Die bisherigen Tage auf der Buchmesse haben unzweideutig klargemacht, wie wichtig die Auseinandersetzung mit den betroffenheitsbeflissenen “Wohlgesinnten” ist: Gleich zum Einstieg wurde der Antaios-Stand attackiert, der Börsenverein des Deutschen Buchhandels hat für die Fernsehkameras eine klägliche “Demo” organisiert, und selbst Frankfurts SPD-Oberbürgermeister Feldmann konnte nicht widerstehen, dem Verlag die zweifelhafte Ehre seiner Aufwartung zu machen.
Seinen bisherigen Höhepunkt erreichte der vom Börsenverein ausdrücklich eingeforderte »Umgang« mit jeglicher Form der Konsensstörung dann in der vergangenen Nacht: Nach Antaios traf es diesmal den gemeinsamen Stand von Manuscriptum und TUMULT. Dieser wurde komplett unbrauchbar gemacht, sämtliches Material gestohlen oder zerstört – Johannes Hoof und Frank Böckelmann präsentierten der Medienmeute am Vormittag das Werk deren gerufener Geister an einem leeren Messestand.
Doch es gibt auch Positives zu berichten: Der Zuspruch nicht ganz so telegen “engagierter” Messebesucher ist überwältigend. Thomas Wagner, Autor von Die Angstmacher, gab am gestrigen Donnerstag ein sehr sehenswertes Interview auf dem “Blauen Sofa” und ließ sich trotz redlicher Mühen des Moderators nicht dazu bewegen, von seiner Ansicht abzurücken, daß die Neue Rechte nicht nur hochinteressant sei, sondern man auch mit ihr statt über sie reden müsse.
Und dann ist da natürlich noch das Antaios-Buch des Jahres: Mit Linken leben, bereits einführend erläutert von Lichtmesz und Sommerfeld selbst (auch im sinnvollen Doppelpack mit Das andere Deutschland erhältlich). Nun hat es sich natürlich auch Ellen Kositza nicht nehmen lassen, das Buch im Rahmen des kanal schnellroda vorzustellen. Bevor Sie sich nun aber den Rezensionsfilm zu Gemüte führen, noch ein Hinweis:
Die beiden Autoren höchstselbst werden ihr Werk morgen öffentlich auf der Buchmesse präsentieren – es lohnt sich also, vorbeizuschauen! Und da seit Mittwochmorgen die Verlagstelefone vor Programmnachfragen nicht mehr stillstehen, haben wir die Buchmessenveranstaltungen von Antaios noch einmal kurz und bündig in einem PDF-Dokument zusammengefaßt, ideal vor allem zum Herunterladen auf’s Mobiltelefon! Nun also erst hier den Plan ein‑, dann unten den Film ansehen – viel Vergnügen!
H. M. Richter
Wenn das, was auf der Frankfurter Buchmesse 2017 bisher den Verlagen Antaios, Manuscriptum und TUMULT widerfahren ist, auf einer Buchmesse in Moskau oder St. Petersburg drei oppositionellen russischen Verlagen geschehen wäre, wie groß wohl wäre dann der Aufschrei in Presse, Funk und Fernsehen hierzulande gewesen? Hätte dann nicht gebebt die Stimme der Tageschausprecherin oder des Tagesschausprechers beim Verlesen der empörenden Meldung? Und wäre da nicht vielleicht sogar der russische Botschafter in Berlin einbestellt worden, um ihm hochoffiziell eine Protestnote zu überreichen?
____________________________________________________________________________
Diese drei Stände verkörpern in diesen Tagen das Geleitwort der deutschen Literatur in Gänze: "Freie Statt für freies Wort, freier Forschung sichrer Port, reiner Wahrheit Schutz und Hort". Glück auf !