Einerseits des Maskenzwangs in öffentlichen Verkehrsmitteln wegen, andererseits um sorgsam über die Zeichen der Zeit zu wachen.
So flaniere ich also und sehe immer mehr Geschäfte eingehen. Straßenzugweise ist jedes dritte Geschäft oder Lokal für immer zugesperrt, besonders die alteingesessenen, mittelgroßen und kleinen und die in Seitengassen gelegenen (die FAZ berichtet dasselbe über die Berliner Kantstraße).
I will never financially recover from this las ich an einem kleinen Kaffeehaus, es muß ein Zitat aus einem Film sein, Kind kannte den abgebildeten zitierten Schauspieler. Überall radeln E‑Bikes von „Lieferando“ und „Mjam“, parken vor hippen Vegan-bowl-pop-up-Shops genauso wie vor den globalistischen Schnellfutterketten, und auch selten mal vor dem Italiener, in dessen Fenster jeden Tag dieselbe frustrierte Frau stundenlang auf ihr Handy stiert.
Derzeit sind in Wien gewöhnliche Ladengeschäfte wieder offen, dürfen aber je nach Größe nur einzelne Kunden mit FFP2-Maske einlassen, was einer hinausgezögerten Pleite gleichkommt, denn staatliche „Coronahilfen“ stehen ihnen nun freilich nicht mehr zu.
Was soll daraus werden? Man sieht von der Straße hineinlugend noch nicht endgültig, wie es um Wiens Kaffeehäuser steht, doch “Nespresso” wirbt bereits auf Großplakaten damit, sich die „Kaffeekulturen der Welt” nach Hause zu holen.
Wer derzeit ungern “Zufallstheoretiker” (Paul Schreyer) sein möchte, fragt sich alsbald, wohin diese Reise eigentlich gehen soll, was das Ziel, der Plan dahinter ist. Und sollte es kein jetzt schon erkennbares Ziel geben, bleibt zu fragen, wem die derzeitige Lage nützen wird und wem nicht.
Wie hat man sich die Stadt und ihre Lokale in ein, zwei Jahren vorzustellen? Sperren die jetzigen Läden zu, um als staatlich abhängige „geförderte“ Betriebe (analog zur geförderten Kunst oder subventionierten Landwirtschaft) wieder zu öffnen? Kommen in die Ladenlokale lauter Franchise-Nehmer von Ketten, die dann nach QR-ablesbaren Kriterien selektierte (getestete, geimpfte, sozialkreditgenehme) Kunden einlassen dürfen?
Gastronomie wäre Streetfood-Abholstation mit zwei Bartischen und ansonsten Lieferando, der Rest der Volksfütterung läuft über Kantinen? Die bisher in Präsenzgeschäften feilgebotenen Konsumgüter werden eben im Internet bestellt, ein paar sogenannte flagship stores bleiben in der Innenstadt bestehen? Die Ladenlokale stehen leer, bis darin ebenfalls geförderte Wohnungen eingerichtet werden? Hierzu fand ich tatsächlich einschlägige Planungen: wenn die Leute im homeoffice verbleiben, wird via Umwidmung der einstigen Büroflächen ein Teil des Wohnungsmarktproblems elegant gelöst.
Ungefähr bis dahin reichten meine eigenen Gedanken, bis ich das Buch Covid 19 – Der große Umbruch (Engl. Covid 19 – The Great Reset ) von Klaus Schwab und Thierry Malleret las. Ich wurde darin fündig.
Die beiden Autoren schreiben, wie sich im Zuge der „Corona“-Krise das Stadtbild und die Wirtschaft langsam hin zu ihrem Idealszenario hin entwickeln werden. Stand der Dinge ihrer Beobachtungen ist Sommer 2020, alles danach Ablaufende ist Wunschdenken. Im Buch oszilliert die Argumentation ständig zwischen bereits Realisiertem und Möglichem. Ich zitiere eine längere Passage:
Wie bereits erwähnt, ist es sehr wahrscheinlich, dass Ladengeschäfte gegenüber dem Online- Shopping stark an Bedeutung verlieren werden. Die Verbraucher sind möglicherweise bereit, für die Lieferung schwerer und sperriger Produkte, wie Flaschen und Haushaltswaren, etwas mehr zu bezahlen. Die Einzelhandelsfläche von Supermärkten wird daher schrumpfen und den Nachbarschaftsläden ähneln, in denen die Käufer relativ kleine Mengen von bestimmten Lebensmitteln kaufen.
Es könnte aber auch sein, dass weniger Geld in Restaurants ausgegeben wird, was darauf hinauslaufen könnte, dass an Orten, an denen traditionell ein hoher Prozentsatz des Lebensmittelbudgets der Menschen in Restaurants ausgegeben wurde (z. B. 60 % in New York City), diese Gelder in Supermärkte im Stadtgebiet umgeleitet werden und diesen zugute kommen könnten. Vorausgesetzt die Stadtbewohner entdecken die Freude am Kochen zu Hause wieder.
