Hauptproblem:
Die Rettung der Schule ist über eine evolutionär, also nur wieder reformerisch umgebaute Bildungspolitik nicht mehr denkbar, weil ihre Struktur und ihre Grundvereinbarungen mittlerweile völlig in Frage stehen. Dramatischerweise versprächen nur sehr prinzipielle und quasirevolutionäre Veränderungen eine Besserung.
Ob das innerhalb des mystifizierten Föderalismus möglich ist, bleibt zu bezweifeln. Regelungen der Kultusministerkonferenz orientierten sich bislang aus vermeintlichen Gerechtigkeitsgründen jedenfalls am Standard der bildungsschwächsten Bundesländer.
Um überhaupt wirksam Pädagogik, Erziehungswissenschaft oder Bildungsforschung zu betreiben, bedarf es einer klärenden philosophischen, vorzugsweise anthropologischen Diskussion, aus der heraus politische Ziele formuliert würden. Es muß klar sein, was man für den Menschen will und überhaupt welchen Menschen man will.
Eine Pädagogik ohne Menschenbild erscheint sinnlos; stets ist sie bestimmt von anthropologischen Positionierungen und daher immens politisch. Wird dies demokratisch diskutiert und nicht dezisionistisch gesetzt, sind nur Einigungen denkbar, die Mittelmaß oder gar Minimalismus rechtfertigen. Selbstverständlich gibt es eine linke und eine rechte Pädagogik und dazwischen allerlei unklare Vorstellungen; alle jedoch folgen politischen Zielen, also Zwecken, die anthropologisch abgeleitet werden.
Schule sollte keine ungedeckten Schecks mehr ausstellen, indem sie verspricht, was sie derzeit weder unterrichtlich noch erzieherisch halten kann; sie sollte sich mit dem bescheiden, was ihre Pflicht ist, nämlich Heranwachsende in schwieriger Zeit und mit Blick auf eine turbulente Zukunft wissens- und praxisorientiert auszubilden und so zu erziehen, daß die jungen Menschen lebenstauglich werden und Standfestigkeit entwickeln. Beides ist gerade selten – umfassendes Wissen und innere Festigkeit. Es wird in der Dramatik künftiger Auseinandersetzungen sehr nötig sein!
Weniger Propaganda, mehr sachliche Redlichkeit. Dazu gehört, politische und scheinmoralische Programme und Kampagnen – Erziehung zur verphrast verstandenen Demokratie, Toleranz, Weltoffenheit usw. usf. – aus der Schule weitgehend herauszuhalten. Die Schule kann nicht die sozialpädagogische Anstalt der Gesellschaft sein, sollte weder politischen Utopien folgen noch trösten noch gar unter ihrem Dach soziale Mißstände heilen wollen; sie sollte kein Paradiesgärtlein erträumter Gerechtigkeit und totalitärer Teilhabe von allen und jedem inszenieren, sondern müßte stattdessen ihr Ziel allein auf Bildung und Erziehung in der Fortführung bewährter europäischer und nationaler Traditionen erkennen. Verschüttet wurden diese – wiederum aus politischen Gründen – erst innerhalb der letzten Jahrzehnte; sie können freigelegt, neu rezipiert und auf moderne Weise aktiviert werden.
Ein Ansatz:
Inhalt vor Methode. Wesentlich ist die Sicherung grundlegenden Wissens und das Qualifizieren für Positionierungen, Handlungen und Entscheidungen, mithin das Was, dem das Wie zu folgen hat, was bedeutet: Notwendigkeit gründlicher und fachlich fundierter Ausbildung, aufeinander aufbauend, systematisch, vor- und rückbezogen, nachvollziehbar, sicher eingeübt, anwendungsbereit, also vielfach probiert und wiederholt, anschlußfähig und erweiterbar, gestützt auf adressatenbezogene Lehrwerke, für die die Bildungsgeschichte durchaus beeindruckende Beispiele bereithielte.
