Der Verdachtsfall am Schreibtisch

Morgen, so Gott will und die Alliierten nichts dagegen haben, kommt endlich mein neues Buch aus der Druckerei.

Götz Kubitschek

Götz Kubitschek leitet den Verlag Antaios

Es heißt Hin und wie­der zurück, und eines der Kapi­tel ent­hält Tex­te in chro­no­lo­gi­scher Fol­ge über einen Vor­gang, der mit den heu­ti­gen Nach­rich­ten zu einem Abschluß gekom­men ist: Neben dem Insti­tut für Staats­po­li­tik ist nun auch der Ver­lag Antai­os für das Bun­des­amt für Ver­fas­sungs­schutz ein soge­nann­ter Verdachtsfall.

Das erwähn­te Kapi­tel heißt “Unter Ver­dacht”, die Tex­te dar­in beschrei­ben das Inein­an­der­grei­fen von will­kür­li­cher Begriffsum­deu­tung, media­ler Jagd, stra­te­gi­schem Miß­ver­ste­hen, Kri­mi­na­li­sie­rungs­wunsch und Amts­hand­lung. Am Ende steht man als “Ver­dachts­fall” da und kann selbst in den aller­ehr­lichs­ten Stun­den, im Gespräch mit den ver­wun­der­ten, ein wenig erstaunt nach­fra­gen­den Kin­dern zum Bei­spiel, nicht erklä­ren, wie es dazu kom­men konnte.

Also: Man kann es eigent­lich schon, aber die­ses Erklä­ren wird dann zu einem Exkurs über die Deu­tungs­macht, die eigent­li­che Rol­le der Pres­se, die eigent­li­che Rol­le von Gerich­ten, die eigent­li­che Rol­le des Ver­fas­sungs­schut­zes und die eigent­li­che Rol­le eines Staats, die er dann aus­üben kann, wenn er nicht zur Beu­te von Par­tei­en und zivil­ge­sell­schaft­li­chen Lob­by­grup­pen gewor­den ist – abend­fül­len­de Gespräche.

Bloß: Man spricht über einen hoff­nungs­lo­sen Fall, über einen Pati­en­ten, der sich an so vie­le Pil­len und Schläu­che, Schar­la­ta­ne und Ster­be­hel­fer gewöhnt hat, daß man ihn auf­ge­ben muß. Die Qua­dra­tur des Krei­ses ist selbst im ver­ständ­nis­be­rei­tes­ten Zuhö­rer­kreis nicht mehr zu leis­ten: wie­so noch die Idee von etwas (vom Staat, von der Ver­fas­sung, vom Ver­fas­sungs­ge­richt, von Bemes­sungs­kri­te­ri­en) gegen sei­ne der­zei­ti­ge Kon­kre­ti­on verteidigen?

Eigent­lich kann man das nur noch theo­re­tisch: Der poli­tisch-media­le Kom­plex spielt jetzt sei­nen Grand Ouvert run­ter. Das hat Vor­tei­le: Man kann auf­ste­hen und gehen und zuvor noch kurz die Kar­ten auf den Tisch legen – es ist egal, in wel­cher Rei­hen­fol­ge die Geg­ner sie weg­ste­chen, das ist nicht mehr unser, nicht mehr mein Spiel.

Der Ver­dachts­fall – weg vom Spiel­tisch, wie­der am Schreib­tisch. Mails pras­seln her­ein, “nicht auf­ge­ben” oder “kann ich nicht fas­sen”, aber, das schöns­te: Mails vom Set­zer, der ein­fach wei­ter­setzt, vom Autor, der den Streit um eine Idee ein­fach fort­schreibt, ohne mit einer Sil­be zu erwäh­nen, ob er das, was nun durch den Blät­ter­wald rauscht, über­haupt mit­be­kom­men hat. Das sind mir die liebs­ten: die­je­ni­gen, die sich wegen einer Pipip­füt­ze nicht vom Arbei­ten abhal­ten lassen.

Auf mei­nem Schreib­tisch liegen:

+ Satz­bö­gen einer neu­en, sehr biblio­phi­len Rei­he, die es in 451 num­me­rier­ten Exem­pla­ren geben wird. Die­se Rei­he wird aus­schließ­lich über Antai­os ver­trie­ben wer­den, die Bücher wer­den ohne ISBN erschei­nen, wer­den nicht aus­lie­gen, wer­den über ama­zon und VLB nicht auf­find­bar sein. Sol­che Sachen zu machen – die Frei­heit des Ver­le­gers, des Selb­stän­di­gen, der in kein För­der­netz­werk ein­ge­bun­den ist, kei­ne Opfer­k­ne­te vom Staat bezieht, sei­ne Iden­ti­tät nicht her­bei­schma­rot­zen muß, son­dern mit denk­bar gro­ßer Freu­de die Form, das Fer­ti­ge, das Gelun­ge­ne, das Fest­ge­hal­te­ne mit­er­stellt und genießt;

+ Ver­trä­ge zu neu­en Büchern für unse­re Theo­rie-Rei­he: der Welt­staat wird The­ma sein, rech­te Stra­te­gie in Zei­ten der Über­macht des Fein­des, viel­leicht auch etwas über den “Abschied von Deutsch­land”, eine haar­sträu­ben­de Bestands­auf­nah­me also;

+ die drei neu­en Bänd­chen der kapla­ken-Rei­he, die vor zwei Wochen erschie­nen sind. Bei zwei­en müs­sen wir fast schon die 2. Auf­la­ge vor­be­rei­ten, und unse­re Ver­triebs­lei­te­rin hat nach­drück­lich dar­um gebe­ten, ich sol­le end­lich die soge­nann­ten “Wasch­zet­tel” zu Ende for­mu­lie­ren. Das sind Buch­in­for­ma­tio­nen, die an mög­li­che Rezen­sen­ten aus­ge­sen­det wer­den. Bloß den­ke ich dies­mal noch deut­li­cher als sonst: Wozu? Kommt es dar­auf an, daß irgend­ei­ner, der sei­ne Bröt­chen öffent­lich-recht­lich oder sonst irgend­wo weit ent­fernt von uns ver­dient, sei­nen Senf dazugibt?

+ Zwei Päck­chen Stan­gen­boh­nen, die heu­te oder mor­gen noch in den Boden sol­len. Über­haupt ist der Gar­ten eine Pracht, nach drei tro­cke­nen Jah­ren “atmet die Schöp­fung auf”, wie es in einem gro­ßen Hym­nus heißt. Gärt­nern ist wie Ver­le­gen: Sorg­falt, Platz­wahl, der rich­ti­ge Zeit­punkt, Aus­jä­ten – und manch­mal latscht eine Zie­ge durch den Salat.

Immer lie­ber eine Zie­ge als ein Fuchs. Es ist wie­der Chris­ti­an Fuchs von der ZEIT, der die Tages­mel­dung vom Ver­dachts­fall Antai­os abfei­ert wie ein schwam­mi­ger Fett­sack eine neue Net­flix-Staf­fel. Es ist von gro­ßem Unter­hal­tungs­wert, ihm dabei zuzu­se­hen, wie er sich aus dem Ses­sel hoch­zu­stem­men ver­sucht, um sei­nen Anteil am Gesche­hen her­aus­zu­strei­chen. Sonst kann er ja nix.

