Sonntagsheld (161) – Alle, die mit uns auf Kaperfahrt fahren…

...dürfen keine Skandinavier sein!

dür­fen kei­ne Skan­di­na­vi­er sein!

Daß es nichts skan­di­na­vi­sches, indes aber viel nicht-skan­di­na­vi­sches gibt, wis­sen Sie, wer­te Leser, ja spä­tes­tens, seit­dem wir uns Anfang des Jah­res im Rah­men die­ser Kolum­ne gemein­sam einem fil­mi­schen Mach­werk der Scan­di­na­vi­an Air­lines gewid­met haben.

Neue Erkennt­nis­se im Bereich der Non-Skan­di­na­vis­tik lie­fert nun ein Arti­kel auf der Home­page von Natio­nal Geo­gra­phic:
Die Wikin­ger – eigent­lich DER Export­schla­ger der Nord­lan­de – waren, so stellt eine im Fach­magazin Natu­re erschie­ne­ne Stu­die begeis­tert fest, kei­ne eth­nisch homo­ge­ne Grup­pe. Erschie­nen ist der Arti­kel unter dem rei­ße­ri­schen Titel: „DNA-Stu­die zu den Wur­zeln der Wikin­ger: Weder blond noch skandinavisch”.

Wie Sie sich vor­stel­len kön­nen, sitzt der Schock tief. Für vie­le Skan­di­na­vi­er und Wikin­ger-Fans dürf­te durch die­se Stu­die ihr fel­sen­fes­tes Welt­bild vom blon­den Bar­ba­ren gehö­rig ins Wan­ken gera­ten. Denn sie müs­sen sich beleh­ren las­sen: „Die Wikin­ger waren ein bun­ter Hau­fen ohne ein­heit­li­che Eth­nie oder Nati­on.“ Ins­be­son­de­re der der­zeit in Grün­dung befind­li­che Zen­tral­rat der Wikin­ger in Deutsch­land ist schwer empört und gab bekannt, eine Ver­fas­sungs­be­schwer­de beim nächs­ten Allt­hing in Hait­ha­bu ein­rei­chen zu wol­len. Auch Ver­tre­ter wikin­gi­scher Min­der­hei­ten in Schwe­den und Nor­we­gen kün­de­ten Pro­test­kund­ge­bun­gen an, wel­che jedoch an den vor­herr­schen­den Coro­na-Bestim­mun­gen scheiterten.

Spaß bei­sei­te: Natür­lich ist das ein gro­ßer Stroh­mann. Selbst in den ver­wirr­tes­ten Win­keln der Rech­ten habe ich noch nie jeman­den getrof­fen, der „die Wikin­ger” ernst­haft für „eine eige­ne eth­ni­sche oder regio­na­le Grup­pe von Men­schen mit einer rei­nen‘ gene­ti­schen Blut­li­nie” gehal­ten hat. Wenn der Begriff über­haupt als (Selbst-)bezeichnung ver­wen­det wur­de, bezog er sich auf den Akt der (Raub-)seefahrt. Um so inter­es­san­ter ist es aller­dings, sich nicht nur über die offen­sicht­lich poli­tisch moti­vier­te Über­schrift zu echauf­fie­ren, son­dern ein wenig wei­ter im Text zu stöbern. 

Nach eini­gen ober­fläch­lich ein­lei­ten­den Wor­ten, die sich den see­tüch­ti­gen Nord­män­nern wid­men, rücken die Autoren näm­lich mit den Hin­ter­grün­den der Stu­die her­aus: „Die „Nature“-Studie unter­such­te die gene­ti­schen Daten von 442 Men­schen, deren Über­res­te aus der Zeit von etwa 2400 v. Chr. bis 1600 n. Chr. stam­men. Alle wur­den in Gebie­ten begra­ben, in die sich die Wikin­ger einst aus­ge­brei­tet hat­ten. Eini­ge hat­ten ein­fa­che Grä­ber an weit ent­fern­ten Orten wie Grön­land, ande­re wur­den mit Arte­fak­ten im skan­di­na­vi­schen Stil wie Mün­zen, Waf­fen und sogar gan­zen Boo­ten bestattet.“

Wer kennt sie nicht, die bru­ta­len See­räu­ber aus den sturm­um­tos­ten Fjor­den, die mit ihren Kaper­fahr­ten began­nen, als in Meso­po­ta­mi­en gera­de das Gil­ga­mesch-Epos nie­der­ge­schrie­ben wur­de und ins­ge­samt 4000 Jah­re lang den Kon­ti­nent ter­ro­ri­sier­ten, bevor sie sich im Jahr 1600 – viel­leicht ange­sichts des her­an­dräu­en­den Drei­ßig­jäh­ri­gen Krie­ges – zur Ruhe setzten? 

