Das war’s. Diesmal mit: Gehirnputztag …

... Vorderfrauen und rassigen Wetteinsätzen.

Ellen Kositza

Ellen Kositza ist Literatur-Redakteurin und Mutter von sieben Kindern.

16. August – Toch­ter kommt von der Schu­le: „Heu­te war‘s wie­der extrem. Wir hat­ten sozu­sa­gen wie­der – wie hast Du damals gesagt? Gehirnputztag?“

Ich: „Du meinst die Sache mit der ‘haut­far­be­nen’ Trom­mel­trup­pe und ihren Bot­schaf­ten? Hirn­wä­sche?“ – Sie: “Ja, genau, das Wort. Heu­te war also vier Stun­den lang Anti-Mobbing-Training.“

Aha, was man so alles neben­bei erfährt! Ich hat­te kei­ne Infor­ma­ti­on über Ziel und Zweck die­ser Übung erhal­ten, noch nicht ein­mal dar­über, daß sie über­haupt stattfände.

Ich erin­ne­re mich, daß im Kin­der­gar­ten ein­mal im Jahr Ronald McDo­nald in Per­son vor­bei­kam und mit den Klei­nen „Gim­me five“ und so was mach­te. Das wur­de vor­her freu­dig ver­kün­det, und wir lie­ßen die Klei­nen dann zu Hau­se für die­sen Tag. Künf­tig wur­de es dann nicht mehr ange­kün­digt, „weil, es ist doch scha­de für die Kin­der, wenn ihnen sowas entgeht!“

Gym­na­sia­les Anti-Mob­bing-Trai­ning gab es schon in frü­he­ren Jah­ren. Dazu wur­den Schau­spie­ler des Thea­ters Eis­le­ben bestellt, die in den Klas­sen ein grob insze­nier­tes Steh­greif-Stück auf­führ­ten und dabei die Schü­ler affek­tiv ein­be­zo­gen: „Hey, Du da, ja Du! Du grinst eh die gan­ze Zeit! Hältst Dich für was Bes­se­res, ja?! Los, zeig mal den Zet­tel [ein prä­pa­rier­ter Wisch], der unter Dei­nem Tisch klebt!“

Unse­re Töch­ter hat­te das damals enorm auf­ge­wühlt und pro­vo­ziert, aber es war (dem Urteil vom-Hören-nach) eine intel­li­gen­te Art, das Mode­the­ma Mob­bing (frü­her: Hän­seln; wohl eine die­ser anthro­po­lo­gi­schen Kon­stan­ten) „auf­zu­grei­fen“.

Nun hat­ten sie als Mob­bing­fach­mann einen Typ namens Cars­ten Stahl da.

Toch­ter: „Den kann­ten ganz vie­le. RTL II, anschei­nend. Der hat dann gleich erzählt, er habe schon 300 Fern­seh­auf­trit­te hin­ter sich. Aber wenn einer zu ihm sagt, er ist ein Pro­mi, dann muß er kot­zen. Denn alle Men­schen sind gleich, sagt er.“

„Und was hat er Euch bei­gebracht?“ – „Daß er als Kind rot­haa­rig war mit Som­mer­spros­sen und des­halb dau­ernd gemobbt wur­de. Das war schon komisch. Ich mein, kriegt man plötz­lich eine ande­re Haar­far­be und ver­liert die Som­mer­spros­sen? Ich war also gleich skep­tisch. Und, das war komisch, der hat­te sooo Mus­keln [Toch­ter formt die Umris­se eines Fer­kels], der kam mir vor wie aus einem Comic. Ich mein, das war unna­tür­lich. Da wird man ja auto­ma­tisch mißtrauisch.“

„Laß mich raten. Die­ser Typ wur­de gemobbt und wur­de dadurch als Her­an­wach­sen­der selbst zum Mob­ber? Er hat dann kras­se Din­ger gedreht, die er heu­te bereut?“ – „Ja! Also Du kennst den?“ – „Nicht wirk­lich, nur das Kon­zept. Und was hat er Euch gera­ten?“ – „Naja, erst mal hat er geschimpft. Wir sei­en doch eine Schu­le ohne Ras­sis­mus und mit Cou­ra­ge, und den­noch wer­de bei uns gemobbt. WIR! Also ich fand das fies. Ich hab noch nie gemobbt, und Schu­le ohne Ras­sis­mus mit Cou­ra­ge ist auch nicht grad mein Feh­ler. So, und dann hat er sei­ne per­sön­li­che Geschich­te erzählt. Wie er erst gemein behan­delt wur­de und dann selbst gemein wur­de. Und dann hat er sehr geweint. Und die meis­ten Schü­ler haben schließ­lich auch geweint.“

„Auch die Jungs?“ – „Ja, vie­le. Uns stell Dir vor: auch ein paar Leh­rer.“ – „Und Du?“ – ” Nein! Das war ja das Pro­blem. Die V. und die B. haben mich dann ange­sto­ßen und gefragt, sag mal, berührt Dich das denn gar nicht? Ich hab dann gesagt, naja, der tritt doch stän­dig auf, hat er doch gesagt, und dann weint der immer wie­der, ja? Immer an der glei­chen Stel­le. Oder? Und dann ging es um For­men des Mob­bings. Wenn ich es rich­tig ver­stan­den haben, dann ist also eigent­lich ALLES Mob­bing. Er hat gesagt, auch wenn die Eltern Euch was befeh­len wol­len, ist es Mobbing.“

„Ich ahne, wie es wei­ter­ging: Dann wur­de wie damals bei den haut­far­be­nen Tromm­lern dar­über abstim­men, wer von Euch gegen Mob­bing ist?“ – „Genau! Alle Hän­de gin­gen hoch, logisch, auch die von den echt mie­sen Typen. Ich hab mei­nen Fin­ger nur so [Fin­ger schüch­tern auf Brust­hö­he] geho­ben.“ – “Ist schon gut.“

