Und Terror von rechts, das ist insbesondere für den transatlantisch wohlinformierten Spiegel schon seit über drei Jahren insbesondere die “Atomwaffen Divison” (AWD). Deren acht mutmaßliche Mordopfer seit 2017 waren indes zum weit überwiegenden Teil selbst Mitglieder der Gruppe (!) oder standen zu diesen in unmittelbarer Beziehung. Ein politischer Hintergrund ist dementsprechend mindestens Auslegungssache. Egal, was nicht paßt, wird eben passend gemacht: Seit Sommer 2018 – also lange vor Christchurch oder gar Halle – berichtet man von der Hamburger Ericusspitze aus in immer kleineren Abständen über die unmittelbare Terrorgefahr, die von dieser aus den USA stammenden Bande auch in Deutschland (als »Erben des NSU«) drohe.
Ein wesentlicher Grund dafür lag in der Möglichkeit, eine Gruppe mit eklatant (rechts-)extremistischer Agenda pars pro toto als im Windschatten von Donald Trump segelnd präsentieren zu können. Tatsächlich wurde die AWD bereits 2015 von jugendlichen Nutzern rechter Internetforen gegründet. Ziel war zu Anfang das “Prepper”-mäßige Training für einen als unausweichlich angesehenen Systemkollaps und/oder Rassenkrieg in den USA. Die – mehr als obskure – Hinwendung zu einer Ideologie der aktiven Eskalation erfolgte allerdings schnell und unter höchst merkwürdigen Umständen. Was seit Jahren milieuintern darüber vermutet wurde, ist nun gerichtsnotorisch, worüber der Spiegel wohl eher nicht berichten wird.
Bereits etliche Jahre vor diesem Fall hat das FBI Untersuchungen gegen eine Organisation namens “Atomwaffen” geführt […]. Das FBI hat im Rahmen dieser Untersuchung einen V‑Mann eingesetzt und großzügig bezahlt. Die Regierung [!] hat dem Verteidiger gegenüber angegeben, daß der V‑Mann in diesem Fall ungefähr seit 16 Jahren als Informant für das FBI arbeite. Dafür sind ihm seit 2003 mehr als 140.000 Dollar gezahlt worden. […] dem V‑Mann sind 78.133,20 Dollar sowie ein Vorschuß für Ausgaben in Höhe von 4378,60 Dollar gezahlt worden – seit dem 7. Februar 2018, was fast exakt mit seiner Arbeit für die Untersuchung in Sachen “Atomwaffen” […] übereinstimmt.
Der V‑Mann ist ein vorbestrafter Verbrecher und derzeit Eigentümer und Betreiber eines Verlags, der Literatur der White Supremacy vertreibt. Der V‑Mann begann seine Laufbahn als hauptberuflicher Informant im Austausch für eine Erleichterung seiner Verurteilung wegen Besitzes einer Feuerwaffe mit abgefeilter Seriennummer und unregistriertem Schalldämpfer. Er hat diese Tätigkeit gegen Bezahlung weitergeführt.
– United States of America v. Kaleb Cole, CR20-032 JCC, 13.08.2021.
Zu jener Zeit, im Jahre 2018, soll der nun als FBI-Einflußagent ausgemachte Joshua Caleb Sutter in die AWD eingestiegen sein und rasch die Kontrolle übernommen haben. Sutter war/ist gemeinsam mit seiner Partnerin – und ebenfalls FBI-Zuträgerin – außerdem Leiter einer US-Zelle der britischen satanistischen Endzeitsekte “Order of Nine Angles”. Im Sinne des “Büros” extremisierte Sutter die Gruppe weiter, engagierte sich im Anwerben besonders junger und beeinflußbarer Mitglieder – und machte natürlich eifrig Aufnahmen von Chats, persönlichen Gesprächen usw. Wie es der alternative US-Journalist und AWD-FBI-Aufdecker “Eric Striker” bündig zusammenfaßte:
Gewisse Interessengruppen, die fordern, die rasant wachsende nationalistische Bewegung im Namen des Vorgehens gegen »inländischen Terror weißer Suprematisten« zu zerschlagen, hatten vor 2018 Schwierigkeiten, eine Gruppe zu nennen, die ein Durchgreifen rechtfertigen würde.
Das FBI hat – in Zusammenarbeit mit Geheimdiensten weltweit – eine erfunden.
– Eric Striker: »Exclusive: The FBI Paid Leader Of Satanic Pedophile Death Cult $82,000 To Take Over Atomwaffen Division In Order To Brainwash, Drug and Entrap Its Young Members«, national-justice.com vom 22. August 2021.
Über diese Art von “rechtem” Terror wäre noch viel zu sagen, auch und gerade im Hinblick auf Europa. In Estland beispielsweise wurde als “Führer” der scheinbaren AWD-Ausgründung “Feuerkrieg Division” ein 13Jähriger (!) polizeilich einvernommen. Der Eindruck trügt also – auch weiterhin – nicht: Staatliche Behörden befördern “rechte” Terrorgruppen nicht nur, um sie zu gegebener Zeit öffentlichkeitswirksam auffliegen zu lassen. Die Praxis des FBI, die Medien zur politischen Steuerung der amerikanischen Öffentlichkeit zu benutzen, ist lange bekannt. Erst im August dieses Jahres wurde die Behörde in einem Bericht des Generalinspekteurs des US-Justizministeriums dafür gerügt, wie sie die öffentliche Meinung zu laufenden Gerichtsverfahren beeinflusst.