Viel inter­es­san­ter – und im Arti­kel über­ra­schend wenig gewür­digt – ist da doch die Tat­sa­che, daß bei den fast 450 aus ganz Euro­pa zusam­men­ge­klaub­ten Ske­let­ten aus vier Jahr­tau­sen­den, die in der Stu­die durch­sucht wur­den, zwar durch­aus eine inner­eu­ro­päi­sche Vari­anz (vul­go „Viel­falt”) nach­ge­wie­sen wer­den konn­te, Spu­ren außer­eu­ro­päi­scher Popu­la­tio­nen aber offen­bar wei­test­ge­hend feh­len: „‚Vie­le Wikin­ger sind gemisch­te Indi­vi­du­en‘ und hat­ten bei­spiels­wei­se Vor­fah­ren sowohl aus Süd­eu­ro­pa und Skan­di­na­vi­en oder sogar sami­schen und euro­päi­schen Ursprungs.“ In Anbe­tracht der Tat­sa­che, daß ihre Han­dels- und Raub- und Ent­de­cker­fahr­ten die Wikin­ger bis nach Afri­ka und Asi­en führ­ten, ein durch­aus beacht­li­ches Detail. 

Die Ant­wort auf die Fra­ge, wes­halb Wikin­ger jetzt gar kei­ne blon­den Haa­re hat­ten und unter ihnen auch kei­ne Skan­di­na­vi­er waren, wie es die Über­schrift insi­nu­iert, blei­ben die Autoren schul­dig. Wenigs­tens mit dem Schluß­satz des Arti­kels erklä­re ich mich indes ein­ver­stan­den: „Migra­ti­on war schon immer ein Fak­tor in der Geschich­te der Mensch­heit“. Nein, wirk­lich. Wer hät­te das gedacht?!

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Kommentare (15)

RMH

12. Oktober 2020 07:23

... und der Sonntagsheld ist damit Hägar der Schreckliche?

Da Urlaub in Dänemark seit einiger Zeit in Mode gekommen ist, empfehle ich den Besuch des Museums in Jelling. Da kann man - wie in vielen anderen Museen Dänemarks auch - erleben, wie unverkrampft mit Vergangenheit umgegangen werden kann und man kann u.a. multimedial, -visuel schon einmal den Einzug nach Walhalla proben ...

PS:  Jedes europäische Volk beruht auf einer anfänglichen Mischung - welch Überraschung! Das hat sogar der als Tabu geltende notorische H.St. Chamberlain in seinen Grundlagen des 19.Jhdts vor mehr als 120 Jahren so dargestellt (siehe Kapitel: Das Völkerchaos).

quarz

12. Oktober 2020 08:26

"filmisches Machwerk der Scandinavian Airlines"

Als ich vor einiger Zeit nach norwegischen Wanderrouten googelte, wurde ich auf ein bemerkenswertes Phänomen aufmerksam. Mir wurden vom Suchprogramm verschiedene Youtube-Videos nahegelegt, unter denen in auffälliger Häufung (ich weiß nicht, ob man bereits von einem Genre sprechen kann) Video-Blog-Sequenzen vorkamen, die durch folgende Gemeinsamkeit gekennzeichnet waren.

Junge skandinavische Frauen berichten regelmäßig in schwärmerischem Ton von ihrem abgeschiedenen Leben in der Natur weitab der dichten Siedlungsräume. Sie zeichnen Bilder von ihrem Dasein, die man unter Kitsch rubrizieren würde, wenn da nicht ein ehrlicher Grundton alles durchwebte. Die staatsideologisch verordnete "neueVielfalt" kommt nicht einmal in homöopathischen Dosen vor.

Und diese Videos generieren z.T. 10-20 Millionen Klicks. Man braucht vermutlich kein Tiefenpsychologe zu sein, um zu ahnen, dass da eine Sehnsucht nach etwas zu Ausdruck kommt, das explizit nicht gesagt werden darf.

