Anstiftung zu identitärem Wirtschaften

Die Wirtschaft? Zugegeben: Die Wirtschaft gibt es nicht. Aber es gibt unzählige Unternehmen.

Lutz Meyer

Lutz Meyer kommt aus der linksanarchistischen Szene, seine Themen findet er auf der Straße.

Und je grö­ßer die­se Unter­neh­men sind, des­to inter­es­sier­ter sind sie an Globalisierungsprozessen.

Glo­ba­li­sie­rung bedeu­tet für die­se Unter­neh­men erwei­ter­te Märk­te, sin­ken­de Löh­ne, ein­heit­li­che Pro­duk­ti­ons­pro­zes­se, erleich­ter­ten Zugriff auf Roh­stof­fe und Per­so­nal­res­sour­cen, weni­ger Umwelt­auf­la­gen, Erleich­te­rung von Kapi­tal­ver­schie­bun­gen und glei­che Rah­men­be­din­gun­gen für Inves­ti­tio­nen und Kon­sum in jedem Win­kel auf die­sem Planeten.

Glo­ba­li­sie­rung bedeu­tet Pro­fit. Hin­der­nis­se kul­tu­rel­ler, sprach­li­cher, eth­ni­scher Art müs­sen besei­tigt wer­den, wenn sie dem Pro­fit im Wege stehen.

Doch um wes­sen Pro­fit geht es eigent­lich? Geht es um den Pro­fit der weni­gen Super­rei­chen, die immer rei­cher wer­den? Ja, gewiß.

Aber es gibt eben auch sehr vie­le Klein­in­ves­to­ren, die am Pro­fit der Gro­ßen ein klein wenig teil­ha­ben möch­ten. Die­je­ni­gen also, die, um ein wenig Ren­di­te ein­zu­strei­chen, sich zu wil­li­gen Erfül­lungs­ge­hil­fen des gro­ßen Glo­ba­li­sie­rungs­ge­schäfts machen, obwohl ihnen doch klar sein soll­te, daß am Ende sie die Par­ty der Gro­ßen zah­len wer­den – sei es durch schlech­te­re Arbeits‑, Umwelt- und Lebens­be­din­gun­gen, sei es mit kul­tu­rel­ler Ent­wur­ze­lung und Identitätsverlust.

Neben den Klein­an­le­gern mit ihren Akti­en gibt es auch noch die­je­ni­gen, die Pro­duk­te oder Dienst­leis­tun­gen bei den Gro­ßen kau­fen, weil es viel­leicht etwas bil­li­ger ist dort oder ein klein wenig beque­mer oder weil sie schlicht und ein­fach zur Auf­wer­tung ihres Egos am Nim­bus einer gro­ßen Mar­ke teil­ha­ben möch­ten. Auch hier geht es um For­men von Pro­fit. Und neben den Kon­su­men­ten und Aktio­nä­ren gibt es jene, die ihre Intel­li­genz und Schaf­fens­kraft aus Kar­rie­re­grün­den in den Dienst der Gro­ßen stel­len. Wie­der geht es um Profit.

So macht mehr oder weni­ger jeder auf sei­ne Wei­se mit und betreibt, oft ohne es zu wol­len, das Glo­ba­li­sie­rungs­ge­schäft der Gro­ßen. Was wäre denn Ama­zon ohne die Aber­mil­lio­nen, die dort ein­kau­fen? Und was Coca Cola, Apple, Micro­soft, McDonald’s, Hol­ly­wood, BMW und Audi? Wir hät­ten es in der Hand, den Glo­ba­li­sie­rern die Höl­le heiß zu machen. Aber das wäre unbe­quem und gin­ge außer­dem zunächst ein­mal zu Las­ten unse­res eige­nen klei­nen Profitdenkens.

Des­halb machen wir lie­ber alle mit – und bekla­gen gleich­zei­tig die Fol­gen unse­res Han­delns: die Nie­der­le­gung von Gren­zen, die öko­lo­gi­schen Schä­den, die Fol­gen der Mas­sen­mi­gra­ti­on für die öffent­li­che Sicher­heit und Ord­nung, den Nie­der­gang der öffent­li­chen Hand, die Dere­gu­lie­rung und Desta­bi­li­sie­rung gan­zer Staa­ten, die Ver­nich­tung von Spra­chen und gewach­se­nen Kulturen.

Jeder ein­zel­ne ist, wenn er in Akti­en von Glo­ba­li­sie­rungs­un­ter­neh­men inves­tiert, dort Kun­de ist oder Mit­ar­bei­ter im Manage­ment, am gro­ßen Aus­ver­kauf betei­ligt (woll­te man die mora­li­sche Sei­te beto­nen: mit­schul­dig). Dabei wäre es so ein­fach, auf­zu­hö­ren. Viel­leicht nicht auf einen Schlag und sicher nicht in allen Berei­chen. Aber klei­ne Zei­chen des Auf­hö­rens set­zen kann jeder.

Doch im Auf­hö­ren allein liegt die Lösung nicht. Man könn­te zusätz­lich auch dar­über nach­den­ken, sich für eine ande­re Form des Wirt­schaf­tens ein­zu­set­zen, viel­leicht sogar selbst ein Unter­neh­men zu grün­den. Die­se ande­re Form des Wirt­schaf­tens nen­nen wir: die iden­ti­tä­re. Damit ist nicht gemeint, daß man einen wei­te­ren neu­rech­ten oder kon­ser­va­ti­ven Ver­lag grün­det oder mit Akti­vis­ten­be­darf und Devo­tio­na­li­en der Bewe­gung han­delt. Damit käme man nicht über den Umkreis der ohne­hin schon vor­han­de­nen Fan­ge­mein­de hinaus.

Wich­tig wäre es, als Leucht­feu­er nach außen abzu­strah­len und die Strah­len zu Ori­en­tie­rungs­mar­ken für all die ande­ren wer­den zu las­sen, die noch nicht dabei sind. Iden­ti­tär meint hier, ganz weit gefaßt: auf die Iden­ti­tät der eige­nen Kul­tur und ihre lan­ge Her­kunft bezogen.

Auch ein Lebens­mit­tel­han­del, eine Eis­die­le, ein Maschi­nen­bau­un­ter­neh­men, ein Restau­rant, eine Gärt­ne­rei, eine Soft­ware­schmie­de, ein Steu­er­be­ra­ter­bü­ro, ein Wein­gut, eine Wer­be­agen­tur, eine Senio­ren­ein­rich­tung, ein pri­va­ter Kin­der­gar­ten oder ein pri­vat geführ­tes Schul­pro­jekt und selbst eine Pri­vat­bank oder ein Phar­ma­un­ter­neh­men kön­nen iden­ti­tär wirt­schaf­ten­de Unter­neh­men sein oder zu sol­chen werden.

Iden­ti­tä­res Wirt­schaf­ten läßt sich durch eini­ge weni­ge Eck­punk­te klar umrei­ßen. Die­se Eck­punk­te sind völ­lig unspek­ta­ku­lär und im Grun­de etwas Selbst­ver­ständ­li­ches – im fol­gen­den sei­en eini­ge wich­ti­ge Aspek­te kurz angerissen:

  1. Iden­ti­tä­res Wirt­schaf­ten ist zunächst ein­mal Wirt­schaf­ten vor Ort, ver­or­te­tes Wirt­schaf­ten. Das kann ein Han­del mit regio­na­len Pro­duk­ten sein, die in einer bestimm­ten kul­tu­rel­len oder hand­werk­li­chen Tra­di­ti­on stehen.
  2. Es kann auch die Pro­duk­ti­on betref­fen, die man eben nicht aus Grün­den der Pro­fit­ma­xi­mie­rung ins Aus­land ver­la­gert – es wer­den über­wie­gend ein­hei­mi­sche Arbeits­kräf­te ein­ge­stellt und gefördert.
  3. Wenn Gewin­ne anfal­len, wer­den sie in das Wachs­tum des hei­mi­schen Unter­neh­mens inves­tiert – und in sozia­le, öko­lo­gi­sche oder kul­tu­rel­le Pro­jek­te vor Ort. Die Wert­schöp­fung fin­det also vor Ort statt, der Gewinn ver­bleibt in der Regi­on und im Land.
  4. Unter­neh­mens­an­tei­le wer­den nicht an inter­na­tio­na­len Bör­sen gehan­delt, son­dern von Mensch zu Mensch.
  5. Wer­den Kom­po­nen­ten von außer­halb des Lan­des bezo­gen, ist dar­auf zu ach­ten, daß bei den Lie­fe­ran­ten nach ähn­li­chen Maß­stä­ben gewirt­schaf­tet wird.
  6. Ein wei­te­rer wich­ti­ger Aspekt ist die Per­so­nal­füh­rung – auch ein im wesent­li­chen nicht oder noch nicht iden­ti­tär auf­ge­stell­tes Unter­neh­men kann durch Mit­ar­bei­ter­schu­lung ein Bewußt­sein für iden­ti­tä­res Den­ken wecken – eine Art Bonus­sys­tem könn­te die Teil­nah­me oder eige­ne Akti­vi­tä­ten belohnen.
  7. Für iden­ti­tä­res Wirt­schaf­ten könn­te im Inter­es­se der Trans­pa­renz und des Mar­ke­tings ein Zer­ti­fi­zie­rungs­sys­tem geschaf­fen wer­den. Das struk­tu­rel­le Vor­bild für so etwas gibt es längst – im Bereich der Biolebensmittel.
  8. Im Mar­ke­ting schließ­lich wird – ana­log wie­der­um zum Bio­be­reich, der durch öko­lo­gi­sches Arbei­ten durch­aus ein Teil­aspekt iden­ti­tä­rer Wirt­schaft sein kann – der iden­ti­tä­re Aspekt immer stark kom­mu­ni­ziert. Ziel ist, daß das Prin­zip mög­lichst vie­len Kon­su­men­ten unmit­tel­bar ein­leuch­tet und sie fort­an danach stre­ben, Teil eines als sinn­voll erkann­ten Gan­zen zu werden.

Natür­lich wäre es naiv, anzu­neh­men, daß das heu­ti­ge Leben in sei­ner hoch­kom­ple­xen Brei­te und Tie­fe etwa nur mit Pro­duk­ten aus der Regi­on bestrit­ten wer­den könn­te. Vie­le Pro­duk­te unse­res täg­li­chen Bedarfs – etwa Kom­mu­ni­ka­ti­ons­elek­tro­nik und Autos –  bestehen aus einer Viel­zahl von Kom­po­nen­ten, die aus allen Ecken des Pla­ne­ten kom­men: kein Han­dy ohne sel­te­ne Erden aus Afri­ka, kein Auto ohne die Gum­mi­baum­plan­ta­gen Süd­ost­asi­ens oder Südamerikas.

Hier könn­te eine Art För­der­ge­dan­ke grei­fen: Ein Unter­neh­men, das im enge­ren Sin­ne nicht rein ver­or­tet und iden­ti­tär wirt­schaf­ten kann, ver­pflich­tet sich, iden­ti­tä­re Pro­jek­te in den Her­kunfts­län­dern zu för­dern und dazu bei­zu­tra­gen, die kul­tu­rel­le Iden­ti­tät dort zu schüt­zen oder wie­der zum Leben zu erwe­cken. Eine Art iden­ti­tä­re Akti­en­kul­tur wäre eben­falls mög­lich. Und durch Fund­rai­sing über Online­platt­for­men las­sen Grün­der­ideen sich heu­te wahr­schein­lich leich­ter finan­zie­ren als je zuvor. Der Rest ist Arbeit und gutes Mar­ke­ting. War­um soll­te es nicht funktionieren?

Die fol­gen­den Fra­gen kön­nen das wei­te­re Nach­den­ken anregen:

  • Sind die oben skiz­zier­ten Merk­ma­le iden­ti­tä­ren Wirt­schaf­tens zu weit, zu eng oder falsch gefaßt?
  • In wel­chem Maße (auch Teil­aspek­te zäh­len) erfül­len fol­gen­de bekann­te Unter­neh­men Merk­ma­le iden­ti­tä­ren Wirt­schaf­tens: Manu­fac­tum (frü­her und heu­te), Tri­gema („Wir pro­du­zie­ren nur in Deutsch­land“), Red Bull (in der Per­son von Diet­rich Mateschitz)?
  • Tau­gen Aspek­te regio­na­ler und öko­lo­gi­scher Lebens­mit­tel­pro­duk­ti­on (ein­schließ­lich Ver­mark­tung), des fai­ren Han­dels sowie genos­sen­schaft­li­chen Wirt­schaf­tens (ins­be­son­de­re die öko­lo­gisch-sozi­al aus­ge­rich­te­te GLS Gemein­schafts­bank e.G.) zum struk­tu­rel­len (und teils auch inhalt­li­chen) Vor­bild für iden­ti­tä­res Wirtschaften?
  • Kann man sagen, daß wei­te Tei­le der deut­schen Wirt­schaft in den 50er und 60er Jah­ren im Sin­ne des oben Skiz­zier­ten iden­ti­tär wirtschafteten?
  • Sind Fami­li­en­un­ter­neh­men eher iden­ti­tär als andere?
Lutz Meyer

Lutz Meyer kommt aus der linksanarchistischen Szene, seine Themen findet er auf der Straße.

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Kommentare (54)

Franz Bettinger

4. September 2017 12:38

Eine Politik / Handlings-Anweisung des "Identitären Wirtschaftens", des "Buy local" also "Kaufe, was in deiner Umgebung hergestellt wird" klingt erst mal gut, ist bei näherer Betrachtung aber verkehrt. Wenn Sie ein Produkt herstellen, sagen wir: einen Wein anbauen, der besser ist als jener, der weit weit weg angebaut wird, dann wäre es gut und richtig, wenn sich ihr Wein auch weit weit weg gut verkaufen würde, ja besser als der dort angebaute schlechtere. Ihr persönliches Können und ihre Mühen würden somit belohnt werden. Das "Buy local"-Prinzip - übrigens ein Hippie-Prinzip, bei dem ein örtlicher Hersteller nicht wegen seiner hochwertigen Produkte, sondern nur wegen seinem "birth right" bzw. Standort in der Nachbarschaft bevorzugt wird - steht dem Leistungs- und Qualitäts-Prinzip entgegen. Dafür kann ich mich nicht erwärmen und tue es in der Praxis auch nicht. Übrigens wäre die brd nie Export-Weltmeister und 'Made in Germany' bedeutungslos, hätte sich weltweit ein "Identitäres Wirtschaften" etabliert. Sorry, ich halte das Ganze für einen weltfremden und unlauteren Protektionismus (=das Gegenteil von Globalisierung).

Die Massenmigration hat übrigens weniger mit der Globalisierung als mit der Ideologie des Globalismus zu tun. Globalismus ist nicht Globalisierung. Obwohl es fließende Übergänge gibt, sollte man versuchen , die zwei Begriffe auseinander zu halten. 

