Sammelstelle in der Sturzflut des Gedruckten (1)

Der Vorläufer der Sezession, die Zeitschrift Criticón, war eine internationale Tribüne für die heterogene konservative Szene der 1970er und 1980er Jahre.

Benedikt Kaiser

Benedikt Kaiser ist Politikwissenschaftler und arbeitet als Verlagslektor.

Der Her­aus­ge­ber, Cas­par von Schrenck-Not­zing, hat­te bei der Grün­dung 1970 ledig­lich an eine »Sam­mel­stel­le in der Sturz­flut des Gedruck­ten« gedacht.

Die Autoren der »Sam­mel­stel­le« soll­ten für jene Leser des eige­nen Milieus Pres­se­ma­te­ri­al sich­ten und von kla­rem Stand­punk­te aus kom­men­tie­ren, die selbst nicht oder nur unzu­rei­chend »quer« lesen könn­ten – etwa aus zeit­li­chen Gründen.

Nach weni­gen Aus­ga­ben war klar, daß Cri­ticón mehr sein müß­te als nur dies: Die Zeit­schrift wuchs quan­ti­ta­tiv wie qua­li­ta­tiv an, zu ihren prä­gen­den Stamm­au­toren zähl­ten – neben wei­te­ren – Armin Moh­ler, Gerd-Klaus Kal­ten­brun­ner, Robert Hepp, Hans-Diet­rich San­der, Alain de Benoist, Hans Wer­ner Neu­len und Gün­ter Maschke. Die Spann­brei­te der Posi­tio­nen war immens, der Blick auf das (und aus dem) Aus­land obli­ga­to­risch, und fast jedes Heft ver­sprach viel­ge­stal­ti­gen Lesegenuß.

Die Geschich­te von Cri­ticón endet – je nach Deu­tung – ent­we­der im Jahr 1999, als von Schrenck-Not­zing das mitt­ler­wei­le ein wenig über­leb­te Pro­jekt an medio­kre Markt­ra­di­ka­le über­gab, oder aber erst im Jahr 2005, als

das Blatt den Gna­den­tod starb, aus­ge­zehrt auch durch den Umstand, daß sich eine Neu­grün­dung unter dem Namen Sezes­si­on »am Markt« durch­ge­setzt hatte,

wie Mar­tin Licht­mesz bilan­zier­te.

Das ursprüng­li­che Anlie­gen von Cri­ticón, einen Anlauf­punkt in Gestalt prä­zi­ser Pres­se­aus­wer­tung und der­glei­chen zu bie­ten, bleibt jedoch zeit­los bestehen. Trotz Digi­ta­li­sie­rung und dem wie­der­holt ver­kün­de­ten »Ende der Zei­tung« erweist sich die Medi­en­welt auch im Print­be­reich einst­wei­len als leben­dig – was frei­lich nichts über die Qua­li­tät des Gedruck­ten aus­sa­gen mag.

In der Kolum­ne »Sam­mel­stel­le in der Sturz­flut des Gedruck­ten« wer­de ich fort­an in wöchent­li­chem Rhyth­mus auf Bei­trä­ge aus ganz unter­schied­li­chen Zei­tun­gen, Zeit­schrif­ten, Maga­zi­nen und – erheb­lich sel­te­ner – vir­tu­el­len For­ma­ten ver­wei­sen, indem ich die­se kurz zusam­men­fas­se und dort, wo nötig, kommentiere.

Eine Über­schnei­dung mit den belieb­ten »Netz­fund­stü­cken« des Kol­le­gen Jonas Schick wird ver­mie­den – daher der Ver­such einer Selbst­be­schrän­kung auf Gedruck­tes. Übri­gens: In der Kom­men­tar­spal­te des jewei­li­gen frei­tags ver­öf­fent­lich­ten Bei­trags kön­nen sei­tens der Leser­schaft Arti­kel­hin­wei­se und Emp­feh­lun­gen ein­ge­reicht wer­den – bis Don­ners­tag­abend vor der nächs­ten Ver­öf­fent­li­chung. (Die­se Kom­men­ta­re gehen nicht online, son­dern wer­den von mir gesich­tet und auf mög­li­che Ver­wen­dung geprüft.)

– –

Der Debüt­bei­trag wird von Alex­an­der Kiss­ler eröff­net. Der poin­tiert schrei­ben­de Jour­na­list, ehe­mals Cice­ro, arbei­tet der­zeit als Ber­li­ner Kor­re­spon­dent für die Neue Zür­cher Zei­tung (NZZ). Ist die Jubel­arie, die im patrio­ti­schen Bereich ob der NZZ ange­schla­gen wird, oft über­trie­ben und gele­gent­lich auch bizarr, so birgt doch jede Aus­ga­be lesens­wer­te Berich­te, Gesprä­che und Analysen.

Zu letz­te­rem Seg­ment zählt Kiss­lers Bei­trag vom 5. Janu­ar 2021 (zitiert wird bei der NZZ fort­an stets nach der »Inter­na­tio­na­len Aus­ga­be«). »Im Wahl­jahr 2021 keh­ren die Pro­ble­me zurück« ver­sam­melt sie­ben Grund­an­nah­men zum Super­wahl­jahr der Bun­des­re­pu­blik Deutsch­land (Bun­des­tags­wahl, sechs Land­tags­wah­len, fer­ner Kom­mu­na­les in Hes­sen und Niedersachsen).

Kiss­lers The­sen zusammengefaßt:

  1. Kar­ten in Par­tei­en­land­schaft wer­den neu gemischt
  2. Die Ver­ord­nungs­po­li­tik kommt an ihr Ende
  3. Viro­lo­gen sind wie­der Virologen
  4. Die wirt­schaft­li­che Kri­se spitzt sich zu
  5. Die Migra­ti­ons­fra­ge kehrt zurück
  6. Der Nie­der­gang der Kir­chen beschleu­nigt sich
  7. Es bleibt turbulent

Fokus­siert wird sich hier auf jene Belan­ge, die für uns von beson­de­rer Bedeu­tung sind. In vor­lie­gen­dem Fall sind das die The­sen 4 und 5.

4. Die wirt­schaft­li­che Kri­se spitzt sich zu

Der Spit­zen­koch und selb­stän­di­ge Unter­neh­mer Tim Raue erwar­tet, dass die Insol­ven­zen im neu­en Jahr «rie­seln wer­den wie Nadeln vom Weih­nachts­baum». Der Gas­tro­nom hat vor allem die eige­ne Bran­che im Blick, und da ist die Lage ver­hee­rend. Im Lock­down sind Hotels und Restau­rants bis auf weni­ge Aus­nah­me­si­tua­tio­nen geschlos­sen. Kein Hol-und-bring-Ser­vice kann die Ver­lus­te aus dem Weih­nachts­ge­schäft kompensieren.

(…)

Fir­men ohne Kun­den las­sen sich nicht dau­er­haft erhal­ten. Insol­ven­zen ohne Arbeits­lo­sig­keit gibt es nicht. (…) Da ist es schwer, den Opti­mis­mus des Kanz­ler­kan­di­da­ten Scholz zu tei­len: «Ich mache mir kei­ne Sor­gen um die Leis­tungs­fä­hig­keit unse­rer Volkswirtschaft.»

Das Scholz-Zitat kann man recher­chie­ren; es ist authen­tisch. Eines aus­führ­li­chen Kom­men­tars bedarf es nicht, zeigt es doch auf, daß es sich Scholz und Kon­sor­ten längst in einem Par­al­lel­uni­ver­sum bequem gemacht haben, das durch jene All­ge­mein­heit finan­ziert (aber auch häu­fig: bewußt durch sie gewählt) wird, die mit Pro­pa­gan­da­flos­keln wie der obi­gen bei Lau­ne gehal­ten wird.

