Filmkritik und Ideologie

"Hollywood taucht in die Ideologie ab", schrieb Nico Hoppe in der NZZ vom 23. 2. anläßlich der Oscar-Verleihung.

Martin Lichtmesz

Martin Lichtmesz ist freier Publizist und Übersetzer.

“Man­che der dies­jäh­ri­gen Oscar-Favo­ri­ten befeu­ern hin­ter der Fas­sa­de von Fort­schritt­lich­keit die Regres­si­on”, so Hop­pe wei­ter, und an der Wort­wahl erken­nen wir unschwer, daß sich der Autor in einem lin­ken Koor­di­nan­ten- und Wer­tungs­sys­tem bewegt (unab­hän­gig davon, wie Hop­pe, der auch für die Jungle World schreibt, sich selbst sehen mag. Er ist offen­bar pro-zio­nis­tisch, islam­kri­tisch, zum “Anti­deut­schen” nei­gend und skep­tisch gegen­über US-lin­ker Standardware.)

“Regres­siv” ist für Hop­pe vor allem die Hin­wen­dung man­cher Hol­ly­wood­fil­me zur “Iden­ti­täts­po­li­tik”, auch wenn er die­sen Begriff nicht benutzt. Dabei hat er ins­be­son­de­re das Afro-Super­hel­den­spek­ta­kel “Black Pan­ther” und den Oscar-Gewin­ner “Green Book” vor Augen, aber auch an dem mexi­ka­ni­schen Kri­ti­ker­lieb­ling “Roma” hat er etwas auszusetzen.

Zu Beginn sei­nes Arti­kels beschwört Hop­pe den Schutz­pa­tron der fil­mi­schen Ideo­lo­gie­kri­tik, Sieg­fried Kra­cau­er. Des­sen bekann­tes­tes Werk ist die Stu­die von “Von Cali­ga­ri zu Hit­ler”, in der er das Kino der Wei­ma­rer Repu­blik  als eine Art Schlan­gen­ei zeich­ne­te, in dem bereits die Kon­tu­ren des her­auf­zie­hen­den Faschis­mus erkenn­bar  gewe­sen sei­en. Fil­me, auch und gera­de die popu­lä­ren, sind dem­zu­fol­ge “Träu­me der Gesell­schaft”, die man gleich­sam psy­cho­ana­ly­tisch ent­schlüs­seln kön­ne. So sah Kra­cau­er in den tyran­ni­schen Mons­tren des deut­schen Stumm­films, etwa den Dok­to­ren Cali­ga­ri und Mabu­se, Nos­fe­ra­tu und Algol, Vor­weg­nah­men Hitlers.

Kra­cau­ers Buch hat auch mei­nen Erst­ling “Beset­zes Gelän­de” nicht uner­heb­lich beein­flußt. Wer sich mit dem deut­schen Film der Zwi­schen­kriegs­zeit beschäf­tigt, kommt nicht dar­an vor­bei. Es übt bis heu­te einen gewis­sen Reiz aus, obwohl es von Film­his­to­ri­kern wie Tho­mas Elsäs­ser mehr oder weni­ger in Stü­cke zer­legt wur­de und beträcht­lich an Nim­bus ver­lo­ren hat. Die Crux an Kra­cau­ers Betrach­tung ist, dass er sei­ne Erkennt­nis­se nicht nur rück­bli­ckend (1947) gewon­nen hat, son­dern selbst eine dicke, freu­dia­nisch-mar­xis­ti­sche Bril­le trug.

Das Lesen im Kaf­fee­satz der Pop­kul­tur gerät auf die­se Wei­se rasch zum “Ideo­lo­gie-Scan­nen”: Was nicht in die eige­nen Vor­stel­lun­gen (etwa von “Fort­schritt­lich­keit”) paßt, wird ver­wor­fen, ande­res so lan­ge gebo­gen und umge­deu­tet, bis es die eige­nen The­sen bestä­tigt. Man schal­tet mit ande­ren Wor­ten in den “Entlarvungs”-Modus um, der vie­le lin­ke Kunst­be­trach­tun­gen so öde bis gemein­ge­fähr­lich macht. Hans-Diet­rich San­der nann­te dies die “Tri­bu­nal­struk­tur” der mar­xis­ti­schen Kritik.

Ein “Scan­nen” die­ser Art betreibt auch Hop­pe, und dar­an ist an sich nichts aus­zu­set­zen. Als ich noch Film­kri­ti­ken für die Jun­ge Frei­heit schrieb, habe ich stets dar­auf geach­tet, was aus einem Film an rech­ten oder kon­ser­va­ti­ven Ten­den­zen, Moti­ven, Berüh­rungs­flä­chen oder Anknüp­fungs­punk­ten her­aus­zu­ho­len ist. So geht Meta­po­li­tik, und so betreibt es auch die Lin­ke min­des­tens seit Kra­cau­ers Zei­ten. Gewiß gibt es an die­ser Stel­le die Gefahr, daß man sich sei­ne ästhe­ti­sche Urteils­kraft all­zu sehr mit poli­ti­schen Fil­tern ver­na­gelt, und Kra­cau­er ist ein mit­un­ter ziem­lich abschre­cken­des Bei­spiel für eine fast schon gewalt­sam ideo­lo­gi­sie­ren­de Filmkritik.

Hop­pe jeden­falls folgt einer, nen­nen wir es, “alt­lin­ken” Betrach­tungs­wei­se, die ange­sichts der Exzes­se der “Social Jus­ti­ce War­ri­ors” ein erheb­li­ches Unbe­ha­gen ver­spürt. Ähn­li­ches fin­det sich bei dem Film­ana­ly­se­schnö­sel Wolf­gang M. Schmitt, der schon letz­ten August im Frei­tag mei­ne Bespre­chung von “Black Pan­ther” kommentierte:

Es ist daher fol­ge­rich­tig, dass die Neu­en Rech­ten aus­ge­rech­net die Mar­vel-Comic­ver­fil­mung »Black Pan­ther« für ihre »iden­ti­tä­re Mes­sa­ge« fei­ern, wie es Mar­tin Licht­mesz im »Sezession«-Blog tut. Hier­an zeigt sich das Dilem­ma der gegen­wär­ti­gen Film­kri­tik, die höchs­tens noch pseu­do-ideo­lo­gie­kri­tisch denkt, wenn sie die iden­ti­täts­po­li­tisch kor­rek­te Reprä­sen­ta­ti­on von schwar­zen Super­hel­den beklatscht. Gewiss, bis­lang mach­te Mar­vel um schwar­ze Figu­ren einen gro­ßen Bogen, doch die Ideo­lo­gie von »Black Pan­ther« ist gera­de­zu anti-eman­zi­pa­to­risch, sie ist iden­ti­tär und ethnopluralistisch. (…)

Licht­mesz hat des­halb recht, wenn er sagt, »Black Pan­ther« sei »viel­leicht der ers­te Alt­right-Film«. Unter dem Gewand der von Mar­vel inten­dier­ten links­li­be­ra­len Iden­ti­täts­po­li­tik steckt nichts ande­res als eine rech­te Iden­ti­täts­po­li­tik. Die­se zu ent­lar­ven, wäre die Auf­ga­be von Filmkritikern.

Schmitt fürch­tet sich übri­gens vor Super­hel­den­fil­men, weil er dar­in das Gespenst eines “neu­en Auto­ri­ta­ris­mus” her­um­spu­ken sieht (was auch immer er sich dar­un­ter vor­stellt), viel­leicht wie wei­land Kra­cau­er den Faschis­mus in Dr. Mabu­se. Das begrün­det er so:

Und zu fra­gen wäre auch, ob nicht die das Main­stream­ki­no domi­nie­ren­den Super­hel­den­fil­me gut in die Zeit eines neu­en Auto­ri­ta­ris­mus pas­sen. Die Bür­ger kom­men in die­sen Wer­ken bloß noch als Cla­queu­re vor, die Geschi­cke der Welt lie­gen in den Hän­den von T’Challa, Tha­nos, Thor und ande­ren Übermenschen.

