wird ein schönes Bonmot zugeschrieben. Es diagnostiziert die Degeneration des heutigen Parlamentarismus:
Die Spezies der Politiker bildet eine negative Auswahl aus der Bevölkerung. Weil die Politiker aus den Kreisen derer rekrutiert werden, die sich von Jugend auf in den Parteien bewährt haben, derer, die den zermürbenden Hürdenlauf einer Parteikarriere schon aufgenommen haben, bevor sie überhaupt eine eigene politische Meinung entwickeln konnten, ergibt sich eine ungünstige Selektion.
Dies vor Augen, wundert man sich auch kein bißchen mehr um die offenkundige Negativauslese in der Thüringer Landespolitik. Vom “Casus” der Erfurter Protestkreuze gegen die geplante Moschee der Ahmadiyya-Gemeinde hatten wir es ja schon vor zwei Wochen; in der Zwischenzeit waren aus dem einzelnen Kreuz der “Bürger für Erfurt” ganze elf Stück geworden. Die sind nun alle fort: Am vergangenen Mittwoch ließ der Eigentümer des Grundstücks, auf dem die Kreuze standen, einen Abrißbagger anrollen und sie wegen “illegaler Anbringung” entfernen.
Nun, über soviel privates Engagement freuen sich nicht nur eingefleischte ANCAPs, sondern insbesondere auch die rotrotgrüne Regierungskoalition im Freistaat. Und der Westimport-Ministerpräsident, der gelernte Kaufmann und ehemalige Gewerkschaftsfunktionär Bodo Ramelow, warf denn auch all sein rhetorisches und politisches Können in die Waagschale, um seiner Freude Ausdruck zu verleihen. Der blaue Haken neben dem Namen bürgt übrigens für Kompetenz, oder so ähnlich…
Nun aber, da Erfurt fürs erste erledigt ist, rüber nach Halle: Die Jungs von “Laut Gedacht” haben einen schönen Verweis unserer neuen Sonntagsheld-Rubrik aufgegriffen und den “Based Stick Man” auf seine Vorbildfunktion hin abgeklopft; letzten Endes gab es dann allerdings doch wichtigere Themen zu besprechen, zum Beispiel die Diskurshoheit gewisser älterer Politiker. Es muß halt doch nicht immer die AltRight sein…
Tja, und dann war da noch ver.di. »Mit dir – gemeinsam können wir viel erreichen«, heißt es bei denen, und gerade möchte sich die weltanschauliche Führung der Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft deren Mannstärke insbesondere zur Aussonderung des eigenen Abweichlerpotentials bedienen. Melden, melden, melden heißt es da, wo immer politisches Abweichlertum zu vermuten steht: Eine Zusammenfassung der Kriterien und Maßnahmen, um alle schön auf Linie zu bringen, findet sich unter anderem hier. Ulkig ist es schon, daß durch solches Gehampel längst klassisch gewordene Sezession-Artikel wieder aktuell werden; man werfe ruhig nochmals einen Blick auf das »Dystopische Potential« der Bundesrepublik und ihrer Sozialschranzen.
Gustav Grambauer
Falls der Schwulstzug in eine GroKo hineinrollt, dann steht deren Name schon fest: Koalition SchuRkel!
- G. G.