Vor zehn Tagen ging die Heldenauszeichnung ja bereits an zwei Chatbots, die sich – geleitet von ihren eigenen Effizienzparametern – dem sprachlichen Rahmen ihrer Schöpfer entzogen hatten. Das Overton window ist im digitalen Bereich unlängst aber auch auf ganz menschliche Weise verschoben worden. Und das ausgerechnet bei Google, der wohl größten unter den zahlreichen Datenkraken, die sich an der »unfaßbare[n] Datenemission der postmodernen Menschen« laben.
Seit dem vorvergangenen Wochenende ist es in den sozialen Medien in regem Umlauf: das zehnseitige, auf Juli 2017 datierte, bereits zum geflügelten Wort gewordene #GoogleMemo, eigentlich »Google’s Ideological Echo Chamber« übertitelt. Verfaßt vom (inzwischen natürlich ehemaligen) Google-Techniker James Damore auf einem Flug nach China, prangert dieses Manifest den kultisch-religiösen Charakter der Diversity-Kultur beim Software- und Internetriesen an und betont insbesondere, daß natürliche Unterschiede zwischen den zwei vorhandenen Geschlechtern nun einmal Fakt und wissenschaftlich nachweisbar seien.
Animiert wurde Damore dazu nach eigener Aussage durch eines der mannigfaltigen, in ihren Gehirnwäschemethoden die Kriterien der »aggressiven Sekte« nach Ernst Troeltsch erfüllenden Konditionierungsprogramme zum Thema “Vielfalt” (insbesondere hinsichtlich der besonders relevanten, aus politischen Gründen momentan forcierten Einstellung von Frauen in Technik- und Informatikfeldern). Inhaltlich seien die Wahrhaftigkeit der Diversity-Heilsbotschaft und deren Verbindlichkeit vor allem durch Shaming, also Argumentationen à la “Wie kannst du es wagen, daran zu zweifeln, du weißer, heterosexueller Mann?!”, sowie Sprechverbote unter dem Verweis auf “Sexismus” begründet worden.
Nach dem vergeblichen Versuch, über seine Vorbehalte mit Kollegen zu sprechen, die sich alle entweder desinteressiert oder furchtsam zeigten, schrieb Damore sein Memorandum (hier in kommentierter Übersetzung bei den zahmen Antideutschen von “Ruhrbarone”) und verbreitete es über einen unternehmensinternen Mailverteiler. Von dort leitete jemand das Dokument an das Technikblog Gizmodo.com weiter – dessen Stellung zum Thema Diversity übrigens eine besonders pikante ist, seit der Mutterkonzern Gawker von Wrestlingstar Hulk Hogan bankrottgeklagt wurde und die Trümmer vom dezidiert auf Hispanics abonnierten Medienriesen Univision aufgekauft worden sind –, das das #GoogleMemo wiederum unter anfänglicher Auslassung etlicher Belegstellen am 5. August der Öffentlichkeit zugänglich machte.
Wie hinreichend bekannt sein dürfte, mahlen die Mühlen der Echtzeitinformationen rasend schnell, und so brauchte es nur knappe 48 Stunden des weltweiten Aufschreis über die angebliche Perpetuierung schä(n)dlicher Geschlechterstereotypien, ehe James Damore fristlos entlassen wurde. Wer daraufhin noch schneller schaltete, war WikiLeaks-Sprecher Julian Assange (parallel zu einem eigenen, sehr aufschlußreichen Bericht über den politischen Filz zwischen Google und höchsten US-Demokratenkreisen):
Ein ebensogroßes Verdienst kommt dem unerschrockenen und – trotz seiner bedauerlichen zentristischen Ausrichtung – oft sehenswerten kanadischen Psychologieprofessor Jordan B. Peterson zu, der mit Damore ein Live-Interview führte und ebenso die große Zustimmung zur Sprache brachte, die der Mann seitens der Google-Belegschaft (wo man aber zu sehr die Knute des Managements fürchtet, um sich offen und unter Klarnamen zu positionieren) und des Internets erfuhr.
Diese drei Männer mögen sich also – passend zu unserem Devlin und auch zur gerade erschienenen Sezession 79 – die Goldene Haßfakten-Nahkampfspange teilen. Jedes kleine Beben, das die tönernen Füße der Daseinslüge zwanghafter (und durch Zwang durchzusetzender) Gleichheit erzittern läßt, ist von unschätzbarem Wert. Was da zu Fall gebracht werden muß, hat Alex Kurtagic treffend beschrieben:
Die politische Korrektheit mag zu einer Lachnummer geworden sein, aber ihre Macht liegt nicht im Geld. Sie liegt in ihrer scheinbaren Legitimität. Egalitarismus als Ethik besteht weiter, weil es eine generelle Übereinstimmung – auch unter Konservativen – darüber gibt, in der Gleichheit etwas unmittelbar moralisch verpflichtendes zu sehen. Auch, wenn es lästig, kostspielig und ineffizient ist; auch, wenn es keinerlei Basis in der wirklichen Welt hat. Die Sittlichkeit eines Ideals sticht die wahrnehmbare Realität.
Das sind die Nutznießer dieser Ideologie bereit, mit Zähnen und Klauen zu verteidigen. Wie der US-republikanische Dissident Paul Nehlen einen Tag nach dem Menetekel von Charlottesville so richtig tweetete – es rumort in der Schafherde, und deshalb liegt der Akzent des politmedialen Komplexes nun darauf, abweichende Stimmen in allen Bereichen und mit allen Mitteln schnellstmöglich zu zermalmen. Um so wichtiger ist es für uns, Augen und Ohren nach diesen Stimmen offenzuhalten und ihnen die Anerkennung zukommen zu lassen, die ihnen gebührt.
niekisch
"Um so wichtiger ist es für uns, Augen und Ohren nach diesen Stimmen offenzuhalten und ihnen die Anerkennung zukommen zu lassen, die ihnen gebührt."
Mal sehen, was passiert, sehr geehrter Herr Wegner, wenn wir das in Deutschland versuchen, und zwar zu Themen, die brisanter sind als die "Diversity - Chimäre." Dann werden die Mutigen wohl nicht nur freigestellt, sondern vor den Kadi bestellt und sitzen viele Jahre ein.
Auf jeden Fall ist es verdienstvoll und höchst interessant, von solchen Fällen im Ausland zu erfahren.