Es war ein überwältigendes Erlebnis. Hier – es muß sein! – ein paar Beispiele, wie die deutschsprachige Presse das Ereignis, an dem rund 250,000 Menschen teilnahmen, darstellt:
“Zehntausende Polen marschierten neben Faschisten in Warschau” (profil)
“Hunderttausende bei rechtem Marsch zur polnischen Unabhängigkeit… Regierungsvertreter liefen an der Seite rechtsextremer Gruppen mit.” (Die Zeit)
“Warschau: Belasteter Marsch zur Unabhängigkeit Polens… Die PiS-Regierung versuchte die Oberhoheit der Feier von Rechtsextremen zurückzugewinnen.” (Die Presse)
“Hassdemonstration zum Geburtstag” (taz)
“Rechtsextreme und Regierung” marschieren Seite an Seite um den 100. Geburtstag der Nation zu feiern: Nach bundesdeutschen Mustern versuchte die Presse also, den Marsch per “Kontaktschuld” zu diskreditieren und zum Schreckensbild zu stilisieren. Tatsächlich fand eine Kooperation zwischen der Regierungspartei PiS und der nationalistischen Gruppe Nationalradikales Lager (ONR) statt, die den Marsch bereits in den Vorjahren mitorganisiert hat.
Die Zeit berichtete:
Erstmal beteiligte sich nun auch die regierende Partei am Marsch zum Tag der Unabhängigkeit. Die Regierungssprecherin Joanna Kopcińska bezeichnete den Umzug als “den größten Marsch freier Polen in einem freien Polen”. Zu Beginn der Veranstaltung sagte Präsident Andrzej Duda: “Es ist Platz für jeden unter unseren Fahnen.”
Allerdings ging die Regierung im Vorfeld des Marsches gegen etliche radikale Gruppen und Einzelpersonen vor; es gab Verhaftungen und Hausdurchsuchungen in der nationalistischen Szene. Die Bürgermeisterin von Warschau, versuchte sogar, den Marsch zu verbieten, was ihr allerdings per Gericht untersagt wurde. Die ehemalige Vorsitzende der polnischen Zentralbank ist Mitglied der Partei “Bürgerplattform” (Wikipedia ist sich nicht so recht einig, ob man diese als “linksliberal”, “liberalkonservativ” oder “sozialliberal” bezeichnen soll).
Der Grund, warum ein solcher Boykott auch im “liberalen” Warschau nicht funktioniert, ist metapolitischer Art: in Polen herrscht ein eingefleischter national-patriotischer und antikommunistischer Konsens, der nicht erst in der Mitte beginnt, und der in der Tat bis weit nach rechts reicht.
An dieser Stelle fällt mir immer meine polnische WG-Mitbewohnerin aus Studentenzeiten ein, die an einer Kreuzberger Hausmauer den Slogan “No border, no nation” erspähte, und ob dieser “nationalistischen Polenfeindlichkeit” hellauf empört war: Sie nahm ganz selbstverständlich an, daß hier von der Oder-Neiße-Grenze die Rede war, was denn sonst?
Sie war ebenso linksliberal und amerikanisiert wie ihr Hip-Hop hörender und Skateboard fahrender jüngerer Bruder, der es nicht fassen konnte, daß es in Berlin einen “Liebknecht-Luxemburg-Gedenkmarsch” gibt. “Ist doch gut, daß sie das alte Miststück rechtzeitig erschossen haben! Sonst wären die Russen 20 Jahre früher in Berlin gewesen!” Und damit auch in Polen.
Gewiß nahmen an dem pyrotechnisch gesättigten Spektakel zahlreiche nationalistische Gruppen und Fußballhooligans mit martialischen Wappen teil, wobei Nationalisten aus ganz Europa angereist waren, um an dem Marsch teilzunehmen: Vereinzelt tauchten Ungarn, Tschechen und Slowaken auf, aber auch Vertreter von Ländern, die in der Vergangenheit mit Polen häufig im Clinch lagen wie Litauen und Ukraine. Allerdings wurde mir berichtet, daß an den Rändern der Demonstration ukrainische Fahnen verbrannt wurden – ebenso wie Fahnen der Europäischen Union.