„Und zum Schluß soll­ten wir noch alle unse­re Unter­schrift geben, daß wir gegen Mob­bing sind. Ich hab dann auch unter­schrie­ben, aber ganz­ganz klein, so, daß man’s kaum lesen konn­te.“ – „In Ord­nung. Da hast Du nichts falsch gemacht. Bei mir ist es so, daß ich ent­we­der ganz groß unter­schrei­be oder gar nicht.“ – „Ja, sehe ich ähn­lich. Und ich woll­te eigent­lich gar nicht unter­schrei­ben. Es war ja echt albern. Was heißt das schon, wenn dort alle unter­schrei­ben! Aber ich hat­te Angst, daß mich jemand anspricht, viel­leicht ein Leh­rer, oder der Herr Stahl, wenn ich nicht unter­schrei­be. Und mich dann fragt, ob ich etwa für Mob­bing bin. Oder daß dann bei Euch ange­ru­fen wird oder so.“

– – –

18. August – Es ergab sich, daß ich gera­de inner­halb kür­zes­ter Zeit zwei­mal „pad­deln“ war. Anfang August im Spree­wald, heu­te auf der Unstrut. Je stun­den­lang, je sehr schön. Ich habe rasch beschlos­sen, daß es bes­ser für mich ist, vor­ne zu sit­zen, dort, wo man arbei­tet und nicht lenkt.

Ich woll­te auch mal len­ken, klar. Es ging gründ­lich schief. Bei­de Male. Ich war lern­un­fä­hig in die­ser Hin­sicht.  Uns begeg­ne­ten / wir über­hol­ten /uns über­hol­ten nun auf bei­den Tou­ren zusam­men unge­fähr 50 Boo­te mit gemischt­ge­schlecht­li­cher Besat­zung. Über­all (ich spre­che nicht von „ca. 90“, son­dern von 100%) saßen die Frau­en vor­ne und die Män­ner steu­er­ten. Kli­schee? Rol­len­zwang? Patri­ar­chat? Will nicht eine mal einen #Pad­de­lauf­schrei zum The­ma wagen? Und darf man eigent­lich noch „Vor­der­mann“ sagen? Jeden­falls: So war’s.

– – –

20. August – Anruf Toch­ter X. Sie hät­te eine drin­gen­de Fra­ge an den Papa.

„Der ist grad drau­ßen, kann ich’s beant­wor­ten?“ Nein, es müs­se der Vater sein. Und ja, es sei sehr drin­gend. (Zwi­schen­ruf ande­re Toch­ter: Die X habe heu­te schon zwei­mal ange­ru­fen, um den Papa zu spre­chen. Ges­tern war X noch zu Hau­se, da hat­te sich die Fra­ge nicht gestellt.)

Kubit­schek wird geru­fen. „Hal­lo Papa. Eine sehr wich­ti­ge Fra­ge. Was wür­dest Du sagen, wenn ich einen Aus­län­der hei­ra­ten woll­te?“ Jene Toch­ter hat­te unse­res Wis­sens noch kei­nen Freund. Sie ist in einem Alter, wo sie nicht ein­mal mit Zustim­mung der Eltern hei­ra­ten dürfte.

„Also, Du willst einen Aus­län­der hei­ra­ten?“ – „Nur theo­re­tisch. Ja.“ –„Aus­län­der im Sin­ne von Schwei­zer, Öster­rei­cher, oder…?“ – „Sagen wir mal – fer­ne­rer Aus­län­der. Also, nicht ganz unse­re Haut­far­be.“ –„Grund­sätz­lich glau­be ich nicht, daß man jeman­dem sei­ne Lie­be aus­re­den kann. Oder auch nur soll­te. Man muß aber immer dar­über nach­den­ken, was das für eine weit­rei­chen­de Lebens­ent­schei­dung …. Moment mal, ich höre mich so hal­len. Hast Du irgend­wie auf laut gestellt?“ – „Ja! [kichern].“ – „Ich soll trotz­dem wei­ter­re­den?“ „Moment… nö. Langt schon. Tut mir leid, Papa, wirk­lich leid, es war eine Wet­te. Ich hab sie gewon­nen, mach‘s gut!“

Kin­der! Womög­li­cher Hin­ter­grund: In der Insze­nie­rung eines Schul­thea­ters hat­te ein dun­kel­häu­ti­ger Mit­schü­ler eine der Haupt­rol­len über­nom­men. Ein Mit­schü­ler hat­te ver­nehm­lich geätzt: „Klas­se, jetzt flippt der Kubit­schek inner­lich aus!“ Die Toch­ter hat­te den Rufer/Mitschüler gleich zu Rede gestellt. Was „der Scheiß“ denn sol­le. Woher er den trau­ri­gen Mut neh­me, sei­ne trü­ben Gedan­ken laut zu äußern?

Viel­leicht hat­te es mal wie­der klei­ne Dis­kus­sio­nen gege­ben. Toll, wenn sie in einer Wet­te gip­feln – die Spie­ler­na­tur hat Toch­ter X von mir geerbt.

Ellen Kositza

Ellen Kositza ist Literatur-Redakteurin und Mutter von sieben Kindern.

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Kommentare (29)

RMH

22. August 2018 09:31

Bei Tandem-Fahrrädern ist es noch eindeutiger und hier ist es aber eine noch viel größere Strafe, den nicht lenkenden Part spielen zu müssen (der sitzt dort hinten).

Bei Oldtimer-Veranstaltungen (Automobile) fährt zu 98% auch "er" und sie - wenn sich kein Kollege als Beifahrer hat finden lassen, greift man schon mal auf ne Frau zurück - darf sich mit den Uhren und den Roadbooks mit den Chinesenzeichen herum ärgern (das ist dann eigentlich der intellektuellere Part - Frau denkt, Mann lenkt).

Bei der Fahrt der Familie im Kackfass ("jugendsprachlich" für Autos der Klasse "Van" (Sharan, Touran & Co.)) in den Urlaub - mit 7 Zoll Navi mitten in der Scheibe klebend und mindestens 3 Fahrrädern hinten auf der AHK hängend - auch klare Rollenverteilung, Papa fährt, Mama gibt die Stullen aus.

