Sammelstelle für Gedrucktes (9)

In der 8. »Sammelstelle« ging es unter anderem um die Frontfrau des Rassemblement National, Marine Le Pen.

Benedikt Kaiser

Benedikt Kaiser ist Politikwissenschaftler und arbeitet als Verlagslektor.

Sie kann sich, so ent­nahm man Klaus-Die­ter Fran­ken­ber­gers Kom­men­tar »Sehn­sucht nach Le Pen« aus der FAZ (v. 23.2.2021),

im Glanz guter Umfra­ge­wer­te sonnen.

Das ist, bei Umfra­gen selbst­er­klä­rend, kei­ne Exklu­si­ve­r­kennt­nis der Frank­fur­ter gewe­sen. Auch die Neue Zür­cher Zei­tung (v. 2.3.2021) nimmt sich nun dem fran­zö­si­schen Rechts­ruck-in-spe an.

Tho­mas Han­ke kann dort titeln:

Marin Le Pen bringt sich in Position

Zwar sei die nächs­te Prä­si­dent­schafts­wahl noch mehr als ein Jahr entfernt:

Doch die Vor­ent­schei­dung wird schon jetzt getrof­fen. Wie gut das Land aus der Coro­na-Pan­de­mie kommt, wie hart die Kri­se die Wirt­schaft noch trifft, ob Ent­täu­schung oder Zufrie­den­heit über das Regie­rungs­han­deln vor­herrscht, ob die Bür­ger sich in der Demo­kra­tie noch wie­der­fin­den: All das ebnet den Kan­di­da­ten den Weg – oder wirft sie aus der Bahn. Das gilt für Prä­si­dent Emma­nu­el Macron wie für sei­ne Her­aus­for­de­rin Mari­ne Le Pen vom rech­ten Ras­sem­blem­ent natio­nal (RN), dem frü­he­ren Front national.

Bereits jetzt kann man als Repor­ter so dicho­to­misch berich­ten, weil Le Pen tat­säch­lich, den diver­sen son­da­ges nach, als die ein­zi­ge ernst­zu­neh­men­de Riva­lin des amtie­ren­den Prä­si­den­ten Macron gel­ten muß.

Daher dürf­te sich im Mai 2022 das Duell Macron–Le Pen wiederholen:

2017 hat Macron es mit 66 zu 34 Pro­zent gewon­nen. Nach jet­zi­gem Stand ist es unge­wiss, wer im kom­men­den Jahr gewin­nen wür­de: In einer Umfra­ge liegt Le Pen nur vier Punk­te hin­ter ihm. Aller­dings ist ihr ein Sieg auch nicht sicher. 2017 hat­te sie sich in der Debat­te mit Macron lächer­lich gemacht. Noch eine Nie­der­la­ge wür­de sie poli­tisch nicht über­le­ben. Für Le Pen ist es die letz­te Chance.

Eine sol­che will genutzt sein, bes­ser: muß genutzt sein. Denn die inner­par­tei­li­chen und pikan­ter­wei­se auch inner­fa­mi­liä­ren Kon­kur­ren­ten sind, für den Fall der Fäl­le (also: das Schei­tern Mari­ne Le Pens), durch­aus vorbereitet:

Le Pens Nich­te Mari­on Maré­chal-Le Pen hält sich bereit, um ihre Tan­te abzu­lö­sen: Die 31-Jäh­ri­ge steht für einen weni­ger sozia­len, wirt­schaft­lich libe­ra­le­ren, aber schär­fer natio­na­lis­ti­schen Kurs und will die extre­me Rech­te mit Tei­len der Bür­ger­li­chen zusammenführen.

Han­ke trifft es mit die­ser Beschrei­bung trotz des Jour­na­lis­ten­jar­gons einigermaßen:

Wäh­rend Mari­ne Le Pen stär­ker soli­da­risch-patrio­ti­sche Akzen­te setzt, aber in Fra­gen des Islam etwa »mode­ra­te­re« Töne anschlägt (sie warnt davor, sich in eine fal­sche Front­stel­lung »Wes­ten vs. Mus­li­me« drän­gen zu las­sen, weil ande­re Kon­flikt­li­ni­en gewich­ti­ger sei­en) und Neo­kon­ser­va­ti­ven wie auch ihrem Anti­po­den Macron vor­wirft, eben­je­ne ande­re Kon­flikt­li­ni­en, dar­un­ter das weit über den Islam hin­aus­rei­chen­de Pro­blem der Über­frem­dung, zu ver­schlei­ern, ist die ambi­tio­nier­te Mari­on Maré­chal-Le Pen bereit, die Fokus­sie­rung statt des­sen auf Isla­mi­sie­rung und die Bewah­rung west­li­cher Frei­hei­ten zu legen, um bei den wirt­schafts­li­be­ra­len Kon­ser­va­ti­ven der Par­tei Répu­bli­cains punk­ten zu können.

Es han­delt sich also um zwei gegen­läu­fi­ge Par­tei­stra­te­gien des RN, die zumin­dest in ihren Grund­zü­gen an die deut­sche Situa­ti­on erin­nern: Migra­ti­ons­kri­ti­sche Volks­par­tei bei dezi­diert sozi­al­pa­trio­ti­scher Grund­ten­denz (Mari­ne Le Pen) oder for­sche islam­kri­ti­sche Bür­ger­for­ma­ti­on bei dem Ver­such einer Anschluß­fä­hig­keit an Christ­lich-Kon­ser­va­ti­ve des ehe­ma­li­gen Sar­ko­zy-Lagers (Mari­on Maré­chal-Le Pen)?

Gegen letz­te­res Vor­ha­ben spricht gar nicht so sehr, daß sich auch der Amts­in­ha­ber Macron der­zeit bis­wei­len als Vor­kämp­fer wider Isla­mis­mus und Fun­da­men­ta­lis­mus insze­niert, son­dern viel­mehr, daß einer der bekann­tes­ten islam­kri­ti­schen Autoren Frank­reichs selbst zu den Pré­si­den­ti­el­les antre­ten wird: Éric Zemm­our. Wer also eine Kon­zen­tra­ti­on auf das The­ma »Islam«, Lai­zi­tät und Frei­heits­rech­te favo­ri­siert, hat damit das ori­gi­nä­re Aus­hän­ge­schild ent­spre­chen­der Posi­tio­nen direkt selbst zur Auswahl.

Es wäre indes falsch, aus dem mode­ra­ten Kon­flikt zwi­schen den bei­den Le Pens einen Gene­ra­tio­nen­kon­flikt zu schlie­ßen. Auch die 52jährige Mari­ne Le Pen kann unter jun­gen Fran­zo­sen an Sym­pa­thie­wer­ten zulegen:

Ein Drit­tel der Jung­wäh­ler zwi­schen 18 und 34 Jah­ren wol­len ihr ihre Stim­me geben.

Die wach­sen­den Umfra­ge­wer­te spor­nen Le Pen an, die Abkehr vom Mehr­heits­wahl­recht (ähn­lich dem bri­ti­schen) und die Zuwen­dung zum Ver­hält­nis­wahl­recht (ähn­lich dem deut­schen) zu fordern.

Ich glau­be sehr stark an das Verhältniswahlrecht,

wird Le Pen von der NZZ zitiert, das schaf­fe Sta­bi­li­tät. Und dem Ras­sem­blem­ent wür­de es eben mehr Gewicht in der Assem­blée natio­na­le verschaffen:

Ihre Par­tei hat am meis­ten zu gewin­nen und wür­de wohl Dut­zen­de von zusätz­li­chen Abge­ord­ne­ten in die Natio­nal­ver­samm­lung entsenden.

Macron hat dage­gen alles zu ver­lie­ren. Und Han­ke fragt dementsprechend:

Womit kann Macron, dem Gelb­wes­ten, Streiks und Pan­de­mie so zuge­setzt haben, heu­te noch die Men­schen mobi­li­sie­ren? Kei­ne ein­zi­ge Regi­on, so die Pro­gno­sen, wird Macrons Par­tei bei den Regio­nal­wah­len im Juni allein gewinnen.

Regio­nal­wah­len im Juni, vor­ge­merkt für eine früh­som­mer­li­che »Sam­mel­stel­le«.

– –

Ach­tungs­er­fol­ge des Ras­sem­blem­ent Natio­nal in der Vari­an­te Mari­ne Le Pens wären Erfol­ge einer Par­tei, die man, bei allem real­po­li­ti­schen Prag­ma­tis­mus und inhalt­li­chen Rei­bungs­ver­lus­ten in der Pra­xis, als Welt­an­schau­ungs­par­tei klas­si­fi­zie­ren könn­te (eine selbst­be­wuß­te Ver­or­tung, die vie­le AfD-Akteu­re scheu­en wie der Teu­fel das Weih­was­ser). Das Revi­val des RN wäre somit auch welt­an­schau­li­cher respek­ti­ve »ideo­lo­gi­scher« Natur.

Doch nicht nur in Frank­reich kehrt ideen­ver­bun­de­ne Poli­tik zurück in die Sphä­re des Par­la­ments­po­li­ti­schen. Folgt man dem schwei­ze­ri­schen Sla­wis­ten Ulrich M. Schmid, so kann bereits jetzt »Die Rück­kehr der Ideo­lo­gien« im Osten Euro­pas ver­bucht wer­den. So ist jeden­falls sein Mei­nungs­bei­trag in der NZZ v. 1.3.2021 überschrieben.

Der in St. Gal­len leh­ren­de Schmid lehnt es ab, bei den ost­eu­ro­päi­schen Rechts­kon­ser­va­ti­ven wei­ter ledig­lich von »Popu­lis­ten« zu spre­chen, die sich recht vola­til auf die Bedürf­nis­se ihrer Wäh­ler ein­stel­len und dabei Kurs­än­de­run­gen einplanen.

Mitt­ler­wei­le zeigt sich in der Herr­schaft der ver­meint­li­chen Popu­lis­ten die Behar­rungs­kraft kon­ser­va­ti­ver Ideologien.