Hop­pes NZZ-Bei­trag ist im Grun­de nur ein Auf­guß von Schmitts Arti­kel, und auch ihm dient mei­ne “Lob­prei­sung” des Wakan­da-Epos als Beweis für sei­ne reak­tio­nä­re Ten­denz. Bei­den scheint ent­gan­gen zu sein, daß mei­ne Bespre­chung absicht­lich iro­nisch-über­spitzt for­mu­liert, weit­ge­hend “ton­gue in cheek” war; “Black Pan­ther” als “ers­ten Alt­right-Film” zu bezeich­nen, war eher bos­haft gemeint, und Schmitt wie Hop­pe blen­den mei­nen Zusatz “in einem ver­que­ren Sinn” aus. Sie erwäh­nen auch bei­de nicht, daß der Film am Ende die Kur­ve hin zum Uni­ver­sa­lis­tisch-Glo­ba­lis­ti­schen kratzt: Als eine Art Epi­log tau­chen die Wakan­dier bei den Ver­ein­ten Natio­nen in Wien auf, um ihre “Abschot­tung” zu been­den und die Welt mit ihrer über­le­ge­nen Tech­no­lo­gie zu beglücken.

Schmitt irrt sich übri­gens, wenn er “Kill­mon­ger”, den Wider­sa­cher von König T’Chal­la, als “anti­ko­lo­nia­lis­ti­schen und inter­na­tio­na­lis­ti­schen Revo­lu­tio­när” cha­rak­te­ri­siert. Kill­mon­ger ist viel­mehr ein “schwar­zer Natio­na­list”, der den Ras­sen­krieg glo­ba­li­sie­ren will, wäh­rend T’Chal­la an einer fried­li­chen, selbst­ge­nüg­sa­men Poli­tik des “Wakan­da First!” fest­hal­ten will. (Wakan­da ist den euro­päi­schen Natio­nen näm­lich auch mora­lisch über­le­gen: Nie­mals hat es sei­ne Super­waf­fen benutzt, um ande­re Län­der und Völ­ker anzu­grei­fen, zu erobern oder gar zu“kolonisieren”.)

Sol­che Fehl­leis­tun­gen schei­nen mir bezeich­nend zu sein. Schmitt bene­belt sich hier selbst ein wenig, müß­te er doch an die­sem Punkt mehr oder weni­ger rech­tes Gelän­de betre­ten, wenn er die Ideo­lo­gie­kri­tik ernst­haft durch­hal­ten will.

Das Amü­san­te und Bemer­kens­wer­te ist für mich eher, daß an “Black Pan­ther” und sei­ner Rezep­ti­on (vor allem im schwar­zen Publi­kum) die dop­pel­ten Stan­dards der “Iden­ti­täts­po­li­tik” gut sicht­bar wer­den. Was bei Wei­ßen als tabu, “ras­sis­tisch” und “faschis­tisch” gilt, näm­lich die bewuß­te Fei­er der eige­nen eth­no­kul­tu­rel­len Iden­ti­tät, wird von den Kri­ti­kern des links­li­be­ra­len Main­streams über den grü­nen Klee geprie­sen und wie eine Mond­lan­dung behan­delt, wenn es sich dabei um Schwar­ze handelt.

Dies geschieht aller­dings in Form einer “Black Supremacy”-Phantasie über Afri­ka­ner, die unbe­hel­ligt vom Hemm­schuh des wei­ßen Kolo­nia­lis­mus eine über­le­ge­ne Tech­no­lo­gie ent­wi­ckelt haben, wie sie bis­lang nur Euro­pä­er und Ost­asia­ten her­vor­ge­bracht haben. Der Film ist ein auf zwei Stun­den aus­ge­dehn­tes “We wuz Kangz”-Mem. Die­se Par­odie trifft es auf ziem­lich lus­ti­ge Weise:

We inven­ted ever­y­thing ahead of you
Pea­nut but­ter, traf­fic lights, open heart sur­gery too
WHEN WE WUZ KANGZ DOWN IN AFRICA
But then the white man came and took civi­liza­ti­on away

Black Pan­ther movie’s woke as fuck
Vibranium’s almost as powerful as melanin!
Wakanda’s what Afri­ca’d be like
If tho­se bas­tard colo­ni­zers had just left us alone
A Star Trek Mali Empire
The fly­ing saucer’s a‑whisking you away…

Damit för­dert “Black Pan­ther” eine Vor­stel­lung, die unter Schwar­zen erheb­li­ches Res­sen­ti­ment gebiert, näm­lich daß ihre tech­no­lo­gi­sche Unter­le­gen­heit und ihre gesell­schaft­li­chen Pro­ble­me auf wei­ße Unter­drü­ckung und Aus­beu­tung zurück­zu­füh­ren wären (Chuck Palah­n­i­uk hat sich dar­über in sei­nem neu­en Roman “Adjus­tem­ent Day” lus­tig gemacht). In der Tat hat “Black Pan­ther” eine unter­schwel­li­ge anti­wei­ße Tendenz.

Hop­pe nimmt nun an, “Black Pan­ther” gefie­le mir des­we­gen so gut, weil er “das neu­rech­te Kon­zept des Eth­no­plu­ra­lis­mus zu bedie­nen scheint.” Die­ses gibt er so wieder:

Laut die­sem sind alle Kul­tu­ren in ihrer Gege­ben­heit zu erhal­ten, da ihnen ein Wert an sich zukom­me. Eine Ver­mi­schung ver­schie­de­ner Eth­ni­en, von denen unab­hän­gig kei­ne ein­zel­nen Indi­vi­du­en gedacht wer­den könn­ten, sei zu ver­hin­dern, um ein­zel­ne Kul­tu­ren rein zu hal­ten. Authen­ti­sche Völ­ker sind das Ziel die­ser Ideo­lo­gie, die ihre Ver­wandt­schaft zum her­kömm­li­chen Ras­sis­mus nur schwer ver­ber­gen kann.

Ich wür­de das anders for­mu­lie­ren, las­se es aber ein­mal so ste­hen. In mei­nem die­ses Jahr erschei­nen­den Buch “Eth­no­plu­ra­lis­mus” wer­de ich näher auf das lin­ke Framing der eth­no­plu­ra­lis­ti­schen Kon­zep­te ein­ge­hen (es gibt ihn nicht als ein­heit­li­che Dok­trin, son­dern nur in der Mehrzahl).

Hop­pe hat nun womög­lich sei­nen Egon Flaig gele­sen, und sieht auch auf der Lin­ken das Übel des “Eth­no­plu­ra­lis­mus” am Werk:

“Black Pan­ther” führt damit nur eine bereits ver­brei­te­te gesell­schaft­li­che Ent­wick­lung fort. In wei­ten Tei­len der anti­ras­sis­ti­schen Lin­ken hält man uni­ver­sa­lis­ti­sche Idea­le für euro­zen­tri­sche Anmas­sun­gen und stellt nun in post­mo­der­ner Manier belie­big Kul­tu­ren unter Natur­schutz. So gilt es in Tei­len der ame­ri­ka­ni­schen Lin­ken, die sich dem Kon­zept der “kul­tu­rel­len Aneig­nung” ver­schrie­ben hat, bereits als ras­sis­tisch, wenn Weis­se Musik, Mode oder Sym­bo­le adap­tie­ren, die als Pro­dukt einer genu­in “schwar­zen” Kul­tur wahr­ge­nom­men werden.

Dem gesel­le sich ein Kul­tur­re­la­ti­vis­mus bei, der etwa Zwangs­ver­schleie­rung oder Geni­tal­ver­stüm­me­lung “als inte­gra­ler Teil einer frem­den Kul­tur ver­klärt – in die man sich nicht ein­zu­mi­schen habe.” Er sieht eine Kon­ver­genz zwi­schen Anti­ras­sis­mus und Rassismus:

Ein­zel­ne sind nur noch als Abkömm­lin­ge ihrer Haut­far­be, ihrer Reli­gi­on oder ihrer Nati­on zu sehen. Und die­se sei­en als Teil der Iden­ti­tät vor jeder Kri­tik in Schutz nehmen.

Hop­pe über­sieht hier einen wesent­li­chen Punkt, daß die­ses Gebot näm­lich aus­schließ­lich für “Peo­p­le of Color” gilt. Bei Wei­ßen wird schon jeder gefühl­te Ansatz eines wei­ßen Selbst­be­wußt­seins dämo­ni­siert und im Keim erstickt. Der in die­sen Krei­sen übli­che Vor­wurf des “wei­ßen Pri­vi­legs” dient nichts ande­rem als einer Ent­mach­tung der Wei­ßen und einer Selbst­pri­vi­le­gie­rung und Selbst­im­mu­ni­sie­rung der eige­nen Grup­pe (sie­he hier ein bunt­deut­sches Bei­spiel).