Von daher: Alles abschaffen und für alle gibt es nur noch die Sozialröhren ("jugendsprachlich" für ÖPNV). Hach, ist der Sozialismus - neuerdings auch bei Rechten aus Querfrontgründen und wegen der "sozialen Frage" beliebt - nicht herrlich?

Sandstein

22. August 2018 10:02

Wieder großes Kino, Danke!!

Was an deutschen Schulen angeht ist echt nur noch verrückt. Außen und innen modert und bröckelt alles, Eltern sollen in den Ferien eigenhändig Malern und Sanieren, aber für Carsten Stahl ist Kohle da, na klasse.
Hab eine kleine Schwester, 5te Klasse. Was da abgeht ist ganz ähnlich.

Zum paddeln: also ich gehe einmal im Jahr mit besten Freunden paddeln, meist auf der alten Oder, Havel sind wir aber auch schon lang. Aber eben eine Woche und mit minimal Proviant und alten NVA Zeitplanen. Macht jedesmal irrsinnig Spaß, über die Stundenpaddler müssen wir natürlich immer ein wenig Unken.
Jetzt kommts: wir haben selbstgebaute Boote, aber auch da muss wer vorne sitzen und der andere steuern. Ich sitze vorne. Habe mir aber einen veritablen Ruf als Motor erarbeitet, also das Boot zieht wirklich richtig ab (liegt zum Teil auch am Eigenbau und Material).
Jedenfalls wird der "Motor" aka "Außenborder" respektiert. Ich werde jetzt allerdings genau hinhören ob es nicht doch mal miese phiese Gehässigkeiten zu hören gibt, wenn ich konzentriert für Geschwindigkeit sorge ;C
Gemein! Ich meld mich dann bei Stahl, Carsten. Eine Runde heulen über diese gemeine Welt. ;C

Ein gebuertiger Hesse

22. August 2018 10:06

Die Kinder mußten echt alle unterschreiben, daß sie gegen Mobbing sind? Simmer so weit? Der Leitspruch dieser Seite "etiam si omnes – ego non" könnte nicht angebrachter sein.

H. M. Richter

22. August 2018 10:12

Aha, Zustimmung äußern zu 'müssen', weil man sonst gemobbt werden würde, ist also kein Mobbing ...

Man stelle sich vor, ein Kind versucht, sich gegen die vorgegebene Meinung eines solchen Gegenüber zu stellen:
https://www.camp-stahl.de/carsten-stahl/
___________________________________________

Ansonsten ist es für eine Gesellschaft stets ein Alarmsignal, wenn Kinder etwas unterschreiben sollen bzw. müssen.

Dies gilt auch im entgegengesetzten Falle, wie eine Geschichte aus meiner Familie zeigt. 1976, nach der Ausbürgerung Biermanns, kursierten eine ganze Reihe Unterstützerlisten im Lande, denn mutige Menschen gab es damals wie heute. Die Herrschenden waren extrem nervös. Bis in die Schulen hinein.

Als eine Lehrerin in Mitteldeutschland sah, wie ein Blatt Papier in einer sechsten (!!) Klasse von Bank zu Bank gereicht und von allen Schülern unterschrieben wurde, bemächtigte sie sich dieser unverzüglich auf rabiate Art und Weise. Sie mußte feststellen: Es war die Milch-Bestellungs-Liste für die nächste Woche ...

Es ist die Angst der Herrschenden, daß ihnen die Herrschaft entgleitet, die sie dergestalt nervös werden läßt.

Lotta Vorbeck

22. August 2018 10:21

@RMH - 22. August 2018 - 09:31 AM

"Bei Tandem-Fahrrädern ist es noch eindeutiger und hier ist es aber eine noch viel größere Strafe, den nicht lenkenden Part spielen zu müssen (der sitzt dort hinten). ..."

______________________

Hab' seinerzeit, bei mehr oder weniger raumgreifenden Ausflügen mit dem aus Vorkriegsfahrradmaterial selbstgebauten, puristischen Tandem immer gern hinter meinem unlängst verstorbenen Herrn Vater gesessen. Der in seiner Länge lediglich für ein Solofahrrad ausgelegte Bowdenzug der Fichtel & Sachs-Dreigangschaltung führte dazu, daß Schaltvorgänge gut koordiniert, die Kette wechselte die Ritzel nicht unter Last - auf Kommando des vornsitzenden und lenkenden Vaters ausgeführt werden mußten.

Steht ein erfahrener und vertrauenswürdiger Mitfahrer zur Verfügung, sitze ich bis heute - auf dem nunmehr nicht nur mit einer, seit über 100 Jahren bewährten, klassichen, für das Gesamtgewicht eines mit zwei Leuten besetzten Tandems freilich eigentlich viel zu schwachen Rücktrittbremse mit zwei hydraulischen Bremsen, gefederten Sattelstützen und einer vom Fahrerplatz aus bedienbaren Gangschaltung, deren Gänge aus drei Gruppen zu wählen sind, ausgestatteten, neumodernen Tandem - noch immer ganz gern "in der zweiten Reihe".

Ronny Licht

22. August 2018 11:51

@ Kositza und Kubitschek

Und wenn X im Anschluss einer glücklichen aber vielleicht endlichen Zeit mit dem jungen Mann, 24/7 laut und über das Rittergut schallend, Rio Reisers "Junimond" hören würde, so dass die Kartoffeln im Gewölbe kullern (und sich ggf. vermischen)?
In Anlehnung an Obamas Auftritt zum Correspondents' Dinner, muss auch ich an dieser Stelle einmräumen:
These are the kind of questions that would keep me up at night! :o

https://www.youtube.com/watch?v=zeGpLg0b3DE (Frame 3:53)

Lotta Vorbeck

22. August 2018 12:56

@H. M. Richter - 22. August 2018 - 10:12 AM

" ... Man stelle sich vor, ein Kind versucht, sich gegen die vorgegebene Meinung eines solchen Gegenüber zu stellen:
https://www.camp-stahl.de/carsten-stahl/ ..."

