Schule – real und digital

In manchen Bundesländern spricht man von Schulschließungen bis Mitte Februar, bis zum Ende der Winterferien also. Was soll aus den Schülern werden?

Heino Bosselmann

Heino Bosselmann studierte in Leipzig Deutsch, Geschichte und Philosophie für das Lehramt an Gymnasien.

Denn: Wo nor­ma­ler Unter­richt ein Pro­blem ist, da ist es digi­ta­ler erst recht. Im Klas­sen­raum hängt alles an der Leh­rer­per­sön­lich­keit, mit­hin an ihrer im Wort­sinn unmit­tel­ba­ren Prä­senz. Fehlt sie, läuft es schlech­ter und meis­tens gar nicht.

Dies als Vor­be­mer­kung, weil ver­meint­li­che Sach­ver­stän­di­ge bereits sug­ge­rie­ren, digi­ta­ler Unter­richt wäre nicht nur gleich­wer­tig, son­dern, tech­nisch nur rich­tig ver­stöp­selt, sogar bes­ser gestalt­bar als der nor­ma­le, der aber in sich schon eine hohe mensch­li­che Qua­li­fi­ka­ti­on über alle Fach­kom­pe­tenz hin­aus verlangt.

Wir nei­gen dazu, Tech­nik, zumal das Fas­zi­no­sum der digi­ta­len, nicht mehr nur als Werk­zeug zu erken­nen und rein prak­tisch zu nut­zen, son­dern sie zu feti­schi­sie­ren. Sie wird ver­klärt und damit Kult. Apple hat das bis in die glat­te Ste­ri­l­äs­the­tik sei­ner Gerä­te hin­ein exzel­lent „ver­kör­pert“. Offen­bar ken­nen nicht nur Künst­ler, son­dern eben­so Inge­nieu­re und Infor­ma­ti­ker den Pyg­ma­li­on-Effekt – ganz pas­sen­der­wei­se, gene­rie­ren sie doch in den Bann zie­hen­de vir­tu­el­le (Ersatz-)Welten, in die man sich ver­liert, hin­ge­ris­sen und genarrt. Ins­be­son­de­re Her­an­wach­sen­de, mit den bekann­ten pro­ble­ma­ti­schen Folgen.

Nur kann Tech­nik allein eben nichts, son­dern umge­kehrt muß wei­ter­hin gel­ten: Wir kön­nen Tech­nik. Wenn wir es denn kön­nen und wenn wir aus einer trag­fä­hi­gen Idee her­aus ziel­ge­rich­tet arbei­ten. Genau die­se Grund­la­ge soll aber für den Unter­richt kaum mehr gel­ten, geht es dort all­zu häu­fig nur­mehr ums blo­ße Machen.

Man nennt das dann „Pro­jek­te“. Und man fin­det es „inno­va­tiv“. Weil „inhalt­li­che Rele­vanz“ und „red­li­ches Arbei­ten“ eben nicht so hip klin­gen. Aber der Begriff “Medi­en” klingt hip, nur sind die ledig­lich Mitt­ler; sie ver­mit­teln Inhal­te und sind als sol­ches nicht selbst Inhalt, son­dern Mit­tel zum Zweck.

Grund­sätz­lich gilt: Nicht die Tech­nik, nicht die Mit­tel, son­dern der Leh­rer hat zu füh­ren; die Mit­tel ord­net er sich gemäß der Ziel­stel­lung zu. – Die­se bana­le Selbst­ver­ständ­lich­keit der jahr­tau­sen­de­al­ten Bil­dungs­ge­schich­te wol­len lin­ke und grü­ne Refor­mer zwar seit Jahr­zehn­ten revi­diert wis­sen, aber wo sie damit Erfolg haben, ist guter Unter­richt nicht mehr möglich.

Aller­dings kann nur füh­ren, wer dazu vom per­sön­li­chen Wesen her geeig­net ist: lei­den­schafts- und daher durch­set­zungs­fä­hig, zuge­wandt, sen­su­ell hell­wach, fach­lich ver­siert, cha­ris­ma­tisch, gleich­zei­tig aber aus­ge­stat­tet mit Her­zens­bil­dung. Ob es ein Leh­rer gut mit ihnen meint, dafür haben alle Schü­ler (und gera­de die ver­meint­lich “schwä­che­ren”) ein intui­tiv siche­res Sen­so­ri­um. Nur wenn dies der Fall ist, nur wenn sie sich ange­nom­men wis­sen, ver­mag er die Auf­merk­sam­keit von Kin­dern und Jugend­li­chen zu binden.

Dar­über hin­aus ist zwei­er­lei für eine erfolg­rei­che Ver­mitt­lung vor­aus­zu­set­zen: Zum einen müs­sen Leh­rer über­haupt einen kom­mu­ni­ka­ti­ven Zustand her­zu­stel­len ver­ste­hen, zum ande­ren soll­ten sie plau­si­bel machen kön­nen, war­um das von ihnen Gebo­te­ne für die Schü­ler rele­vant sein sollte.