Es wer­den von der anti­ras­sis­ti­schen Lin­ken eben nicht “belie­big” Kul­tu­ren “unter Natur­schutz gestellt”, son­dern es han­delt sich hier um eine geziel­te Fron­ten­bil­dung gegen die wei­ße Mehr­heits­ge­sell­schaft, per­so­ni­fi­ziert im Feind­bild “hete­ro­se­xu­el­ler wei­ßer Mann” (mehr dar­über in mei­nem Kapla­ken “Ras­sis­mus – Ein ame­ri­ka­ni­scher Alp­traum”).

Das Para­do­xe ist, daß Auf­klä­rung und Uni­ver­sa­lis­mus tat­säch­lich euro­päi­sche, also “wei­ße” Kin­der sind. Es gilt Hun­ting­tons Diktum:

What is uni­ver­sa­lism to the West, is impe­ria­lism to the rest.

Die­se Form des “Anti­ras­sis­mus” ist eine Art ras­si­scher, um nicht zu sagen: ras­sis­ti­scher, anti­wei­ßer Neo­mar­xis­mus. Den “Wei­ßen” wird die Rol­le der glo­ba­len Expro­pria­teu­re zuge­spro­chen, wäh­rend die “Peo­p­le of Color” die Expro­pri­ier­ten dar­stel­len und damit das neue revo­lu­tio­nä­re Sub­jekt sol­len. Wie gesagt fin­den sich auch in “Black Pan­ther” Spu­ren­ele­men­te die­ser Vor­stel­lung, die ihre Wur­zeln im Anti­ko­lo­nia­lis­mus Fanon’scher Façon hat. 

Hier könn­te man auch ein ideo­lo­gie­kri­ti­sches Augen­merk auf die anti­wei­ßen Ten­den­zen zahl­lo­ser Hol­ly­wood-Fil­me jün­ge­ren Datums wer­fen. “Twel­ve Years a Slave”, “Djan­go Unchai­ned”, “Birth of a Nati­on”, “Sel­ma” oder “The Help”, die die Grau­sam­kei­ten der Skla­ve­rei und der Ras­sen­se­gre­ga­ti­on frisch ins kol­lek­ti­ve Gedächt­nis holen, aber auch Fil­me wie  “Get Out” oder die “The Purge”-Serie haben etli­ches dazu bei­getra­gen, um Ras­sen­haß auf das tra­di­tio­nel­le wei­ße Ame­ri­ka, ja auf Wei­ße schlecht­hin zu schüren.

Ich wun­de­re mich immer wie­der über die ver­blüf­fen­de Blind­heit der wei­ßen Wohl­mei­ner, was die­se Tat­sa­che betrifft. Sie selbst wer­den sich die­se Fil­me viel­leicht mit eth­no­ma­so­chis­ti­schem Beha­gen anse­hen und sich nach­her wie bes­se­re, auf­ge­klär­te Men­schen füh­len; ein schwar­zes Publi­kum wird sich schlicht und ein­fach in sei­nem Res­sen­ti­ment gegen Wei­ße bestärkt füh­len, vor allem emo­tio­nal. Zorn und Haß sind die Fol­ge. Man kann leicht in den sozia­len Medi­en über­prü­fen, daß dies in der Tat die Fol­ge ist. Auch “Bird Box”, “BlacKKKlans­man” oder der berüch­tig­te Gil­let­te-Spot gegen “toxi­sche  Mas­ku­li­ni­tät” (nicht der ers­te sei­ner Art) fal­len in die­se Kategorie.

Inso­fern ist es gera­de­zu put­zig, wenn Hop­pe das Haar in der Sup­pe eines Films wie “Green Book” (der in der Tra­di­ti­on von “anti­ras­sis­ti­schen” Oscar-Sie­gern wie “In der Hit­ze der Nacht”, “Dri­ving Miss Dai­sy” oder “Twel­ve Years a Slave”) aus­ge­rech­net dar­in fin­det, daß er

an eini­gen Stel­len unter­schwel­lig den Umstand skan­da­li­siert, dass der schwar­ze Pia­nist sich nicht stär­ker in sei­ner “eigent­li­chen” Musik, dem Jazz, enga­giert. Die Ver­qui­ckung eines Indi­vi­du­ums mit sei­ner mut­mass­li­chen “kul­tu­rel­len Iden­ti­tät” ist der Höhe­punkt, auf den der Film zusteu­ern soll.

“Green Book” pro­pa­gie­re daher “Diver­si­tät im schlech­tes­ten Sin­ne”, als “Tole­ranz gegen­über angeb­lich unver­än­der­lich Kol­lek­ti­ven”. War­um? Weil der Film einen schwar­zen Musi­ker zeigt, der sich im Jazz am meis­ten zuhau­se fühlt, dies aber ver­leug­net? Da ich den Film nicht gese­hen habe, kann ich kein Urteil über die­ses Urteil abge­ben, aber es scheint mir ein wenig arg rigo­ros auszufallen.

(Es erin­nert mich neben­bei ein wenig an eine Sze­ne, die aus­ge­rech­net Oswald Mos­ley in sei­ner Auto­bio­gra­phie berich­tet. 1940 wur­de er als NS-Sym­pa­thi­sant und damit poten­zi­el­ler Lan­des­ver­rä­ter inhaf­tiert und in eine Zel­le mit einem Schwar­zen gesteckt. Mos­ley frag­te ihn, was er denn ver­zapft habe, und die­ser teil­te ihm mit, daß er ver­däch­tigt wer­de, ein deut­scher Spi­on zu sein, weil er zuvor Musi­ker in Ber­lin war. Dar­auf Mos­ley: “Oh, ich mag Jazz!” – “Ich war bei den Ber­li­ner Phil­har­mo­ni­kern”, erwi­der­te sein Zellengenosse.)

An “Roma” wie­der­um stört Hop­pe, daß er den Klas­sen­stand­punkt unge­nü­gend herausstreicht:

Dem Film fällt kein ein­zi­ges Mal ein, das gezeig­te Abhän­gig­keits­ver­hält­nis zwi­schen Ange­stell­ter und arbeit­ge­ben­der Fami­lie zu hin­ter­fra­gen. Zudem gibt er nie Ant­wort auf die Fra­ge, was an einem ein­fa­chen Leben, geprägt von unan­ge­neh­mer Pla­cke­rei so bewun­ders­wert sein soll. – Letz­te­res sug­ge­rie­ren die zwei­fel­los per­fekt durch­kom­po­nier­ten Bil­der ständig.

Das ist genau die Fal­le, von der ich anfangs sprach: Aus einem Film den Zeit­geist her­aus­le­sen, den er womög­lich wider­spie­gelt, ist eine Sache, ihn einem ideo­lo­gi­schen Tri­bu­nal zu unter­zie­hen eine ande­re. Bean­stan­det wird dann weni­ger, daß z.B. “Hol­ly­wood” oder sonst­je­mand in “die Ideo­lo­gie abtaucht”, son­dern daß es eben die fal­sche Ideo­lo­gie, das fal­sche Bewußt­sein ist. Ideo­lo­gien, mit denen man ein­ver­stan­den ist, wer­den häu­fig weder als sol­che wahr­ge­nom­men noch beanstandet.

Wenn z.B. Schmitt schreibt:

Heu­te liegt über den däm­lichs­ten Super­hel­den­fil­men Hol­ly­woods schon das Getö­se des neu­en Auto­ri­ta­ris­mus. Wenn die Film­kri­ti­ker nicht lang­sam auf­wa­chen, wird nicht nur das Kino bald ein sehr unbe­que­mer Ort sein.

Well, dann kann ich nur ant­wor­ten, dass für uns schlech­te Rech­te das Main­stream-Kino schon lan­ge ein “unbe­que­mer Ort” ist, näm­lich der “sof­ten”, aber pene­tran­ten Indok­tri­na­ti­on, Gehirn­wä­sche und Lüge (frei­lich: die­sen Vor­wurf, ein “Markt der schö­nen Lügen” zu sein, wie Brecht schrieb, hat man dem Kino immer schon gemacht), und das nicht gera­de mit “neu­rech­ter” Tendenz.