Beispielhaft nur eine Bezugsebene: Lesebücher, früher der Eingang in literarische Kenntnisse und Befähigungen, halten deutsche Lehrbuchverlage überhaupt nicht mehr bereit, in der fatalen didaktisch-methodischen Fehlwahrnehmung, literarische Stoffe könnten „exemplarisch“ oder gar „integral“ irgendwie mitbehandelt werden. Nein, es bräuchte weiterhin im Fachbereich Deutsch je einen elementarsprachlichen („Muttersprache“ im Sinne des Beherrschens von Orthographie und Grammatik), stilistischen („Ausdrucksunterricht“) und literarischen Zweig („Lesen/Literatur/Literaturgeschichte“), die über die gesamte Schulzeit hinweg im Wochenstundenplan parallel laufen müßten und selbstverständlich jeweils aufeinander bezogen, ja idealerweise inhaltlich miteinander abgestimmt werden könnten.
Der DDR-Deutschunterricht hatte das – bei aller ideologischen Überfrachtung – genau so versucht, mindestens mit dem Erfolg einer von den Absolventen der zehnklassigen „polytechnischen“ Oberschule sehr gut beherrschten Elementar- und Schriftsprache sowie einer weitgehenden Literarisierung der Gesellschaft.
Die Struktur:
Kategorisierung und Selektion der Schüler und Auszubildenden nach Leistungsvermögen, Befähigung, Motivation und Haltung, und zwar bereits nach der vierten Klassenstufe. Eine Variante: Einführung bzw. völlige Reorganisation eines dreigliedrigen Schulsystems, dessen unterschiedliche Bildungsgänge aber in sich solide verfahren. Rein arbeitsbegrifflich:
Die Hauptschule bereitet auf Berufe – Nicht „Jobs“! – in Handwerk und Industrie vor, was u. a. eine anwendungsbereite Ausbildung in Mathematik, Geometrie, Naturwissenschaften einschließt. Sie darf keine Resteschule sein!
Die Realschule orientiert stärker auf „Realien“ und zudem auf qualifizierte Sprachlichkeit, um auf Berufsbilder in der Verwaltung, in Banken und Versicherungen, aber ebenso im mittleren Management von Unternehmen vorzubereiten, während die Gymnasien, so man diese nicht mehr ableitbare Bezeichnung der verlorenen humanistischen Bildung beibehalten möchte, dem Erwerb einer echten und qualifizierten Hochschulreife vorbehalten blieben und wieder mit einem anspruchsvollen Abitur abschließen, das gleichzeitig als echte Reifeprüfung für jugendliche Persönlichkeiten gelten kann.
Wer über das Abitur verfügt, sollte ein junger Erwachsener mit Urteilsvermögen sein, der sich selbst leiten und daher künftig auch andere führen kann. – Gesamtschulen erscheinen denkbar, wenn sie in sich zu differenzieren vermögen oder wenn sie ggf. die Möglichkeit bieten, später zu selektieren, indem sie etwa eine gymnasiale Oberstufe anbieten.
Die allein politischen Wunschvorstellungen folgende Inklusionskampagne ist gescheitert. Abgesehen davon, daß insbesondere lernbehinderten und stark verhaltensgestörten Kindern in sonderpädagogischen Einrichtungen wirksamer als in Regelschulen geholfen werden könnte, so wie das über Jahrzehnte sehr erfolgreich geschah, führte die administrativ durchgesetzte Ausrichtung auf Mitbeschulung aller Kinder mit „Handicaps“ zu einer allgemeinen Reduzierung der Anforderungen und Erwartungen im Sinne eines Abgleichs nach unten und damit zur Vernachlässigung der Leistungsstarken und Talentierten.
Während das System für die Schwächeren und Schwächsten unter enormem Kräfte- und Ressourcenverschleiß alles leisten möchte, leistet es für die Begabten nahezu nichts und meint so eine Gleichbehandlung zu realisieren, die unrealistisch ist und letztlich zu Lasten sowohl der Limitierten als auch der Talentierten ging. Statt Inklusion braucht es eine Ausdifferenzierung, die verschiedenen Anforderungsniveaus gerecht wird. Binnendifferenziert zu beschulen ist so illusionär wie inklusiv zu unterrichten.
Anzuraten: Einführung von Kopfnoten, um Gewinne an oder Defizite in der persönlichen Haltung klar abzubilden.