 

Volksdeutscher

12. Oktober 2020 08:34

Es gibt viel pseudowissenschaftlichen Schwachsinn auf You Tube und auf Wikipedia. Oft werden sie in politischer Absicht hochgeladen und verbreitet. Die Leute, die das betreiben, müssen dessen bewußt sein. Das beginnt schon mit der Behauptung, daß es skandinavische Sprachen gibt. Die gibt es eben nicht. Skandinavisch ist ein geografischer Begriff und kein linguistischer. In der Linguistik benutzt man den Terminus germanische Sprachen. Skandinavien ist eine Region in Nordeuropa und bezeichnet im eigentlichen Sinne das Staatsgebiet von Schweden und Norwegen. Selbst Dänemark (ebenfalls das Gebiet eines ehemaligen Wikingervolkes) gehört geografisch nicht dazu! Und Finnland gehört geografisch, ethnisch, sprachlich und kulturell nicht dazu. Es gibt doch auch keine südeuropäische Sprachen oder osteuropäische Sprachen... Warum hat man dann gerade jene Region Europas für die Verfälschung herangezogen? Was soll die falsche Bezeichnung? Für mich offensichtlich: der Terminus skandinavisch soll germanisch ersetzen, verdrängen und so unsere gemeinsame Sprach- und Abstammungsgeschichte mit ihnen zerstören. Auf Wikipedia wird sogar behauptet, daß die Verwandtschaft des Gotischen mit den nordgermanischen Sprachen "umstritten" sei. Durch wen denn? Wer einen gotischen Text in der Hand hatte und allgemeine Kenntnisse der germanischen Sprachen besitzt, weiß, daß es ein Unsinn ist. Wo behauptet wird, daß nichts mit nichts verwandt sei: Ist das nicht Atomisierung mittels Individualisierung?

Franz Bettinger

12. Oktober 2020 09:40

Wer etwas über die Wikinger wissen will, soll das sehr unterhaltsame Buch lesen: „Die Abenteuer des Röde Orm" von Frans Bengtsson. Der Leser wird nicht nur Gutes über die Nordmänner erfahren. Die Wikinger waren z.B. groß im Sklavenhandel tätig (weißer Sklaven in die arabische Welt) und fielen nicht selten selbst der Sklaverei zum Opfer. 

herbstlicht

12. Oktober 2020 10:09

»„Ich hätte mir die rechnerischen Herausforderungen bei diesem Datensatz nicht träumen lassen“, sagt die Evolutionsgenetikerin Eske Willerslev. Die Professorin für Ökologie und Evolution an der Universität Kopenhagen und Direktorin ihres Exzellenzzentrums für Genetik leitete das Wikinger-Genomprojekt.«

Eske Willerslev

Schmierfink bei NG!

 

Fritz

12. Oktober 2020 10:19

Eine genetische Untersuchung der Einwohner Andalusiens hat ähnliche Ergebnisse zu tage gefördert. In Almeria, Granada und Malaga, wo die arabische Herrschaft am längsten dauerte, finden sich praktisch keine afrikanischen Gene.

 https://elpais.com/elpais/2019/06/04/ciencia/1559654994_049558.html

"Trotz der langen Anwesenheit von Arabern und Nordafrikanern in diesem Teil Spaniens sind ihre genetischen Spuren praktisch nicht nachweisbar. Es gibt da nicht mal signifikante Unterschiede zu anderen europäischen Völkern." (meine Übersetzung)

Der_Juergen

12. Oktober 2020 12:18

@Volksdeutscher

Der Begriff "skandinavische Sprachen" könnte durch "nordgermanische Sprachen" ersetzt werden. Diese Idiome bilden, wie auf den ersten Blick zu erkennen ist, eine eigene Gruppe innerhalb der germanischen Sprachfamilie. Hiervon zeugt der eigenständige Wortschatz ebenso wie gewisse grammatikalische Strukturen, z. B. der suffigierte bestimmte Artikel. Dass Dänemark geographisch nicht zu Skandiniavien gehört, mag durchaus stimmen, ändert jedoch nichts daran, dass die dänische Sprache der norwegischen (in ihrer geschriebenen Form, die Aussprache ist völlig anders) so stark ähnelt, dass man ganze dänische Sätze schreibe kann, die sich nur minimal von den entsprechenden norwegischen unterscheiden. Norweger und Dänen können geschriebenes Schwedisch auf Anhieb zu mindestens 85% verstehen. - Isländisch und Färoisch sind von diesen drei Sprachen recht verschieden, weil sie extrem konservativ sind und sich im Verlauf der Jahrhunderte strukturell und in Bezug auf den Grundwortschaft nur wenig geändert haben. - Dass Finnisch nicht zu den germanischen und somit auch nicht zu den skandinavischen Sprachen gehört, ist weithin bekannt.

