Nachdem der Leiter des Dresdener Piano-Saals im Cosel-Palais direkt neben der Frauenkirche, Bernd Kirsten, sich aufgrund von Antifa-Drohbriefen dazu genötigt sah, den ursprünglich auf den 9. Januar terminierten Start der Veranstaltungsreihe »Tumult Forum« der in Dresden beheimateten TUMULT-Vierteljahresschrift für Konsensstörung abzusagen und seine Örtlichkeit für zukünftige Vorträge innerhalb der Reihe auch nicht mehr zur Verfügung zu stellen (Sezession-Chefredakteur Götz Kubitschek reflektierte das Geschehen bereits hier), hat das von TUMULT-Herausgeber Frank Böckelmann initiierte Forum nun doch noch eine Bühne gefunden.
Im Lingner-Salon im Lingnerschloß wird der preisgekrönte Schriftsteller (Der Hecht, die Träume und das Portugiesische Café; Der Eisvogel; Der Turm) und Ur-Dresdener Uwe Tellkamp am 09. Januar ab 19 Uhr – wie ursprünglich geplant – umrahmt von Klaviermusik aus Vorarbeiten zu seinem neuen Roman lesen. In diesem unternimmt Uwe Tellkamp Streifzüge in die Geschichte der beiden Nachkriegsdeutschländer.
Seine Ausbeute fließt in einen großen Roman über die Gegenwartsgesellschaft ein. Unter anderem umkreist und besucht Tellkamp verschiedene »Inseln der Demokratie«. Das Protokoll einer solchen Expedition – zum Macht-Komplex Westdeutschlands in der Regierungszeit Konrad Adenauers – hat er TUMULT zum Vorabdruck überlassen. In der kommenden Ausgabe »Frühjahr 2020« erscheint es unter dem Titel: »Das Märchenreich am Rhein«.
Indes ist in der aktuellen Sezession 93 (kann hier bestellt werden) ein Interview mit Tellkamp abgedruckt, das Tano Gerke und Jonas Mahraun am 26. September 2019 für das Netz-Kulturmagazin anbruch führten. Währenddessen bleibt zu hoffen, daß die einmal im Monat angesetzte Vortragsreihe, gewöhnlich an einem Donnerstag um 19 Uhr, im Förderverein Lingnerschloss e.V. einen beständigen Partner gefunden hat, der weiteren Konsensstörungen den Raum bietet.
Nachtrag: Leider hat keine zwei Stunden später, nachdem die Fundstücke ins Netz gestellt wurden, auch der Förderverein Lingnerschloss e.V. einen bedauernswerten Rückzieher vollzogen. Es ist den am Tumult-Projekt beteiligten Protagonisten zu wünschen, daß es Ihnen trotz aller Widrigkeiten noch gelingen wird, das Forum stattfinden zu lassen.
Derweil eskaliert die geopolitische Lage im Mittleren und Nahen Osten. Die USA töteten am Donnerstag (Ortszeit) den hochrangigen iranischen Militär Kassem Soleimani, den Kommandeur der iranischen Al-Kuds-Brigaden. Damit gießt die Administration Trump ohne Frage erhebliche Mengen Öl ins Feuer eines schwelenden Konflikts und attackiert die Kräfte, die entscheidend an der Bekämpfung des IS, Nusra/HTS und anderer Terrorgruppen in Syrien beteiligt waren und immer noch sind.
Wer die möglichen Auswirkungen des Angriffs nachvollziehen möchte, dem ist der Twitter-Strang des Al Rai Chefs der internationalen Berichterstattung, Elijah J. Magnier, zu empfehlen. Dieser ist hier abrufbar. Wer es deutsch bevorzugt, dem sei die erstaunlicherweise recht nüchterne Darlegung der Ereignisse des Berliner Tagesspiegels empfohlen: hier zu finden.
Zu guter Letzt sei in diesem Zusammenhang erneut auf die Sezession 93 hingewiesen, genauer auf den Artikel des Soziologen und Politikwissenschaftlers Florian Sander »Interessen – Souveränität – Identität«, in dem er das westliche Militärbündnis »NATO« einer kritischen Betrachtung unterzieht und für eine eigenständige, souveräne deutsche Außenpolitik plädiert, da sich nur über sie eine kollektive nationale Identität bilden lasse.
Dabei identifiziert er in den hegemonialen Bestrebungen der USA einen gefährlichen Destabilisierungsfaktor, den sie mit der Tötung Soleimanis wieder einmal tatkräftig unter Beweis gestellt haben:
Unumstößliche Tatsache ist: Ohne die dortige US-Intervention ab dem Jahre 2003 hätte es eine Destabilisierung des Irak, aus der heraus sich der Islamische Staat (IS) entwickelt hat, so nicht gegeben. Die ausgedehnten pseudostaatlichen Strukturen des IS rekrutieren sich in weiten Teilen aus arbeitslos gewordenen Funktionären und Beamten der zerschlagenen irakischen Baath-Partei Saddam Husseins; der Unmut, der zu flächendeckenden Radikalisierung von sunnitischen Irakern führte, ergab sich aus dem Irakkrieg der USA ab 2003, dem neuen instabilen und notorisch korrupten Machtkonstrukt sowie dessen katastrophalen Folgen.
Ähnlich in Syrien: Ohne US-amerikanische Unterstützung der dortigen (mehrheitlich sunnitisch-islamistisch oder neofundamentalistisch gesinnten) Rebellen ab dem »Arabischen Frühling« 2011 gegen den legitimen Präsidenten des souveränen Nationalstaats Syrien, Baschar al Assad, wäre der dortige Bürgerkrieg nicht in dieser Dimension ausgeartet.
Der deutsche Konservatismus bzw. Teile der deutschen Rechten täten gut daran, ihre Atlantikbrückengläubigkeit abzulegen.
Niekisch
"Der deutsche Konservatismus bzw. Teile der deutschen Rechten täten gut daran, ihre Atlantikbrückengläubigkeit abzulegen."
...und zugleich gut daran täten, die Augen zu öffnen für das im nahen Osten geplante weitere Chaos, um in dessen Windschatten "Erez Israel" zu schaffen, dessen Geburtshelfer dann die hässliche Ente Donald ist.