Schmitt fin­det Super­hel­den nicht bür­ger­na­he und basis­de­mo­kra­tisch genug, was nicht ganz ver­kehrt ist (vor allem, was ihren “vigi­lan­ti­schen” Zug betrifft; Alan Moo­re hat ihn in sei­nen “Watch­men” bis zur Per­si­fla­ge über­spitzt), mir fällt eher auf, daß sie fast aus­nahm­los ame­ri­ka­ni­sche Libe­ra­le sind, die sich einem ega­li­tä­ren Huma­nis­mus und der Ret­tung der Mensch­heit ver­pflich­tet haben (mit Aus­nah­me viel­leicht von Bat­man), wäh­rend die Schur­ken in der Regel “rech­te”, eli­tä­re, faschis­to­ide Züge tragen.

An den Bei­spie­len Hop­pe und Schmitt kann man able­sen, daß es für lin­ke Kul­tur­kri­ti­ker immer schwie­ri­ger wird, die lau­fen­de Pop­kul­tur­pro­duk­ti­on links zu über­ho­len. Im Grun­de läuft es immer dar­auf hin­aus, an lin­ken Fil­men zu bekrit­teln, was an ihnen immer noch nicht links genug ist.  Dazu gehört mit­un­ter erheb­li­che Gehirnakrobatik.

Hier ein Bei­spiel von Chris­ti­an Baron: Der als “femi­nis­tisch” ange­prie­se­ne Film “Batt­le of the Sexes” etwa “baga­tel­li­siert” in Wahr­heit “die Dis­kri­mi­nie­rung von Frau­en”, und auch er ver­nach­läs­sigt sträf­lich den Klassenstandpunkt:

Die­ser Film schien etwas aus­zu­lö­sen: In erstaun­lich dich­ter Fol­ge star­ten seit andert­halb Jah­ren femi­nis­tisch ver­mark­te­te Lein­wand­wer­ke in den Kinos, die star­ke Frau­en­fi­gu­ren in den Mit­tel­punkt rücken. Deren Lebens­ziel ist die Selbst­ver­wirk­li­chung. Dabei fällt auf, dass es in den meis­ten Fäl­len um Men­schen aus der geho­be­nen Mit­tel­klas­se oder sogar der Ober­klas­se geht. Sel­ten zu sehen sind Geschich­ten von Frau­en, die in Armut und Per­spek­tiv­lo­sig­keit leben müs­sen und sich dort her­aus­kämp­fen wollen.

Als Bei­spiel nennt er das “We wuz Astronauts”-Epos “Hid­den Figu­res” und ande­re “Star­ke Frauen”-Filme:

«Hid­den Figu­res» beglei­tet afro­ame­ri­ka­ni­sche Mathe­ma­ti­ke­rin­nen auf ihrem Weg in Füh­rungs­po­si­tio­nen der Wis­sen­schaft. «Jackie» zeigt das Leben der pri­vi­le­gier­ten Prä­si­den­ten­gat­tin Jac­que­line Ken­ne­dy, «The Post» por­trä­tiert eine schwer­rei­che Medi­en­ma­na­ge­rin, die sich mit der ame­ri­ka­ni­schen Regie­rung anlegt, «On the Basis of Sex» glo­ri­fi­ziert eine Har­vard-Absol­ven­tin aus den fünf­zi­ger Jah­ren, in «The Child­ren Act» bangt eine beherz­te Spit­zen­rich­te­rin wegen eines heik­len Falls um ihre Repu­ta­ti­on, und «The Wife» insze­niert eine Ehe, in der die Frau frü­her eine viel­ver­spre­chen­de Autorin war, ihre Kar­rie­re jedoch für den noto­risch untreu­en und zu Welt­ruhm gelang­ten Ehe­mann an den Nagel hängt.

Und er kommt zu dem Schluß:

Den Frau­en droht in Hol­ly­wood das, was der Sta­li­nis­mus der Arbei­ter­klas­se ange­tan hat: Eine pri­vi­le­gier­te Grup­pe ver­ein­nahmt sie, macht sich mit ihnen gemein. Und sie über­höht die Frau­en als Trä­ge­rin­nen des zuvor männ­lich kon­no­tier­ten Stre­bens nach Macht und Kar­rie­re, bis nur noch ein Zerr­bild übrig ist, hin­ter dem Pro­ble­me wie die feh­len­de mate­ri­el­le Aner­ken­nung häus­li­cher Betreu­ungs­ar­beit verschwinden.

Glenn Clo­se, deren Ver­mö­gen auf 275 Mil­lio­nen US-Dol­lar bezif­fert wird, schwingt sich zur Spre­che­rin aller Frau­en auf. Sie erfin­det ein «Wir», das die Frau­en über jede Gren­ze sozia­ler Klas­sen hin­weg als homo­ge­ne Mas­se begreift. So kommt nie­mand auf die Idee, unge­rech­te Ver­mö­gens- und Eigen­tums­ver­hält­nis­se infra­ge zu stel­len. Es ist die meri­to­kra­ti­sche Ent­spre­chung des Sta­li­nis­mus, der die Viel­falt der pro­le­ta­ri­schen Lebens‑, Arbeits- und Lei­dens­welt leug­ne­te, um eine gleich­ar­ti­ge Volks­front zu konstruieren.

Gut, aber war­um spricht auch Baron dann von “den Frau­en”, als wären sie eine eige­ne homo­ge­ne Klas­se mit eige­nen Klas­sen­in­ter­es­sen? Davon abge­se­hen ist er zu Recht einem wich­ti­gen Punkt auf der Spur: Das “Lin­ke” der Main­stream­fil­me ist in der Tat auf ein Publi­kum zuge­schnei­dert, das die Wer­te der “glo­ba­lis­ti­schen Klas­se” teilt oder bis zu einem gewis­sen Grad an ihr teil­hat oder teil­ha­ben will. Es sind “eman­zi­pa­to­ri­sche”, “femi­nis­ti­sche”, “anti­ras­sis­ti­sche” Feel­good-Fil­me für ein urba­nes Publikum.

Per­sön­lich glau­be ich nicht, daß es einen “ideo­lo­gie­frei­en” Film geben kann. Hol­ly­wood “taucht” nicht erst jetzt in “die Ideo­lo­gie” ab.  Jeder Film hat einen Stand­punkt, eine Per­spek­ti­ve. Irgend­wo muß die Kame­ra auf­ge­stellt werden.

Das von Hop­pe und Schmitt ange­spro­che­ne Pro­blem der eska­lie­ren­den Iden­ti­täts­po­li­tik hat sich in den USA jeden­falls der­art zuge­spitzt, daß sich nun auch Fran­cis Fuku­ya­ma in einem Buch mit dem Titel “Iden­ti­tät” damit beschäf­tigt hat. Er gehört zu der wach­sen­den Zahl der Libe­ra­len (“Neo­kon­ser­va­ti­ve” sind im Kern Libe­ra­le) die erkannt haben, dass die “Iden­ti­täts­po­li­tik” der Lin­ken den Bogen über­spannt hat, was eine Haupt­ur­sa­che für den Rechts­ruck in der west­li­chen Welt ist, mani­fes­tiert etwa in der Wahl Trumps, im Brexit, im “Rechts­po­pu­lis­mus”, im “wei­ßen Natio­na­lis­mus” und ähn­li­chen Strö­mun­gen. Sie sehen es als ihre Auf­ga­be, “zen­tris­tisch” dage­gen­zu­steu­ern, um das Pro­jekt der “libe­ra­len, markt­wirt­schaft­li­chen Demo­kra­tie” zu ret­ten – also eben jenes Ziel oder “Ende” der Geschich­te, das Fuku­ya­ma in sei­nem bekann­tes­ten Werk behan­delt hat (auch Jor­dan Peter­son zählt zu die­ser Gruppe.)

Fuku­ya­mas Buch han­delt von der Tat­sa­che, dass auch in libe­ra­len Demo­kra­tien die uni­ver­sa­le “Aner­ken­nung” des blo­ßen Mensch­seins den Immer-noch-nicht-letz­ten-Men­schen offen­bar nicht genügt, ihren unaus­rott­ba­ren “Thy­mos” nicht aus­rei­chend befrie­digt. Sie wol­len nicht bloß ihre Men­schen­wür­de aner­kannt haben, son­dern auch ihre par­ti­el­le und kol­lek­tiv-indi­vi­du­el­le Wür­de als, z.B., Män­ner, Frau­en, Juden, Mus­li­me, Schwar­ze, Wei­ße, Gel­be, Trans­se­xu­el­le, Migran­ten, Schwu­le, Les­ben, Gen­der­flui­de, usw.,  als Ange­hö­ri­ge einer Nati­on, Reli­gi­on, Sek­te, Ras­se oder Ethnie.

