Café Schnellroda und Prozeßverläufe

Ja, wir haben die Klopfzeichen vernommen und laden hiermit ein zum Café Schnellroda am 10. November ab 13 Uhr. Was erwartet unsere Gäste?

Götz Kubitschek

Götz Kubitschek leitet den Verlag Antaios

Fünf Stun­den Gesprä­che bei Würst­chen und Bier, Kaf­fee und Kuchen, Brot, Käse und Wein, dazu eine Nach-Erzäh­lung zur Frank­fur­ter Buch­mes­se 2018 samt ein biß­chen Loci-Ver­lag-Devo­tio­na­li­en und Brain­stor­ming für die Buch­mes­se 2019 …

Im Mit­tel­punkt ste­hen aber natür­lich die Bücher unse­res Ver­lags, aus­ge­wähl­te Titel ande­rer Ver­la­ge, und weil wir unser Lager dann bereits mit dem Weih­nachts- und Win­ter­sor­ti­ment auf­ge­füllt haben, könn­te der ein oder ande­re vor Ort bereits sei­ne Weih­nachts­ein­käu­fe erle­di­gen. Wir schla­gen die Bücher sehr gern in Geschenk­pa­pier ein, damit auch das schon erle­digt ist.

Also: Sams­tag, 10. Novem­ber, 13 bis 18 Uhr, Café Schnell­ro­da, bit­te kurz das Kom­men ankün­di­gen, damit wir pla­nen kön­nen: anmeldung(at)schnellroda.de

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Kurz wol­len wir berich­ten von zwei Pro­zes­sen, die wir anstren­gen muß­ten. Da ist ers­tens die Aus­ein­an­der­set­zung um eine Gegen­dar­stel­lung, die wir in der Mit­tel­deut­schen Zei­tung abge­druckt sehen woll­ten, und zwar schon im April, denn nach die­sem gegen uns gerich­te­ten, unsäg­li­chen Punk-Kon­zert ohne Zuhö­rer in Schnell­ro­da (ich schrieb dar­über), erschien in der Mit­tel­deut­schen Zei­tung ein aus vier Falsch­aus­sa­gen zusam­men­ge­kleb­ter Bei­trag über unse­re Ver­an­ke­rung im Ort.

Ich will die­se Falsch­aus­sa­gen nicht auf­lis­ten, sie sind sozu­sa­gen nur von loka­lem Inter­es­se, waren aber so sehr gelo­gen, daß am Tage des Erschei­nens ein Dut­zend Nach­barn mit der Zei­tung vor unse­rer Tür stan­den und sich über die Unver­fro­ren­heit die­ser Bericht­erstat­tung empör­ten. Zwei maß­geb­li­che Köp­fe der ört­li­chen Ver­eins­struk­tu­ren wand­ten sich tele­fo­nisch und per Mail an die Jour­na­lis­tin und stell­ten die Lügen rich­tig – man hän­dig­te uns danach die lapi­da­ren Ant­wor­ten der Zei­tung aus, mit der Erlaub­nis, dies vor Gericht zu verwenden.

Denn zu die­sem Zeit­punkt war bereits klar: Die Mit­tel­deut­sche Zei­tung wür­de die Gegen­dar­stel­lung trotz Offen­sicht­lich­keit der Falsch­aus­sa­gen nicht abdrucken.

Der Rest ist rasch erzählt: Wir gewan­nen vor dem Land­ge­richt Hal­le, und die Rich­te­rin war reich­lich empört dar­über, daß eine solch offen­sicht­lich ein­deu­ti­ge Ange­le­gen­heit vor Gericht getra­gen wür­de. Die Mit­tel­deut­sche Zei­tung ging den­noch in Beru­fung, heu­te erhiel­ten wir das schrift­li­che Urteil: Wir haben wie­der gewon­nen, die Zei­tung muß nun end­lich die Gegen­dar­stel­lung abdru­cken und alle Kos­ten des Ver­fah­rens tra­gen: Eine erneu­te Beru­fung ist nicht möglich.

Wir freu­en uns und wir freu­en uns nicht: Wir freu­en uns, weil wir gewon­nen haben. Kositza und die Kin­der wur­den nach Erschei­nen des Arti­kels doch recht oft ange­spro­chen in der nahe­lie­gen­den Stadt und in den Ver­ei­nen – ob wir weg­zie­hen wür­den, da uns das Dorf ja qua­si nur noch mit dem Hin­tern anschau­en wür­de und wir völ­lig iso­liert dort vor uns hin lebten.