Auch etliche katholische Gruppen (darunter viele Nonnen) und Abtreibungsgegner hatten ihre Insignien mitgebracht. Es ist eine Besonderheit der katholischen Kirche Polens, daß sie firm national ausgerichtet ist, ganz im Gegensatz zum durch und durch globalistischen Klerus Deutschlands. Parteifahnen – wie etwa des “Nationalradikalen Lagers” – konnte ich nur gelegentlich sehen.
Irgendwann tauchte im Fahnenmeer auch ein identitäres Banner auf, gehißt von einer Gruppe Holländer. Der IB-Aktivist Robert Timm, der zusammen mit Daniel Fiß einen Dokumentarfilm über den Marsch drehte, äußerte darob sein Mißfallen, und ich kann ihm nur zustimmen. Dieser Tag sollte der polnischen Nation allein gehören.
Ich kann allerdings auch bezeugen, daß es sich bei der überwältigenden Mehrheit der Teilnehmer, die sich mit den rot-weißen Nationalfarben schmückten und abertausende Fahnen schwenkten, um ganz normale Bürger aller Altersstufen und Schichten handelte, darunter viele Familien, mit einem enorm hohen Anteil an jungen Männern und (auffallend hübschen) Frauen. Ohne Übertreibung kann man sagen, daß an diesem nebeligen Novembersonntag tatsächlich “das Volk” auf der Straße war.
Man kann das mit den patriotischen Demonstrationen in Deutschland (etwa PEGIDA und seine Ableger) kaum vergleichen. Diese sind zahlenmäßig wesentlich kleiner, haben einen deutlich höheren Altersdurchschnitt und vor allem nicht den Konsens der “Mehrheitsgesellschaft” im Rücken.
Laut Zeit waren folgende Slogans zu hören:
Mehrere Hundert Meter hinter dem Regierungszug war auf den Bannern rechter Gruppen die Aufschrift “Gott, Ehre, Heimatland” zu lesen. Die Teilnehmer der Kundgebung trugen Fackeln und nationale Flaggen. Neben dem Slogan “Stolz, Stolz, Nationalstolz” waren auch die Rufe “USA, Reich des Bösen” und “Polen, weiß und katholisch” zu hören.
Dagegen ist absolut nichts einzuwenden. Es gibt Hoffnung, daß Polen noch über genug Abwehrkräfte verfügt, um dem globalistischen Wahnsinn von Kultur- und Bevölkerungsaustausch standzuhalten, der heute den Westen verzehrt und entkernt. Wenn man als Westeuropäer nach Warschau und Polen generell gelangt, springt einem sofort der geringe Ausländeranteil ins Auge. Es ist, als ob man ein Fenster in die eigene Vergangenheit betritt, ehe die “Umvolkung” eingesetzt hat (ein Begriff, den die Linke inzwischen höhnisch adaptiert hat).
Auffällig ist auch die Verschiedenheit der Typen und Physiognomien. Als ich am frühen Morgen am Bahnhof Warschau eintraf, bot sich mir eine Flut unverkennbar osteuropäischer Charakterköpfe dar, darunter viele Menschen mit offenbar nicht allzu viel Geld und Wohlstand, Arbeitergesichter, in denen das Leben deutliche Spuren hinterlassen hat.
Im Gegensatz zu den Horrorschlagzeilen der taz konnte ich während des Marsches keinen “Haß” bemerken. Zumindest verstehe ich darunter etwas anderes, als die Demonstration von Nationalstolz und Wehrbereitschaft. Es herrschte eine belebte, gesellige, positive Atmosphäre vor, vielleicht mit Neujahrsfeiern zu vergleichen. Ich habe keinerlei Krawalle bemerkt, der Menschenzug bewegte sich trotz seiner Größe geordnet und ruhig voran, und der Abfall landete tatsächlich größtenteils in den Mülltonnen.