Wor­in erblickt Schmid eine sol­che Behar­rungs­kraft? Ein Beispiel:

In Polen gefähr­det die Regie­rungs­par­tei Recht und Gerech­tig­keit (PiS) den sozia­len Frie­den, weil sie ihre ultra­kon­ser­va­ti­ve Hal­tung in der Abtrei­bungs­fra­ge um jeden Preis durch­set­zen will.

Sol­cher­lei ideo­lo­gi­sche Wer­tun­gen muß man aus­hal­ten kön­nen, wenn­gleich es absurd ist, Lebens­schutz und Kin­der­schutz zum einen als »ultra­kon­ser­va­ti­ve« Mei­nung und zum ande­ren die­se als bedroh­lich für den »sozia­len Frie­den« zu erklä­ren; da gäbe es, auch in Polen, hand­fes­te­re, mate­ri­el­le­re The­men sozia­ler Spaltung.

Doch Schmid hält sich nicht damit auf, son­dern springt eini­ge Kilo­me­ter wei­ter gen Osten, nach Ruß­land. Dort sitzt mit Wla­di­mir Putin ein Herr­scher fest im Sat­tel, der sich stark an Samu­el Hun­ting­tons Leh­ren ori­en­tie­ren würde:

Der Ein­fluss von Hun­ting­ton lässt sich deut­lich etwa in der Sozi­al­dok­trin der rus­sisch-ortho­do­xen Kir­che aus dem Jahr 2000 nach­wei­sen. Dort ist die Rede von «kul­tu­rel­len Unter­schie­den» zwi­schen den christ­li­chen Kir­chen. Die rus­si­sche Ortho­do­xie zeich­ne sich durch Patrio­tis­mus aus und müs­se die natio­na­le Kul­tur bewahren.

O deus, kul­tu­rel­le Unter­schie­de zwi­schen christ­li­chen Kir­chen! Patrio­tis­mus! Bewah­rung natio­na­ler Kul­tur! – UN-Frie­dens­trup­pen, Herr Schmid?

Zumin­dest der ers­te Schritt der Dele­gi­ti­ma­ti­on aus west­li­cher Sicht ist damit getan. Schmidt will nach­wei­sen, wie fins­ter Putins Herr­schaft ist:

Die Legi­ti­ma­ti­on der Regie­rung beruht im eige­nen Ver­ständ­nis nicht in ers­ter Linie auf dem Resul­tat von demo­kra­ti­schen Wah­len. Der Kreml ver­steht sich als Hüter bestimm­ter zivi­li­sa­to­ri­scher Wer­te, die nicht zur Dis­po­si­ti­on ste­hen. In der Stra­te­gie zur natio­na­len Sicher­heit von 2015 wer­den als sol­che Wer­te etwa der Vor­rang des Geis­ti­gen vor dem Mate­ri­el­len, die Fami­lie und der Dienst am Vater­land genannt.

Abge­se­hen davon, daß auch in Ruß­land, wie in Polen, wohl mar­kan­te­re Pro­ble­me vor­lie­gen dürf­ten, stößt sich der West­ler Schmid hier an einer Selbst­ver­ständ­lich­keit, die die Ost­ler noch als eine sol­che begreifen:

Der moder­ne Staat zehrt von iden­ti­tä­ren und kul­tu­rel­len (hier inklu­diert: reli­giö­sen) Vor­aus­set­zun­gen, die er selbst nicht gene­rie­ren kann, son­dern die sowohl ihm, als Orga­ni­sa­ti­on und Enti­tät, als auch dem Wesen des Lan­des, als über­dau­ern­de Schick­sals­ge­mein­schaft, zugleich vor­aus­ge­hen und zugrun­de­lie­gen. Viel­leicht soll­te Schmidt daher nicht Hun­ting­ton her­vor­zau­bern, son­dern des­sen Schü­ler, Freund und Kol­le­gen Fran­cis Fuku­ya­ma (Por­trät in der 100. Sezes­si­on!) kon­sul­tie­ren.

Denn die­ser kam über die Jah­re zu der (im Osten Euro­pas ohne­hin zir­ku­lie­ren­den) Erkennt­nis, daß ein »inklu­si­ves Gefühl der natio­na­len Iden­ti­tät wesent­lich (ist), wenn man eine erfolg­rei­che, moder­ne poli­ti­sche Ord­nung auf­recht­erhal­ten will«, in der Men­schen intui­tiv ähn­li­che Ver­hal­tens­mus­ter und Nor­men befol­gen. Kon­se­quent ver­weist Fuku­ya­ma daher auf die ver­trau­ens­bil­den­de Funk­ti­on natio­na­ler, kul­tu­rel­ler Iden­ti­tät. Der brei­te »Ver­trau­ens­ra­di­us« wer­de durch sie erst geschaf­fen und eben­die­ses Ver­trau­en wir­ke als »Schmier­mit­tel, das sowohl wirt­schaft­li­chen Aus­tausch als auch poli­ti­sche Teil­ha­be erleichtert«.

Doch Schmid geht es wohl stär­ker um Dele­gi­ti­ma­ti­on des Ande­ren als um die kri­ti­sche Erfor­schung sei­ner eige­nen Prä­mis­sen. Und so wird Nawal­ny aus dem Hut gezau­bert. Doch just hier hapert es mit dem Vertrauen:

In einer neu­en Stu­die des unab­hän­gi­gen Lewa­da-Insti­tuts geben nur gera­de 5 Pro­zent der Befrag­ten an, Nawal­ny zu vertrauen.

Also schnell zurück nach Polen, mag sich Ulrich M. Schmid gedacht haben, und bemüht erneut die Abtreibungsfrage:

Wes­halb beschä­digt die füh­ren­de poli­ti­sche Kraft im Land ihre Popu­la­ri­tät nach­hal­tig, nur um in einer Ein­zel­fra­ge ohne gesell­schafts­po­li­ti­sche Dring­lich­keit eine extre­me und nicht mehr­heits­fä­hi­ge Posi­ti­on durchzusetzen?

Nun ist Lebens­schutz kei­ne »extre­me«, son­dern eine in kon­ser­va­ti­ven Welt­an­sich­ten über­aus nahe­lie­gen­de Ange­le­gen­heit, kei­ne Neben­säch­lich­keit, die man in par­la­men­ta­ri­schen Debat­ten klä­ren könn­te, son­dern eine zen­tra­le Fra­ge des jewei­li­gen Gesell­schafts- und Gemein­schafts­bil­des. Das heißt: Lebens­schutz ist für genui­ne Kon­ser­va­ti­ve (damit sind kei­ne christ­de­mo­kra­ti­schen Cha­rak­ter­mas­ken gemeint) nichts, was man für ein, zwei Pro­zent­punk­te in Wahl­um­fra­gen opfert.

Lang­sam däm­mert dies auch Ulrich M. Schmid:

Letzt­lich geht es bei der Abtrei­bungs­dis­kus­si­on für die Regie­rungs­par­tei nicht um die Aus­hand­lung einer poli­ti­schen Posi­ti­on, son­dern um die Durch­set­zung einer höhe­ren Wahrheit.

Damit hat man es bekannt­lich »im Wes­ten« nicht mehr so – außer es geht um die Grund­prin­zi­pi­en (links)liberaler Ideo­lo­gie, einer Ideo­lo­gie, die den Men­schen nicht mehr als Ideo­lo­gie erscheint, son­dern in Fleisch und Blut über­ging, wes­halb man dann von der »Rück­kehr der Ideo­lo­gien« rau­nen kann, wenn grund­sätz­lich Illi­be­ra­les – ob nun in Polen, Ungarn oder Ruß­land – pos­tu­liert und gelebt wird, das, um bei den genann­ten Bei­spie­len zu blei­ben, sei­ne Begrün­dung nicht real­po­li­tisch tages­ak­tu­ell, son­dern kul­tu­rell über­zeit­lich findet.

Auf­schluß­reich, setzt Schmidt sei­nen Ost­feld­zug fort, sei

etwa die Posi­ti­on des Phi­lo­so­phen Marek Cicho­cki, eines offi­zi­el­len Bera­ters des pol­ni­schen Prä­si­den­ten. Sei­ne Essays sind kürz­lich unter dem Titel «Nord und Süd» auch auf Deutsch erschienen.

Schmid miß­fal­len die dar­in ent­hal­te­nen Kern­aspek­te offen­kun­dig, wider­spre­chen sie doch west­li­chen Glaubenslehren:

Der Haupt­vek­tor der pol­ni­schen Poli­tik bestehe nicht in indi­vi­du­el­ler Frei­heit, son­dern in der Moral. Letzt­lich bedeu­tet die­se Posi­ti­on, dass der ein­zel­ne Bür­ger nicht so han­deln darf, wie er will, son­dern das «Gute» tun muss. Des­halb lau­tet das wich­tigs­te Schlag­wort der kon­ser­va­ti­ven Agen­da in Polen «Der Wech­sel zum Guten».

Nun kennt man die­se moral­po­li­ti­sche Auf­la­dung der gesell­schaft­li­chen Sphä­re in West­eu­ro­pa aus­schließ­lich mit dia­me­tral ent­ge­gen­setz­ten Para­me­tern – ist es das, was Schmid so ver­wirrt? Nicht nur, denn mit dem pol­ni­schen Prä­si­den­ten­be­ra­ter steht es noch schlimmer:

Cicho­cki gehört zu den wich­tigs­ten pol­ni­schen Anhän­gern der poli­ti­schen Theo­lo­gie, wie sie von Carl Schmitt aus­ge­ar­bei­tet wur­de. Cicho­cki hat über Schmitt pro­mo­viert sowie zahl­rei­che Wer­ke von Schmitt ins Pol­ni­sche über­setzt und her­aus­ge­ge­ben. Für Cicho­cki – und mit­tel­bar für die Regie­rungs­par­tei – ist Schmitts Insis­tie­ren auf der dezi­sio­nis­ti­schen Natur des römi­schen Katho­li­zis­mus als «poli­ti­scher Form» attraktiv.

Schmitts Geschichts­phi­lo­so­phie sei

hand­lungs­be­stim­mend für die pol­ni­sche Führung,

was offen­bar ein Merk­mal der aktu­el­len poli­ti­schen Lage darstellt.