Globalisierung (englisch: Globalisation) ist die Beschreibung einer geschichtlichen Periode, einer Tatsache. Sie begann Mitte der 90-er, hatte den freien Verkehr von Waren, Dienstleistungen und Kapital-Strömen weltweit zum Gegenstand und kann heute mehr oder weniger als gelungen angesehen werden.  Globalisierung bedeutet eine Effizienz-Steigerung der Marktwirtschaft; nichtsdestoweniger das Hassobjekt der Linken, da sie Lohn-Dumping, Umwelt-Dumping und steigende Gewinne global tätiger Unternehmen fürchten. Konservative haben kein Problem mit der Globalisierung - aber mit Globalismus!

Globalismus (engl. Globalism) ist etwas ganz anderes. Es ist eine Idee, besser gesagt: eine Ideologie. Im Gegensatz zur Globalisierung geht es dem Globalismus um weltweite ökonomische, kulturelle und vor allem ethnische Gleichmacherei. Globalismus ist eine unmenschliche Privat-Religion, die ein totalitäres System errichten will. Die Auslöschung der menschlichen Verschiedenheiten betreibt er militant und mit enormem finanziellen Aufwand unter dem Deckmantel der bunten Vielfalt, deren Vernichtung in Wahrheit sein Hauptanliegen ist. Massenmigration in die Länder Europas und der Islam, das sind die Brechstangen im globalistischen Werkzeugkasten. Einheitswährung, Plastikgeld, die Abschaffung von Bargeld, die UNO und unzählige private NGOs gehören ebenso dazu. Der radikale Umbau des Planeten - der der kleinsten ethnischen Minderheit (den Weißen) keinen Platz zum Leben mehr lässt - wird als Ergänzung der Globalisierung verkauft, was sachlich falsch ist. Für Konservative ist der Globalismus der natürliche Feind, vernichtet er doch alle Kulturen der Welt. Linke (in dieser Ecke fehlt es eklatant an Intelligenz) verstehen diese Zusammenhänge nicht.

Felix Menzel

4. September 2017 12:55

Lieber Herr Meyer,

zunächst einmal vielen Dank für Ihre Gedanken zu diesem Thema, das ich für außerordentlich wichtig halte und vieles ähnlich wie Sie sehe.

Nur in Bezug auf den Finanzmarkt kann ich Ihre Einschätzungen überhaupt nicht teilen - und zwar aus folgendem Grund: Der schleichenden Enteignung durch die Nullzinspolitik der Zentralbanken bzw. des Staates kann man nur entgehen, wenn man sich dem Finanzmarkt wie auch immer öffnet und dort aktiv sein Vermögen verwaltet. Wer das nicht macht, ist also in Wirklichkeit der nützliche Idiot des Systems.

Ihre Idee, Unternehmensanteile von Mensch zu Mensch zu handeln statt an Börsen, halte ich für utopisch, weil Wirtschaften eben nicht in der Gemeinschafts-, sondern Gesellschaftssphäre stattfindet. Mehr dazu bei Max Weber (Wirtschaft und Gesellschaft), Helmuth Plessner (Grenzen der Gemeinschaft) und auch Sieferle.

Ich verstehe ja Ihre Intention, aber selbst beim Crowd-Investing, was ja in diese Richtung geht, ist mir noch kein Unternehmen über den Weg gelaufen, bei dem Ihre strengen Kriterien zutreffen.

Insofern würde ich eher etwas mehr Realismus als die rechte Sicht der Dinge vorschlagen. Worauf es ankommt, ist den Unterschied zwischen Investieren und Spekulieren im Sinne von Benjamin Graham herauszuarbeiten.

Beste Grüße,

Felix Menzel

Dietrich Stahl

4. September 2017 15:53

Lieber Lutz Meyer, Danke für Ihren Artikel. Ich bin begeistert. Vor allem aus einem Grund: Sie sind der Erste hier im Forum, der endlich so etwas wie ein Programm oder eine Vision entwickelt und vorstellt. Und sei es für ein gesellschaftliches Teilgebiet. Jetzt werden all die Kritikaster kommen und Ihnen sagen, was eventuell falsch daran ist und warum es gar nicht funktionieren kann. Lassen Sie sich davon nicht beirren. Das hier ist genau das, was gebraucht wird. Wenn Deutschland und das deutsche Volk eine Zukunft haben sollen, brauchen wir nicht nur [und seien es noch so exzellente] Analysen. Was jetzt wie das tägliche Brot und die Luft zum Atmen gebraucht wird, sind Ideen, wie es weitergehen könnte, wie ein freies Deutschland aussehen könnte. Wie das Finanzsystem, die Wirtschaft, die Gesellschaft gestaltet werden sollten, damit die Deutschen wieder frei und wahrhaftig brüderlich [nicht im Sinne von irgendwelchen Logen] zusammenleben können. Die Imagination ist die stärkste Kraft, die wir Menschen zu unserer Verfügung haben. Lassen Sie bitte Ihre Imagination frei wirken.

„Die Imagination ist die stärkste Kraft, die wir Menschen zu unserer Verfügung haben.“ Diesen Satz aus dem obigen Beitrag möchte ich kurz erläutern. Bismarck, Gandhi und Martin Luther King sind drei herausragende politische Akteure, die mit der Macht der Imagination gearbeitet hatten. Insbesondere Kings berühmte Rede „Ich habe einen Traum“ ist ein Musterbeispiel für Imagination in Aktion. In dieser Rede beschreibt er seine Imagination einer USA ohne Rassentrennung etc. Jeder kann sehr leicht viele Beispiele für Menschen aus jedem anderen Bereich finden, die die Imagination zum Erreichen ihrer Ziele kreativ nutz[t]en. Es ist real wirksam, wenn Menschen ihre Imagination frei spielen lassen. Programme, Konzepte, Ideen, Visionen etc. für ein freies Deutschland setzen Kräfte und Energien in Bewegung. Die Imagination ist die Blaupause des kreativen Geistes.

tOm~!

4. September 2017 16:14

@Franz Bettinger, ihre Analyse ist zutreffend, aber reicht offenbar immer noch nicht, um klar zu erkennen, daß Globalismus und Globalisierung sich nur und direkt auf die Demokratie zurückführen lassen? Warum kratzen hier immer nur alle an den Symptomen, statt endlich die Krankheitsursache zu bekämpfen?

Cacatum non est pictum

4. September 2017 17:22

@Franz Bettinger

Wenn Sie ein Produkt herstellen, sagen wir: einen Wein anbauen, der besser ist als jener, der weit weit weg angebaut wird, dann wäre es gut und richtig, wenn sich ihr Wein auch weit weit weg gut verkaufen würde, ja besser als der dort angebaute schlechtere. Ihr persönliches Können und ihre Mühen würden somit belohnt werden. Das "Buy local"-Prinzip - übrigens ein Hippie-Prinzip, bei dem ein örtlicher Hersteller nicht wegen seiner hochwertigen Produkte, sondern nur wegen seinem "birth right" bzw. Standort in der Nachbarschaft bevorzugt wird - steht dem Leistungs- und Qualitäts-Prinzip entgegen. Dafür kann ich mich nicht erwärmen und tue es in der Praxis auch nicht. Übrigens wäre die brd nie Export-Weltmeister und 'Made in Germany' bedeutungslos, hätte sich weltweit ein "Identitäres Wirtschaften" etabliert.

Fleiß und Kreativität lassen sich auch in einem enger gesteckten Rahmen ausleben. Das widerspricht dem Leistungsprinzip nicht. Wenn die Südafrikaner den besten Wein der Welt herstellen, dann lassen Sie ihn doch den Menschen dort. Kein Deutscher oder Europäer wird daran zugrundegehen, wenn man dieses in weiter Ferne hergestellte Gut nicht importiert.

Die Massenmigration hat übrigens weniger mit der Globalisierung als mit der Ideologie des Globalismus zu tun. Globalismus ist nicht Globalisierung.

Oh doch. Das geht beides schön Hand in Hand. Wenn man die keineswegs zwangsläufigen Dogmen der großen Wirtschaftskonzerne übernimmt: freier Warenverkehr weltweit (in Zukunft vielleicht interstellar), Aufhebung von Zollbeschränkungen, Freizügigkeit der Arbeitnehmer etc.; dann landet man irgendwann unweigerlich dort, wo wir bald sind - in einer Welt, in der sich jeder niederlassen kann, wo es ihm beliebt; ohne nationale Grenzen, die den eigenen Siedlungsraum vor Gefahren von außen schützen; ohne regionale Verwurzelung, weil es vielerorts keine stabilen ethnischen Mehrheiten mehr gibt, sondern nur noch einen Flickenteppich von eingewanderten Völkern, die ein äußerst explosives Konfliktgemisch zusammenbrauen; ohne Identität, weil diese wahnsinnige Vermischung dafür sorgt, dass auch die letzten Traditionen noch absterben. Wer Globalisierung sagt, sagt auch Globalismus. Ich verstehe nicht, warum gerade Konservative diese Zusammenhänge oft nicht sehen. Konservativ zu sein bedeutet doch, das Erbe der Ahnen zu pflegen und verantwortungsvoll in die Hände der Nachkommen zu legen. Was sich seit Beginn der Industrialisierung vollzieht, ist eine Zerstörung der Lebensräume. Daran ist gar nichts konservativ. Und es reicht simple Grundschulmathematik, um voraussehen zu können, dass es nicht ewig so weitergehen wird. Irgendwann - wenn die Ressourcen zur Neige gehen und die Umwelt sich nicht mehr so regenerieren kann, wie es dem menschlichen Leben und Überleben zuträglich ist - wird ein Massensterben einsetzen, sei es durch Rohstoffkriege, sei es durch Krankheiten oder ähnliches. Natürlich können wir immer weiter an der Schraube drehen und den lieben Gott einen guten Mann sein lassen. Dann müssen wir uns aber auch eingestehen, dass auf diesem Wege die nachfolgenden Generationen ins offene Messer laufen - unabhängig davon, ob wir uns rechts, links, libertär oder wie auch immer schimpfen. Vor dem Hintergrund, dass die Natur uns Menschen nicht grenzenlos ernähren und gedeihen lassen kann, müssen wir also eine Umkehr vollziehen und in die andere Richtung zurückmarschieren: zurück zu begrenztem Handel und zu Protektionismus, zurück zu gesunder und regionaler Landwirtschaft, zurück zu nachhaltigen Geld- oder Tauschsystemen, weg von der ständig voranschreitenden Industrialisierung und Technisierung - alles natürlich behutsam und mit Augenmaß, aber eben doch konsequent. In den Ohren des modernen Menschen klingt das radikal und utopisch: Wir vermögen uns gar nicht mehr vorzustellen, dass das Zusammenleben anders aussehen könnte als heute. Aber es gibt eben keine Alternative dazu, wenn wir den ganz großen Knall im Sinne unserer Nachfahren verhindern wollen. Die Vorschläge von Lutz Meyer mögen als Anregungen dienen. Übrigens haben Sie, Herr Bettinger, in einem anderen Kommentarstrang den Leitspruch hierzu selbst geliefert: "Die Wirtschaft ist für den Menschen da, nicht der Mensch für die Wirtschaft." Das kann ich nur fett unterstreichen.

Lotta Vorbeck

4. September 2017 17:34

Was Herr Meyer postuliert klingt in der Theorie gut. In der Praxis beginnt jedes erfolgversprechende Ausklinken aus dem Identität, Heimat und Tradition zerstörenden System, sofern man sein künftiges Geschäftsfeld in der realen Wirtschaft verortet, mit einer bezahlten, ergo schuldenfreien, für das angestrebte Gewerbe geeigneten Immobilie. Und allein mit der Immobilie ist man noch längst nicht ausgestiegen. Hinzu kommt der Nannystaat, der mit Argusaugen darüber wacht, daß niemand aus dem eben jenen unersättlichen Nannystaat nährenden System ausschert. Da werden dann beispielsweise die Grundstücke von Leuten, die überhaupt kein Abwasser produzieren, weil sie auf eigenem Grund eine mehrstufige Biokläranlage betreiben, zwangsweise mit begleitendem Polizeieinsatz an das selbstredend gebührenpflichtige Abwassersystem angeschlossen, oder ein Schafshalter der sich weigert seinen Schäfchen Ohrmarken zu verpassen, mit Haft bedroht. Gegen Lebensmittelpanschereien ist der Nannystaat (angeblich) genauso machtlos, wie gegen über die ungeschützte Grenze hinweg operierende Diebes- und Einbrecherbanden aus dem fernen Georgien. Leute, die die Zahlung der GEZ-Gebühren verweigern, sehen sich wiederum zügig der geballten BRD-Staatsmacht gegenüber. Wer möchte sein knappes Geld in Produkte minderer Qualität investieren, wenn er Besseres bekommen kann? Dies gilt nicht nur für den vom @Franz Bettinger erwähnten Wein. Man muß einen Monopolisten wie AMAZON nicht mögen. Aber, wer kann in einem abgelegenen Provinznest, wo der Dorfladen längst passé ist, an der Bushaltestelle wenn überhaupt noch ein 'Rufbus' verkehrt, womöglich ohne eigenes Kraftfahrzeug existieren, ohne daß ihm der DHL-Transporter bei AMAZON georderte Produkte ins Haus bringt?

Der Gehenkte

4. September 2017 17:47

@ tOm~!

".... aber reicht offenbar immer noch nicht, um klar zu erkennen, daß Globalismus und Globalisierung sich nur und direkt auf die Demokratie zurückführen lassen"

Falsch: Globalisierung ist historisch bedeutend älter und beginnt mit der Entdeckung der sphaira als sinnstiftende Gesamtumfassung, ergo (mindestens) mit den Griechen. Lesen Sie dazu Sloterdijks "Sphären-Trilogie" und "Im Weltinnenraum des Kapitals" - danach werden die verkürzten Globalisierungsbegriffe (hoffentlich) ein für alle mal verschwunden sein. Falsch auch aus anderer Sicht: Es gibt hier komplizierte und ganz und gar nicht "direkte" Verwindungen - man kann auch Dialektik sagen: Mindestens aber darf man festhalten, daß die Demokratie auch auf Globalisierung zurückzuführen ist, so wie die Globalsierung auf die Demokratie ...

niekisch

4. September 2017 20:53

Besten Dank, Herr Meyer, für den anregenden Artikel, der mich etwas vorschlagen läßt, das ich schon länger im Sinn habe: Laßt uns doch unmittelbar hier anfangen und im überschaubaren Kreis ein gewinnloses Austauschsystem probieren mit einem Unterblog oder Forum als Plattform: in etwa gleichwertige Leistungen materieller oder immaterieller Natur können ohne Kompliziertheiten getauscht werden. Dabei sehen wir dann im Ansatz vielleicht, was auf höherer Ebene praktikabel ist.

Lotta Vorbeck

4. September 2017 21:20

@Cacatum non est pictum - 04. September 2017 - 03:22 PM

"... Wenn man die keineswegs zwangsläufigen Dogmen der großen Wirtschaftskonzerne übernimmt: freier Warenverkehr weltweit (in Zukunft vielleicht interstellar), Aufhebung von Zollbeschränkungen, Freizügigkeit der Arbeitnehmer etc.; dann landet man irgendwann unweigerlich dort, wo wir bald sind - in einer Welt, in der sich jeder niederlassen kann, wo es ihm beliebt; ohne nationale Grenzen ..."