Der Unterschied zu Deutschland ist derart frappierend, daß man das Gefühl hat, ein Parallel-Universum betreten zu haben. Ein stärkerer Kontrast zu dem verdrucksten bundesdeutschen “Nationalmasochismus” ist kaum denkbar. Und wenn man aus Deutschland kommt (Österreich geht es ein bißchen besser), dann ist ein solches Kontrastprogramm überaus erfrischend, ja begeisternd. Gewiß kann ich mir vorstellen, daß derlei Kundgebungen auch nerven oder ungesund werden können, wenn sie allzu häufig werden.
Wie wohl so mancher Deutsche oder Österreicher mit historischem Bewußtsein konnte ich mich allerdings einer gewissen Gefühlsambivalenz nicht erwehren. Daß sich Polen so viel Patriotismus und Nationalgefühl bewahrt hat, verdankt es gewiß auch seinem Selbstbild als Daueropfer der Geschichte, als “Christus unter den Nationen”, immer wieder von Fremdmächten besetzt und geteilt, immer wieder um seine Freiheit kämpfend. Insbesondere, wenn Deutschland und Russland sich zusammenschlossen, würde es für Polen ungemütlich.
Ich wurde während des Marsches Zaungast einer bezeichnenden Szene: eine kleine Gruppe Patrioten hatte sich in Uniformen der polnischen Armee der Zwischenkriegszeit gekleidet, und rechtfertigte sich vor einem amerikanischen Fernsehteam: “Wir sind keine Nazis oder Faschisten. Die polnische Nation ist nicht Nazi. Wir haben dagegen gekämpft, gegen Nazis und Kommunisten…” Und er verwies auf angebliche Aufmärsche tausender “echter” Nazis im Nachbarland Deutschland (ich habe keine Ahnung, auf welche Art von Fake-News er sich hier bezog), was doch viel schlimmer sei, als alles, was in Polen gelegentlich an Dummheiten passiere.
In Wahrheit war Polen keineswegs ein unbeteiligtes, passives Opfer des zweiten Weltkriegs, sondern trug erhebliche Mitschuld an seiner “Entfesselung”. Die nach fast 150 Jahren Teilung frisch auferstandene Nation von 1918 verhielt sich gegenüber ihren Nachbarländern ziemlich aggressiv, führte Eroberungskriege gegen die kurzlebige Ukrainische Volksrepublik (1918–19), das bürgerkriegsgebeutelte Sowjetrussland (1919–21) und gegen das ebenfalls frisch in die Unabhängigkeit entlassene Litauen (1920). 1921 versuchten Korfantys Truppen, Oberschlesien zu besetzen, was durch deutsche Freikorps erfolgreich abgewehrt wurde. Nahezu vergessen ist heute auch, daß sich Polen 1938 im Züge des Münchener Abkommens ein Stück des Teschener Landes einverleibte.
Ethnische Minderheiten mußten im Polen der Zwischenkriegszeit etliche Repressionen erleiden. Das Volkstum der Ukrainer, Weißrussen, Juden und Deutschen wurde unterdrückt, teilweise auch gewaltsam; berüchtigt wurden die von Massakern (“Bromberger Blutsonntag”) gefolgten Internierungen der Volksdeutschen im Jahr 1939, die von der NS-Propaganda weidlich ausgeschlachtet wurden.
Stefan Scheil hat die fatale polnische Großmachtpolitik der Zwischenkriegszeit gut dargestellt, siehe etwa hier. Von den polnischen Verbrechen während der Vertreibungen der Jahre 1945–47 will ich gar nicht erst anfangen, auch nicht von den oberschlesischen Lagern für Volksdeutsche nach dem 2. Weltkrieg, in denen grausam Rache geübt wurde.