Ob Chi­na, Mathi­as Brod­korb oder nun Polen – Carl Schmitt tren­det. Für Schmid ist dies natür­lich kein Grund zur Freude:

Schmitt führ­te den Begriff des «Kat­echon» in sei­ne his­to­ri­schen Betrach­tun­gen ein. Im Neu­en Tes­ta­ment taucht der «Kat­echon» als «Auf­hal­ter» der immer dro­hen­den Zer­stö­rung einer poli­ti­schen Ord­nung auf. (…) Heu­te über­nimmt Jaros­law Kac­zyn­ski selbst die­se Rol­le und ver­sucht, die hei­li­ge pol­ni­sche Gesell­schafts­ord­nung vor der dro­hen­den Auf­lö­sung in libe­ra­le Belie­big­keit zu schützen.

Man kann bei die­ser Her­ku­les­auf­ga­be nur viel Erfolg wün­schen (– unge­ach­tet all­fäl­li­ger Kri­tik an Kac­zyn­ski, sei­ner PiS-Par­tei und gewis­sen Axio­men des pol­ni­schen Rechtskonservatismus).

– –

Ulrich M. Schmid wäre nicht poli­tisch kor­rekt up to date, wenn er nicht das Huf­ei­sen in Stel­lung bräch­te und auch nach links aus­teilt (sofern man Weiß­ruß­lands Staats­füh­rer Alex­an­der Lukaschen­ko noch als »links« ein­stu­fen mag):

Im Amt des Prä­si­den­ten, des­sen Aus­übung Lukaschen­ko nur sich selbst zutraut, mani­fes­tiert sich das leni­nis­ti­sche Prin­zip des «demo­kra­ti­schen Zen­tra­lis­mus»: Dem Volk, das sich noch nicht auf der glei­chen Bewusst­seins­stu­fe wie der Prä­si­dent befin­det, dür­fen nur vor­be­rei­te­te poli­ti­sche Optio­nen zur Aus­wahl unter­brei­tet wer­den. Andern­falls gerät das gesam­te ideo­lo­gi­sche Pro­jekt des weiss­rus­si­schen Staa­tes ins Wanken.

Ich bin wahr­lich kein Freund der im Regel­fall pein­li­chen Ver­glei­che von Mer­kel mit Hon­ecker, CDU/CSU mit SED, der EU mit der UdSSR und der­glei­chen – aber mani­fes­tiert sich nicht aus­ge­rech­net in der BRD unter der Coro­na-Glo­cke die­ses Schmid­sche Dik­tum, wonach ein »Volk, das sich noch nicht auf der glei­chen Bewusst­seins­stu­fe« wie die Kanz­le­rin befin­det, »nur vor­be­rei­te­te poli­ti­sche Optio­nen zur Aus­wahl unter­brei­tet wer­den«? Und war es nicht just die­se von oben sug­ge­rier­te Alter­na­tiv­lo­sig­keit, zu deren Been­di­gung auch das Pro­jekt AfD ange­tre­ten ist?

Wer sich, jen­seits die­ser polit­jour­na­lis­ti­schen Ebe­ne, tat­säch­lich mit dem schwie­ri­gen Fall Weiß­ruß­land (Bela­rus) beschäf­ti­gen möch­te, dem sei die (nach wie vor aktu­el­le) Aus­ga­be 4–2020 der »Poli­ti­schen Vier­tel­jah­res­zeit­schrift« Gegen­Stand­punkt (GSP) emp­foh­len, die in den grö­ße­ren Bahn­hofs­buch­hand­lun­gen pro­blem­los ver­füg­bar sein soll­te, bis sie am 17. März durch das Fol­ge­heft (1–2021) ersetzt wird.

Gewiß: Die dog­ma­tisch-eli­tä­ren Mar­xis­ten um Peter Decker, des­sen Vor­trä­ge mit dem mar­kant mit­tel­frän­ki­schen Zun­gen­schlag eini­ge Nach­sicht des Zuhö­rers erfor­dern, zäh­len übli­cher­wei­se nicht zu den Sach­ver­hal­te vor­sich­tig abwä­gen­den und Wider­sprü­che aus­ta­rie­ren­den Akteu­ren. Eher tritt einem regel­mä­ßig ein apo­dik­ti­scher Wahr­heits­an­spruch ent­ge­gen, der als Zwit­ter aus Pole­mik und Wis­sen­schaft funk­tio­niert und ein Grund (unter vie­len wei­te­ren Grün­den) für jene Iso­la­ti­on ist, der sich GSPler seit der Grün­dung ihres Organs 1992 inner­halb der radi­ka­len Lin­ken aus­ge­setzt sehen – bis heute.

Die Ursprün­ge die­ser Iso­la­ti­on lie­gen frei­lich bereits in den Zei­ten der 1970er Jah­re, als der GSP noch nicht gegrün­det war und sei­ne älte­ren Mit­strei­ter in der Mar­xis­ti­schen Grup­pe (MG) aktiv gewe­sen sind. 1993 kul­mi­nier­te dies im legen­dä­ren Auf­tritt des Decker-Vor­gän­gers Karl Held, der Wolf­gang Pohrt und ande­re »anti­deut­sche Dich­ter« beim kon­kret-Kon­greß in einem emo­tio­na­len Auf­tritt atta­ckier­te (spä­ter, in Teil 2, auch den DKP-Mar­xis­ten Georg Fül­berth und Her­mann L. Grem­li­za, der Held ruhig­stel­len will, daß mit dem »lin­ken Faschis­ten­ge­schwät­ze jetzt mal Schluß sein müs­se«; zu den wei­te­ren Refe­ren­ten des Kon­gres­ses zähl­ten u. a. Sahra Wagen­knecht und Jür­gen Elsässer).

Aber zurück zu Weiß­ruß­land: Der Bei­trag über die »Kri­se in Weiß­russ­land« bie­tet auf 43 Text­sei­ten (tra­di­tio­nell ohne jede Bebil­de­rung, ohne Autoren­an­ga­be) eine erschöp­fen­de Ein­füh­rung in Geschich­te und Gegen­wart jenes Lan­des, das in bun­des­deut­schen Medi­en immer wie­der als »letz­te Dik­ta­tur Euro­pas« gehan­delt wird.

Der Gegen­Stand­punkt, um Ver­mu­tun­gen vor­zu­beu­gen, bezieht kei­ne Stel­lung für oder gegen Lukaschen­ko, für oder gegen die weiß­rus­si­sche Art der Poli­tik­ge­stal­tung. Viel­mehr wird der Cha­rak­ter der Mins­ker Staats­rä­son her­aus­ge­ar­bei­tet, aktu­el­le sozio­öko­no­mi­sche Trans­for­ma­tio­nen beleuch­tet und die Stel­lung west­eu­ro­päi­scher Poli­ti­ken hier­zu – im typi­schen Sound – verballhornt.

Dabei wird, und dies dürf­te Ulrich M. Schmid et al. die Buch­zeit­schrift zuklap­pen las­sen, auch gewür­digt, was Lukaschen­ko bei aller Kri­tik an sei­ner Herr­schaft bewerkstelligte:

Was er geschafft hat, ist eine Ret­tung von Staat und Nati­on, bei der Tei­le des real­so­zia­lis­ti­schen Erbes wei­ter­le­ben, einer­seits in den Poli­tik­me­tho­den und der Rhe­to­rik des Chefs und ande­rer­seits in einem Kon­glo­me­rat aus Staats­in­dus­trie und Pri­vat­ei­gen­tum, das sich weni­ger aus einer irgend­wie sys­tem­theo­re­tisch begrün­de­ten Ent­schei­dung als aus dem staat­li­chen Bedarf zur Bewäl­ti­gung des umfas­sen­den Not­stands erge­ben hat, den die kapi­ta­lis­ti­sche Umwäl­zung der 90er Jah­re gestif­tet hat­te. Was in gewis­sen Hin­sich­ten ziem­lich gut gelun­gen ist, wie sogar west­li­che Instan­zen vermerken.

Immer­hin müs­se auch die UNO in ihrem Ran­king ein­ge­ste­hen, daß der Lebens­stan­dard in Weiß­ruß­land zu den höchs­ten in den frü­he­ren GUS-Staa­ten zählt – wobei der Gegen­Stand­punkt frei­lich unter­schlägt, daß es sich bei denen, die hin­ter Minsk lie­gen, um aus­nahms­los nicht­eu­ro­päi­sche Staa­ten han­delt, was durch­aus eine Rol­le bei der Bewer­tung spie­len müß­te, sofern man rein mate­ri­el­le Gege­ben­hei­ten als pri­mä­ren Indi­ka­tor für Wohl und Wehe einer Nati­on anerkennt.

Inter­es­sant ist die aus­führ­li­che Schil­de­rung der »drei­ge­teil­ten Wirt­schaft«: staat­li­che Groß­be­trie­be, (eher pri­va­te) Unter­neh­men der Petro­che­mie, west­li­che Inves­to­ren in Son­der­wirt­schafts­zo­nen (dar­un­ter der welt­weit bekann­te »High­tech-Park« PWT, aber auch Sie­mens, Bosch, Bay­er usf.) neh­men die größ­te Rol­le ein; unter­halb die­ser Drei­tei­lung fin­det man klei­ne­re Zulie­fer­be­trie­be und Selb­stän­di­ge, die durch­aus der Kon­kur­renz einer Markt­wirt­schaft unter­wor­fen werden.

Beson­ders beim PWT wird deut­lich, daß bis­wei­len fal­sche Vor­stel­lun­gen über Weiß­ruß­land zir­ku­lie­ren, wenn man vor­ei­lig pau­schal von einer Armuts­kam­mer Euro­pas aus­geht: Denn die FAZ ver­mel­de­te am 28.8.2020, daß dort Ange­stell­te ein Net­to­mo­nats­ge­halt von 2000 bis 3000 Euro bezie­hen – ein Viel­fa­ches des Durch­schnitts­lohns im Land, was Miß­gunst und Ansprü­che ande­rer Bran­chen nähr­te und nährt.