Wir freu­en uns ande­rer­seits nicht recht und sind ziem­lich gleich­gül­tig, weil die Gegen­dar­stel­lung natür­lich sofort nach Erschei­nen des Arti­kels hät­te gebracht wer­den müs­sen und weil die Rich­te­rin der ers­ten Instanz in Hal­le schon recht hat­te mit ihrer Empö­rung: Wie gut wäre es, wenn in einem Fall sol­cher Offen­sicht­lich­keit eine Jour­na­lis­tin und eine Redak­ti­on ein­fach ein­mal sofort gra­vie­ren­de Feh­ler ein­räu­men, die eige­ne Recher­che­schlam­pig­keit kor­ri­gie­ren und die Lügen zurecht­rü­cken würden.

Aber nein: sechs Mona­te Ver­fah­rens­dau­er, zwei Gerichts­ter­mi­ne, Schnee von ges­tern. Hier die Gegen­dar­stel­lung in vol­ler Län­ge, sie muß in den kom­men­den drei Wochen in der Mit­tel­deut­schen Zei­tung exakt in die­sem Wort­laut erscheinen:

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Gegen­dar­stel­lung

In ihrer Druck­aus­ga­be vom 23. April 2018 hat die Mit­tel­deut­sche Zei­tung, nament­lich: die Redak­teu­rin Undi­ne Frey­berg, in dem Bei­trag „Laut und fröh­lich gegen neue Rech­te“ auf Sei­te 9 des Teils »Neu­er Land­bo­te« Behaup­tun­gen über mich auf­ge­stellt oder zitiert, die unwahr sind.

1. In dem Arti­kel wird eine nicht nament­lich genann­te Frau zitiert, die behaup­tet, ich hät­te „ver­sucht, im Tra­di­ti­ons­ver­ein des Ortes mit­zu­ma­chen. Die hät­ten ihn raus­ge­wor­fen.“ Die­se Aus­sa­ge ist unrich­tig. Ich bin etwa im Jahr 2005 in den Ver­ein ein­ge­tre­ten und seit­dem nicht „raus­ge­wor­fen“ worden.

2. In dem Arti­kel wird die­sel­be nicht nament­lich genann­te Frau mit der Behaup­tung zitiert, auch mein „Ver­such, im Kir­chen­chor mit­zu­ma­chen, sei geschei­tert.“ Die­se Aus­sa­ge ist unrich­tig. In Schnell­ro­da oder einem angren­zen­den Ort gab und gibt es kei­nen Kir­chen­chor. Es gab tat­säch­lich einen Män­ner­chor, der etwa 2007 von mir gegrün­det, gelei­tet und 2011 wie­der auf­ge­löst wurde.

3. In dem Arti­kel wird die­sel­be nicht nament­lich genann­te Frau mit der Behaup­tung zitiert, die „Pfingst­bur­schen woll­ten nichts mit ihm zu tun haben“. Die­se Aus­sa­ge ist unrich­tig. Von den Pfingst­bur­schen wer­de ich jedes Jahr zu Pfings­ten besucht und bin bei deren Ver­an­stal­tun­gen willkommen.

4. In dem Arti­kel wird die­sel­be nicht nament­lich genann­te Frau mit der Behaup­tung zitiert, „die Gemein­de bereue längst, dass sie ihm Haus und Grund­stück ver­kauft habe.“ Die­se Aus­sa­ge ist unrich­tig. Das Haus und Grund­stück wur­den von der Gemein­de nicht ver­kauft, son­dern von mei­ner Frau im Rah­men einer öffent­li­chen Ver­stei­ge­rung in Ber­lin durch Zuschlag erwor­ben. Auch hat die Gemein­de zu kei­nem Zeit­punkt ihren Wil­len zum Aus­druck gebracht, die­sen Erwerb durch mei­ne Frau zu bereuen.

Schnell­ro­da, den 23. April 2018

- Götz Kubit­schek, Ver­le­ger - 

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Wen wun­dert es übri­gens, daß vom Aus­gang die­ses Ver­fah­rens nir­gends auch nur eine Zei­le erschien, wo doch sonst jede hal­be Äuße­rung bei­spiels­wei­se einer Fran­zis­ka Schrei­ber (AfD-Aus­stei­ge­rin nach geschei­ter­ter AfD-Kar­rie­re) breit­ge­latscht wird wie eine Sensation?