Lehrerzentrierter Unterricht als favorisierte Form, mindestens bis zur Absicherung einer denkerischen und Befähigungsbasis, Revidieren der derzeit so inflationiert wie ergebnisarm praktizierten „freier Unterrichtsformen“, die nicht funktionieren können, wenn vorher keine kognitiven und sprachlichen Grundlagen und kaum anwendungsbereites Wissen gesichert sind, weg von leeren „Kompetenzen“ und unsinnigen Methoden bloßen Machens; kein wirres Durcheinander von vermeintlich „reformpädagogischen“ oder „innovativen“ Anleihen, sondern deren Gebrauch im Sinne eines jeweils kohärenten Konzepts, das Methoden als schlüssig und ergebnisdienlich erkennen läßt.
Nur im Beispiel: Die Waldorfschule, was immer man von ihr ggf. anthroposophiekritisch halten mag, ist Gestalt gewordene Methode, gründend auf einem Jahrhundert innerer Erfahrung, weitergeführt von eigenen Instituten. Diese Schule ist aus ihrer Konzeption heraus gewachsen und um ihre ideelle Inspiration herum aufgebaut, also organisch in sich schlüssig; sie macht nicht irgendwas, sie gestaltet aus ihrer Idee heraus, und es gestalten den Unterricht idealerweise Idealisten. Man kann sich ihre „Reformpädagogik“ nicht teilweise ausleihen und dann auf Effekte hoffen. Gleiches trifft auf Jenaplan- bzw. Werkstattschul‑, Montessoripädagogik u. a. zu.
Weiter zum Unterricht: Vom Anschaulichen zum Abstrakten, vom Einzelnen zum Allgemeinen, vom Einfachen zum Komplexen, vom Spiel zur Arbeit, vom Bild zum Begriff, vom Simplen zum Anspruchsvollen, dabei aber getragen von der mystischen Einsicht, daß im vermeintlichen Einfachen und Primitiven das Große und Ganze bereits enthalten ist.
Vorzug von hohen und starken Einheiten Deutsch, Mathematik, Naturwissenschaften, gründliches Erlernen der Muttersprache über intensives leises und lautes Lesen sowie das Schreiben von Hand, wobei mittels Fibel alle Buchstaben in der ersten Klasse bereits kennengelernt werden sollten, ebenso wie alle Grundrechenarten. Bewertungen von Anfang an zur Entwicklung des Willens zur Leistung und zur Stimulierung gesunden Ehrgeizes.
Computergestützte und digital basierte Systeme sollten als Werkzeuge, nicht als Fetische gelten, was bedeutet: Kennenlernen der Programme und „Tools“ in genauer Ausrichtung auf den jeweils praxisorientierten Gebrauch. Für die Oberstufe: Ausbildung nicht nur zur Handhabung einer Internetrecherche, sondern zur Kritik ihrer Ergebnisse in Einordnung der Informationsquelle.
Kanonisierung: Sicherung der Kenntnis nicht unbedingt zahlreicher, aber besonders grundlegender oder signifikanter Werke von Literatur, Kunst und Musik, Vergleich verschiedener Kulturkreise und Religionen, Identifizierung mit der eigenen abendländischen Identität in ihren Grundlagen, Mythen, Leistungen und Tragödien, Entwicklung einer Perspektive für das Eigene im kritisch-toleranten Abgleich mit dem anderen, Favorisierung von Verschiedenheit statt Entwicklung einer vermeintlich „weltbürgerlichen“ Uniformität, Stolz und Achtung gegenüber der Leistung früherer Generationen.
„Polytechnische Ausbildung“: Werken, Handwerk, Entwicklung von Anschaulichkeit, Fertigkeiten eben gerade der Hand, verbunden mit dem Auge und dem Denken, dem Ausprobieren, dem Korrigieren, dem Gestalten, dem Erlebnis von handwerklicher und maschineller Fertigung, der Möglichkeit von Erlebnis und Bewährung mit dem Handwerkszeug, der Maschine oder dem Fahrzeug, Übertragung des in der elementaren Bildung (Mathematik, Naturwissenschaften, Deutsch) Erlernten auf die Arbeit im Sinne der schöpferischen Herstellung eines selbst verantworteten Produkts, Ausbildung eines Arbeitsethos, Absolvieren relevanter Praktika, die Chancen und Grenzen des eigenen Könnens kennenlernen und erweitern lassen, Erleben, daß Übung tatsächlich den Meister macht, Einsicht darin, daß Lehrjahre keine Herrenjahre sind und daß sich nur der etwas leisten sollte, der selbst etwas zu leisten versteht. Deutschen Sprichwort: Meister ist, der was ersann. Geselle ist, wer was kann. Lehrling ist jedermann.