Neben die­sen und vie­len wei­te­ren har­ten Fak­ten zur sehr spe­zi­el­len Öko­no­mie Weiß­ruß­lands wird auch die geo­po­li­ti­sche Situa­ti­on aus­führ­lich unter­sucht. Als

Puf­fer zwi­schen den vor­ge­scho­be­nen Posi­tio­nen der NATO und der rus­si­schen Westgrenze

nimmt das Land eine Son­der­rol­le in Euro­pa ein – vor allem aber für den gro­ßen Bru­der Ruß­land. Denn die­ser will sein stra­te­gi­sches Vor­feld sichern. Der Kreml nut­ze, so die GSP-Autoren,

die ele­men­ta­re öko­no­mi­sche Abhän­gig­keit des Part­ners; er ver­schafft sich mate­ri­el­le Mit­tel der Kon­trol­le über Weiß­russ­land, um es sich poli­tisch und mili­tä­risch ver­läss­lich zuzuordnen.

Man will sei­tens Mos­kau also einen

sou­ve­rä­nen Staat unter die eige­ne Kon­fron­ta­ti­on mit dem Wes­ten sub­su­mie­ren und ihm die stra­te­gi­schen Inter­es­sen des Kremls aufzwingen.

Das gelingt mal bes­ser, mal schlech­ter; Lukaschen­kos Spiel­raum erwei­tert sich bis­wei­len, wird aber zuletzt durch die west­lich gestütz­te Oppo­si­ti­on mit ihrem Geflecht aus NGOs und der dar­aus resul­tie­ren­den inter­na­tio­na­len Fokus­sie­rung auf das weiß­rus­si­sche Pro­blem zuletzt stark eingeschränkt.

Mit Recht ver­wei­sen die Autoren auf den »Rechts­ti­tel auf Umsturz«, den sich die neue »Zivil­ge­sell­schaft« selbst ver­lei­hen will, indem sie alle Regis­ter der Moral­po­li­tik zieht, wenn

Frau­en, jun­ge und sehr alte, bar­fuß, in wei­ßer Klei­dung und mit Blu­men in der Hand ver­prü­gelt werden,

und die Kame­ras der NGOs und ihrer west­li­chen Hel­fer – der »staats­zer­set­zen­de Unter­bau«, so die Autoren – bereits vor­her, die Ent­wick­lun­gen vor­weg­neh­mend, auf die Sze­ne gerich­tet waren. (Was der GSP nicht beleuch­tet: Daß zum Prü­geln zwei Sei­ten benö­tigt wer­den: die, die das mar­tia­li­sche Ein­grei­fen aus Farb­re­vo­lu­ti­ons­al­lü­ren begie­rig ver­wer­ten, aber eben auch die, die zuschlagen.)

Erwäh­nens­wert – neben vie­lem wei­te­ren – ist im übri­gen auch die Coro­na­po­li­tik der Weiß­rus­sen. Ein Lock­down stand von Anfang an nicht zur Debatte:

Aber mit sei­nen Appel­len an die Durch­hal­tem­oral, mit Kraft­sprü­chen à la Bol­so­n­a­ro treibt der obers­te Chef den Unmut im Volk auf die Spit­ze. Da nützt es ihm wenig, dass Weiß­russ­land immer­hin über ein halb­wegs intak­tes Gesund­heits­we­sen ver­fügt, das in kras­sem Unter­schied z.B. zur Ukrai­ne nicht kaputt­re­for­miert wor­den ist und die Pan­de­mie bes­ser im Griff hat.

Bedau­er­li­cher­wei­se geht man nicht auf die Fol­gen die­ser Coro­na bewußt igno­rie­ren­den Poli­tik ein. Da selbst Fuß­ball und Eis­ho­ckey wei­ter vor Publi­kum statt­fin­den und zu kei­nem Zeit­punkt Schu­len, Kin­der­gär­ten, gas­tro­no­mi­sche Ein­rich­tun­gen oder auch der Ein­zel­han­del geschlos­sen wur­de, wäre die Unter­su­chung der Fol­gen die­se Radi­kal­po­si­ti­on ver­dienst­voll gewesen.

So aber bleibt die tat­säch­li­che Situa­ti­on zwi­schen Brest, Minsk und Gomel unbe­kannt: Die Staats­me­di­en haben ein Inter­es­se an einer Mani­pu­la­ti­on der Infi­zier­ten- und Todes­zah­len nach unten, die west­li­chen Regime-Chan­ge-ori­en­tier­ten Medi­en nach oben. So wird die tat­säch­li­che Rech­nung, die zu zah­len Lukaschen­kos Volk gezwun­gen ist, wie bei so vie­lem, was Coro­na betrifft, erst in den Fol­ge­jah­ren sicht­bar werden.

Bis dahin lohnt sich die Lek­tü­re der instruk­ti­ven Gegen­Stand­punkt-Ana­ly­se – trotz imma­nen­ter ideo­lo­gi­scher Wer­tun­gen – allemal.

Benedikt Kaiser

Benedikt Kaiser ist Politikwissenschaftler und arbeitet als Verlagslektor.

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Kommentare (46)

Laurenz

4. März 2021 18:44

@BK (1)

"Ich bin wahrlich kein Freund der im Regelfall peinlichen Vergleiche von Merkel mit Honecker, CDU/CSU mit SED, der EU mit der UdSSR und dergleichen –"

Natürlich sind die üblichen Vergleiche, auch die der NomenKlatura von "Rechts" mit Nationalsozialisten unlauter oder zumindest so eben nicht vergleichbar. Der Unterschied liegt in den politischen Absichten. Wir Rechten wollen auf keinen Fall weder einen sozialistischen, noch noch nationalsozialistischen Staat. Bei Merkel ist aber die politische Motivation/Absicht und das Ergebnis dasselbe, wie bei Honecker, nur die Mittel dazwischen haben sich verändert. Und die CDU ist, wie die SED auch, zu einer Parteitags-Klatscher-Partei verkommen, falls sie je mal was anderes war.

Und mit der Entsachlichung der Debatte von oben, wird der Ton eben rauer, unsachlicher, einfach schon deswegen, um das politische "Gleichgewicht" verbal zu halten.

Laurenz

4. März 2021 18:54

@BK (2)

Die Betrachtung der Moral (in Osteuropa oder sonstwo) ist schwierig.

Auch Kaiser Konstantin war sozusagen ein Katechon, welcher den Vorläufer des Katholizismus zur Stabilisierung des Reiches nutzte, und zumindest "kurzfristig" damit Erfolg hatte. Aber im weiteren Verlauf der Geschichte ließ sich die Demoralisierung nicht aufhalten, sie wurde eher noch durch die katholische Kirche verstärkt.

Kaczynski kann in Polen fast überall gegenwärtig sein, um die Moral aufrechtzuerhalten, Putin in Rußland nicht.

Und wenn man sich die letzten Rundbriefe von Abgeordnetenwatch bezüglich Lobbyregisters anschaut, so läßt sich feststellen, daß bei uns, vor allem bei der CDU, jegliche Moral schon seit 1949 verlustig war. Wenn wir davon ausgehen, daß die CDU christlich marode ist, steht über Osteuropa kein gutes Omen.

heinrichbrueck

5. März 2021 00:26

@ Laurenz

Ziel des Vergleiches ist also die Ermittlung von Unterschieden. Ein Vergleich ist das Gegenteil einer Gleichsetzung. Gewalttätige Gruppen können verglichen werden. Aber darum geht es nicht. Die Antifa ist das Werkzeug eines ganz miesen Spiels, aus der verkommensten Ideologie der Menschheitsgeschichte, sonst könnte oder würde sie nicht den Umvolkungsmord an den weißen Völkern, deren Territorien zu Einwanderungsländern gemacht wurden, mit Hitler relativieren und verschleiern helfen. Stürzenberger ist auch so ein Fall: Politischer Islam ist voll Nazi usw. Täglicher Schuldkult in einer Endlosschleife, und die NWO-Macher dürfen sich totlachen. Die können ihr Glück wahrscheinlich gar nicht fassen, welcher Relativierung (im Sinne von Verharmlosung) die Agenda der Westlichen Wertegemeinschaft anheimfallen konnte, wenn diese ständigen Rückblenden täglich, wie heute gegen Höcke in Offenbach, nicht ausbleiben. Überall Bunte Gesellschaften, die Hölle auf Erden, in der Umsetzung grandios relativiert.

Maiordomus

5. März 2021 07:05

Zu le Pen, deren höchst unwahrscheinliche Präsidentschaft bestenfalls eine Trump-Episode werden könne, fallen mir die Verse von St. George ein:

 

"tretet weg vom herde

 es ist worden spät"

 

Noch interessant die Debatte um die Abtreibung, die ich vor Jahrzehnten zwar noch auf die traditionell katholische Art führte. Sie muss wohl konsequent von Religion und Moral getrennt werden, auf eine rein wissenschaftliche Ebene gehoben. Etwa: Ist ein in Entwicklung begriffener Embryo rein wissenschaftlich biologisch ebenso ein Voll-Mensch wie zum Beispiel gesunde oder kranke Altersheiminsassen? Wie viele potentielle Lebensjahre werden mit der Abtreibung einer gesunden Frucht vernichtet? Was wissen wir sicherer: dass ein Embryo ein Mensch ist, oder wie das Wetter und das Klima in 40 oder in 70 Jahren sein werden? Bei welchen Tötungsvorgängen gibt es am wenigsten Gewissensbisse, wenn wir mal die verdrängten oder nicht zu unterschätzenden der betroffenen Mütter ausnehmen? 

 

Imagine

5. März 2021 09:27

Herr Kaiser, vor ein paar Tagen sah ich bei Ihnen folgenden bemerkenswerten Tweet::
„Die herrschende Klasse (eine kapitalistische, die einen linksliberalen Überbau kooptiert) nutzt die anhaltende #Corona-Krisensituation für den weiteren globalen Umbau von Wirtschaft und Gesellschaft. Wer hier den Strohmann #Sozialismus aufbaut, besorgt das Geschäft des Gegners.“

Jeder Anhänger des solidarischen Patriotismus sollte dies zu seinem Merkspruch machen, damit der hirnlose Sozialismus-Popanz  aufhört.