Erst wenn bei­des gewähr­leis­tet ist, Kom­mu­ni­ka­ti­ons­be­reit­schaft und inne­re Auf­ge­schlos­sen­heit gegen­über dem Unter­richts­ge­gen­stand, kann ein Pro­zeß gelin­gen, der Schü­ler bil­det und erzieht. Nötig sind die­se Sicher­stel­lun­gen schon des­we­gen, weil Leh­rer und Schü­ler in der Schu­le pflicht­ge­mäß zusam­men­kom­men. Die­se tref­fen aus Grün­den der Schul­pflicht im Klas­sen­raum ein, jene erfül­len pflich­tig einen Arbeitsvertrag.

Inner­halb eines sol­chen Nöti­gungs­zu­stan­des ist Auf­ge­schlos­sen­heit nicht ein­fach so vor­aus­zu­set­zen oder zu erzwin­gen; sie muß viel­mehr mit Geschick und Ein­füh­lung erst her­ge­stellt wer­den. Das ist nur über Unmit­tel­bar­keit, also mög­lichst demas­kiert, mit­hin über den per­sön­li­chen Aus­druck, gera­de den non­ver­ba­len, in Mimik und Kör­per­spra­che möglich.

Die­se Ein­gangs­vor­aus­set­zun­gen sind über die für einen Fern­un­ter­richt benö­tig­ten tech­ni­schen Medi­en viel schwie­ri­ger sicher­zu­stel­len, denn es fehlt die Unmit­tel­bar­keit. Eine Unter­richts­stun­de ist eine sehr sen­si­ble, gera­de­zu inti­me Ange­le­gen­heit, in deren Ver­lauf vie­le See­len­din­ge mit vir­tuo­sem Geschick jon­gliert und balan­ciert wer­den müssen.

Dies geschieht heu­te gera­de in der Ganz­tags­schu­le mehr denn je inner­halb eines Streß­fel­des, das Schü­ler und Leh­rer kir­re macht: Es ist laut, Kon­flik­te sind zu klä­ren, For­ma­li­en abzu­ar­bei­ten, stän­dig besteht Gesprächs­be­darf, dau­ernd gilt es zu selek­tie­ren, was nun wich­tig ist und was war­ten muß. In der soge­nann­ten Coro­na-Kri­se kommt das Exer­zie­ren der ver­schie­de­nen Hygie­ne-Maß­nah­men hinzu.

Distanz­un­ter­richt löst die­ses Reiz­feld zwar auf, setzt den Schü­ler aber zu Hau­se ande­ren Ablen­kun­gen aus, die sei­ne Kon­zen­tra­ti­on ohne Gegen­len­kung durch den Leh­rer noch mehr erschwe­ren, zumal der Schü­ler vor dem PC oder Tablet an einem ner­vö­sen Medi­um sitzt, das ihn ohne­hin hip­pe­lig wer­den läßt. Her­an­wach­sen­de lau­fen schon in ihrer Frei­zeit Gefahr, von den „Screens“ gera­de­zu ver­schluckt zu wer­den. Die­ses Risi­ko wächst mit digi­ta­lem Unter­richt noch.

Die seit den Sieb­zi­gern in immer neu­en Wel­len über die Schu­len her­ein­bre­chen­den lin­ken Reform­kam­pa­gnen waren grund­sätz­lich von der Ten­denz, Inhal­te zu redu­zie­ren, also den Pri­mat des Sub­stan­ti­el­len durch jenen der Metho­de zu erset­zen. Die Mar­gi­na­li­sie­rung des Inhalt­li­chen ging ein­her mit der Infla­tio­nie­rung der Bewer­tung und dem Ver­zicht auf Leistung.

Deren eins­ti­ge Bedeu­tung neh­men nun­mehr Nach­teils­aus­glei­che, För­der­be­dar­fe und ‑ver­trä­ge ein. Nir­gend­wo gibt es außer­halb von Kli­ni­ken so vie­le Dia­gno­sen und Dia­gnos­ti­ker wie in der Schu­le. Faul­heilt, unan­ge­mes­se­nes Beneh­men und kogni­ti­ve sowie sprach­li­che Limi­tie­run­gen wer­den durch­weg patho­lo­gi­siert und einer­seits euphe­mis­tisch, ande­rer­seits alar­mie­rend mit pseu­do­me­di­zi­ni­schen und ‑psy­cho­lo­gi­schen Begrif­fen belegt.

So wird sug­ge­riert, das Kind, das Eltern­haus und letzt­lich auch die Schu­le könn­ten nichts dar­an ändern, es sei denn mit son­der­päd­ago­gi­schen und psy­cho­lo­gi­schen Mit­teln gemäß der Inklu­si­on, dem neu­en Heils­be­griff für her­zu­stel­len­de Gerech­tig­keit in Gleich­heit. Wer ver­hal­tens­ge­stört ist, benö­tigt in jedem zwei­ten Fall gar inten­siv­päd­ago­gi­sche Hil­fe, so der Ver­band Bil­dung und Erziehung.