Die “Bedro­hung” durch “Iden­ti­täts­po­li­tik” ist die Quit­tung für einen ega­li­tä­ren Rechen­feh­ler in Bau­plan der moder­nen “libe­ra­len Demo­kra­tie” (oder auch im “his­to­risch ein­zig­ar­ti­gen Expe­ri­ment” nach Yascha Mounk). Man hat unter­schätzt, daß sie nur bei einem aus­rei­chen­den Maß an Homo­ge­ni­tät funk­tio­nie­ren kann. Indem man sie als inhä­rent mul­ti­kul­tu­ra­lis­tisch (oder mul­t­iras­sisch, mul­ti­eth­nisch) kon­zi­pier­te, indem man sie mit der Ideo­lo­gie der “Diver­si­tät” amal­ga­mie­ren woll­te (wohl, um mit ihrem Uni­ver­sa­lis­mus und Ega­li­ta­ris­mus radi­ka­ler “ernst­ma­chen” zu kön­nen), hat man ihre Selbst­zer­stö­rung qua­si vorprogrammiert.

Alt­lin­ke (rech­nen wir mal Hop­pe und Schmitt hin­zu, so genau ken­ne ich ihre Posi­tio­nen nicht) und Libe­ra­le (Fuku­ya­ma, Egon Flaig) sehen die­se Ent­wick­lun­gen als “Regres­si­on” (ein Begriff, der freu­dia­nisch-psy­cho­ana­ly­ti­sche Kon­no­ta­tio­nen hat), und den lin­ken Mul­ti­kul­tu­ra­lis­mus und den rech­ten Eth­no­plu­ra­lis­mus als zwei Enden eines regres­si­ven Huf­ei­sens. Sie haben Dif­fe­ren­zen, wie die “Pro­gres­si­on” aus­se­hen soll, aber sie sind sich im Grun­de einig, dass der Uni­ver­sa­lis­mus die Ant­wort und nicht das Übel oder die Ursa­che ist, daß er dem Wesen der Ver­nunft selbst ent­spricht, wäh­rend in der Iden­ti­täts­po­li­tik die irra­tio­na­le, tri­ba­le Natur des Men­schen wie­der ihr gezähmt geglaub­tes Haupt erhebt.

Aber der Staats­bür­ger­na­tio­na­lis­mus auf der Basis der soge­nann­ten “west­li­chen Wer­te”, wie ihn Fuku­ya­ma und ande­re Libe­ra­le und Kon­ser­va­ti­ve pro­pa­gie­ren, kann die immer hete­ro­ge­ner wer­den­den west­li­chen Natio­nen und Gesell­schaf­ten schon jetzt kaum zusam­men­hal­ten. Es genügt ein dum­mer Super­hel­den­film, der expli­zit “iden­ti­tä­re” Sen­ti­ments anspricht, und schon sind alle dies­be­züg­li­chen Illu­sio­nen weg­ge­fegt, ins­be­son­de­re, was den Thy­mos der “Peo­p­le of Color” angeht, die in (noch-)weißen Gesell­schaf­ten leben. Das war der eigent­li­che Punkt mei­ner Rezen­si­on.

Martin Lichtmesz

Martin Lichtmesz ist freier Publizist und Übersetzer.

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Kommentare (19)

Der_Juergen

5. März 2019 16:51

Ich habe "The Green Book" kürzlich gesehen und empfand den Streifen als amüsant, obgleich er natürlich stark propagandistischen Charakter trägt. Der schwarze Musiker Donald Shirley, im Film zum Jahrhundertpianisten hochstilisiert, wird um der Political Correctness willen als Schwuler vorgestellt, der dabei erwischt wird, wie er es mit einem weissen Mann treibt, obgleich der (2013 verstorbene) historische Shirley heterosexuell und verheiratet war. Zum Verständnis der heutigen totalen Ideologisierung von Hollywood ist der Streifen zweifellos sehr wichtig.

solitude

5. März 2019 17:36

Ich bin sehr froh, dass sich Lichtmesz nun mit Wolfang M. Schmitt auseinandersetzt. Dieser gibt sich bürgerlich, geheimnisvoll und gebildet. Seine Filmanalysen scheinen fundiert und erfrischend anders zu sein. Ich muss zu meiner Schande gestehen, dass ich im ersten Moment auf seine Masche der "ideologiekritischen" Rezension hereingefallen bin, bis ich bemerkte, wie ideologisch er selbst ist. Mittlerweile gelten mir seine Analysen auf Youtube, bei denen ein Zitat Slavoj Žižeks beinahe obligatorisch ist, als unterhaltsame Feindbetrachtung. Wer schon immer wissen wollte, warum Disneys König der Löwen ein Wegbereiter des Faschismus´ ist (!), überzeuge sich selbst. ;-)

Unbedingt empfehlenswert ist vor diesem Hintergrund die gelungene Parodie Gunnar Kaisers: https://www.youtube.com/watch?v=dk0nEs8VkHc.

Wolfgang M. Schmitt ist überdies leider ein gutes Beispiel für den herrschenden linken Zeitgeist, weil er bei seinen Auftritten im Netz, beispielsweise bei Rocket Beans TV (Jüngere werden es evtl. kennen), als unbefangener, neutraler Filmkritiker in einem unpolitischen Milieu wahrgenommen wird. Ihm wird indes sehr wohl bewusst sein, dass er linke Metapolitik betreibt.

Gustav Grambauer

5. März 2019 19:03

"daß er den Klassenstandpunkt ungenügend herausstreicht"

Na, Klassenstandpunkt, Klassenerziehung, Klassenkampf kommen ja jetzt auch in unseren Kreisen schwer in Mode,

"In Erwägung,
daß wir hungrig bleiben
wenn wir dulden,
daß ihr uns bestehlt
wollen wir mal feststell`n,
daß nur Fensterscheiben uns vom Brote trennen,
das uns fehlt."

noch dazu in der unvergleichlichen Oktoberklub-Attitude. Bitte mit dem Seitensucher auf "naiser" gehen

https://www.youtube.com/watch?v=7oYdwqSTii0

- und staunen!

- G. G.

richard4

5. März 2019 21:03

@Der_Juergen
>>Der schwarze Musiker Donald Shirley, im Film zum Jahrhundertpianisten hochstilisiert, wird um der Political Correctness willen als Schwuler vorgestellt, der dabei erwischt wird, wie er es mit einem weissen Mann treibt, obgleich der (2013 verstorbene) historische Shirley heterosexuell und verheiratet war.<<
Genau deswegen, schaue ich mir Hollywood Filme sehr selten an.
Man bekommt dort immer die selben Themen - unterschwellig bis penetrant - aufgetischt: Benachteiligte Frauen, Schwule und immer wieder den Rassismus.
Offensichtlich stört das das breite Publikum nicht oder es fällt ihnen gar nicht auf?

FrankaFrey

5. März 2019 21:10

Diese doppelten Standards was die rassische, ethnische und nationale Identität betrifft, sind gerade bei den „Antideutschen“, die permanent Lanzen sowohl für die Nation Israel als auch für das jüdische Volk brechen, und auf der anderen Seite das Deutsche abschaffen wollen, so schlecht bis gar nicht versteckt, dass man davon ausgehen muss, dass es sich um einen bewussten Vernichtungswillen handelt. Man braucht Ihnen keinen Denkfehler nachweisen. Es gibt ihn nicht. Schon ihre Eigenbezeichnung enthält die unterschiedliche Wertung und wird ganz stringent und folgerichtig gehandhabt. In ihren Augen haben nicht alle Identitäten das gleiche Existenzrecht. Sie sind das Pendant zum Antisemiten und damit genauso zu bewerten.

LotNemez

5. März 2019 23:24

@richard4: "Genau deswegen, schaue ich mir Hollywood Filme sehr selten an.Man bekommt dort immer die selben Themen - unterschwellig bis penetrant - aufgetischt: Benachteiligte Frauen, Schwule und immer wieder den Rassismus.Offensichtlich stört das das breite Publikum nicht oder es fällt ihnen gar nicht auf?"