Davon ist in der Erinnerungspolitik sowohl Deutschlands als auch Polens wenig bis gar nichts übriggeblieben, mit positiven Folgen für die einen und negativen für die anderen. Warschau ist voller Monumente und Gedenktafeln, die an die Zeit der deutschen Besatzung erinnern, etwa an den Aufstand im Warschauer Ghetto (1943) und den Warschauer Aufstand (1944), der angeblich zwischen 150.000–225.000 zivile Opfer forderte.
Auch die Erinnerung an die sowjetrussische Besatzung wird lebendig gehalten – par pro toto steht dafür das Gedenken an das Massaker von Katýn. Zu letzterem gibt es sogar eine Art Meta-Monument von erheblicher Größe, das an den Tod des damaligen Präsidenten Lech Kaczyński erinnert, der 2010 auf dem Weg zu den Katýn-Gedenkfeiern in Smolensk durch einen Flugzeugabsturz umkam.
Da Polen zentraler Schauplatz des Holocaust war, trachten die Polen auch auf diesem Gebiet, ihre gedenkpolitische Weste reinzuhalten. Das 1998 verabschiedete “Gesetz über das Institut des Nationalen Gedenkens” hat böse gesagt den primären Zweck, ein allzu heftiges Rütteln an der polnischen Opferrolle gesetzlich zu unterbinden. Auch hier haben wir es mit einer kompletten Umkehrung der Grundsätze der deutschen Gedenkpolitik zu tun, die jeglichen Versuch einer historischen Entlastung Deutschlands sanktioniert, sei es auf legalem oder sonstigem Wege.
Im Februar 2018 wurde ein Zusatz, das sogenannte “Holocaust-Gesetz”, verabschiedet, wonach mit Gefängnisstrafen von bis zu drei Jahren geahndet werden solle, wenn Polen „faktenwidrig die Verantwortung oder Mitverantwortung für Verbrechen“ zugeschrieben werde, „die durch das Dritte Deutsche Reich begangen wurden“. Darunter fallen auch mißverständliche Formulierungen wie „polnische Vernichtungslager“.
Dies führte dazu, daß Israel starken diplomatischen Druck auf Polen ausübte. Man witterte wohl den Versuch, sich dem geschichtspolitischen Zugriff (lies: der moralischen Erpressung) zu entziehen. Es kam schließlich zu einem Kompromiß, und im Juni 2018 wurde in etlichen deutschen Leitmedien, unter anderem der FAZ, eine Anzeige geschaltet, in der zu lesen stand:
Es liegt auf der Hand, dass der Holocaust ein beispielloses Verbrechen war, das Nazideutschland gegen das jüdische Volk einschließlich aller Polen jüdischer Herkunft begangen hat. Polen hat stets höchstes Verständnis für die Bedeutung des Holocaust als des tragischsten Abschnitts der Geschichte des jüdischen Volkes zum Ausdruck gebracht.
Wir erkennen an, dass es Fälle von Grausamkeit gegen Juden gegeben hat, die während des Zweiten Weltkriegs von Polen begangen wurden, und wir verurteilen jeden einzelnen dieser Fälle.
Es ist uns eine Ehre, an das heldenhafte Verhalten vieler Polen, insbesondere der Gerechten unter den Völkern, zu erinnern, die ihr eigenes Leben in Gefahr brachten, um jüdische Menschen zu retten.
Wir weisen Versuche zurück, Polen oder die polnische Nation insgesamt für die Grausamkeiten verantwortlich zu machen, die die Nazis und ihre verschiedenen Nationen entstammenden Kollaborateure begangen haben. Leider ist es eine bedauerliche Tatsache, dass einige Menschen – unabhängig von Herkunft, Religion oder Weltanschauung – sich damals von der schlechtesten Seite gezeigt haben.
