Der Aktivist wird die Lektüre immer anders betrachten…
…als jemand, der sich der vita contemplativa verschrieben hat. In der Breite herrscht stets der agitatorische Impetus vor, wir sind – wenn überhaupt – immer Theoretiker in Bewegung.
Zu verhindern, daß dabei Grundbausteine der eigenen Vision für ein gutes Foto, oder eine allzu wohlfeile Allianz aufgegeben werden, ist dabei von ebenso großer Wichtigkeit wie Sorge zu tragen, daß die Bücherwürmer die Praktiker nicht in ihre weltanschaulichen Reinheitsspiralen saugen.
Dieses Gleichgewicht läßt sich erfahrungsgemäß nur halten, wenn die Theorie auch für diejenigen fassbar bleibt, die – ganz platt gesagt – keine großen Leser sind. Denn wo für den einen Ernst Jünger ein Erweckungsautor ist, da kann für den anderen schon das Abenteuerliche Herz allzu schwer entsiegelbar sein. Dieser für manche abschreckenden Hermetik des (zum Glück nach wie vor wachsenden) rechten Lesekanons möchte sich das Projekt Junge Flamme aus der roten Hansestadt Hamburg annehmen.
Das Lesen kann einem dabei freilich niemand abnehmen, aber darum geht es den jungen Hamburgern auch gar nicht; essentiell für die Lektüre ist schließlich, daß man damit beginnt. Aus diesem Grund bietet die Gruppe nicht nur interne Seminare und Lesekreise, in welchen der Stoff in kleiner Runde wirklich er-arbeitet wird, sondern setzt in der eigenen Öffentlichkeitsarbeit auch darauf, niedrigschwelligere Zugänge zu den aktuellen Strömungen unserer Gedankenwelt zu schaffen.
Daß sie nun für ihr erstes Video meinen kaplaken europaradikal als Einstieg für ihr YouTube-Projekt ausgewählt haben, weckt natürlich ein gewisses Maß an Autorenstolz – schließlich hatte ich das Büchlein genau für ein solches junges, lesefreudiges Publikum verfaßt. Den europäischen Impuls meiner Schrift haben die Aktivisten dabei durchaus ernstgenommen: In insgesamt fünf Sprachen (Deutsch, Englisch, Französisch, Italienisch, Dänisch) geben sie einen strukturierten Überblick über das Essay, der durch übersichtliche Grafiken untermalt wird.
Für diejenigen, die “die Europa-Frage” im eigenen Theoriekosmos nur peripher abhandeln möchten (was ich nicht empfehle), eignet sich dieser zehnminütige Durchstich zum entspannten Abhaken; sie sind mit dem anschaulichen Video ebenso gut versorgt, wie diejenigen, die immer noch auf den richtigen Anstoß warten, um tiefer in die Gewässer jungeuropäischer bzw. europaradikaler Denkwelten zu einzutauchen.
https://www.youtube.com/watch?v=H0hdPc8Rjeo
Neben der Arbeit auf ihren Netzkanälen werden im Rahmen des Projektes auch Seminare, Vorträge und Kulturveranstaltungen angeboten. Wer also aus dem Raum Norddeutschland kommt und Interesse an der Bildungs- und Kulturarbeit der Jungen Flamme hat, kann über die Nachrichtenfunktionen der u.g. Kanäle auch direkt Kontakt zu den Aktivisten aufnehmen.
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Das Video hat Ihr Interesse an der Streitschrift europaradikal geweckt? Sie ist nach wie vor hier lieferbar!
Niekisch
Glückwunsch zu diesem Vorhaben!
Ob die jungen Hamburger wissen, dass ihre Stadt schon einmal in den 60iger Jahren Standort junger Denkarbeit und Beweglichkeit war? Gibt es vielleicht eine Traditionslinie?