Er ist eine Sys­tem­schran­ze, er wür­de unter jedem Sys­tem, Regime, Gesetz in ähn­li­cher Posi­ti­on lan­den: als Mei­nungs­funk­tio­när, aus­ge­stat­tet mit der Wit­te­rung fürs ange­sag­te Wort und mit jenem Quent­chen Ehr­geiz, das reicht, um beim Wie­der­käu­en einen eige­nen Zun­gen­schlag hör­bar zu machen. Er ist der­je­ni­ge, der nachtritt und sich immer damit her­aus­re­den wird, daß er doch bloß im Auf­trag han­del­te. Han­nah Are­ndt hat die­sen Typ beschrie­ben, und Gott!, bin ich froh, daß ich von völ­lig ande­ren Män­nern umge­ben bin!

Fuchs zün­delt wie­der, ande­re machen mit. War schon immer nicht anders. Der Ver­dachts­fall am Schreib­tisch: Er kor­ri­giert jetzt noch ein paar Manu­skript­sei­ten, dann geht er Boh­nen stecken.

 

 

Götz Kubitschek

Götz Kubitschek leitet den Verlag Antaios

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Kommentare (65)

Dieter Rose

15. Juni 2021 15:41

Jetzt erst recht -Antaios!

quarz

15. Juni 2021 15:48

Gibt's eigentlich schon den Begriff der politischen "Amtsprostitution"?

RMH

15. Juni 2021 16:01

Der Artikel in der 'Zeit" leidet unter einer Extrem Diarrhoe. Alles und jeder ist extrem. Natürlich auch Bücher. 

Man hofft natürlich mit solchem Maßnahmen, die Kundenlisten zu verkleinern und auszudünnen. G.K. gibt die richtigen Antworten darauf, raus aus ISBN und Co., Jetzt das Bibliophile und das Limitierte. Jetzt erst rechts.

Rheinlaender

15. Juni 2021 16:05

Ich frage mich, was in den Mitarbeitern solcher Behörden vorgeht, wenn sie miterleben müssen, wie ständig neue gummiartige Begründungen zur Legitimation der nachrichtendienstlichen Stigmatisierung oppositionellen Denkens erfunden werden "("verfassungsschutzrelevante Delegitimierung des Staates", "verfassungsschutzrelevante Islamfeindlichkeit"), während die FDGO sowie der Bestand Deutschlands, die man laut Auftrag doch eigentlich schützen soll, von anderer Seite Stück für Stück ganz real Tag für Tag von jenen radikalen Akteuren abgeräumt werden, die sich der Institutionen dieses Staates bemächtigt haben. Heute wurde etwa gemeldet, dass "weiße Männer" etwa im Auswärtigen Amt ganz offiziell zum Problem erklärt wurden, das man reduzieren müsse. Es müsste doch auch einigen Mitarbeitern dieser Behörden klar sein, was das für sie und für ihre Kinder langfristig bedeutet.

Waldgaenger aus Schwaben

15. Juni 2021 16:10

Für die Stangenbohnen ist es aber reichlich spät. Tipp: Über Nacht in Wasser legen dann erst in die Erde, besser zu flach als zu tief säen, damit sie die ihnen Wärme der kommenden Tage in Fülle zugute kommt, später noch anhäufeln.

Gibts sonst was Wichtiges zu kommentieren? Mir fällt gerade nichts ein.

 

Laurenz

15. Juni 2021 16:18

@Rheinlaender

Die Mitarbeiter dieser Behörden sind struntzdumm, sonst könnten Sie den Job ja gar nicht ertragen.

Die Briten setzten immer ihre besten Leute in die Geheimdienste, wir diejenigen, die sonst zu nichts zu gebrauchen sind. Das war noch nie anders, wenn wir mal von einem deutschen Admiral absehen.

Martin Heinrich

15. Juni 2021 17:36

BILD vom 15.6.2021 "Auswärtiges Amt soll 'woke' werden.", weil Mitarbeiter "zu blass und zu männlich" sind. Nein, danke. Dann doch lieber "Verdachtsfall" ...

Francesco

15. Juni 2021 17:37

Ich habe als Antaios-Kunde von Kubitschek selbst noch nie ein Buch gelesen, weil ich seine Texte etwas mysteriös fand.

Andererseits ist sein Schreibstil brillant. Kaum ein anderer Antaios-Autor kann so musikalisch mit der Deutschen Sprache umgehen wie er.

Ich werde das Buch kaufen. 19 EUR für 250 Seiten ist ein angemessener Preis.

Laurenz

15. Juni 2021 17:47

@Christian Fuchs & sein Schundblatt

Achja, bevor ich es vergesse, immer wieder gut

https://youtu.be/1iFSTUnf8xQ

Solution

15. Juni 2021 17:59

Wir stehen selbstverständlich nach wie vor hinter Ihnen. Wen juckt noch der VS? Wen überraschte es? Jeder, der jetzt rechts noch nicht im VS-Bericht steht, sollte sich fragen, was er falsch gemacht hat.

Nemo Obligatur

15. Juni 2021 18:13

Wenn man mal den Bericht zur Hand nimmt (S.85 f.), stellt man fest, dass der VS sorgfältig mitliest:

"Reichweite innerhalb der Neuen Rechten entfaltet insbesondere der Weblog 'Sezession im Netz'.... Als Kernthema des IfS gilt die 'staatspolitische Ordnung'. Nach seinem Verständnis ist das demokratische Staatswesen Deutschlands schwach und instrumentalisiert von nicht näher spezifizierten Interessengruppen. Ohne eine 'nationale Identität' gibt es aus Sicht des IfS für Deutschland keine Zukunft;... Das IfS richtet seine Strategie und Zielsetzungen auf den sogenannten metapolitischen Raum aus. Die Metapolitik wird nach Auffassung des IfS gegenwärtig mehrheitlich von 'linken' Akteu-ren dominiert, die folglich auch die kulturelle Hegemonie innehätten sowie alle wesentlichen Begriffe, Symboliken und Diskurse in der Gesellschaft steuerten und prägten. Dieser Auffassung liegt die Annahme zugrunde, dass die Deutungshoheit im vorpolitischen Raum zur Erlangung und Festigung der realen politischen Macht im parlamentarischen Bereich führe. Das IfS will zu einer kontinuierlichen Verschiebung der Machtverhältnisse beitragen, um letztlich zukünftige politische Entscheidungen zu prägen."

Da ist das IfS gut beschrieben. Ich sehe nur nicht, was daran verfassungsfeindlich sein soll. Da dürfte es sich wohl eher um ein politisches Ringen handeln. Ok, der wunde Punkt ist der "Ethnopluralismus".

HartwigBenzler

15. Juni 2021 18:34

Etiam si omnes, ego non.

Der Joseph

15. Juni 2021 18:36

Mein Kommentar wird sich auf dem Spendenkonto finden.