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Bisher ist das mit dem "Niederlassen wo es einem beliebt" eine höchst einseitige Angelegenheit. Jeder morgenländisch-afrikanische Glücksritter/Sozialtourist der mit nichts als seinem frisch geschenkten Smartphone bewaffnet über die offene, man könnte auch sagen absichtlich aufgegebene Grenze, ins von seiner Regierung zur Plünderung freigegebene GerMoney hereinspaziert, darf sich dort niederlassen, genießt strafrechtlich weitgehende Immunität, bekommt Vollversorgung und Unterbringung plus Taschengeld, inclusive freiem Zugang zum Gesundheitswesen garantiert. Umgekehrt kann sich ein BRD-Passport-Inhaber selbstverständlich nicht nach Gutdünken in anderer Leute Länder niederlassen. Nicht nur für den Erhalt der Aufenthaltserlaubnis attraktiver, klassischer Einwanderungsländer wie etwa Neuseeland sind von jedem Einwanderungswilligen zuvor eine Vielzahl von hohen Hürden zu überwinden. Beispielsweise in Perú darf sich nur niederlassen, wer entweder über eine peruanische Ehefrau verfügt, mit prall gefüllter privater Schatulle ins Land kommt, oder nach seiner Niederlassung Arbeitsplätze für autochthone Perúaner zu bieten hat. Man betrachte allein die binnen der letzten zwei Jahrzehnte von Ländern wie Ägyten, Algerien, Haiti, Nigeria oder Pakistan produzierten Populationszuwächse. Deren Bevölkerungszuwachs als Diagramm dargestellt bildet eine steil ansteigende Exponentialkurve. Will man in West- und Mitteleuropa überleben, führt zunächst kein Weg an baldiger militärischer Grenzsicherung vorbei. Perspektivisch wäre die global vorhandene Humanpopulation auf ein zukunftsträchtiges Niveau abzusenken. Siehe auch 'Die Georgia Guidestones als offizielle, in Stein gehauene Agenda der NWO?': "Die Weltbevölkerung soll um über 90% reduziert werden und von einer Weltregierung kontrolliert und geführt werden." Darüber, daß eine alles und jeden kontrollierende NWO-Weltregierung weder als wünschenswert noch zukunftsfähig anzusehen ist, dürfte hier unter den SiN-Foristen Konsens bestehen. In der drastischen Reduktion der Weltbevölkerung nebst gleichzeitig praktizierter, militärischer Grenzsicherung allerdings besteht sehr wohl die Lösung, sämtlicher aus eben jener atemberaubenden, unkontrollierten Bevölkerungsexplosion in der dritten Welt nun in West-Mitteleuropa resultierenden, zivilisationsgefährdenden Probleme.

Nemo Obligatur

4. September 2017 21:51

Das hört sich zwar gut an, Herr Meyer, taugt aber nicht für die Praxis. Das Wirtschaftsleben muss einfach und klar strukturiert bleiben. Kosten, Erlöse, Gewinne. Es sollte jenseits der Regeln die etwa für den Schutz der Arbeitnehmer, der Konsumenten und der Jugend gelten nicht moralisch aufgeladen werden. Zwar ist es gut möglich, dass der Studienrat oder die Arztgattin Äpfel aus dem Bioladen kauft und sich dann besser fühlt, aber für die Masse der Menschen taugt das nicht als Vorbild Was machen Sie mit denen, die beim Aldidl kaufen müssen, weil's Geld nicht langt? Wollen Sie denen moralisch einheizen? Auf welcher Grundlage? Das ist dicht an der Diktatur und so verlogen wie die Toskana-Fraktion. So werden Sie die Herzen der Menschen verlieren.

Die Globalisierung ist aus ökonomischer Sicht kaum zu schlagen, sie versorgt Millionen von Menschen mit Gütern und holt ebenso viele aus der Armut. Das ist ein extrem starker Anreiz. Die negativen kurzfristigen Folgen etwa hierzulande sind dagegen irrelevant. Fraglich sind natürlich die langfristigen Folgen. Da reden wir dann über Verteilungsfragen, über Nachhaltigkeit. Das ist alles erst am Anfang. Vielleicht kann man ja die Gewinne aus dem grenzüberschreitenden Handel abschöpfen. Das spräche für einen starken Staat. Aber was, wenn die internationale Wirtschaft dann die heimische Wirtschaft umgeht? Was wollen Sie dann noch abschöpfen? Dinge wie Globalisierung, Internet oder Finanzmärkte lassen sich schlecht zurückdrehen. Der Preis dafür wäre zumindest sehr hoch. Identität muss aus aber einem anderen Holz geschnitzt sein als Gewinne und Verluste - sie muss davon gänzlich unabhängig sein. Dass Sie Franzose, Spanier oder Deutscher sind, darf nicht mit den Aktienkursen schwanken. Ein reicher Spanier muss sich genauso als Spanier fühlen wie ein armer Spanier. Die Antwort dürfte eher im Bildungswesen, in de Religion und dem öffentlichen Leben liegen. Die Wirtschaft fasst man am besten gar nicht erst an oder erst ganz am Ende. Vielleicht fänden sich dann mehr Menschen, die den Preis für das Recht auf eine eigene kulturelle Identität in einer globalisierten Welt auch zahlen wollen und können.

Lutz Meyer

4. September 2017 22:36

@Nemo et al.: Ich rede doch nicht einer ökonomischen Weltrevolution à la Marx und Lenin das Wort. Ich werbe für den Ausstieg im Kleinen mit Vorbildfunktion für andere - Graswurzelrevolution sozusagen. Wie die Wirtschaft im Ganzen als System funktioniert, ist mir scheißegal. Nicht umsonst habe ich mehrfach auf die Ökos hingewiesen, die es auf genau diese Weise - ein paar schöne Träume in Verbindung mit langem Atem und beharrlicher Ignoranz der diversen Bedenkenträger -  in wenigen Jahrzehnten geschafft haben, das öffentliche Bewusstsein zu dominieren, irgendwann sogar begönnert durch die Medien und leider mit tw. fatalen Folgen. Natürlich müssen wir unsererseits dann einige Fehler vermeiden, die von den Ökos gemacht wurden

Cacatum non est pictum

5. September 2017 00:54

@Lotta Vorbeck

Jeder morgenländisch-afrikanische Glücksritter/Sozialtourist der mit nichts als seinem frisch geschenkten Smartphone bewaffnet über die offene, man könnte auch sagen absichtlich aufgegebene Grenze, ins von seiner Regierung zur Plünderung freigegebene GerMoney hereinspaziert, darf sich dort niederlassen, genießt strafrechtlich weitgehende Immunität, bekommt Vollversorgung und Unterbringung plus Taschengeld, inclusive freiem Zugang zum Gesundheitswesen garantiert.

Unser Staat ist eben nach außen maßlos unsouverän, ein politischer Niemand, ein Vasall auf unterster Stufe, ein ewiger Kriegsverlierer, den man jederzeit zur Plünderung und Vernichtung freigeben kann, ohne dass seine Bürger auch nur den Hauch einer Verteidigungschance hätten. Aber das ist ein anderes Thema.

Umgekehrt kann sich ein BRD-Passport-Inhaber selbstverständlich nicht nach Gutdünken in anderer Leute Länder niederlassen.

Klar, die Wanderungsbewegungen verlaufen von den failed states in die wohlhabenden Staaten mit guter Infrastruktur. Bis die Einwanderer ihre neue Heimat genauso ruiniert haben wie ihre Herkunftsländer. Das erzeugt natürlich Spannungen; nicht überall lässt man sich den Einzug der Neuen Weltordnung so widerspruchslos gefallen wie in Deutschland. Und deshalb wird es eine Weltregierung auch nie geben. Die widerstandwilligen Völker werden sich erfolgreich zur Wehr setzen. Aber die Staaten, in denen man sich dem oligarchischen Diktat unterwirft - hier geht es vor allem um West-, Nord- und Mitteleuropa - könnten sehr wohl den Albtraum erleiden, dass sich ihre Infrastruktur auflöst, die angestammten Einwohner verdrängt werden und eine autokratische Brüsseler Nomenklatura bis in den kleinsten Winkel jeder Region hineinregiert.

In der drastischen Reduktion der Weltbevölkerung nebst gleichzeitig praktizierter, militärischer Grenzsicherung allerdings besteht sehr wohl die Lösung, sämtlicher aus eben jener atemberaubenden, unkontrollierten Bevölkerungsexplosion in der dritten Welt nun in West-Mitteleuropa resultierenden, zivilisationsgefährdenden Probleme.

Wie ich oben ja schrieb, wird sich die Weltbevölkerung ohnehin dezimieren. Das wird die Natur schon richten. Wir haben es zum Teil in der Hand, diesen Prozess zumindest für unsere Breitengrade möglichst undramatisch und unblutig zu gestalten. Jedenfalls führt langfristig kein Weg daran vorbei, unsere Wirtschaft zu verkleinern, unseren Wohlstand abzusenken und wieder überwiegend auf das zurückzugreifen, was die Natur uns zum Überleben bereitstellt. Und damit wir überhaupt die Chance wahren, solche Prozesse einzuleiten, müssen wir selbstverständlich unsere Grenzen verteidigen.

Herr K.

5. September 2017 01:01

Ich würde Hr. Meyers Idee grundsätzlich begrüßen! Es geht jetzt erstmal nicht darum, den Kapitalismus als solchen abzulösen. Es geht darum als GEMEINSCHAFT zu wirtschaften, wobei "Identität" das verbindende Glied sein soll. Ein sehr gutes Beispiel ist die Finanzpolitik orthodoxer Juden: man kann sich kostenfrei unter Einhaltung vertraglich vereinbarter Bedingungen Geld für den Aufbau sinnvoller Ideen leihen. Wenn Identitäre bei Identitäten kaufen, dann ist das nicht ein gesellschaftspolitischer Neuentwurf. Aber ein guter Weg weg von persönlichen Maximal-Erwartungen, hin zu zweckorientiertem Konsum. Da darf der Wein von mir aus auch mal nur 95% auf der Geilheitsskala erreichen - ich könnt damit leben.

Curt Sachs

5. September 2017 01:49

Herr Meyer schrieb: »Ich werbe für den Ausstieg im Kleinen mit Vorbildfunktion für andere - Graswurzelrevolution sozusagen.«

Ach jechen! Ich bin aus alter Anhänglichkeit sogar noch auf die gleichnamige Zeitschrift abonniert (die sich allerdings in sentimentaler Nostalgie mit kleinem g schreibt). Aber die Rufe »Bildet Genossenschaften!« oder »Bildet Kommunen!« oder, noch etwas abgehobener, »Bildet alternative Wirtschaftskreisläufe!« sind nicht ohn’ Ursach mindestens mittelfristig stets erfolglos geblieben, egal ob von links oder rechts. Natürlich mögen sich religiöse Schwärmer gern an solchen Phantastereien berauschen und sogar tätig daran beteiligen. Sie haben noch Glück, wenn es so schnell endet wie der hehre Traum von Bettina in Texas.

Lotta Vorbeck

5. September 2017 03:35

@Curt Sachs - 04. September 2017 - 11:49 PM

Im von Ihnen verlinkten Wikipedia-Eintrag zur Kolonie Bettina in Texas heißt es unter dem Stichwort 'Untergang':

"Damals gingen diese Intellektuellen lieber auf die Jagd, führten ausdauernde philosophische Diskussionen oder hielten sich an die lateinischen Zitate „Bibe, post mortem nulla voluptas – Trinke, nach dem Tod gibt es kein Vergnügen“ oder „Carpe diem, quam minimum credula postero! – Nutze den Tag, traue nicht dem nächsten“ (aus: Horaz’ Oden). Dies erklärt, dass die utopische Siedlung Bettina nur wenige Monate Bestand hatte.

Es gab Spannungen, die Gruppe der Siedler zerbrach, die meisten zogen nach San Antonio, Austin und New Braunfels, wo sie einem Beruf nachgingen, der eher ihrer akademischen Ausbildung entsprach. Die Siedlung Bettina zerfiel. Sie wurde im Jahr 1964 in die Liste der texanischen Denkmäler (Historical Marker) aufgenommen."

... ein uraltes, immer wiederkehrendes Problem also.

Im weltumspannenden Rechnernetz stößt man an vielen Stellen auf ein Werbebanner der Finca Bayano:

Wandere aus, solange es noch geht! Finca Bayano in Panama.. - Klick mich!

Alles was deren Betreiber der auf einem deutschen Server gehosteten Netzseite schreibt, liest sich zunächst plausibel und einleuchtend. Der im Jahre 2008 aus Berlin nach Panama eingewanderte Initiator/Gründer der Finca Bayano beabsichtigt mit 100 Gleichgesinnten ein Dorf auf Selbstversorgerbasis zu gründen.