Ich als breites Publikum muss sagen, es kommt darauf an, mit welchem Blick man schaut. Ich bin zwar politisch, nicht aber sozial für Sezession. Man setze sich dem Mainstream wohldosiert aus, schule seinen analytischen Blick und stähle seine Nerven. Bezahlen würde ich für den Schund nicht, aber man versteht den Gegner besser, wenn man seine Helden kennt.

Allgemein schreibt man hier leider zu oft verallgemeinernd von "den Linken". Es gibt aber eben einen Unterschied zwischen Helmut Lethen und Yascha Mounk. Ich frage mich, wie wir volksnahen Rechten auf Dauer ohne fundamentale Kapitalismuskritik auskommen sollen?

Lichtmesz macht zum Glück nicht diesen Fehler, dem altlinken Gegner grundsätzlich und aus Prinzip zu widersprechen. Das Hollywood bei aller multikulti Litanei dem Narrativ des american dream verhaftet bleibt, ist nur zu offensichtlich.

Unsere Dresdner Soziologieprofessorin hatte einmal eine Kollegin aus den Staaten eingeladen. Die stellte uns Studenten ihre Forschungen zur Vermögensentwicklung von schwarzen, asiatische, hispanischen und kaukasischen (weißen) Familien des Mittelstandes!!! vor. Ihr Befund: das Vermögen kaukasischer Familin entwickelte sich über einen 10Jahreszeitraum deutlich besser als das der Minderheiten.

Auf meine Frage, was denn für das Heer der Obdachlosen gewonnen wäre, wenn die Vermögen der Mittelständler gleich verteilt sind, sagte sie, dass sie für ein Forschungsvorhaben, dass auch klassenspezifische Unterschiede in den Blick nimmt, in den USA niemals Geld geben würde.

Der ganze Gleichberechtigungshokuspokus ist eine große Tarn-und-Täusch-Aktion des um seinen Klassenerhalt besorgten Geldadels. Wenn das die Altlinken zu erkennen beginnen, ist das nur zu begrüßen. Leider konnten sie sich bloß noch nicht final dazu durchringen, das behagliche Nest der sie beherrbergenden neoliberalen Eliten zu verlassen. Die hohe Warte der Moral verleitet leicht dazu, sich bietende Mitnahmeeffekte möglichst lange auszukosten.

Laurenz

5. März 2019 23:59

Also, was Herr Lichtmesz von Herrn Hoppe berichtet, ist schon ein kleiner Paradigmen-Wechsel. Bisher waren Sioux am Standing Rock als ethnische Bewegung auch bei der Linken akzeptiert, da sie ja das Opfer der Weißen und der Obamas sind. Und da diese ohnmächtigen Ethnien ja schon immer von Weißen unterdrückt waren, konnten sie ja linken Bewegungen nie gefährlich werden, aber sie galten schon immer als legales Hilfsmittel um linke Kader an die Macht über Weiße zu bringen. Daß danach Minderheiten quasi ausgerottet wurden, galt dann als notwendiges Opfer vergeblicher Gleichschaltungsbemühungen. Der heutige Linke redet nur noch ungern über Südafrika, wo eine schwarz-schwarze Apartheid die weiß-schwarze - ersetzt hat. Der einzige bekannte Weltstern und bekennende Sozialist, der Seiner Lebenslüge bekanntermaßen "erlag", war George Orwell. Dessen linkes Dasein wird aber gerade von der Linken von Herzen ignoriert. Daß selbst ernannte Anti-Rassisten anti-weiße Rassisten sind, ist doch im Westen nichts Neues.
@FrankaFrey .... ich bin ganz sicher kein Linker, fühle eindeutig deutsch, aber ich breche auch eine Lanze für Israel, was aber mit dem jüdischen Volk nur sehr bedingt zu hat. Man sollte mit dem diametralen Zustand vielleicht etwas differenzierter in der Argumentation sein.

Atz

6. März 2019 01:36

"Man hat unterschätzt, daß sie nur bei einem ausreichenden Maß an Homogenität funktionieren kann. Indem man sie als inhärent multikulturalistisch (oder multirassisch, multiethnisch) konzipierte, indem man sie mit der Ideologie der "Diversität" amalgamieren wollte (wohl, um mit ihrem Universalismus und Egalitarismus radikaler "ernstmachen" zu können), hat man ihre Selbstzerstörung quasi vorprogrammiert. "

Wie aber will man das messen? Bei Ländern wie Italien und Spanien bekomm ich gesellschaftlich das Gefühl "semper talis", vom technologischen Wandel mal abgesehen, macht die Länder sehr langweilig im Zeitgenössischen. Ich versteh schon, je nach landschaftlichen Hintergrund, wie ein Mensch dazu kommt, in das Horn der Vielfalt zu stossen. Wir sind ja auf der Rechten nicht so dumm, uns belehren lassen zu müssen, welche Anregungen von außen unsere Kulturen erfahren haben. Trotzdem stimmt genau, was Du schreibst. Wie in einem Gravitationsfeld.

Gibt es da eine Formel, die optimale Homogenität berechnet, vielleicht nach Art eines gravitationssozialen Modells frei Newton?

Also F = λ * m1*m2/r²

II. Der PoC hat Alibifunktion. Es gibt ein linkes Interesse an allem, was gespaltene Identität hat. Etwa an Transgender-Personen, eine verschwindend kleine Minderheit voller Einzelfälle ohne kollektive Organisation und supraindividuelle gemeinsame Interessen. Diese ganzen Alibifälle sind für die Linke rein instrumentell, es geht nie um die Betreffenden als solche und ihre echten sozialen Anliegen, sondern um ihre Instrumentalisierung zur Kontrolle der Mehrheit, oftmals mittels regressiver Moral und Sprachverbot. Der PoC und Transgender, das sind Elefantenmenschen der Linken.

Jordan Peterson sehe ich als unangenehm apodiktischen liberalen Akademiker, der durch die grobklotzenden Angriffe auf seine Person politisch erweckt wurde und jetzt seine Rolle spielt. Die Maschen ggü. den Opfer der "Linken" ist psychischer Terror und die nachrationalisierte Feigheit von Akademikern gegenüber einschüchternden Mobs als das Schlimmste. Mobs vom Kampus zu vertreiben erfordert eine unakademische Sicherheit in die eigene Position und Bereitschaft sich bespucken zu lassen oder am Ende schlecht auszusehen.

Antideutsche: der notorische Philosemitismus und die altherrige Frauenverachtung beiseite gewischt, kommen die meisten über kurz oder lang "postlinks" an. Siehe etwa die Entwicklung bei Bahamas Magazin. Pünjer: "Dabei überdeckt das ständige Gerede von der Pluralisierung der Lebenswelten, dass... eine massenkulturelle Monotonie vorherrscht, die nicht zur Emanzipation aller Individuen geführt hat, sondern zu deren Überflüssigkeit." und weiter "Je mehr Überflüssigkeit aber..., desto höher das... identitäre Bedürfnis, sich von seinen Mitmenschen unbedingt zu unterscheiden – sei es als queer, muslimisch, people of colour oder antideutsch usw. usf. Nur folgerichtig versteht man sich so als Teil der Wir-sind-Mehr- oder Unteilbar-Masse gegen ein nebulöses Rechts."

Schlau erkannt wie der Kampf gegen das nebulöse Rechts zur Einigungsideologie der linksliberalen Volksgemeinschaft nach 89, durchaus wie bei Orwell als Hassübung gegen einen imaginierten Feind, in der Nachwendelinken, nunmehr nur noch der "Anständigen", wurde.

quarz

6. März 2019 09:18

@Atz

"Wie aber will man das messen?"

In der einschlägigen Sozialwissenschaft gibt es verschiedene Maßindizes zur Erfassung des (In-)Homogenitätsgrades. Einer der bekanntesten ist der ELF (ethno-linguistic fractionalization). Er ist definiert als 1 minus die Summe der Quadrate der Bevölkerungsanteile der ethnolinguistischen Gruppen einer Gesellschaft. Einfacher ausgedrückt ist das die Wahrscheinlichkeit, dass zwei zufällig ausgewählte Personen der Gesellschaft unterschiedlichen ethnolinguistischen Gruppen angehören.
Dieser Index berücksichtigt allerdings noch nicht die territoriale Aufteilung, die für Multikulturalisierung ja auch wichtig ist (ob also Diversität auf gleichem lokalem Gebiet gegeben ist oder ob die Gruppen eigene Territorien wie in der Schweiz haben).

