Der „Sturm auf das Kapitol“, der heute von der Mainstreampresse genußvoll gemolken wird, war weder ein coup d’etat noch ein bewaffneter Aufstand oder gar ein Terroranschlag.
Die Aktion war nichts anderes als ein chaotisches, planloses Happening. Die Implosion der mobilisierten, aber führungslosen Masse lief im wesentlichen gewaltfrei ab. Mißt man sie mit denselben Maßstäben, welche die Mainstreampresse bei den „Black-Lives-Matter“-Plünderungen anlegte, so geht sie auf jedenfalls als „mostly peaceful protest“ durch.
Das derzeit bekannte von drei weiteren Todesopfern findet sich auf Seiten der Demonstranten. Eine Frau wurde von Sicherheitskräften ohne echte Not erschossen. 50 Verhaftete und Sachschaden im überschaubaren Maße verblassen aber gegen den Schockwert und Symbolcharakter des „Sturms auf das Kapitol“. Dieser ist in der Tat gewaltig und wird von den Gegnern Trumps bis ins letzte ausgekostet werden.
Martin Lichtmesz hat in seinem Beitrag alles wesentliche zum doppelten Standard und zur Heuchelei der Mainstreampresse gesagt. Daß es, wie Senatoren in Interviews nach dem Vorfall zugaben, regelmäßig zu Stör- und Protestaktionen kommt, und z.B. im Jahr 2011 linke Demonstranten das State Capitol von Wisconsin stürmten, wird natürlich stur ignoriert.
In 2011, left-wing protesters stormed the Wisconsin State Capitol while it was in session. Curiously, no one called it a terrorist attack pic.twitter.com/xgHV3RxwTF
— Scott Greer 6’2” IQ 187 Whitepilled (@ScottMGreer) January 7, 2021
Die wirklichkeitssetzende Kraft der medialen „Wahrheitssysteme“ ist hinlänglich bekannt. Skandale werden nur ins kollektive Bewußtsein gebracht, wenn sie von rechts kommen. Die Repräsentation eines Vorfalls als mediales Spektakel ist wirksamer und damit „wirklicher“ als der reale Akt. Wir befinden uns daher in einer feindlichen Matrix, die mehr als „unfair“ ist.
Wie in einem Fußballspiel, in dem der Schiedsrichter scharf gegen uns pfeift, beim Gegner aber jeden Verstoß ignoriert, hilft es uns hier nichts, mit Gegenfouls zu antworten. Darauf wartet man nur. Das einzige, was in unserer Macht liegt, ist, dem Gegner so wenig materielles Substrat wie möglich für seine Verzerrungen und Übertreibungen zu liefern. Kurz: wir können sie nicht zwingen die Wahrheit zu sagen, aber wir können sie dazu nötigen, absurd und sichtbar zu lügen.
Leider wurde vor dem Kapitol tatsächlich bester Stoff geliefert aus dem die Medien, Think Tanks und „Experten“ noch jahrelang politisches Kapital schlagen werden. Trumps Plan, in der Republikanischen Partei Hegemon zu bleiben und über die „Stop-the-Steal“-Bewegung seinen Einfluß zu erweitern, könnte jetzt durchkreuzt werden.
Zahlreiche wankende Senatoren, die Trump in mühsamer Kleinarbeit dazu brachte, seinen Kampf gegen Biden zu unterstützen, nutzten die Gelegenheit, um sich wortreich zu distanzieren. Sie stimmten “noch bevor der Hahn dreimal krähte” konkludent für Bidens Präsidentschaft, indem sie keine Einwände gegen die Wahl vorbrachten. Die Beweisvorlagen der trumptreuen Senatoren wurden paradoxerweise ebenfalls durch den “Kapitolsturm” unterbunden. Er verdrängt die Debatte über die Unregelmäßigkeiten bei der Wahl.