Der Feinsinnige

5. September 2017 03:52

Ein sehr anregender Artikel – und ein einleuchtender und auf der Hand liegender Gedanke, Überlegungen anzustellen über ein „identitäres Wirtschaften“. Schließlich ist das Wirtschaftsleben ein so wesentlicher Bestandteil der Lebenswirklichkeit, daß es nicht ausgeklammert werden kann, wenn eine globalisierungskritische Position von rechts bzw. eine politisch identitäre Position auf eine breitere Grundlage als allein die (eminent wichtige) Frage des Grenzschutzes gestellt werden soll. Ich selbst bin alles andere als ein Experte auf wirtschaftlichem Gebiet, möchte mich daher einer konkreten Bewertung wirtschaftlicher Zusammenhänge möglichst enthalten, auch, ob der Gedanke eines "identitäre Wirtschaftens" überhaupt realistisch ist. Allerdings kann man als laienhafter Beobachter feststellen, daß sich im Bereich der ökologischen Landwirtschaft und der regionalen Produktvermarktung in den letzten Jahren/ Jahrzehnten ein Marktsegment aufgebaut hat, das durchaus beachtlich ist und wohl auch als Parallelmarkt bezeichnet werden könnte. Die ökologische Landwirtschaft wird in ihrer Existenz erheblich durch staatliche Förderung, also Subventionen, gestützt. Und: Weder ökologische Landwirtschaft noch regionale Produktvermarktung wären (unabhängig von staatlicher Förderung) möglich ohne eine überzeugte, idealistische, zahlungswillige und zahlungskräftige Klientel, die eben gerade nicht zuerst auf den Preis schaut (bzw. schauen muß), sondern auf ihre Weltanschauung. Dies wäre sicher in einem Marktsegment „identitäres Wirtschaften“ nicht anders. Bevor nicht auch bei politischen Entscheidungsträgern Sympathie für eine solche Idee aufkäme, könnte wohl kaum mit nennenswerten Erfolgen gerechnet werden. Aber die Entstehung eines solchen Marktsegments und die politische Förderung sind Tatbestände, die sich durchaus gegenseitig bedingen könnten, wie es wohl auch bei der ökologischen Landwirtschaft der Fall war. Mit dem Stichwort „identitäres Wirtschaften“ würde ich persönlich vor allem die Schaffung und Erhaltung von Arbeitsplätzen im heimischen Markt verbinden, egal, wie dieser nun definiert würde: in der Region, in Deutschland, in Europa. Insofern dürfte „Trigema“ tatsächlich unter diesen Begriff einzuordnen sein. In seiner nach außen kommunizierten Einstellung gegenüber seinen Mitarbeitern, in seinem nach außen kommunizierten erfolgreichen Bemühen, sichere Arbeitsplätze zu schaffen bzw. zu erhalten, bin ich von Wolfgang Grupps Lebensleistung schon lange wirklich beeindruckt. Bei dem Stichwort „identitäres Wirtschaften“ darf – unabhängig von einem solchen Ausnahmeunternehmer wie Wolfgang Grupp – meines Erachtens aber die politische Komponente (neben der Frage gezielter Förderung) auch in einem weiteren Aspekt nicht ausgeklammert werden: Eine Wirtschaftspolitik, die zur Bewahrung unserer eigenen Identität beitragen wollte, müßte wohl oder übel darüber nachdenken, wie die heimische Wirtschaft vor manchen Strategien international operierender Großunternehmen oder auch anderer Länder, in denen Arbeit nicht so teuer ist, wie bei uns, wirksam geschützt werden könnte (Schutzzölle? Strafzölle bei Verlagerung von Arbeitsplätzen ins Ausland?; die im Artikel formulierten Begriffe „Fördergedanke“ oder „identitäre Aktienkultur“ klingen sehr sympathisch, aber sind zumindest ohne entsprechende staatlich gesetzte Rahmenbedingungen wohl nur schwer zu realisieren). Bei den Stichworten „Schutz- bzw. Strafzölle“ höre ich schon jetzt diejenigen aufstöhnen, die den weltweiten völlig freien Handel als wesentlichste Quelle des Wohlstands in diesem Lande sehen (woran ich meine Zweifel habe). Dieses schwierige Thema gehört meines Erachtens mit der Frage eines „identitären Wirtschaftens“ untrennbar zusammen und sollte in diese oder spätere Diskussionen einbezogen werden. Vielleicht würde bereits die Umsetzung eines bereits ziemlich alten Gedankens zum Einstieg in so etwas wie ein „identitäres Wirtschaften“ weiterhelfen: Die Wirtschaft insgesamt sollte (entgegen der heutigen Realität) endlich wieder der Politik untergeordnet werden. Dann fiele es einzelnen Teilnehmern am Wirtschaftsleben vielleicht leichter, ihr eigenes Wirtschaften zumindest auch an politischen bzw. idealistischen Zielen auszurichten (siehe wieder das Beispiel der ökologischen Landwirtschaft).

Lotta Vorbeck

5. September 2017 13:53

@Cacatum non est pictum - 04. September 2017 - 10:54 PM

"... Und deshalb wird es eine Weltregierung auch nie geben. Die widerstandwilligen Völker werden sich erfolgreich zur Wehr setzen. Aber die Staaten, in denen man sich dem oligarchischen Diktat unterwirft - hier geht es vor allem um West-, Nord- und Mitteleuropa - könnten sehr wohl den Albtraum erleiden, dass sich ihre Infrastruktur auflöst, die angestammten Einwohner verdrängt werden und eine autokratische Brüsseler Nomenklatura bis in den kleinsten Winkel jeder Region hineinregiert. ..."

# Nur der Vollständigkeit halber: Nach erfolgter Tribalisierung/Balkanisierung/Libanonisierung/Islamisierung wird es weder Brüsseler noch einheimische Nomenklatura vermögen, bis in den letzten Winkel jeder Region hineinzuregieren.
Wie das Leben in einem zur nördlichen Hemisphäre gehörenden Land, dem nur die vom Golfstrom von weit her herantransportierte Wärme erlaubt überhaupt erfolgreich Landwirtschaft zu betreiben, dann aussieht, wenn es mehrheitlich von islamisch-afrikanisch-orientalischen Fellachen bevölkert wird, steht freilich noch auf einem ganz anderen Blatt.

"... Wie ich oben ja schrieb, wird sich die Weltbevölkerung ohnehin dezimieren. ..."

# Naturgesetze sind durch Ideologien nicht aushebelbar. Die Reduktion der global vorhandenen Population wird auf diesem oder jenem Wege erfolgen. Je später, desto umfassender und monströser die damit einhergehenden, apokalyptischen Zustände.

"... Jedenfalls führt langfristig kein Weg daran vorbei, unsere Wirtschaft zu verkleinern, unseren Wohlstand abzusenken und wieder überwiegend auf das zurückzugreifen, was die Natur uns zum Überleben bereitstellt. ..."

# So isses! - Allerdings scheinen diese Zusammenhänge nur ganz wenigen Leuten bewußt zu sein. Auf Youtube® gibt's ein schon etwas älteres Video über einen vom Waldinspektor Jean Pain in Südfrankreich betriebenen, Wärme, Gas und Dünger erzeugenden Holzschnitzelmeiler. Mal abgesehen davon, daß die im Video gezeigten, vom Waldinspektor Jean Pain konstruierten Apparaturen, insbesondere die auf dem Dach seines CV2 montierte Gasflasche in der BRD umgehend "wachsame Nachbarn", respektive die staatlichen Behörden auf den Plan rufen würden, zeigt dieses Filmchen dem aufmerksamen Zuschauer darüberhinaus anschaulich, wie so ein Leben, welches "auf das zurückgreift was die Natur bereitstellt" - der Waldinspektor Monsieur Pain & Ehefrau Ida führen es vor - praktisch aussehen könnte.

Machen Sie, sehr geehrter @Cacatum non est pictum doch einfach mal die Probe auf's Exempel: Selber zeigte ich dieses Youtube®-Video etlichen, mit den aktuellen BRD-Zuständen höchst unzufriedenen, eben noch von Auswanderung schwätzenden Leuten und erntete durchweg empörte Reaktionen. Die eigentlich profane Erkenntnis, daß man immer - auch was die eigenen Lebensumstände betrifft - sozusagen ein Gesamtpaket kauft und das sorglos-faul-saturierte BRDler-Konsumenten-Leben eben nur um den Preis von Heimat-, Kultur- und Identitätszerstörung plus Islamisierung zu haben ist, hat sich offenbar einfach noch nicht durchzusetzen vermocht.

Utz

5. September 2017 14:13

Wenn der Stolz auf das eigene sich in wesentlichen Teilen aus der deutschen Wirtschaftsmacht speist (Exportweltmeister etc.), wird es schwierig in Richtung Kleinräumigkeit zu gehen. Alle Versuche  das eigene hochzuhalten werden daran scheitern, daß die Wirtschaft global vernetzt ist, und massive Sachzwänge produziert. Da hilft es dann auch rein gar nichts das Primat der Politik über die Wirtschaft zu fordern. Das Globale an sich, egal ob das unter dem Namen Globalisierung oder Globalismus firmiert (weltweites Wirtschaften erfordert "Gleichmacherei" in großem Maßstab) setzt Zwänge, denen sich die Politiker nur widersetzen können, wenn sie größere wirtschaftliche Einbußen am eigenen Standort in Kauf nehmen. Damit will ich nicht sagen, man könne nichts machen, man müsse das eben alles hinnehmen und letztlich sei das ja auch gut so, weil unser Wohlstand darauf beruht. Im Gegenteil, ich bin der Meinung unser Wohlstand kostet uns die Identität und wir sollten anfangen uns an weniger Wohlstand zu gewöhnen, weil das so oder so auf uns zukommt. Auf absehbare Zeit, ich vermute, wir alle werden das noch erleben, werden wir auch mit Wein, der nur 10 % auf der Geilheitsskala erreicht, zufrieden sein.

Sehrohrtiefe

5. September 2017 16:18

Die Diskussion bis hierhin zeigt eindrucksvoll, wie wichtig das Thema Wirtschaft gerade auch hier ist. Gleichzeitig belegt die Diskussion, wie sehr wir am Anfang stehen. Es mangelt an einfachsten konzeptionellen Unterscheidungen, vertieftem analytischem Verständnis der Zusammenhänge sowie Kriterien, an denen sich gemeinsames Handeln ausrichten ließe. Das soll in keiner Form eine Kritik sein. Es ist reine Zustandsbeschreibung sowie Ansporn für vertieftes Nachdenken.

Nachfolgend eine sehr unvollständige Liste von Aspekten, die eine Rolle spielen können:

Die moderne Volkswirtschaftlehre leidet am Mangel moderner Analyse des Produktionsfaktors Land. Wir reden seit über hundert Jahren über Arbeit, Kapital und später technischem Fortschritt, Humankapital usw., aber Land wurde gleichgesetzt mit Boden für Landwirtschaft, was den Faktor irrelevant macht für die meisten Ökonomen. Erst neuerdings begreifen wir wieder, befördert durch Massenwanderungen und Klimawandel, die Bedeutung von Land, aber stets noch viel zu wenig.

Auf gesamtwirtschaftlicher Ebene sind wir gefangen in komparativen Kostenvorteilen und Handelsvorteilen. Ich negiere den Nutzen hiervon nicht, gerade für breite und wenig vermögende Bevölkerungsschichten. Nötig ist aber eine politökonomische Ergänzung: Wie ändert sich die rein ökonomische Analyse, wenn das Gemeinwohl der Inländer (um den ökonomischen Begriff zu gebrauchen) Vorrang hat? Ich bin der Ansicht, daß es auf einer ganz grundsätzlichen Ebene ein patriotischer Akt ist, ein deutsches und nicht ein ausländisches Produkt zu kaufen. Kaufe ich aber etwa einen VW, unterstütze ich direkt auch das herrschende System, denn Politik und Wirtschaft sind eng verwoben. Dies bedarf näherer Analyse.

Einzelwirtschaftlich gesehen gibt es sehr wohl massive Vorteile, die sich aus der Schwarmfinanzierung (Crowdfunding) und anderen Crowd-Aktivitäten ergeben. Dies kommt gerade der einheimischen Bevölkerung zugute, auch in ländlichen Regionen und in traditionellen Industrien, die wegen des globalen Wettbewerbs vom Verschwinden bedroht sind. Beispiele gibt es zuhauf. Gerade in der BRD behindert die Gesetzgebung diese Wirtschaftsform jedoch massiv, anders als in anderen europäischen Ländern. Warum wohl? Wir wissen es.

Schließlich die Finanzmärkte. Wir erleben nicht nur ein Aufblühen alternativer Finanzierungsformen, sondern auch virtuelle Währungen und verwandte Fintech-Neuerungen. Inzwischen gibt es den niederländischen Gulden wieder, wenn auch nur elektronisch als Kryptowährung. Warum dann nicht die elektronische D-Mark oder den preußischen Taler? Die Möglichkeiten, systemunabhängige Strukturen aufzubauen, sind gerade hier besonders groß.

Fassen wir diese Diskussion somit als Einladung zu vertieftem Nachdenken auf!

Obi Wan Kenobi

5. September 2017 17:10

Ein interessanter Ansatz für eine identitäre Wirtschaftsordnung sind die Arbeiten von Professor Richard Werner, eines deutschen Volkswirts, der in Japan gelehrt hat und der heute an der Universität von Southhampton tätig ist. Werner hat in zahlreichen Studien nachgewiesen, dass die "Tigerstaaten" der Vergangenheit, die sich schnell eine industrielle Basis schufen (Preußen/Deutsches Kaiserreich, VR China, Japan, Singapur, Taiwan, Südkorea, in Ansätzen heute sogar Nordkorea) dies durch eine forcierte Kreditvergabe in die Realwirtschaft erreichten, wo die Kredite für Investitionen in strategisch bedeutsame volkswirtschaftliche Sektoren genutzt wurden. Fließen die Kredite einfach nur zum Kauf von Vermögenswerten (Aktien, Immobilien) ab, sind sie nicht nützlich, sondern schädlich, weil sich Blasen bilden. Heute setzt sich Werner in Großbritannien übrigens für die Schaffung eines sparkassenartigen Bankensystems nach deutschem Vorbild ein, da dies der beste Garant für eine florierende mittelständische Wirtschaft sei, während hierzulande die Sparkassen schon längst ins Visier der EU-Kommission geraten sind.

Lotta Vorbeck

5. September 2017 17:11

@Utz - 05. September 2017 - 12:13 PM

"Wenn der Stolz auf das eigene sich in wesentlichen Teilen aus der deutschen Wirtschaftsmacht speist (Exportweltmeister etc.), wird es schwierig in Richtung Kleinräumigkeit zu gehen. ..."

# ... und diese weltmeisterlichen Exporte sich lediglich als TARGET2-Salden, ergo in bei der Bundesbank gesammelten Schuldscheinen niederschlagen, sozusagen reale Güter und Produkte gegen wertlose, beim Schuldner mangels Masse uneinlösbare Schuldscheine ins Ausland geliefert werden ...

"... Alle Versuche  das eigene hochzuhalten werden daran scheitern, daß die Wirtschaft global vernetzt ist, und massive Sachzwänge produziert. Da hilft es dann auch rein gar nichts das Primat der Politik über die Wirtschaft zu fordern. Das Globale an sich, egal ob das unter dem Namen Globalisierung oder Globalismus firmiert (weltweites Wirtschaften erfordert "Gleichmacherei" in großem Maßstab) setzt Zwänge, denen sich die Politiker nur widersetzen können, wenn sie größere wirtschaftliche Einbußen am eigenen Standort in Kauf nehmen. Damit will ich nicht sagen, man könne nichts machen, man müsse das eben alles hinnehmen und letztlich sei das ja auch gut so, weil unser Wohlstand darauf beruht. ..."

# Um sich gegen diese Art von strangulierenden, globalistischen "Sachzwängen" erfolgreich zu wehren, bedarf es zuvörderst unverhandelbarer, staatlicher Souveränität. Mit einer Kaste von Politikerdarstellern, die lediglich als von externen Mächten gesteuerte Sprechpuppen/Hampelmänner agieren, kann es niemals gelingen das Eigene zu verteidigen. "Politische Macht kommt" - laut Mao Tse-Tung - "aus den Läufen der Gewehre". Dies bedeutet wiederum, daß staatliche Souveränität ohne eigene, intakte, zur effektiven Landesverteidigung fähige, bestens ausgerüstete Streitkräfte nicht zu haben ist. Länder wie beispielsweise die Russiche Föderation, das burisch geführte Südafrika bis 1990 oder das kleine Nordkorea (möglicherweise nicht mehr lange) sind ökonomisch weit davon entfernt 'Global Player' zu sein, wissen (wußten) aber um den existenzerhaltenden Wert staatlicher Souveränität.