Dasselbe Phänomen könnte im Unterhaltungs-Business auftreten. Aufgrund der Corona-bedingten höheren Angst, mit völlig Fremden in einem geschlossenen Raum zu sitzen, könnte es sein, dass viele Menschen beschließen, sich den neuesten Film oder die Opernaufführung lieber zu Hause anzusehen, weil das am vernünftigsten ist. Eine solche Entscheidung würde den lokalen Supermärkten zugute kommen, aber zulasten der Bars und Restaurants fallen (wobei die Möglichkeit, Mahlzeiten online zum Mitnehmen oder zur Lieferung nach Hause anzubieten, für sie ein Rettungsanker sein könnte). Es gab zahlreiche Beispiele dafür, dass dies ad hoc in Städten auf der ganzen Welt während der Lockdowns geschah.
Könnte das vielleicht ein wichtiges Element eines neuen Business-Überlebensplans einiger Restaurants nach Covid-19 werden? Es gibt andere erste Auswirkungen, die viel leichter vorherzusehen sind. Sauberkeit ist eine davon. Die Pandemie wird unseren Fokus auf Hygiene sicherlich mehr in den Vordergrund rücken. Die neue Hygienebesessenheit wird insbesondere die Schaffung neuer Verpackungsformen nach sich ziehen. Wir werden angehalten, die Produkte, die wir kaufen wollen, nicht anzufassen. Einfache Freuden, wie das Riechen an einer Melone oder das Betasten einer Frucht werden verpönt sein und vielleicht sogar der Vergangenheit angehören.
Vor einiger Zeit erreichte mich ein Schreiben unserer Sparkasse, in dem für Fondsanlagen geworben wurde. Sie schrieben, man sehe sich beglückt, daß 2021 alles besser wird:
Neben mehrerer (sic!) Erfolgsmeldungen zu Corona-Impfstoffen, verbunden mit einer Perspektive auf baldige erste Impfungen und Eindämmung der Pandemie, wirkten auch politische Ereignisse positiv. Der Brexit wird offenkundig hinreichend geordnet verlaufen und mit dem Ausgang der US-Wahlen sieht sich der neue demokratische US-Präsident Biden unterschiedlichen Mehrheiten gegenüber. Kurzum, aus fundamentaler Sicht ist die Welt spürbar sicherer geworden.
Danach kommt das Schreiben noch auf den Klimaschutz zu sprechen und die sogenannten ESG-Kriterien (environment, social, governance, also Umwelt, Gesellschaft und Unternehmensführung), denn diese
fassen zusammen, an was gearbeitet werden muss, um eine zukunftsfähige Welt zu schaffen. Die drei Begriffe drücken aus, dass nachhaltiges Handeln einen ganzheitlichen Ansatz benötigt, in den alle gesellschaftlichen Aspekte einzubeziehen sind. ESG definiert einen Marktstandard, an dem sich die Finanzindustrie orientiert.
Auf eine für den ökonomischen Laien befremdliche Weise werden Politik und Wirtschaft derzeit in Windeseile zu weitgehender Deckung gebracht, und zwar mithilfe moralischer Narrative (systemtheoretisch gesprochen: beide Teilsysteme, Politik und Wirtschaft, werden durch die moralische Kommunikation Gut/Böse überformt). Was soll das und wozu führt das?
Nun, mit Schwab läßt sich feststellen: die „Umgestaltung“ der Innenstädte (1.) und die Neuausrichtung der Kapitalanlagen (2.), die ich beide als Lebensweltbewohner in ihren Auswirkungen wahrnehmen kann, sind tragende Elemente des Great-Reset-Szenarios. Im Plan des World Economic Forum sollen sowohl die Eigentums‑, als auch die Konsumverhältnisse von oben durch einen soft despotism revolutioniert werden – also ohne daß es zu bei Revolutionen üblichen sozialen Aufständen, Bürgerkrieg und Militäreinsätzen kommen muß.
Geht der Great Reset wirklich glatt über die Bühne des Welttheaters? Ist das antizipierte Szenario, dessen Umsetzung wir gerade staunend beiwohnen können, so alternativlos, wie es scheint? Schon aus Widerborstigkeit und Nichtglaubenwollen machte ich mich auf die Suche bei ökonomisch Kundigeren.
Zunächst fand ich die These des Finanzexperten und Risikomanagers Markus Krall, der schon seit Jahren davon überzeugt ist, daß die weitere Entwicklung entscheidend davon abhängt, ob die Leistungsträger der Gesellschaft bereit und in der Lage sind, die freiheitliche Kraft der bürgerlichen Revolution zu revitalisieren. Andernfalls, so Krall, drohe exakt die Form des Sozialismus, die das WEF gerade durchzusetzen bestrebt ist.
Auch Johannes Eisleben, der auf der Achse des Guten zwei allgemeinverständliche und sehr kluge Artikel zum „kommenden Machtmodell“ geschrieben hat, sieht die Lage zunächst genauso, wie ich sie mit meinem Laienblick halbwegs intuitiv erfaßt hatte:
Das neue Herrschaftsmodell soll die Trennung von Eigentum und politischer Macht, die mit dem Ende des Absolutismus zumindest formell und teilweise auch de facto erfolgte, rückgängig machen, und Oligopoleigentum wieder mit der vollständigen politischen Macht vereinigen – wie zur Zeit des Feudalismus, aber mit besseren Herrschaftstechniken.
