Zu Beginn gleich einmal der Hinweis vorweg: Wer mit Rap-Musik, bzw. zeitgenössischer Jugendkultur wenig anfangen kann, der braucht diesen Artikel eigentlich nicht zu lesen. Statt dessen empfehle ich, für diejenigen tief- und abgründigeren Gemüter, die noch nicht in den Genuß kamen, die Lektüre des neuesten Artikel von Martin Lichtmesz. Der ist nämlich echt gut.
Derzeit läuft in den Online-Netzwerken Facebook, Instagram, YouTube, et. al. die interne Selektionsmaschinerie wieder auf Hochtouren. In einem Akt, der gerade so konzertiert genug ist, um die verbleibenden Protagonisten zur sozialistischen Selbstbeobachtung und entsprechender Anpassung der eigenen Inhalte anzuhalten, aber noch nicht das Ausmaß erreicht, um für den unbedarften Nutzer als die durchorganisierte Aktion erkannt zu werden, die er wohl ist, verloren auch in dieser Woche wieder mehrere Steinchen des rechten Mosaiks ihr virtuelles Standbein.
So wurde der bekannte Influencer “Alexander Malenki” um sein immerhin fast 7000 Abonnenten starkes Instagram-Profil erleichtert, und auch das beliebte Satire-Format “Laut Gedacht” hat mit den ersten Löschungen zu kämpfen, durch die sich meist eine vollständige Kanalsperre ankündigt. Falls der eine oder andere ältere Leser jetzt verwirrt und ennerviert den Kopf schüttelt: Ja, auch ich komme mir ein bißchen bekloppt dabei vor, solcherlei Vorgänge hier zu dokumentieren.
Als Schlachtfeld der Uneigentlichkeit bleibt der digitale Raum ein Phänomen, dessen Bearbeitung im Gespräch mit normalen (will sagen: bodenständigen) Leuten aufgrund der offensichtlichen Trivialität des Verhandelten kaum möglich ist. Gleichzeitig ist es aber genau diese Aneinanderreihung von Nichtigkeiten, die sich für einen wachsenden Teil unserer Zuhörerschaft auf mitunter erhebliche Weise auf die Realitätswahrnehmung auswirkt, da sie immer mehr integraler Bestandteil des eigenen Alltags wird. Daß das ein Problem für sich ist, steht außer Frage. Kein Grund jedoch den Apologeten dieses Vorgangs kampflos das Feld zu überlassen.
Zurück also zum sanften Totalitarismus der virtuellen Wohlfühlräume: Da gibt es nämlich – bei allen Verlusten – diese Woche auch einen tatsächlich relevanten, weil meßbaren, Erfolg zu vermelden. Mit einer Zusammenstellung bisher nur einzeln veröffentlichter Stücke schaffte es der patriotische Rapper Chris Ares innerhalb kurzer Zeit an die Spitze der iTunes-Verkaufscharts in der Kategorie “Hip Hop”, beim Versandgiganten Amazon rangiert er nach zwischenzeitlicher Erstplazierung auf Platz 5 der aktuellen Albumverkäufe in allen Kategorien.
Der Erfolg kam selbst für den Künstler überraschend, hatte er doch weitestgehend auf eine Werbekampagne verzichtet, schließlich sollte die Zusammenstellung bloß als kleines Appetithäppchen für eine größere Album-Veröffentlichung in naher Zukunft wirken. Für diejenigen die mit all’ dem nicht allzuviel anfangen können, aber trotzdem mitreden möchten: Chris Ares steht in den aktuellen Zahlen vor Roland Kaiser, den Amigos und dem neuen Rammstein-Album. Das ist so ein bißchen wie “Finis Germania”, nur eben im Bereich der modernen Musik.
Kein Wunder also, daß der Anbieter iTunes die Stücke des Rappers bereits nach kurzer Zeit an der Spitze kommentarlos aus seinem Angebot löschte, geht von ihnen doch in letzter Instanz eine inhärente Drohung gegen jene nichtssagende Konsumkultur aus, der sich alle großen Konzerne dieser Tage verschrieben haben.
Diese Drohung ist der Grund, weshalb in den Sozialen Medien unzähliges an Schweinerein, echten Grausamkeiten und abstoßenden Perversitäten frei verfügbar ist, aber das Selbstportrait eines Aktivisten schon für eine Sperre genügen kann, wenn er das falsche T‑Shirt trägt. Es ist das Einbrechen der tatsächlichen Relevanz, von echter Position und Stellungnahme für das Eigene in den Bereich der Beliebigkeit, das die hektischen Reaktionen der Großkonzerne hervorrufen muß.
Musiker wie Chris Ares machen eben nicht nur rechte Musik zu feschen Rhythmen, sie werben auch für selbstorganisierte patriotische Wohngemeinschaften, halten ihre Hörer dazu an selbst aktiv zu werden und stehen damit für ein dezidiertes Gegenmodell zum universalistischen “Anything Goes” der globalen Konzerne.
Wer den Musiker, egal ob ihm die Musik zusagt oder er sie bloß als politisches Propagandainstrument schätzt, unterstützen möchte, kann das hier tun. Derzeit kostet das Album weniger als ein kaplaken-Bändchen, obgleich ich selbstverständlich sowohl den Erwerb des einen, als auch des anderen wärmstens empfehlen kann.
RMH
Schön, wenn sich Patriotisches auch in diesem Genre verbreitet - und damit meine ich nicht spezifisches Ossi-Macho-Ironisieren und dick auf die … hauen, wie bspw. bei Finch Asozial (der auf seine ganz spezielle Art irgendwie auch "deutsch" und "Pegida" ist. Mehr als es irgendwelchen Plattenbossen - und ggf. den hier Teilnehmenden und Lesern - lieb sein mag).
Jedoch: Rap ist grundsätzlich nicht unbedingt etwas, wovon ich mir mehr als 1 - 2 Lieder anhören möchte/ kann.
Aber so etwas, wie die vormalige Nischenavantgarde der 90er Jahre, bei der im ganz kleinen Rahmen auch Patriotisches, zumindest immer auch Unkorrektes, mitschwang, wie Neofolk und/oder Industrial, Dark-Elektro etc. ist mehr oder weniger tot (zumindest als politisches oder patriotisches Medium, allenfalls als Eskapistisches lebt diese Musik-/Kulturbewegung in kleinen Nischen fort). Konnte ich mich erst an diesem Wochenende wieder davon überzeugen und es lag bei diesem Event in wunderschöner Örtlichkeit nicht etwa an einer mangelnden Besucherzahl …
Insofern wünsche ich dem Herrn Ares viele, viel clicks --- nette Katzen hat er bzw. seine WG ja schon ;)
PS: Jetzt fehlen nur noch patriotische Gamer, dann hätte man fast überall einen Fuß in der Tür.