Zugleich ist festzuhalten, dass der „linksliberalen Überbau“ kontinuierlich abgebaut wird.

Linksliberalismus bedeutet individuelle Freiheitsrechte plus Sozialstaat. Mit der Freiheit der Menschen geht es jedoch kontinuierlich abwärts.

Gegenwärtig befinden wir uns längst im Stadium einer Diktatur, die als „Gesundheitsschutz“ geframt wird. Und im Anschluss daran bzw. in Verbindung damit zeichnet sich schon eine Ökö-Diktatur ab zum „Schutz des Überlebens der Menschheit“ angesichts einer drohenden ökologischen Katastrophe.

Die Gefahr des Untergangs durch eine „Klimakatastrophe“ ist genauso ein Fake wie das völlig übertriebene Bedrohungsszenario bei der Corona-Grippe.

Franz Bettinger

5. März 2021 09:43

@Umfragewerte (von Mdm LePen): Die AfD ist die stärkste Partei Deutschlands. Ihr wundert euch? Ich mich nicht. Civey befragt am 2. März 2021 die deutsche Bevölkerung: „Was würden Sie wählen, wenn am Sonntag Bundestagswahl wär?“ Die Rohdaten wurden veröffentlicht. Bitte:  AfD 23,5%, CDU/CSU 20,7%, Grüne 17,2%, SPD 14,3%, FDP 10,3%, PdL 9,1%. - Und dann wurden, wie üblich in den gelenkten Demokratien des Wertewestens, diese Daten gewichtet oder salopp gesagt manipuliert, damit die bevorstehenden Wahl-Fälschungen nicht gleich auffallen, mit diesem erwartbaren repräsentativen Ergebnis: CDU/CSU 32,3%,  Grüne 19,3%, SPD 15,4%,  AfD 10,3%,  PdL 8,5%, FDP 7,9%. Nomaské.  

Niekisch

5. März 2021 10:24

"Erkenntnis, dass ein »inklusives Gefühl der nationalen Identität wesentlich (ist), wenn man eine erfolgreiche, moderne politische Ordnung aufrechterhalten will«, in der Menschen intuitiv ähnliche Verhaltensmuster und Normen befolgen."

Dabei sollten wir das Empfinden einer nationalen Kontinuität nicht außen vor lassen. Trotz aller Schrecknisse das 20. Jahrhunderts mit seinem Mäandern des deutschen Stroms glänzen dessen Spiegel noch immer in der Sonne und können uns Wärme schenken, so wir denn wollen. Blicken wir wieder auf den Rhein, nicht immer nur auf Bug und Weichsel...

 

Laurenz

5. März 2021 10:55

@heinrichbrueck @Laurenz

"Ziel des Vergleiches ist also die Ermittlung von Unterschieden."

Sie gehen da etwas weit. Ein Vergleich stellt zwar Unterschiede fest, aber auch Gleichungen. Natürlich kommen auch Prognosen hinzu, siehe hier, der sichere Analyst "Der Relotius" mit https://www.spiegel.de/politik/deutschland/afd-beobachtung-durch-verfassungsschutz-in-den-abgrund-a-e427a460-1d44-4235-9596-ddb47a6d2038

"Die Antifa ist das Werkzeug eines ganz miesen Spiels, aus der verkommensten Ideologie der Menschheitsgeschichte"

Auch hier gehen Sie zu weit. Das war noch nie anders. Ihr Blick ist durch Ihre persönliche Erlebniswelt getrübt. In den extremen Krisenzeiten der Weimarer Republik wurde täglich aufeinander geschossen, was meinen Sie, was in der damaligen Medienwelt los war? Allerdings war damals der Polizeiapparat noch nationaler strukturiert & die Polizei-Sportvereine (Grün-Weiß) waren politisch-privat auf der Straße aktiv. Aber was aktuell nicht ist, kann noch kommen, wer weiß das schon.

Laurenz

5. März 2021 11:11

@Maiordomus

"Marine Le Pen"

Das Franzmann-Volk reagiert wesentlich emotionaler, wie auch egoistischer als wir & ist durch den dort üblichen romanischen Zentralismus im politischen Sinne besser organisiert. Hätten Sie erwartet, daß der mutmaßliche Ödipus Macron alle seine Mitbewerber, abgesehen von Le Pen, deklassiert? Sehen Sie, wir wissen es nicht. Bei der letzten Präsidentschaftswahl hat das Kapital noch enorme Summen in den Wahlkampf Macrons geschossen. Das wird diesmal, in Anbetracht der aktuellen Zustände, nicht mehr helfen.

Auch BKs Analyse zu den Publikationen über den RN & Marion Maréchal-Le Pen teile ich diesmal nicht ganz. Im Franzmann-Land ist das Unternehmertum & der Mittelstand wesentlich schwächer als bei uns. Hier gleicht es vielmehr dem weiter unter analysierten Belarus & Lukaschenko, weniger durch die Eigentumsverhältnisse der Großunternehmen, als durch die extrem eng verbundene, unternehmerisch unfähige Franzmann-Elite, welche durch die Ecole Francaise fehl-geprägt ist. Insofern ist auch die AfD und der RN im wirtschaftlichen Sinne, alleine schon in seinem Mitglieder-Status wenig vergleichbar.

Laurenz

5. März 2021 11:24

@Maiordomus

Was Ihre Sicht zur Moral angeht, so hatte ich mich nicht wirklich getraut, sowas zu schreiben & versucht, diplomatischer zu sein. (Guter Witz, nicht?)

Moral ist das Relikt eines energetischen Zustandes dessen ursächlichen Tatbestand wir kollektiv vergessen haben.

Meist ist Moral nur proklamiert, ein Feigenblatt. Von daher könnten wir sie weglassen & ehrlich nur unsere Interessens-Fragen abklopfen oder in ethischen Fragen prüfen, ob wir, rein emotional, abgeneigt oder zugeneigt sind. Allerdings ist es schwer, gegen die (grundsätzlich falschen) Moralisten, gerade in den Medien, anzukommen.

Was Abtreibungen angeht, so kann ich Ihnen nur empfehlen, ein langes Wochenende zu investieren, und in Ihrer Region eine Familienaufstellung nach Bert Hellinger zu besuchen. Finden Sie ganz sicher im Netz. Dort habe ich erlebt, was Abtreibungen mit Frauen oder generell Menschen machen. Durch diese eigene Erfahrung wurde ich zum Abtreibungsgegner und nicht durch irgendeine verkackte Moral.

Imagine

5. März 2021 12:07

In Polen sehen wir das Entstehen eines „Klerikalfaschismus“, durchaus vergleichbar mit der Erdogan-Diktatur, das eine Mal katholisch geframt, das andere Mal islamistisch.

Das sind gleichermaßen anti-liberale und diktatorische Systeme, welche politisch in Richtung Mittelalter gehen.

Aus wissenschaftlicher - sozialpsychologischer und zivilisationstheoretischer - Perspektive befinden sich diese Gesellschaften mehrheitlich im Zustand einer kollektivne Stagnation in einem infantilen Entwicklungsstadium, vergleichbar mit dem Mittelalter zu beobachten.

Die Menschen sind verunsichert und verängstigt, sie haben eine Affinität zu starken Führern und einem starken Staat.

Auf die politische und/oder religiöse Führungsperson und den Staat wird eine „Vaterfunktion“ projiziert, die Schutz und Sicherheit gibt.

Wobei die Führungsperson durchaus eine „Mutti“ sein kann. So wie es wahrscheinlich nur eine Frage der Zeit ist, bis der Papst als „der Stellvertreter Christi“ auf Erden auch eine Frau sein kann.

Diese Art der Religiosität ist die „Philosophie der Schafe“:
„Der Herr ist mein Hirte, mir wird nichts fehlen.“

Aus cooler rationaler Sicht mag dies als irrational und z.T. als psychopathologisch erscheinen, aber tiefenpsychologisch ist es ein Weg des Umgangs mit Ängsten und Unsicherheiten.

Waldgaenger aus Schwaben

5. März 2021 12:14

@Bettinger

Gewichtet heißt bei Umfragen zunächst mal, dass innerhalb der Befragten-Kohorte ein statischer Zwilling der Gesamtbevölkerung hergestellt wird. Wenn 70% der Befragten Männer und 30% Frauen sind, werden Männer-Stimme und Frauen-Stimmen mit Faktoren multipliziert, so dass die Stimmen beider auf 50% kommen. Dasselbe mit der Alterszusammensetzung und Wohnort, Beruf, Bildung etc. Deswegen werden bei Umfragen stets diese Daten mit abgefragt.  Das sollte bei Mediziners Grundwissen sein.

Bei Wahlumfragen (ich habe mal in der Auswertung solcher Umfragen gearbeitet) wird dann zusätzlich versucht den stets recht hohen Anteil an "keine Angabe" umzurechnen, sowie bewusste Falschangaben zu identifizieren. Die Umfrage-Institute betrachten ihre diesbezüglichen Algorithmen als Geschäftsgeheimnis.

Generell glaube ich schon, dass  Umfrage-Institute bewusst Zahlen veröffentlichen, die bewusst geschönt sind. Allerdings kurz vor Wahlen versuchen sie ein möglichst richtiges Ergebnis zu erreichen. Schließlich leben sie von Aufträgen von Unternehmen. Bei Forsa ist mir zum Beispiel aufgefallen, das die AfD dort stets ein bis zwei Prozente hinter den anderen Instituten liegt, um dann zu den Wahlen hin, sich den anderen anzunähern. 

Kritische Artikel hier Kritik der Umfrage-Methoden.

Lotta Vorbeck

5. März 2021 13:09

@Waldgaenger aus Schwaben - 5. März 2021 - 12:14 PM

… die mit des Dr. Ostens PCR-Test produzierten Inzidenzzahlen werden werden auch für einen Weiler in dem es nur drei Häuser und fünf Spitzbuben gibt, immer auf 100.000 hochgerechnet.