Span­nen­der wird es danach:

5. Die Migra­ti­ons­fra­ge kehrt zurück

Die gröss­te Her­aus­for­de­rung der Jah­re 2015 und 2016 wur­de nicht gelöst. Sie wird mit Wucht wie­der­keh­ren: die Migra­ti­ons­fra­ge. (…) Man wird sich in der deut­schen Innen­po­li­tik des Jah­res 2021 wie­der an die ver­trau­ten Maxi­mal­po­si­tio­nen zwi­schen einem Blei­be­recht für alle und einem Auf­nah­me­stopp für jeden erin­nern. (…) Auf jeden Fall fän­de die Debat­te unter ver­tei­lungs­öko­no­mi­schen Gesichts­punk­ten und des­halb in gereiz­ter Atmo­sphä­re statt.

Dies ist der ent­schei­den­de Unter­schied zu 2015: Vor sechs Jah­ren traf die mas­si­ve Zuwan­de­rungs­be­we­gung auf ein allem Anschein nach pro­spe­rie­ren­des Land; die Migra­ti­ons­fra­ge war tat­säch­lich pri­mär eine migrationspolitische.

Sie schied Befür­wor­ter einer voll­stän­dig mul­ti­kul­tu­ra­li­sier­ten Gesell­schaft (Grü­ne, Lin­ke, teils SPD) von Anhän­gern einer etwas mode­ra­te­ren mul­ti­kul­tu­ra­li­sier­ten Gesell­schaft (CDU/CSU, teils SPD) und einer nach Wohl­stands­ver­träg­lich­keit opti­mier­ten mul­ti­kul­tu­ra­li­sier­ten Gesell­schaft (FDP), wäh­rend die Geg­ner einer mul­ti­kul­tu­ra­li­sier­ten Gesell­schaft und Ver­tre­ter einer rela­ti­ven eth­no­kul­tu­rel­len Homo­ge­ni­tät sich um die AfD scharten.

2021 wird dies anders sein, wie Kiss­ler mit Recht ver­merkt: Die »ver­tei­lungs­öko­no­mi­schen Gesichts­punk­te« kon­tras­tie­ren dann nicht nur Innen und Außen (vul­go: Ein­hei­mi­sche und Frem­de), son­dern wer­fen in der anhal­ten­den und sich durch die Lock­down­po­li­tik ver­schär­fen­de Coro­na­kri­se auch die Fra­ge nach dem »Wer pro­fi­tiert?« und »Wer trägt die Last?« auf (vul­go: Oben und Mit­te & Unten).

Denn pro­fi­tie­ren wer­den, wie fast in jeder Kri­se, die Rei­chen und Super­rei­chen (selbst Hans-Georg Maa­ßen monier­te dies zuletzt), wäh­rend das Rück­grat Deutsch­lands, der ehr­wür­di­ge Mit­tel­stand, wei­ter ero­diert und die Last in Form von erwart­ba­ren Steu­er­be­las­tun­gen (offen oder ver­deckt) zu zah­len hat.

Hier bedarf es einer unmiß­ver­ständ­li­chen Posi­tio­nie­rung, die dem Wahl­volk ver­deut­licht, daß mit einer patrio­ti­schen Kraft weder wei­te­re Umver­tei­lung von unten und der Mit­te nach oben noch von Innen nach Außen gedul­det wür­de. Poli­tik für die Bevöl­ke­rungs­mehr­heit ver­knüpft fun­dier­te Migra­ti­ons­kri­tik mit einer volks­wirt­schaft­li­chen Par­tei­nah­me für Arbei­ter, Selb­stän­di­ge und stand­ort­ge­bun­de­nen Mit­tel­stand. Das wäre nicht nur inhalt­lich kor­rekt, son­dern ist auch das ein­zig mög­li­che Allein­stel­lungs­merk­mal einer Alternative.

Denn fest steht: Wirt­schafts- und Migra­ti­ons­po­li­tik, die The­sen 4 und 5 Kiss­lers, ver­schmel­zen 2021 mehr denn je. Es ist dies eine gigan­ti­sche Chan­ce für die AfD im Super­wahl­jahr. Jeden­falls wäre sie es dann, wenn ihre Basis – ers­tens – den Spal­tungs­ten­den­zen »von oben« einen Rie­gel vor­schiebt, und zwei­tens, wenn die Impul­se vom Bun­des­par­tei­tag 2020 auf­ge­grif­fen wer­den in Rich­tung eines sozi­al­kon­ser­va­ti­ven Patrio­tis­mus für die Bevöl­ke­rungs­mehr­heit, nicht für die obe­ren Schich­ten und Kli­en­tel, um die sich Tei­le des Bun­des­vor­stan­des aus ideo­lo­gi­schen wie habi­tu­el­len Moti­ven scha­ren möchten.

– –

Die »Sam­mel­stel­le« soll kei­ne par­tei­po­li­ti­sche Ana­ly­se­ka­te­go­rie wer­den – aber ange­sichts des Auf­takts zum Super­wahl­jahr sei die­se Aus­nah­me gewährt. Denn auch in der aktu­el­len Aus­ga­be der Wochen­zei­tung Die Zeit (2/2021) vom 7. Janu­ar beginnt man 2021 mit einem The­sen­bei­trag zu eben­je­nem Jahr der Urnengänge.

In der Rubrik »Zeit im Osten« äußern sich Jana Hen­sel und Mar­tin Macho­wecz zum The­ma. »Ein Abgang in Wür­de« bezieht sich dabei auf Ange­la Mer­kels Abschied von der Bun­des­kanz­ler­schaft, die so in Stein gemei­ßelt noch gar nicht erscheint. Viel­leicht wird sie auch, gebe­ten vom loya­lis­ti­schen Appa­rat, zu einer wei­te­ren Amts­zeit zur Ver­fü­gung ste­hen, wenn Merz, Spahn, Laschet und Co. sich als unfä­hig erwei­sen, par­tei­in­te­grie­rend zu wirken?

Aber zum Bei­trag: Ent­spre­chend der Rubrik fokus­siert man sich auf den Osten. Im April wird – Stand jetzt – in Thü­rin­gen gewählt, im Juni in Sach­sen-Anhalt, im frü­hen Herbst in Meck­len­burg-Vor­pom­mern und natür­lich bundesweit.

Hen­sel und Macho­wecz tref­fen dabei zunächst einen Punkt, denn »die AfD wird nicht ein­schmel­zen oder ver­schwin­den«. Auch die bei­den Zeit-Jour­na­lis­ten ver­wei­sen einer­seits auf die Rol­le der Migra­ti­ons­fra­ge und ande­rer­seits auf die wirt­schaft­li­chen Fol­gen der Coro­na­kri­se: Wer­den die­se »dra­ma­tisch«, wür­de die Alter­na­ti­ve erheb­lich profitieren.

Hin­zu kom­me, daß die AfD im Osten all jene reprä­sen­tie­re, die sich gegen die Coro­na­maß­nah­men der Bun­des­re­gie­rung wie der Län­der stel­le. In der Tat sorgt dies für Sym­pa­thien und Zustim­mung sei­tens der eige­nen Wäh­ler­schaft. Dies ist ein­deu­tig ein Ost-Spe­zi­fi­kum. Denn im Wes­ten der Repu­blik gibt es erheb­lich höhe­re Zustim­mungs­wer­te zu Lock­down, rigi­den Maß­nah­men usw. als im Osten – für die AfD ein wider­sprüch­li­ches Feld.

Die The­sen 2 und 5 sind an die­ser Stel­le ver­nach­läs­sig­bar. Denn daß der nächs­te Kanz­ler nicht aus Ost­deutsch­land stam­men wird, ist mar­gi­nal: Was half Ost­deutsch­land die Ära Mer­kel? Wel­che Rele­vanz hat im Mul­ti­kul­ti-Ber­lin, ob der Regie­ren­de Bür­ger­meis­ter ost­deutsch sozia­li­siert wor­den wäre? Und auch The­se 3 – »Manue­la Schwe­sig wird ein Star. Oder sie bekommt ein Pro­blem« – ist subaltern.