Jede Unter­richts­ver­mitt­lung hät­te, so die moder­ne päd­ago­gi­sche Über­zeu­gung, unbe­dingt freud- und lust­voll zu gesche­hen, womit aber igno­riert wird, daß die eigent­li­che Freu­de erst dort beginnt, wo es anspruchs­voll wird, und daß nur das ange­strengt erwor­be­ne Ver­mö­gen, etwas rich­tig gut zu kön­nen, stolz macht, ech­tes Inter­es­se weckt und damit Lust auf mehr. Dies aller­dings setzt die Grund­er­fah­rung vor­aus, daß sich inter­es­san­te Räu­me nur nach gründ­li­cher Ori­en­tie­rung und mit tie­fe­rer Erkennt­nis öffnen.

Aber ganz ent­ge­gen die­sen ur-mensch­li­chen Beweg­grün­den dege­ne­rier­ten ins­be­son­de­re die nicht­gym­na­sia­len Sekun­dar­schu­len zu einem unver­bind­li­chen sozi­al­päd­ago­gisch grun­dier­tem Unter­hal­tungs­an­ge­bot. Der trü­ge­risch ein­gän­gi­ge Mode­be­griff der “Kom­pe­ten­zen” ver­mit­tel­te zudem die Illu­si­on, man kön­ne schon etwas, wenn man nur tren­di­ge Metho­den und „Tools“ beherrsch­te. Metho­den ohne Inhal­te ein­zu­üben, das, so der eins­ti­ge Vor­sit­zen­de des Leh­rer­ver­ban­des Josef Kraus, wäre jedoch wie ein Stri­cken ohne Wolle.

Weil der kon­ven­tio­nel­le Unter­richt in Erman­ge­lung ele­men­ta­rer Grund­la­gen­bil­dung und kla­rer Sys­te­ma­tik sowie in Ver­nach­läs­si­gung fes­ti­gen­den Übens und Wie­der­ho­lens mitt­ler­wei­le eines trag­fä­hi­gen Fun­da­men­tes ent­behrt, ist sei­ne digi­ta­le Aus­la­ge­rung um so schwieriger.

Wo lägen Alter­na­ti­ven? Lesen etwa könn­ten Schü­ler immer. Nur gibt es kaum mehr Lese­bü­cher, weil die maß­geb­li­che Bil­dungs­for­schung meint, man kön­ne alles, auch Lite­ra­tur, inte­gral behan­deln. Die Schul­buch­ver­la­ge bie­ten daher für den Deutsch­un­ter­richt kaum Lese­bü­cher an. Aber es gibt noch Biblio­the­ken, die zu ver­wai­sen dro­hen. Fer­ner: In den Mathe­ma­tik­bü­chern, die immer noch fach­di­dak­tisch beein­dru­ckend geschick­te Auf­ga­ben­samm­lun­gen bie­ten, wäre ohne PC selb­stän­dig wei­ter­zu­ar­bei­ten und auch mal um Lösun­gen von kom­pli­zier­te­ren „Sternchen“-Problemen zu rin­gen; nur bedarf es dazu enor­mer Selbst­dis­zi­plin. Wer auf nor­ma­lem Käst­chen­pa­pier rech­net oder in einem Geo­me­trie­heft Grund­kon­struk­tio­nen übt, alles nicht digi­tal, son­dern mit der Hand, qua­li­fi­ziert sich wirk­lich. So wie der Wirk­lich­keit, dem tat­säch­lich Anzu­schau­en­den, dem Bas­teln und Wer­keln, dem Zeich­nen, dem Künst­le­ri­schen, gera­de jetzt der Vor­zug zu geben ist.

Inner­halb des natur­wis­sen­schaft­li­chen Unter­richts lie­ßen sich Her­ba­ri­en erstel­len, Skiz­zen anfer­ti­gen, All­tags­expe­ri­men­te durch­füh­ren und pro­to­kol­lie­ren. Und zu all dem könn­ten Schü­ler ein Tage­buch schrei­ben, für das der Deutsch­un­ter­richt durch­aus eine Klas­sen­ar­beits­no­te ertei­len könn­te. Gern mit der Maß­ga­be, daß es hand­schrift­lich abzu­fas­sen sei. –

Sim­pel zum Schluß: Wer selbst­re­flek­tiert ist, was man von Schü­lern der Sekun­dar­stu­fe erwar­ten darf, der trai­nie­re sich, froh dar­über, gera­de nicht in einer Ganz­tags­schu­le inter­niert zu sein: Rauf aufs Fahr­rad, raus zum Lau­fen, Aus­dau­er und und Kraft ent­wi­ckeln, Natur und Land­schaft durch­que­ren, Kon­tem­pla­ti­on bei Bewe­gung, wäh­rend das Leben per Dekret mal wie­der abge­schal­tet wird. Das wäre sozia­le Distan­zie­rung im Sin­ne eige­ner Ent­wick­lung und Ent­fal­tung. Mit Höl­der­lin: “Komm! ins Offe­ne, Freund!”