Glast

15. Juni 2021 19:32

Der Artikel Füchschens in der ZEIT ist so mit das unredlichste was ich seit langem gelesen habe - bereue fast, diesen Sprühschiss zur Kenntnis genommen zu haben. Bekomme da echt Blutdruckspitzen. 

Weiterkämpfen! 

Auf Sehrohrtiefe

15. Juni 2021 20:04

Ach, das mit dem Verfassungsschmutz hatte ich noch nicht gehört, aber es ist doch auch vollkommen uninteressant. Klopapier ist intelligenter bedruckt als jede Veröffentlichung von diesen Dilettanten. Es wäre ja inzwischen fast ehrenrührig, wenn Sie kein Beobachtungsfall wären.

Ich mache gerade meinen neue Bestellung bei Antaios fertig und lasse es mich nun etwas mehr kosten. Antaios ist immer gute Ware für wenig Geld. Nebenbei schreibe ich an einem - guten, auch wenn ich es selber sage - literarischen Text für Ihr Beilagenprojekt, und jedes Mal, wenn ich online einen Vortrag halte, hängt schön sichtbar Ihr Kalender im Hintergrund. Und mir wird noch so viel mehr einfallen...

Verfassungsschmutz = Stasi von Versagern für Versager. Ignorieren.

Rodericus93

15. Juni 2021 20:14

Gleich erstmal direkt einprozent-Fördermitgliedschaft und Sezession-Abo kündigen und alle Bücher von Antaios wegschmeißen.

Hoffe, der Mecki vom VS hat dann ein wenig Nachsicht mit mir.

Rheinlaender

15. Juni 2021 20:54

@Nemo Obligatur

Man muss nicht Gegner der FDGO sein, um zum Ziel des mutmaßlichen Missbrauchs der Inlandsnachrichtendienste für parteipolitische Zwecke zu werden. Wenn auf politischer Ebene der Wunsch geäußert wird, etwas zu finden, fangen die Behörden mutmaßlich mit der kreativen Suche an. An einem offen im Netz verfügbaren Dokument zu einem Thema aus dem Komplex "Neue Rechte", das in diesem Kontext entstanden ist, kann an nachvollziehen, wie das vermutlich abläuft. Dort wird z.B. aus Kritik an der Ansicht, dass nationale Identitäten willkürliche Konstrukte seien, ein Beleg für "völkischen Nationalismus" gemacht, der "kollektivistisch die Volksgemeinschaft in den Mittelpunkt stellt". Nichts davon fand sich im Originaldokument. An anderer Stelle wurde in einen Text, der Fremdenhass und Selbsthass gleichermaßen als Ausdruck einer gestörten nationalen Identität kritisierte, hineininterpretiert, dass der Autor Fremde "als Bedrohung für die eigene nationale Identität" wahrnehme. Scheinbar musste die verantwortliche Behörde ein gewünschtes Ergebnis liefern und tat dies gehorsam, wobei sie enorme kreative Fähigkeiten demonstrierte.

Andrenio

15. Juni 2021 21:11

Ritterschlag

Volksdeutscher

15. Juni 2021 21:39

@RMH - Für die Wahrheit interessieren sich heutzutage nur noch Extremisten. Lügen sind schick, trendig und "kühl".

Der_Juergen

15. Juni 2021 21:51

"Er ist eine Systemschranze, er würde unter jedem System, Regime, Gesetz in ähnlicher Position landen: als Meinungsfunktionär, ausgestattet mit der Witterung fürs angesagte Wort und mit jenem Quentchen Ehrgeiz, das reicht, um beim Wiederkäuen einen eigenen Zungenschlag hörbar zu machen. Er ist derjenige, der nachtritt und sich immer damit herausreden wird, daß er doch bloß im Auftrag handelte."

Um die Fähigkeit, solche Formulierungen zu finden, beneide ich Kubitschek. Während mein Neid wohlwollender Natur ist -"weisser Neid", wie die Russen sagen -, kann ich mir vorstellen, wie inbrünstig Nullen a la dieser Fuchs einen Mann hassen müssen, der ihnen intellektuell und moralisch so turmhoch überlegen ist. Der schlechteste je bei Sezession erschienene Beitrag ist im Vergleich zu dem erbärmlichen Geschreibsel eines Fuchs fast schon ein literarisches Meisterwerk.

Idise

15. Juni 2021 22:12

Anrüchigkeit wirkt für viele anziehend. So kann die Erhebung zum Verdachtsfall das Interesse am Antaios-Verlag und den angebotenen Werken auch steigern. Wer liebt schon langweiliges Mittelmaß? 

Nemo Obligatur

15. Juni 2021 22:13

@ Rheinländer

Ich nehme an, Sie stoßen sich an meinem Satz zum Ethnopluralismus. Ich zitiere aus einem Antaios-Prospekt: "Ethnopluralismus ist ein Schlüsselbegriff. ... Bloß: Was ist das eigentlich? Die Gegner sagen: ein versteckter Rassismus. Wir sagen: Die schwer beschreibbare, jedenfalls unbedingt verteidigenswerte Mischung aus Kultur,
Geschichte, Abstammung," In der Welt von heute operiert da mindestens in einer Grauzone. Ohne Herkunft, Kultur und Geschichte geht es nicht. Aber nationale Identitäten sind nicht in Stein gemeißelt. Die Völker Europas sind kaum 1000 Jahre alt. Wir leben heute in einer Epoche, in der die Karten und Völker neu gemischt werden. Warum sollen die Kinder aus einer deutsch-kamerunischen Ehe oder die Enkel türkischer Einwanderer nicht Deutsche sein können? Es geht um das rechte Maß. Eine Masseneinwanderung wie 2015 ist eine Katastrophe. Gegen Einwanderung an sich spricht jedoch genauso wenig wie gegen Auswanderung. Nachdem die Linken die bürgerliche Mehrheit 20 Jahre und länger mit der Forderung vor sich hergetrieben haben, anzuerkennen, daß Deutschland Einwanderungsland ist, muß diese Mitte jetzt auf strengeren Bedingungen dieser Einwanderung pochen. Ich denke, daß der Impuls dazu nur von Rechts kommen kann. Mehr will ich dazu gar nicht sagen.

Jan

15. Juni 2021 22:22

@Rheinländer

"Es müsste doch auch einigen Mitarbeitern dieser Behörden klar sein, was das für sie und für ihre Kinder langfristig bedeutet."

Genau diese Frage stelle ich mir auch schon seit einiger Zeit. Die Kinder, die heute geboren werden, sind zur nächsten Jahrhundertwende so alt wie heute Gauland oder Schäuble. In was für einem Deutschland werden diese Leute dann leben müssen? Wird es noch ihr Land sein?

Dass 2002 im Wahlprogramm der CDU/CSU noch stand, Deutschland könne aufgrund seiner Geschichte kein Einwanderungsland sein und man wolle das durch Rotgrün geänderte Einbürgerungsrecht wieder umwandeln, daran sollte sich auch CDU-Mitglied Haldenwang mal erinnern. Heute gilt sowas wahrscheinlich als rechtsextremes Zeug und als Beobachtungsgrund. Besonders die letzten zehn Jahre waren politisch eine Katastrophe und haben einige Verhältnisse völlig auf den Kopf gestellt, ja geradezu pervertiert (siehe Asylkompromiss 1993, wurde 2015 von Merkel in die Tonne getreten, einfach so).  