Span­nend ist dem­ge­gen­über The­se 4. Dort heißt es: »Der Druck auf den Osten wird stei­gen«. Vie­le West­deut­sche sei­en von der Über­re­prä­sen­ta­ti­on ost­deut­scher The­men und Pro­ble­me »genervt«, und jedes ost­deut­sche Insis­tie­ren auf Lösungs­an­sät­zen für dort auf­ge­wor­fe­ne Fra­gen sei nun »mit dem Risi­ko behaf­tet, eine gereiz­te Reak­ti­on, eine Wat­sche zu ern­ten«. Nun, dies wür­de der Rol­le der AfD als Reprä­sen­ta­ti­ons­kraft des ost­deut­schen Son­der­we­ges eher dien­lich sein, zumal dort, wo 2021 gewählt wird, bereits jetzt Ergeb­nis­se von 20 % + erwar­tet wer­den dürfen.

Das führt zu The­se 6 der Autoren: »Kenia liegt im Osten«, sprich: Drei­er­ko­ali­tio­nen nach dem Farb­sche­ma Schwarz-Grün-Rot wer­den zur Nor­ma­li­tät. Wor­an das liegt, ver­ra­ten Hen­sel und Macho­wecz nicht: an der star­ken Ost-AfD in den ein­zel­nen Län­dern, die Mehr­par­tei­en­re­gie­run­gen – oder gar All­par­tei­en­bünd­nis­se ein­schließ­lich der Links­par­tei? (sie­he The­se 7) – erfor­dern, solan­ge der Cor­don sani­taire standhält.

Soll­te die­ser neu­er­li­che anti­fa­schis­ti­sche Schutz­wall, eine Wie­der­ho­lung der Geschich­te als Far­ce, jemals ero­die­ren, so mei­ne The­se zur The­se, wäre Sach­sen-Anhalt die nahe­lie­gen­de Damm­bruch­stel­le, weil dort in Tei­len (!) jene christ­de­mo­kra­ti­sche Rest­ver­nunft anzu­tref­fen ist, die Meu­then und Co. wohl bei einer Bun­des-CDU »ohne Mer­kel« wittern.

Das führt zur Annah­me Num­mer 8: »Die Debat­te um CDU und AfD wird nicht enden«. Die Kern­aus­sa­ge paßt her­vor­ra­gend zur Sach­sen-Anhalt-The­se. Hen­sel und Macho­wecz fas­sen objek­tiv die »Regel« der »ost­deut­schen CDU« gut zusam­men, was sich aus sub­jek­ti­vem Erle­ben durch­aus bestä­ti­gen ließe:

Je wei­ter man hier­ar­chisch nach unten schaut, umso gerin­ger sind die Berüh­rungs­ängs­te mit der AfD.

Nur: Haben im – auch in Ost­deutsch­land gut geöl­ten – Appa­rat der Christ­de­mo­kra­tie wirk­lich Basis­a­van­cen eine Chan­ce auf Ver­wirk­li­chung? 2021 ff. wird es zei­gen. Nur dann wäre es, wie in The­se 9, nach­voll­zieh­bar, von einem »mas­si­ven Rechts­ruck in Tei­len der Gesell­schaft« zu spre­chen, der drin­gend not­wen­dig ist; nur dann wird der Osten, wie in The­se 10 als Opti­on prä­sen­tiert, »das Land erschüttern«.

– –

Erschüt­tert ist man beim – für den Autoren obli­ga­to­ri­schen – Blick nach links. Was ist nur aus der tra­di­ti­ons­rei­chen kon­kret (Grün­dungs­jahr 1957) gewor­den? Das links­ra­di­ka­le Maga­zin (Unter­ti­tel: Poli­tik & Kul­tur), bun­des­weit flä­chen­de­ckend am Kiosk prä­sent, ver­fügt zwar noch über eine geschätz­te Auf­la­ge im Zwi­schen­be­reich von 30.000 bis 40.000, aber auch über ein hand­fes­tes Problem.

Denn nach dem Tod des poli­tisch dau­er­haft irr­lich­tern­den, aber sti­lis­tisch genia­len Her­mann L. Grem­li­za im Dezem­ber 2019 – ein star­kes Por­trät ver­faß­te Sieg­fried Ger­lich – siecht die Qua­li­tät vor sich hin. Das unter­streicht die aktu­el­le Aus­ga­be (1/2021) ein­mal mehr.

Es geht dabei gar nicht um die Bean­stan­dung ihrer The­men. Daß eine Zeit­schrift der äußers­ten »pro­gres­si­ven« Lin­ken ent­spre­chend das Augen­merk auf Abtrei­bungs­pro­pa­gan­da, Geschichts­ver­dre­hung oder einen nega­ti­ven NS-Fetisch legt: geschenkt. Daß die Autoren, etwa Peer Hei­nelt, aller­or­ten »Nazis« in der Bun­des­wehr oder gar im Mili­tä­ri­schen Abschirm­dienst dia­gnos­ti­zie­ren: ebenso.

Und doch gelang es dem Maga­zin noch unter Grem­li­za, »wider den Sta­chel zu löcken«, und das hieß in die­sem Kon­text: Stamm- und Gast­au­toren stie­ßen kon­tro­ver­se, die Zei­ten über­dau­ern­de Dis­kus­sio­nen in der lin­ken Sze­ne an, ver­är­ger­ten das eige­ne Publi­kum oder beschimpf­ten schlicht­weg inter­ne Kon­tra­hen­ten. Das ist vor­bei: Kon­for­mis­ti­sche Rebel­li­on und orga­ni­sier­te Lan­ge­wei­le begeg­nen einem in (fast) jedem Beitrag.

Eine Aus­nah­me ist das ideo­lo­gie­kri­ti­sche Brü­der­paar Johan­nes und Paul Simon, deren Buch zur Capi­tol-Stun­de – »Eine Welt vol­ler Wut«. Donald Trump und das Ende der US-Hege­mo­nie – in der 100. Sezes­si­on (Febru­ar 2021) rezen­siert wird. Natur­ge­mäß sind auch sie dem anti­fa­schis­ti­schen Denk­ge­bäu­de ver­haf­tet, aber für heu­ti­ge kon­kret-Rela­tio­nen liest man ihre Arti­kel – bei­de Simons sind regel­mä­ßi­ge Bei­trä­ger – als wohl­tu­en­de Ausnahmen.

Johan­nes Simon wid­met sich in der aktu­el­len Aus­ga­be dem »Kapi­tal in Dosen« – der Pro­ble­ma­tik der Impf­stoff­be­schaf­fung durch die Natio­nal­staa­ten. Ange­legt an den Rechts­wis­sen­schaft­ler Axel Metz­ger for­mu­liert er die zuge­spitz­te Einsicht:

Im Kapi­ta­lis­mus geschieht nur, was Pro­fit bringt (bezie­hungs­wei­se brin­gen soll) – die­sem Kri­te­ri­um sind auch lebens­ret­ten­de Medi­ka­men­te unterworfen.

Man wird zwei­fel­los nicht jedem Argu­men­ta­ti­ons­schritt Simons zustim­men kön­nen. Aber daß man die Posi­ti­on der Kri­tik des Pro­fit­stre­bens sowie der Kon­kur­renz in bezug auf medi­zi­ni­sche Pro­duk­te auch rechts wahr­nimmt, kann so falsch nicht sein.

Ohne­hin ist der Text ein lehr­rei­ches Stück über macht­po­li­ti­sche Inter­es­sen zwi­schen den Impf­gi­gan­ten Chi­na, USA und der EU einer­seits und eben dem Grund­pro­blem einer dem frei­en Markt anheim­ge­stell­ten Preis­bil­dung bei womög­lich lebens­ret­ten­den Phar­ma­zeu­ti­ka. Daß unab­hän­gig von der aktu­el­len Coro­na­impf­de­bat­te jeder Staat in der Lage sein soll­te, sei­nen Staats­bür­ger eine effek­ti­ve Ver­sor­gungs­si­cher­heit zu bie­ten, wäre Simons Sache wohl nicht – kann aber als ein Zwi­schen­fa­zit aus sei­nem Arti­kel gezo­gen werden.