"... Im Gegenteil, ich bin der Meinung unser Wohlstand kostet uns die Identität und wir sollten anfangen uns an weniger Wohlstand zu gewöhnen, weil das so oder so auf uns zukommt. Auf absehbare Zeit, ich vermute, wir alle werden das noch erleben, werden wir auch mit Wein, der nur 10 % auf der Geilheitsskala erreicht, zufrieden sein."

# Selbstverständlich muß es kein Kaviar und Champagner sein. Auch die tradionelle, auf heimischen Zutaten und alten Überlieferungen beruhende, heimische Küche bietet demjenigen, der sich noch auf's Kochen versteht, eine breite Palette an abwechslungsreichen Köstlichkeiten.

Fritz

5. September 2017 18:51

Im Buch „Human Race – 10 Centuries of Change on Earth“ (2014) des englischen Historikers Ian Morris heißt unter Bezug auf Marx und dessen Kritk an dem Ökonomen Thomas Robert Malthus, der ein zunehmendes Missverhältnis zwischen Fortpflanzung der Menschen und ökonomischer Entwicklung vorausgesagt hatte:

herbstlicht

5. September 2017 19:49

Waldinspektor Monsieur Pain & Ehefrau Ida führen es vor --- praktisch aussehen könnte.
 

Damit die Träume hier nicht zu hoch wachsen; ging in den Siebzigern, als Student der Physik, in die Anti-AKW-Bewgung, "Alternative", ...

In dem Filmchen wird ein Äquivalent von 12000 Liter Heizül aus 40 Tonnen Gestrüpp behauptet und daß der Biomeiler einen höheren Wirkungsgrad habe als direkte Verbrennung.  Rechnen wir nach --- Brennwerte aus dem Kopf: trockenes Holz 4000kcal/kg, Heizöl 10000kcal/kg; Also Faktor 2,5.

12000l Heizöl sind etwa 10 Tonnen; also Brennwert von etwa 25 Tonnen trockenem Holz.  Nun ist das Zeug nicht ganz trocken und davon macht das Äquivalent etwa 30 Tonnen.  Der Wirkungsgrad des Verfahrens beträgt demnach 75--80 Prozent --- weniger als in einer guten Hackschnitzelverbrennung.  Die behauptete "höhere Energieausbeute" ist also nicht nachvollziehbar.

Weiter: das Ehepaar scheint pro Jahr de Aufwuchs auf einem Hektar in acht Jahren zu verwenden; die Leutchen würden somit acht Hektar benötigen.  Im Durchschnitt kommen auf 2 Franzosen 2 Hektar Frankreich, auf 2 Deutsche nichteinmal 1 Hektar Deutschland.  (Über Wohnen/Verkehr/Straßen/Industrie haben wir noch gar nicht geredet.  Auch bezweifle ich daß diese Nutzung langfristing ohne Zerstörung der Humusdecke möglich ist; "Streurechen" war's nicht in NO-Bayern.)

Auch unter dem Gesichtspunkt "Nachhaltigkeit" ist also die Masseneinwanderung widersinnig.

Das ganze Zeug mit "nachwachsenden Rohstoffen" übersieht, daß der Wald nur wenige Prozent der eingestrahlten Energie in Biomasse umsetzt.  Bei Mais, Raps ist's mehr, aber rechnet man den Energieaufwand für den Anbau (Maschinenherstellung, Kraftstoff, Kunstdünger) hinzu, dann wird die Energiebilanz häufig negativ.

Günstig in der Energiebilanz steht jedoch die Nutzung der Windenergie da; vestehe deshalb nicht recht, warum darüber bei SiN so oft gelästert wird.  (Bin auch passionierter Feldornithologe.)

Mir ist aus den Siebzigern/Achtzigern ein Satz in Erinnerung: Kein Kontinent ist so von Hunger bedroht wie Europa. 

Im Band Oberpfalz/Niederbayern der Bavaria --- Land und Leute des Königreichs Bayern in 5(?) Bänden, erschienen um 1850 --- steht, daß der Jahreslohn eines Taglöhners dem Wert von 4 Zentner Getreide entsprach --- gerade ausreichend um den Mann zu ernähren.  Daß das Volk unter diesen Bedingungen (Siedlungsdichte) überleben konnte war nur durch die Kartoffel möglich.  Dabei betrieb man schon Raubbau per Haubergwirtschaft.

Schilderungen solcher Lebensbedingungen finden sich bei Wilhelm Raabe, zumal im "Hungerpastor", und in Hans Grimms "Volk ohne Raum".  Da kommt auch der Hunger nach Bildung zur Sprache.

 

 

 

Utz

5. September 2017 20:20

Um sich gegen diese Art von strangulierenden, globalistischen "Sachzwängen" erfolgreich zu wehren, bedarf es zuvörderst unverhandelbarer, staatlicher Souveränität. 

Ich fürche es kann keine solche staatliche Souveränität mehr geben, die den Regierenden eine echte Entscheidungsfreiheit gewährt. Auch normal souveräne Staaten wie z.B. Frankreich können in einer globalisierten Welt nicht mehr machen was sie wollen. Sie sind abhängig vom Rating von Ratingagenturen, sie haben multilaterale Verträge zur Zusammenarbeit und müssen sich deshalb so verhalten, wie die Welt, in der "unsere Werte" gelten, es will. Ein Beispiel: Ich wollte der IB eine Abbuchungsermächtigung für einen Dauerauftrag erteilen. Da teilte man mir mit, man sei schon zuversichtlich das hinzukriegen, aber es brauche noch Zeit, da der IB laufend Konten gekündigt werden. Der letzte fehlgeschlagene Versuch lief über eine finnische Bank. Da frage ich mich, was interessiert die Finnen eine deutsche IB? Ich vermute, da gibt es jede Menge Übereinkünfte nach dem Motto: Wir sind alle auf einer Seite, hilfst du mir, helf ich dir, ... Vermutlich können wir uns über einige Vorgänge gar keine Vorstellungen machen.

Lotta Vorbeck

5. September 2017 22:36

@Fritz - 05. September 2017 - 04:51 PM

Sie sagen es - sehr erhellend, lesens- und bedenkenswert!

Sobald, wie im von Ihnen zitierten Text dargestellt die Population in einem Raum ein kritisches Verhältnis zu den in diesem Raum vorhandenen Ressourcen erreicht, wird alles, was momentan durchaus noch als in Stein gemeißelt erscheinen mag, in Windeseile restlos hinweg gegfegt werden.

 

Lotta Vorbeck

6. September 2017 00:44

@Utz - 05. September 2017 - 06:20 PM

"Ich fürche es kann keine solche staatliche Souveränität mehr geben, die den Regierenden eine echte Entscheidungsfreiheit gewährt. Auch normal souveräne Staaten wie z.B. Frankreich können in einer globalisierten Welt nicht mehr machen was sie wollen. Sie sind abhängig vom Rating von Ratingagenturen, sie haben multilaterale Verträge zur Zusammenarbeit und müssen sich deshalb so verhalten, wie die Welt, in der "unsere Werte" gelten, es will. ..."

# Innerhalb des Brüsseler EU-Clubs wird man vergeblich nach souveränen Staaten suchen. Nur mal nebenbei gefragt: Warum wohl ähnelt das Währungszeichen des €uro so sehr dem Währungszeichen des US$? Staatliche Souveränität will mit signifikantem Militärpotential - besser noch mit atomarer Zweitschlagsfähigkeit - abgesichert sein. Deshalb wäre China noch zu nennen, wenn es um die wenigen, heutzutage wirklich souveränen Staaten geht.

"... Ein Beispiel: Ich wollte der IB eine Abbuchungsermächtigung für einen Dauerauftrag erteilen. Da teilte man mir mit, man sei schon zuversichtlich das hinzukriegen, aber es brauche noch Zeit, da der IB laufend Konten gekündigt werden. Der letzte fehlgeschlagene Versuch lief über eine finnische Bank. Da frage ich mich, was interessiert die Finnen eine deutsche IB? Ich vermute, da gibt es jede Menge Übereinkünfte nach dem Motto: Wir sind alle auf einer Seite, hilfst du mir, helf ich dir, ... Vermutlich können wir uns über einige Vorgänge gar keine Vorstellungen machen. ..."

# Innerhalb des FIAT-Money Systems gibt's ebensowenig Souveränität wie innerhalb des Brüsseler-EU-Clubs. Die BRICS-Staaten sind angeblich momentan dabei ein von Weltbank, IWF, FED und somit US$ unabhängiges Währungssystem aufzubauen. Ob dies gelingt, wird die nähere Zukunft zeigen. Bisher lief es immer so, daß diejenigen, welche das auf Schulden und Luftbuchungen basierende FIAT-Money-System ernsthaft in Frage stellten, oder gar noch auf anderen Gebieten nach Autarkie strebten, mit Krieg überzogen und final beseitigt wurden. Zuletzt traf es die Präsidenten des Irak und Syriens. Saddam hatte seine Ölexporte lediglich statt in US$ in € abrechnen wollen. Gaddafi beabsichtigte die Einführung eines goldgedeckten Dinars nicht nur zur Abwicklung der Ölexporte Libyens. Beide bezahlten diese Frivolität mit dem eigenen Leben und der flächendeckenden Zerstörung ihrer Länder.

Vorschlag zu Ihrem konkreten Problem:
Für die jüngste IB-Aktion im Mittelmeer konnte unkompliziert über eine US-amerikanische Netzseite per Kreditkarte gespendet werden. Kontaktieren Sie doch einfach mal den Herrn Sellner direkt, um so aus erster Hand zu erfahren, wo und auf welchem Wege Sie Ihre Unterstützungszahlung leisten können.

Lotta Vorbeck

6. September 2017 01:14

@herbstlicht - 05. September 2017 - 05:49 PM
 
"Damit die Träume hier nicht zu hoch wachsen; ging in den Siebzigern, als Student der Physik, in die Anti-AKW-Bewgung, "Alternative", ..."

# DANKE für Ihre Klarstellung, basierend auf der Gegenüberstellung des physikalischen Brennwertes von Holz (im konkreten Falle Gestrüpp) und konventionellem Heizöl.

Der Waldinspektor Pain aus Südfrankreich - inzwischen dürfte er längst in Rente oder gar verstorben sein - war meinerseits lediglich als Beispiel für jemanden angeführt worden, der im Sinne des @Foristen @Cacatum non est pictum "das für sich nutzt, was die Natur ihm zur Verfügung stellt". Selbstverständlich kann in einem der dichtestbesiedelten Länder der Erde (ja, in Taiwan beispielsweise ist die Populationsdichte noch um etliches höher als in der BRD) nicht jeder so leben wollen, wie der genannte Waldinspektor nebst Ehefrau. Bemerkenswert eben auch, was für harsche Reaktionen es hervorruft wenn man jenes Filmchen anderen Leuten zeigt, die sich, vermutlich weil sie sich irgendwie ertappt fühlen, maßlos darüber empören und einem unterstellen, daß man ihnen etwas wegzunehmen beabsichtige.

"Auch unter dem Gesichtspunkt "Nachhaltigkeit" ist also die Masseneinwanderung widersinnig.

Im Band Oberpfalz/Niederbayern der Bavaria --- Land und Leute des Königreichs Bayern in 5(?) Bänden, erschienen um 1850 --- steht, daß der Jahreslohn eines Taglöhners dem Wert von 4 Zentner Getreide entsprach --- gerade ausreichend um den Mann zu ernähren.  Daß das Volk unter diesen Bedingungen (Siedlungsdichte) überleben konnte war nur durch die Kartoffel möglich.  Dabei betrieb man schon Raubbau per Haubergwirtschaft."

# Müßte Europa allein mit in Europa selbstproduzierten Lebensmitteln, sowie ohne weltweit aquirierte Lebens- und Futtermittelimporte auskommen, wäre vermutlich der im vom Foristen @Fritz zitierten Text beschriebene Punkt "... the population will grow commensurately until eventually the ratio of people to resources reaches a critical level; then all the self-protective, exclusive behaviour mentioned above will start rapidly to divide the rich further from the poor and starving. ..." auch in Europa längst erreicht. Stünden keine Unmengen von industriell hergestellten Lebensmittel mehr zur Verfügung, wäre der Ofen diesbezüglich noch viel früher aus.

Corvusacerbus

6. September 2017 14:42

Sollte jemand im Bereich des identitären Wirtschaftens etwas Strukturen schaffendes versuchen wollen, empfiehlt sich unbedingt das Recht und die Geschichte der Genossenschaften zu studieren und über eine genossenschaftliche Struktur und Organisation der Abläufe nachzudenken. Hier ist viel verschüttet und vergessen, auch weil das oft nicht "sexy" rüberkommt und die Konzerne und Kartelle Geschichte schreiben und nach ihrem Interesse Ökonomen ausgebildet werden, was wert ist wiederentdeckt zu werden. Auch und gerade in der Perspektive, in der globalisierten Wirtschaft den globalistischen Akteuren etwas entgegenzusetzen und nicht nur zu beschreiben, sondern zu verändern.

Lotta Vorbeck

6. September 2017 16:01

@Corvusacerbus - 06. September 2017 - 12:42 PM

"Sollte jemand im Bereich des identitären Wirtschaftens etwas Strukturen schaffendes versuchen wollen, empfiehlt sich unbedingt das Recht und die Geschichte der Genossenschaften zu studieren und über eine genossenschaftliche Struktur und Organisation der Abläufe nachzudenken. Hier ist viel verschüttet und vergessen, auch weil das oft nicht "sexy" rüberkommt und die Konzerne und Kartelle Geschichte schreiben und nach ihrem Interesse Ökonomen ausgebildet werden, was wert ist wiederentdeckt zu werden. ..."

________________________________
Das Land mit der aktuell größten Zahl an aktiven, dort als "Cooperativa" bezeichneten Genossenschaften befindet sich in Südamerika und heißt Paraguay. Siehe auch:
# Lexikon der Mennoniten in Paraguay - Genossenschaft
# Was ist eine Genossenschaft? - Paraguay-Autark + Paraguay-Selbstversorger

Lotta Vorbeck

6. September 2017 16:13

@Corvusacerbus - 06. September 2017 - 12:42 PM

"Sollte jemand im Bereich des identitären Wirtschaftens etwas Strukturen schaffendes versuchen wollen, empfiehlt sich unbedingt das Recht und die Geschichte der Genossenschaften zu studieren und über eine genossenschaftliche Struktur und Organisation der Abläufe nachzudenken. Hier ist viel verschüttet und vergessen, auch weil das oft nicht "sexy" rüberkommt und die Konzerne und Kartelle Geschichte schreiben und nach ihrem Interesse Ökonomen ausgebildet werden, was wert ist wiederentdeckt zu werden. ..."