Die Mitschuldfrage wurde sozusagen auf die “Einzelfall”-Ebene verlegt. Da bleibt allerdings immer noch die Frage nach den antijüdischen Pogromen offen, die in Polen nach dem Krieg verübt wurden. Nach dem polnisch-jüdisch-amerikanischen Historiker Jan Tomasz Gross war die Empathie der Polen für die Juden nach 1945 nicht allzu groß; das Schicksal des eigenen Volkes wog schwerer, während der Antisemitismus eine lange Tradition in Polen hat. Hinzu kam, daß Juden unter den Kommunisten Polens stark vertreten waren, sowohl in der Vorkriegs- als auch Nachkriegszeit.
Immerhin haben die Polen es geschafft, folgenden Passus in der Erklärung unterzubringen:
Beide Regierungen verurteilen entschieden alle Formen des Antisemitismus, und sie äußern ihr volles Engagement, ihm in allen Formen entgegenzutreten. Beide Regierungen bringen auch ihre negative Haltung gegenüber Antipolonismus und anderen negativen nationalen Stereotypen zum Ausdruck.
Man stelle sich vor, die deutsche Regierung würde sich mit Israel darauf einigen, daß nicht nur Antisemitismus, sondern auch “Antigermanismus” verurteilt werden muß!
Ein paar Monate später sollten Polen und Israel erneut gemeinsam in die Schlagzeilen geraten. Am 20. November 2018 meldete die Presse, daß beide Staaten erklärt hatten, den im Dezember fälligen UN-Migrationspakt nicht zu unterzeichnen.
Der Widerstand gegen diesen “Pakt” zeigt sich nicht zufällig am deutlichsten in Ländern mit einem starken Nationalbewußtsein (neben Polen auch Ungarn, das gute Beziehungen zu Israel pflegt) oder Ländern, in denen ein Trend zur nationalen Selbstbesinnung erkennbar ist (Österreich).
Das Geschichtsbild, das sich in Polen durchgesetzt hat, hat gute und schlechte Seiten. Es immunisiert die Polen dagegen, sich ein schlechtes Gewissen machen zu lassen und stärkt ihre Widerstandskraft gegen globalistische Agenden. Die Schattenseite ist, daß dies, wie üblich, auf Kosten Deutschlands geht, dem die ewige Täter- und Alleinschuldrolle zugespielt wird. Ein Selbstbild, das die deutschen Widerstandskräfte derart geschwächt hat, daß das “Finis Germaniae” in greifbare Nähe gerückt ist.
Der Widerstand gegen den Globalismus ist allerdings auch im gesamteuropäischen Interesse wichtiger als der Streit um das “richtige” Geschichtsbild. Man soll den Polen ihre Perspektive gönnen, und sich freuen, daß sie zumindest in dieser Hinsicht weniger korrumpiert sind als andere Völker Europas. Ein “Schuldkult” à la Deutschland ist das letzte, was ich den Polen (oder irgendeinem anderen Volk) wünsche. Sie haben im großen Stil nichts anderes gemacht, als die Österreicher, die sich nach 1945 zu den “ersten Opfern Hitlers” erklärten, wodurch die “Bewältigung” weniger tief eingesickert ist als in Westdeutschland. Und das hatte langfristig gesehen positive Folgen. 2010 habe ich auf diesem Blog anläßlich einer Reise nach Niederschlesien ein wenig über dieses Phänomen nachgedacht.
Die schlechte Nachricht ist, daß auch in Polen der kulturmarxistische Wurm eingedrungen ist. Hier kann man Aufnahmen einer kleinen Gegendemonstration sehen, auf der Regenbogenfahnen geschwenkt wurden, und eine junge Frau im “Social-Justice-Warrior”-Look den Unabhängigkeitstag als “Feiertag für weiße und katholische Männer” anprangerte.