Paul Simon nimmt sich der­weil den aktu­el­len Best­sel­ler und Everybody’s Dar­ling der Buch­welt vor: den ers­ten Band der Auto­bio­gra­phie von Barack Oba­ma: Ein ver­hei­ße­nes Land. »Not­hing left« bie­tet einen Rück­blick auf Oba­mas Prä­si­dent­schaft. Er zitiert Oba­ma aus die­sem Buch, der ein­räumt, bei Amts­an­tritt 2008 »eine lee­re Lein­wand gewe­sen« zu sein, »auf die Unter­stüt­zer aus dem gesam­ten ideo­lo­gi­schen Spek­trum ihre Visio­nen von Ver­än­de­run­gen pro­ji­zie­ren konn­ten«. Wer fühlt sich bei der Lek­tü­re die­ser Zei­le nicht an den heu­ti­gen Kult um den »Anti-Trump« Joe Biden erinnert?

Simon klärt die Beweg­grün­de für die »Ver­eh­rung«, die beson­ders in Deutsch­land auf eben­je­ne Lein­wand pro­ji­ziert wur­de und zieht eine – recht desas­trö­se – Bilanz der oft­mals so ver­klär­ten Ära Oba­ma. Daß Oba­ma mehr Aus­län­der abschob als Donald Trump ver­wun­dert sicher­lich sowohl kon­kret-Abon­nen­ten als auch ihre rech­ten Geg­ner, aber sei nur am Ran­de ver­merkt. Denn die schwer­wie­gen­den Aspek­te berührt Simon, wenn er Oba­mas mora­li­sie­ren­de Kri­tik an den imma­nen­ten Feh­ler der US-Hege­mo­nie und ihrer Fol­gen auf­greift und zeigt, daß der wohl­fei­len Argu­men­ta­ti­on sel­ten Hand­fes­tes folgte:

Oba­ma been­de­te die CIA-Fol­ter­pro­gram­me, stell­te aber nie jeman­den vor Gericht; er redu­zier­te Trup­pen­stär­ken in aller Welt, ver­stärk­te aber den bis­wei­len bar­ba­ri­schen Droh­nen­krieg; er kri­ti­sier­te die ver­häng­nis­vol­le Nah­ost­po­li­tik des Wes­tens, repro­du­zier­te die­se aber (etwa in Syri­en, was Simon unter­schlägt) … kurz: Auch Oba­ma nahm kei­nen Abstand vom ewi­gen Ziel, »den ame­ri­ka­ni­schen Ein­fluss in der Welt zu vergrößern«.

In die­sem Sin­ne kann die ers­te Fol­ge der »Sam­mel­stel­le« mit einem spre­chen­den Bild US-ame­ri­ka­ni­scher Kon­ti­nui­tät abge­schlos­sen werden:

Benedikt Kaiser

Benedikt Kaiser ist Politikwissenschaftler und arbeitet als Verlagslektor.

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Kommentare (35)

Maiordomus

8. Januar 2021 17:29

@Criticon hatte zwar schon damals eine a u c h  nationalkonservative Ausrichtung, war aber nicht nur nationalkonservativ, eher schon international-konservativ; nicht unwesentlich war natürlich damals auch die Auseinandersetzung mit Solschenizyn und Amalrik, sowie Grundsatzfragen mit Schwerpunkt Konservatismus. Der junge Martin Rhonheimer schrieb einen brillanten Essay über die drei Arten der Legitimation: die traditionale, die pragmatische und die transzendentale, wobei nur die letztere, welche dann auch wieder nicht überzubewerten war, ins Prinzipielle ging. Bei den Debatten stand sehr im Vordergrund die Frage, was "immer gilt", jedoch durchaus in traditionaler und pragmatischer Brechung. Selber las ich mit einem engen Kollegen, der es abonniert hatte, Criticon seit 1970, wurde dann mit der Zeit selber Abonnent. Das Ende habe ich unguter Erinnerung, es ging in Richtung Opportunismus, wie später "Mut". 

Benedikt Kaiser

8. Januar 2021 17:35

@Maiordomus:

Criticon hatte zwar schon damals eine a u c h  nationalkonservative Ausrichtung, war aber nicht nur nationalkonservativ, eher schon international-konservativ

Das betone ich in der ersten Zeile direkt. 

Monika

8. Januar 2021 18:55

Die Idee „Sammelstelle in der Sturzflut des Gedruckten“ finde ich gut. Auch, dass Artikelhinweise der Leserschaft berücksichtigt werden. Den Hinweis, dass diese Hinweise zunächst ( offline) auf mögliche Verwendung überprüft werden, halte ich für etwas unglücklich. Sollte man nicht erst mal abwarten, welche Hinweise kommen ? Wenn man Zutaten liefern soll, will man vielleicht auch etwas mitköcheln oder wenigstens mal in den Topf gucken. Jetzt also mein Hinweis: Tumult/Winter 2020/21 Bettina Gruber, Suizidale Empathie, Einfühlung als Waffe im Globalisierungskampf . Kann der Beitrag verwendet werden ? Und wenn nicht, gibt es eine entsprechende Rückmeldung? 

Benedikt Kaiser

8. Januar 2021 19:03

@Monika: 

Niemand muß etwas beisteuern, aber wer möchte, der kann. Ihnen steht es beispielsweise frei, ebenso auf einem Blog oder einer Netzseite Fundstücke in einem eigenständigen Artikel aufzubereiten, wenn Ihnen meine Auswahl bei der ein oder anderen Gelegenheit nicht passen oder nicht sinnig erscheinen sollte. 

Der Text von der geschätzten Bettina Gruber ist sehr interessant, danke für den Hinweis. Bevorzugt werden aber Tageszeitungen und Wochenzeitungen, seltener Monatsmagazine, noch seltener Quartalshefte oder gar Halbjahresschriften. Es soll schon überwiegend aktuell sein. Wobei auch ein Essay wie derjenige von Gruber in der ein oder anderen Konstellation sicher vorgestellt wird. Wir werden sehen. 

Ansonsten bezog sich mein Hinweis auch darauf, daß mancher Kommentator vielleicht etwas beisteuern will, ohne selbst im Netz zu erscheinen. Auch daher erfolgte der Vermerk, daß es nicht veröffentlicht wird. 

Monika

8. Januar 2021 19:13

@ Benedikt Kaiser

Danke für die Präzisierung.

Nemo Obligatur

8. Januar 2021 20:05

In der Kolumne »Sammelstelle in der Sturzflut des Gedruckten« werde ich fortan in wöchentlichem Rhythmus auf Beiträge aus ganz unterschiedlichen Zeitungen, Zeitschriften, Magazinen und – erheblich seltener – virtuellen Formaten verweisen, indem ich diese kurz zusammenfasse und dort, wo nötig, kommentiere.

Lieber Herr Kaiser, inhaltlich stoße ich mich oft an ihren Beiträgen wie z.B. an Ihrem Buch zum SolPat. Aber auf die angekündigte "Sammelstelle" freue ich mich, denn selbst ihre ärgsten Kritiker werden Ihnen wohl nicht Originalität und Fleiß absprechen.

Imagine

8. Januar 2021 21:24

1/3

Bis zum Epochenumbruch ums Jahr 1970 besaßen Intellektuelle noch gesellschaftlichen Einfluss. Jeder Student der Sozialwissenschaften kannte beispielsweise Arnold Gehlen und musste, um sein Studium erfolgreich abschließen zu können, ihn gelesen haben. Ansonsten wäre es eine Bildungslücke gewesen.

Das gebildete Bürgertum war damals noch eine gesellschaftlich relevante Klasse mit erheblicher gesellschaftlicher Gestaltungsmacht. Zu dieser Klasse gehörten konservative wie progressive Intellektuelle. T.W. Adorno, A. Gehlen, G. Rohrmoser, R. Wassermann, R. Augstein et al., sie alle gehörten der Klasse des gebildeten Bürgertums an. Ihre Gemeinsamkeit bestand darin, die kulturellen Restbestände von Bürgerlichkeit bewahren zu wollten.

War Richard Löwenthal der Mitbegründer des konservativen „Bund Freiheit der Wissenschaft“ ein reaktionärer „Rechter“, weil er entschiedener Kritiker der revolutionären Studentenbewegung war?