Politik und Welt-Anschauung: Entwicklung von Urteilskraft, Überwindung bloßen Meinens zugunsten von sicherem Wissen kraft Erkenntnisgewinn und genauer Orientierung innerhalb der vielfältigen Medien auf der Grundlage aufmerksamen Lesens und bedachtsamen Sprechens bzw. Schreibens, Befähigung zur Kritik von Meinungen, Texten, Auffassungen, Positionen, Religionen und Ideologien, stets aus möglichst tiefer Kenntnis heraus, ohne die nun mal keine Argumentation, Erörterung oder gar zugkräftige Kritik möglich bzw. gar erlaubt ist, Geschichtsunterricht als umfassendes Programm der Beschäftigung mit verschiedenen jeweils zeitgemäßen bzw. die Zeiten überdauernden Entwürfen, umfassendes Pensum an Geschichte als dem Fundus an menschlichen Ideen, Entwürfen, Wünschen, Hoffnungen, Tragödien schlechthin – in der Gesamtheit von Gesellschafts‑, Alltags‑, Politik‑, Geistes- und Kunstgeschichte. Geschichte zu kennen ermöglicht es, sich vergleichen zu können und am großen Beispiel zu lernen und zu wachsen.
Ausbildung von Haltungen durch den Erziehungsprozeß: Entwicklung von Wachheit, Aufgeschlossenheit, Zugewandtheit, Sensualität und Sensibilität, Wißbegier, Neugierde, Ausdauer. Konzentrationsvermögen, Stetigkeit.
Kennenlernen und Erproben der eigenen Talente, Konfrontation mit den eigenen Grenzen, Erfahrungen sammeln für das, was im Leben die eigene Sache sein mag
Ruhige Fokussierung auf die Aufgabe bzw. die Person, Empathie als Grundbefähigung, das Fühlen, Denken und Handeln eines anderen Menschen nachzuvollziehen oder kritisch zu reflektieren, Erlernen inneren Vertiefung – in die Anschauung, in die Gedanken, in das Spiel, in das Erkennen, idealerweise in die Arbeit.
Entwicklung von Respekt gegenüber Arbeit, Alter, Lebensleistung, Verbindlichkeit, Ehrlichkeit, Befähigung zur Selbstkritik, Herzensbildung.
Freiheit als Befähigung zum Nein, zum Trotzdem, notfalls zum Als-ob, Freiheit auch als Distanzierung, Abständigkeit, Kühle, Courage und Mut zur Abgrenzung.
Erleben, daß Haltung nahezu alles zu kompensieren vermag, gerade Niederlagen, Rückschläge und sogar das Scheitern.
Tugenden:
Bescheidenheit und Demut, Maßhalten, Entwicklung stiller innerer Größe, Wissen um die unausbleibliche eigene Schuld, Werteempfinden gegenüber Ressourcen und Dingen, Aufmerksamkeit, Anstrengungsbereitschaft, Selbstüberwindung, Mitgefühl – auch mit dem Mitgeschöpf und der Natur, Hilfsbereitschaft, Widerstand gegenüber Bosheit, Mißgunst, Häme, Neid, Toleranz im Sinne des Verständnisses dafür, daß jeder seine Art entwickeln muß, mit seinem Selbst und dem Leben zurechtzukommen.
Einsicht darin, daß die Menschen ihrem Wesen, ihrem Charakter, ihre Befähigungen und Willen nach verschieden sind und sich einen jeweils eigenen Platz erarbeiten. – Werde, der du bist.
