf den sprich­wört­li­chen Trich­ter kom­men, hat sich der PI-Kom­men­ta­tor “Sel­ber­den­ker” des Buchs ange­nom­men und eine aus­führ­li­che und sehr lesens­wer­te Bespre­chung geschrieben.

Nun hat das Por­tal natür­lich nicht den Anspruch einer Lite­ra­tur­zeit­schrift; viel­mehr gelingt es dem Rezen­sen­ten, Jün­gers Unter­wei­sun­gen zur Abson­de­rung vom unge­rech­ten Appa­rat ins Ver­hält­nis zu heu­ti­gen Ver­häng­nis­sen zu set­zen, etwa der hoch­of­fi­zi­el­len Ver­dam­mung von Inter­net­an­ge­bo­ten, die dem vor­ge­ge­be­nen Dis­kurs nicht fol­gen wol­len. Nicht nur ein Ein­stieg für Inter­es­sier­te, son­dern auch etwas für Ken­ner: Die PI-Bespre­chung macht defi­ni­tiv Lust dar­auf, Jün­gers Bänd­chen wie­der ein­mal zur Hand zu neh­men, und kommt zur rech­ten Zeit (nicht nur, weil es seit einer Wei­le eine sehr schön gestal­te­te neue Jün­ger-Gesamt­aus­ga­be von Klett-Cot­ta und die Arbeit zum Wald­gän­ger von Par­viz Amogh­li mit einem Vor­wort von Thor Kun­kel gibt). In die­sem Sinne!

In Erfurt bei­spiels­wei­se hat man dem­entspre­chend gehan­delt. Dort, im Stadt­teil Mar­bach, will die Stadt zusam­men mit der frag­wür­di­gen Ahma­di­y­ya-Gemein­de bal­dest­mög­lich eine neue Moschee errich­ten. Bür­ger­li­cher Wider­stand regt sich seit Bekannt­wer­den der Plä­ne vor fast einem Jahr; bis­lang haben Demons­tra­tio­nen und Bür­ger­be­geh­ren jedoch nichts aus­ge­tra­gen, und die Stadt­obe­ren zei­gen bemer­kens­wer­te Beharrlichkeit.

Mit Unter­stüt­zung von “Ein­Pro­zent” haben die “Bür­ger für Erfurt” nun am 4. März in einer Blitz­ak­ti­on neben dem Gelän­de der geplan­ten Moschee ein Holz­kreuz von zehn Metern Höhe errich­tet – genau­so hoch, wie das (Zier-)Minarett des fer­ti­gen Baus wer­den soll. Die Raum­er­grei­fung mit wider­stän­di­ger Sym­bo­lik hat­te durch­schla­gen­den Erfolg: Nach­dem es schnell zu nächt­li­chen Angrif­fen auf das Kreuz kam, errich­te­ten Mar­ba­cher kur­zer­hand noch ein zwei­tes Kreuz. Inzwi­schen trei­ben die pro­tes­tie­ren­den Bür­ger zu Recht bereits Kir­chen­ver­tre­ter und die Orts­teil­bür­ger­meis­te­rin vor sich her.

Auch auf der »Gewalt«-Akademie des Insti­tuts für Staats­po­li­tik im ver­gan­ge­nen Monat war Wider­stand natür­lich ein gro­ßes The­ma. Anschlie­ßend an den ein­lei­ten­den Vor­trag Dr. Marc Jon­gens tra­fen auf der Büh­ne Mar­tin Sell­ner sowie die bei­den sach­sen-anhal­ti­ni­schen AfD-Land­tags­ab­ge­ord­ne­ten Dr. Hans-Tho­mas Till­schnei­der und Jan Wen­zel Schmidt zusam­men, um über ihre jewei­li­ge poli­ti­sche Arbeit und ins­be­son­de­re die damit lei­der zwangs­läu­fig ver­bun­de­ne lin­ke Gewalt zu dis­ku­tie­ren: Wie kön­nen Reak­tio­nen, wie kann Wider­stand aus­se­hen? Und ist eine wirk­sa­me Akti­on wie die sehr erfolg­rei­che Wahl­be­ob­ach­tungs­kam­pa­gne durch “Ein­Pro­zent” im ver­gan­ge­nen Jahr schon ein ers­ter Schritt zum Gegenangriff?