Nein, er war konservativ und wollte etwas bewahren, dass sich damals im Prozess des Niederganges befand, nämlich der Einfluss des wissenschaftlich gebildeten Bürgertums auf die gesellschaftliche Gestaltung. Löwenthal war m. E. der einflussreichste Intellektuelle in der damaligen SPD.

Imagine

8. Januar 2021 21:26

3/3

Den Niedergang und die Marginalisierung des gebildeten Bürgertums analysiert und beschreibt Georg Bollenbeck in seinem Buch „Bildung und Kultur: Glanz und Elend eines deutschen Deutungsmusters“ (1996).

Heute gibt es war noch vereinzelt Intellektuelle, die man zur „Champions League“ zählen kann, wie z.B. Wolfgang Streeck, Richard Sennett, Paul Krugman et al. Aber anders als damals Adorno, Gehlen et al. führen sie keinen offenen Diskurs in Podiumsdiskussionen an den Universitäten und können ihre Positionen nicht in den TV-Massenmedien vertreten.

Sondern die Hochschulen sind heute zu geistlosen Ausbildungsinstitutionen zur Massenproduktion marktkonformer Arbeitskräfte geworden.

Wenn – wie von Benedikt Kaiser – die Zeitschrift „Criticón“ als der Vorläufer der „Sezession“ angesehen wird, dann verschwindet die entscheidende Differenz: Beim frühen „Criticón“ publizierte damals die Bundesliga der deutschen Intelligenz, während es heute Amateure sind.

Ähnlich verhält es sich mit der Zeitschrift „konkret“.

RMH

8. Januar 2021 22:11

"Beim frühen „Criticón“ publizierte damals die Bundesliga der deutschen Intelligenz, während es heute Amateure sind."

Tja, sowie die Bundesliga mittlerweile schon lange nicht mehr deutsch ist, so ist die deutsche Intelligenz schon lange keine Bundesliga mehr, da es keinen gemeinsamen Spielplan/ keine Liga mehr gibt. Und nach den Einzeltrainings wissen die anderen Mannschaften mittlerweile, dass sie besser gegen Sezession & Co nicht mehr antreten bzw. besser die Spiele verweigern.

Liebes Autorenkollektiv Imagine, kommen Sie bitte einmal im 21. Jhdt. an - es gibt keine deutsche Intelligenz mehr. Es gibt nur noch Fragmente und Fraktionen. Sezession ist ein Name dafür.

Maiordomus

8. Januar 2021 22:45

@RMH. Sie haben recht. Würde das damalige "Criticon"  als "anregend" bezeichnen, mit Autoren, die sich darüber hinaus dann einen Namen machten, wie zumal Kaltenbrunner, es aber dann doch auch nicht wieder überbewerten. Zumal beim gedruckten Heft Sezession gibt es Nummern, die sich gegenüber früheren in "Criticon" nicht verstecken müssen, selbst wenn jene mich zum Teil mitprägenden Autoren mir noch näher standen. Zumal muss man sich gegenüber den Feuilletons nicht verstecken, zumindest was die politisch und historische Literatur betrifft und die literarische Entdeckerfreude.  

Laurenz

9. Januar 2021 01:51

@BK

Hatte heute die Zeit gefunden, mir das neue Video von 1% mit Marie-Thérèse Kaiser anzusehen. Im Ansatz finde ich die Idee zwar gut, aber das kurz zusammengefaßte Thema "Migration" war nicht konkludent zu Ende gedacht. Und ein schönes Gesicht und schöne Gestalt sind zwar klasse, Sex sells, aber eben doch nicht alles. Zumindest nicht für inhaltlich Interessierte.

Ist es denn so, daß das geschriebene Wort noch diese Eminenz besitzt? Ist nicht auch die Sezession schon in die audiovisuelle Welt aufgebrochen?

Ist es finanzierbar und sinnvoll, TV-Dokus und Nachrichten zu sammeln, zu bewerten und Zusammengfaßtes zu veröffentlichen?

Maiordomus

9. Januar 2021 07:53

@Kaiser. Möchte Ihnen für diesen Artikel meine Achtung ausdrücken. Vgl. noch im vorigen Beitrag unter Martin Sellner mein Forumbeitrag über "De la démocratie en Amérique" nach Tocqueville und zumal das achte und neunte Buch von Platon über die Demokratie mit einer durchaus berechtigten Kritik, selbst wenn die selbe Karl Popper nicht passte. Dabei werden Platon immer wieder, analog zu Königin Marie Antoinette und Churchill,  Falschzitate unterschoben, so, als hätte er gesagt, die Jugend (seiner Zeit) sei noch nie so verderbt gewesen wie heute. Er hat in Wirklichkeit etwas sehr viel Aktuelleres gesagt, siehe den Kult der "Klimajugend"; wie kindisch es sei, wenn Ältere sich der Jugend einschmeicheln und unreifes Gebaren für sich selber zum imitierten Massstab erheben wollten, womit sich die Älteren überdies vor den Jungen und vor sich selber lächerlich machen würden. 

Heinrich Loewe

9. Januar 2021 09:49

Ich weiß nicht, ob dieses Format genügend austrägt oder vielmehr zu sehr Echokammer bleibt. Dringend erforderlich hielte ich etwas, was Lichtmesz eine zeitlang in Kärrnerarbeit gemacht hat: Die Dekonstruktion der meinungsbildenden Medien.

Der alles beherrschende Grundkonflikt ist: Das Große Erwachen (deplorables) versus Der Große Reset (globalistische Eliten).

 

Ersteres muß beständig genährt werden. Dazu muß man die Leute befähigen, die Art und Weise, wie Meinung gemacht wird zu erkennen: Framing, Narrativ, Unterscheidung von „Geräusch“ und „Signal“, dahinterstehende Interessen. Jeden Tag eine Stunde Presseschau.

Eine Zurechtweisung wie bei @Monika 19:03, ich möchte dies doch bitte selber auf eigenem Format machen, können Sie sich im Übrigen sparen. Überheblichkeit kommt garnicht gut an.

Eine Bitte gerade an Sie, Herr Kaiser, vom „linken Flügel“. Könnten Sie evtl. einmal etwas zu Saul Alinsky bringen, evtl. im Zusammenhang mit der Frankfurter Schule. Dessen Wirkungsmacht ist bis heute außerordentlich groß. Es muß verstanden werden, warum die progressive Linke wider jeglichen gesunden Menschenverstand fast immer gewinnt.

Der_Juergen

9. Januar 2021 10:57

Ich schätze Kaiser, dessen Ziel des "Solidarischen Patriotismus" ich als "linker Rechter" teile, sehr hoch und fand auch in diesem Beitrag viel für mich Neues und Interessantes ("Criticon" habe ich nicht gekannt, und auch "Sezession" stiess ich erst Ende 2014 oder Anfang 2015 kennen). Doch irritiert mich Kaisers Realitätsblindheit. Wie kann ein so gut informierter und kluger Mann wie er ernstlich daran glauben, das "Superwahljahr" 2021 werde in der BRD irgendwelche positiven Impulse aufgrund von Wahlergebnissen bringen? Was die Demokratie wert ist, sehen wir ja anschaulich am Beispiel der USA. Und selbst wenn die herrschende Bande nicht so dreist fälscht wie der Tiefe Staat in den USA, ja selbst wenn wider Erwarten ehrlich ausgezählt wird - wie kann man bloss der Illusion erliegen, die Drahtzieher des Great Reset liessen sich von einer AFD in die Suppe spucken (ganz abgesehen davon, dass die den Parteichef Meuthen von Anfang an in der Tasche hatten?). Man lese Klaus Schwabs "Covid-19. The Great Reset", und es wird einem, wenn man Schwabs Newspeak auf Deutsch übersetzen kann, kalt den Rücken hinablaufen. 

So wie es 1683 in Wien nur eine Frage geben konnte - "Wie verhindern wir die Einnahme der Stadt durch die Türken?" -, gibt es heute nur eine Frage. Sie lautet: "Wie stoppen wir den Great Reset?" Und verglichen mit den Folgen, die dessen Durchsetzung hätte, wäre die Eroberung Wiens durch die Türken nur eine kleine Fussnote im Buch der Geschichte gewesen. 