Ja, durch den Wald ist es kürzer als zu Fuß.

Und nachts ist es kälter als draußen.

Lockdown sofort beenden! Trotz Inzidenz von 625?

Laurenz

5. März 2021 13:27

@Imagine

Sie labern schon wieder und stehlen dem lieben Gott den Tag.

Weder in Polen, noch in der Türkei wurde das Wahlrecht eingeschränkt. Die Mehrheit der Bürger hat ihre jeweilige Regierung schlicht gewählt. Daß die PiS oder die AKP ihre eigenen Leute in gesellschaftlichen Schlüsselpositionen setzen, ist doch ganz normal. 

Sie interpretieren krankhaft irgendeine frei erfundene Psychologie in das Wahlverhalten jedweder Bürger, weil Ihnen das Ergebnis nicht paßt. Und kein Bürger des Planeten wird es Ihnen jemals Recht machen können. Gehen Sie mit der Überforderung anderer einfach mal zu einem guten "Coach" oder vielleicht auch zu einem Psychologen. Es macht überhaupt keinen Sinn, daß Sie Ihr persönliches Problem oder vielleicht sogar eine Glaubens-Psychose zur politischen Passion machen.

Nordlicht

5. März 2021 14:15

Polen: "... ultrakonservative Haltung in der Abtreibungsfrage um jeden Preis durchsetzen ..."

Zwischen Leben und Tod gibt es für ein Embryo nun einmal keine Zwischentöne ... Wer für das Leben ist oder für den Tod, ist nun einmal ultra.

 

RMH

5. März 2021 15:07

OT:

AfD obsiegt vorläufig gegen den VS!

https://www.zeit.de/politik/deutschland/2021-03/verfassungsschutz-darf-afd-vorerst-nicht-als-verdachtsfall-einstufen

Jetzt bleibt die Entscheidung in der Hauptsache abzuwarten.

 

Sugus

5. März 2021 15:19

@ Waldgänger aus Schwaben 

Natürlich werden erhobene Umfragedaten frisiert, bei rechten Parteien generell nach unten (Anfang der 90er in Baden-Württemberg "Republikaner" in allen Umfragen bei knapp 5%, Ergebnis knapp 11%). Die Ausrede der Institute ist dann, dass rechte Wähler bei Umfragen lügen würden. 

Gustav

5. März 2021 17:18

Le Pens enger Berater und Schwager Philippe Olivier sagt: ‚Die Entgiftung ist vorbei, jetzt geht es um die Präsidentschaftswahl.’ Zu Le Pens Schritten zur Normalisierung gehören das Lob für Charles de Gaulle (den ihr Vater wegen der Preisgabe von Französisch-Algerien verachtete), das Gedenken an die Opfer des Vel d’Hiv (ein Radsport-Velodrom, in dem Pariser Juden vor ihrem Abtransport in die NS-Todeslager eingesperrt wurden – M.K.), dass sie den Medien zustimmt, der „Große Austausch” sei eine unbegründete Verschwörungstheorie, und den verfolgten Identitären nur aus Gründen der Redefreiheit Unterstützung anbietet. (…)

Mittlerweile achtet Le Pen sehr darauf, zwischen Islam und Islamismus zu unterscheiden. Der Islam sei ‚eine Religion wie jede andere’ und habe Platz in Frankreich.

(aus acta diurna, Klonovsky)

Es spielt also überhaupt keine Rolle, wen oder was sich die Franzosen wählen. Am Ende wartet der Untergang....

anatol broder

5. März 2021 18:44

zeitmagazin, 2021, nr 8, sie sucht ihn:

«wohin zwischen corona und klimawandel, wohin in dieser durcheinander geratenen zeit, wohin mit gefühlen und sehnsucht? als zierliche powerfrau, ziemlich intellektuell, beruflich und umweltpolitisch unter dem dach von fridays for future engagiert, mit drei (fast) erwachsenen kindern, bleibt oft wenig zeit übrig fürs kennenlernen von neuen menschen. eine freundin hat mir zum 57sten geburtstag eine karte geschrieben: do more of what makes you happy. ich suche dich, 50–65 jahre, mit beiden beinen auf dem boden stehend, raum hannover wäre prima, für möglichkeiten, die ein gemeinsames leben bietet.»

Brandolf

5. März 2021 21:00

Werter Herr Laurenz, Kaczynski ist nur ein Satrap des US-amerikanischen Imperiums, Diktator einer von Subventionen der EUdSSR massiv profitierenden Mittelmacht und ein Westentaschen-Pilsudski! Kaczynski könnte durch eine verdeckte Intervention des Imperiums USA oder durch exterritoriale Repressivmaßnahmen der EU wirtschaftlicher Art (vulgo Sanktionen) in kürzester Zeit gestürzt werden. Inwiefern und vor allem durch wenn ist die öffentliche Moral in Russland denn bitte schön gefährdet? Durch Pseudoliberale Möchtegern-Oppositionelle? Geschlechtskrankheiten verbreitende nordkoreanische oder vietnamesische Prostituierte? Islamistische Terroristen? Einflussagenten des Westens wie The Insider oder Nawalny?

Teil 1

 

Brandolf

5. März 2021 21:01

Herr Kaczynski täte besser daran sich Herrn Putin hinsichtlich dessen Familienpolitik zum Vorbild zu nehmen und die Reproduktionsrate seines eigenen Volkes zu erhöhen, was Herrn Putin, wie man an der sich durch gezielte staatliche Förderungsmaßnahmen zur Familiengründung von 1,4 auf 1,8 erhöhten Geburtenrate der ethnischen Russen, erkennen kann, gelungen ist.

Die Muslime in Russland mögen zwar immer noch eine deutlich höhere Geburtenrate als die nicht-muslimische Mehrheitsbevölkerung haben, jedoch wandern die religiösesten Muslime aus Russland in die Mitgliedstaaten der EU aus, während die Aufnahme der sich - mit militärischer Unterstützung Russlands - von der Ukraine abgespaltenen Krim in die Russische Föderation und die Anwesenheit von Millionen Flüchtlingen aus dem Bürgerkriegsgebiet Donbass die ethnische und religiöse Bevölkerungszusammensetzung Russlands zumindest für einen bestimmten Zeitraum erneut zugunsten der europäisch-christlichen Bevölkerungsmehrheit verändert haben. 

Aus langfristiger Sicht stelle ich mir aber die Frage wie Herr Putin die "Muslimfrage" in seinem Land zu lösen beabsichtigt?

Teil 2

Brandolf

5. März 2021 21:06

Die Ukraine hat nicht nur ein durch angebliche Reformmaßnahmen ruiniertes Gesundheitswesen, sondern ist endgültig zu einer Neo-Kolonie der USA verkommen.

Hier ist ein aufschlussreiches Fallbeispiel über die Macht der USA über die bzw. in der Ukraine:

https://www.anti-spiegel.ru/2021/erfuellungsgehilfe-der-usa-ukraine-plant-enteignung-chinesischer-investoren/

 

Der_Juergen

5. März 2021 21:14

@Gustav

Schön, wieder einmal von Ihnen zu hören. Sie haben recht. Marine Le Pen hat in praktisch allen wichtigen Fragen eine Totalkapitulation vor der herrschenden Ideologie vollzogen. Sollte sie wider Erwarten gewählt werden (schon bei den letzten Wahlen wurde kräftig manipuliert),würden ihre Versuche, den Niedergang Frankreichs zu verlangsamen, von Anfang an sabotiert, so wie Trumps Versuche in Amerika sabotiert wurden. Ganz abgesehen davon, dass sie es, wie fast alle rechten Politiker, versäumt hat, in der Covid-Frage Klartext zu sprechen. Ihre Nichte, die für eine Art Neokonservativismus eintritt, ist ebenso wenig eine glaubhafte Alternative zu Macron. 

In gewissem Sinn sind Figuren wie Marine Le Pen sogar schädlich, weil sie bei patriotisch gesinnten Bürgern die Illusion erhalten, mit dem Stimmzettel eine Wende zum Besseren erzwingen zu können.

 

Imagine

5. März 2021 21:31

Auch wenn AfD und RN im EP beide Mitglieder der Fraktion „Identität und Demokratie“ sind, unterscheiden sie sich grundlegend.

RN ist wie die FPÖ Teil des etablierten Parteienspektrums. Die FPÖ war zudem Koalitionspartner in der Bunderegierung gewesen.
 

Dies alles trifft für die AfD nicht zu. Die AfD hat im besitzt in der politischen Klasse die Stellung eines Parias. Bei den Medien ebenso.

Politisch befindet sich die AfD inzwischen in einer ähnlichen Konstellation wie zuvor die NPD.

Selbstverständlich kann man in Österreich auch Wissenschaftler zu Tagungen einladen und mit ihnen diskutieren, die der FPÖ nahestehen oder Mitglieder sind. Das gilt in der Schweiz ebenso für SVP-Anhänger.

Jeder, der jedoch beispielsweise Benedikt Kaiser zu einer Podiumsdiskussion einladen würde, beginge einen Tabuverstoß. Denn in der medialen Meinung gelten heute erklärte „Rechte“ als „Nazis“ – und mit „Nazis“ kooperiert und diskutiert man nicht. Denn wenn man dies tut, macht man die „Verfassungsfeinde“ und „Nazis“ stark.

Wer nicht beim „Kampf gegen Rechts“ mitmacht  wird nach der Feind-Logik – „Wer nicht für uns ist, ist gegen uns!“ – aus Feind angesehen und in der Scientific Community zur „persona non grata“ gemacht.

Imagine

5. März 2021 22:35

Die Rassemblement National (RN) - bis Juni 2018: Front National (FN) – galt unter der Führung von Jean-Marie Le Pen, einem Mitbegründer der FN, als rechtsextremistisch und faschistisch,

Als dessen Tochter Marine Le Pen 2011 zur Vorsitzenden der FN gewählt wurde, veränderte sie den Kurs und das Image der FN grundlegend.