Volksdeutscher

12. Oktober 2020 14:15

@Der_Jürgen Das ist alles richtig. Meines Wissens brauchen Dänen, Norweger und Schweden bis zum heutigen Tag keinen Dolmetscher im Umgang miteinander, sie betrachten sich als ein Volk. Allerdings, wie ein dänischer Bekannter mir beteuerte, sei es für Dänen gar nicht so einfach Schwedisch zu verstehen. Sowohl Isländisch als auch Färöerisch sind eigentlich Altnorwegisch, die durch räumliche Isolation sehr konservativ geblieben sind und all dasbewahrt haben, was die "modernen" nordgermanischen Sprachen abgestreift haben. Der suffigierte bestimmte Artikel ist eine Eigentümlichkeit aller nordgermanischen Sprachen. Ob das einen Archaismus darstellt, den die westgermanischen Sprachen durch ihre räumliche Herauslösung aus der nordischen Einheit sehr früh abgeworfen haben, weiß ich leider nicht. Ich meinesteils benutze niemals die Bezeichnung skandinavisch, weil nordgermanisch korrekt und an sich schon eine Unterscheidung zu westgermanisch darstellt. Sprachen werden nicht nach geografischen Begriffen geordnet, was mein Hinweis auf die falsche und nicht existente Unterscheidung von ost- oder südeuropäische Sprachen verdeutlichen sollte. Die sprachlichen Eigentümlichkeiten und der Lebensraum nordgermanischer Stämme haben für Sprachwissenschaftler nie ein Geheimnis dargestellt. Zum Glück haben wir die Edda, die uns mit ihnen unzertrennlich verbindet.

Marc_Aurel

12. Oktober 2020 15:11

Solche und ähnliche Wortmeldungen tauchen ja in den Leitmedien immer mal wieder auf und man lässt sie, zusammen mit anderen Versuchen der Einflussnahme, wie Brandungswellen kontinuierlich gegen die Fundamente der Identität (in den Köpfen) anlaufen, in der Hoffnung auf schleichende Erosion. Der geschilderte Fall ist natürlich besonders grotesk und dadurch, dass die Absicht einen Strohmann aufzubauen besonders offensichtlich ist, schon fast wieder komisch, trotzdem wirkt dieses Gift leider bei vielen. Perfide daran ist vor allem, dass hier Ideologie im Gewand der Wissenschaft daherkommt, aber auch das ist man ja gewohnt (siehe Gender u.a.)

Fritz

12. Oktober 2020 15:57

Ein authentisches Bild der Welt der Wikinger zeichnet Bernard Cornwell in seinen hervorragenden Romanen: https://www.bernard-cornwell.de/buchreihe/uhtred-wikinger/

Beowulf

12. Oktober 2020 16:09

Na zum Glück wurden genug Skelette über einen ausreichend langen Zeitraum untersucht um Varianz zu finden. 
Viel schlimmer wäre es, wenn ein Homo wikingerensis gefunden worden wäre, der eine eigene Menschenart bildet.

Thomas

12. Oktober 2020 20:20

Bin etwas enttäuscht, den Titel des gestrigen Sonntagshelden hätte Michael Wendler bekommen sollen, den hier wahrscheinlich niemand kennt. Ein B-Promi aus der Unterhaltungsbranche, Schlagersänger und DSDS-Moderator bei RTL. Der hat in einem privaten Video der Bundesregierung Verfassungsbruch in der "Corona-Krise" vorgeworfen und die Medien in der BRD als gleichgeschaltet und politisch gesteuert bezeichnet. Nach seinem Bekenntnis gab es eine massive Kampagne aller Rundfunk- und Printmedien gegen ihn, mit dem Ziel, ihn gesellschaftlich, sozial und finanziell zu vernichten, Ehefrau, Freunde und Geschäftspartner unter Druck zu setzen, sich von ihm zu distanzieren, Werbeverträge zu kündigen. Wie immer mit den üblichen Verleumdungen wie Verschwörungstheoretiker, "Corona-Leugner" usw. Bis jetzt hat er aber gegen die ganze Meute tapfer durchgehalten, ich hoffe, dass er dies auch weiterhin tut und andere ermutigt.

https://www.youtube.com/watch?v=XD8jUpVc6Ys

Eldor

12. Oktober 2020 20:22

Immer wieder derselbe (sorry) "Narrativ" von der angeblichen migrantischen Konstanz der Menschheitsgeschichte, so auch verzapft vom grünen TV-Professor Lesch. Und dann natürlich aus Afrika, als ob das vorsteinzeitliche etwas mit dem heutigen zu tun hätte oder eine positive Aussage über die dort zurückgebliebenen wäre.