Jeder VS-Mitarbeiter sollte sich überlegen, was er seinem Land und seinen Nachfahren mit seiner Arbeit antut und für wessen Interessen er überhaupt seine Arbeit macht. Und besonders wie Geheimdienstkollegen außerhalb des Westens über die Zielrichtung des VS denken. Nicht wenige würden sagen: "Ihr arbeitet doch gegen euer eigenes Land. Wie verdreht im Kopf seid ihr eigentlich? Was stimmt bei euch nicht?".

Simplicius Teutsch

15. Juni 2021 22:37

Wenn ich diese Figuren Merkel, Haldenwang, Seehofer und fast den ganzen Bundestag, ohne die AfD und ein paar FDPler, anschaue: Mir gibt das schon einen Stich. Hatte ich als junger Mann doch mal ein relatives Grundvertrauen zu den politischen Großakteuren dieses Staats, in ihrem Anspruch als linke oder rechte Vertreter des deutschen Volkes; - ich denke mal an Schmidt, Genscher, Strauß und Kohl, wohl wissend oder vermutend, welchen Nachkriegszwängen und Unterwerfungen sie unterlagen.

Kaum zu glauben, wie sich die Zeiten innerhalb der letzten drei Jahrzehnte in der BRD ins Obrigkeitsstaatliche und Selbstzerstörerische geändert haben. Mittlerweile denke ich sogar, die Honecker-Clique, die ich nicht erleben musste, war vom Wunsche her ehrenwerter, aber leider auch völlig unfähig und von den zwanghaften Umständen in die aggressive Konfrontation zum eigenen Volk getrieben, als das heutige Personal.

Rheinlaender

15. Juni 2021 23:59

@Nemo Obligatur

Keinesfalls habe ich mich an Ihren Worten gestoßen; im Gegenteil: Ich wollte Ihnen zustimmen. Zumindest aus den offen verfügbaren Texten des Verfassungsschutzes geht nicht hervor, inwiefern das Institut oder der Verlag denn nun die FDGO bedrohen. Eigentlich sollte man ja erwarten, dass im Fall solcher weitreichenden staatlichen Eingriffe eine besonders ausführliche Begründung erfolgt. In diesem Fall hat man sich diese Mühe aber offenbar erspart. Mit kritischen Nachfragen muss man schließlich nicht rechnen. Die Reaktionen ausgerechnet der "liberalen" Presse, die das Vorgehen des Inlandsnachrichtendienstes gegen einen nonkonformen Verlag heute feiert, bestätigen dies.

Was das Konzept des Ethnopluralismus angeht, so habe ich den Eindruck, dass dieses im staatlicherseits stigmatisierten Spektrum keinesfalls Konsens ist. José Ortega y Gasset etwa kritisierte die Gedanken, die dem Konzept zugrundeliegen, ganz entschieden, was das IfS nicht daran hinderte, den entsprechenden Text in die Liste der "Schlüsselwerke" aufzunehmen. Ich vermute, dass es nicht an mangelndem Platz im Verfassungsschutzbericht liegt, dass solche Differenzierungen dort nicht auftauchen. 

Flaneur

16. Juni 2021 00:02

Wenn sich diejenigen durch die Aktivitäten von IfS, Antaios oder Ein Prozent bedroht sehen, die sich den Staat zur Beute gemacht, seine Verfassung in ihrer Interpretation und  Verfassungswirklichkeit immer mehr pervertiert haben und die an der Errichtung einer nur noch notdürftig demokratisch bemäntelten woken Weltanschauungsdiktatur arbeiten, dann ist man in Schnellroda offensichtlich auf dem richtigen Weg.

Stauffacher

16. Juni 2021 00:13

Gratuliere! In Zeiten wie diesen ist die Einstufung als "Verdachtsfall" ein Adelsbrief, ein Ritterschlag.

Rheinlaender

16. Juni 2021 00:13

@Jan

Ich vermute, dass es in deutschen Sicherheitsbehörden und der Bundeswehr durchaus oppositionelles Potenzial gibt. Dieses dürfte der Grund dafür sein, dass von regierungsnahen Medien in jüngster Zeit eine angebliche rechtsextreme Unterwanderung dieser Behörden erfunden wurde. Für diese gibt es zwar kaum Belege (die im Wesentlichen auf freien Erfindungen und Spekulation beruhenden Stories über den angeblich von Polizeibeamten organisierten NSU 2.0 z. B. würden unter normalen Umständen einen veritablen Medienskandal darstellen), aber man ist offenbar nervös, dass sich der Rückhalt für die Opposition so entwickeln könnte wie z.B. im französischen Militär. Man braucht die imaginierte rechtsextreme Unterwanderung, um Maßnahmen gegen Mitarbeiter zu legitimieren, die sich in bislang rechtlich nicht angreifbaren Grauzonen bewegen, wie der MAD sehr freimütig eingestand. Das ist eigentlich eine gute Nachricht, denn der betriebene Aufwand deutet darauf hin, dass man das oppositionelle Potenzial in den entsprechenden Behörden keinesfalls als gering einschätzt.

Cugel

16. Juni 2021 00:50

@Jan

"Jeder VS-Mitarbeiter sollte sich überlegen, was er seinem Land und seinen Nachfahren mit seiner Arbeit antut und für wessen Interessen er überhaupt seine Arbeit macht."

Staatsdienst ist immer attraktiv gewesen, und er ist es in diesen Zeiten mehr denn je. Sich bei guter materieller Absicherung nicht totmachen zu müssen ist ein starkes Argument. Hinzu kommt noch die exorbitante Quote von Universitätsabgängern mit Bullshitabschluß, zu produktiver Tätigkeit weder affin noch zu gebrauchen, nicht selten ideologisiert... Idealisten sind dünn gesät. Die Maschinerie läuft so seit jeher, da ist nichts zu machen.
Keine bahnbrechende Erkenntnis, aber man sollte sich ihrer eben darum immer gewahr sein.

Laurenz

16. Juni 2021 00:59

@Jan @Rheinländer

"Es müsste doch auch einigen Mitarbeitern dieser Behörden klar sein, was das für sie und für ihre Kinder langfristig bedeutet."

Die Frage ist, wie bei den meisten unserer Landsleute müßig. Man sieht meist nur den eigenen Lebensbereich. Und viele Bürger, auch Beamte, sind von der Ghettoisierung nur wenig betroffen. Hier ein Artikel des Tagesspiegels aus 2009 über Rio. Da sehen Sie unsere Zukunft, geht doch, wenn auch nicht im Sinne der Erfinder. So ist Multi-Kulti, wenn auch nicht in der Vorstellung deutscher Geisteskranker in Politik & Medien.

https://www.tagesspiegel.de/gesellschaft/panorama/favelas-mauern-gegen-die-armen-in-rio/1538718.html

quarz

16. Juni 2021 06:37

Ich empfehle, die Verachtung für die Drahtzieher dieses Amtsmissbrauchs auch mit ironischen Projekten zum Ausdruck zu bringen, indem man z.B. eine "Edition Verdachtsfall" herausbringt. Eine Ironisierung des Stigmas macht die Waffe stumpf.