Jedoch hält Eisleben ähnlich wie Markus Krall zwei Möglichkeiten für denkbar, unter denen der Great Reset nicht mit zwingender Logik seinen Lauf nimmt. Die eine hat er hier ausgeführt:
a.) Wenn die Trägerschichten der Gesellschaft und die vor allem funktional orientierten, wenig ideologisierten Amtsträger der Institutionen und Körperschaften merken, dass es dem Westmarxismus nicht um Wortspiele wie Genderformen oder sprachliche Inklusionsakrobatik ohne Bezug zur Wirklichkeit geht, sondern dass ein Entzug von Rechten und Partizipationsmöglichkeiten stattfindet, kann sich schnell echter Widerstand bilden,
zumal, wenn es sich auf die Frage zuspitzt: „Wo werden dann die bewaffneten Ordnungskräfte stehen?“
Möglich sei auch, so schrieb Eisleben mir, daß
b.) die gegenwärtige oligarchisch-kommunistische Revolution, die den ganzen Westen erfasst hat, spontan wieder abebbt, weil es de facto praktisch nicht funktioniert, die Propaganda nicht mehr greift oder die Eliten vor echter Gewalt zurückschrecken, wenn “soft despotism” alleine (incl. Medienselbstzensur und cancel culture) nicht mehr reichen.
Eine dritte Möglichkeit, weshalb der Great Reset trotz derzeit glückender Anfänge nicht das Vollbildstadium erreichen könnte, liegt meines Erachtens in der Natur des geistigen Prinzips divide et impera.
c.) Denn selbstverständlich befindet sich in der Hierarchie der Herrschenden auf den unterschiedlichen Ebenen auch auf derjenigen der „Davokratie“ (Renaud Camus) Konkurrenz. Ein Binnenkonflikt der Eliten ist, wenn auch nicht aus der Froschperspektive der Wiener Flaneuse und Sparkassenzettelempfängerin direkt wahrnehmbar, so doch rein strukturalistisch gedacht notwendig. Es gibt nichts auf dieser Welt, das nicht zwei Seiten in sich trüge, nichts, das nicht in sich gespalten wäre und dadurch besiegbar ist. Also steht auch innerhalb des Machtkampfs der Eliten niemals von vornherein fest, welche Seite ihren Plan durchsetzen kann und wie weit sie (aus Sicht der übergeordneten Ebene) gehen darf bzw. (aus Sicht der Konkurrenz auf derselben Ebene) gehen kann.
Was wir derzeit erleben, ist eine Revolution: Es geht um eine komplette Neuverteilung von Macht und Eigentum. Eisleben schließt daran einen genuin konservativen Gedanken an: Revolutionen kämen immer von den Eliten (von den Orwell’schen proles kämen bloß Revolten – wie die Bauernaufstände im 16. Jahrhundert oder der Sturm auf die Bastille 1789). Sie führten immer zu Gewalt und seien niemals nachhaltig, denn die – einstmals spontan entstandene – tradierte Ordnung setze sich immer wieder durch.
So war es in der Geschichte bisher. Ob die Möglichkeiten des „kommenden Herrschaftsmodells“ weiter reichen, ob dieses sich daher dauerhaft etabliert, können wir nicht wissen. Wir stecken mittendrin in der Revolution. Die Abräumphase ist fast geschafft, es folgt – mit Augustin Cochins Revolutionsmaschine gefolgert – die Neuordnungsphase.
Franz Bettinger
Frau Sommerfeld schreibt, das WEF wolle eine Form des "Sozialismus durchzusetzen". Auch Herr Bosselmann meinte das kürzlich. Das befremdet nicht nur mich, sondern (wie ich glaube) auch @Lotta, @Valjean, @Gustav und @Laurenz (schleichender Entzug von Privateigentum).
Ich weiß nicht, was die geplante Neue Welt-Ordnung mit (S) Sozialismus oder (K) Kommunismus gemein haben soll; mal abgesehen davon, dass es ein Interesse am "Wohlstand der gesamten Gesellschaft" (=S) gerade in den sich sozialistisch nennenden Staaten (aber am wenigsten noch im NS) nie gab; immer gab es einen (mehr als im Kapitalismus) ausgeprägten Unterschied zwischen Oben und ein Unten. Das hat sich auch in 70 Jahren S u. K nicht geändert, wie William S. Schlamm anschaulich nachwies. Die Verwendung des Wortes S ist gefährlich, denn S hat einen verführerischen Klang. Man sieht's daran, dass Schwab und Konsorten das Wort in Orwell’scher Manier für ihre NWO benutzen. Was in Wirklichkeit auf uns zu kommt, ist im Gegenteil ein neo-feudaler Totalitarismus, in dem es eine dünne Oberschicht gibt, eine breite Unterschicht aus Unfreien und dazwischen gedungene Kontrolleure, Söldner und Umerzieher.