________________________________

Die von Ihnen verlinkte Netzseite des Carsten Stahl legt die ansonsten weitgehend kaschierte Verbindung zwischen (privat-werbefinanziertem) Assi-TV und dem BRD-Establisment auf exemplarische Weise offen.

Man klicke sich nur mal durch die Bildergalerie von Stahls Unterstützern: https://www.camp-stahl.de/unterstuetzer/

In dieser Hinsicht tatsächlich iteressant wird's auf den Plätzen nach Axel Schulz und Arne Friedrich ...

Maiordomus

22. August 2018 13:21

Die hier vorliegende Textsorte hätte Theodor Fontane "Causerie" genannt, was bei ihm keineswegs eine abwertende Bedeutung hatte, er verstand es, daraus Literatur zu machen.

Über den Sinn der von Ellen Kositza erzählten pädagogischen Geschichten in dieser "leichtgeschriebenen" Spalte im Zusammenhang mit Erziehung, Bildung und Aneignung siehe die vorletzte Debatte um Sellners These, wir sollten uns wieder stärker mit der Antike befassen, dabei speziell die Beiträge ab dem 22. Aug. @Licht. Für jemanden, der sich unsere Kultur täglich über das Medium Buch und Quellenforschung aneignet unter Umgehung der Lügenmedien, bleiben Ihre auf Netzschrott aufruhenden Einwände fast unverständlich. Es wird wohl sinnvoller bleiben, sich mit germanischer Mythologie, Heiigengeschichten oder mit Prag 1968 zu befassen und dessen einst kulturrevolutionäre Bedeutung, siehe den empfehlenswerten Beitrag von Kaiser, der in diesem Zusammenhang an eine Kafka-Tagung aus dem Jahre 1963 erinnert. Das muss eine nachhaltige Sache gewesen sein.

Noch beeindruckt war ich von Kositzas Hinweis auf das einstige "Hänseln" als Vorläuferphänomen des heutigen Mobbing. Die Abstimmung "Seit ihr für oder gegen Mobbing?" in der Schule erreicht etwa psychologisch und pädagogisch das Niveau der Frage, ob man "für" oder "gegen" den "Atomtod" sei. Glücklicherweise aber kenne ich Rio Reisers "Junimond" nicht, und auch Obamas Correspondents' Dinner interessieren mich kaum mehr als die Schweigegelddebatte und ihre Hintergründe bei der täglichen Anti-Trump-Kampagne.

t.gygax

22. August 2018 13:51

Carsten Stahl? Vergessen Sie diese Typen. Ich habe 1 4 Jahre lang im kommunalen Bereich "offene Jugendarbeitund Jugendsozialarbeit" gemacht. In jenen Tagen -sind zum Glück vorbei...- wimmelte es von solchen Typen, die mit ihren Beziehungen zu den Ämtern auftauchten, ihre Show abzogen und dann entfleuchten....denen ging und geht es nur ums Geld, weil sie zu einer anständigen Arbeit gar nicht mehr imstande sind. Und das waren oft echt fertige Typen, eigentlich richtiges Gesocks ( Entschuldigung für den Ausdruck, Frau Kositza!), deren aufgesetzte "Jugendsprache" sowas von hohl und lächerlich war, dass das sogar die Jugendlichen (und was ich in den Jugendhäusern erlebt habe, war zum Teil sehr "tief"...) merkten und diese Leute als das ansahen, was sie sind: vollendete Nullen, die hat keiner ernstgenommen.

Nur die Leute aus den Jugend- und Sozialämtern der Landkreise, die waren voll begeistert von Carsten Stahl et tutti quanti. Aber das waren auch zum Teil Leute, die niemals mit einem "Jugendlichen" realen Kontakt hatten, die saßen vor ihren Comuptern und entwickelten idiotische Fragebögen , das nannte sich dann Feldforschung. Oh Welt.

Tobinambur

22. August 2018 14:13

Der Eintrag vom 20. August zeigt zudem sehr schön, dass politisch korrektes Mobbing erlaubt, ja sogar geboten ist. Heuchelei hat also schon längst die Stufe zum Zwiedenk und Schulerziehung die Stufe zur totalitären Indoktrination erklommen.

Harding

22. August 2018 16:26

Mal wieder eine starke Gegenwartsbeschreibung. Die Kinder in unseren Schulen werden vom Unsinn dieser Zeit nicht verschont. Wie subtil. Wie schmierig. Da scheint es doch ehrlicher gewesen, Kinder gleich in Blaue Hemden zu zwängen.
Wenn ich meine Schulzeit (90er) betrachte haben auch wie schon bei viel Unsinn mitmachen müssen. Aber heute scheint es doch deutlich übertrieben zu werden.

nom de guerre

22. August 2018 16:59

Zu Sinn und Unsinn bzw. der Perfidie der heute in Mode befindlichen Kinderindoktrination ist wohl bereits alles gesagt, mir will nur eines nicht in den Kopf: Was macht eine Type, die so aussieht wie dieser Carsten Stahl (musste mich erst informieren - was es nicht alles gibt...), an einem Gymnasium? Bisher dachte ich, diese Schulform sei als Ort höherer Bildung intendiert, und nicht als Einrichtung, an der so jemand - rein hinsichtlich des Äußeren, um auf das "Heulen per Knopfdruck" und das übrige plump manipulative Vorgehen an dieser Stelle gar nicht einzugehen - als Vorbild taugt.