RMH

16. Juni 2021 07:08

 "Heute gilt sowas wahrscheinlich als rechtsextremes Zeug und als Beobachtungsgrund."

Nicht nur wahrscheinlich, exakt so ist es und das wird hier auf diesen Seiten schon seit langem konstatiert. Wenn sich das Meinungsfenster nach links verschoben hat, dann sind normal-rechte Positionen mit einem Schlag das Lieblingswort vom Füchsle, nämlich ekstreehm, weshalb damit auch eine ganze, vor kurzem noch als normal geglaubte Welt ganz böse rechts-ekstreehm wird.

Der VS dekliniert im Grunde auch nur die ekstreehm weite Definition der Menschenwürde des BVerfG durch, die dieses als Blaupause für eine politischen Repression im 2. NPD-Verbotsurteil geliefert hat (auch vorherige, ältere Entscheidungen des BVerfG sind unter der oben genannten Betrachtung der Verschiebung eigentlich ekstreehm, da noch von einem deutschen Volk ausgehend).

Hin und wieder zurück - so der Untertitel auch vom Hobbit. Auf dem Rückweg war der Drache tot. Evtl. wird G.K. zusammen mit seiner Truppe bei ihrem Rückweg von einem ähnlichen Erfolg berichten können.

Florian123

16. Juni 2021 07:54

...den ZEIT-Artikel nicht angeklickt, schon beim Danger Dan lange gezögert und eigentlich nur wegen der Kalaschnikow kurz geguckt. Man hat ja wenig Zeit und unten liegt die neue Sezession und will gelesen (und verstanden) werden...

Gustav Grambauer

16. Juni 2021 09:18

I

Die Mischung aus Feigheit, Opportunismus und Secret Agenda (und damit Verlogenheit und Verdorbeheit) ist abscheulich. An Pierre Vogel aus Frechen trauen sie sich nicht ran bzw. befolgen brav das Njet von der Tiefstaatzentrale bzw. reiben sich insgeheim die Hände über ihn. Mutti posiert ja auch gern mit dem Leitwolf der Grauen Wölfe. Ein ganz anderes Kaliber ist Toel, der nicht nur über eine 180-Grad-Wende in der Geschichtspolitik theoretisiert sondern gleich mal die Teilnehmer seiner Veranstaltungen aufstehen und den ganzen Saal jeweils wie in einer Urschreitherapie "Ich bin stolz, ein Deutscher zu sein" skandieren läßt - dabei aber wie ein König auf Staatsbesuch polizeiliche Immunität genießt.

Dabei gibt es nicht nur die Hierarchie von der Militärbesatzungmacht herab zur Vasallenkolonie. Es gibt auch noch die Hierarchie der diskreten Loyalitäten. Viele, die in Sekten respektive Logen, Orden, Kirchen, Bruderschaften, Bünden usw. ihren Loyalitätseid geleistet oder ihren Loyalitätsschwur geschworen hat, haben für ihren als niederrangig verstandenen Eid auf das (republikanische) Grundgesetz nur noch ein insgeheimes zynisches Grinsen übrig.

Gustav Grambauer

16. Juni 2021 09:20

I

Etlicher Kleinstadthonoratiorenpopel fühlt sich ja sogar bei der Aufnahme in den in der Schattenhierarchie ganz unten stehenden Rotary-Club viel viel dolle arrivierter und größer als beim Ableisten seines Eids auf das Grundgesetz z. B. als Beamter oder Notar. Er wird sich im Fall der Interessenkollision immer an das von einem römischen Rechtsgrundsatz abgeleitete Prinzip juramento superior derogat juramenti inferiori halten, darüber unter keinen Umständen öffentlich sprechen und, solange die rote Lampe an der Kamera leuchtet, wie der kreidefressende Wolf aus dem Märchen den Eid auf das Grundgesetz als das Höchste in der Welt preisen.

So wie dies ja auch für international operierende """deutsche""" Konzerne gilt. Inmitten eines riesigen finsteren Sumpfes sind nur ganz wenige so geradlinige und lautere Charaktere wie Herrhausen, der am 11. September 1977 seinem Testament folgende Erklärung beifügte (was er überhaupt nicht nötig gehabt hätte): "Ich, der unterzeichnende Alfred Herrhausen, Solingen, Schloss Caspersbroich, erkläre: Für den Fall meiner Entführung bitte ich auf unverantwortliche Erpressungen, die sich gegen den demokratischen Rechtsstaat der Bundesrepublik Deutschland richten, nicht einzugehen. Solingen, den 11. September 1977.“ (- Quelle)

- G. G.

Waldgaenger aus Schwaben

16. Juni 2021 09:24

Noch was:

Die Partei "Die Linke" fordert schon lange die Auflösung des Verfassungsschutzes. AfD und Linke haben zusammen in Thüringen (noch) die Mehrheit. Warum stellt die AfD nicht einen Antrag dem dortgen Landesamt für Verfassungsschutz ans Bein zu pinkeln, Mittel kürzen oder so? Die Linke würde ihn natürlich ablehnen, aber lustig und listig wäre es schon.

Laurenz

16. Juni 2021 09:25

@Cugel @Jan

Cugel hat das schon richtig beschrieben, geht aber nicht weit genug. Die Polizei & das Finanzamt stellen jetzt Mitbürger ein, die körperlich (Polizei) & geistig früher zu meiner Zeit der geburtenstarken Jahrgänge nie genommen worden wären. Auf deutsch, man nimmt jetzt auch die Ungeeigneten. Die Ausbildung bei Polizei & Finanzamt ist extrem gut, aber die Bezahlung eben nicht mehr angemessen, um erstklassige Bewerbungen zu bekommen. Dasselbe gilt auch für bisher 1A-Bauingenieure bei den Gemeinden. Heutige Nachfolger dieser Fachleute müssen jetzt Spezial-Firmen beauftragen, weil sie selbst einfach nichts taugen & der Aufgabe nicht gewachsen sind. Der öffentliche Dienst, wie auch das Beamtentum tun sich unglaublich schwer, sich angemessen zu reformieren. Denn mal Hand auf's Herz, wieso sollte ein guter Bauingenieur nicht das doppelte von Bürgermeister verdienen? Der Apparat krankt auch hier an seiner sozialistischen Trägheit.

MARCEL

16. Juni 2021 10:04

"Man mußte übrigbleiben, darauf kam es an." (aus Alfred Andersch Sansibar oder der letzte Grund).

Übrigens ein lesenswerter Roman, aus dem das Zitat stammt, gerade heute wieder. Besonders eindrücklich die Schilderung von Barlachs Figur vom lesenden Klosterschüler - das sind wir.

Solange es uns gibt, bleiben wir der Stachel im Fleisch und das ist gut so!

