+ Anläßlich der Winterakademie des Instituts für Staatspolitik im Februar ließ sich unter etlichen grummeligen Antifanten auch der Sohn eines wohlbekannten Sozialdemokraten mit reichlich losem Mundwerk in Schnellroda blicken. “Bild und Text“zeigt einen schönen Schnappschuß dieses wackeren Verteidigers der Zivilgesellschaft – Ellen Kositza hat ihre sehr eigene Meinung dazu und analysiert seine Körpersprache.
+ Ein ausführliches Autorenporträt aus der Feder Michael Wiesbergs widmet sich dem Umwelthistoriker und “Universalgelehrten” Rolf Peter Sieferle (1949–2017), dessen Werke Finis Germania und Das Migrationsproblem postum erschienen sind. Wiesberg schlüsselt Sieferles Lebenswerk auf und liefert einen Ausblick auf weitere Schriften, die noch aus dem Nachlaß zu erwarten sind.
+ Es folgt der Debütartikel eines bekannten Namens: Thomas Wawerka war lange Zeit ein willkommener Kommentator im Netztagebuch der Sezession, wurde später zum Politikum und steuert nun seine Einsichten als geschulter Theologe bei. Kirchenvertreter rufen dieser Tage besonders laut zur Solidarität mit den “Flüchtlingen” auf und dazu, diese mit offenen Armen zu empfangen. Wie aber sah der traditionelle Umgang der Buchreligionen mit Fremden aus, und was ist – exegetisch betrachtet – nun eigentlich das »Recht des Fremdlings«?
+ Der Philosoph Frank Lisson, der bei Antaios mit seiner Homines-Trilogie hervortrat und zuletzt im Karolinger-Verlag einen Band über die Weltverlorenheit veröffentlichte, hat einen Grundlagentext über »geistige Selbstbeschränkung« beigesteuert. Wie weit kann man sich auf seine eigene Wahrnehmung und damit seine Meinung verlassen – und wie weit können (und dürfen!) sich andere Menschen davon überzeugen lassen?
+ Götz Kubitschek wartet mit einem auf das Äußerste reduzierten Minimalprogramm politischen Handlungs- und Wandlungsbedarfs auf, ohne das keine fundamentale Wende hin zum Besseren möglich ist. Gerade im Angesicht der nahenden Bundestagswahl ist das ein Thema, über das alle potentiellen Wähler, Unterstützer und Mitglieder hoffnungsvoller “Alternativen” sehr eingehend nachdenken und ‑lesen sollten!
+ Unter der Leitung Erik Lehnerts hat sich ein Autorenkollektiv des IfS in den letzten Monaten mit einer Typologie des Widerstands befaßt. Als eine erste Kostprobe des Ertrags wird in dieser Sezession eine Bestandsaufnahme des “Wutbürgers” als Typus vorgestellt. Wer schon einmal an den PEGIDA-Abendspaziergängen oder den einschlägigen Friedensmahnwachen teilgenommen hat, wird sich hier wiederfinden und ganz sicher noch interessante weitere Einblicke gewinnen.
+ Sophie Liebnitz präsentiert den ersten Teil eines Langessays, der sich vorrangig mit dem Verhältnis der Geschlechter zueinander beschäftigen wird. In dieser Eröffnung des Themas geht es um »Geschlecht, Kultur, Natur« – auch vor dem Hintergrund der jüngst erschienenen grundlegenden Auseinandersetzung Roger Devlins mit dem Thema versprechen die Fortsetzungen des Texts noch viele anregende Gedanken.
+ Siegfried Gerlich hat ein sehr aufschlußreiches Porträt Hermann L. Gremlizas verfaßt. Der Herausgeber der Zeitschrift konkret ging noch im vergangenen Jahr mit seinen Haupt- und Nebensätzen unter dem Slogan »Scheiß Deutschland« auf Tour und gilt als Stammvater der antideutschen Linken. Gerlich zeichnet die Deformationen dieses zerrissenen Charakters anschaulich nach – und ihre Konsequenzen, die Gremliza zu einem Sinnbild der identitätsfeindlichen Kultureliten machen.
+ Der Autor dieser Zeilen widmet sich der in den 1970ern von Richard Dawkins begründeten und in der Zwischenzeit von zahlreichen Kultur- und Sozialwissenschaftlern weiterentwickelten Memtheorie. Ihre Funktionsweisen und Strategien sind im heute allumfassenden Internet allgegenwärtig, aber gleichsam von Bedeutung für das “analoge” Leben; um sie nutzbar zu machen, muß man sie jedoch zuerst verstanden haben.