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Das Land mit der aktuell größten Zahl an aktiven, dort als "Cooperativa" bezeichneten Genossenschaften befindet sich in Südamerika und heißt Paraguay. Siehe auch:
# Lexikon der Mennoniten in Paraguay - Genossenschaft
# Was ist eine Genossenschaft? - Paraguay-Autark + Paraguay-Selbstversorger

Maiordomus

6. September 2017 17:37

@Corvusacerbus. A propos genossenschaftliche Strukturen. Vor genau 200 Jahren erschien im Verlag von Heinrich Remigius Sauerländer der Roman "Das Goldmacherdorf" von Johann Daniel Heinrich Zschokke aus Magdeburg, der in jenem Jahr 1817 auch seine den Behausungen Schillers und Goethes nachgebaute Villa Blumenhalde in Aarau bezog. Es handelt sich nicht bloss um den ersten Genossenschaftsroman der Weltliteratur, auch um eine Art alternative Programmschrift in der Epoche des aufsteigenden Hochkapitalismus, mit Weiterungen, wurden doch dann in den 1830er Jahren in der Schweiz die Käsereigenossenschaften gegründet, später dann von Jeremias Gotthelf dargestellt in "Die Käserei in der Vehfreude", wobei Gotthelf ein entschiedener Gegner des Wirtschaftsliberalismus war, auf langfristige familienbetriebliche Strukturen setzte, alles andere als ein Freund der Überfremdungswirtschaft war. Dabei setzte Zschokke mit Nachdruck auf den Fortschritt, zum Beispiel Entsumpfung, Flussbegradigungen, förderte  die Volksbildung und gründete in Aarau mit dem Lehrverein eine private Universität mit dem Schelling-Schüler Ignaz Paul Vital Troxler als bedeutendstem Lehrer, welcher über das Eintreten für Föderalismus auf die Trias Staat - Kirche - Schule setzte, in der Meinung, dass keine Instanz für sich allein zu mächtig werden dürfe, sondern dass dass Staat - Kirche - Schule  auf der Basis von Eigenständigkeit zusammenwirken sollten, notabene standen die Staatsschulen durchaus unter Verdacht des kulturellen Monopolismus.. Ein Nachkomme Zschokkes lebt und schreibt derzeit in Berlin, Matthias Zschokke, er wurde, weil er sich erlaubte, Marcel Proust zu kritisieren, unlängst von der Neuen Zürcher Zeitung in die Pfanne gehauen. Zu den Lesern und Verehrern von Zschokke, der als Vizepräsident des Aargauer Verfassungsrates und Grossrat und Befürworter der Zivilehe auch ein bedeutender Politiker war, zu diesen Wertschätzern gehörte auch Ernst Jünger, der Zschokke zum Beispiel im Buch "Autor und Autorschaft" wiederholt zitiert, desgleichen in seinen Tagebüchern "Siebzig verweht". Das genossenschaftliche Denken wurde in der Schweiz der Dreissigerjahre stark betont von den Historikern, welche sich mit dem Thema der Erschliessung der Bergpässe, etwa St. Gotthard, befasst, ferner von katholischen politischen Theoretikern wie Jakob Lorenz und auf eine sehr eigenständige und fortschrittliche Art von Migros-Gründer Gottlieb Duttweiler. In Aarau treffen sich nächsten Sonnabend einige Leser von Sezession, auch solche, die sich hier gelegentlich an der Debatte beteiligt haben und beteiligen.  

blixa

6. September 2017 17:49

Die Wahnsinnsidee, dass man massenhaft ungebildete Araber als vermeintliche Kehrseite der Globalisierung aufnehmen müsse, um weiter in China Autos verkaufen zu könne, gibt es nur in Deutschland. Dass es einen derartigen Zusammenhang nicht gibt , ist offensichtlich. Japan, Südkorea und China sind, was die Warenströme angeht, integraler Bestandteil der Globalisierung, dennoch gibt es dorthin so gut wie keine Immigration, und zwar schlicht, weil diese Länder, insbesondere Japan, es nicht wollen. Und wenn man ihnen mit einer schrumpfenden Bevölkerung kommt, bauen sie lieber Roboter, als dass die kulturfremde Analphabeten importieren.

Der Versuch, dem Zuwanderungsirrsinn über den Verweis auf die Zwänge der Globalisierung einen rationalen Anstrich zu geben, ist leicht zu entlarven. Man kann über die Globalisierung geteilter Ansicht sein, aber dass einer ihrer zwangsläufigen Folgen ungehinderte Massenzuwanderung sei, ist schlicht eine falsche Prämisse.

 

Neffe Mannheims

6. September 2017 20:43

Meiner Meinung nach liegt das Problem ein bißchen woanders. Welthandel, Profitstreben, Großbetriebe und frei Marktwirtschaft sind nichts Schlechtes, ganz im Gegenteil, es ist gut für Wohlstand und Armutsbekämpfung. 

Das Problem ist, dass man nicht zwischen Waren und Menschen unterscheidet. Nur weil man Waren weltweit handelt, heißt das ja noch lange nicht, dass man auch Menschen frei zirkulieren lässt. 

Corvusacerbus

6. September 2017 22:56

@Maiordomus: Sehr interessant. Ja, in der Eidgenossenschaft liegt die Logik viel näher als überall sonst in Zentraleuropa, in der globalisierten Wirtschaft auf hohem Niveau ganz selbstverständlich und zum eigenen Nutzen mitzumischen (Win-Win ist Methode und bedeutet im Zweifel, 'I ein ... and then I win again'), aber auf eigenwillige, selbstbestimmte(re) und im Wurzelgrund des Volkes und Landes (des Kantons und der Gemeinde) verankerte Art und Weise. Am Wochenende bin ich in der Romandie unterwegs. Vielleicht ergibt sich ein neues Treffen von Sezessionisten in der Deutschschweiz; wäre dann gerne dabei.

Corvusacerbus

6. September 2017 23:14

@blixa: Der einfach zu begründende und darzulegende Zusammenhang, daß Globalisierung nicht notwendig bedeutet globalistisch zu agieren - und über Jahrhunderte nicht bedeutet hat, denn gewirtschaftet wird schon lange globalisiert - und Kollateralschäden wie die Masseneinwanderung generell und die exekutive Legalisierung von illegaler Masseneinwanderung speziell, zzgl. der Folgebelastungen über Familiennachzug, nicht als unabwendbar hinzunehmen sind, sollte von der Rechten ganz stark herausgestellt werden (demnächst von den dazu intellektuell und rhetorisch Befähigten in der AfD auch im Deutschen Bundestag). Auch und deutlich mit dem Bezug zu Japan und anderen sich selbst schützenden Völkern/Nationen/Staaten (die machen uns nicht nur beim Musikunterricht was vor). Gerne auch mit Bezug auf das voll in die globalisierte Wirtschaft integrierte Australien und auf das demnächst ähnlich agierende Vereinigte Königreich. Es geht noch was. Deutschland ist noch nicht verloren.

Der Feinsinnige

7. September 2017 01:26

 

@ Neffe Mannheims:

 

 

 

Das Problem ist, dass man nicht zwischen Waren und Menschen unterscheidet. Nur weil man Waren weltweit handelt, heißt das ja noch lange nicht, dass man auch Menschen frei zirkulieren lässt.“

 

 

 

Sehr richtig! Besser und einfacher kann man es wohl kaum formulieren. Die Richtigkeit dieser These läßt sich durch einen Blick in die jüngere deutsche Vergangenheit bestätigen: Wie kam es in Deutschland eigentlich zum „Wirtschaftswunder“ der 1950er und 1960er Jahre, zum weiteren Prosperieren der deutschen Wirtschaft in den 1970er und 1980er Jahren, obwohl es damals doch noch kein Schengener Abkommen innerhalb der damaligen EG gab, keine offenen Grenzen nach innen und nach außen, noch nicht einmal eine europäische Gemeinschaftswährung? Sicher gab es einen teilweise freien Handel mit einzelnen anderen Ländern, aber noch nicht die totale Einebnung aller Schranken für Waren, Dienstleistungen und Menschen, wie sie heute so weit fortgeschritten ist. Damals standen der Politik noch Regulationsmechanismen zur Verfügung wie z.B. die Auf- oder Abwertung der eigenen Währung. Wie konnte die Wirtschaft damals bloß funktionieren? Diese Fragen sollten den Verfechtern der totalen Grenzenlosigkeit immer und immer wieder gestellt werden, wenn sie wieder einmal darauf verweisen, daß Deutschland angeblich der Hauptprofiteur von totalem Freihandel und grenzenloser Freizügigkeit sei.

 

Meyer Jan

7. September 2017 09:08

@Neffe Manheims:

Danke dafür.

Endlich warmer Regen.

Corvusacerbus

7. September 2017 11:17

@Neffe Mannheims.

Die zivilreligiös-moralische Aufladung der Personenfreizügigkeit und der jederman offen stehenden Niederlassungsfreiheit sind, indem sie zu unveräußerlichen und individuellen Menschenrechten gemacht wurden, grundlegende Elemente des Globalismus; zugleich Kollateralschäden und ideologische Voraussetzung. Eng verbunden damit ist die Zersetzung des Rechtsstaates. Überstaatliche Rechtsregulierung durch fremde Richter (EuGH, EGMR) und Rechtsinstitute verhindert eigene Regulierung und selbstbestimmtes Wirtschaften: Fremdes Recht ist auch immer Schutzrecht der Fremden und des Fremden. 

Utz

7. September 2017 15:40

Die zivilreligiös-moralische Aufladung der Personenfreizügigkeit und der jederman offen stehenden Niederlassungsfreiheit sind, indem sie zu unveräußerlichen und individuellen Menschenrechten gemacht wurden, grundlegende Elemente des Globalismus; zugleich Kollateralschäden und ideologische Voraussetzung.

Was ist, wenn die Personenfreizügigkeit keine nur ideologische, sondern eine ökonomische Voraussetzung ist? Wenn also die Ideologie nur ein Kapern der Linken ist, um die ökonomischen Ziele  des Großkapitals zu legitimieren und zu befördern? Was ist, wenn das (überwiegend) wanderungslose Prosperieren der Wirtschaft in den 60ern und 70ern jetzt nicht wiederholt, bzw. fortgesetzt werden kann, weil dem Kapitalismus ein Wachstums- und Landnahmezwang innewohnt, der immer wieder Goldgräberstimmung erfordert? Was ist, wenn die globale Wanderung nötig ist, weil nur so genug Druck auf die Löhne entsteht, daß noch einmal eine Aussicht darauf Reibach zu machen, besteht? Gewisse Politikerinnen meinen vielleicht genau das, wenn sie was von "alternativlos" daherschwafeln. Ich denke nicht, daß diese Alternativlosigekeit besteht und schon gar nicht meine ich, daß wir den Preis der Massenimmigration zahlen sollten. Aber ich glaube die Lösung des Problems ist nicht so leicht. Die Aufgabe heißt, an einem System zu arbeiten, das diese Progression nicht beinhaltet. Die Schritte, die Herr Meyer vorschlägt, würden die Dynamik schon mal bremsen und dann müßte man abwarten, ob sich vielleicht die äußeren Bedingungen so ändern, daß wir die Chance haben "den Rockzipfel der Geschichte zu ergreifen".

Fritz

7. September 2017 18:30

Es gibt einen Aufsatz von einem amerikanischen Ökonomen:

www.migrationpolicy.org/pubs/Hanson-Dec09.pdf

Der kommt zu dem Schluss, dass aus Sicht der Wirtschaft illegale Migration eigentlich besser ist als legale; ohne Sozialklimbim, Krankenversicherung usw.

Illegale arbeiten für weniger Geld und haben keine Widerworte.

Ich denke dass dieser Gesichtspunkt eine wichtige Rolle bei der Globalisierung spielt.

Ratzeputz

7. September 2017 21:15

In ländlichen Regionen, in denen sich noch halbwegs tragfähige Familienverbände und soziale Strukturen erhalten haben, ist in den letzten Jahren eine Entwicklung zu beobachten, die noch eine Stufe unter den von Herrn Meyer beschriebenen Ansätzen einer identitären Wirtschaft liegt, aber nichtsdestotrotz interessant und durchaus auch wirkmächtig ist - die Rückkehr der Dorfgemeinschaft im klassischen Sinne.

 

Handwerklich begabte Freundeskreise bauen sich gegenseitig ihre Häuser. Der Landwirt, der wieder ein paar Schweine für den Eigenbedarf im Obstgarten hält, tauscht ein halbes Schwein gegen Unterstützung bei der Renovierung des Scheunendaches. Der lokale Jäger liefert ein wildes Schwein als Spanferkel für den 50. Geburtstag  des im Dorf lebenden Anwalts gegen juristische Beratung. Witwe H. brennt mit mittlerweile 60jähriger Erfahrung Obstschnaps, den sie gegen Unterstützung bei ihren Wocheneinkäufen in der Kreisstadt verteilt. Im landwirtschaftlichen Maschinenbetrieb wird nach Feierabend ein Treppengeländer für die Praxis des Tierarztes geschweißt, der dafür wiederum… etc. pp.

 

Ein interessanter und zumindest auch teilweise durchaus bewusster Nebeneffekt dieser "Hilfst Du mir so helf' ich Dir"-Wirtschaft ist: dies alles geschieht vollständig ohne die Beteiligung staatlicher Organisationen, speziell der Finanzbürokratie! Alle diese lokalen Wirtschaftsbeziehungen laufen - teilweise natürlich deutlich illegal - an den Steuertöpfen vorbei. Natürlich reden wir hier nicht von Milliardenbeträgen. Aber trotzdem: dem Staat entgeht Geld. Und der Staat braucht Geld und immer mehr Geld, um die wachsenden Kosten irrer Entscheidungen vornehmlich städtischer "Eliten" zu finanzieren. Der ländliche Raum findet hier zunehmend Wege, sich dem zu entziehen. Man schafft Werte, man hat sein Auskommen und man lacht über die Bekloppten "da oben". Nun darf man hier keinen politischen Großplan unterstellen - es ist schlicht und ergreifend Pragmatismus und Bauernschläue, die da wirksam werden.

 

Nebenbei wachsen wieder soziale Strukturen, die teilweise in den Dörfern schon ausgestorben waren. Ehemalige Dorfkneipen werden durch Trägervereine wiederbelebt, man trifft sich wieder zum Kartjen und durchaus jugendlich besetzte Vereine erhalten lokale Traditionen. Es entsteht zunehmend wieder ein Gefühl von Gemeinschaft, ein Füreinander-Einstehen und dörfliche Identität.  Was hier ganz langsam und teilweise auch räumlich noch sehr begrenzt wächst, ist eine Gegenkultur gegen die städtisch geprägte Kultur des grenzenlosen Individualismus und der unbeschränkten Verantwortungslosigkeit. Basis dafür ist das greifbar Nützliche und Vernünftige. Sozialwissenschaftliches Geschwätz und politisches Theoretisieren wird mit vollständigem Desinteresse und Abwesenheit beantwortet. Wenn der links-grüne Pastor zum Flüchtlings-Gottesdienst aufruft, ist die Kirche leer. Zum ganz konservativ gehaltenen Erntedankgottesdienst, zum klassischen Krippenspiel an Heiligabend und zur Hubertusmesse platzt die Kirche aus allen Nähten. Jeder grüßt den Pastor auf der Straße freundlich und respektvoll, aber seine ideologischen Spinnereien werden nicht einmal diskutiert, sondern einfach nur ignoriert.