Jedenfalls gibt es tonnenweise empirische Belege dafür, dass so oder ähnlich gemessene ethnische Inhomogenität mit einer Reihe von gesellschaftsschädigenden Phänomenen korreliert. Diese bemerkenswerten Zusammenhänge werden aus naheliegenden Motiven vom Mainstreamjournalismus nie thematisiert.

FrankaFrey

6. März 2019 10:14

@laurenz
Ich habe rassische, ethnische und nationale Identität getrennt genannt und bin mir der Unterschiede bewusst. Die Antideutschen bekämpfen uns nicht nur als Nation sondern auch im Bezug auf unsere ethnische Identität „Nie wieder Deutschland“ bezieht sich auf beides und im Bezug auf Israel unterstützen Sie beides, sonst würden Juden wie Gilad Atzmon oder Dr. Guiseppe Zambon von ihnen nicht als „jüdische Selbsthasser“ oder „antisemitische Juden“ bezeichnet; sonst würden sie nicht jeden Kritiker israelischer Politik als Antisemiten bezeichnen. Es ist klar, dass ein Antizionist kein Antijudaist sein muss. Im Bezug auf die Haltung der Antideutschen scheint mir meine Bewertung aber richtig. Sie trennen sowohl bezüglich Deutschlands als auch Israels diese beiden Identitätsbezüge nicht. Wie gesagt, es geht Ihnen gar nicht um Differenzierung. Es ist ein Kampf und es werden Kampfbegriffe gebildet.

Laurenz

6. März 2019 12:07

@FrankaFrey ... ja in Ordnung. Wobei es sich feststellen läßt, daß die Linke von CSU bis KBW äußerst zwiespältig agiert. Man lehnt Israel als Ethnokratie grundsätzlich ab, von verschiedensten Modellen bis zur 2-Staatenlösung, existieren recht unterschiedliche Lösungsideen, die nicht wirklich welche sind. Ich mag das Saxophon-Spiel von Gilad Atzmon lieber als seine politischen Ideen, denn im Gegensatz zu seinem Instrument, hat Er sonst wenig Empathie zB für Brauchtum, wie dem Rezept einer jüdischen Nudelsuppe (Sein eigener Wortlaut). Wenn wir Israel miteinbeziehen, stehen sich auch im Judentum die Positionen so diametral gegenüber, daß dies auch Wellen bis Deutschland oder vermehrt in Frankreich schlägt. Wenn man historisch den Termin der israelischen Staatsgründung betrachtet, waren die Zionisten, durch Kollaboration mit den perfiden Briten, fast genauso blöd, wie die sogenannten Palästinenser, was nur wenige Israelis wider besseren Wissens zugeben würden. Hätten sich die Zionisten für den letzten deutschen Kaiser entschieden, wäre eine Existenzgründung Israels wesentlich früher möglich gewesen. Die Balfour-Deklaration wurde wohl nur deshalb, wie üblich gelogen, in Aussicht gestellt, weil Wilhelm II ca. ein 3/4 Jahr vorher einen Gründung Israels konkret in Aussicht stellte.

Maxx

6. März 2019 15:00

Apropos Film: Ein Hollywood-Blockbuster, den ich kürzlich im Kino sah, vermittelte m. E. nicht nur unterschwellig eine deutliche antilinke und antiglobalistische Botschaft. Ich meine den Film "Glass", der ebenfalls in die Kategorie Superhelden-Filme gehört.
Kurz geschildert, was ich meine: Vordergründig geht es um einen Showdown zwischen einem positiven und negativ geladenen Superhelden, organisiert und eingefädelt von einem kriminellen Superhirn - dies der dritte Protagonist mit einer übermenschlichen Inselbegabung. Jeder dieser Helden hat eine anders geartete Schwachstelle bzw. Achillesferse, durch die er verletztlich ist.
Da gibt's nun, wie sich im Laufe der Handlung herausstellt eine (globalistische) Geheimorganisation, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, alle Superhelden weltweit, also auch jene, die das Böse bekämpfen, zu eliminieren oder unschädlich zu machen, d.h. notfalls zu töten. Das Ziel dieser elitären mächtigen Organisation besteht somit in der Schwächung und Nivellierung der Fähigkeiten der Menschen auf niedrigem Niveau. Superhelden, d.h. Menschen mit außergewöhnlichen Fähigkeiten, insbesondere auch jene, die selbstlos für das Gute eintreten und die Kriminalität bekämpfen, wie es David Dunn (gespielt von Bruce Willis) tut, stören die Kreise dieser Geheimorganisation, die seit tausenden Jahren auf der ganzen Welt Superhelden aufspürt und tötet bzw. neutralisiert und sich somit dem (links zu verortenden) Ziel einer universellen Gleichmacherei der Menschheit verschrieben hat ... Außergewöhnlich begabte Menschen sollen ihrer individuellen Superfähigkeiten beraubt werden (um mutmaßlich von Vertretern dieser ominösen Geheimorganisation "demokratisch" beherrscht werden zu können).
Neben dem Gott des globalistischen Finanzkapitals soll es keine Menschen mit außergewöhnlichen Fähigkeiten geben, die den Menschen Hoffnung einflößen und sie im Kampf gegen das Böse (bzw. gegen Kriminalität) anführen und unterstützen könnten. Der Film vermittelt unterschwellig diese Botschaft: Gleichmacherei der Gesellschaft bedeutet Schwächung der selbigen - das teuflische Ziel linker Globalisten. Es gibt (immer wieder mal neue) Übermenschen. Sie sind unter uns und müssen sich ihrer Fähigkeiten nur bewusst werden. Elitäre globalistische Kreise, die die Menschen unter der Knute des Kapitals halten wollen, möchten die Bewusstseinsbildung des starken, wehrhaften, (in seiner lokalen Umgebung verwurzelten) Menschen verhindern ...
So habe ich den Grundgedanken des Films interpretiert. Schaut's euch mal an, Kameraden ... ;-)

Gotlandfahrer

6. März 2019 16:51

Danke für die Analyse.

Damit wird eine fundamentale Trennlinie zwischen Altlinken und postmodernen Globalisten immer sichtbarer, die noch für großes Kino sorgen wird: Während die Altlinken zwar ebenfalls Chaos, die Abräumung des Bürgertums und die Herrschaft ersatzreligiöser Wächterräte zur Durchsetzung bizarrer und perverser Ordnung anstreben, sind sie doch insoweit klassische Imperialisten, da für sie außer Frage steht, dass dieses Prinzip als weltweiter Standard herrschen soll. Der Herrschaftsanspruch ist gegen alle gerichtet, es ist somit ein aktives Herrschen- und Gestalten-Wollen. So irrwitzig das Prinzip auch in sich selbst veranlagt ist, enthält es den Wunsch nach Sein.

Unsere kleinkarierten Bobo-Witzfiguren, die Indianerspielen verbieten, ist der Gedanke an Erschaffendes, Strukturgebendes völlig zuwider. Nicht grundlos gibt es für diese Nichtseinwoller kein manifestes "Kapital" als Strukturvorgabe, sondern nur weinerliches Gewäsch, das auf sich selbst bezogen ist und die eigene Psychose auf seine Nächsten projiziert. Bobos scheren sich einen Dreck um Schwarze oder Moslems. Ich behaupte mehr gute muslimische Bekannte zu haben, als die meisten dieser grünen Bettnässer.

Sie sehen sich als „links“ insoweit, als dass dessen Vernichtungswille einfach gut zum eigenen Wunsch passt, nicht Verantwortung tragen zu müssen. Solange es etwas in der eigenen Gesellschaft zu schleifen gibt, man als Grüner also nicht zum Bericht über seine Leistung als Heger und Pfleger herangezogen werden muss, weil es Wichtigeres gab, herrscht hier Übereinstimmung zwischen den Laktoseintoleranten und der Tscheka.

Die Altlinken wollen die Welt schleifen, um den Kommunismus allen aufzuzwingen. Die Bobos wollen nur ihr eigene Lebensumgebung schleifen, weil sie ihr eigenes Sein nicht ertragen.