+ Caroline Sommerfeld liefert in Ergänzung dazu ein hilfreiches »Glossarium für den Psychokrieg«, das als Vademecum für jede politische Diskussion in der Postmoderne dienen kann. Wo es weit weniger um Inhalte als um die diskursive, multidimensionale Kampfführung geht, ist nicht wichtiger als ein Verständnis der Mechanismen, mit denen man hinters Licht geführt werden soll – und wie sie sich auskontern lassen!
+ Der Bildteil liefert Momentaufnahmen der Februarrevolution in Rußland vor 100 Jahren, die den Zar stürzte und die kurzlebige Provisorische Regierung an die Macht brachte, ehe dieser noch im gleichen Jahr die Oktoberrevolution der Bolschewiken ein Ende bereitete. Den eindringlichen Bildern ist eine szenische Schilderung der Vorgänge in Petrograd aus dem Monumentalwerk Orlando Figes’ beigesellt.
+ Ellen Kositza hat einige Bücher aus der aktuellen Genderdebatte ausgewählt, um einen Gesamtüberblick zu geben. Eine Sonderstellung dabei nimmt der Typus des vollständig effeminierten jugendlichen “Mannes” ein, der Frauen darüber Vorträge hält, wie sie wirklich engagiert für den Feminismus einzustehen hätten – während altgediente “echte” Feministinnen ihrerseits säuerliche Blicke zurück auf eine Bewegung werfen, die sich in den Großraumbüros großzügig zahlender Medienunternehmen vorerst totgelaufen zu haben scheint.
+ Die beeindruckende unorthodoxe Kommunikationsguerilla der amerikanischen AltRight hat in den vergangenen Monaten (ganz konkret: seit der Wahl Donald Trumps zum US-Präsidenten) eine Reihe bemerkenswerter Wandlungs- und Häutungsprozesse durchlaufen. Ein kurzer Überblick über die maßgeblichen Akteure und ihr Handeln erschließt mögliche Entwicklungen in der nächsten Zukunft, die von besonderer Bedeutung für das Inspirationspotential der “Szene” sind.
+ Benedikt Kaiser geht dem Charakter einer »Mosaik-Rechten« auf den Grund. Dahinter verbirgt sich insbesondere ein Vormarsch auf allen erreichbaren Ebenen: politische Partei, Protestbewegungen, Bürgerbündnisse, Aktivisten, Dichter und Denker bilden idealerweise allesamt Facetten eines gemeinsamen Bemühens um und für unser Land, und dieses Bemühen ist heute dringlicher denn je.
+ Mit Felix Menzel liefert sich Kaiser in der Folge einen Schlagabtausch zum Thema der sozialen Gerechtigkeit: Wurde dazu bereits hier im Netztagebuch kontrovers debattiert (siehe hier und hier), so wirft die verschriftliche Fortführung der Diskussion manch neues Licht auf die drängende Frage der Gesellschaftsstruktur im Angesicht revolutionären Wandels im wirtschaftlichen und sozialen Bereich (Stichwort unter anderen: “Industrie 4.0”).
+ Das umfangreiche Werk Literarische Musterung. Warum wir Kohlhaas, Don Quijote und andere Klassiker neu lesen müssen aus der Feder Prof. Dr. Günter Scholdts ist vor kurzem erschienen. In der Sezession stellt er sich einigen sehr offenen Fragen danach, was die Klassikerlektüre von rechts so bedeutsam macht und was für den heutigen – zumindest latent – dissidenten Leser dabei zu gewinnen ist.
+ Der Rezensionsteil markiert einmal mehr ein weit aufgespanntes Revier: Vom Lärm der Zeit (über Schostakowitsch) geht es in die Geschichte der Zukunft, vom Leben Gudrun Ensslins über Heidegger und Adorno bis hin zu möglichen Wegen aus der Beliebigkeit. Mehr als reichlich Stoff für Geister, die sich noch Herausforderungen zu stellen bereit sind!
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Monika L.
Schön, wieder was von Thomas Wawerka zu lesen. "Das Recht des Fremdlings" ist ein großartiger, grundlegender Beitrag. Dieser Text sollte Pflichtlektüre für jeden Pfarrer und jedes Gemeindemitglied sein. Der Text eröffnet Raum für Barmherzigkeit und Gerechtigkeit. Beides bleibt im Moment auf der Strecke.
Wawerkas Beitrag ist sehr befreiend für alle, die am Irrsinn der Hirten verzweifeln. Etwa daran:
https://gloria.tv/article/Fbk4NRPWgU7T3P7c7pYE478eU