Am 10. August 2020 verkündete die SPD mit Olaf Scholz ihren Kanzlerkandidaten für die Bundestagswahl 2021, was zu diesem frühen Zeitpunkt für viele Beobachter eine größenwahnsinnige Anmaßung gewesen sein dürfte. Im August 2020 lag die SPD in den Umfragen abgeschlagen bei 14–16%. Die CDU war noch inmitten des Findungsprozesses ihres neuen Vorsitzenden. Laschet war zwar bereits im Rennen, aber die Kanzlerkandidatur stand angesichts der ungeklärten Vorsitzfrage noch zur Debatte. Die Union stieg insgesamt auf solide 35% in den Umfragen, während die Grünen mit Umfragen zwischen 18–20% zwar Kanzlerambitionen anmeldeten, aber keineswegs in Reichweite zur CDU gesehen wurden.
Die SPD pokerte mit dieser frühen Entscheidung ziemlich hoch. Die Aufmerksamkeitsmunition für ihre Bundestagswahlkampagne hätte damit schon verschossen sein können. Zudem erntete die Partei viel Spott und Häme für ihre Ankündigung, einen Kanzlerkandidaten aufstellen zu wollen angesichts ihrer damaligen Ausgangslage von 14%. Die Nominierung wirkte eher wie die gewöhnliche Folklore einer einstigen Volkspartei, die jedoch schon lange in die parteipolitischen Drittklassigkeit abgestiegen ist.
Angesichts dieser Umstände vor einem Jahr erscheint die heutige Wiederbelebung der SPD und ihres Traums von der Kanzlerschaft umso beachtlicher. Innerhalb von nur zwei Monaten konnte sich die SPD in den Umfragen langsam auf die 20%-Marke vorarbeiten, bis sie schließlich sogar erst die Grünen und am 29. August schließlich in der Forsa-Umfrage die CDU/CSU überholen konnte. Mit diesem Datum begann schließlich auch ein demoskopischer Aufstiegstrend, der in einem solch kurzen Zeitfenster für die Bundesrepublik einmalig sein dürfte.
Manche mögen den Umfragen noch nicht so recht trauen. Insbesondere die Geschwindigkeit des Aufstiegs läßt Zweifel an der Glaubwürdigkeit der Umfragen aufkommen. Es dauert normalerweise mehrere Jahre, bis sich in der bundesrepublikanischen Parteienstruktur derartige Wählerblöcke verschieben. In diesem Fall hat es gerade einmal zwei Monate gedauert. Allein schon die demographische Altersstruktur im Elektorat wirft Fragen auf: Die Mehrheit der wahlberechtigten Bevölkerung ist über 50 Jahre und allein die Frauen Ü60 stellen mehr Wähler, als die gesamte Altersklasse U30. Sollten daher die Wechselwählerpotentiale nicht begrenzt sein, wenn man berücksichtigt, daß gerade die älteren Wähler enger an ihre Partei gebunden sind? Schauen wir also einmal genauer auf das aktuelle Umfragehoch der SPD.
Daß Forsa als erstes Institut das Überholmanöver gegenüber der CDU meldete, ist nicht überraschend, gilt doch der Institutschef Manfred Güllner als SPD-nah. Sein Institut war jahrelang Datenzulieferer für das Willy-Brandt-Haus. Inzwischen wird die SPD jedoch selbst in den CDU-nahen Umfrageinstituten wie etwa dem Allensbach-Institut als stärkste Kraft geführt und ihr Kanzlerkandidat dominiert mit deutlichen Abständen sowohl in der Umfrage nach dem geeignetsten Kanzlerkandidaten als auch in den Kompetenz- und Sympathiewerten.
Auch in den Bundesländertrends können die Sozialdemokraten deutlich zulegen. In Mecklenburg-Vorpommern würden bei den zeitgleich zur Bundestagswahl stattfindenden Landtagswahlen aktuell ganze 39% der Wähler der SPD und mit ihr der amtierenden Ministerpräsidentin Manuela Schwesig ihre Stimme geben. Bei der Abfrage zur Wahlpräferenz zur Bundestagswahl kommt die SPD im Nordosten inzwischen auf 31%, obwohl sie dort zur Bundestagswahl 2017 nur 15% der Stimmen holen konnte. In Berlin haben sich die Sozialdemokraten mit 22% bereits deutlich von der Konkurrenz abgesetzt. Und auch ein Blick auf die Wahlkreisprognosen zeigt, daß aus den vereinzelten und kleinen Flicken innerhalb von nicht einmal zwei Monaten ein großes rotes Meer geworden ist.
Diese Daten können trotz der bekannten Fehleranfälligkeit von Wahlumfragen kaum ignoriert werden. Sie zeigen nicht nur ein kurzes Momentum, sondern einen größeren Trend, der die demoskopischen Verhältnisse an der Spitze des bundesdeutschen Parteiensystems langfristig verschieben könnte.
Die Gründe für den Aufstieg folgen in Teil 2 des Beitrages.
Aussenseiter
Naja, der politmediale Komplex, insbesondere die sog. "Hauptstadtmedien", wollen unbedingt RRG, die haben zuerst voll auf Annalena gesetzt, diese hat sich aber als veritable Blindgängerin entpuppt. Dann haben sie eben auf Scholz-Apotheose umgeschwenkt. Zugegeben, ich meide die Mainstream-Medien, aber habe mich kürzlich in einem Anflug von Masochismus zwei Beiträge des ÖRR zur BT-Wahl angesehen, und beide Male reinste pro-Scholz-Propaganda. Dazu kommt, dass die SPD-Wahlkampftruppe geschickt die identitätslinken Irren wie Kühnert oder die katastrophale Frau Parteivorsitzende nach Möglichkeit versteckt. Da wählen va viele Ältere, denen es ja noch relativ gut geht, den als ruhig und besonnen dargestellten Scholz. Damit bekommen sie aber die identitätslinke Katze im Sack. Zudem wird diese Wahl auch neue Rekorde bei den Nichtwählern bringen (mMn die einzige Gruppe, wo die AfD zusätzliche Stimmen bekommen könnte). Die Union hingegen fährt ihrem verdienten Untergang entgegen, das Mitheulen "gegen räääächz" und die Ausgrenzung gegen die AfD wird ihnen nichts nutzen, schon jetzt fühlen sich ja die Linken bestärkt und attackieren zusehends die Union sogar handgreiflich (Info-Stände, Plakate werden heruntergerissen usw).