Befähigungen:
Gelassenheit, Skepsis gegenüber Wahrnehmungen, Urteilsvermögen, das auch im Vermögen besteht, eigene Urteile zu revidieren
Basis:
Ausdauer und Kraft, ruhiger Lebensernst, Abhärtung, Beweglichkeit, Durchhaltevermögen, Widerstandskraft (Resilienz), gleichfalls aber Kenntnis der eigenen Grenzen und der legitimen Selbstbedürfnisse, dazu erfordert: Sport, der erlebbar macht, wie man an seine Grenzen geht und diese überwindet. Wehrfähigkeit? Vormilitärische und militärische Ausbildung sind intensive Schulungen des eigenen Selbst, weil das Militärische mit dem Kampf und dem Tod, dem Bestehen (oder Versagen) im Risiko und in quasi radikaler Kontingenz, dem Opfer, dem Sieg oder der Niederlagen, also durchweg mit Extremen konfrontiert und zudem befähigen wird zu Kameradschaft und Uneigennützigkeit, zu Unterordnung unter ein Ziel oder den Befehl einerseits, andererseits zur Entschlossenheit, zur Führung und zur Übernahme von Verantwortung. Im Kampf, auch im nur geübten, lernt man sich und den anderen kennen.
Bedingungen von Bildung überhaupt: Zeit und Muße, Geduld, Langfristigkeit und Nachhaltigkeit, Besinnung, Abwechslung von intensiver Anspannung mit befreiender Entspannung. Aufgabe des Prinzips der Ganztagsschule, um zu einer kindgerechten Rhythmisierung des jungen Lebens zurückzufinden, den Lehrern wieder Zeit für verantwortungsvolle Unterrichtsvorbereitungen und ebenso für ihren seelischen Ausgleich zu ermöglichen, zumal die enormen Krankenstände zum nicht geringen Teil in Streß- und Überlastungssyndromen begründet sind.
Problem der Lehrerbildung:
Namentlich die geisteswissenschaftliche Lehrerausbildung der letzten Jahrzehnte litt an ähnlichen kulturellen Bestandverlusten wie jene der Schüler, was etwa zur Folge hatte, daß nicht wenige künftige Lehrern durchaus Schwierigkeiten im verstehenden, also bspw. sinnentnehmenden Lesen oder im fehlerfreien und stilistisch angemessen Schreiben haben.
Ebenso fehlt es an Allgemeinbildung, der Kenntnis übergreifender Zusammenhänge und überhaupt Belesenheit. Abschlüsse – auch von Lehrern – sind über Jahrzehnte entwertet worden und sagen kaum etwas über deren fachliche Befähigung aus. – Das ist nicht die Schuld der Absolventen und Referendare selbst, gingen sie doch durch eine Schule, die für derzeit zwanzig Prozent funktionale Analphabeten unter allen Neunkläßlern verantwortlich ist.
Wer es aus einem solchen Sekundarschulmilieu aufs Gymnasium schafft, liegt zwar über dem Schnitt, aber es fehlt selbst ihm an Grundlagen. Insofern sich auf dem Gymnasium über fünfzig Prozent der Schüler wiederfinden, stellt es eher eine Gesamtschule als eine leistungsorientierte Oberschule dar. Ja, das Gymnasium streßt, wie es heißt; aber es streßt, weil es zu sehr quantifiziert und weniger qualifiziert. Überfordert sind jene, die zu keinem anderen Kapitel deutscher Bildungsgeschichte sehr gute Abiturienten gewesen wären. Sie gehörten an eine Schulart mittleren oder unteren Anforderungsniveaus. Leider entschließen sich eher schwächere Abiturienten dazu, Lehrer werden zu wollen.
Ist derzeit guter Unterricht möglich?
Nur durch Lehrer, die aus eigenem Verantwortungsgefühl arbeiten, was einschließt, daß sie dann eher trotz als durch das System Gutes bewirken werden. Ihrer Verantwortung obliegt, sich der Talente und der still Suchenden anzunehmen, diese behutsam anzuregen und zu ermutigen, ihnen Fenster zu öffnen und Richtungen zu weisen und sie neben dem Unterricht zu versorgen, ihnen gewissermaßen tiefere Blicke zu ermöglichen oder einfach die passende Lektüre mitzubringen, an der sie Gedanken, Geschmack und Urteilsvermögen ausbilden können.
micfra
Sie sollten dazu, eventuell mit Frau Sommerfeld, das mal in Buchform fassen. Ich bin jedenfalls beeindruckt von dieser Zusammenschau! Danke.