 

HerrLandei

9. Januar 2021 12:01

@Maiordomus (8. Januar 2021 22:45)

Werter Maiordomus,

ich hätte gute Lust, ausführlich und mäandernd auf Ihre bauchpinselnden Beiträge ad Criticon zu antworten – allein, die liebe Zeit fehlt: die Apfelbäume müssen geschnitten werden und beim Eicher spinnt die Hydraulik: Schwerpunkte setzen, nicht Schwerflächen, wie mein alter Taktiklehrer anmahnte.

„Würde das damalige "Criticon"  als "anregend" bezeichnen, mit Autoren, die sich darüber hinaus dann einen Namen machten, wie zumal Kaltenbrunner, es aber dann doch auch nicht wieder überbewerten.“

Uff, wo will man da anfangen? Vielleicht nur so viel: der überwiegende Teil der Autoren machte sich nicht „dann“ (also nach den Veröffentlichungen) einen Namen – es waren gestandene Professoren, die schon zuvor Renommee hatten. Ohne groß zu recherchieren nur einige, an die ich dabei denke: Arndt, Diwald, Motschmann, Hornung, Hepp, Rassem, Tommissen, Freund, Willms, Quaritsch. Bei aller Liebe zur „Sezession“ – Liebe kann auch blind machen und das ist in den wenigsten Fällen hilfreich: „Schönheit vergeht, Hektar besteht“ heißt es im Süden. Und Criticon hat viele Hektar fruchtbaren Grund hinterlassen, den zu pflügen es lohnt.

Imagine

9. Januar 2021 13:41

1/2

@RMH   8. Januar 2021 22:11
„Tja, sowie die Bundesliga mittlerweile schon lange nicht mehr deutsch ist, so ist die deutsche Intelligenz schon lange keine Bundesliga mehr, da es keinen gemeinsamen Spielplan/keine Liga mehr gibt. …Liebes Autorenkollektiv Imagine, kommen Sie bitte einmal im 21. Jhdt. an - es gibt keine deutsche Intelligenz mehr. Es gibt nur noch Fragmente und Fraktionen.“

Für Deutschland ist dies zutreffend. Die deutsche Intelligenz ist global weitgehend nicht mehr wettbewerbsfähig. Unfähig, einen automatischen Kollisionsschutz in ihre Magnetschwebebahn einzubauen, unfähig einen Flughafen in angemessener Zeit zu bauen, unfähig zu rationaler Bildungs- und Wirtschaftspolitik. Usw. usf.

Die Chinesen können inzwischen dies alles viel besser. Sie bauen die besten Eisenbahnen der Welt und in absehbarer Zeit werden sie die besten Autos, Flugzeuge etc. bauen. Sie haben ein viel effektiveres Bildungs- und Wirtschaftssystem.

Die chinesische wissenschaftlich-technische Intelligenz wird Weltspitze werden und auf dem Gebiet der Sozialwissenschaften und Ökonomie sind es die chinesischen Eliten bereits jetzt. An dieser Entwicklung haben zwei Deutsche entscheidenden Anteil.

Imagine

9. Januar 2021 13:42

2/2

Hingegen haben die Deutschen ihr zuvor erstklassiges System der Bildung von geistigen Eliten durch ihre „Bildungsreformen“ selbst zerstört. Ob die deutschen Politiker so blöd waren oder ob es auf Druck von „außen“ geschah, um Deutschland als Weltmarktkonkurrenten zu schwächen, darüber kann an Hypothesen bilden. Sicher ist nur, dass das zuvor erstklassige Bildungssystem zerstört wurde und Deutschlands Intelligenzschichten, sei es in Wissenschaft, Politik, Wirtschaft, Medien etc. nur noch mittelmäßig sind. Über die konkrete Empirie der Bildungskatstrophe an den Schulen berichtet regelmäßig anschaulich Bosselmann.

Und auch die „Exzellenzinitiative“ löst das Problem des Mangels an geistigen Eliten und an qualifizierten Führungspersonen nicht, sondern in Deutschland wird es mit allgemeiner Verblödung immer weiter abwärts gehen, beschleunigt durch Feminismus, Ökologismus, Multikulturalismus, Umvolkung etc.

anatol broder

9. Januar 2021 14:55

@ laurenz 1:51

Ist es denn so, daß das geschriebene Wort noch diese Eminenz besitzt?

Ist es finanzierbar und sinnvoll, TV-Dokus und Nachrichten zu sammeln, zu bewerten und Zusammengfaßtes zu veröffentlichen?

das sind ausgezeichnete fragen.

solange lesen die schnellste aufnahme von wissen ermöglicht, bleibt das geschriebene wort eminent. vor dem hintergrund der allgegenwärtigen zensur ist es sinnvoll, eine dezentrale sammlung mit (urheberrechtsfreien) texten anzulegen. die moderne informatik bietet methoden für beliebig grosse arbeitskreise an.

die frage der finanzierung löst man hauptsächlich mit unbezahlten freiwilligen, die daten sammeln. die bewertung geschieht ausserhalb des projektes.

beispiel 

ein politiker sagt etwas in einem video. monika überträgt seine rede als text in die sammlung. kaiser bewertet die rede in einem artikel, verweist dabei auf die von monika beigesteuerten daten als quelle.

Maiordomus

9. Januar 2021 15:33

@Landei. Wollte Ihnen nicht zu nahe treten, aber es ging vor allem um diejenigen bei Sezession, die damals, unter dem Einfluss der 68er, als die relativ jüngeren unter den Prominenten in meiner eigenen Generation Massstäbe setzten. Dass unter denjenigen, die älter waren, noch ganz andere Grössen zu nennen sind, ist unbestritten; vgl. noch Epoche und Weltbühne etwa mit Helmut Schoeck, Herbert Eisenreich, Walter Hoeres, Rudolf von Habsburg, Erik von Kuehnelt-Leddihn und andere. Bin mir nicht sicher, ob sogar Gehlen noch dabei war. Und es geht nicht um das Bauchpinseln, sondern das Ermuntern. Über die Qualität zumindest der besseren gedruckten Hefte "Sezession" darf man als Allteser von Criticon durchaus im positiven Sinne erstaunt sein. Nichr zu unterschätzen der Rezensionsteil, den man auf diesem "Sektor" sonst nirgends findet. 

heinrichbrueck

9. Januar 2021 16:51

„Klimajugend“.

Mit Demokraten muß man in Kindersprache reden, anders geht es nicht. Sie verstehen die Masche nicht, sonst wäre doch klar, daß die Regierung den Mist nicht glaubt. Die Regierung macht sich nicht lächerlich, sie setzt Pläne durch. Ist eine Flüchtlingssteuer nicht umsetzbar, kommt eine Klimasteuer. Demokraten glauben fast jeden Mist, unterstellen dann der Regierung, die wäre ähnlich gestrickt. Die meisten Erklärungen, für irgendwelche Tatsachen, sind Erfindungen. Der Demokrat wird geführt, auch vorgeführt, verhöhnt, verachtet, denkt aber, seine Phantasieprodukte würden schon ausreichen.

Mit der Bildung ist es auch so eine Sache. Zwei Weltkriege konnten nicht verhindert werden; Hauptsache das Bildungsgedöns stimmt. Ob ein Volk sich teilen und beherrschen läßt, hängt auch vom Vertrauen ab. Wiederkehrende Propagandamuster, und immer wieder die grandiose Überschätzung der Politiker. Ein Volk in Geimpfte und Ungeimpfte markieren zu können, mobilisiert gleichzeitig Widerstand zur Durchführung dieses Prozesses. Die Motivation ist vorgegeben, seit Jahrzehnten ein Abwärtstrend gegen das Eigene. Ein demokratischer Prozeß.

Marc_Aurel

9. Januar 2021 17:13

"2. Die Verordnungspolitik kommt an ihr Ende"

Kann ich mir nur schwer vorstellen, "setzt vorübergehend aus" vielleicht...aber wir werden sehen.

