So oder so ähnlich ließe sich das Axiom »The industrial way of life leads to the industrial way of death« des Vordenkers der radikalen Öko-Aktivisten von Earth First! Edward Abbey ins Deutsche übersetzen. Die Gruppe rund um ihren charismatischen Führer Dave Foreman hatte Anfang der 1980er ihre Antwort auf Was tun? im Kontext zunehmender Umweltzerstörungen in den USA für sich gefunden: Ziviler Ungehorsam und Sabotage – radikaler, aktivistischer Widerstand.
Ebenjener Form des Widerstandes widmet sich die kommende Ausgabe der von mir herausgegebenen Kehre, die nächste Woche nach einer etwas längeren Entstehungszeit endlich erscheinen wird – natürlich ist sie dann auch wieder bei Antaios erhältlich.
»Ökologie und Militanz« stehen im Fokus des Heftes und daher unweigerlich auch Earth First!, denen Kehre-Autor Hagen Eichberger einen Artikel gewidmet hat, der die Geschichte einer der relevantesten öko-aktivistischen Gruppen des letzten Jahrhunderts nachzeichnet.
Bei seinen Recherchen hatte Eichberger dank der Arbeit des Rachel Carson Center for Environment and Society der LMU München vollständigen Zugriff auf das publizistisch-geistige »Archiv« von Earth First!, die mit den Zeitschriften Earth First!, Wild Earth, ALARM und Live Wild or Die! ein breites Feld an Texten publizierten, die ihren Aktivismus intellektuell flankierten.
All diese Zeitschriften sind über die Datenbank des Rachel Carson Center hier frei verfügbar. Besonders Wild Earth ist zu empfehlen, das nach den internen Streitereien zwischen der »alten Garde« und der linksalternativ ausgerichteten Riege um Judi Barri als an den ursprünglichen Naturschutzzielen von Earth First! orientiertes Gegenwicht zum Linksruck von den Gründungsmitgliedern Dave Foreman und John Davis ins Leben gerufen wurde.
Themensprung: Seit dem Ende des 2. Weltkriegs konnte die Weltmacht der Vereinigten Staaten keinen Krieg mehr eindeutig und dauerhaft für sich entscheiden. Hatte der Sieg über das Dritte Reich und die Achsenmächte ihren ab dem 1. Weltkrieg begonnen Aufstieg vollendet und den Mittelpunkt »europäisch« imperialer Macht von Europa in den ehemals westlichsten Ausläufer des englischen Commonwealth verschoben, so blieb den US-Amerikaner ironischerweise nach Erreichen dieses Plateaus der militärische Erfolg verwehrt.
Auch die jüngsten US-amerikanischen »Militärinterventionen« überzeugten eher durch ihre destabilisierende Wirkung als durch die Etablierung einer Pax Americana, wie sie auch noch heute manchem Neokonservativen vorschwebt. Am Anfang dieser Serie militärischer, außenpolitischer Mißerfolge steht der Koreakrieg, der von 1950–1953 tobte und den Beginn der Stellvertreterkriege des Kalten Krieges markierte.
Während sich der rund 15 Jahre später ausgebrochene Vietnam-Krieg auch in Europa fest in das öffentliche Gedächtnis gebrannt hat, ist der Korea-Krieg in Vergessenheit geraten bzw. wurde ihm nie dieselbe Aufmerksamkeit zuteil wie dem Vietnam-Krieg. Nachvollziehbar, daß man ihn deswegen als den »vergessenen Krieg« bezeichnet.
Dabei wirkt er bis heute außenpolitisch nach: Die Spannungen rund um die koreanische Halbinsel, in deren Mittelpunkt Nordkorea als Atommacht steht, erklären sich aus diesem tiefen Einschnitt in der koreanischen Geschichte. ARTE zerrt den Korea-Krieg aus dem Vergessen und beleuchtet ihn in der sehenswerten, 1½-stündigen Dokumentation »Der ewige Korea-Krieg«:
In einem der zurückliegenden Netzfundstücke hatte ich hier bereits die monumentale Vietnam-Krieg-Dokuserie von Ken Burns und Lynn Novick vorgestellt. Jedoch war sie auf ARTE leider nur zeitlich begrenzt verfügbar gewesen. Nun hat der Sender das Werk mit deutscher Synchronisation des Schauspieler Joachim Król wieder eingestellt.
Bis zum 28. Juli 2021 ist die Serie noch auf YouTube abrufbar. Hier geht es zu Teil 1:
War Korea für die US-Amerikaner noch ein verkraftbares Patt gewesen, so erschütterte der Vietnam-Krieg die vor Selbstbewußtsein strotzenden Vereinigten Staaten von Amerika in ihren Grundfesten. Das Doku-Epos macht diese Erschütterung greifbar.
Falls Sie die neun Stunden dichter Betrachtung des Krieges mit 80 Zeitzeugen noch nicht gesehen haben sollten, nehmen Sie sich am besten an einem verregneten Wochenende die Zeit dazu.
Niekisch
"der Sieg über das Dritte Reich" Richtig: Der Sieg über das Großdeutsche Reich.