Heino Bosselmann

Heino Bosselmann studierte in Leipzig Deutsch, Geschichte und Philosophie für das Lehramt an Gymnasien.

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Kommentare (23)

Gracchus

14. Dezember 2020 23:21

Die Anforderungen, die Herr Bosselmann an Lehrer stellt, teile ich -als Ideale - wie viele dürften diesen realiter genügen? Es würde ja ausreichen, danach zu streben: Denn, wie's im Faust heisst, wer immer strebend sich bemüht, den können wir erlösen. Was mich leider zu der Abschweifung veranlasst, wie's denn überhaupt mit Idealen aussieht. Sei's von Lehrern, Ärzten oder Anwälten? Oder Wissenschaftlern? Gibt's so etwas noch? 

Ich kann mir Digital-Unterricht nicht wirklich vorstellen. Wie Bosselmann neige ich eher dazu, darin ein Verödungsform zu sehen. Genau aus den Gründen, die Bosselmann nennt. Parallele: Gerichtsverhandlungen per Video sind möglich, jedenfalls nach ZPO (wie das nach StPO ist?); bei vielen Gerichten happert's an der Ausstattung, und fast alle Richter haben mir gesagt, längere Termine mit Beweisaufnahme würden sie nur ungern damit machen.

 

 

 

Lotta Vorbeck

15. Dezember 2020 01:33

@Heino Bosselmann

"... Und zu all dem könnten Schüler ein Tagebuch schreiben, für das der Deutschunterricht durchaus eine Klassenarbeitsnote erteilen könnte. Gern mit der Maßgabe, daß es handschriftlich abzufassen sei."

---

Handschriftlich?

Nachbars Zwillinge, derzeit in der vierten Klasse beschult, kennen keine Handschrift mehr. Um sich schriftlich auszudrücken, malen sie ungelenk einzelne Druckbuchstaben auf's Papier.

RMH

15. Dezember 2020 06:43

Immerhin: Die Krise zeigt, dass es keinerlei Grund für eine verbeamtete Lehrerschaft gibt. Die Verbeamtung wird im wesentlichen damit gerechtfertigt, dass Lehrer als Beamte "dienen" und nicht "streiken" und so die Beschulung gewährleistet werden kann. Die Corona-Krise zeigt eindrucksvoll, dass bereits eine gar nicht mal so große Minderheit von Lehrern dem Ideal des dienenden Beamten nicht genügen muss (und sich in Atteste und Krankmeldungen flüchtet), und schon ist es einfacher, den Laden zu zuschließen. Fernunterricht sehe ich nicht so negativ wie manch anderer. Auch hier kommt es darauf an, was daraus gemacht wird. Was ich als Vater von noch schulpflichtigen Kindern aber klar feststellen darf, ist der Umstand, dass man als Eltern sehr gefordert ist, dahinter her zu sein, dass die Damen und Herren Schüler auch tatsächlich etwas tun und die Arbeitsaufträge sorgfältig erledigen und nicht einfach hinschlampen, um sich wieder anderen multi-medialen Beschäftigungen zuzuwenden. Das war bereits vor dem Fernunterricht so, wird aber dadurch noch intensiver. Die Eltern sind mehr in der Pflicht. Das Potential von Kindern, deren Eltern das nicht leisten können, droht damit noch mehr verloren zu gehen als bislang. Man ist bei diesem Land aber mittlerweile fast geneigt, hartherzig zu sagen: Was soll´s?

RMH

15. Dezember 2020 06:48

Zweiter Teil:

Ich kann nicht nachvollziehen, warum die Schließung von Schulen das sog. "Infektionsgeschehen" positiv, im Sinne von weniger Infektionen, beeinflussen soll, wenn gleichzeitig die Masse der Arbeitnehmer und Selbständigen gerade nicht im Homeoffice ist, sondern normal arbeitet, zumindest in den Branchen, die nicht von den Zwangsschließungen betroffen sind. Da kommt keiner auch nur auf die Idee: lasst doch mal besser alle zu Hause bleiben. Die Müllabfuhr findet statt und die Schutzbekleidung der Müllwerker sind Sicherheitsschuhe, Schürze, Handschuhe und KEINE Maske ... (dies nur als konkretes, praktisches Beispiel zur Verdeutlichung).

Der gesamte Lockdown ist komplett unstimmig.