Schrei­ber hat ja samt Ver­lag vor dem Land­ge­richt in Hal­le eben­falls kom­plett ver­lo­ren – und nun kommts: Die zie­hen jetzt auch vor das Ober­land­ge­richt in Naum­burg, gegen drei eides­statt­li­che Ver­si­che­run­gen und gegen die eige­ne, vor­aus­ei­len­de Ände­rung der beklag­ten Pas­sa­ge ab der 3. Auflage.

Ich kann mir die­se Beru­fungs­wut nur mora­lis­tisch erklä­ren: Sol­che Leu­te sind in ihren Augen immer der Sie­ger, weil gegen uns Drecks­geg­ner jedes Mit­tel, jeder Ver­dacht, jede Schlam­pig­keit und jede Lüge erlaubt sei.

Aber noch gibt es Gerichte.

Götz Kubitschek

Götz Kubitschek leitet den Verlag Antaios

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Kommentare (10)

Der_Juergen

30. Oktober 2018 14:43

Gratulation zu diesem Erfolg, auch wenn ein bitterer Nachgeschmack bleibt. Im Fall nachweislicher Falschbehauptungen hat man vor Gericht offenbar noch eine relativ gute Chance gegen Verleumder.

H. M. Richter

30. Oktober 2018 15:19

Dennoch: Glückwunsch!
Derartiges hat ja stets auch mit Hygiene zu tun.

Vor etlichen Jahren mußte ein guter Bekannter von mir einen ähnlichen Klageweg beschreiten, bis er dann - nach vergleichbar langer Verfahrensdauer - schließlich, wie von Anfang an erwartbar, am Ende gewann. Damals durfte die unterlegene Zeitung unterhalb der Gegendarstellung den Satz unterbringen, daß sie "unabhängig vom Wahrheitsgehalt dieser Gegendarstellung" gezwungen sei, diese abzudrucken. Dies wiederum führte zu Zweifeln an der Richtigkeit der Gegendarstellung. Wenn ich es recht sehe, ist dieser Zusatz wohl auch heute noch möglich: "So soll erreicht werden," ist zu lesen, "dass das Publikum alsbald erfährt, dass der Betroffene die Wahrheit der in dem Medium verbreiteten Behauptung bestreitet. Zum Ausgleich dafür hat das Medium das Recht, im Anschluss an die Gegendarstellung darauf hinweisen, dass es zur Verbreitung der Gegendarstellung unabhängig von deren Wahrheitsgehalt verpflichtet ist."

Siehe: https://journalistikon.de/gegendarstellung/

Und wieder einmal ist also das angeblich angestrebte "alsbald" schamlos auf der Strecke geblieben.

Nimmt man das Ganze dennoch etwas humorvoll, was in der Regel nie ganz falsch sein soll, dann ist die eigentliche Nachricht jetzt wohl die: "Singen scheint dieser K. - neben allem andern - wohl auch noch zu können."

Was bei der Leitung einer ganz bestimmten Buchmesse wiederum die Alarmglocken schrillen lassen dürfte. Mit Sicherheit wird sie nun die Anmeldung neu gegründeter Hörbuch-Verlage ganz besonders unter die Lupe nehmen ...

cubist

30. Oktober 2018 15:21

Moral hin oder her, mir erscheinen derlei juristischen Tabubrüche durchaus kalkuliert (ich glaube, Sie haben das ja hier auch schon öfter erwähnt): Sie zermürben den Kläger, weil finanziell jede Klage ein Risiko darstellt; und unterliegt der Gegner dann doch, so kommt eine Gegendarstellung viele Wochen oder Monate nach der Diffamierung, da ist das Gift den Verleumdung bereits gesickert, und die Anwaltskosten werden aus der Portokasse, des DuMont-Verlages in diesem Fall, gezahlt.
Schauen Sie, die FR, in ihrem Anti-AfD-Feldzug vor der hess. Landtagswahl macht es doch auch so, wenn auch stilistisch geschickter (indirekte Rede), und serviert die G-Reden-Geschichte von Fr. Schreiber brühwarm dem sich gruselnden Leser, kein Wort von dem laufenden Verfahren -- das ist klassische Lügenpresse: https://www.fr.de/kultur/franziska-schreiber-die-afd-ist-so-radikal-wie-die-npd-aber-schlauer-a-1607322

Stil-Bluete

30. Oktober 2018 16:21

Ob ich zu Kaffee&Kuchen (K&K) und Würstchen und Bierund kommen kann, ist ungewiss, wünsche aber im Voraus viel Erfolg.
Darüber hinaus wünschte ich mir, ich hätte folgende drei Wünsche frei:
- die Bücher vom Antaios nicht mehr einschweißen (lassen)
- die Bücher mit Geschenkpapier einschlagen, welches ausschließlich schön und wiederverwendbar ist
- das Geschenkpapier ohne Tesa-Streifen, nur mit Geschicklichkeit einschlagen. Eine Stunde Übung bringt es. Es ist leicht und beim Tun und Zuschauen Meditation. Dasselbe gilt für die Schleife ohne Knoten, sondern Daumen drauf, festhalten und Schleife binden. So kann man das Band wunderbar aufziehen und der Raum unter der Krippe und dem Weihnachtsbaum wird kein Müllplatz.