Ellen Kositza

22. August 2018 22:28

Die Tochter erzählte, es gäbe nun -via Plakat- einen schulischen Aufruf, sich zum "Camp Stahl Ritter", vulogo zum Streitschlichter ausbilden zu lassen. Heute wurde die Terminologie geändert: "Camp Stahl Buddy", okaay. "Ritter" wär ja vollends albern, gell.
https://www.mz-web.de/querfurt/ex-tv-privatdetektiv-gegen-mobbing-weg-vom-opfer-zum-taeter-ist-kurz-31112796

Botschafter2258

23. August 2018 01:21

Als Jungeselle kann ich nur über persönliche Erfahrungen berichten.
Ich bin in den 90er Jahren in NRW zur Schule gegangen.
Soetwas gab es bei uns überhaupt nicht.
Überhaupt hatten wir eigentlich nie Besuch von außerhalb.
Mir wäre es auch nie in den Sinn gekommen jemanden zu mobben (hänseln), da meine Eltern mir so etwas nie gelehrt haben.
Ich denke die Schulen, heute, verfehlen ihren staatlichen Auftrag.
Sie lehren nicht nur sie wollen erziehen. Nur zum erziehen sind die Eltern da.
Vielleicht habe ich auch in einer unberühten Zeit gelebt.
Eine Zeit ohne Handys (Telefonkarten).
Eine Zeit mit einem schwarzweiß Pc (kein Internet).
Eine Zeit mit maximal 20 TV-Programmen (keine Mediatheken).
Heute hat bereits meine 10-jährigen Nichte ein modernes Handy.
Wie die technische Uhr sich doch dreht und das in knapp 20 Jahren.
Ich hatte jedenfalls eine schöne Kindheit. Ich hatte Freunde und die Schule war ein Ort ohne große Angst.

Mfg
Botschafter2258

Anmerkung: Ich lebe auf dem Land.

Andreas Walter

23. August 2018 07:14

Ersetze Camp Stahl durch Camp David, müder Reisender, und schon findest du alle Antworten auf deine Fragen, wegen denen du dich bis hier zu mir auf die beschwerliche Reise hin aufgemacht hast. Ein muskelbepackter Gorilla also sagst du war es, der die Kinder von Friedlichkeit überzeugen und zu einem respektvollen Umgang miteinander erziehen soll? Dann kann ich daraus nur schliessen, dass auch die Herren der Vereinigten Staaten von Amerika allesamt furchtsame und oder aggressive Leute sein müssen. Oder auch die, die in der Sowjetunion das Sagen hatten. Davor war es erst Spanien und später dann England, das Empire, Imperium.

https://www.youtube.com/watch?v=ST4emxOd9Qo

Die Deutschen waren also "25 years ahead". Oder warum oder wozu wollten die alle unsere Raketen. Aus Respekt?

Niemals darum einen Vertrag unterschreiben, den man nicht vollkommen versteht oder mit dem man nicht einverstanden ist. Hält sich nur niemand dran, in der ständig gegenwärtigen Not. Weder beim Mietvertrag noch bei sonstigen Verträgen. Weil die Welt eine Farce ist, um die tatsächlichen Verhältnisse von Macht, Dominanz und Unterwerfung zu kaschieren.

(...)
Musste grinsen, als ich heute Morgen Ihre neuesten Kurzgeschichten gelesen habe. Bin allerdings auch sauer, auf diesen Kindernötiger Stahl. Was allerdings mal wieder die Theorie der Psychosomatiker bestätigt: Aus Missbrauchten werden Missbraucher. Es sind allerdings eher die Methoden, die ich kritisiere, und die man für gewöhnlich alle nur den "Nazis" vorwirft. Marxistische oder "demokratische" Erziehungslager sind anscheinend OK. Diese Drecksäcke.

RMH

23. August 2018 09:50

Die Tendenz hier, Mobbing irgendwie klein zu reden bzw. unter dem Gesichtspunkt "gab´s bei mir nicht" oder "ist doch nur hänseln" abzuhaken, teile ich nicht. Mobbing gab es auch schon zu meiner, schon länger zurückliegenden Schulzeit, nur hat das damals keiner so genannt (der Begriff wurde ja erst in den letzten Jahrzehnten populär und damit auch inflationär) und war damals schon mehr, als bloße Hänseleien. Da gab es eben den Klassen..., auf den sich der Frust und der Druck der anderen z.T. hemmungslos entladen hat, wenn auch ohne die technischen Hilfsmittel von Smartphone & Co. Eine Schulklasse konnte bereits damals den Charakter eines kleinen Wolfsrudels haben, mit seinen "Lieblingen", alpha-Tieren und seinen Opfern. Klare Hackordnungen. Auch Lehrer, insbesondere Referendare, mussten das feststellen und auch hier galt die Wolfsregel: Das schwächste und kränkste Tier wurde erlegt. An die großen Brocken hat sich kaum einer heran getraut. Rudel sind eben auch immer irgendwie feige oder eben auch ökonomisch bzw. dem Zweckmäßigkeits- und Opportunitätsdenken unterworfen. Ich hatte das Glück, nie Opfer zu sein, da zu robust - aber Augen im Kopf, dieses z.T. peinliche Verhalten zu beobachten, waren schon vorhanden und ebenso die Lust, als eher Einzelgänger auch einmal die Alpha-Tiere in die Schranken zu weisen, was insbesondere bei Lehrern z.T. ungeahnte Effekte im Positiven (urplötzlich wurde man ernst genommen und es entwickelte sich eine andere Art der Beziehung) wie im negativen (urplötzlich wurden die Noten just in diesem Fach schlechter) hatte.

Wie auch immer: Mobbing auf die geschilderte Art einer kollektiv erzeugten, kurzen Hysterie bekämpfen zu wollen, ist in der Tat ebenso peinlich, wie das Geschleime von Schülern bei Lehren und dem damit oft verbundenen Herumhaken auf Schwächere (nach oben lecken, nach unten treten - in der Schule lernt man in der Tat fürs Leben ;) ).