 

Maiordomus

15. Dezember 2020 09:56

"Der Lehrer hat zu führen."  Lieber Kollege Bosselmann, was ist aber, wenn Jungen über Jahre gar nie einen Lehrer sehen, nämlich nur Lehrerinnen. Diese Situation ist zumal auf den unteren Schulstufen vielerorts schon heute nicht selten, Selbstverständlich kann auch eine Lehrerin führen, wenn es offenbar ja Merkel auf politischer Ebene auch kann, bis hin zu Rückrufen von Wahlen. Pädagogisch ist für die Jungen die Situation trotzdem suboptimal. 

Laurenz

15. Dezember 2020 11:58

@HB

Mag Ihre Bildungs-Analysen. Auch diesmal wird das meiste stimmen. Was Sie, HB, allerdings in Ihrer verwöhnten Bildungswelt vergessen, ist, daß es nicht nur Lehrern und Schülern so geht, sondern auch ganz normalen Erwachsenen in ihrem Arbeitsleben. Aber bei letzteren fragt keiner danach.

Im Heimbüro ist die Leistung eines Arbeitnehmers sicherlich auf etwa 70% reduziert. Aber Firmen sparen Gebäude-Kosten und die Arbeitnehmer Fahrtwege. 

Hier ist auch der Haken von Lehrern, die in der freien Wirtschaft arbeiten. Von letzterem haben Lehrer meist keine Ahnung, wollen aber immer noch alle belehren. Echte Lehrer sind Klugscheißer. Ich wäre besser auch Lehrer geworden. Für Geographie, Sport, Geschichte und Musik hätte es sicherlich gereicht.

Politisch betrachtet, fällt es mir schwer, Mitgefühl oder gar Mitleid zu entwickeln. Die Bürger und schließlich auch ihre Kinder müssen das ertragen, was sie gewählt haben. Und Sie, HB, können Sich die Finger wund schreiben, solange es nicht schmerzt, erfolgt kein Einsehen. Insofern ist die linke Entwicklung folgerichtig, sie wird weiter fortschreiten, bis der Krug auf seinem immer weiteren Weg zum Brunnen bricht.

anatol broder

15. Dezember 2020 12:23

das handgefertigte tagebuch wird heute unter dem namen bujo gefeiert. herbarien und melodien sind dort auch willkommen.

 

Gustav Grambauer

15. Dezember 2020 13:44

Um - bei aller Zustimmung zu Herrn Bosselmann hier - meinen neulichen Hinweis auf Heidegger als einen der größten Scharlatane des 20. Jahrhunderts noch auf das Bildungssystem anzuwenden (bzw. vielmehr: Kuschelpädagogik auf Basis von "Ich bin o. k. - du bis o. k." ist nichts anderes als das Heidggersche "Seyn", wie es nun mal - erwartbar, wen wundert`s - von den Ganz-entspannt-im-Hier-und-Jetzt-Schlampen an unseren Schulen praktisch umgesetzt wird):

https://www.bueso.de/aktualitaet-schillers-aesthetischer-erziehung-fuer-schueler-heute

(Ich stehe der BüSo nicht nahe, habe große Vorbehalte gegen sie - aber wo sie recht haben, haben sie recht.)

Wer glaubt, Heidegger sei geeignet als Pate für die KR, sollte einmal den Gedanken an sich heranlassen, wie intensiv und systematisch Heidegger insbesondere von den Great-Reset- / Elite-Masse- / Anywhere-Ideologen rezipiert und von dorther Fünfjahrplan für Fünfjahrplan mit der Härte von Hardlinern "umgesetzt" wurde und wird.

Die spannende Frage wäre, wie Heidegger heute zur Post- und Post-Postmoderne stünde bzw. ob er vielleicht nicht lediglich mit der klassischen Moderne abrechnen wollte. Jedenfalls der wirkungsmächtigste Multiplikator Heideggers, der Anthropotechniker (sic!) Sloterdijk, sieht uns alle noch viel zu wenig im "Training" für die Post- und Post-Postmoderne (in welchen er womöglich auch gar kein "Gestell" mehr sieht), wovon sich jeder mit einer kurzen Recherche zu den Stichworten "sloterdijk digitalisierung" überzeugen kann.

- G. G.

Heino Bosselmann

15. Dezember 2020 14:34

@Gustav Grambauer: Haben Sie herzlichen Dank für Ihr aufmerksames Interesse. Ohne Lektüre des umfangreichen BüSo-Materials merke ich unmaßgeblich an: Inwiefern nun namentlich Martin Heidegger zum geschilderten Bildungsproblem in Beziehung zu setzen wäre, erschließt sich mir zunächst nicht, aber zum einen werde ich den verlinkten Text lesen, zum anderen jedoch hier nicht philosophieren, weil das aus der engeren Thematik herausführte. - Beste Grüße.

Gustav Grambauer

15. Dezember 2020 16:05

Heino Bosselmann

I

"Inwiefern nun namentlich Martin Heidegger zum geschilderten Bildungsproblem in Beziehung zu setzen wäre, erschließt sich mir zunächst nicht."