In einem aktuellen, detailierten Artikel für American Renaissance beschreibt ein in Polen lebender, amerikanischer “Expat” die Lage:
Von außen betrachtet erscheint Polen wie eine weiße Festung, die Einwanderer abweist, Schwule ignoriert und an traditionellen Normen festhält. Und dennoch hat sich das kulturelle Paradigma seit dem entscheidenden Wahlsieg der “Recht und Gerechtigkeit”-Partei (PiS) im Jahre 2015 kontinuierlich verschoben. Liberalismus und Kulturmarxismus sind in der Offensive, während sich der Nationalismus auf dem Rückzug zu befinden scheint.
Schuld gibt der Autor vor allem den “Cuckservatives” der PiS. Obwohl die Regierungspartei gegen Merkels Flüchtlingspolitik gewettert hat, hat Polen eine viel größere Anzahl an syrischen “Flüchtlingen” aufgenommen, als die EU ursprünglich verlangte. Die meisten seien allerdings rasch wieder weitergezogen.
Dennoch gebe es eine wachsende Zahl von legalen Wirtschaftsmigranten. In Warschau seien immer häufiger auch farbige Menschen zu sehen, insbesondere Inder, die für “Uber Eats” arbeiten. Der polnische Premierminister Mateusz Morawiecki habe neulich gegenüber Angela Merkel geprahlt, daß Polen zahlreiche Migranten aus Usbekistan aufgenommen habe. Der Autor nennt etliche Fälle von terroristischen Aktivitäten, Vergewaltigungen, Morden und Gewalttaten, verübt von Arabern, Tunesiern, Marrokkanern, Indern, Tschetschenen und Georgiern. Im Parlament sitzen bereits zwei schwarze Abgeordnete.
Noch sei die Gesamtlage erträglich, aber genau so habe es in den westlichen Ländern auch begonnen:
Die meisten Ausländer bereiten keine Probleme, aber wir sollten uns bewußt sein, daß die Migranten, die in fünfziger und sechziger Jahren nach Großbritannien und Frankreich kamen, nicht sofort anfingen, Terroranschläge zu planen, Frauen zu belästigen, Wohlfahrt zu verlangen und Scharia-Gerichte zu installieren. Sie zählten oft zu den besten Leuten in ihren Heimatländern. Das Gewicht verschob sich erst durch den Nachzug ihrer erweiterten Familien und Freunde in großen Scharen. (…)
Mein Punkt ist dieser: Das Leben in Polen wird für Nicht-Weiße immer einfacher, wodurch das Land für eine große Anzahl von Migranten aus der Dritten Welt attraktiv wird. Die Dinge könnten sich verschlimmern.
Im Mai hat Polen – neben Deutschland, Österreich und den meisten anderen EU-Ländern – in Marrakesch eine weitere UNO-Deklaration unterschrieben, von der Sie bislang noch nie etwas gehört haben (Hadmut Danisch berichtete darüber).
Eine der Zielsetzungen der “Politischen Erklärung von Marrakesch” ist, “für reguläre Migration und Mobilität zwischen Europa und Nord‑, West- und Zentralafrika zu werben, besonders junger Menschen und Frauen”, sowie “gegen Fremdenfeindlichkeit, Rassismus und Diskriminierung zu kämpfen.” Erstaunlicherweise hat dieselbe Regierung, die regelmäßig gegenüber ihren Bürgern und der ausländischen Presse damit prahlt, keine Flüchtlinge aufzunehmen, ein Abkommen zur Ankurbelung afrikanischer Einwanderung unterzeichnet.
Weiteres Anzeichen des kulturmarxistischen Verfalls sei der Aufstieg der Schwulenlobby:
Jedes Jahr wird die Schwulenparade in Warschau größer und größer, während die jährliche Pro-Leben‑, Pro-Familien-Parade nur einen Bruchteil an Teilnehmern anzieht. Und dies in einem Land, das offiziell zu 95% katholisch ist. Wie im Westen werben die Befürworter der Homosexualität für ihre Neigungen. Regenbogenfarbene Tasche sind ein ein häufiger Anblick in der Hauptstadt.