Bobos käme es nicht in den Sinn, anderen als weißen Männern (und damit im Ergebnis auch weißen Frauen, also allen, also „sich selbst“) Einschränkungen aufzuerlegen, also einen Herrschaftsanspruch auch nach "außen" durchzusetzen. Denn der Nichtweiße darf und soll alles, der Weiße darf nichts und soll nichts. Es ist ein innerhäuslicher Konflikt, basierend auf Konflikten im westlichen Menschen und zwischen westlichen Menschen, den die Bobos ausdrücken. Die Fremden sind nur die Vase, die auf den Boden geschmettert wird. Bobos führen Rosenkrieg, Altlinke wollen die Weltrevolution.

Altlinken hingegen käme es nicht in den Sinn, Nichtweiße nicht dem Kommunismus zu unterwerfen. Altlinke sind Marodeure, Gangs mit eigenem Ethos der sie ihre Verbrechen als Heldentaten sehen lässt. Eine Camorra, der es wurscht ist, wen sie umlegt. Altlinke sind zwar, wie Diebesbanden im Wald, arbeitsfaul, aber weder dumm noch desinteressiert an Lebensfreude. Bobos hingegen arbeiten sich wund aber haben ein schlechtes Gewissen, wenn sie Rotwein saufen.

Ein typischer Bobo-Film ist z.B. Mary Queen of Scots

(https://www.artechock.de/film/text/kritik/m/mastko.htm),

ein von einer hässlichen weißen Frau gemachter „Historien“-Streifen, in dem massenweise schwarze Adlige und Bauern sowie asiatische Hofdamen das Schottland des 16. Jahrhunderts bevölkern und ihre sexuellen Identitätskrisen ausleben. Er ist reine Provokation, die an den weißen Mann gerichtet ist mit der Aufforderung nicht nur in der Gegenwart, sondern sogar aus der Vergangenheit zu verschwinden. Ansonsten hält er außer der Entwirklichung der weißen Völker nichts bereit, was für alle Ethnien mehr sein könnte, als die Einladung, sich der Immobilien der Weißen zu bedienen (zack, die Vase!).

Black Panther ist offenbar ein Film, der zur Aneignung der Immobilie schon gar nicht mehr auffordert, sie gehört bereits den Schwarzen, man ist hier bereits weiter: Hier herrscht der starke Schwarze nach seinen Regeln.

Das muss den Altlinken irritieren: Die Regeln sollten schon die kommunistischen sein, hey, so war das nicht gemeint! Denk an den Schwur im Wald!

Für die Bobos ist das hingegen die Verwirklichung ihres Traums: Von starken Männern geführt werden, die sich nicht durch dämliche Phrasendrescherei ins Bockshorn und in die Küche jagen lassen.

Beide, blutsaufende Altlinke und sterbegeile Bobos können nur ihre stinkenden Fressen aufmachen, weil der Herrschaftsrahmen im Westen den starken weißen Mann als Weltübeltäter ständig sterben lassen muss, um die Auslöschung des Deutschen Reiches rechtfertigen zu können, denn Deutsches Reich = weißer Mann und seine Familie. Das ist die Urkatastrophe: "Schatz, Du hast mich in die Scheiße geritten, jetzt muss ich Karriere machen und keiner beschützt mich mehr."

MartinHimstedt

6. März 2019 17:33

Ob Wolfgang M. Schmitt unterschwellig linke Metapolitik oder gar Propaganda betreibt, weiß ich nicht:

ML: Eher oberschwellig, würde ich sagen.

Aber es gibt eine ausführliche Besprechung von „12 Rules for Life: An Antidote to Chaos“ bei den RocketBeans, die sicher weiteren Aufschluss über die Person Wolfgang M. Schmitt gibt: https://www.youtube.com/watch?v=RL5AmMcPH3k

Laurenz

6. März 2019 17:54

@Maxx .... ist es nicht spannender, den Erfolg der Serie "Game of Thrones" zu betrachten? Handwerklich (auf die Produktion bezogen) vergleichsweise hervorragend gestaltet. Kann das alleine den Erfolg erklären? Hier wird dem Konsumenten ja nicht wirklich Demokratie verkauft und Daenerys Targaryen ist mit der Befreiung von der Sklaverei nicht sonderlich erfolgreich. Ist es nicht vielmehr so, daß die Machtkämpfe unzähliger feudaler Häuser auf relativ begrenztem Raum, unserer westlichen Historie entspricht, also geprägt ist, und wir uns quasi bis heute noch kein Stück davon entfernt haben?

Maxx

6. März 2019 19:45

@Laurenz, ja, finde ich auch. "Game of Thrones" hätte sicherlich (wie einige andere Serien auch) eine genauere Betrachtung verdient; z.B. "The Walking Dead"); könnte man ja in einem separaten Blog abhandeln. Ich wollte aber nicht zu weit vom Thema "Hollywoods Superhelden im Kinofilm" abschweifen; ich fand das Thema daher unter den o.g. Aspekten interessant.

heinrichbrueck

6. März 2019 22:28

Wäre ich ein Schwarzer, ich käme mir ziemlich veräppelt vor, nach so einem Kinoabend. Oder vielleicht auch nicht. 'Black Panther' ist eigentlich ein Film für erwachsene Kinder. Über den Meteoriteneinschlag, durch den Wakanda erst möglich wird, redet kein Mensch. Stattdessen denken sie Filmmöglichkeiten, die ohne Kolonisation Realität, möglicherweise, hätten werden müssen, als Wunschvorstellungen. Ergebnis: Weißer Mann unterdrückt Schwarze, siehe Kolonisation, also kein Wakanda. Ich frage mich, wie oft intelligentere Schwarze, Wakanda, während der Filmvorführung, weiß sahen. Ein paar Korrekturen, besonders in spiritueller Hinsicht, kein Meteoriteneinschlag, und der Film wäre weiß.

ratatoskr

7. März 2019 14:14

Die Comic-Superhelden wurden fast alle von Menschen erfunden, die einer ganz bestimmten Gruppe angehör(t)en.
Die Menschen die zum grössten Teil in Hollywood das Sagen haben, gehören ebenfalls zu dieser Gruppe.

Ich bin (eher war) ein grosser Comicfan, jedoch konnte und kann ich mit den Superhelden noch nie was anfangen.
Die Franko-Belgische, sowie die japanische Comickultur liegt mir da eher.

Es gibt zwei gute Artikel zum Superhelden-Comic-Thema von Ted Sallis, welche auf Counter-Currents veröffentlicht wurden:

1. Marvel Comics, Ethnicity and Race
2. From Krakau to Krypton

Es existieren davon auch deutsche Übersetzungen, einfach mal googeln.
Sollten diese Infos hier fehl am Platze sein, bitte meinen Post einfach löschen.

links ist wo der daumen rechts ist

11. März 2019 20:17

Na dann noch schnell vor Badeschluß:

Nur der Vollständigkeit halber sei erwähnt, daß Siegfried Kracauer mit seiner "Theorie des Films" (im Original englisch) – als Seitenstück zu seinem posthum veröffentlichten „Geschichte“-Buch - tatsächlich auch ein relativ ideologiefreies Buch schreiben konnte.

Und der Clou am Rande:
Auf den letzten Seiten des erwähnten Werkes setzt er sich mit der sagenumwobenen Ausstellung „The Family of Man“ auseinander – unter Einbeziehung eines Zitats aus Erich Auerbachs „Mimesis“.

Speziell diese beiden Werke empfehle ich zur Lektüre, wenn es um den Problembereich Univeralismus – Weltgesellschaft – Heimat – Exil geht; denn so einfach (hier die echte Identität, dort Universalismus und die falsche, i.e. selbstzerstörerische Konsequenz der „Linken“ bzw. Liberalen daraus) liegen die Dinge wirklich nicht.

Zu Kracauer aktuell:
Sabine Biebl, Helmut Lethen, Johannes von Moltke (Hg.), Siegfried Kracauers Grenzgänge. Zur Rettung des Realen. Campus 2019.

Ich belasse es bei diesen Apercus (wie es Lichtmesz‘ Kollege von der anderen Feldpostnummer, Drehli Robnik, formulieren würde) – auch und v.a. angesichts der enormen Überlänge mancher Beiträge in letzter Zeit.