Manche sagen ja, es sei Heideggers epochales Verdienst gewesen, die Philosophie wieder aus der Vereinahmung durch die Selbstverständigungsmechanismen der Polis herausgeführt zu haben. Für mich hingegen ist bei ihm alles von der Polis her gedacht, deren Oligarchien eben auch ihre Countergangs, in dem Fall die Existentialisten-Nihilisten, brauchen, nominelle oder soweit Juden auch nicht-nominelle Nazis (sogar mit der Kreide das "Antitotalitarismus" im Maul), und deren Saat ja 1968 auch prima aufgegangen ist:

"... das Problem heute ist doch, daß Kinder und Jugendliche immer mehr zum Opfer eines schleichenden Heideggerschen Existentialismus werden. Die wenigsten Kinder in der Schule werden wissen, wer Heidegger war, und das ist vielleicht auch gut so. Aber nach 30 Jahren Paradigmenwandel (1998, d. h. 1968, - G. G.), wenn die Jugendlichen von allen Bezügen zur Menschheitsgeschichte abgeschnitten sind, sind es heute diese Techno-Freaks oder die Inlineskater, die da geistlos durch die Landschaft sausen, die eigentlich das Heideggersche 'Geworfensein' in die Geschichte repräsentieren. Sie sehen sich nicht mehr als Teil der endlosen Kette der Menschheitsgeschichte, sondern als Leute, die im Sinne Heideggers 'von nichts zu nichts' gehen."

- G. G.

Gustav Grambauer

15. Dezember 2020 16:06

II

Er hat gewußt, was er geistig in welche Köpfe hinein sät, wenn er seine subhumanen Scheußlichkeiten wie z. B.

"Der Mensch ist gegen seinen Willen in die Welt geworfen und sein Sein ist ein Sein zum Tode"

oder

"Die Grundbefindlichkeit des Menschen ist die Angst"

oder

"So viel Überwindung einem die Nazis abfordern, es ist immer noch besser, als diese schleichende Vergiftung, der wir in den letzten Jahrzehnten unter dem Schlagwort 'Kultur' und 'Geist' ausgesetzt waren"

abgesondert hat.

- G. G.

Gustav Grambauer

15. Dezember 2020 17:44

"Und zu all dem könnten Schüler ein Tagebuch schreiben"

Solche Tagebücher sind hier in der Schweiz offiziell, sie gründen auf einem eigens dafür erschaffenen kleinen Wissenschaftszweig, heißen Lernjournale,

https://arbowis.ch/images/downloads/material-zu-lehren-kompakt-2-2011/5_Lernjournal.pdf

wurden im Rahmen der Aktionsforschung

https://de.wikipedia.org/wiki/Aktionsforschung

entwickelt, basieren auf dem Menschenbild der Humankybernetik bzw. der Verhaltenstherapie, außerdem auf dem Selbstreflexions- sowie dem Kompetenz-Popanz

https://www.nzz.ch/meinung/debatte/das-verschwinden-des-wissens-1.18383545?reduced=true

und werden - außer von einigen "Herzchen" - kaum als hilfreich und umso mehr als lästiges Stöckchen-Spring-Ritual empfunden, zumal sie a) enorm überformalisiert sind (wer hätte das jetzt erwartet ...) und b) die Aufnötigung des Niederschreibens der "emotionalen Befindlichkeit" ("Wie habe ich mich heute beim Lernen gefühlt?") beinhalten. Damit wird - von Ideologen, die genau wissen, was sie zun - in übergriffiger Art darüber hinweggetrampelt, daß das "Lehrperson"-Schüler-Verhältnis (sprich spitz und kurz "Lirrpirssonn") ein asymmetrisches Machtverhältnis ist, in welchem sich der Schüler besser nicht noch zusätzlich dadurch der "Lehrperson" ausliefert, daß ihr sein intimstes Innerstes offenbart.

Sehe gerade, daß sich Lernjournale sogar in die Erwachsenenpädagogik (sic!) einschleichen:

https://www.methodenwuerfel.ch/wp-content/uploads/2015/08/Beispiel_Lernjournal.pdf

- G. G.

RMH

15. Dezember 2020 18:19

@G.G,

den Aufsatz der Frau Beckmesser-Zepp-LaRouche braucht nun wahrlich keiner zu lesen, um die Bedeutung von Schiller zu erkennen.

Ich mache jetzt einmal ein bisschen Eigenwerbung, indem ich daran erinnere, dass ich in diesem Jahr in diesem Blog schon häufiger auf die Bedeutung des Freiheitsbegriffs bei Schiller gerade in den aktuellen Zeiten der Repression hingewiesen habe. "Über die ästhetische Erziehung des Menschen" von Schiller gehört für mich - und sicher für viele andere auch - zum Lesekanon für jeden Deutschen.

Lotta Vorbeck

15. Dezember 2020 19:12

@Laurenz - 15. Dezember 2020 - 11:58 AM

"... Und Sie, HB, können Sich die Finger wund schreiben, solange es nicht schmerzt, erfolgt kein Einsehen. Insofern ist die linke Entwicklung folgerichtig, sie wird weiter fortschreiten, bis der Krug auf seinem immer weiteren Weg zum Brunnen bricht."