Vergleichbar intensive Arbeit behördlicher Einflussagenten in Sachen Terror ist mindestens aus der Zeit des Kalten Kriegs aus allen sogenannten rechtsextremen Gruppen Europas bekannt. Besonders in der Bundesrepublik Deutschland hat sie eine ganz spezielle Tradition, beginnend mit Aktivitäten alliierter Geheimdienste in den westlichen Besatzungszonen (Stichwort “Bund Deutscher Jugend” und insgesamt das Stay-behind-Programm der USA) sowie zeitnah übernommen von Verfassungsschutz und BND. Denken wir an das sogenannte Celler Loch, als der Verfassungsschutz Niedersachsen einen Sprengstoffanschlag auf ein Gefängnis verübte, um einen Informanten in die Rote Armee Fraktion einzuschleusen. Denken wir an das erste Verbotsverfahren gegen die NPD, das 2003 eingestellt werden mußte, nachdem herausgekommen war, daß so viele Schlüsselpositionen mit V‑Leuten des Verfassungsschutzes besetzt waren, daß der Partei vom Bundesverfassungsgericht eine »fehlende Staatsferne« diagnostiziert wurde.
Denken wir an Heinz Lembke. Denken wir an das Oktoberfest-Attentat 1980. Linke machen daraus nur allzugern, daß die BRD-Behörden längst von Rechtsextremisten unterwandert seien. Nun, vielleicht ist tatsächlich das Gegenteil der Fall? Das FBI ist nicht von ungefähr ein großes Vorbild unserer Ermittlungsbehörden. Wenn der “rechte Terror” auch hierzulande wesentlich von staatlichen Stellen gesteuert wäre – wen würde das noch ansatzweise überraschen? Gerade auch für die Profiteure vom “Kampf gegen rechts” ist der Fortbestand dieses Budenzaubers existentiell wichtig – siehe die Genossen von Stoppt die Rechten zum jüngsten mutmaßlichen Bombenbastler in Österreich: »Man kann auch psychisch krank und trotzdem ein Rechtsextremist sein«, paraphrasiert. Franz Fuchs läßt schön grüßen, die “Gruppe Ludwig” und viele andere “Rechtsterroristen” ebenso.
Inwieweit der Bänkelsang vom “rechten Terror” in den USA weiter ausgebaut werden wird, könnte sich schon bald zeigen: Am 18. September soll es eine große Demonstration als Nachklapp des “Aufstands” vom 6. Januar (zur Auffrischung lesen Sie hier) geben. Die Geheimdienste wittern schon jetzt eine neue “Verschwörung” von Gruppen wie “Proud Boys” und “Oath Keepers” – mal wieder, weil Mitglieder derselben scheints einfach nicht online den Mund halten können. Sei’s drum: Gerade “Oath Keepers” und “Three Percenter” haben sich als vorwiegende Veteranen-“Milizen” auch und gerade wegen ihres Waffenfetischismus bislang höchstens als radikale Zentristen herausgestellt. In Charlottesville noch waren sie die ersten, die vor der angreifenden Antifa das Weite gesucht haben; hinzu kommen proaktive Attacken auf “Rassisten”, die ihre “basierten schwarzen Freunde” emotional verletzen könnten. Es bleibt zu hoffen, daß bei dieser Veranstaltung nicht geschossen werden wird.
Was lernen wir? Nicht viel Neues. Man läßt sich eben einfach nicht verleiten zu einer Straftat, wenn man halbwegs bei Trost ist. Wie schon seinerzeit klargestellt: Wir haben viel zu sehr auf unsereins aufzupassen. Selbstzerstörerischer “Aktivismus” bis hin zum Terror kann und darf da gar nicht auf der Tagesordnung stehen. Und wer aktiv(istisch)e Zusammenschlüsse sucht, der wird – wenn er weiß, wovon er Abstand zu halten hat – sicher Möglichkeiten finden, die nicht »im Dunkeln leuchten«, wie man drüben sagt. Witzig genug darob, daß die AWD ausgerechnet das Piktogramm für Radioaktivität im Wappen führt.
RMH
Wenn man sich die Geschichte des Terrors der Nachkriegszeit bis heute betrachtet, stellt man fest, dass jeder substantielle Terror, also über den Einzeltäter hinausgehend, strukturelle Hintergründe hatte, die in staatlichen Dunkelfeldern von Geheimdiensten oder staatliche infiltrierten und kontrollierten Gemengen liegen, die eben bewusst außerhalb der eigentlichen Behörde gezüchtet werden. Selbst mancher lonesome wolf mag seine Einflüsterer gehabt haben. Die RAF hatte die DDR nebst Ostblock gesteuerten Palästinensern. Ehem. RAF "Rentner" wissen offenbar noch heute so viel, dass man ihnen Coups zur Geldbeschaffung zubilligt, denn es kann mir keiner sagen, dass es möglich wäre, so lange Jahre im Untergrund zu leben, ohne aufzufliegen. Bei dem sog. NSU hat man beredt auch recht schnell den Deckel drauf gemacht. Es gibt nicht die reichen Dunkelmänner, die als Privatiers Terror finanzieren. Weder rechte Altnazis (so der Mythos bei den Linken) noch 68er Establishment mit Geld und Einfluss (so der parallele Mythos bei den Rechten). Letztlich wird es immer einen Staatsbezug (gleich ob in- oder ausländisch) geben und wenn es sich dabei am Ende nur um Beamte handelte, die skandalöserweise und im "gutgemeinten" Übereifer, selbstredend ohne Kenntnis der Führungsebene, handelten (klassisches Bauernopfer Narrativ). Und: Es gibt keine rechte Szene, die nicht von Zuträgern und VS-lern durchsetzt ist. Weder bei der AfD noch hier. Davon muss - ohne dabei paranoid zu werden - jeder ausgehen.