Andreas Walter

16. Juni 2021 11:35

Die wollen tatsächlich jeden mundtot machen, der nicht bei manchen Themen die westliche Regierungsline fährt:

https://de.rt.com/inland/119152-medienportal-kenfm-von-anonymous-fuer-mehrere-stunden-gehackt/

https://meinungsfreiheit.steinhoefel.de/2021/06/14/fall-51-boris-reitschuster-vs-google-ireland-youtube-kanalloeschung-droht/#more-791

https://www.heise.de/tp/features/Verfassungsschutzbericht-2020-Der-Staat-und-seine-Delegitimierer-6071522.html

https://de.rt.com/meinung/119151-bruessel-steht-vor-noch-mehr-aerger-polen-lehnt-vereinigte-staaten-von-europa-kategorisch-ab/

Wie soll sich das bloss wieder entspannen, denn keiner wird nachgeben.

 

AndreasausE

16. Juni 2021 12:04

Jetzt werde ich meine Bibliothek durchstöbern und bei allen meinen Büchern aus dem bauernhofbeheimateten Antaios-Verlag, bei dem es sich um eine erwiesenermaßen extremistische Gruppierung handelt, eben diesen Verlagsnamen überkleben, sicher ist sicher, auch das selbsternannte Institut für Staatspolitik werde ich meiden, um keinem Vordenker der antidemokratischen extremen Neuen Rechten Gelegenheit zu bieten, mich in meiner freiheitlich-demokratischen Grundhaltung zu beirren.

Zur Frage mit den Stangenbohnen: Jetzt ist genau die richtige Zeit. Der Boden hat nun die nötige Wärme und die Keimlinge werden rasch aufholen, was in den Jahren vor der menschengemachten Erderhitzung gleich nach den Eisheiligen gewachsen wäre.

Rheinlaender

16. Juni 2021 16:29

Keine 24 Stunden, nachdem der Verfassungsschutz vor der Gefahr durch rechte Bücher warnte, gab es linke Unruhen mit Dutzenden von Verletzten mitten in der Bundeshauptstadt. Ironie der Geschichte oder einfach nur Behördenversagen?

Niekisch

16. Juni 2021 20:05

"bei allen meinen Büchern aus dem bauernhofbeheimateten Antaios-Verlag, bei dem es sich um eine erwiesenermaßen extremistische Gruppierung handelt, eben diesen Verlagsnamen überkleben"

@ AndreasausE 12:04: Diese Arbeit können Sie sich sparen: die Intelligenz der Wohnungsdurchsucher  ist derart gering, dass sie gar nicht wissen, was sie beschlagnahmen sollen. Diese Erfahrung durfte ich persönlich machen...

Laurenz

16. Juni 2021 20:56

Auch wenn die JF nur noch von einem sinkenden Stern beleuchtet wird, gibt es noch humorvolle Artikel, die unterhaltsam zu lesen sind, auch wenn Tichys oder Achgut hier wesentlich weiter sind.

https://jungefreiheit.de/debatte/kommentar/2021/schuldig-bei-verdacht-2/

Simplicius Teutsch

16. Juni 2021 22:19

Ja, der Kommentar in der JF, von Felix Krautkrämer, trifft es recht gut

https://jungefreiheit.de/debatte/kommentar/2021/schuldig-bei-verdacht-2/

 

Eigentlich würden wir, jedenfalls die meisten hier, mit unserer Einschätzung der politischen Lage in der BRD und seiner verächtlichen politischen Akteure daneben liegen, wenn es nicht so kommen würde, wie es jetzt mit der Kriminalisierung im Zuge des Verfassungsschutzberichts gekommen ist. Die haben die Macht, sie bestimmen die Regeln, sie machen die Gesetze. Keine Chance für Normalisierungspatrioten.

Diese BRD-Typen sind selber keine Demokraten. Null. Denn ein Wesensmerkmal der Demokratie ist es, dass ein Machtwechsel durch Wahlen möglich sein muss, um die Politik auch in eine andere Richtung zu lenken. Aber nicht hier! Wer in der BRD diesen Anspruch auf Machtwechsel äußert, wird als Verfassungsfeind behandelt und kriminalisiert. Keine Chance.

Es ist fast wieder lustig bzw. bittere Realsatire. Wir „Normalisierungspatrioten“ mit der weißen Fahne auf dem Dach werden als gefährliche „Extremisten“ kriminalisiert und exkommuniziert, weil wir Leute (z.B. offizielle Vertreter des deutschen Volkes) und Entwicklungen kritisieren, die in sehr extremer Weise alles Bisherige, alles Nationale abräumen oder umkonstruieren.

Fredy

17. Juni 2021 00:05

Es sollen ja auch noch 1988 Leute nach Bautzen eingewandert sein. Insofern: Durchhalten

Solution

17. Juni 2021 09:33

Schön, wie gelassen man das mittlerweile hinnimmt. Vor 5 Jahren hätte man sich noch darüber aufgeregt, gehadert, distanziert oder resigniert. Heute hat der im Dienste des Parteienkartells stehende VS den Bogen derart überspannt, daß man nur noch darüber lachen kann.

Als nächste Gruppe kommt dann wohl die biedere, liberalkonservative "Werte-Union" dran. Bei der liberalkonservativen JF kann der VS ja seine Erwähnung im VS-Bericht auch bald wieder aufnehmen, hatte der doch auf Grund eines für ihn nicht zufriedenstellenden Gerichtsverfahrens die Erwähnung im VS-Bericht zunächst eingestellt, jedoch nie die JF vom Verdacht des "Extremismus" freigesprochen.

Lotta Vorbeck

17. Juni 2021 09:53

@Fredy - 17. Juni 2021 - 00:05 AM

+ 1989:

"Ein 19 Jahre alter Brief von Thüringens Ministerpräsident Dieter Althaus könnte dem CDU-Politiker in Bedrängnis bringen. Ausgerechnet am Tag des Mauerfalls in Berlin forderte er vom Bezirksausschuß für Jugendweihe, daß die Zeremonie eine verstärkte marxistisch-leninistischen Weltanschauung bräuchte.

..."

DIE WELT am 25.10.2008 

 

+ 2021:

Offene Fragen um frühe Corona-Impfung von Ex-Ministerpräsident Althaus

DIE WELT am 19.03.2021 

anatol broder

17. Juni 2021 14:08

ich gratuliere zum neuen buch. bedeutet das unklare foto auf dem umschlag etwas besonderes?

Jan

17. Juni 2021 14:09

@ Lotta Vorbeck

Und vermutlich schon am 10. November 1989 hat Althaus das nicht mehr für notwendig befunden, sicherlich zum Jahreswechsel nicht mehr. Er ist ein typischer Wendehals und Opportunist, solche Typen kommen in jedem System zurecht. Ihre Ideologie heißt: Hauptsache ich schwimme oben. Diesen Typus gibt es in jeder Gesellschaft, individuelle Unterschiede gibt es bei der Ausprägung von Scham- und Skrupellosigkeit. In gewisser Weise ist die Mehrheit so. Man richtet seine Loyalität nach der Macht aus und heult mit den Wölfen. Geht die Macht unter, orientiert man sich blitzschnell um.

