Die momentane Klimadebatte wird – wen wundert’s – nach wie vor von zwei sich gegenüberliegenden Meinungspolen bestimmt. Während sich auf der einen Seite der Hype um das Phänomen „Fridays for Future“ in Richtung einer grünbourgeoisen Zivilreligion entwickelt (Lichtmesz auch hierzu wieder hervorragend!), herrscht auf der anderen Seite ein für mich vollkommen unverständlicher, ätzender Fossil-Apologismus vor, der in seiner offen zur Schau getragenen Begeisterung bei der Produktion von Abgasen und Müll schon fast diabolische Züge annimmt.
Ich habe den Eindruck, dass in diesem Fall die Fronten an manchen Bruchstellen sogar schärfer abgesteckt erscheinen, als bei der vorangegangenen Migrationskrise; das ist traurig, liegt sicher auch nicht zuletzt am Generationencharakter des Problems und müsste doch eigentlich gar nicht so sein. Das Anliegen neue, effektivere und – warum nicht? – umwelt- und damit ressourcenschonendere Alternativen der Energiegewinnung zu entwickeln und anzuwenden, ist sicher vereinbar mit dem faustischen Geist der deutschen Erfinder und Ingenieure.
Die große Spaltung also, der Riss im Volk ist – eigentlich – nicht nötig. Erkennen will das, wenigstens in der parlamentarischen Rechten, diesmal keiner so richtig und ich fürchte, dass wir Publizisten daran auch nicht so ganz unschuldig sind. Schließlich beschwören wir tagein tagaus das Modell der Fundamentalopposition, der Unversöhnlichkeit, die sich nicht mit Lippenbekenntnissen abspeisen lässt, sondern eine tatsächliche politische Wende einfordert.
Aus dieser Grundsätzlichkeit nicht in das durch unsere Gegner bereits warm und kuschelig bereitete Bett des antipodischen Schreckgespenstes zu steigen, ist keine geringe Herausforderung. Was uns in der Migrationspolitik als echter Ausländerfeind, als von der eigenen Verachtung zerfressener Hasser alles Fremden und materialistischer Hygienefanatiker deutscher Reinrassigkeit begegnet, ist in der Klimapolitik der hämisch grinsende Opa, der aus purer Boshaftigkeit mit seiner alten Diesel-Dreckschleuder eine Extrarunde durch die Gegend düst und dabei überlegt, wie er den Namen Greta Thunberg möglichst treffend auf seiner Facebookseite verballhornen kann.
Wie kann also ein gelungener Beitrag zur Klimadebatte aussehen, der auf der einen Seite nicht den Kopf in den Sand steckt und laut „Klimalüge!“ brüllt, auf der anderen Seite aber auch den Blick auf die Ursachen und großen Verwertungszusammenhänge und das Wohl des Volkes nicht verliert?
Ich empfehle meinen sicherlich schon teilweise etwas verärgerten Lesern die Rede unserer dieswöchigen Sonntagsheldin Sahra Wagenknecht. Eine Zusammenfassung erspare ich Ihnen, der Beitrag dauert keine 7 Minuten und doch trägt er jenes gesunde, realpolitisch orientierte Selbstbewusstsein vor, das ich mir von den Abgeordneten der einzigen Partei, auf die wir hoffen könnten, wünsche.
Man verstehe mich nicht falsch, Martin Reichardt, der für die AfD in der Debatte sprach, ist ein klasse Einpeitscher, den ich schon häufiger in Aktion erlebt habe und der zu den besseren Rednern in den Reihen der Partei gehört. Aber wenn die AfD mit dem Anspruch antritt, Politik für das Volk zu machen, so muss sie auch und gerade die Jugend meinen und nicht nur die Generation jenseits der Vierzig.
Sie muss bereit sein, eine Trennlinie zu ziehen zwischen der Erhaltung einer leistungsfähigen wirtschaftlichen Infrastruktur im Dienst des Volkes und der immer neuen Profitmaximierung als zerstörerischem Grundprinzip und falschem politischen Paradigma, dem sie scharf entgegenzutreten hat.
Die deutsche Rechte täte also gut daran, sich ein Beispiel an den Ausführungen von Wagenknecht zu nehmen. Es bleibt dabei: Die hysterische Klimabourgeoisie ist da am verwundbarsten, wo ihre Harmlosigkeit, Zahnlosigkeit, ja, ihre Feigheit im Angesicht der unbequemen Seiten der Umweltpolitik offenbart wird.
Wirksame Emissions‑, Ressourcen- und Umweltpolitik kann keine Politik der Gleichheit sein. Sie muss sich zwangsläufig gegen Globalisierung und Massendigitalisierung richten, sie muss bereit sein, Maßnahmen der Bevölkerungsregulierung als Lösung für das Problem der Überbevölkerung anzuerkennen und sie muss sich den Profiteuren und Vernutzern in den Großkonzernen zu stellen, die in jedem Fall die erste und größte Schraube sind, an der in diesem Kontext gedreht werden muss.
Laurenz
Ich weiß nicht, Herr Wessels. Das ist irgendwie daneben. Aktuell wird nur über Autofahrer und Haushalte gesprochen, ein bißchen über Flieger, Nutzfahrzeuge, Hochsee- und Binnenschiffsverkehr bleiben außen vor, bei Frau Wagenknecht, wie bei den Grünen. Und die größten 40 Schiffe, Frachter, wie Tanker, verbrennen alle Schweröl, hauen mehr Dreck raus als alle Autos auf dem Planeten. Die weiteren ca. 40.000 Handelsschiffe auf den Weltmeeren sind da noch außen vor. Niemand wird da die nächsten 20 Jahre auf Flüssig-Gas umstellen. Auch unsere Binnen-Schiffer rußen sich durch unsere Umweltzonen, keine Klagen liegen hier von der Deutschen Umwelthilfe vor. Hat man nicht auf die Magnet-Schwebe-Bahn verzichtet, um die Flieger im innerdeutschen Flugverkehr nicht sinnlos zu machen? Die US Army ist auf Platz 43 in der Länderwertung beim Ölverbrauch weltweit. Wer gewöhnt uns endlich mal den Größenwahn ab? Frau Wagenknecht ganz sicher nicht. Und KenFM hat per Topas-Rainer Rupp auch schon unlängst Piers Corbyn aus 2017 gepostet, der politisch voll auf Linie der Linie von Frau Wagenknecht beheimatet ist, und veröffentlicht, wir können so viel Kohle und Öl verbrennen, wie wir Lust haben. Hat Herr Man nicht einen Mio.-Prozeß in Kanada verloren?