'Aber noch gibt es G e r i c h t e '. Gericht: Ein wunderbares Teekesselchen für Kinder auf langer Autofahrt.

Gustav Grambauer

30. Oktober 2018 17:56

"Ich kann mir diese Berufungswut nur moralistisch erklären: Solche Leute sind in ihren Augen immer der Sieger ..."

Das dürfte tief dem Glaubenssystem der materialistischen Meta-Geschichtsauffassung ausgehend von einem "gesetzmäßigen Prozeß"

https://www2.klett.de/sixcms/media.php/229/DOOL_3-12-006139_q7xc53_PP5_Kap3_S044.pdf

entsteigen, das es den pfiffigsten der deutschen Streber schon mal ermöglicht hat, inmitten der noch qualmenden Ruinen nach zwei verlorenen Weltkriegen rotzfrech Hymnen auf "Den Ruhm unserer Siege" abzusingen, und das sich mit einer kleinen Modifikation des Revolutionären Subjekts auch heute noch als unerschütterbar gegen die Wirklichkeit erweist. Einen tiefen Einblick in das Gemüts- und Empfindungsleben der dialektisch-historisch-materialistischen Sekte gewährend auch die Liedzeile eines anderen Liedes:

"Fror auch die Welt /
Uns war warm."

- G. G.

Naturrecht

30. Oktober 2018 20:00

Sie schrieben:
"Ich kann mir diese Berufungswut nur moralistisch erklären: Solche Leute sind in ihren Augen immer der Sieger..."

Da liegen Sie genau richtig. Diese Leute glauben von sich selbst, sie seinen, über jeden Zweifel erhaben, die wahren Guten und ermächtigen sich deshalb selbst, jedes Mittel anzuwenden, um das vermeintlich Gute zum Sieg zu führen. Diese Denkweise ist uralt und wird in diesem Beitrag: -Die Paganistische Revolution- sehr gut beschrieben:

https://www.dijg.de/homosexualitaet/kirche/abkehr-juedisch-christliches-menschenbild/

Noch gibt es Gerichte, aber wie lange noch?

Der Gehenkte

30. Oktober 2018 22:35

Gut und richtig, sich zu wehren. Aber der Hydra wachsen immer neue Köpfe nach:

https://jungle.world/artikel/2018/43/eine-luege-zu-viel?fbclid=IwAR14t8is5kOPHmvSNplJ8h-0bkTMHKkfXx2L5UncGRnOI7QN8_YEItEss6g

Thomas63

30. Oktober 2018 22:40

Schade; ich schließe mein Geschäft um 14 Uhr, dann 4 Stunden Fahrt...wird wohl zu spät. Aber es wird, nein es muss bald mal klappen, bin schon seit langem neugierig auf Antaios in "natura". Bis dahin, Grüße aus dem Grenzgebiet Schwabenland/Franken!

H. M. Richter

31. Oktober 2018 08:56

@ Der Gehenkte

Ihrem konkreten Hinweis auf die auch in diesen Tagen nachwachsenden Köpfe der Hydra bin ich nachgegangen.

In meinem Leben mußte ich mich mit Texten aus der Stalin-Zeit, viel auch mit Stasi-Unterlagen u.ä. beschäftigen. Oftmals gleicht sich in diesen der Tonfall, ähnelt die Zielrichtung, liest man das beschworene Fallbeil heraus.

Besonderns bedrückend deshalb die Lektüre des von Ihnen erwähnten Textes.

Andererseits: Wird von der Hydra gesprochen, wird zugleich auch Herakles erwähnt.

oernmaster

31. Oktober 2018 11:31

@ Thomas63

Das Geschäft geht vor. Ich werde versuchen meine Sekretärin einzusetzen.
Falls noch jemand Interesse hat mit zu kommen, bitte über anmeldung(at)schnellroda.de Kontakt herstellen lassen. Ich werde dann Kontakt aufnehmen. (Münsterland/Westfalen)

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