 

Simplicius Teutsch

9. Januar 2021 18:52

@ RMH, danke für Ihren erhellenden Hinweis auf einen Sachverhalt, der mir ebenfalls aufgestoßen ist. Ich lese ja die langen, kenntnisreichen Kommentare von „Imagine“, geschöpft aus dem Arsenal dessen, was kritische Rechte ganz gerne hören oder sagen, oft gar nicht mehr, weil sie mir selbst bei weitgehender inhaltlicher Zustimmung irgendwie „verdächtig“ vorkommen. Ich kann es nicht anders sagen: verdächtig. Beim „Skeptiker“ ergeht es mir übrigens ähnlich. Es sind dann Bemerkungen wie diejenige, die Sie, @RMD, aufgespießt haben (8. Januar 2021 22:11):

„Criticon“ gegen „Sezession“, also die „alten“ Konservativen gegen die heute im überall verminten Zeitstrom kämpfenden rechten Intellektuellen ausspielen zu wollen, halte ich im Eigeninteresse der Rechten schon mal nicht für sehr intelligent. Ein Dank an @ Maiordomus für seine verbindenden Anmerkungen.

Der Spruch von @Imagine: „Wenn – wie von Benedikt Kaiser – die Zeitschrift „Criticón“ als der Vorläufer der „Sezession“ angesehen wird, dann verschwindet die entscheidende Differenz: Beim frühen „Criticón“ publizierte damals die Bundesliga der deutschen Intelligenz, während es heute Amateure sind“, ist, so wie es formuliert ist, eine verbale Watschn für das gesamte Sezessions-Projekt, vielleicht aber auch nur eine autistische Fehlleistung des Kommentators, oder die Maske ist kurzfristig verrutscht. Ich weiß es nicht. Ist aber auch nicht gar so wichtig.

Maiordomus

9. Januar 2021 20:45

@Landei. Es ging natürlich um "diejenigen bei Criticon", die zu meiner Zeit Massstäbe setzten, wobei die Jüngeren für uns damals Jüngere besonders wichtig waren. 

heinrichbrueck

9. Januar 2021 20:46

Na endlich: https://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2021-01/rechtsextremismus-globale-bewegung-angriff-us-kapitol-washington-faschismus?utm_source=pocket-newtab-global-de-DE 

Marc_Aurel

9. Januar 2021 21:47

@heinrichbrueck

Besonders interessant an dem Zeitartikel, den Sie freundlicherweise verlinkt haben, ist das vor sich hin halluzinierende Kommentariat – darunter Zeitgenossen, die offenbar in einer kompletten Parallelwelt leben und längst jeden Realitätsbezug verloren haben. In einer Doku, die ich vor vielen Jahren gesehen habe, war ein Jude zu sehen, der sinngemäß sagte, dass er immer gern den „Stürmer“ gelesen habe, weil in dieser Zeitung die Juden immer als stark und mächtig beschrieben wurden, ohne jetzt das religöse Thema hochkochen zu wollen, mir geht es nur um die Anekdote. So ähnlich kommt man sich als Rechter/Patriot auch vor, wenn man solche Artikel liest: der Film den die dort schieben ist in Teilen schon fast angenehm, könnte man mit einem Schmunzeln vermerken, weil er die rechte Seite in ihrer momentanen Wirkmächtigkeit stark überzeichnet. Aber immerhin: es gibt auch einzelne Kommentare, die zumindest versuchen einigermaßen ausgeglichen zu argumentieren, soweit das der totalitären Meute dort zumutbar ist, ohne das sie die Kanthölzer aus dem Schrank holen.

Imagine

10. Januar 2021 14:10

1/4

Das herrschende demokratische System ist sowohl eine gigantische Illusionsmaschine wie auch Jobmaschine.

Beim Begriff der Demokratie sollte man allerdings unterscheiden können zwischen einer repräsentativen und einer direkten Demokratie.

Bei der repräsentativen Demokratie entscheiden Parteien und Parteifunktionäre über die Politik, ohne an das Votum ihrer Wähler oder die von ihn gemachten Wahlversprechen gebunden zu sein.

De Wähler haben noch nicht einmal die Möglichkeit jene „Volksvertreter“ abzuwählen, die nicht ihre Interessen vertreten oder sogar gegen diese handeln.

Daher war eine grundlegende Forderung der APO (Außerparlamentarische Opposition) in den 60-er Jahren zu einer echten Demokratie zu kommen, wo der politische Wille des Volkes tatsächlich in Politik umgesetzt werden kann.

Eine grundlegende Forderung war die Möglichkeit zur Abwahl der Repräsentanten („recall“) und deren Bindung an den Wählerauftrag („imperatives Mandat“). Zugleich wollte man durch ein durch ein Rätesystem eine stärkere Anbindung an die gesellschaftliche Realität und an relevanten gesellschaftlichen Gruppen erreichen.

Bei der direkten Demokratie kann das Volk direkt als Gesetzgeber fungieren, es kann vom Parlament verabschiedete Gesetze außer Kraft setzen oder neue Gesetze verabschieden.

Imagine

10. Januar 2021 14:11

2/4

Die direkte Demokratie ist aber kein Garant dafür, dass das Volk tatsächlich rational im Sinne seiner Interessen abstimmt. Es gibt in der Schweiz viele Beispiele dafür, wo bei Volksabstimmungen gegen das objektive Interesse der Mehrheit des Volkes gestimmt wurde. Da spielen die Deutungsmacht und Medienmacht der Plutokratie eine entscheidende Rolle.

Dass die repräsentative Demokratie eine riesige Manipulation und Betrug darstellt, ist eine uralte Kritik, die von Anfang an geäußert wurde.

Aber der große Vorteil dieses Systems ist, dass damit der soziale Frieden gewahrt werden kann. Man kann immer darauf verweisen, dass der Wähler die Regierung durch seine Wahl dieser Parteien und dieser Abgeordneten selbst so gewählt und damit legitimiert hat.

Regelmäßig wird dabei ignoriert, dass die „Partei der Nichtwähler“ den größten Anteil darstellt und dadurch die Legitimation der herrschenden Politik in Frage stellt.

Tatsächlich ist für das normale Volk die Möglichkeit, über Parteimitgliedschaft und Wahlen auf die politische Gestaltung des Gemeinwesens einwirken zu können, sehr gering.

Denn die Politik wird von den Reichen und Mächtigen auf mehreren Wegen bestimmt, nämlich durch Parteispenden, sei durch die Medienmacht, durch legale Korruption und auch durch Erpressung, Drohung und Mord. Nicht einmal ein amerikanischer Präsident ist seines Lebens sicher, wenn er eine Politik gegen die Interessen von herrschenden Machtgruppen machen will.

Imagine

10. Januar 2021 14:11

3/4

Insofern ist die Vorstellung, über Parteigründungen und Wahlen in dem System der repräsentativen Demokratie Politik gestalten zu können, als reichlich naiv anzusehen.

Aber die Magie der Demokratieillusion wirkt ununterbrochen weiter.

Einige politisch Gebildete kennen die bereits über 100 Jahre alte soziologische Analyse, Theorie und Kritik am Parteiwesen von Robert Michels.

Aber wissenschaftliche Erkenntnis hält nicht davon ab, Parteipolitik und Wahlkampf zum machen und Illusionen über die Relevanz von Wahlen zu verbreiten.

Tatsächlich sind Parteimitgliedschaft und Wahlen mit dem Ziel gesellschaftlicher Veränderung so irrelevant und unwirksam wie die Mitgliedschaft in einem Fußball- oder Karnickelzüchterverein.

Obwohl dies alles bei kritischer rationaler Betrachtung klar ist, gibt es dennoch über eine Million Menschen, die Mitglieder von Parteien sind und sich in der Parteipolitik engagieren. Warum?