---

D' accord!

Und so wie der größte Teil der BRD-Insassen mental gestrickt ist, schlappen diese dann, wenn der Krug zerbrochen ist, im Wir-schaffen-das-Modus, eben allein mit dem Henkel des Kruges in der Hand weiterhin zum Brunnen.

Imagine

15. Dezember 2020 21:18

1/4

Bosselmann beobachtet und beschreibt exzellent die Zustände an deutschen Schulen.
Nur fehlt regelmäßig die Analyse und Reflexion, warum sich dies so entwickelt hat und warum die Warnungen vor dieser Entwicklung ignoriert wurden und werden.

Denn davor, dass all die „Reformen“ in den Bereichen Schule und Universitäten zum Abbau und Niedergang unseres zuvor erstklassigen Bildungsystems führen (müssen), haben namhafte Intellektuelle und Wissenschaftler seit 60 Jahren gewarnt und wissenschaftlich fundierte Kritik geübt.

Erinnert sei beispielsweise an:
T.W. Adorno: Theorie der Halbbildung (1959)
Werner Hofmann; Abschied vom Bürgertum (1970)
Klaus Mollenhauer Vergessene Zusammenhänge. (1983)
Wulff D. Rehfus: Bildungsnot.(1995)
Konrad Paul Liessmann: Theorie der Unbildung. (2006)

An kritischer wissenschaftliche Forschung und Theorie mangelte es nicht. Nur haben sich andere Interessen durchgesetzt.

Das bürgerliche Bildungsideal mit der „Erziehung zur Mündigkeit“ ist längst aufgegeben worden. So wie sich die Gesellschaft entwickelt hat, ist der mündige Bürger sogar zu einem Störfaktor geworden.

 

Imagine

15. Dezember 2020 21:18

2/4

Warum hat sich das Bildungswesen so entwickelt?

Um diese Frage zu beantworten, sollte man diese Entwicklung im Zusammenhang mit der gesellschaftlichen Gesamtentwicklung betrachten.

Warum verlagern Unternehmen ihre Fabriken in Entwicklungsländer?
Warum werden massenhaft billige Arbeitskräfte (z.B. zur Fleischverarbeitung) aus  unterentwickelten Ländern geholt, wo es doch Millionen von deutschen Arbeitslosen gibt?

Warum erfolgt ein millionenfacher Import von kulturfremden Analphabeten und Niedrigqualifizierten?

Es ist doch klar, dass dadurch Deutschland Schritt für Schritt immer mehr in Richtung eines Dritte-Welt-Landes geht und sich das alte Deutschland damit abschafft.

Der Motor dieser Entwicklung ist der profitgetriebene marktwirtschaftliche Kapitalismus.

Im Bildungswesen verlaufen die Prozesse nach der gleichen Systemlogik wie in Politik und Wirtschaft, es erfolgt ein Wandel zu einem marktkonformen Bildungswesen.

Die Schulen produzieren die Absolventen, welche das System braucht, nämlich massenhaft Ungebildete und zu kritischem Denken unfähige Menschen,  bei denen ein immer größerer Teil im Billiglohnsektor, in Hartz IV und im Prekariat landet.

 

Imagine

15. Dezember 2020 21:19

3/4

Menschliche Arbeit wird immer mehr durch Maschinen ersetzt. Immer mehr Menschen werden zu „Überflüssigen“, die der Arbeitsmarkt nicht braucht, weil der deren Arbeitskraft nicht profitabel verwertet werden kann.

Schulen und Hochschule bilden – ökonomisch betrachtet – eine Art Warteschlange, die Millionen von jungen Menschen absorbiert und sie so dem Arbeitsmarkt fernhält.

Man lässt die Hälfte der Bevölkerung Abitur machen und studieren. Das spart gewaltig an Staatsausgaben. Denn für den Staat sind Studierende viel billiger als Sozialhilfeempfänger.

Durch die Digitalisierung werden Schulen und Hochschulen in Zukunft noch billiger, dann kann man den teuren Präsenzunterricht reduzieren. Dass ein Großteil der Hochschulabsolventen später in niedrig bezahlten Bullshit-Jobs oder immer mehr bei HartzIV landet, akzeptiert man als „Arbeitsmarkt-Phänomen“.

Marktkonform wandelt sich auch das Angebot von Schulbildung. Es entstehen immer mehr Privatschulen. Wer es sich leisten kann, schickt seine Kinder auf Privatschulen anstatt auf abgewirtschaftete öffentliche Schulen, wo die Kinder aus Immigrantenfamilien und aus dem Prekariat die Mehrheit bilden.

