Der Jungeuropa Verlag hat mit der Veröffentlichung der Schrift »Was ist Nationalismus?« die schrittweise Übertragung der unterschiedlichen Werke des früher radikalen Aktivisten und späteren »meditativen Historikers« Dominique Venners ins Deutsche fortgesetzt. (Einstieg zu Venner? Die Sezession hilft z. b. hier, da und dort …)
Wie der Titel schon andeutet, klärt Venner in dieser Arbeit auf, was man unter seinem Konzept des »europäischen Nationalismus« zu verstehen habe. Orientiert an Ernst von Salomon unterscheidet er zwischen »Nationalen« und »Nationalisten« und schlüsselt die Grundzüge eines die Gegensätze aufhebenden Nationalismus auf.
Venner sieht im »Nationalisten« den wahren Revolutionär: »Der Mann mit dem Messer zwischen den Zähnen ist nicht mehr der Kommunist, sondern der Nationalist.« Während die von Venner in diesem Werk hochgehaltene Doktrin phasenweise eher schlicht und schablonenhaft bleibt – Alain de Benoist weist darauf in seinem sehr persönlichen, sehr lesenswerten, sehr lehrreichen Vorwort hin und stellt die Schrift in ihren historischen Kontext –, überzeugt seine politische Lageanalyse um so mehr und legt den Grundstein für das, was man heute als die »Neue Rechte« bezeichnet.
Er sieht die Zersplitterung der Rechten, die dem linken Minimalkonsens nichts zu entgegen weiß, und beklagt ihren Mangel an ideologischem Gerüst:
Den Kampfgeist der eigenen Anhänger zu erhalten und die eigenen Überzeugungen den Zögerlichen zu vermitteln, sind zwei unverzichtbare Bedingungen für die Fortentwicklung des Nationalismus. […] Eine neue Ausarbeitung der Doktrin ist die einzige Antwort auf die endlose Zersplitterung der Aktivisten. […] Einigung kann nur mit einer ideologischen Einigung über die richtige Doktrin dauerhaft und nützlich sein. […] Die revolutionäre Einheit ist ohne eine einende Doktrin nicht möglich.
Fragen der Organisation, die sein prägendes Buch »Für eine positive Kritik« noch offenließ, werden in »Was ist Nationalismus?« beantwortet.
Zugleich wird die »positive Kritik«, in der Erstauflage bei Jungeuropa vergriffen, passend zur erstmaligen Publikation von »Was ist Nationalismus?« neu und überarbeitet aufgelegt. Da sie unter dem unmittelbaren Eindrücken des Algerienkrieges und im Gefängnis entstand, weist sie ohne Frage Schwächen auf. Deshalb sind ihr in der Neuauflage drei zentrale Zeitschriftenaufsätze Venners beigefügt, die die in der »positiven Kritik« geäußerten Standpunkte weiterentwickeln und, wo nötig, korrigieren. Eine sorgfältige editorische Leistung, die der Leser entsprechend honoriert.
Darüber hinaus hat Sezession-Redakteur Benedikt Kaiser die Standpunkte von 2015–2019 einer grundlegenden Revision unterzogen (Ansätze dafür bereits in: Sezession 93, (– was die Gegenseite pflichtbewußt auf den Plan rief.) und klärt umfassend die Kontradiktion zwischen der in der »positiven Kritik« geforderten »Kader«- und »Elitenbildung« und einer »mosaikrechten« Realpolitik, die auf Integration neuer Bausteine angelegt ist.
Kaiser mahnt an:
Eine »Einigelung« auf eine »aktivistische Minderheit« (Venner) würde nicht nur den Resonanzraum, der sich im zeitgenössischen »populistischen Augenblick« (Alain de Benoist) geöffnet hat, unentschuldbar und irreparabel schließen. Es würde auch Venners Anspruch, »bislang Unentschlossene zu absorbieren«, unmöglich machen.
Fordert:
Die große, zeitbedingte Aufgabe des gesamten Mosaiks und seiner divergenten Einzelsteine, Unentschlossene bzw. Anpolitisierte zu erreichen und einzubinden, macht(e) es demnach erforderlich, inhaltliche Widersprüche auch über das üblliche Maß hinaus zuzulassen und ideelle Vielfalt zu ermöglichen, um durch unterschiedliche Akteure unterschiedliche Zielgruppen mit unterschiedlichen Schwerpunklegungen, Begriffen und Inhalten zu erreichen. Aber zugleich – und das ist die entscheidende Herausforderung, die das Politische als steter kontingenter Prozess mit sich bringt – darf keine weltanschauliche Beliebigkeit eintreten.
Und skizziert darauf acht »interdependente Eckpfeiler« der »Mosaik-Rechten«. Wer also schon die Erstausgabe besitzt, sollte getrost erneut zugreifen: Es gibt neue, erstmals veröffentlichte Texte, neue und unverzichtbare Diskussionen, nicht zuletzt: ein neues Design.
Die beiden Bände können Sie hier bei Antaios, dem größten konservativen Versandbuchhandel, im Paket zum Vorzugspreis – und portofrei! – bestellen.
Für wen ist dieser Doppelpack der Start ins Jahr 2020?
+ Für alle, die sich für die Geschichte der »Neuen Rechten« interessieren und lieber zu den Quellen greifen als zu den linken Sekundärdenkern.
+ Für alle, die sich fragen, wer Dominique Venner war, dieser »Samurai des Abendlandes«, dessen Freitod die Presselandschaft von Sezession und Neue Ordnung bis Junge Freiheit aufwühlte.
+ Für alle, die Alain de Benoists bisher persönlichsten Beitrag auf Deutsch lesen wollen.
+ Für alle, die sich fragen, ob eine Partei als großer Mosaik-Baustein wirklich die adäquate Lösung sein kann.
+ Für alle, die Grundsätzlichkeit und Radikalität schätzen, sich aber vor Vulgär-Polterei aus Gründen der Haltung und der geistigen Hygiene hüten.
quarz
Apropos (Literaturtipp zur Ergänzung):
Yoram Hazony: "The Virtue of Nationalism" (2018)
Hazony analysiert den Nationalismus sowohl aus historischer als auch aus systematischer Perspektive als Gegenposition zum Imperialismus.