Weil die Parteien Aufstiegs- und Versorgungschancen für Lohnabhängige eröffnen wie sonst nirgendwo in der Gesellschaft zu finden. Wer auf der Parteiliste – und sei es nur als Hinterbänkler – ins Parlament kommt, erhält ein Spitzeneinkommen eröffnen. So erhalten BT-Abgeordnete lt. BILD monatlich 10.083,47 Euro brutto als Diäten sowie eine steuerfreie Kostenpauschale von 4560,59 Euro. Berufspolitik ist mit hohem Einkommen, Macht, Status und Titeln verbunden.

Imagine

10. Januar 2021 14:14

4/4

Aber nicht nur Berufspolitiker profitieren von den Parteien. Parteien sind Job-Maschinen. Es gibt zig Tausende, die in und durch Parteien Jobs und Einkommen finden: Mitarbeiter von Abgeordneten, Parteiangestellte, Journalisten, PR- und Werbe-Leute, Reinigungs-, Catering-Unternehmen usw.

Parteistiftungen erhalten gigantische Finanzierungen. TE hat für 2021 fast 800 Millionen Euro berechnet..

Wenn so viel mit Politik verdient wird, dann ist klar, warum so viele Blender, Täuscher, Lügner und Betrüger, die mit bürgerlicher Berufstätigkeit nie derartige Einkommen und Altersversorgungen erreichen würden, in die Parteien drängen.

Obwohl das Wählen bei kritischer Betrachtung im Prinzip Selbstverarschung darstellt, wird Wählen von zig Millionen Menschen als etwas ganz Wichtiges und Unverzichtbares dargestellt und jedesmal fiebern sie der Bekanntgabe der Wahlergebnisse entgegen. Obwohl eigentlich klar ist, dass – egal welche Partei die Wahl gewinnt und welcher Politiclown an die Spitze gewählt wird, sich an der Politik nichts Grundlegendes ändern wird.

R. Oberlercher hat bereits in den 70-er Jahren in einem Artikel im „NEUEN FORVM“ darauf hingewiesen, dass die politischen Parteien die Funktion der Kirchen übernommen haben. Sie verbreiten Illusionen über den realen Zustand der Gesellschaft und die Möglichkeiten einer Veränderung, sie spenden Hoffnung und Trost. Wie die Kirchengläubigen immunisieren sie sich gegen rationale Aufklärung.

Der_Juergen

10. Januar 2021 20:34

@Imagine (Ihre vier Wortmeldungen ab 14.10)

Ich gehöre ja wirklich nicht zu Ihren Fans, aber wo Sie recht haben, haben Sie recht. Dem, was Sie über den Betrug mit der "Demokratie" schreiben, kann ich nur beipflichten.

Ich bin wohlverstanden nicht gegen Demokratie auf Gemeindeebene. Wenn die Bewohner eines Dorfs ihren Bürgermeister wählen, werden sie sich schwerlich für den Dorftrottel entscheiden, sondern für einen Mann, den sie aufgrund ihrer Erfahrung als ehrlich und kompetent einschätzen. Hier ist die Gefahr eines Fehlentscheids relativ gering und die Folgen eines solchen überschaubar. - Zur direkten Demokratie in der Schweiz folgendes: Aufgrund der totalen Gleichschaltung (nur die "Weltwoche" weicht in einigen Fragen noch von der offiziellen Linie ab; die NWO-kritische "Expresszeitung" bekommt man am Kiosk nicht) werden seit vielen Jahren fast keine Initiativen mehr angenommen, die bei der herrschenden Kaste auf Ablehnung stossen. Eine bemerkenswerte Ausnahme war die von Bern stark bekämpfte, aber vom Volk gutgeheissene Initiative für ein Verbot des Baus neuer Minarette. Und aufgrund der Briefwahl kommt es zweifellos auch zu Fälschungen. Auch unsere vielgelobte direkte Demokratie wird also immer mehr zur Farce.

Simplicius Teutsch

10. Januar 2021 23:24

@ Imagine, dem kann ich nur zustimmen, was Sie in den vier gut formulierten Kommentar-Abschnitten über die angewandte „Demokratie“ erörtern und präsentieren. Ich schließe mich @ Der Jürgen an: „Wo Sie recht haben, haben Sie recht.“

Gustav Grambauer

11. Januar 2021 08:32

"Sammelstelle in der Sturzflut des Gedruckten"

Möchte mal auf eine grundsätzliche Aufgabenstellung aufmerksam machen: gebraucht werden Chronisten, die nicht am Informationskrieg teilnehmen, mit ihm innerlich abgeschlossen haben, und stattdessen vollbewußt ausschließlich für die Nachwelt sammeln und aufbereiten, wofür Kempowski zu seiner Zeit die schönen Begriffe Echolot, Ortslinien und Plankton fand.

- G. G.

Imagine

11. Januar 2021 11:33

1/2

Parteipolitik ist – so meine These und Erfahrung – für Wissenschaftler und Intellektuelle, welche ihre Tätigkeit in den Dienst des Gemeinwohls und gesellschaftlichen Fortschritts stellen wollen, nicht nur Zeitverschwendung, sondern kontraproduktiv.

Denn in den Parteien dreht sich alles um Wahlen und wie man die meisten Stimmen bekommt. Beim Akquirieren der Stimmen geht es nur um Quantität. Da die Gebildeten und Intelligenten nur eine relativ kleine Minderheit bilden, ist die auf die Massen ausgerichtet Kommunikation und Propaganda der Parteien populistisch. Es finden Komplexitätsreduzierungen und Simplifizierungen statt, es wird gelogen, betrogen und manipuliert.

Als ein der Wahrheit und dem Gemeinwohl verpflichteter Wissenschaftler und Intellektueller ist man in der Parteipolitik ein Störfaktor oder überflüssig. Eben weil man kein stimmenbringender Influenzer ist. Oder mit den Interessen des Parteiestablishments in Konflikt gerät. Denn dann wird man isoliert, marginalisiert, kaltgestellt oder exkludiert.

Daher – so meine These – muss man sich entscheiden, ob man als Parteiideologe tätig sein will oder sich gegenüber der Parteipolitik eher distanziert verhält und einen Weg als Wissenschaftler und Intellektueller geht. Das kann eine Karriere als Dozent oder Hochschullehrer sein, man kann in der Forschung und Entwicklung tätig sein oder als Publizist, Journalist, Moderator etc.

Imagine

11. Januar 2021 11:33

2/2

Ein Intellektueller ist, wer neue Erkenntnisse entwickelt und vermittelt und seinen Theorien Zusammenhänge auf höchstem Bewusstseinsstand darstellt. Er ist - mit anderen Worten - ein Revolutionär im Bereich der Erkenntnis und Wissenschaft. Er ist kreativ, er führt neue Perspektiven ein und überwindet alte Paradigmen.

Allerdings ist dies ein steiniger Weg und es kann lange dauern, bis die neuen Ideen und Theorien dieser Revolutionäre von der etablierten Wissenschaft und dem allgemeinen Bewusstsein aufgenommen werden..

„Nichts ist praktischer als eine gute Theorie“ meinte Kurt Lewin. Denn eine gute Theorie ist ein Instrument, Zusammenhänge zu verstehen und damit eine grundlegende Voraussetzung für veränderndes und erfolgreiches Handeln.

Marx und Engels haben einen entscheidenden Einfluss auf die Entwicklung Chinas. Denn auch dank ihrer Theorien verfügt China über modernste Sozialtechnologien.

Jene, welche die liberale bzw. libertäre Forderung nach einem „schlanken Staat“ vertreten, begreifen nicht, dass der Staat – wie in China – zu einer entscheidenden Produktivkraft werden kann.

Insofern sollte das Projekt „Marx von rechts“ fortgesetzt zu werden, um aufzuzeigen, wie die Marxsche Theorie die Gesellschaftswissenschaften (Soziologie, Ökonomie, Psychologie) paradigmatisch revolutioniert hat und welche weiteren Entwicklungen es danach gegeben hat.

Monika

11. Januar 2021 17:30

@ Heinrich Loewe

Danke für die Schützenhilfe:)

Es gibt möglicherweise ja auch sog. „Safe spaces“ bei einigen Rechten.😀 

https://www.emma.de/artikel/generation-beleidigt-338341

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