Nils Wegner

Nils Wegner ist studierter Historiker, lektorierte 2015–2017 bei Antaios, IfS und Sezession und arbeitet als Übersetzer.

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Kommentare (6)

Paracelsus

30. November -0001 00:00

Was kann man tun?

Für eine Analyse der Machtkonstellation sehr erhellend ist der Vortrag von Prof. Rainer Mausfeld:

https://www.youtube.com/watch?v=Rk6I9gXwack

und

https://www.uni-kiel.de/psychologie/mausfeld/pubs/Mausfeld_Die_Angst_der_Machteliten_vor_dem_Volk.pdf

Es ist dabei nicht entscheidend, dass er bei seiner Analyse selbst blinde Flecken aufweist (immer dann, wenn es gegen Rechts geht).

Aber seine Gedanken zum Thema "Denunziationsbegriffe", "Verklammerung" von kritischen Themen mit verfemten Themen zum Zwecke der Abwürgung von Denken und Diskussionen sind äusserst lehrreich!

Sven Jacobsen

30. November -0001 00:00

Ein ausdrücklicher Dank an Nils Wegner für die stets übersichtlich gehaltene Zusammenfassung wichtiger Ereignisse! Die Anzahl der Kommentare muss keineswegs Desinteresse bedeuten.

Harding

9. März 2017 00:09

Das ist merkwürdig. Habe "Der Waldgang" gerade vor ein paar Tagen nocheimal gelesen. Es ist schon bemerkenswerk, wie dieses Werk von Jünger in diese heutige Zeit passt.

Als "Waldgänger" kann man heute durch eine kleine Geste, eine Frage, ein Zeichen schon für viel Spektakel in der Øffentlichkeit sorgen. Soviel ist sicher!

Ein Walgänger verteidigt immer die Prinzipien der Freheit. Nicht aber die "Regeln" eines Staates.

Der Feinsinnige

9. März 2017 22:13

@Sven Jacobsens Dank schließe ich mich ausdrücklich an. Solche Hinweise sind gerade in unserer Zeit der Informationsüberflutung wichtig und geben wertvolle Anregungen. Der inhaltlich bestechende Vortrag von Parviz Amoghli aus der BdK wird mir unmittelbarer Anlaß sein, mir Ernst Jüngers Text und auch die Studie Amoghlis vorzunehmen. 

Spontan nachdenklich macht die Passage ab ca. Minute 15.00 des Videos, in dem Amoghli Äußerungen im Netz einerseits als wirkungslos und andererseits für den einzelnen gefährlich beschreibt. Beides ist sicher den meisten auch auf diesem Block Diskutierenden als Möglichkeit bewußt, aber man versucht, es zu verdrängen, so geht es jedenfalls mir. Aber wenn einem dies so direkt in diesem Rahmen gesagt wird, beeindruckt es doch. Zumindest hinter die Wirkungslosigkeit würde ich aber doch ein großes Fragezeichen setzen. Gerade die Möglichkeiten, die das Netz eröffnet hat, haben doch wesentlichen Anteil an dem Erstarken der Opposition und daran, daß immer mehr Menschen sich interessieren oder überzeugen lassen. Nicht zuletzt deswegen reagieren die Regierenden auf die Netzkommunikation ja auch so nervös mit Zensurversuchen etc.

Ein großer Gewinn ist, daß die Winterakademie in den letzten Wochen so ausführlich öffentlich dokumentiert wird, hier mit der Podiumsdiskussion. Diese Art von Dokumentation sollte zukünftig unbedingt fortgesetzt werden. Danke!