Jede Erwähnung wird von den Medien fortan als „Aufruf zum Aufstand“ diffamiert werden. Der „moralische Druck“, der vom Establishment nun auf die GOP-Senatoren ausgeübt wird, hat es in sich. Viele, allen voran Mike Pence, haben sich bereits von Trump abgewandt. Gleichzeitig wird sich die Gruppe der “Trumpisten” radikalisieren und sich ähnlich wie die „Birther-Bewegung“ gegen Obama in eine Fundamentalopposition gegen die Biden-Präsidentschaft verwandeln.
In dieser Spannung zwischen Radikalisierungs- und Distanzierungsspiralen könnte die GOP sogar zerbrechen. Biden hat indes mit seiner Macht über den Senat die perfekte Ausgangslage, um die „Ordnung wiederherzustellen“, also seine Macht auszubauen. Daß Trump auch auf Facebook und Twitter gesperrt wurde und, sofern er seine „Stop-the-Steal“-Linie beibehält, bald gelöscht wird, kommt noch dazu. Massive Repression und strafrechtliche Verfolgungen gegen ihn, seine Familie und seine Unterstützer stehen, während das Establishment der Partei sie im Stich läßt, ebenfalls ins Haus.
Blickt man mit einer akzelerationistischen Brille auf die Ereignisse (also: hofft man auf eine Sezession, hält die US-Demokratie aus demographischen Grünen für rettungslos verloren und sieht in der GOP eher ein retardierendes Element), so war der Sturm auf das Kapitol womöglich ein guter Tag.
Doch ob man diese strategische Ansicht teilt oder nicht, das Chaos war ein taktisches Fiasko, das mittelfristig dem Gegner in die Hände spielt. Es war nicht Teil eines Planes, sondern Ergebnis einer totale Plan- und Führungslosigkeit. Weder ging es um ein durchdachtes metapolitisches Ziel, noch gab es konkrete revolutionäre Pläne zur Besetzung von Amtsgebäuden.
Posierende, bunt verkleidete „dionysische Individuen“, die Souvenirs mitgehen lassen und ihre Füße auf den Amtstisch von Nancy Pelosy legen, zeigen worum es wirklich ging: es war ein Akt der politischen Selbstbefriedigung und emotionalen Triebabfuhr.
Jahrelange Demütigungen und Zensur, die von den Regierung hingenommenen Regelbrüche von Links, von Plünderungen bis zur Besetzung eines Stadtviertels, hatten einen gerechten Zorn aufgestaut. Die dubiose Wahl hatte das Faß nur zum Überlaufen gebracht. Eine Szene, in der Demonstranten einen Haufen Kameras demolieren und dabei „Ihr belügt uns nicht mehr!“ skandieren, zeigt, wie satt man die medialen „Wahrheitssysteme“ hat und wie sehr man sich nach einem Ausbruch aus der Matrix sehnt.
Rioters mob a camera crew and destroy their equipment
pic.twitter.com/i5E6v0Pyqp— Daily Caller (@DailyCaller) January 6, 2021
Doch die Feier eines kurzen ekstatischen Krawallmoments ist kein Schritt Richtung Freiheit, sondern verstrickt uns nur tiefer in die Ohnmacht. Die Strategie der Gegner besteht nämlich gerade in der Provokation zur Eskalation mittels Gaslighting und tausend Nadelstichen. Ständige Demütigungen und Beleidigungen, zugelassene Hetze und ignorierter Terror von Links gehen Hand in Hand mit einer ständigen Verschärfung der Repression und Verringerung des Freiheitsraums für Rechte.
Die demographische Ersetzung, die ethnische Wahl, die Zensur und die Meinungskontrolle erzeugen eine engmaschige totalitäre Struktur, die den populistischen Widerstand in Schach hält. All das geschieht aber in kleinen Schritten und unter dem Anschein einer routinierten Demokratiesimulation. Wie ein Soziopath, der sein Opfer gezielt und mit vielen kleinen Angriffen in einen cholerischen Ausbruch treibt, um es dann in noch tiefere emotionale Abhängigkeit zu bringen, so zielt die gesamte Strategie der Globalisten gegen populistischen Widerstand auf Provokation zur Eskalation ab.