Ebenso rasch breiten sich feministische Ideen aus: Linke, besonders Feministinnen, seien fanatische Befürworter der Abtreibung und verlangen nach deren totaler Liberalisierung (zur Zeit ist Abtreibung nur in Sonderfällen erlaubt: Vergewaltigung, Bedrohung des Lebens der Mutter, schwere Geburtsdefekte). Zu diesem Zweck gibt es in Warschau auch einen alljährlichen “Schwarzen Marsch”, auf dem sich Frauen in Schwarz kleiden und ihr “Recht” auf Abtreibung einklagen.
Polen hat eine der niedrigsten Vergewaltigungsraten Europas. Es ist ironisch, daß Feministinnen oft mehr Einwanderung aus der Dritten Welt fordern, was mit Sicherheit die Häufigkeit von Vergewaltigungen erhöhen würde. Feministische Ideen breiten sich immer weiter und weiter aus, während die Frauen die Männer eher als Rivalen denn als Gefährten betrachten, und das Familienleben eher als Bürde denn als Segen.
Ebenso habe sich die Präsenz von Antifaschisten und Linksradikalen verstärkt. Ihr Ziel sei es, “die polnische Geschichte in den Dreck zu ziehen”. Im Gegensatz zu den meisten Polen haben sie eine instinktive Abscheu vor allem, was patriotisch oder nationalistisch ist. Diese linken Gruppen seien unter anderem aufgetaucht auf:
Demonstrationen gegen Einwanderer, gegen israelisch-jüdische Kritik an Polen, gegen amerikanische Versuche, die Polen zu Reparationszahlungen für die Shoah zu überreden, und sogar auf unserem nationalen Marsch zum Gedenken der Schlacht bei Warschau, als die polnischen Streitkräfte die Bolschewiken besiegten und ihr weiteres Vordringen nach Europa stoppten. Die Antifa erscheint nun auf buchstäblich jeder unserer Veranstaltungen und ruft Slogans wie “No Pasarán”, “Nationalismus muß geheilt werden” oder “Nieder mit dem Faschismus”. Auf die meisten normalen Menschen wirkt das jedoch, als wollten sie lediglich das Andenken an den Kommunismus verteidigen, was in der Tat der Fall ist.
Dieses Jahr habe die bereits erwähnte Bürgermeisterin Hanna Gronkiewicz-Waltz gar den Gedenkmarsch für die Gefallenen des Warschauer Aufstandes untersagt, mit der Begründung, die Teilnehmer würden “totalitäre Symbole” tragen (etwa des “Nationalradikalen Lagers”). Ein Aufstand gegen das nationalsozialistische Deutschland wäre eigentlich ein Grund zum Feiern für die Antifa; stattdessen bejubelte sie diese Entscheidung.
Auch auf die Unterstützung der Konservativen können sich Polens Nationalisten nicht mehr hundertprozentig verlassen, obwohl sie ihnen generell wohlwohlend gegenüberstehen und es erhebliche inhaltliche Überschneidungen gibt. Auffällig sei auch die steigende Präsenz von multiethnischer “Diversity”-Ästhetik in Werbeanzeigen, als wolle man das Volk für zukünftige Entwicklungen konditionieren. So zeigte ein Poster zu den 100-Jahr-Feiern der polnischen Unabhängigkeit allen Ernstes einen Handschlag zwischen einem schwarzen und einem weißen Mann.
Die Schlußfolgerung des Autors:
Einige meiner polnischen Freunde sind der Ansicht, daß die Lage niemals so schlimm werden kann wie im Westen. Ähnlich halten Beobachter von außen das “solide Polen”, das “solide Ungarn” (“Based Poland”, “Based Hungary”) etc. für uneinnehmbare Festungen, die Soros nicht erreichen kann. Ich wünschte, das träfe zu.