 

Und zunehmend wird diese Gegenkultur auch durchaus bewusst formuliert. Einer der aktuellen Treiber in meinem ländlichen Raum ist eine Immigrationsbewegung, allerdings nicht die aus Richtung Afrika. Was diesen ländlichen Raum bewegt ist - der Wolf! Der Wolf hat sich in den letzten Jahren zunehmend ausgebreitet und diese Ausbreitung wurde im ländlichen Raum anfangs durchaus positiv begleitet, bis es zunehmend zu Einschränkungen im täglichen Leben kam und die negativen Begleiterscheinungen nicht mehr zu verleugnen waren und überhand nehmen. Die städtischen Eliten haben die lauter werdenden Beschwerden exakt mit denselben Floskeln beantwortet, wie sie das auch für andere Wanderungsbewegungen tun: keine Obergrenze / wir haben Platz für alle / wir müssen dankbar sein / alles Geschenke / wir schaffen das / die Einschränkungen müssen wir akzeptieren / nun sind sie halt da / ….

 

Und nun entsteht da langsam eine Allianz aus unterschiedlichen Gruppen:  Biobauern und Schäfer, die eigentlich Weidetierhaltung machen wollen und nun ihre Herden mit 2,50 Meter hohen Elektrozäunen schützen sollen; Pferdehalter und Reiter, denen ein fröhliches "Kollateralschäden müssen wir hinnehmen, sprechen Sie mit Ihrer Versicherung" entgegenschallt wenn die Pferde in Panik ausgebrochen sind und Unfälle auf Straßen verursacht haben; Eltern, denen empfohlen wird, die Kinder nur noch in Gruppen und in erwachsener Begleitung im Wald spielen zu lassen; Hundehalter, die aus Schweden stachelbewehrte Schutzwesten importieren und Pfefferspray in den Taschen der Jogger… Zäune, Poller, Pfefferspray… kommt einem irgendwie bekannt vor.

 

Diese ländliche Allianz festigt sich und erkennt und formuliert die Hauptkampflinie: städtische Eliten, die träumerisch und idealistisch und menschenfeindlich handeln und selbst fernab von allen Konsequenzen bleiben. Diese Allianz wird sich zunehmend gegen die städtischen Eliten stellen, eine Gegenkultur bilden und im Zweifelsfall die lokalen Probleme auch recht rustikal lösen - wenn alles gut geht!

 

Die großen Städte sind verloren und die kleineren vielleicht auch. Aber hier auf dem Land gibt es noch eine Chance. Aus der dörflichen Tauschwirtschaft entsteht Gemeinschaft und Identität und aus der Ablehnung großstädtischer Wahnideen entsteht Widerstandsgeist. Wenn für dieses Land noch eine Umkehr möglich ist, dann wird sie vom Land kommen.

 

 

Was hat das nun alles mit Herrn Meyers Ausführungen zu identitärem Wirtschaften zu tun? Nicht viel. Entschuldigung.

Corvusacerbus

8. September 2017 01:57

@ Utz: Das steht der Rechten noch bevor, sich in diesem Bereich grundlegend zu versichern, was sie eigentlich denken will und wollen soll. Globalisierung und liberale Vergesellschaftung bejahen und nur die globalistischen Exzesse und die Gleichbehandlung von Waren und Menschen ablehnen? Oder Ablehnung des kompletten Systems und also die Entwicklung einer antikapitalistischen Strategie? Vielleicht ist es China, das den Weg zu einem zugleich kapitalistischen und patriotisch-identitären Wirtschaften weist. Entfesselte Produktivkräfte und kapitalistische Produktionaweise, verbunden mit einer zentristisch organisierten Regierung, in der Legislative und Exekutive miteinander verbunden sind und der parlamentarische Wahlfirlefanz als delegetimiert abgeschafft wurde. Die Justiz behält unter dem Motto "Eigenes Recht - Keine fremden Richter" ihre Unabhängigkeit. Die Partizipation des Staatsbürgers an seinem Staat verwirklicht sich tätig und nicht durch Geschwätz. 

Heinrich Brück

8. September 2017 02:40

"Alle diese lokalen Wirtschaftsbeziehungen laufen - teilweise natürlich deutlich illegal - an den Steuertöpfen vorbei. Natürlich reden wir hier nicht von Milliardenbeträgen. Aber trotzdem: dem Staat entgeht Geld."

Herrlich! Überall hat der Staat seine Steuerpratzen drauf, Milliarden ohne Ende. Die haben eine ökonomische Lügenwelt aufgebaut; deshalb sind auch die Migranten "wertvoller als Gold". Vorgaben: Arbeiten für die Staatskassen, Überproduktion als Verlustgeschäft/Geschenkgeschäft, Mangel an Phantasie? Im Laufrad gefangen (Chaplin: Modern Times - Factory Work). Identitäres Wirtschaften, weniger Steuereinnahmen, dafür mehr Zeit für eigene Lebensziele, nicht illegal. Keine langfristig angelegte Enteignung. Dolce Vita mit Roswitha! Oder malochen für "Merkel"...

Lotta Vorbeck

8. September 2017 14:24

@Heinrich Brück - 08. September 2017 - 00:40 AM

"Herrlich! Überall hat der Staat seine Steuerpratzen drauf, Milliarden ohne Ende. Die haben eine ökonomische Lügenwelt aufgebaut; deshalb sind auch die Migranten "wertvoller als Gold". Vorgaben: Arbeiten für die Staatskassen, Überproduktion als Verlustgeschäft/Geschenkgeschäft, Mangel an Phantasie? Im Laufrad gefangen (Chaplin: Modern Times - Factory Work). Identitäres Wirtschaften, weniger Steuereinnahmen, dafür mehr Zeit für eigene Lebensziele, nicht illegal. Keine langfristig angelegte Enteignung. Dolce Vita mit Roswitha! Oder malochen für "Merkel"..."
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Exakt auf den Punkt gebracht: "Dolce Vita mit Roswitha! Oder malochen für "Merkel"!" ... und damit gar NIEMAND mehr, selbst auf noch so unterschwelliger Ebene am System vorbei überhaupt aktiv sein kann, wird - unter dem Vorwand es dies diene der Kriminalitätsbekämpfung - sukzessive das Bargeld abgeschafft.

BARGELD = FREIHEIT

Lotta Vorbeck

8. September 2017 14:49

@Ratzeputz - 07. September 2017 - 07:15 PM

"In ländlichen Regionen, in denen sich noch halbwegs tragfähige Familienverbände und soziale Strukturen erhalten haben, ist in den letzten Jahren eine Entwicklung zu beobachten, die noch eine Stufe unter den von Herrn Meyer beschriebenen Ansätzen einer identitären Wirtschaft liegt, aber nichtsdestotrotz interessant und durchaus auch wirkmächtig ist - die Rückkehr der Dorfgemeinschaft im klassischen Sinne. ..."
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Ihr Beitrag, sehr geehrter Ratzeputz ist Balsam auf die geschundene Seele. Leider ist hier bei uns im Brandenburgischen von revitalisierten Dörfern mit intakten sozialen Strukturen genausowenig zu sehen, wie in weiten Teilen Sachsen, Sachsen Anhalts, Mecklenburgs und Thüringens. Die vom Berliner S-Bahnnetz tangierten Gemeinden, mit ihren seit den 1990er Jahren durch gesichtslose Reihenhausghettos zersiedelten und verschandelten Gemarkungen mutierten zu Schlafdörfern für Hauptstadt-Pendler. Schon in den nur ein paar Kilometer weiter gelegenen Dörfern wirken die Straßen nicht nur wochentags wie ausgestorben, sieht man nirgendwo, selbst in den Ferien keine spielenden Kinder mehr auf der Straße. In einst vitalen Kleinstädte wähnt man sich alenfalls in einem Rentner-Zoo. Landauf, landab dasselbe trostlose Bild: Nur noch stundenweise geöffnete, häufig bereits mangels Kundschaft gänzlich geschlossene Dorfgasthöfe, all überall leere Schaufenster aufgegebener Läden, häufig bereits offensichtlich baufällige, geschlossene Kirchen, Bahnhofsruinen, zerstörte, dem Verfall preisgegebene oder demontierte Eisenbahninfrastruktur. Die ortsansässige Restpopulation sieht man vormittags mit ihren Einkaufsbeuteln an den für Back-, Fleisch- und Wurstwaren, die sterbenden Dörfer noch anfahrenden Verkaufslieferwagen stehen. Deshalb, zum besseren Verständnis - selbstverständlich müssen Sie keine konkreten Ortsnamen nennen, nur mal nachgefragt: Wo haben Sie die "sich festigende, ländliche Allianz" in revitalisierten Dörfern beobachtet?

herbstlicht

9. September 2017 00:45

"Dorfgeimeinschaft" --- meine, hier handelt es sich weitgehend um eine romantische Verklärung der Städter.

Lebte und arbeitete einige Jahrzehnte auf einem Anwesen aus Familienbesitz im Oberpfälzer Wald --- auf Grundlage eine "wirren Testaments" ...

Durch eine lebhafte Erzähltradition in der Familie meine ich, gut bis in die 1880-er zurückblicken zu kömmem.  In "Das Dorf am Pfahl"  beschreibt der Baltendeutsche Siegfried von Vegesack, welcher sich in den 1920-ern in Weißenstein im Bayrischen Wald niederließ dieses Miliö: Argwohn und Mißgunst unter den Bewohnern, aber Zusammenstehen in Notfällen und bei einem "Angriff" von außen.  Will hierzu Beispiele berichten.

Im Dorf gab es ein Rittergut, welches um 1860 zertrümmert worden war --- der letzte Namensträger des Geschlechts fiel als Leutnant in Russland.  Die Dienstboten des Gutes wurden zu Häuslern mit ein paar Tagwerk landwirtschaftlichem Grund.  Als Zugtier diente die Kuh und diese war zu schwach um im Frühjahr den Mist hinauszufahren auf's Feld.  So ging man zu einem der wenigen Bauer, welche ein Pferd hatten; "bezahlt" wurde mit Arbeitsleistung in der Heu- oder Getreideernte.

Ein Bauer hötte es auch kaum gewagt gegen einen anständigen Höusler hart zu sein, denn Mächtigere hötten sofort davon erfahren und sich gefragt: Wie wird er mich behandeln, wenn ich ihn einmal brauche --- und wären dann weniger hilfsbereit gewesen (Der Gute Ruf).

Im Winter war das Dorf oft wochenlang nur mit Pferdeschlitten anfahrbar.  Wurde nun einer der "armwn Teufel" ernsthaft krank dann war es für die wenigen Bauern mit Pferdeschlitten Ehrensache, den Arzt aus der Stadt zu holen oder den Kranken zu transpostieren.  Ereignete sich umgekehrt bei einem der Bauern ein Unglück, dann kamen die Hilfswilligen gelaufen; viele starke Hände meisterten Aufgaben, welche heute ohne Kran kaum vorstellbar sind.

In meinen ersten Jahren auf dem Dorf sprach ich einmal mit einem Bauern --- aus einem Haus, zu welchem schon seit Generationen ein Verttrauensverhältnis bestand.  Er klagte über den Schaden an der Feldfrucht, welcher auf einem dorfnahen Grundstück von Geflügel und Kindern angerichtet wurde.  Ich Hitzkopf schlug ihm eine rabiate Maßnahme vor.  Der besonnene Mann schaute mich eine Weile an und sagte dann: "dann werfen sie mir Glasscherben oder Nägel in's Futter [auf dem Feld] und wir haben im Stall die Scherereien".

Die Häusler sind heute (Fach)Arbeiter; landwirtschaftlicher Grund verpachtet oder verkauft.  Der Bauer wird nicht mehr gebraucht; er  ist ein "weiches Ziel", schon immer.

Man kann aber immernoch mit der Hilfe in Notfällen rechnen; das ist Ehrensache geblieben.

Heute gibt es auf vielen Anwesen gut eingerichtete Werkstätten und dadurch wird im Freundes- oder Verwandtschafts Kreis Hilfe-auf-Gegenseitigkeit mit allseitigem Gewinn möglich: die Männer sind spezialisiert und können mit ihrer Sachkunde und Ausrüstung oft mit Gewebebetrieben mithalten.  Da werden Leistungen "auf Vorschuß" erbracht, kneift jedoch der Empfänger, wenn die Reihe an ihm ist, so ist er "erledigt".  Vorraussetzung ist offensichtlich, daß alle Seiten auf einem Gebiet (Bauhandwerk, KFZ) leistungsfähig sind.

Eine andere Voraussetzung ist die Selbständigkeit dieser Menschen, das Vertrauen in die eigene Kraft und eigenes Können auf ihrem Gebiet.  Hierzu eine Anekdote, wie solches entsteht.

War in meiner Anfangszeit mit Schlepper und Hänger auf die Säge unten im Tal gefahren; Familienbetrieb, das junge Inhaberpaar, prachtvolle hochgewachsene Menschen, hatten schon damals einen beträchtlichen Teil des Werkes eigenhändig gebaut.  Der Säger war im "Ausgehanzug"; würde zusammen mit der Frau in die Stadt fahren.  Aber kein Problem: wir suchen jetzt aus, was Sie brauchen und "ich schicke Ihnen dann einen Mann, der Ihnen auflädt".  So geschah's und am Ende ging wir zum ehemaligen Roßstall: "Seppi!"  In der Dachluke erschien der blonde Schopf des etwa zehnjährigen Sohnes.  "Lad'st dem Maa auf, der sagt Dir scho was."

Die Eltern fuhren weg, der Bub startete den etwa 5 Tonnen schweren Lader.  Kurz: sorfältiger und pröziser als durch diesen Blondschopf wurde mir nie Holz geladen.  Ein echter Bub halt: stolz auf seine Könnerschaft (welche ich gebührend bewunderte).  Er erzählte mir, daß er auch mit dem Radbagger --- einem der größeren, wie sie beim Kanalbau eingesetzt werden --- fahren kann: "Baggern darf ich schon, aber Rundholzladen (dafür war er in erster Linie angeschafft) darf ich nicht".  (Rundholz biegt sich wie Stahlfedern und schnellt mit furchtbarer Gewalt zurück.)

Nachtrag; was mich vor Jahren bei SiN befremdet hat.  Damals wurden gegen Weihnachten Bücherlisten mitgeteilt, auch für Kinder.  Zu meinem Befremden war darunter nichts, was Kinder anleiten könnte, mit eigenen Händen etwas zu schaffen oder auf eigene Faust ein Stück der Welt zu erkunden.  Bei mir war's zum Beispiel eine Übersetzung aus dem Englischen, wie man mit einfachsten Mitteln und etlichen technischen "Tricks" --- welche eingehend erklärt werden, z.B. wie man Rundhölzer mit wenig mehr als einem Millimeter Durchmesser mit einem selbst gefertigten Bohrer durchbohrt --- ein Flaschenschiff baut.  Oder ein "Spurenbuch", aber von jemandem, der wirklich so manchen Wintertag spürend verbracht hat.  Wurde mir ein unvergeßliches Erlebnis, als ich erstmals sah, wie der Feldhase durch Widergänge und Absprünge versucht, den Verfolger abzuschütteln, bevor er die Saß bezieht.