Ein in dieser Hinsicht typischer Vertreter aus Westdeutschland war Kurt-Georg Kiesinger. Eintritt in die NSDAP im Februar 1933, Mitglied bis zur Festnahme durch Allierte Ende April 1945, Haft bis September 1946, danach Eintritt in die CDU, schon 1947 Landesgeschäftsführer der CDU in Würtemberg-Hohenzollern, Entlastung vom NS und Einstufung als Mittläufer 1948. Er war nach seiner Haftentlassung ebenso schnell im neuen System angekommen wie 1933.

Laurenz

17. Juni 2021 14:31

@Jan@Lotta Vorbeck 

"Kiesinger"

In der DDR hatten Sie das wesentlich weniger. Dort wurde mehr entnazifiziert. Allerdings ist das völkerrechtlich extrem zweifelhaft. Eine Verurteilung als Kriegsverbrecher droht ja nur Verlierer-Mächten. Für beide späteren Supermächte, war dies ja auch nur ein Wettrennen um deutsche Technik, - Patente & - deutsches Personal. Und da Briten & Amis bezüglich der Sowjetunion ziemlich unterbelichtet waren, kassierte man dieses Intelligenz-Fachpersonal, wie Heinrich Müller, gleich mit ein. Da ist doch ein Kiesinger völlig harmlos. An israelischen Militärschulen hat man auch keine Hemmungen nach Guderian & Hartmann auszubilden. Viel mehr als Althaus war  https://de.wikipedia.org/wiki/Manfred_Stolpe ein Vertreter Ihrer Sicht der Dinge.

Lotta Vorbeck

17. Juni 2021 14:49

@Jan - 17. Juni 2021 - 02:09 PM

Ein Musterbeispiel aus neuerer Zeit: Schauen Sie sich doch mal die Vita dieses Herrn an etwas genauer an.

Seine Metarmophose vollzog sich vom atheistischen Volkspolizei-Offizier zum römisch-katholischen Polizeipräsidenten, vom SED-Genossen zum Mitglied im sächsischen Landesvorstand der CDU.

Sehr gehaltvoll auch die im Netz dokumentierten, noch immer leicht auffindbaren Äußerungen desselben Bernd Merbitz, überliefert aus der Zeit, als sich die DDR in den Orkus der "Gechüchte" [Helmut Kohl] verabschiedete.

Waldgaenger aus Schwaben

17. Juni 2021 15:35

Die WfD bringt einen Bericht darüber 

Schuldig bei Verdacht

Zeit für die Aussöhnung zwischen den verfeindeten Brüdern?

Bei der JF heißt es das IfS wird beobachtet, bei der ZEIT ist es der Verlag, beider Kopf ist zwar der Verdachtsfall, doch es wäre schon etwas Besonderes wenn der VS nun Verlage beobachtet, weil der Inhaber etwas seltsame Hobbies pflegt.

 Wenn ich Mitglied der Guglmänner wäre, eines Geheimbundes zur Wiedereinführung der Monarchie in Bayern ( Guglmänner) und einen Dachdeckerbetrieb hätte, würde der VS dann meine Dachdecker beobachten?

Nun zu Wichtigerem:

Meine Stangenbohnen ranken sich schon um die Stanken, denen des Verdachtsfall wünsche ich schnelles Gedeihen. 

Lotta Vorbeck

17. Juni 2021 15:37

@Jan - 17. Juni 2021 - 02:09 PM

"... Stattdessen kokettiert Althaus gern damit, nicht der SED, sondern der Blockpartei CDU angehört zu haben. Das allerdings war im auch zu DDR-Zeiten erzkatholischen Eichsfeld - Althaus' Heimatregion im Thüringer Norden - nicht besonders rühmlich: Hier setzte die Staatsführung ihre Vorgaben in erster Linie über die CDU und ihre Vertreter durch.

1993 fand der SPIEGEL heraus, dass Althaus im Juni 1989 vom FDJ-Zentralrat für "hervorragende Leistungen bei der kommunistischen Erziehung" mit dem Thälmann-Orden in Gold ausgezeichnet wurde. Keinem anderen Lehrer des Bezirks wurde diese Ehre zuteil. Das bestritt Althaus nicht, auch die entsprechende Belohnung von 500 "Ostmark" habe er angenommen - nicht aber den Orden. Darüber gibt es wiederum unterschiedliche Zeugenberichte.

Der SPIEGEL berichtete auch über eine Rede von Lehrer Althaus, in der er am 25. August 1989 [sic!] an den "festen Klassenstandpunkt" der Kollegen appellierte. Zudem schrieb Althaus nach Informationen des SPIEGEL noch Mitte November einen bemerkenswerten Beitrag: Darin machte er sich Gedanken, wie es gelänge, "unsere Schüler die Werte des Sozialismus als moralisch erstrebenswert erkennen zu lassen". ..."

Weiterlesen ...

Jan

17. Juni 2021 18:06

@ Lotta Vorbeck

Oh ja, dieser Herr Merbitz ist nun wirklich ein Musterexemplar für skrupellosen Opportunismus. Das personifizierte Fähnchen im Wind. Krass auch sein Zitat vom August 1990:

„Ich bin davon überzeugt, daß die Umstellung auf den neuen Staat Leuten wie mir leichter fällt als den Menschen, die im Herbst die Revolution gemacht haben. Diese Menschen werden auch in der Zukunft nur Außenseiter bleiben.

Da hat er den Revoluzzern noch mal schön einen Tritt verpasst nach dem Motto: "Wenn ihr mir schon meinen Staat wegnehmt, setze ich mich im neuen System gleich in relevante Positionen und sorge dafür, dass ihr auch dort Verlierer bleibt".

Solche Leute sind auf jeden Fall extrem machtfixiert und gleichzeitig autoritätshörig. Ob das System nun rot, braun oder bunt ist, spielt für sie eine untergeordnete Rolle, wichtig ist, ob sie dort eine Machtposition einnehmen können. Aufgrund ihres ausgeprägten autoritätsorientierten Opportunismus sind diese Typen aber auch charakterschwach und letztendlich illoyal. Man sollte sie immer gut im Auge behalten, denn sie werden schnell von der Stange springen, wenn der Wind sich dreht.  

Lotta Vorbeck

17. Juni 2021 18:18

@Jan - 17. Juni 2021 - 02:09 PM

"Und vermutlich schon am 10. November 1989 hat Althaus das nicht mehr für notwendig befunden, sicherlich zum Jahreswechsel nicht mehr. Er ist ein typischer Wendehals und Opportunist, solche Typen kommen in jedem System zurecht. Ihre Ideologie heißt: Hauptsache ich schwimme oben. ... Man richtet seine Loyalität nach der Macht aus und heult mit den Wölfen. Geht die Macht unter, orientiert man sich blitzschnell um."

---

Im Jahre 2004, die Auszeichnung des Dieter Althaus für "hervorragende Leistungen bei der kommunistischen Erziehung" schlummerte 15 Jahre tief im Präteritum, plakatierten Sie dann:

---> "Er setzt durch, was gut ist für Thüringen! Dieter Althaus. Der Ministerpräsident."

bocuse

17. Juni 2021 23:04

Aus Köln kommt nur Blödsinn. 