Der schulische Ansatz, sich für gewisse Arten von Projekten und Themen einmal externen Sachverstand und Rat in Schulen zu holen, damit auch einmal die Lehrer bei dem einen oder anderen Thema außen vor sein können und nicht als "befangen" wirken, ist aber meiner Meinung nach durchaus richtig und sollte öfter verwirklicht werden - es muss ja nicht so eine Show mit Mustern eines freikirchlichen, evangelikalen Gottesdienstes sein (dort ist es ja auch recht beliebt, dass jemand "Zeugnis" abgibt, wie er vom schlimmen Finger zum sanften Lamm wurde, aus schlimmster Not errettet wurde etc), wie sie der Herr C. S. offenbar abzieht.

bb

23. August 2018 10:31

Haha Laienschauspieler aus der BRD Glotze erziehen die Kinder. Die besten Geschichten schreibt immer noch das Leben.

#memereality #hartwiecarstenstahl

Maiordomus

23. August 2018 10:55

@RMH. Die stärkste in deutschen Literatur mit Mobbing zusammenhängende Geschichte, auch einem Lehrer gegenüber, aber durchaus auf Gegenseitigkeit beruhend, war und ist "Professor Unrat" von Heinrich Mann, mit Emil Jannings und Marlene Dietrich auch genial verfilmt, wiewohl nicht ganz textgerecht. Also eine sehr alte Angelegenheit. Das Thema war bereits Karl Philipp Moritz bekannt, in seinem Roman "Anton Reiser" (1785) teilweise dargestellt.

nom de guerre

23. August 2018 11:15

@ RMH
Ich stimme Ihnen im Großen und Ganzen zu. Mobbing, mit zum Teil ernsten Konsequenzen für die Betroffenen auch noch im späteren Leben, gab es auch schon zu meiner Schulzeit, wobei es damals von den Lehrern weitgehend ignoriert wurde. Allerdings habe ich in Gesprächen mit ehemaligen Mitschülern die Erfahrung gemacht, dass viele Leute so etwas tatsächlich nicht mitbekommen (wollen), was erklären könnte, warum das Phänomen oft kleingeredet bzw. auf bloßes Hänseln reduziert wird. Wobei es aber auch Klassen geben bzw. gegeben haben dürfte, in denen wirklich niemand fertiggemacht wird/wurde. Wenn sich Schulen externen Rat holen oder auch nur sich überhaupt mit dem Thema beschäftigen, halte ich das ebenfalls für begrüßenswert, allerdings ist die im Artikel beschriebene Vorgehensweise meiner Meinung nach nicht nur, wie Sie schreiben, peinlich, sondern könnte das Problem im Zweifel vielleicht sogar verstärken. Wenn so eine Anti-Mobbing-Erscheinung bspw. fragt, wer gegen Mobbing sei, und alle melden sich, auch "echt miese Typen", dann fühlen die miesen Typen sich hinterher bestätigt, schließlich sind sie "gegen Mobbing", während kritische Geister, die nicht über das hingehaltene Stöckchen springen wollen, sich verdächtig/unbeliebt machen, denn offenbar sind sie ja "für Mobbing". Um selbständiges Denken und Fühlen im Keim zu ersticken und in Bezug auf potentielle Vorbilder eine Angleichung nach unten vorzunehmen, dürfte die Methode dagegen hervorragend geeignet sein.

Gustav Grambauer

23. August 2018 11:16

Manche reden hier so nonchalant über Mobbing wie die Vopo-Scherge bei 33:13 bis 35:55:

https://www.youtube.com/watch?v=jmbMcOodR88

Und hier haben wir keinen Exzeß sondern die Wurzel des Phämomens, das Hänseln ist Vorstufe und als Teil dessen gewollt. Reginald ---> Reni, auch diese unsäglichen Spitznamen sind bereits als Voraussetzung Teil der Mobber-Struktur, wer bei den Spitznamen mitmacht macht bereits mit. Ich war jahrelang das schwarze Schaf in meiner Schulklasse, mangels BFC-Dynamo-Krakeeler-Stallgeruch. Die haben mir z. B. auf dem Weg zur Musikschule meine Violine zertrümmert, weil Violinenunterricht unproletarisch ist. Konnten sich sehr bestärkt fühlen durch die notorisch auf mich zielenden Spitzen der Lehrer im Unterricht, ich wäre nicht Kollektivist genug, in einer Schulklasse, in denen die Sitzreihen längs die "Brigaden des sozialistischen Lernens" markierten.

Das Phänomen ist aber viel älter als Makarenko, feinsinnig die Anspielung auf das Mittelalter in oben verknüpfter Passage.

Hat mit lange zu Denken gegeben und gibt mir immer noch sehr zu Denken:

G. K.: "Hat er auf dem Schulhof immer Dresche bezogen? Und während man so nachdenkt, fällt immer mal wieder der eigene Name oder der Ellen Kositzas oder der eines Autors, und wieder denkt man an den Schulhof und solche Sachen." - https://sezession.de/57100/offentliche-selbstkritik-ich-habe-volker-weiss-angepobelt

- G. G.

Stefanie

23. August 2018 11:38

Mobbing ist per se ein Konflikt zwischen Gruppe und Einzelnem. Wären Interessen oder Ansichten von Einzelnen das Problem , könnte man drüber reden oder den Konflikt anders lösen. Mobbing ist so ein Gruppendruckding, das meist ad personam geht. Man wird das wohl kaum durch eine Erziehung zur Konformität aufbrechen können - eine Gruppe wendet sich ja nicht plötzlich gegen sich selbst. Prinzipiell hat ein Betroffener nur die Wahl zu fliehen oder sich zu entziehen (Klassen- oder Schulwechsel), zu kämpfen bzw. Standzuhalten, bis sich die Meute ein anderes Opfer sucht oder sich selber eine Gruppe (oder Gang) zu suchen, die Sicherheit bietet und ggf. Revanche übt. Bei einem Halbtagsschulsystem wird man soch eher entziehen und ein Leben jenseits der Schule führen können. Beim Ganztagsschulbetrieb läuft es auf eine Art Tribalisierung hinaus (z.B.Nerds vs. Sportler).
Ein Seminar, das sich das Ziel setzt Gruppendruck durch Gruppendruck zu bekämpfen und das Paradox nicht mal zu bemerken scheint, scheint mir eher ein Modell um den Hass zu bündeln ("Keine Toleranz der Intoleranz !") Man könnte den Zusammenhang natürlich leicht auch für andere sichtbar machen, durch die Frage: "Und was macht ihr mit mir wenn ich nicht unterschreibe?" - Und dann zu sehen was passiert. (Man kann sich natürlich auch mit dem Hammer auf ein Hühnerauge hauen um das herauszufinden.) Auf manche Fragen muß man vielleicht auch keine Antwort haben. Ich kann ihre Tochter verstehen, dass sie das nicht so genau wissen wollte.