 

Imagine

15. Dezember 2020 21:21

4/4
So wie in den USA vereinzelte hochbegabte Kinder aus dem Slum-Milieu hervorragende Schulabschlüsse schaffen, so wird es ähnlich bei Kindern aus Immigranten- und Unterschichtsfamilien sein. Diese unterstützt man dann im Studium großzügig mit Stipendien und gibt ihnen Aufstiegschancen in der Politik, in den Massenmedien, in der Unterhaltungsindustrie, im Sport, im Wissenschaftssystem etc. Das ist zwar nur eine kleine Minderheit, aber sie stellen als Aufsteiger wichtige systemkonforme Influencer und Testimonials für politische und wirtschaftliche Botschaften dar.

Fazit:
Das Bildungssystem ist - so schlecht es auch aus der Perspektive eines pädagogischen Idealismus sein mag – völlig funktional zu den Zwecken und Zielen von Marktwirtschaft und Kapitalismus.

 

limes

15. Dezember 2020 21:32

@ Gustav Grambauer (15. Dezember 2020 17:44): »Damit wird - von Ideologen, die genau wissen, was sie zun - in übergriffiger Art darüber hinweggetrampelt, daß das "Lehrperson"-Schüler-Verhältnis (sprich spitz und kurz "Lirrpirssonn") ein asymmetrisches Machtverhältnis ist, in welchem sich der Schüler besser nicht noch zusätzlich dadurch der "Lehrperson" ausliefert, daß ihr sein intimstes Innerstes offenbart.«

Fünf Sterne (von fünf) von mir für einen exquisiten Kommentar!

Abgesehen von derlei übergriffigen schulischen Ansprüchen der heutigen Zeit, habe ich nie das Bedürfnis verspürt, Tagebuch zu führen. Wozu auch das intimste Innerste dokumentieren? Die eigenen Kinder, die die einzigen legitimen Leser eines solchen Nachlasses wären, werden nur durch die erlebte Beziehung geprägt; man erspare ihnen Post-mortem-Lektionen.

Alles Erlebte wird mit der Zeit vom gesunden Gehirn angemessen verarbeitet. Was auf der »Bio-Festplatte« bleibt, ist ebenso wenig objektiv wie jede aktuelle, unausweichlich perspektivische Wahrnehmung. Das Erlebte wird von der Bio-Festplatte subjektiv bereinigt, und das ist gut so.

Früher fotografierte ich sehr gerne. Das war, bevor die Achtsamkeit für den Moment durch allgegenwärtige »Klicks« verlorenging, und bevor ästhetische und künstlerische Fotos billige Massenware wurden.

Wahrheitssucher

15. Dezember 2020 22:49

@ limes

„Früher fotografierte ich sehr gerne. Das war, bevor die Achtsamkeit für den Moment durch allgegenwärtige »Klicks« verlorenging, und bevor ästhetische und künstlerische Fotos billige Massenware wurden.“

Wer oder was will oder kann sie hindern, wie bisher nach ihren eigenen Maximen weiter zu machen?

Laurenz

15. Dezember 2020 23:08

 

@Gustav Grambauer

Wissen Sie oder sonstwer, wie viele Bücher von Heidegger jemals verkauft wurden?

Laurenz

16. Dezember 2020 03:12

@limes

Habe Tagebuch-Schreiberlinge oft bedauert. Denn das Tagebuch hielt vor allem Negatives in der formulierten Erinnerung am Leben.

Bei bekannten Personen mag das ja ganz witzig für Historiker sein.

Andererseits kann das Tagebuch bei der Rekapitulation des eigenen Lebens unterstützend wirken. Denn wenn wir nicht im Fieber- oder Alkohol-Delirium waren, ist sowieso jede Sekunde unseres Lebens abgespeichert. Es ist nur schwierig, die Erinnerung hinter dem Filter des Vergessens hervorzukramen.

Und ich weiß auch nicht, ob man die eigenen Kinder, bis auf wichtige Entscheidungen vielleicht, mit einem anderen Leben befrachten sollte.

RMH

16. Dezember 2020 07:07

"Habe Tagebuch-Schreiberlinge oft bedauert."

Kann ich nicht nachvollziehen. Schreibe zwar selber keines, aber ich denke, der "Trick" beim Tagebuch ist es, gerade nicht irgendwelche Seelenblähungen in Worten abzulassen sondern es in einer Art Kunstform zu schreiben, in der man bspw. als Regeln festlegt, dass man keine Probleme damit haben darf, wenn andere das Niedergeschriebene lesen und das man sich kurz fassen sollte. Es müssen dabei dann ja nicht Kunstwerke, wie beim passionierten Tagebuchschreiber Ernst Jünger dabei heraus kommen. Aber einer Tätigkeit des Geistes im Zeitalter des Geistlosen kann man nicht ablehnend gegenüber stehen.

@G.G.,

das "Fass" Heidegger sollte in der Tat, wenn auch meiner Meinung nach an anderer Stelle, einmal ganz gründlich aufgemacht werden ... nächstes Jahr hat H. seinen 45. Todestag.

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