Die Zersetzungsstrategie gegen jede legale Oppositionsbewegung und der Raub jeder Plattform der alternativen Öffentlichkeit erzeugen eine Stimmung der Ohnmacht, Hoffnungslosigkeit und aufgestauten Wut. Statt eines „großen Feldzugs“ gegen die Opposition betreiben die Machteliten eine Taktik der tausend kleinen Überfälle, in denen sie alle paar Jahre die bisher aufgebauten Strukturen zerschlagen, oder gezielt einzelne Personen oder Bewegungen ausschalten.
Dabei wird bewußt das offene Verbot so lange vermieden wie möglich. Man hofft darauf, daß der Gegner irgendwann resigniert oder “explodiert”, um so den eigenen „Gegenschlag“ zu legitimieren. Der “rechte Terror”, der als Phänomen im Jahr 2018 relevant wurde und eng mit dem Rückzug von der Straße und vom Organisationsaufbau in anonyme, digitale Enklaven zusammenhängt, ist ein Ergebnis dieser Strategie, gegen die wir aber nicht machtlos sind.
Der Zorn, der Druck und die revolutionäre Stimmung im Lager der Patrioten ist prinzipiell ein positives Potential. Auch wenn es im “Kapitolsturm” sinnlos verpufft ist und nicht mehr als ein paar Memes und virale Videos hinterlassen wird, könnte eine organisierte und planvolle Herangehensweise aus dieser Stimmung einen wirkungsvolleren Widerstand formen. Als konkretes Beispiel will ich ein anderes Szenario des 6. 1. 2021 entwerfen:
Klar war, daß etwas geschehen mußte. Massenhafte Demos gab es bereits und sie hatten nicht viel bewirkt. Jeder der Zigtausenden, die Trump für diesen Tag in die Hauptstadt zu kommen mobilisierte, war bereits viele Demomeilen marschiert. Auch die Stimmung und Erwartungshaltung, welche die „Stop-the-Steal“-Bewegung rund um das Datum aufbaute, verlangte nach einem revolutionären Akt und einem gewissen „Regelbruch“.
Das, was im Kapitol vor sich ging, war in den Augen der Zigtausenden ein illegitimer, antidemokratischer Akt, der sie moralisch zum Widerstand berechtigte. Jeder einzelne wußte: Heute ist es soweit. Heute wehren wir uns! Doch Trump gab ihnen kein klares Ziel. Stattdessen schickte man die zornigen und erwartungsvollen Demonstranten ohne konkreten Plan und konkrete Führung, ohne Ordner, ohne Ansprache und Hilfe vor das Kapitol. Es war klar, daß etwas geschehen würde. Dass beim „Sacco di Washington“ nur so wenig Sach- und Personenschaden zu beklagen ist, ist ein kleines Wunder für sich.
Doch es gab eine Alternative zum nihilistischen Sturm: die Belagerung. Hätte man vorher geplant, vor dem Kapitol ein Protestlager zu errichten, das sich eventuell bis auf die Stufen erstreckt hätte und damit in Rufweite gewesen wäre, hätte man der zornigen Masse genau das als rebellischen Höhepunkt bieten können.
Tausende hätten sich angeschlossen und sich ein stand-off mit den Sicherheitskräften geliefert. Im Lager wäre ein Widerstandsgefühl entstanden, das sich (Trumps Fans sind darin ja geübt), mit einer Barbecue- und Country-Festival Stimmung vermählt hätte. Die trumptreuen Senatoren, durch den sichtbaren, friedlichen, aber rebellischen Protest bestärkt, hätten womöglich durchgehalten. Nachher hätte man sie bei spontanen Reden vor den tausenden Demonstraten im Lager feiern können.
Von unzähligen Livestreams, improvisierten Bühnen, Veranstaltungen, Ständen, etc. wäre ein medialer “Leuchtfeuereffekt” ausgegangen. Weitere Hundertausende wären bis zum Wochenende nach Washington mobilisiert worden, um das „Lager zu halten“ (Die Bilder vom Sturm hingegen schrecken, selbst die Leute, die sie amüsiert feiern, ab).