Ratzeputz

9. September 2017 06:06

@Lotta Vorbeck

Die Region, aus der ich aus eigenem Erleben berichten kann ist mit Lüneburger Heide ganz gut benannt. Freunde und Bekannte erzählen aber Ähnliches aus der Altmark und Vorpommern und ich glaube, dass diese Entwicklung mindestens in den Regionen stattfindet, die gerne als strukturschwach bis abgehängt bezeichnet werden.

Als durchreisender oder urlaubender Beobachter ohne lokale Verwurzelung oder Verankerungen wird man nun tatsächlich wenig bis gar nichts davon wahrnehmen. Nüchtern und von außen betrachtet wirken diese Regionen trist, verlassen und verödet und genau das sind sie ja auch. Die letzten 25 Jahre mit strukturellem Wandel und Landflucht haben teilweise nicht viel Leben und Schönheit hinterlassen. Es ist als wenn ein verheerender Heide- und Waldbrand über das Land gezogen ist und alles mit einer Schicht von Asche überdeckt hat, aus der nur gelegentlich ein paar verbrannte Baumstümpfe herausragen.

Was ich beschreibe entwickelt sich unter der Ascheschicht als ganz zartes Pflänzchen und schaut man eben gerade so an der einen oder anderen Stelle aus der Asche heraus. Das sind die Leute, die nicht gegangen sind. Nicht, weil sie nicht konnten, sondern weil sie nicht wollten. Weil sie eine andere Idee vom Leben haben. Weil ihnen Familie und lebenslange Freundschaften und die ewig gleichen Gesichter des Dorfes und das menschengerechte Leben innerhalb der Verlässlichkeit und Verbindlichkeit ihrer überschaubaren Strukturen sinnvoller und logischer erschien als die Zukunft als vereinzeltes Wirtschaftssubjekt einer globalisierten Welt mit permanenter Selbstoptimierung; multi-optional und verantwortungslos, bindungsarm und karrierereich.

Erst diese Woche in einem Hinterzimmer einer nach vorne raus längst geschlossenen Dorfkneipe beim Kartenspielen gehört: der Sohn eines lokalen Zimmermannsbetriebs hat sich nach Ingenieursstudium entschieden, den Familienbetrieb weiterzuführen. Insgesamt erscheint ihm dieser Zukunftsentwurf lebenswerter…

Übrigens würde keiner meiner Kartenkumpels auf die Segnungen des Online-Shoppings verzichten wollen und manch einer wird sicher auch Südafrikanischen Wein im Keller liegen haben. Aber beim Kartenspielen und auch sonst trinkt man Bier einer lokalen Brauerei - auch wenn das Gebräu bescheiden schmeckt: aus Prinzip.

Wie gesagt, das ist unpolitisch im engeren Sinne. Es geht um Haltung und um Lebensentwürfe. Und es ist ein sehr sehr zartes Pflänzchen. Aber es ist ein Puzzlestück, das sich ergänzen lässt (und das sich auch ergänzen wird) um beschriebene Ansätze lokalen Wirtschaftens und wohl auch um genossenschaftliche Modelle. Und am Ende entstehen Lebensräume, die wieder menschengerechtes Leben gerade in bewusster Ablehnung zu den Entwürfen unserer städtischen Eliten ermöglichen. Wie gesagt, aus meiner Wahrnehmung sind die Städte verloren und das meine ich weniger strukturell-räumlich sondern vielmehr mental. Der Gegenentwurf wird, wenn überhaupt, vom Land kommen.

Ein wenig davon kann man übrigens auch hier nachlesen: https://eindeutschesdorf.de/schwarz/werpeloh-forever/

 Nach meiner Einschätzung haben hier die zu erwartenden ideologisch motivierten Auslassungen und Ergänzungen stattgefunden. Aber der Kern stimmt. So, und nun muss ich raus zur Jagd. Mein Anwalt braucht ein Spanferkel.

Utz

9. September 2017 10:14

Danke herbstlicht für Ihre Schilderungen! Der Zehnjährige, den Sie beschrieben haben, ist eine Gefahr fürs System, wie man sie sich schlimmer nicht ausdenken kann. So einer läßt sich nicht einfach hierhin und dorthin lenken, weil er schon bevor er erwachsen ist, genug Selbstbewußtsein getankt hat, um NEIN sagen zu können. 

Lotta Vorbeck

9. September 2017 18:19

@herbstlicht - 08. September 2017 - 10:45 PM

Möchte mich @Utz anschließen: DANKE, ein hervorragender Beitrag! Was man unter einem "Häusler" versteht, mußte freilich erst nachgeschlagen werden.

Lotta Vorbeck

9. September 2017 18:39

@Ratzeputz - 09. September 2017 - 04:06 AM

Lieber Ratzeputz,

DANKE für Ihren erläuternden Nachtrag!

Gern säße man, irgendwo in der Lüneburger Heide mit im Hinterzimmer der nach vorne raus längst geschlossenen Dorfkneipe, nur um Ihnen und Ihren Freunden interessiert zuzuhören.

Dieses Motiv hier, dürfte Ihnen bestens bekannt sein:

"Wer Bier trinkt, hilft der Landwirtschaft"

_________________________

"Die letzten 25 Jahre mit strukturellem Wandel und Landflucht haben teilweise nicht viel Leben und Schönheit hinterlassen. Es ist als wenn ein verheerender Heide- und Waldbrand über das Land gezogen ist und alles mit einer Schicht von Asche überdeckt hat, aus der nur gelegentlich ein paar verbrannte Baumstümpfe herausragen.

Was ich beschreibe entwickelt sich unter der Ascheschicht als ganz zartes Pflänzchen und schaut man eben gerade so an der einen oder anderen Stelle aus der Asche heraus."

Schön wenn in Ihrer Gegend noch genug Substanz unter der Ascheschicht vorhanden ist, um neue, zarte Pflänzchen sprießen zu lassen.

Dorfgemeinschaft, Ascheschicht, mit zarten neue Pflänzchen darunter? - Hier Fehlanzeige: Weder Dorfgemeinschaft - mit Müh und Not reicht's hie und da zu einem flüchtigen Gruß, welcher zu jeder Tageszeit, wenn überhaupt nur mit einem stupiden "Hallo" erwidert wird - man ist immer nur mit sich selbst beschäftigt, weiß faktisch nichts voneinander - noch Ascheschicht, sondern nur mehr oder weniger gelackte, unauthentische Oberfläche, welche nichts als mentale Leere und Ödnis kaschiert.

 

__________________________

 

Zu Werpeloh:

Persönlich-subjektives Fazit nach zweieinhalbstündiger Lektüre des Contents der von Ihnen verlinkten Netzseite "Werpeloh - Ein deutsches Dorf"

Erster Eindruck: Wat 'ne aufwendig gestaltete Netzseite, diese Art der Darstellung muß richtig teuer gewesen sein!

Zunächst entsteht beim Lesen vor dem geistigen Auge eine - die eigene Sozialisation läßt mal wieder grüßen - aus tiefen Erinnerungen gespeiste Melange von Versatzstücken aus den "Heiden von Kummerow", den "Kinder(n) von Golzow im Oderbruch" und "Unterleuten im Havelland" zusammenkompilierten Bildern auf.

Angelangt beim Kapitel

# Neue Bauernregeln – Ein Deutsches Dorf

Zitat: "Heckmann hätte auch gern eine Biogasanlage gehabt. Dafür hätte er sich mit anderen Bauern zusammenschließen müssen, weil er allein weder genug Gülle noch genug Mais produziert. Noch immer träumt er von einer Anlage, kleiner als die von Geers, die er sich mit den anderen beiden Milchbauern im Dorf teilen könnte. Gefragt, ob sie Interesse haben, hat er sie nie. Mittlerweile fördert die Bundesregierung neue Biogasanlagen kaum noch.
Manche der Werpeloher Bauern, die nun verschwunden sind, hätten es womöglich gemeinschaftlich geschafft: durch geteilte Investitionen und geteilte Risiken. Zum Beispiel durch Biogasanlagen, die sie gemeinsam betreiben. In anderen Orten gibt es das, in Werpeloh nicht. Vielleicht fehlte der Wille, vielleicht die Gelegenheit.

...

Aber ein hoher Kredit mit langer Laufzeit? Jede vernünftige Bank würde ihm davon abraten. Er will in acht Jahren in Rente gehen und er hat keinen Nachfolger. 200 Jahre Familientradition, Milchbauer Heckmann wird sie wohl beenden. „Der Gedanke ans Aufhören schmerzt sehr”, sagt er.

...

Biogas-Bauer Geers sagt, es sei jedes Mal ein Schock, wenn einer von ihnen aufgeben müsse. Er sagt auch, dass er noch mehr Mais anbauen wolle und deshalb noch mehr Flächen brauche. Er will weiter wachsen. Und das geht nur, wenn noch mehr Bauern weichen."

ist's augenblicklich aus, mit den zuvor imaginierten, idyllischen Bildern im Kopf.

Zum Impressum geklickt, erfährt der Leser:

"Die Henri-Nannen-Schule ist die Journalistenschule von drei großen Medienhäusern: dem Gruner+Jahr-Verlag, dem ZEIT-Verlag und dem SPIEGEL-Verlag. Informationen unter www.journalistenschule.de

Die 16 Studierenden des 37. Lehrgangs (2016/2017) haben im Sommer 2017 das Multimedia-Projekt „Ein deutsches Dorf“ produziert."

# Das Team – Ein Deutsches Dorf

Mit wem man es in Gestalt dieses Teams zu tun hat, ist dann sogleich selbsterklärend, bedarf keiner weiteren Kommentierung.

Über das Folgende, wundert man sich nun freilich überhaupt nicht mehr:

# Unsichtbare Nachbarn – Ein Deutsches Dorf

"In Werpeloh wohnen mehr als hundert Arbeiter aus Osteuropa. Es gibt kein Miteinander, aber auch kein Gegeneinander. Wie kann das sein?"

# Maria und Ami – Ein Deutsches Dorf

"Sie ist 83 Jahre alt, hat drei Kinder verloren und immer nur gearbeitet. Doch nun ist das Glück in das Leben von Maria Holtmann getreten: mit Ami, vier Jahre, aus Afghanistan geflohen."

Nein, lieber Ratzeputz, das voreilig im Browser des eigenen Rechners gesetzte Lesezeichen wurde umgehend wieder gelöscht, sowas wie "Werpeloh" hat auf meinem Rechner nichts zu suchen.

Lotta Vorbeck

9. September 2017 20:01

Nachtrag:

Ein falscher Link zu "Unterleuten im Havelland" hat sich eingeschlichen.

Gemeint war das hier: Juli Zeh: Unterleuten. Roman – eine Rezension - von Ellen Kositza, SiN - 22. Juni 2016

Cacatum non est pictum

11. September 2017 00:47

Zum Thema noch ein Link, den ich heute auf Klonovskys Netzseite entdeckt habe:

Brief Thomas Hoof

Es handelt sich um einen offenen Brief des Verlegers Thomas Hoof (Manuscriptum) an den Publizisten Thomas Schmid. Hoof stattet seinem ehemaligen politischen Weggefährten vordergründig Dank dafür ab, dass er über die Causa Sieferle aus verhältnismäßig neutraler Position geschrieben hat. Dieser Dank bildet aber nur den Einstieg in eine dann folgende Kurzabhandlung über den heutigen Journalismus, den intellektuellen Niedergang der Linken und die umweltpolitischen Thesen Rolf Peter Sieferles. Der achtseitige Brief ist wirklich lesenswert - er ist durchzogen von einem angenehm bildhaften Sprachstil, pointierten Schlussfolgerungen und einer gehörigen Portion Sachkenntnis. Zum hier besprochenen Thema trägt er einige Informationen bei, die uns in die unmittelbare energiepolitische Zukunft blicken lassen und die nicht zuletzt auf Sieferle zurückgehen.

Dietrich Stahl

11. September 2017 14:52

Wie es der Artikel verdient, gibt es in den Beiträgen vor allem konstruktive Antworten. Es tut sich was in Deutschland. Vieles ist möglich. Oder wie @ Utz es schreibt, wir haben die Chance [die Pflicht!] „den Rockzipfel der Geschichte zu ergreifen“. Der alte Fritz, Bismarck und viele andere haben vorgemacht, wie es geht. @ Corvusacerbus: „Das steht der Rechten noch bevor, sich in diesem Bereich grundlegend zu versichern, was sie eigentlich denken will und wollen soll.“ Deutschland und das deutsche Volk haben eine Aufgabe zu vollenden. In „Geist und Reich“ [Ich bin fast sicher, daß Maiordomus das Buch gelesen hat. Übrigens gut, mal wieder etwas von Ihnen zu hören.] schreibt Richard Benz: „[…] der Deutsche bekennt immer nur mutig und offen, was er nicht zu glauben und mitzumachen gesonnen ist; seine höchsten bewussten Leistungen formulieren gegen die fremde Welt ein ewiges Nein; erst gegen Rom und dann gegen das Christentum überhaupt. Sein Ja hat der Deutsche, wie es scheint noch nicht gesprochen: seine deutliche Formulierung, wie es sein soll, was denn zu glauben und zu halten sei.“ Auch nach mehr als achtzig Jahren hat diese Aussage nichts vom ihrer Aktualität verloren. Neben der Zerrissenheit ist dieser Hang zur Verneinung deutsches Wesensmerkmal. Beides ist untrennbar miteinander verbunden. Und beides stellt die Aufgabe [heute in besonderer Dringlichkeit]: zu imaginieren und zu formulieren, wie ein freies Deutschland sein soll. Imagination ist die Blaupause des kreativen Geistes.

Corvusacerbus

12. September 2017 02:57

Viele sehr interessante Anmerkungen. Vernetztes Denken. Kundiges Warnen vor Euphorie und Voluntarismus. Konstruktive Vorschläge (@genau, Dietrich Stahl!). Lutz Meyers Artikel hat ein informatives und interessantes Forum provoziert. Möchte mich an dieser Stelle bei ihm und allen Beteiligten bedanken. Es ist im Alltag vieles trostlos, im Gesellschaftlichen vieles schwer erträglich und Politik wird von Verantwortungslosen und Dummköpfen gemacht. Dieses Forum macht mir Hoffnung auf bessere Zeiten. Denn, wenn bessere Zeiten denkbar sind, können sie auch wirklich werden und wenn die Wege dahin beschreibbar sind, dann sind sie auch gangbar. Ein letztes Stichwort dazu von mir, in Ergänzung zum genossenschaftlichen Wirtschaften: Leben in identitären Wohngemeinschaften. Wehrhaft und weltoffen, selbstbewußt und selbstversorgt. Ich würde noch hinzufügen: mit Gott und Glauben (aber das ist dann wieder eine andere Debatte).

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