Findling

10. März 2017 13:06

Männer errichten ein Kreuz, wo es dringend gefragt wird. Dagegen hören wir Laute des Entsetzens von den flüchtigen Amtshirten. Während der Bischof von Augsburg in die Schlacht auf dem Lechfeld gegen die Ungarn voraus ritt, reiten die meisten unserer Hirten heute auf einem Ziegenbock gegen die Eigenen.

Sehen wir mal nach, wie sich unsere Zeitchristen an so banalen Ereignissen abarbeiten wie z.B. den Gebrauch der Fastenzeit: https://www.autofasten.de - Fasten nach Art der Umweltenzyklika „Laudato Mio“, Stichworte: CO2-Religion – Autofasten / Retour aux pieds - Umweltablass für Christen - Gesundheit, Backstube: Bistum Trier

Geistliche Hinweise:

  • Fasten ohne Hunger, Gewissensentlastung ohne Beichte Schulterschluss mit den politischen „Hexen“ (hier Zitat Hendricks)
  • Statt der ressourcenverbrauchenden Erstkommunion besser Spiele mit Flüchtlingskindern als wahre Communio
  • Sozialpunkte durch Busfahren mit Flüchtlingen
  • Per pedes apostolorum CO2 reduzieren Medikamentenfrei Cholesterin senken

„Der Fantasie sind da keine Grenzen gesetzt“, sagt die Initiative. Aber bisher verpufften alle neuen Fantasien ohne wirklich in Mode zu kommen wie z.B. das Hörfasten.

Geschäftlicher Hinweis: Ein besseres Gewissen durch Kauf von CO2-Zertifikaten, der neue Ablass unserer Umwelt-Tetzel? Mit der Idee kann die Kirche reich werden wie Al Gore! Mein Beichtvater sagt: CO2 ist Sünde! CO2 ist unsere personifizierte Schuld! CO2 schreit nach Buße! Enteignet euch! Und er verweist auf den neuen Beichtspiegel:

  • Beachtest du gewissenhaft das CO2-App auf deinem Smartphone?
  • Hast du konsumunkritisch im Kaufhaus statt im Fair-Weltladen eingekauft?
  • Hast noch keinen MUFL beherbergt?
  • Wähltest du je „die“ fremdenfeindliche Partei?
  • Stehst du dem Klimawandel ablehnend, dem Bevölkerungswandel aber bejahend gegenüber?
  • Nimmst du aus eigener Schuld nicht am Fastenbrechen teil?
  • Respektierst du die Scharia?

Weisheit eines Psychiaters (V. Frankl): Die Schulden sind gegangen, die Schulden sind geblieben. Klagten Depressive früher über sexuelle Schuld (Kaiserzeit), später über Geldschulden (Weimar), so jetzt über Carbonschulden. Wir sind schuld am Elend der Welt, wir und nur wir. Wir leiden an der „major depression“ aufgrund unserer Prediger. Schlimmer als ein falscher Arzt sind falsche Hirten! Im anbrechenden Decarbonzeitalter kommt Hungerfasten. Täglich. Dauerhaft. Ich glaub´, mich knutscht der Papst!

P.S.: Rechtlicher Hinweis der Aktion Autofasten: „Für Schäden geistiger oder seelischer Art, die durch die Nutzung oder Abnutzung der dargebotenen Anregung bzw. durch die Nutzung fehlerhafter und unvollständiger Nutzung der Nutzung unmittelbar, mittelbar oder postmittelbar verursacht werden, haftet die Aktion Autofasten nicht.“

Diese Christen haften für gar nichts, außer am Fliegenfänger des Fürsten dieser Welt. Wer solche Kirchen hat, der braucht keine Feinde mehr. Gedanken und Anregungen werden erbeten an: [email protected]

deutscheridentitärer

11. März 2017 14:14

Vielen Dank für das Hochladen der exzellenten Vorträge der Winterakademie und deren professioneller Video- und Audiqualtität.

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