In der Haut der Stürmer will jetzt, wo die Repression zurückschlägt, keiner stecken. Einem weiteren Sturm wird sich wohl auch so bald keiner anschließen. Der Protest hätte so über Tage, wenn nicht Wochen ausgedehnt werden können und ebenfalls internationale Schlagzeilen gemacht. Diese – und das ist der Punkt – wären entweder neutraler, oder notwendig ein Gipfelpunkt der Heuchelei gewesen.
Da die Presse damals die „autonome Zone“ der Linksextremen in Seattle beklatschte, wäre jede Kritik an der “Trumpzone” vor dem Kapitol offensichtlich verlogen gewesen. Das hätte zu einer Solidarisierung und Verteidigung auch durch cuckservative GOP-Senatoren geführt. Führer des Protests wären von ihnen vielleicht sogar im Lauf der nächsten Tage als Gäste ins Kapitol eingeladen worden, um ihre Standpunkte und Forderungen zu übermitteln.
Kurz: eine Belagerung des Kapitols wäre ein großer metapolitischer Erfolg gewesen, ebenso rebellisch wie die „Stürmung“, im Unterschied zu ihr aber planvoll und gewaltfrei, kräfteschonend und anschlußfähig. Auch die eindrucksvollsten Bilder des 6.1. vor dem Kapitol hätte man so erzeugen können.
Anders als die Stürmung erfordert die Belagerung aber einen hohen Organisationsgrad, der derzeit weder in den USA noch in Europa im Widerstandslager ausreichend vorhanden ist. Daß Plan und Disziplin jedoch einen Unterschied machen, zeigt das „Reichstagsstürmchen“ in Berlin.
Da die Querdenker tatsächlich einen Plan B für eine weitere kontrollierte Eskalation in der Tasche hatten, war die Besetzung der Stufen nur ein kleiner Nebenschauplatz. Ihr Protestlager floppte zwar, doch band es die Masse der Demonstranten, die “mehr wollten”. Hätte es gar keine Leitung und keinen erkennbaren Plan gegeben, wären Szenen wie in Washington samt all ihrer Bewegungsfreiheit und parteipolitischen Folgen auch in Berlin denkbar gewesen.
Was der „Sturm auf das Kapitol“ auf jeden Fall zeigt, ist, daß es in den USA eine kritische Masse an Patrioten aus der Mitte der Gesellschaft gibt, die einen rebellischen Bewußtseinszustand erreicht haben. Sie sehen das derzeitige System als illegitim an, sind bereit auszuscheren, ihr Leben in die Waagschale zu werfen, Regeln zu brechen und Opfer zu bringen. Daß ihr Idealismus nicht in sinnlosen Akten politischer Selbstbefriedigung und vandalisischer Ekstasen verheizt wird, wäre Aufabge einer organisatorischen „Aktivismuselite“, die derzeit bitter fehlt.
Ein Grund dafür ist auch der Triumph der Verschwörungskritik im Jahr 2020, der weite Teile des patriotischen Lagers davon abhält, die Dinge klar zu sehen und volle Verantwortung für ihr Tun zu übernehmen. Es gibt keinen geheimen Plan und keine „Kavallerie“, die uns retten werden. Wir selbst müssen beginnen, planvoll und methodisch vorzugehen. Daß „Stürme“ keine Protestform des patriotischen Lagers werden dürfen, und wir uns auf „Belagerungen“ konzentrieren sollten, muß auch eine Lektion aus dem vergangenen Jahr sein.
Solution
Wollen wir hoffen, daß es nicht ein 2. "Charlottesville" für das Trumplager wird. Auch hier werden die Medien es längstmöglichst ausschlachten und immer wieder darauf zurückkommen. Ebenso werden zahlreiche Leute vor Gericht stehen und empfindliche Strafen bekommen.
Ob tatsächlich eine kritische Masse an Patrioten vorhanden ist, glaube ich persönlich nicht. Gemessen an den 330 000 000 Einwohnern sind es nur kleine, verlaufene Haufen, zumal deren Idol, unter dem sich alle die Unterschiedlichen versammeln konnten, sich anscheinend komplett zurückziehen wird.