Im Zuge der Neuorientierung der FN  forderte sie  2015 ihren Vater öffentlich zum Parteiaustritt auf; im August 2015 wurde dieser wegen „schwerer Verfehlungen“ aus der Partei ausgeschlossen.

Die Partei definiert sich selbst als „weder rechts noch links“ sowie als patriotisch, sozial und souveränistisch.

Die wirtschaftliche Globalisierung wird abgelehnt und ein wirtschaftlicher Protektionismus angestrebt.

Programmatisch steht die RN in Opposition zur globalistischen und neoliberalen Politik und zum Teil links von der Linkspartei.

Über die soziologische Zusammensetzung ihrer Mitglieder, Wähler und finanziellen und medialen Unterstützer fehlen mir fundierte Kenntnisse. Ein Wählerpotential vermute ich vor allem in der abstiegsbedrohten Mitte sowie bei einem Teil der Lohnarbeiterschaft und des Prekariats.

Gewählt zu werden, ist das eine, über politische Macht für Veränderungen zu verfügen das andere. Das mussten die Sozialisten unter Hollande erfahren. Denn die Macht liegt derzeit ganz eindeutig bei der globalistischen Oligarchie aka „WEF-Mafia“.

Zur AfD gibt es wenig Gemeinsamkeit.

Laurenz

5. März 2021 23:05

@Inagine

"Politisch befindet sich die AfD inzwischen in einer ähnlichen Konstellation wie zuvor die NPD."

Die AfD befindet sich aktuell mit eigenen Fraktionen in allen Landtagen & dem Bundestag. Ein gewisser Unterschied zur aktuellen & historischen NPD, finden Sie nicht? Die NPD war nur in der DDR Teil der Einheitsfront & somit am gesellschaftlichen Prozeß formal beteiligt.

Und Sie sind also der Meinung, daß bei der AfD, wie bei der historischen NPD, der Bundesvorstand maßgeblich durch VS-Leute besetzt ist?

Haben Sie die Parteiprogramme beider Parteien mal gelesen und verglichen? Und im weiteren Verlauf das Parteiprogramm des RN?

Glast

6. März 2021 10:20

@Imagine

Sowohl auf der Makroebene als auch auf der Mikroebene würde es Le Pen an Feldhaubitzen fehlen. Dem Mehrheitswahlrecht geschuldet ist ihre Partei im französischen  Parlament praktisch inexistent. Sie müsste per Dekret durchregieren. Ob das ginge? Le Pen strebt daher ein Referendum zum Mehrheitswahlrecht/Verhältniswahlrecht an. Aussichtsreich? 

Imagine

6. März 2021 14:10

Wir befinden uns in einer Epoche eines grundlegenden gesellschaftlichen Umbruchs.

Wir sind bereits inmitten einer post-demokratischen Ära, zunehmend auch in einer post-rechtsstaatlichen. Und die Entwicklung zu einer post-liberalen hat mit dem Corona-Regime begonnen. Der Nationalstaat besteht zwar formal weiter, aber ist bereits in erheblichen Umfang neoliberal kastriert. Logischerweise werden der Abbau des Sozialstaates sowie die Verschlechterung der staatlichen Infrastruktur aufgrund des durch neoliberale Steuerpolitik geschaffenen Finanzierungsproblems weiter voranschreiten.

Die gesellschaftliche Mitte hat sich bereits an die Demokratie-Simulation gewöhnt, auch daran, dass kontinuierlich Teile der Mittelschichten – einschließlich der akademischen - gemäß Salami-Prinzip in die Unterschichten oder sogar in Prekariat absteigen.

Wer sich jedoch in gesicherter Position in der Mitte befindet, begrüsst eher den Abbau des Sozialstaats, weil er sich damit eine gewisse Befreiung von den sozialstaatlichen Solidarpflichten erhofft.

Für diese antisozialen und reaktionären Teile der Mittelschichten war und ist die AfD ein Sammelbecken, insbesondere die Meuthen-Mehrheit.

Die Frage ist, wie die Gesellschaft mit den Freiheits- und Konsumeinschränkungen sowie Zwängen umgehen wird?

Wie ich oben schrieb, ist zu erwarten, dass der „Corona-Diktatur“ eine „Öko-Diktatur“ folgen wird.
 

Laurenz

6. März 2021 17:03

@Imagine

"Wir sind bereits inmitten einer post-demokratischen Ära, zunehmend auch in einer post-rechtsstaatlichen."

Das gilt nur für den Westen, welcher sich auf dem Weg in die Oligarchie Ost-Europas in den 90ern befindet, insofern nur korrekt für den Westen. Ihr globaler Blick ist getrübt. Der Westen besteht nicht mal aus einer Milliarde von 7,4 Milliarden Menschen.

Ost-Europa hat sich zum Teil stabilisiert durch nationale Führungspersönlichkeiten, welche Sie, zum Teil, siehe Türkei (Kleinasien) & Polen, gerade noch in die Pfanne gehauen haben. Die osteuropäischen Neo-Nationalstaaten, wie auch die Türkei, stehen politisch massiv unter politischem Druck aus dem zunehmend oligarchen Westen.

Ihr geliebtes China hat sich durch Deng und seinem Nationalsozialismus chinesischer Couleur auf den Ebene des Individuums liberalisiert oder besser befreit, zB Reisefreiheit, Privateigentum. China ist Nationalstaat, der wie die historischen Nationalsozialisten auch, großen Wert auf den Außenhandel legt und vornehmlich die eigenen Interessen berücksichtigt. Weiter existierende autoritäre Einschränkungen betreffen vor allem China-Ausländer. Und da, wie Sie selbst häufig festgestellt haben, China auf dem Weg zur Weltmacht Nummer 1 ist, bleiben die Entwicklungen im Westen fragwürdig, da sie nicht als konkrete Antwort auf chinesische Dominanz als hilfreich zu erachten sind.

Niekisch

6. März 2021 19:20

"In gewissem Sinn sind Figuren wie Marine Le Pen sogar schädlich, weil sie bei patriotisch gesinnten Bürgern die Illusion erhalten, mit dem Stimmzettel eine Wende zum Besseren erzwingen zu können"

@ Der_Juergen 5.3. 21:14: Gilt das in gewissem Sinne nicht auch für die AfD, die aus meiner Sicht besser "Deutsche Alternative" als "Alternative für Deutschland" hieße? Will sie wirklich den internationalistischen Dekonstruktivisten aller Farben als ihr großes Ziel Souveränität - Identität - Sozialität systemisch entgegenstellen? Kann sie das personell und programmatisch sowie unter der Geltung des ParteienG und der VerfassungsschutzG überhaupt? 

 

Lotta Vorbeck

6. März 2021 20:57

@Niekisch - 6. März 2021 - 07:20 PM

"Will sie wirklich den internationalistischen Dekonstruktivisten aller Farben als ihr großes Ziel Souveränität - Identität - Sozialität systemisch entgegenstellen? Kann sie das personell und programmatisch sowie unter der Geltung des ParteienG und der VerfassungsschutzG überhaupt?"

---

Nein, will sie nicht.

Nein, kann sie nicht.

Nein, soll sie nicht.

Denn sie ist lediglich als Sicherheitsventil* konstruiert.

 

* Sicherheitsventile (Überdruckventile) gehören zu den Sicherheitsarmaturen nach DIN EN 806-1 bzw. DIN 3211 und schützen druckbeaufschlagte Räume oder Druckbehälter (z. B. Heiz- und Dampfkessel, Rohrleitungen, Reaktoren) vor einem für Druckgerät oder Drucksystem unzulässigen Druckanstieg. Bei Überschreiten des Ansprechdruckes werden Gase, Dämpfe oder Flüssigkeiten in die Atmosphäre oder in Sammelrohrleitungen abgeleitet.   [Wikipedia] 

Eo

6. März 2021 22:52

Wenn die Zeit umbricht,
wird der Raum neu geordnet und verteilt ...

 

Laurenz

7. März 2021 00:29

@Lotta Vorbeck

"Denn sie (die AfD) ist lediglich als Sicherheitsventil* konstruiert."

Wenn dem so wäre, würde man das Ventil nicht beseitigen wollen, will man aber. Soll tatsächlich der Druckkörper im Sinne der Beseitiger platzen, explodieren? Fürwahr, unwahrscheinlich. Und was wären dann die richtigen Maßnahmen, die für uns zu ergreifen wären?

Imagine

7. März 2021 10:56

Gibt es ein Beispiel dafür, dass im US-Imperium durch Wahlen eine Strukturrevolution in einem Staat erreicht wurde?

Es gab Versuche dazu. Zum Beispiel:

Mossadegh in Persien.

Allende in Chile.

Aber all dies blieb erfolglos angesichts der „full spectrum“-Übermacht der USA, nämlich militärisch, geheimdienstlich, medial, ökonomisch ($-Imperialismus).

Im US-Empire gibt es zudem eine Parallelstruktur zur öffentlichen Staatsstruktur, nämlich einen latenten aka „tiefen Staat“. Das ist die Machtstruktur, die den öffentlichen Staat beherrscht. Wer dagegen Politik macht, ist sich selbst als US-Präsident seines Lebens nicht sicher. Man denke auch an Aldo Moro, Olof Palme, Alfred Herrhausen etc.

Insofern ist auch der Handlungsspielraum einer Marine Le Pen beschränkt, sollte sie Präsidentin werden.

Frankreich ist integraler Teil des US-NATO-Imperiums, anders als Russland und China. Militär, Geheimdienste, Polizei etc. sind integriert in die NATO-Struktur und die USA haben die Kontrolle darüber.

 

Imagine

7. März 2021 11:17

Es gibt nur ein historisches Beispiel dafür, dass ein Entwicklungsland sich zu einem modernen Industriestaat mit wachsendem allgemeinen Wohlstand entwickeln konnte.

Das ist China.

Die Sowjetunion hat dies nicht geschafft, weil uwar Deutschland militärisch besiegt hatte, aber das anglo-amerikanische Herrschaftssystem sich den größten Teil der technologischen Entwicklungen Deutschland aneignen konnte. Siehe die „Operation Overcast“.