Der Podcast einer Organisation, die eine Stütze unserer Bewegung ist, schloß neulich mit einem kurzen Gespräch über die Frage, warum Osteuropa von den bösartigen Kräften, die den Westen zerstören, bislang relativ verschont geblieben ist. Ein Teilnehmer antwortete, daß ein Grund die über vierzig Jahre andauernde Trennung des Ostens vom Westen sei; ein anderer der angeblich fundamentale Unterschied zwischen dem slawischen/osteuropäischen Charakter und dem westlichen.
Ich denke, daß der erste Grund zutrifft, aber ich glaube nicht, daß Polen so lange durchgehalten hat, weil irgendetwas an dem polnischen Charakter einzigartig ist. Wir sind der Fäulnis einfach noch nicht lange genug ausgesetzt gewesen. Die Dinge werden sich verschlimmern, wenn die Lebensqualität im Land steigt, sich ein “liberalerer” Markt herausbildet, und wenn Polen zuläßt, sich von NGOs, den Vereinigten Staaten und der Europäischen Union beeinflußen zu lassen.
Die Lage in Polen ist keineswegs hoffnungslos, aber ich will an dem Glauben rüttteln, daß der Osten irgendwie den Westen retten wird.
Der_Juergen
Eine sehr treffende Analyse!
Mein eigenes Verhältnis zu Polen, in dem ich anlässlich mehrerer Besuche insgesamt einige Monate verbracht habe, ist ambivalent. Den Patriotismus der Polen, ihr Einsatz für Tradition, Familie und Glauben ruft bei mir Bewunderung hervor (ja, es gibt die von Lichtmesz erwähnten Ausnahmen, aber welch ein Kontrast zum Westen!). Was mir an ihnen sauer aufstösst, ist neben dem im Artikel beschriebenen Hang, sich als ewige Opfer zu gebärden und die vielen dunklen Seite ihrer Geschichte völlig auszublenden, ihre sture Amerikafreundlichkeit und ihre Russenfeindlichkeit. Glauben sie denn ernsthaft, die Nato-Mitgliedschaft und das Vorhandensein amerikanischer Basen würden sie im Ernstfall schützen? Im Gegenteil - die Stützpunkte werden zu den ersten Zielen der russischen Raketen gehören.
Man erinnert sich da an die Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg, als sich Polen, um die Worte eines britischen Diplomaten zu wiederholen, benahm wie ein Kanarienvogel, der zwischen zwei Katzen sitzt und beide fressen will. Wer durch die Ungunst der Geographie im Osten und im Westen je einen übermächtig starken Nachbarn hat, tut gut daran, entweder ein gutes Einverständnis mit beiden zu suchen oder, wenn das nicht möglich ist, sich mit dem weniger gefährlichen gegen den gefährlicheren zu verbünden. Vermutlich hätte die weiseste Politik für Polen darin bestanden, sich mit dem Reich gegen die expansive kommunistische UdSSR zu verbünden. Stattdessen stiess es beide mächtigen Nachbarn vor den Kopf (u. a. durch die Terrorisierung der deutschen, ukrainischen und weissrussischen Minderheiten) und vertraute auf das ferne England, das ihm aus logistischen Gründen gar keine Hilfe leisten konnte.
Eine pure Unverschämtheit sind schliesslich die Forderungen Warschaus nach deutscher "Entschädigung" für die Schäden der Besatzung. Mit einem Viertel deutschen Territoriums , auf das es historisch nicht den geringsten Anspruch hatte, wurde Polen mehr als reichlich "entschädigt".
Gespür für das Mögliche, politischer Realismus - all das war nie eine Stärke dieser in mancher Hinsicht so bewundernswerten Nation, die drauf und dran ist, ihre alten Fehler zu wiederholen.