Die Einwanderung der Neandertaler in das menschenleere Europa fand vor 200 Tsd. Jahren statt, zu einer Zeit, als es auf der ganzen Erde weniger Menschen gab als heute in einer einzigen Großstadt. Eine zweiten Wanderungsphase brachte, beginnend etwa vor 60 Tsd. Jahren, den Sapiens nach Europa, nachdem dessen erster Vorstoß vor 100 Tsd. Jahren stecken geblieben war. Im heutigen Syrien übrigens; was das wohl den Politkorrekten bedeuten mag...? Aber auch das zielte in so gut wie leere Gebiete; denn es gab damals in Europa wohl weniger als 500 Tsd. Menschen.

Diese Verhältnisse zeigen, wie abstrus es ist, historische "Wanderungen" mit der prähistorischen Besetzung leerer Räume zu vergleichen, auch wenn dadurch teilweise vorher dorthin gezogene Menschengruppen eher verdrängt als systematisch ausgerottet wurden. Gewalt und Ausrottunge sind hingegen für die meisten späteren Völkerwanderungen oder Eroberungen verbürgt. Eine Ausnahme ist etwa die deutsche Ostkolonisation.  

Eldor

12. Oktober 2020 20:30

(fortgesetzt)

Nun kann man sich auf den Standpunkt stellen, daß sich nach vielen historischen Fällen der Einwanderung eine "höhere" Kultur durchgesetzt oder andere erhöht habe wie bei den Römern in Germanien oder den Eroberern der heutigen Gebiete Kanadas und der USA. Fairerweise sollte man den islamischen und osmanischen Eroberern in ihrer Zeit dasselbe zugestehen. Gleiches muß man aber beim Zusammenstoß spanischer Desperados mit den Azteken für fraglich halten. Allerdings stieß ja danach ein geordnetes Staatswesen in die Bresche. 

Auf die Raubzüge der Mongolen, Hunnen, Tataren oder Wikinger trifft weder das erste, noch das zweite zu. Sie waren eine Heimsuchung für alle Zielgebiete, und die genetische Vermischung mit deren Bevölkerung eine Folge von Vergewaltigungen und Frauenraub. Wie jemand bei allem Verständnis für die Aufnahme der Wikinger in die heutige skandinavische Folklore darauf kommen kann, deren Treiben als Lehrstück für die heutige - und sogar noch von Regierungen wie der deutschen ermunterte - sog. Zuwanderung zumeist alleinstehender junger Männer aus zurückgebliebenen Weltgegenden anzusehen, erschließt sich mir jedenfalls nicht.

Volksdeutscher

12. Oktober 2020 21:55

Marc_Aurel "Solche und ähnliche Wortmeldungen tauchen ja in den Leitmedien immer mal wieder auf und man lässt sie, zusammen mit anderen Versuchen der Einflussnahme, wie Brandungswellen kontinuierlich gegen die Fundamente der Identität (in den Köpfen) anlaufen, in der Hoffnung auf schleichende Erosion." Sie sehen das sehr richtig, ähnliches Bestreben vermute ich ebenfalls dahinter: Zerstörung von Identität.

@Beowulf - Rekonstruktion von Skeletten darf man nicht für bare Münze nehmen, da Skelette keinen Aufschluß darüber liefern, zu welcher sozialen Schicht derjenige ehemals gehörte und mit welcher Häufigkeit er innerhalb einer Population auftrat. So kann man zwar bescheinigen, daß der Ausgegrabene negroide oder asiatische Gesichtszüge hatte, aber er wird mit  höchster Wahrscheinlichkeit ein Sklave oder ein Gefangener in der Gemeinschaft von Germanen sein oder der das Kind einer arabischen Sklavin von einem Germanen. Dies hochzurechnen und daraus auf die physische Beschaffenheit und ethnische Herkunft eines Volkes zu schließen, wäre purer Fälschung in manipulativer Absicht. Leider geschieht dies oft.

 

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