Die deutsche Industriearbeiterschaft war die höchstqualifizierteste und Deutschland hatte die technologisch höchstentwickelte Industrie auf der ganzen Welt. Deutsche Technologie und Ingenieursleistungen (Chemie, Elektro- und Atomtechnik, Flugzeug- und Raketentechnik usw. usf.) waren führend in der Welt.

Durch Bombenterror wurde die deutsche Zivilbevölkerung demoralisiert und war dadurch bereit gemacht worden, nach Ende des WK II für Hungerlöhne zu arbeiten.

Die modernen Industriestrukturen waren gezielt aus der Bombardierung ausgespart worden.

Die Super-Profite, die durch die erhaltenen industriellen Strukturen und durch die Hungerlöhne der Arbeiterklasse gemacht werden konnten, sind das Geheimnis hinter dem „deutschem Wirtschaftswunder“.

Laurenz

7. März 2021 11:50

@Imagine

"Die Sowjetunion hat dies nicht geschafft, weil sie zwar Deutschland militärisch besiegt hatte, aber das anglo-amerikanische Herrschaftssystem sich den größten Teil der technologischen Entwicklungen Deutschland aneignen konnte. Siehe die „Operation Overcast“."

Das stimmt so nicht. Die Sowjetunion besiegte Deutschland in erster Linie durch die exorbitanten Waffenlieferungen aus dem Westen über Murmansk und über das 1941 okkupierte Persien.

Alleine Nach Baikonur wurden 22.000 Deutsche Raktenforscher & Familien deportiert. Der Hauptgrund des II. Weltkriegs, ein Wettlauf um Deutsche Technik zu erbeuten, ging ungefähr gleich aus. Keine Großmacht bis zum heutigen Tag agiert anders, auch China nicht, Industrie-Spionage ist die Hauptaufgabe aller Intelligenz-Dienste, außer bei uns. In Deutschland (West) wurden nach dem letzten Krieg die Intelligenz-Dienste frühzeitig von Intelligenz befreit.

Imagine

7. März 2021 11:52

Deutschland ist seit dem 19. Jahrhundert durch einen grundlegenden Gegensatz gekennzeichnet. Naturwissenschaftlich-technisch war es vom Bildungssystem und hinsichtlich der Leistungen der Wissenschaftler und Ingenieure weltweit führend.

Deutsch war damals Wissenschaftssprache.

Politisch-kulturell war Deutschland jedoch nach wie vor auf dem Niveau einer vorbürgerlichen Stammesgesellschaft.

Am deutlichsten wurde dies im Dritten Reich.

Da war Deutschland einerseits ein High-Tech-Land, politisch-kulturell jedoch noch Mittelalter auf dem Niveau einer tribalistisch-rassistischen Gesellschaft.

Die fortschrittlichen Kräfte wurden nach dem WK I durch Terror, Mord und Bürgerkrieg, durch reaktionäre Freikorps, durch SA und SS unterdrückt.

An die Spitze wurde ein Hitler gebracht, dem man als Marionette der reaktionären Kräfte (Adel, Militär, Großindustrie, Großfinanz) 1933 die Macht übergeben hatte und der dann Deutschland in den Untergang führte.

In diesem Zusammenhang sei ein Literaturhinweis gestattet, wobei ich davon ausgehe, dass vermutlich nur Herr Kaiser sich damit befassen wird:
„Die Zerstörung einer Zukunft. Gespräche mit emigrierten Sozialwissenschaftlern.“

 

Niekisch

7. März 2021 12:17

"Wenn die Zeit umbricht,
wird der Raum neu geordnet und verteilt ..."

@ Eo 6.3. 22:52: Umbrechen der Zeit ist Umbrechen des Zeitgeistes...wer aber will das heute noch leisten? Gibt es dafür ausreichend Ideen, hinreichend Strukturen? Komme gerade vom Spaziergang..sah an einer Straßenlaterne eine Aufkleber: "Rote Zone Ruhrgebiet" mit Hammer & Sichel -Symbolik. Selbst die sind wieder da, aber wir? Wir haben ja nicht einmal ideellen Gleichklang im Kleinen und Unbedeutenden geschweige denn ein uns zusammenschweißendes großes Ziel mit tragfähigem weltanschaulichem Unterbau...

Lotta Vorbeck

7. März 2021 12:38

@Laurenz - 7. März 2021 - 00:29 AM

Wenn dem so wäre, würde man das Ventil nicht beseitigen wollen, will man aber. 

---

Habe ich was verpaßt?

Will Meuthens Meute das Sicherheitsventil beseitigen?

Sugus

7. März 2021 13:28

"Gibt es ein Beispiel dafür, dass im US-Imperium durch Wahlen eine Strukturrevolution in einem Staat erreicht wurde?"

Vielleicht bestand ja gar kein großer Bedarf dazu? Und um die Frage zu beantworten: War Venezuela 1999 beim Amtsantritt von Chavez kein Bestandteil des US-Imperiums? Und wo sind die Venezolaner jetzt? 

anatol broder

7. März 2021 14:21

aus komplett gänsehaut (2021) von sophie passmann:

«in den strassen, in denen man heute wohnt, sieht man plötzlich überall nazis. überhaupt ist das vielleicht die einzige sache, die unser land eint: überall nazis. […] es gibt da einerseits die naheliegenden klischeenazis in den ostdeutschen kleinstädten, strukturopfer und globalisierungsverlierer. […] in meiner strasse hasst man diese nazis. ich weiss das, ohne meine nachbarn zu kennen, es reicht, die fassaden zu sehen und die blumensträusse auf ihren fensterbänken. […] es sind blumen, die man kauft, wenn man weiss, wie man die nächste woche bezahlen soll. die leute, die in meiner strasse wohnen, hassen diese groben und dummen und lauten. […] die leute in meiner strasse sind aber eben auch die leute, die die nachkriegsreste der deutschtümelei nicht aus ihrem system bekommen: zur fussball-wm spüren sie dann trotzdem den drang, diesmal die m&ms in deutschlandfarben zu kaufen, ist doch witzig, denken und sagen sie dann. was ist daran witzig, jürgen, was für ein nationalstolz ist das, der auf schokolinsen passt, welches level klandestinen nazitums ist das?»

Niekisch

7. März 2021 17:07

 "der dann Deutschland in den Untergang führte."...

@imagine 11:52: Danke für Ihre historio-marxistische Aufklärung. Da bin ich jetzt aber wirklich beruhigt, dass wir den Untergang Deutschlands bereits hinter uns haben. In mir hat sich dann schon seit einiger Zeit fälschlicherweise der Gedanke eingebrannt, der Untergang stünde uns erst noch bevor....

Laurenz

7. März 2021 18:54

@Lotta Vorbeck @Laurenz

"Habe ich was verpaßt?"

_________

Anscheinend. 

Denn Meuthen ist wohl weder Initiator eines Sicherheitsventils noch der Installateur, sondern Bauteil des Ventils.

Laurenz

7. März 2021 19:30

@Sugus

Der externe us-amerikanische Staatsterror wird über die us-amerikanischen Botschaften koordiniert, welche die jeweilige Bedrohungslage durch ihre überall naheliegenden Militär-Stützpunkte gewichten. In mehr als 300 militärischen Konflikten nach dem II. Weltkrieg haben sich die USA damit mehr oder weniger ins eigene Knie geschossen. Es ist fraglich oder viel mehr zweifelhaft, ob die ökonomischen Erfolge, die Kosten des riesigen Militär-Apparats aufwiegen., bzw aufgewogen haben. Mißerfolge beim Export us-amerikanischen Demokratie-Verständnisses gab es schon früh beim Angriff auf Britisch-Kanada. Aber daraus gelernt, bis auf Trump & vielleicht Reagan, hatte bisher keine US-Administration.

Imagine

7. März 2021 20:39

1/2

@Niekisch   7. März 2021 17:07
„Da bin ich jetzt aber wirklich beruhigt, dass wir den Untergang Deutschlands bereits hinter uns haben. In mir hat sich dann schon seit einiger Zeit fälschlicherweise der Gedanke eingebrannt, der Untergang stünde uns erst noch bevor....“

Nein, Deutschland ist nie wieder „auferstanden aus Ruinen“. Das „Dritte Reich“ war definitiv das letzte.

In den ersten beiden Nachkriegsjahrzehnten gab es den Versuch, die humanistisch-emanzipatorischen Tendenzen Deutschlands, die in Deutschland während dessen kultureller Blütezeit im 18. Jahrhundert bis Anfang des 19. gegeben hatte, wiederzubeleben.

Vergeblich.

Die Nazis und ihre Anhänger hatten mit deutscher Gründlichkeit ganze Arbeit geleistet, diese Tradition zerstört und Deutschland in die Barbarei gebracht. Und die „Schwarzen“, welche die westdeutsche Nachkriegsruine regierten, rekrutierten sich zu einem erheblichen Teil aus Ex-Nazis und waren größtenteils Gegner der humanistisch-emanzipatorischen Tradition, auch wenn sie etwas anderes heuchelten.

Die Protestgeneration musste diese Realität schmerzlich mit politischer Repression und Zukunftszerstörung erfahren.

Wobei die SPD nicht besser war, denn deren Kanzler war für die „Berufsverbote“ verantwortlich.

Imagine

7. März 2021 20:41

2/2

Geistig ist Deutschland in den vergangenen 50 Jahren wieder zu dem geworden, was die Nazis daraus gemacht hatten: eine geistige Wüste. Heute dominiert von amerikanisch-kapitalistischer (Un)Kultur.

Hier sei an den Satz von Rolf Peter Sieferle erinnert:
„Vielleicht ist der Untergang Europas dann ein Lehrstück für andere industrialisierte Zivilisationen (wie China), und vielleicht werden die letzten Europäer in Übersee Zuflucht suchen.“

„Untergehen“ wird Europa vermutlich nicht, aber niedergehen. Es werden sich zunehmend Dritte-Welt-Verhältnisse mit Armutszonen, Prekarisierung und Slums entwickeln, so wie dies in den USA bereits der Fall ist.

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