Andreas Walter

23. August 2018 11:43

"Sag mal, Simon, was machst du eigentlich, wenn euch die Nazis altersbedingt ausgehen? Insolvenz anmelden?"

"Mach' dir da mal keine Sorgen, Schlaumi, bis dahin gibt es schon wieder Neue."

https://www.nzz.ch/international/nazi-kollaborateur-soll-sich-in-deutschland-einem-richter-stellen-ld.1413369

Maiordomus

23. August 2018 13:40

Zum "Gehirnputztag". Es genügt nicht, was zu allen Zeiten vorgekommen ist, den Kindern was vorzugaukeln. Weit fundamentalistischer wirken Versuche, Erwachsene ausgerechnet unter dem Stichwort "Wissenschaft" (im neuesten SPIEGEL auf der entsprechenden Rubrik präsentiert), auf zeitgeistiges Idioten-Niveau zu trimmen versuchen: DIE FRÜHMENSCHEN LIEBTEN MULTIKULTI steht in der Schlagwortzeile des Spiegels im Zusammenhang mit der Vermischung von damaligen Sapiens-Menschen mit Neandertalern, was aufgrund eines Knochenfundes im Einzelfall genetisch eindeutig nachgewiesen werden konnte. Im Gegensatz zur oben zitierten Schlussfolgerung setzte die DNA-Untersuchung immerhin wissenschaftliches Arbeiten voraus. Die Schlussfolgerung erinnerte mich jedoch an eine Führung durch eine prähistorische Grabstätte bei Lenzburg (Schweiz) mit dominierenden Frauengräbern neben beigesetzten Männern, von denen keiner der etwa 12 Schädel eingeschlagen war. Schlussfolgerung eines "Kulturwissenschaftler": Eine matriarchale Kultur mit gewaltlosem Umgang miteinander. Wenn Erwachsenen schon so etwas angedreht wird, so wird man Kindern gegenüber beim Anbringen von derlei "Induktionsbeweisen" erst recht keine Hemmungen aufbringen.

heinrichbrueck

23. August 2018 14:13

Man erzählt den lieben Kleinen eine Geschichte, darin enthalten das Gleichheitsgesetz, und läßt sie abstimmen. Die Kinder lernen wählen. Mindcontrol in einem kindgerechten Ritual, im Vergleich zum früheren Märchenerzählen, Vorbereitung zum erwachsenen Kreuzchenmalen.

Bei der eigenständigen Tochter, im Gegensatz zu den Großunterschreibern, wird die versuchte Entfremdung ausgebremst. Das Eigene schlägt die Illusion. Die Wirklichkeitswahrnehmung ist hochinteressant. Der Betrug wird aufgedeckt. In der Erwachsenenwelt sind die Inszenierungen perfider, kommt noch der Verrat hinzu usw.

Beispiel: https://www.youtube.com/watch?v=a7Wq4j3JFSA

Gehirnputztag! Das Wort hat Potential.

Stil-Bluete

23. August 2018 16:34

Ganz am Anfang: Ich mag diesen Begriff 'Mobbing' überhaupt nicht. So.

Das geheime Niedermachen eines Schwächlings exemplarisch in Robert Musils 'Die Verwirrungen des Zöglings Törleß'.

Daß Jungs solch eine peinigende Sache durch Mutproben regulieren, ist mehrfach in Buch und Film seit langem exemplarisch vorgeführt, als automatisches gesellschaftliche Korrektiv prosaisch, poetisch, wissenschaftlich seit langem in Arbeit. Man muss es nur als solches erkennen und den Opfern eine Chance dadurch geben, n i c h t einzugreifen. Das ständige Insistireen in Reifungsprozesse durch politische, soziologische psychologische Mechanismen erschwert eine natürliche Entwicklung.

Im Gegensatz zu den Knaben ziehen sich Mädchen bei Anfeindungen in Märchen-/Feenwelten, Lesen, Haustiere zurück und erfahren tiefe Freude daran.

Kindheit ist Realität, vor allem und für (fast) alle aber: Traum. u n d Trauma; unausweichlich.

Dass diese Schule glaubt, Kinder mit Abstimmung beeinflussen zu können, ist Mumpitz. Auch wir sollten es nicht zu hoch hängen. Schade ist nur, dass dadurch kostbare Zeit für gediegenes Lernen und Lehren verloren geht.

Geschieht das 'Mobbing' eines unserer Kinder, leiden wir. Doch Trost ist heilsam danach, nicht vorher.

Gustav Grambauer

23. August 2018 22:31

"Und zum Schluß sollten wir noch alle unsere Unterschrift geben, daß wir gegen Mobbing sind." Sie bemerken nicht mal den Knüller, der darin liegt.

Auch dies ist erst die Vorstufe, bald simma wieder soweit: Kollege XY hatte eine Flasche Bier hinter der Werkbank stehen. Der Arbeitsplatz ist aber der "Kampfplatz für den Frieden", Kollegen, das hattet ihr bereits unterschrieben. Ergo, Kollege XY ist ein Friedensfeind, ein Saboteur am Frieden, am Weltfrieden. Unterschreiben wir alle gegen Kollegen XY, weil wir alle für den Weltfrieden sind. Oder will etwa noch jemand ein Weltfriedensfeind sein?!