Laurenz

18. Juni 2021 09:43

@Bocuse

"Aus Köln kommt nur Blödsinn." 

Mit Erlaubnis der Redaktion verifiziere ich Ihre Behauptung mit Wischmeyer, alt aber immer wieder gut..... https://youtu.be/p8bAXobvNx4

Laurenz

18. Juni 2021 17:43

@die Redaktion (1)

Auf das Betreiben von @Franz Bettinger hin, habe ich mir das relativ neue Audio  https://youtu.be/GKHhT8bkhuw #19 | »Am Rande der Gesellschaft« über Wahlen, Beobachtungen und Unzufriedenheiten nochmals in Ruhe ohne Durchklicken angehört.

Mit fast allen Betrachtungen kann man sehr gut konform gehen. Bei 1 oder 2 Stichpunkten möchte ich Kritik ansetzen.

1. Prognosen

Prognosen, auch die von Profis, sind zu 99% falsch. Max Otte wurde wegen einer richtigen Prognose zur weltweiten Finanzmarktkrise 2007/08 überhaupt erst bekannt. Die Fonds von Otte liegen sonst im Schnitt.

Das ist bei Umfrage-Instituten auch nicht anders.

2. Umfragen

Da Meinungsforschungsinstitute natürlich, wie auch Analysten, keine Haftung übernehmen, können Sie veröffentlichen, was sie wollen. Die Annahme der engeren Redaktion, zu viele wüßten doch vom Schmu, ist falsch. Datenlieferanten sehen nur ihre Teilbereiche, wie bei der historischen Mondlüge auch. Nur wenige haben Zugriff auf die komplette Datenmenge & deren Veröffentlichung.

Wir haben dasselbe beim 1%-Thema "Wahlfälschung". Sobald ein Konservativer mit im Wahllokal auszählt, ist Wahlfälschung "unten" quasi unmöglich. Aber woher wollen die lokalen Wahlleiter wissen, was beim Landes- oder Bundeswahlleiter insgesamt ankommt & dann veröffentlicht wird?

Laurenz

18. Juni 2021 17:47

@die Redaktion (2)

Wenn die Hanswurste & Stiefellecker vom VS einem dumm kommen, ist vielleicht eine Retourkutsche möglich? Bringt es was, das "Institut für Staatspolitik" in "Institut für Staatskunst" umzufirmieren & statt Metapolitik Kunst zu verkaufen?

Wenn einem die Umfrage-Institute nicht passen, muß man eben eine eigene Umfrage-Butze aufmachen.

Waldgaenger aus Schwaben

19. Juni 2021 15:05

@Laurenz

Aber woher wollen die lokalen Wahlleiter wissen, was beim Landes- oder Bundeswahlleiter insgesamt ankommt & dann veröffentlicht wird?

 

Waren schon mal als Wahlhelfer tätig? ich glaube nicht. Die Ergebnisse jedes einzelnen Wahllokals werden in der Zeitung und im Interent veröffentlicht. Als Wahlhelfer können sie die Ergebnisse "Ihres" Wahllokals sich notieren oder merken und sie mit den veröffentlichten vergleichen.

Fälschungebn weiter oben können Sei entlarvern, indme Sie können sich einfach die Mühe machen selber zusammenzuzählen.

Wenn nun im jeden Wahllokal ein Konservativer mitzählt oder auch nur beobachtet, ist eine Fälschung bei der Auszählung schwierig.  Natürlich könnten gefälschte Stimmzettel in der Urne landen.

 

Der Ronny

19. Juni 2021 19:03

Ich hoffe, ihr habt jetzt keine schlaflosen Nächte, weil ihr von ein paar verbeamteten Berufsversagern bespitzelt werdet, die ohne diese Bundeskloake im Failed State in Müllcontainern nach Essbarem und Unterschlupf unter Brücken suchen müssten. Hey, wer beobachtet eigentlich die Figuren, die unsere Währung in Scheiße, unser einst so schönes Land in ein Shithole verwandelt und in ihrer erbärmlichen Corona Inszenierung Ultrareiche noch reicher gemacht haben? Möge Gott euch und eure Leser vor dieser Bande von Versagern beschützen.

Laurenz

20. Juni 2021 16:11

@Waldgaenger aus Schwaben @L. (2)

Wer veröffentlicht denn die Ergebnisse jedes einzelnen Wahllokals? Die Wahllokale ganz sicher nicht.

links ist wo der daumen rechts ist

22. Juni 2021 08:57

Teil 1

Schöne Einsichten, fürwahr.

„Gärtnern ist wie Verlegen…“. Ersteres kenne ich nur zu gut, Letzteres war ein Lebenstraum.

Und doch frage ich mich, warum der angehäufte Ärger allzu oft zu einem Heulen mit den Wölfen wird wie zuletzt hier:

https://sezession.de/64337/staat-oder-staatsferne-eine-debatte

„Libertär“ heißt das Reizwort, „Eigenverantwortung“ ist das Leitwort eines Selbständigen; das „Sozialismus“-Bashing eines Herrn Bosselmann (ein Konvertit) tut ein übriges.

links ist wo der daumen rechts ist

22. Juni 2021 09:01

Teil 2

Am Anfang steht z.B. ein harmlos scheinendes „Mehr privat, weniger Staat“; man sei ja nur gegen die vermeintlichen „Auswüchse“ eines wild wuchernden Sozialstaats, der ja nur für „Notlagen“ zuständig sei usw. Daß aber bei den staatlichen Transferleistungen die Pensionen an erster Stelle stehen, während die Altersarmut zunimmt, steht auf einem anderen Blatt.

„Soziale Gerechtigkeit“ oder „Gemeinwohlorientierung“ sind libertäre Fremdworte

Am Ende lauert die totalitär-gefräßige Agenda des Neoliberalismus, die den Einheitsmenschen schaffen will (und nicht der „Sozialismus“). Und wie der Liberalismus die Linke eingekauft hat (man lese nach bei Schrenck-Notzing), macht er das auch bei den Libertären aller Spielarten.

Keine Partei konnte dem bisher entrinnen. Man vergleiche etwa die unrühmliche Geschichte der FPÖ nach der Regierungsbeteiligung im Jahr 2000 und die Abspaltung des BZÖ.

links ist wo der daumen rechts ist

22. Juni 2021 09:12

Teil 3

In eigener Sache (sofern „wir vom Kommentariat“ nicht bloße, zu verheizende Meldegänger oder Minenspürhunde sind):

Schafft bitte endlich die einschränkende 1500-Zeichen-Maßnahme ab und identifiziert euch nicht länger mit dem Angreifer und seinen selbstgerechten C-Maßnahmen. Seid in dieser Hinsicht libertär und selbstbewußt und vertraut auf Selbstdisziplin ohne übergeordnete Autorität.

Einen Text mit 1351 Zeichen (inkl. Leerzeichen) zweiteilen zu müssen, ist ein Armutszeugnis und kostet nur Zeit und Nerven. Keinem nützt es. Honi soit…

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