- G. G.

RMH

24. August 2018 11:39

"Unterschreiben wir alle gegen Kollegen XY, weil wir alle für den Weltfrieden sind. Oder will etwa noch jemand ein Weltfriedensfeind sein?!"

@G.G.,
das haben wir heute wieder. Ganz aktuell: Ein Mitarbeiter des LKA (kein Beamter), nimmt sein demokratisches Recht auf Versammlungsfreiheit war und nimmt an einer Pegida- Demo teil. Ausgerechnet ein Anhänger der Liberalität, Kubicki (FDP), fordert nun, dass dieser Mitarbeiter zu feuern ist ...

Franz Bettinger

24. August 2018 14:33

"Die zwei aus Schnellroda stick out like dog's balls", meint die Antifa. Bewunderer hingegen sagen, Götz Kubitschek und Ellen Kositza seien Berühmtheiten. Mein Kontakt zu SiN reicht zwei Jahre zurück.

Spätestens 2016 wurde mir schmerzlich klar, dass meine geistigen Jagdgründe in Wahrheit immer schon aus Dornen und Disteln bestanden. All die Jahre hindurch hatte ich mir etwas vorgemacht: Meine sogenannten Freunde aus dem Saarland! Mit Ohr-, dann Körper-Akupunktur sind sie angetanzt, dann mit Kosmischer Musik und Homöopathie. Den Klimawandel beteten sie an wie früher den sauren Regen. Und wegen BSE aßen sie vorübergehend kein Fleisch mehr. Es gab keine Sau im Dorf, der sie nicht ängstlich interessiert hinterherliefen und sich gegen Rechts 3-mal bekreuzigten. Im Mittelalter hätten sie Hexen verbrannt und im Dritten Reich Juden. Typische Mainstream-Mitläufer.

Nein, von diesen Freunden kam nichts mehr. Sie waren langweilig geworden, geistig verkrüppelt, und sie konnten - trotz ChiGong, Joga, Tantra und Arjuveda - das tiefere Wesen im Menschen nie fassen. Es wäre übrigens das Tier in uns gewesen, das schmählich vernachlässigte Tier, dem man hätte nachspüren müssen. Ich suchte es bei Ditfurth, Nietzsche, Freud, Reich und Fromm. Ich las Fernau und D. Irving. Dann dämmerte es: Weiter rechts musst du suchen. Bislang mied ich das Terrain, denn es war vermint. Fast immer hatte es Krach gegeben, wenn ich den Krieg und all die deutschen Tabus aufs Tapet brachte, was ich gerne tat. Denn in mir steckt seit Kindesbeinen ein böser Bub, ein Tabu-Brecher.

Ich loggte mich auf SiN ein. Schöner Name. Klang wie Sin-City. SiN, die Sünde, stand für "Sezession im Netz". Genau was ich brauchte. Ich bestellte mir Bücher von Antaios, dem boykottierten Verlag. Allein weil er verfemt war, zog er mich an. Ich las Kubitscheks "Spurbreite des schmalen Grads" und Kositzas "Tristesse Droite". Ellen Kositza - was für eine Frau! Ja, auch die Optik will bedient sein. Diese Frau sieht wild und Walküren-haft aus. Sie redet klar, und sie kämpft mit offenem Visier. Die Schwertträgerin Wotans! Ein neuer, erfrischender Ton. In mir vibrierte es. 'Kein Wunder', würden meine Ex-Freunde ätzen: 'Unter Bescheidenheit leidest ja auch Du nicht'.

Maiordomus

25. August 2018 11:26

@Kositza. Das Beste auch am neuen Heft "Sezession" sind abermals die Buchbesprechungen, zum Beispiel die Ihre über Mark Lilla "Der Glanz der Vergangenheit. Über den Geist der Reaktion" aus NZZ-Libro, von welcher Edition ich wegen meiner Distanz zu "NZZ-Geschichte" schon länger nichts mehr gelesen habe. Sie bringen Wesentliches auf den Punkt in der Art, wie Sie auch Kompliziertes stets verständlich machen können. Schon eher kursorisch referieren Sie Voegelins "Politische Religionen" in der Darstellung jenes Buches. Ich weiss nicht, wie stark Ihnen bewusst ist, dass Voegelin wohl in der Zeitanalyse zu den eigentlichen Gross-Philosophen des 20. Jahrhunderts gehört, zumal in der Analyse der Linken, so weit sie intellektuelles Niveau, die er auf ihre gnostischen Wurzeln als Aufstand gegen Gott zurückführt. Voegelin lese ich schon rund 50 Jahre. Sein Hauptwerk "Order and History" finde ich gigantisch. Auch sonst sind die Buchbesprechungen im gedruckten Heft anregend, stark Erich Lehnert mit seiner kirchenkritischen Buchbesprechung von Klaus Rüdiger Mai über seine als Hauptartikel publizierte Studie über Salazar noch hinaus, bei welcher er freilich den wichtigsten deutschkonservativen Sympathisanten vergessen hat, nämlich Reinhold Schneider. Gefreut hat mich die kritische Rezension von Michel Onfray durch Jörg Seidel, dessen George-Buch-Kritik von Egyptien bei mir seinerzeit weniger auf Gegenliebe gestossen ist. Ein Buch wie dasjenige über Vater Arsenij, einen Repräsentanten des Heiligen Russland, wo ich mich nächste Woche aufhalten werde, möchte ich hiermit auch noch als Anregung für andere öffentlich bestellen.

Ihre Ausführungen mit Susanne Dagen über Matussek, den ich für überschätzt halte, finde ich als Causerie zwar im Sinne leichter Kost als Einleitung in das Heft noch unterhaltsam. Sie haben aber zu dieser Textsorte, die Fontane zur Meisterschaft führte, mit Ihrem Artikel oben vielleicht noch mehr Anregungen gegeben, was auch durch die anschliessende wohl vergleichsweise hochstehende Debatte bestätigt wird.

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